Spurgeon, Charles Haddon - Der Seelengewinner - Predigten, die geeignet sind, Seelen zu gewinnen.

Heute Nachmittag, Brüder, will ich mit Ihnen sprechen über

Die Art von Predigten, die am geeignetsten zur Bekehrung der Menschen sind,

die Art von Reden, die wir halten sollten, wenn wir wirklich wünschen, dass unsere Hörer an den Herrn Jesum Christum glauben und errettet werden möchten. Natürlich stimmen wir alle vollkommen darin überein, dass allein der Heilige Geist eine Seele bekehren kann; niemand kann in das Reich Gottes eingehen, es sei denn, dass er von oben wiedergeboren werde. Das ganze Werk wird von dem Heiligen Geiste getan und wir dürfen uns keinen Teil des Verdienstes bei dem Ergebnis zuschreiben, denn es ist der Geist, der den Menschen neu erschafft und in ihm wirkt nach dem ewigen Ratschluss Gottes.

Dennoch können wir Werkzeuge in seiner Hand sein, denn es gefällt ihm, Werkzeuge zu gebrauchen, und er wählt sie aus weisen Gründen. Die Mittel müssen für den Zweck passen, wie sie es taten, als David mit Schleuder und Steinen hinging, um Goliath zu schlagen. Goliath war ein langer Geselle, aber ein Stein aus einer Schleuder kann in die Höhe steigen; überdies war der Riese bewaffnet und geschützt und kaum verwundbar, außer an der Stirne, so dass diese grade der rechte Fleck war, wo er getroffen werden musste. Dass David eine Schleuder nahm, war nicht so wohl, weil er keine andere Waffe besaß, als weil er sich im Schleudern geübt hatte, wie die meisten Knaben es in der einen oder anderen Weise tun; und dann wählte er einen glatten Stein, weil er wusste, dass der für die Schleuder passen würde. Er nahm den rechten Stein, und als er ihn gegen den Riesen schleuderte, traf derselbe ihn in die Stirne, durchdrang sein Gehirn, und der Riese sank zu Boden.

Sie werden finden, dass überall in dem Werk des Heiligen Geistes eine solche Anpassung der Mittel zum Zweck sich findet. Als ein Mann zum Apostel der Heiden nötig war, wählte der Heilige Geist den weitherzigen, gutgeschulten, hochgebildeten Paulus aus, denn der war zu solchen Zwecken tauglicher, als der etwas engherzige, obwohl willenskräftige Petrus, der besser für die Predigt unter den Juden passte und von weit mehr Nutzen unter der Beschneidung war, als er je unter der Vorhaut gewesen wäre. Paulus ist an seinem Platze der rechte Mann, und Petrus an dem seinigen. Sie mögen hierin eine Lehre für sich selber sehen und suchen, Ihre Mittel dem Zwecke anzupassen. Gott der Heilige Geist kann eine Seele durch jeden Schriftspruch bekehren ohne Ihre Umschreibung, Ihre Auslegung, Ihre Erklärung; aber es gibt gewisse Schriftstellen, wie Sie wissen, welche die besten sind, die man den Sündern vor Augen stellen kann, und wenn dies bei Ihren Texten der Fall ist, so noch viel mehr bei Ihren Reden. Auf die Frage, welche Predigten am wahrscheinlichsten zur Bekehrung der Hörer gesegnet werden, würde ich antworten zuerst, diejenigen Predigten, welche bestimmt auf die Bekehrung der Hörer abzielen.

Es gibt Predigten von solcher Art, dass Gott, es sei denn, dass er anfinge, Weizen durch Schnee und Eis reifen zu lassen und begönne, die Welt durch Nebel und Wolken zu erleuchten, keine Seelen durch dieselben erretten könnte. Der Prediger selber denkt augenscheinlich nicht, dass irgendjemand durch sie bekehrt werden wird! Würden hundert Personen oder ein halb Dutzend durch sie bekehrt, so würde niemand so erstaunt sein, wie er selbst; in der Tat, ich kenne einen Mann, der bekehrt oder wenigstens von der Sünde überführt wurde unter der Predigt eines solchen Pastoren. In der Kirche eines gewissen Kirchspiels ward bei einem Mann ein tiefes Sündengefühl erweckt. Er ging hin, um mit seinem Geistlichen zu sprechen, aber dieser arme Mann wusste nichts mit ihm zu machen, und sagte: „Es tut mir sehr leid, dass in meiner Predigt etwas gewesen ist, was Sie unruhig gemacht hat, ich beabsichtigte das nicht.“ „Nun, Herr“, sagte der geängstigte Mann, „Sie sagten, wir müssten wiedergeboren werden.“ „O,“ erwiderte der Geistliche, „das geschah alles in der Taufe.“ „Aber,“ sagte der Mann, der sich nicht abweisen ließ, „das sagten Sie nicht in Ihrer Predigt; Sie sprachen von der Notwendigkeit der Wiedergeburt.“ „Es tut mir sehr leid, dass ich etwas gesagt habe, was Sie beunruhigt hat, denn ich denke wirklich, es steht alles gut mit Ihnen. Sie sind ein guter Mann, Sie waren nie ein Wilddieb oder irgendetwas anderes Schlechtes.“ „Das mag sein, aber ich habe ein Gefühl der Sünde, und Sie sagten, wir müssten neue Kreaturen sein.“ „Nun, mein guter Mann,“ sagte der verblüffte Geistliche zuletzt, „ich verstehe diese Sachen nicht; ich bin nie wiedergeboren worden.“ Er sandte ihn zu einem Baptistenprediger, und der Mann ist jetzt selbst Baptistenprediger, und das ist zum Teil das Resultat von dem, was er von dem Prediger lernte, der selbst die Wahrheit nicht verstand, die er andern verkündigt hatte.

Natürlich, Gott kann eine Seele bekehren durch eine solche Predigt und ein solches Predigtamt, wie dieses; aber es ist nicht wahrscheinlich, dass er es tut; es ist viel wahrscheinlicher, dass er in seiner unumschränkten Macht an einem Orte wirkt, wo ein warmherziger Mann seinen Hörern die Wahrheit, die er selber aufgenommen hat, predigt und dabei ernstlich ihre Errettung wünscht und sobald sie errettet sind, bereit ist, sie weiter in den Wegen des Herrn zu führen. Gott legt für gewöhnlich seine neugeborenen Kinder nicht unter Leuten nieder, die ihr neues Leben nicht verstehen und es ohne geeignete Nahrung und Pflege laffen; deshalb, Brüder, wenn Sie Ihre Hörer bekehrt wünschen, müssen Sie dahin sehen, dass Ihr Predigen direkt auf Bekehrung abzielt und dass es ein solches ist, wie Gott es am häufigsten segnet. Wenn das der Fall ist, so erwarten Sie, dass Seelen errettet werden, und erwarten Sie auch eine große Anzahl derselben. Seien Sie nicht zufrieden, wenn eine einzige Seele bekehrt wird. Gedenken Sie daran, dass die Regel des Reiches ist: „Euch geschehe nach eurem Glauben.“ In meiner Predigt im Tabernakel sagte ich gestern Abend, ich wäre froh, dass nicht geschrieben stünde: „Dir geschehe nach deinem Unglauben.“ Wenn großer Glaube in uns ist, so wird Gott uns Segen geben nach unserm Glauben. O, dass wir ganz und gar frei vom Unglauben wären, dass wir große Dinge von Gott glaubten und mit Herz und Seele so predigten, dass Menschen dadurch bekehrt werden könnten, indem wir Wahrheiten verkündigten, die geeignet wären, sie zu bekehren, und sie in einer Weise vortrügen, auf welcher Gottes Segen ruhen kann! Selbstverständlich müssen wir stets dabei auf den Heiligen Geist vertrauen, dass er die Arbeit wirksam mache, denn wir sind nur die Werkzeuge in seinen Händen.

Aber, und wir treten unserem Thema ein wenig näher, wenn die Hörer errettet werden sollen, so muss es durch Predigten sein, die sie interessieren. Sie haben sie zuerst dahin zu bringen, dass sie kommen und das Evangelium hören, denn es ist, in London jedenfalls, ein großer Widerwille gegen Gotteshäuser, und in Betreff vieler Kirchen und Kapellen nimmt es mich nicht sehr wunder. Ich denke, in vielen Fällen besuchen einfache Leute solche Gottesdienste nicht, weil sie das theologische Kauderwelsch nicht verstehen, das auf der Kanzel gebraucht wird; es ist weder Englisch, noch Griechisch, sondern etwas ganz Unverständliches; und wenn ein Arbeiter einmal hingeht und diese schönen Worte anhört, so sagt er zu seiner Frau: „Ich geh' nicht wieder dahin; das ist nichts für mich und auch nichts für dich; das mag viel sein für einen Herrn, der studiert hat, aber nicht für unser eins.“ Nein, Brüder, wir müssen predigen in der „Sprache des Marktes“, wie Whitefield zu sagen pflegte, wenn wir wollen, dass alle Volksklassen unsere Botschaft anhören.

Dann, wenn sie herein kommen, müssen wir interessant predigen. Die Leute werden nicht bekehrt, während sie schlafen; und wenn sie einschlafen, so wären sie besser zu Hause im Bett gewesen, wo sie viel bequemer schlummern würden. Wir müssen den Geist unserer Hörer wach und tätig haben, wenn wir ihnen wirklich nützen sollen. Sie werden Ihre Vögel nicht schießen, wenn Sie sie nicht zum Fliegen bringen, Sie müssen sie aufjagen aus dem langen Gras, worin sie sich verstecken. Ich würde lieber etwas von dem gebrauchen, was einige sehr gemessene Prediger als etwas Schreckliches betrachten, jenes böse Ding, das man Humor nennt ich würde lieber die Versammlung durch diesen aufwecken, als von mir sagen lassen, ich hätte so lange gedröhnt, bis wir alle miteinander eingeschlafen wären. Zuweilen mag es ganz recht sein, wenn von uns gesagt wird, wie von Rowland Hill: „Was will dieser Mann? Er machte die Leute lachen, während er predigte.“ „Ja,“ war die verständige Antwort, „aber saht ihr nicht, dass er sie gleich nachher weinen machte?“ Das war gute Arbeit, und sie ward gut getan. Zuweilen kitzle ich meine Auster, bis sie die Schale öffnet, und dann bringe ich das Messer hinein. Sie würde sich nicht vor meinem Messer geöffnet haben, aber sie tat es vor etwas anderem: und das ist die Weise, wie man mit Menschen verfahren muss. Sie müssen irgendwie dahin gebracht werden, ihre Augen und Ohren und Seelen zu öffnen; und wenn Sie das zu Stande gebracht haben, so müssen Sie fühlen: „Jetzt ist die rechte Zeit; herein mit dem Messer!“ Es ist eine verwundbare Stelle in dem Fell jener Rhinozeros-Sünder, die kommen, Sie zu hören; tragen Sie jedoch Sorge, dass wenn Sie einen Schuss durch diese schwache Stelle tun, es mit einer tüchtigen Kugel des Evangeliums ist, denn nichts anderes wird das Werk, welches getan werden muss, vollbringen.

Überdies muss das Interesse der Leute geweckt werden, damit sie sich dessen erinnern, was gesagt ist. Sie werden nicht behalten, was sie hören, wenn der Gegenstand sie nicht interessiert. Sie vergessen den schönen Schluss unserer Rede, sie können sich unserer sehr hübschen Verse nicht mehr erinnern ich weiß nicht, dass sie ihnen von besonderem Nutzen sein würden, falls sie es täten; aber wir müssen unsern Hörern etwas erzählen, das sie so leicht nicht vergessen werden. Ich habe viel Vertrauen zu dem, was Vater Taylor „die Überraschungsmacht“ einer Predigt nennt d. h. etwas, das von den Hörern nicht erwartet wird. Eben dann, wenn sie erwarten, dass Sie etwas Gemessenes und Gerades sagen werden, sagen Sie etwas ungeschicktes und Krummes, weil sie das behalten werden, und Sie dann einen Knoten mit dem Evangelium gemacht haben da, wo er wahrscheinlich bleiben wird. Ich gebe Ihnen denselben Rat, den ein sterbender Schneider seinen Kollegen gab: „Machen Sie stets einen Knoten in Ihrem Faden;“ wenn ein Knoten im Faden ist, so geht dieser nicht aus dem Zeug heraus. Einige Prediger stecken die Nadel ganz richtig hinein, aber es ist kein Knoten in ihrem Faden, darum geht er hindurch, und sie haben im Grunde nichts ausgerichtet. Machen Sie recht viele Knoten in Ihren Reden, Brüder, so dass umso größere Wahrscheinlichkeit da ist, dass sie im Gedächtnis Ihrer Hörer bleiben werden. Sie werden doch nicht wollen, dass Ihr Predigen wie das Nähen einiger Maschinen sei, bei dem, wenn ein Stich bricht, das Ganze sich auflöst. Es sollten reichlich „Kletten“ in Ihren Predigten sein, die sich überall an Ihre Hörer anhängen sagen Sie etwas Schlagendes, etwas, das ihnen noch manchen Tag lang anhängt und das geeignet ist, ihnen zum Segen zu werden. Ich glaube, dass eine Predigt mit Gottes Hilfe wahrscheinlich Bekehrungen wirken wird, wenn sie den Hörern interessant ist und auch direkt auf ihre Errettung abzielt.

Das Dritte bei einer Predigt, das zum Gewinnen der Seelen hilft, ist: sie muss lehrreich sein. Wenn die Leute durch einen Vortrag errettet werden sollen, so muss er wenigstens etwas Lehre enthalten. Einige Prediger sind ganz Licht und kein Feuer, und andere sind ganz Feuer und kein Licht; was wir brauchen, ist beides, Feuer und Licht. Ich richte nicht jene Brüder, welche ganz Feuer und Wut sind; aber ich möchte, sie hätten etwas mehr Kenntnis von dem, worüber sie reden, und ich denke, es wäre gut, wenn sie nicht ganz so schnell begönnen zu predigen, was sie kaum selber verstehen. Es ist eine schöne Sache, sich auf der Straße hinzustellen und zu rufen: Glaubt! Glaubt! Glaubt! Glaubt!“ Ja, mein guter Mann, aber was sollen wir glauben? Worüber ist all dieser Lärm? Prediger dieser Art gleichen einem kleinen Knaben, der geweint hatte, und durch irgendetwas im Weinen unterbrochen worden war, und darauf sagte: „Bitte, Mama, worüber weinte ich?“ Gemütsbewegung ist ohne Zweifel etwas sehr Passendes auf der Kanzel, und das Gefühl, das Pathos, die Macht des Herzens sind etwas Gutes und Großes am rechten Platze; aber gebrauchen Sie auch Ihren Kopf ein wenig, sagen Sie uns etwas, wenn Sie auftreten, das ewige Evangelium zu predigen.

Die Predigten, die am ehesten Leute bekehren werden, scheinen mir diejenigen zu sein, die voll von Wahrheit sind, Wahrheit über den Fall, Wahrheit über das Gesetz, Wahrheit über die menschliche Natur und ihre Gott-Entfremdung, Wahrheit über Jesus Christus, Wahrheit über den Heiligen Geist, Wahrheit über den ewigen Vater, Wahrheit über die neue Geburt, Wahrheit über den Gehorsam gegen Gott und wie wir denselben lernen, und all' solche große Wahrheiten. Sagen Sie Ihren Hörern etwas, liebe Brüder, jedes Mal, wenn Sie predigen, sagen Sie ihnen etwas, sagen Sie ihnen etwas!

Natürlich kann etwas Gutes danach kommen, selbst wenn Ihre Hörer Sie nicht verstehen. Ich nehme dies an, denn eine sehr hoch geachtete Dame redete in einer Versammlung von englischen Quäkern auf Holländisch und bat einen der Brüder, ihre Worte zu übersetzen, aber die Hörer sagten, es sei so viel Kraft und Geist in ihrer Rede, obwohl sie in holländischer Sprache sei, dass sie dieselbe nicht übersetzt haben wollten, denn sie zögen so viel Nutzen daraus, wie nur möglich. Nun, diese Hörer waren Quäker, und das sind Männer von andrem Schlage, als ich es bin, denn einerlei, wie fromm auch diese Dame war, ich hätte gewünscht zu wissen, wovon sie spräche, und ich bin gewiss, dass ich nicht den geringsten Nutzen davon gehabt hätte, wenn es nicht übersetzt worden wäre; und ich mag gern, wenn Prediger immer wissen, wovon sie reden und sicher sind, dass etwas darin ist, was wert ist, gesagt zu werden. Versuchen Sie deshalb, liebe Brüder, Ihren Hörern noch etwas anderes zu geben, als eine Reihe von rührenden Geschichten, die sie zum Weinen bringen. Sagen Sie den Leuten etwas; Sie sollen sie lehren, sollen ihren Hörern das Evangelium predigen und ihnen, so viel Sie vermögen, das verständlich machen, was zu ihrem Frieden dient. Wir können nicht erwarten, dass die Leute durch unsere Predigten errettet werden, wenn wir nicht suchen, sie wirklich zu belehren durch das, was wir ihnen sagen. Viertens, unsere Predigten müssen Eindruck auf die Hörer machen, wenn diese bekehrt werden sollen. Sie müssen nicht nur interessant und belehrend, sondern auch eindringlich sein; und ich glaube, liebe Freunde, es ist viel mehr Kraft in eindringlichen Predigten, als manche Leute denken. Damit Sie das Wort Gottes denen einprägen können, welchen Sie predigen, muss es zuvor Ihnen selber eingeprägt sein, erinnern Sie sich dessen. Sie müssen es selbst fühlen und müssen sprechen, wie ein Mann, der es fühlt; nicht als wenn Sie es fühlten, sondern weil Sie es fühlen. Ich möchte wissen, wie es wäre, wenn man auf die Kanzel geht und der Versammlung die Predigt eines andern vorliest. Wir lesen in der Bibel von einem Ding, das entlehnt war, und von dem fiel das Eisen ab; und mir ist bange, dasselbe geschieht oft bei entlehnten Predigten das Eisen fällt ab. Männer, die entlehnte Predigten vorlesen, wissen schlechterdings nichts von unserer Geistesarbeit bei der Vorbereitung für die Kanzel oder unserer Freude beim Predigen, wenn wir dabei nur die Hilfe von kurzen Notizen haben. Ein lieber Freund von mir, der seine Predigten vorliest, sprach mit mir über Predigen, und ich erzählte ihm, wie meine tiefste Seele bewegt ist, und mein Herz in mir erregt wird, wenn ich darüber nachdenke, was ich meiner Gemeinde sagen soll, und nachher, wenn ich meine Botschaft bringe; aber er sagte, dass er nie etwas der Art beim Predigen fühle. Er erinnerte mich an das kleine Mädchen, das weinte, weil ihm die Zähne weh taten, und zu dem die Großmutter sagte: „Lily, mich wundert, dass Du dich nicht schämst, über eine solche Kleinigkeit zu weinen.“ „Ja, Großmutter,“ erwiderte die Kleine, „Du kannst das wohl sagen, denn wenn deine Zähne wehtun, so kannst du sie herausnehmen, aber meine sind fest.“ Einige Brüder können, wenn die Predigt, welche sie gewählt, nicht glatt gehen will, zu ihrem Schubfach gehen und eine andere herausnehmen; aber wenn ich eine Predigt voller Freude habe, und mir selber ist schwer und traurig zu Sinn, so bin ich ganz und gar elend; wenn ich die Menschen bitten und überreden will zu glauben, und meine Seele stumpf und kalt ist, so bin ich im höchsten Grade unglücklich. Meine Zähne tun weh, und ich kann sie nicht heraus nehmen, denn es sind meine eigenen, wie meine Predigten meine eigenen sind, und deshalb kann ich erwarten, viel Mühe und Schmerz zu haben, sowohl wenn ich sie bekomme, als wenn ich sie gebrauche.

Ich erinnere mich der Antwort, die ich erhielt, als ich einst zu meinem ehrwürdigen Großvater sagte: „Ich habe nie zu predigen, ohne dass ich mich schrecklich übel fühle, buchstäblich übel, so dass ich ebenso gut über den Kanal hätte fahren können“, und ich fragte den teuren, alten Mann, ob er dächte, dass ich je dies Gefühl überwinden würde. Seine Antwort war: „Deine Macht wird dahin sein, wenn Du es tust.“ Meine Brüder, wenn Sie nicht ebenso Ihr Thema ergriffen haben, als Ihr Thema Sie ergriffen hat und Sie selber seinen Griff mit einer furchtbaren Wirklichkeit fühlen, das ist eine Predigt, die sehr geeignet ist, bei anderen Gefühl zu erwecken. Wenn es Sie selber nicht ergriffen hat, können Sie nicht erwarten, dass es andere ergreifen wird; deshalb sorgen Sie dafür, dass immer etwas in Ihren Predigten ist, was wirklich auf Sie selbst und auf Ihre Hörer Eindruck macht.

Ich meine auch, dass unser Vortrag eindringlich sein sollte. Der Vortrag einiger Prediger ist sehr schlecht; wenn Ihrer es ist, so versuchen Sie auf jede mögliche Weise, ihn zu verbessern. Ein junger Mann wollte singen lernen, aber sein Lehrer sagte zu ihm: „Sie haben nur einen Ton in Ihrer Stimme, und der ist außerhalb der Skala.“ So haben einige Prediger in ihrer Stimme nur einen Ton, und in diesem einen ist nichts Melodisches. Versuchen Sie, so viel Sie können, sogar die Art, in der Sie sprechen, dem großen Zweck, den Sie im Auge haben, dienstbar zu machen. Predigen Sie z. B., wie Sie reden würden, wenn Sie vor einem Richter ständen und um das Leben eines Freundes bäten, oder als wenn Sie sich an die Königin selber wendeten zu Gunsten eines, der Ihnen sehr teuer wäre. Gebrauchen Sie, wenn Sie Sünder bitten und ermahnen, einen Ton, wie Sie ihn gebrauchen würden, wenn ein Galgen in diesem Zimmer errichtet wäre und Sie daran gehängt werden sollten, falls Sie nicht den, der die Gewalt in Händen hat, überreden könnten, Sie freizulassen. Das ist die Ernstlichkeit, die Sie nötig haben, wenn Sie als Botschafter Gottes die Menschen bitten und ermahnen. Versuchen Sie, jede Predigt so zu machen, dass die Leichtfertigen sehen und keinen Zweifel daran haben können, dass wenn es eine Spielerei für sie ist, zu hören, es doch keine Spielerei für Sie ist, mit ihnen zu sprechen, sondern dass Sie in völligem, feierlichem Ernst über ewige Angelegenheiten mit ihnen reden. Ich habe beim Predigen oft das Gefühl gehabt, als wenn ich allen meinen Kriegsvorrat aufgebraucht hätte, und dann habe ich, so zu sagen, mich selbst in die große Kanone des Evangeliums gerammt und mich auf meine Hörer abgefeuert, all meine Erfahrung von Gottes Güte, all mein Sündenbewusstsein, und all mein Gefühl von der Macht des Evangeliums; und es gibt manche Leute, auf welche diese Art von Predigten Eindruck macht, ob auch nichts anderes verschlagen hätte, denn sie sehen, dass Sie ihnen alsdann nicht nur das Evangelium mitteilen, sondern auch sich selbst. Die Predigt, die wahrscheinlich des Hörers Herz brechen wird, ist die, welche zuerst des Predigers Herz gebrochen hat, und die Predigt, welche wahrscheinlich des Hörers Herz erreichen wird, ist die, welche geradenwegs von dem Herzen des Predigers kommt. Darum, liebe Brüder, suchen Sie immer so zu predigen, dass es ebenso wohl in die Herzen der Hörer eindringt, als dieselben interessiert und belehrt.

Fünftens, ich denke, wir sollten suchen, aus unseren Predigten alles zu entfernen, was die Gemüter der Hörer leicht von dem Zweck, den wir im Auge haben, ablenken kann.

Die beste Weise zu predigen, eben wie die beste Weise sich zu kleiden, ist die, welche niemand bemerkt. Es brachte Jemand einen Abend bei Hannah More zu, und als er nach Hause kam, fragte seine Frau: „Wie war Miss More gekleidet? Sie muss sehr prachtvoll angezogen gewesen sein.“ Der Mann antwortete: „Wirklich, sie war - wie war sie gekleidet? Ich habe gar nicht bemerkt, wie sie gekleidet war; jedenfalls war nichts besonders Bemerkenswertes in ihrer Kleidung, sie selber war ja der Gegenstand des Interesses.“ Das ist die Weise wie eine wahrhaft gebildete Dame sich kleidet, so, dass wir sie beachten, und nicht ihre Kleider; sie ist so gut gekleidet, dass wir nicht wissen, wie sie gekleidet ist, und dies ist auch die beste Weise, eine Predigt zu halten. Lassen Sie nie von Ihnen gesagt werden, was zuweilen von gewissen beliebten Predigern gesagt wird: „Er tat es so majestätisch, er redete in so erhabenem Stil usw. usw.“

Bringen Sie nie etwas in Ihre Rede hinein, was die Aufmerksamkeit der Hörer leicht von dem großen Zweck, den Sie vor Augen haben, abwendet. Wenn Sie des Sünders Gedanken von dem Hauptgegenstand ablenken, so ist, menschlich gesprochen, umso weniger Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass er den Eindruck empfängt, den Sie beabsichtigen, und folglich umso weniger Wahrscheinlichkeit, dass er bekehrt wird. Mr. Finney sagt in seinem Buch über „Erweckungen“, ein Mann sei gerade im Begriff gewesen, bekehrt zu werden, als eine alte Frau mit Holzschuhen den Gang hinauf gekommen wäre, viel Lärm gemacht hätte, und jene Seele sei verloren gegangen! Ich weiß, was der Evangelist meinte, obwohl ich die Form nicht liebe, in der er die Sache ausdrückte. Der Lärm von den Holzschuhen der alten Frau lenkte wahrscheinlich den Mann ab von der Sache, an die er hätte denken sollen, und es ist durchaus möglich, dass er nicht wieder genau in dieselbe Gemütsstimmung zurück gebracht werden konnte. Wir sollen auf alle diese kleinen Dinge achten, als wenn alles von uns abhinge, aber zur selben Zeit daran denken, dass allein der Heilige Geist die Arbeit wirksam machen kann.

Ihre Predigt darf nicht die Aufmerksamkeit der Hörer abziehen dadurch, dass sie nur sehr entfernte Beziehung auf den Text hat. Es gibt noch immer viele Hörer, die glauben, dass irgendeine Art Verbindung zwischen Predigt und Text sein sollte, und wenn diese beginnen, sich zu fragen: „Wie kam der Prediger darauf? Was hat sein Gerede mit dem Text zu tun?“ - so haben Sie ihre Aufmerksamkeit verloren, und diese Ihre Gewohnheit, herumzuschweifen, mag sehr verderblich für die Hörer sein; darum bleiben Sie bei Ihrem Text, Brüder. Wenn nicht, so werden Sie einem kleinen Knaben gleichen, der zum Fischen ausging, und als sein Onkel ihn fragte: „Hast du viele Fische gefangen, Samuel?“ antwortete: „Ich habe drei Stunden lang gefischt, Onkel, und habe keinen Fisch gefangen, aber ich habe eine Menge Würmer verloren.“ Ich hoffe, Sie werden niemals zu sagen haben: „Ich gewann keine Seelen für den Heiland, aber ich verdarb eine Menge köstlicher Texte; ich vermengte und verwirrte viele Schriftstellen, aber ich nützte nichts damit. Es lag mir nicht sehr viel daran, zu lernen, was der Geist Gottes in dem Text offenbarte, obwohl viel Quetschen und Drücken dazu gehörte, meine Meinung in den Text hinein zu bringen.“ Es ist nicht gut, das zu tun; bleiben Sie bei Ihrem Text, Brüder, wie man den Schuster heißt, bei seinem Leisten bleiben, und suchen Sie aus der Schrift heraus zu bekommen, was der Heilige Geist in dieselbe hineingelegt hat. Lassen Sie niemals Ihre Hörer die Frage aufwerfen: „Was hat diese Predigt mit dem Text zu tun?“ Sonst werden die Hörer keinen Nutzen haben und vielleicht werden sie nicht errettet werden.

Ich möchte zu Ihnen, Brüder, von diesen zwei „Colleges“1) sagen, suchen Sie so viel Ausbildung wie nur möglich zu bekommen, saugen Sie alles ein, was Ihre Lehrer Ihnen nur mitteilen können. Sie werden alle Ihre Zeit nötig haben, um alles heraus zu bekommen, was in diesen ist, aber Sie sollten sich bemühen, alles zu lernen, was Sie können, weil ein Mangel an Bildung, glauben Sie mir dies, das Werk des Seelengewinnens hindern kann. Jenes entsetzliche Weglassen des h,2) wo es ausgesprochen werden soll, und das Aussprechen desselben, wo es weggelassen werden muss - man vermag nicht zu sagen, welches Unheil solche Fehler anrichten können. Da war eine junge Dame, die vielleicht bekehrt worden wäre, denn Ihre Predigt schien viel Eindruck auf sie zu machen; aber die schreckliche Weise, wie Sie Ihr h aussprechen, widerte sie so an, dass sie Ihnen nicht mit Vergnügen zuhören konnte, und ihre Aufmerksamkeit ward von der Wahrheit abgelenkt durch Ihre falsche Aussprache. Dieser Buchstabe h hat viel Unheil verursacht, er ist „der Buchstabe, der tötet“ bei sehr vielen, und alle Arten von grammatischen Versehen mögen mehr Schaden anrichten, als Sie sich denken können. Sie meinen vielleicht, dass ich von unbedeutenden Dingen rede, die kaum der Beachtung wert seien; aber ich tue das nicht, denn diese Dinge können sehr ernste Folgen haben; und da es leicht ist, unsere Muttersprache richtig sprechen und schreiben zu lernen, versuchen Sie, dies so gut zu tun, wie es Ihnen möglich ist.

Vielleicht sagt jemand: „Ich kenne einen Bruder, der sehr viel Erfolg hatte, und der war kein gebildeter Mann.“ Das ist wahr; aber beachten Sie dies, die Zeiten ändern sich. Ein junges Mädchen sagte zu einem andern: „Ich sehe nicht ein, warum wir Mädchen so viel lernen sollen; die jungen Mädchen wussten früher nicht viel, und sie wurden doch verheiratet.“ „Ja,“ sagte ihre Gefährtin, „aber damals war kein Schulzwang; jetzt werden die jungen Männer gebildet, und es wird schlimm für uns stehen, wenn wir es nicht sind.“ Ein junger Mann mag sagen: „Der und der Prediger sprach nicht grammatikalisch und richtete doch viel aus;“ aber die Leute sprachen auch nicht grammatikalisch zu seiner Zeit, darum machte es nicht viel aus; indes jetzt, wo sie alle die Schule besucht haben, da wird es sehr zu beklagen sein, wenn ihre Gedanken von den ernsten Dingen, auf welche Sie sie hinleiten möchten, abgezogen werden, weil sie nicht umhin können, Ihren Mangel an Bildung zu bemerken. Selbst, wenn jemand kein gebildeter Mann ist, mag Gott ihn segnen; aber die Vernunft lehrt uns, Sorge zu tragen, dass unser Mangel an Bildung kein Hindernis werde für den Segen, den das Evangelium bringen kann.

„Aber,“ sagen Sie möglicherweise, „die Leute müssen sehr hyperkritisch sein, um so zu tadeln.“ Ja, aber haben nicht hyperkritische Leute nötig, errettet zu werden, ebenso sehr wie andere? Ich möchte nicht, dass irgendein Hyperkritischer mit Wahrheit sagen könnte, mein Predigen sei so misstönend für seine Ohren und so störend für sein Denken, dass es ihm nicht möglich sei, die Lehre anzunehmen, die ich ihm zu verkündigen gesucht. Haben Sie je gehört, wie es zuging, dass Charles Dickens kein Spiritualist werden wollte? Bei einer Séance wünschte er den Geist von Lindley Murray zu sehen.. Etwas, was der Geist von Lindley Murray zu sein vorgab, kam herein, und Dickens fragte: „Sind Sie Lindley Murray?“ Die Antwort war: „Ich seien es.“ Es war keine Hoffnung da für Dickens Bekehrung zum Spiritualismus nach dieser ungrammatischen Antwort. Sie mögen gern über die Geschichte lachen, aber merken: Sie sich ja die Moral derselben. Sie sehen leicht ein, dass Sie, wenn Sie vergessen, wann man den Dativ oder den Akkusativ gebrauchen soll, die Gedanken Ihres Hörers von dem, was Sie ihm verkünden wollen, ablenken und so es hindern können, dass die Wahrheit sein Herz und Gewissen erreicht.

Machen Sie darum Ihre Predigten so viel Sie nur können, frei von allem, was die Hörer von dem einen Zweck, den Sie im Auge haben, abzieht. Die ganze Aufmerksamkeit und alle Gedanken der Hörer müssen konzentriert sein auf die Wahrheit, die wir ihnen vor Augen stellen, wenn wir so predigen sollen, dass die, welche uns hören, errettet werden.

Sechstens, ich glaube, dass diejenigen Predigten, welche am vollsten von Christo sind, am wahrscheinlichsten zur Bekehrung der Hörer gesegnet werden. Lassen Sie Ihre Predigten voll von Christo sein, von Anfang bis zu Ende ganz voll von dem Evangelium. Was mich betrifft, Brüder, ich kann nichts anderes predigen, als Christum und sein Kreuz, denn ich weiß nichts anderes, und seit langer Zeit schon halte ich, wie der Apostel Paulus, mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten. Die Leute haben mich oft gefragt: „Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?“ Ich antworte immer, dass ich kein anderes Geheimnis habe als dies, dass ich das Evangelium gepredigt habe - nicht über das Evangelium, sondern das Evangelium, das volle, freie, glorreiche Evangelium des lebendigen Christus, welcher die menschgewordene „Gute Botschaft“ ist. Predigen Sie Jesum Christum, Brüder, immer und allenthalben; und jedes Mal, wenn Sie predigen, haben Sie ja viel von Jesu Christo in Ihrer Predigt. Sie erinnern sich der Geschichte von dem alten Pastoren, der eine Predigt von einem jungen Mann hörte, und als dieser ihn fragte, was er davon hielte, etwas mit der Antwort zögerte, aber zuletzt sagte: „Wenn ich es Ihnen sagen muss, ich mochte Ihre Predigt ganz und gar nicht; es war kein Christus darin.“ „Nein,“ erwiderte der junge Mann, „weil ich nicht sah, dass Christus in dem Text war.“ „O,“ sagte der alte Pastor, „aber wissen Sie nicht, dass von jeder kleinen Stadt und jedem Dorf und von jedem winzigen Weiler in England eine Straße ist, die nach London führt? Jedes Mal, wenn ich einen Text nehme, sage ich mir: Es ist eine Straße von hier zu Jesu Christo, und ich will seiner Spur folgen, bis ich zu ihm gelange.“ „Gut,“ sagte der junge Mann, „aber gesetzt, Sie predigen über einen Text, der nichts von Christo sagt?“ „Dann werde ich über Hecken und Gräben gehen, bis ich zu ihm komme.“ So müssen wir es machen, Brüder; wir müssen Christum in all unseren Reden haben, was immer sonst darin oder nicht darin ist. Es sollte in jeder Predigt genug von dem Evangelium sein, um eine Seele zu erretten. Tragen Sie Sorge, dass es so ist, wenn Sie berufen werden, vor Ihrer Majestät der Königin zu predigen, und wenn Sie vor Arbeitsfrauen oder vor Arbeitgebern predigen, tragen Sie stets Sorge, dass das wirkliche Evangelium in jeder Predigt sei.

Ich habe von einem jungen Manne gehört, der fragte, als er an einem ihm fremden Orte predigen sollte: „Was für eine Art von Gemeinde ist es? Was glauben die Leute? Was sind ihre dogmatischen Ansichten?“ Ich will Ihnen sagen, wie Sie es vermeiden können, eine solche Frage tun zu müssen; predigen Sie ihnen Jesum Christum, und wenn das nicht zu ihren dogmatischen Ansichten passt, so predigen Sie Jesum Christum den nächsten Sonntag wieder, und tun Sie dasselbe am nächsten Sonntag und am nächsten und am nächsten, und predigen Sie nie irgendetwas anders. Denen, die Jesum Christum nicht mögen, muss er gepredigt werden, bis sie ihn mögen; denn sie sind gerade die, welche ihn am meisten nötig haben. Erinnern Sie sich, dass alle Handelsleute in der Welt sagen, dass sie ihre Güter verkaufen können, wenn Nachfrage danach ist, dass aber unsere Güter die Nachfrage sowohl erzeugen wie befriedigen. Wir predigen Jesum Christum denen, die nach ihm verlangen, und wir predigen ihn auch denen, die nicht nach ihm verlangen, und wir fahren fort Christum zu predigen, bis sie nach ihm verlangen und fühlen, dass sie nicht ohne ihn sein können.

Siebentens, Brüder, ist es meine feste Überzeugung, dass diejenigen Predigten am wahrscheinlichsten Menschen bekehren werden, die sich wirklich an ihr Herz wenden, nicht die, welche über ihre Köpfe hinweg gefeuert werden oder sich an ihren Verstand wenden. Es tut mir leid, zu sagen, dass ich einige Prediger kenne, die nie viel Gutes in der Welt ausrichten werden; es sind gute Männer; sie haben viel Fähigkeit; sie können gut sprechen und sie haben ein gut Teil Scharfsinn; aber doch ist ein sehr trauriger Mangel in ihrer Natur, denn für jeden, der sie kennt, ist es ganz augenscheinlich, dass sie kein Herz haben. Ich kenne ein paar Männer, die so trocken wie Leder sind. Wenn man sie an einer Mauer aufhinge, wie man es mit einem Stück Meergras tut, um zu zeigen, was für Wetter sein wird, so würden sie nicht viel Auskunft geben, denn kaum würde irgendein Wetter Einfluss auf sie haben.

Aber ich kenne auch einige Männer, die das gerade Gegenteil von diesen Brüdern sind. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sie Seelen gewinnen werden, denn sie sind selber so leichtfertig und frivol und töricht, es ist nichts Ernsthaftes an ihnen, nichts, was zeigt, dass sie es ernst mit dem Leben nehmen. Ich kann keine Spur von einer Seele in ihnen finden; sie sind zu seicht, um eine in sich zu haben, sie könnte nicht leben in dem einen oder zwei Zoll Wasser, und das ist alles, was sie enthalten; sie scheinen ohne Seele gemacht zu sein, so dass sie keinen Nutzen bringen können, wenn sie das Evangelium predigen. Sie müssen Seelen haben, Brüder, wenn Sie Ihrer Brüder Seelen suchen sollen, dessen seien Sie gewiss; gleichwie Sie ein Herz haben müssen, wenn Sie Ihres Bruders Herz erreichen sollen.

Hier ist ein Mann anderer Art einer, der nicht weinen kann über Sünder wozu nützt der im Predigtamt? Er weinte nie in seinem Leben über Menschen, er rang nie mit Gott um sie; er sprach nie mit Jeremia: „Ach, dass ich Wasser genug hätte in meinem Haupt, und meine Augen Tränenquellen wären, dass ich Tag und Nacht beweinen möchte die Erschlagenen meines Volkes!“ Ich kenne einen solchen Bruder. In einer Versammlung von Predigern sagte er, nachdem wir unsere Mängel bekannt hatten, dass er sich unser aller schämte. Nun, ohne Zweifel, wir hätten uns selbst noch mehr schämen sollen, als wir es taten; aber er sagte uns, wenn wir das wirklich gemeint hätten, was wir in unseren Bekenntnissen vor Gott gesagt, so wären wir eine Schande für den Predigerstand; vielleicht waren wir das. Er erzählte uns, dass er nicht so sei; so viel er wüsste, hätte er nie eine Predigt gehalten, ohne zu fühlen, dass es die beste sei, die er zu halten vermöchte, und er wüsste nicht, dass er es hätte besser machen können, als er getan. Er war ein Mann, der immer gerade so und so viele Stunden am Tage studierte, immer genau so und so viele Minuten betete, immer eine bestimmte Zeit gepredigt, in der Tat, er war der regelmäßigste Mann, den ich je gekannt. Als ich ihn so sprechen hörte, fragte ich mich: „Was weist seine Amtsführung auf als Ergebnis dieser vollkommenen Art, alle Dinge zu tun?“ Nun, sie wies durchaus nichts Zufriedenstellendes auf. Er hat große Gaben der Zerstreuung; denn wenn er zu einer vollen Kapelle geht, so leert er sie bald; doch ist er, wie ich glaube, in seiner Art ein guter Mann. Ich könnte wünschen, dass seine Uhr mitunter stillstände oder mitten in der halben Stunde schlüge oder dass ihm irgendetwas Ungewöhnliches begegnete, weil daraus vielleicht etwas Gutes entstehen würde; aber er ist so regelmäßig und ordentlich, dass keine Hoffnung da ist, dass er irgendetwas tun wird; sein Fehler ist der, dass er gar keinen Fehler hat. Sie werden bemerken, Brüder, dass Prediger, die keine Fehler haben, auch keine Vorzüge haben; darum vermeiden Sie diese flache, tote Gleichmäßigkeit und alles andere, was die Leute hindern könnte, bekehrt zu werden.

Ich komme nun auf das zurück, worüber ich vorhin sprach, dass der Prediger ein Herz besitzen muss. Ich fragte neulich ein junges Mädchen, das in die Gemeinde eintreten wollte: „Haben Sie ein gutes Herz?“ Sie erwiderte: „Ja, Herr.“ Ich entgegnete: „Haben Sie über die Frage nachgedacht? Haben Sie nicht ein schlechtes Herz?“ !O, ja,“ war die Antwort. „Nun,“ fragte ich, „wie stimmen diese beiden Antworten überein?“ „Nun wohl,“ entgegnete das Mädchen, „ich weiß, dass ich ein gutes Herz habe, weil Gott mir ein neues Herz und einen neuen, gewissen Geist gegeben hat, und ich weiß auch, dass ich ein schlechtes Herz habe, denn ich finde, dass es oft gegen das neue ankämpft.“ Sie hatte recht, und ich wollte lieber fühlen, dass ein Prediger zwei Herzen hätte, als dass er gar keines besäße. Es muss Herzensarbeit bei Ihnen sein, Brüder, weit mehr als Kopfarbeit, wenn Sie viele Seelen gewinnen sollen. Achten Sie darauf, dass Sie bei all' Ihren Studien niemals Ihr geistliches Leben vertrocknen lassen. Es ist keine Notwendigkeit dafür da, dass dies geschieht, obwohl bei vielen das Studium diese Wirkung hat. Meine lieben Brüder, die Lehrer werden es mir bezeugen, dass Latein, Griechisch und Hebräisch einen sehr austrocknenden Einfluss ausübt. Der Reim ist wahr

„Hebräische Wurzeln, wie allbekannt,
Gedeihen am besten auf dürrem Sand.“

Es ist ein sehr austrocknender Einfluss in den Klassikern und ebenso in der Mathematik, und Sie können sich in jede Wissenschaft versenken, bis Ihr Herz dahin ist. Lassen Sie das bei keinem von Ihnen der Fall sein, damit die Leute nicht sagen: „Er weiß viel mehr, als da er zuerst unter uns kam, aber er hat nicht so viel geistliches Leben, wie früher.“ Sorgen Sie dafür, dass es nie so ist. Seien Sie nicht zufrieden damit, Ihren Kamin hübsch zu polieren, sondern schüren Sie das Feuer in Ihrem Herzen und lassen Sie Ihre eigene Seele von Liebe zu Jesu entflammt sein, sonst werden Sie wahrscheinlich nicht viel gebraucht werden zum Gewinnen der Seelen anderer.

Zuletzt, Brüder, denke ich, dass diejenigen Predigten, über welche gebetet ist, am wahrscheinlichsten Leute bekehren werden. Ich meine diejenigen Reden, betreffs derer viel wirkliches Gebet emporgestiegen ist, sowohl bei der Vorbereitung wie beim Halten, denn es gibt viel sogenanntes Gebet, das ein bloßes Spielen mit dem Beten ist. Ich fuhr vor einiger Zeit mit einem Manne, der behauptet, wunderbare Kuren zu vollbringen durch die Säure eines gewissen Holzes. Nachdem er mir von seinem wundervollen Heilmittel erzählt hatte, fragte ich ihn: „Was ist darin, dass es solche Kuren bewirkt, wie Sie nach Ihrer Behauptung vollbracht haben?“ „O,“ antwortete er, „es ist die Art der Zubereitung viel mehr, als das Holz selbst; das ist das Geheimnis seiner heilenden Eigenschaften. Ich reibe es lange Zeit so stark ich nur kann, und ich habe so viel Lebenselektrizität in mir, dass ich mein eigenes Leben dahinein bringe.“ Nun, er war bloß ein Quacksalber, doch können wir selbst von ihm etwas lernen, denn die rechte Art, Predigten zu machen, ist die Lebenselektrizität in sie hinein zu legen, indem wir unser eigenes Leben und das Leben Gottes selbst durch ernstliches Gebet in sie hineinbringen. Der Unterschied zwischen einer Predigt, über die gebetet ist, und einer, die von einem gebetslosen Mann vorbereitet und gehalten wird, ist wie der Unterschied, den Mr. Ferguson3) in seinem Gebet andeutete, als er von dem Hohenpriester vor und nach seiner Salbung sprach. Sie müssen Ihre Predigten salben, Brüder, und Sie können das nur tun durch viel Gemeinschaft mit Gott. Möge der Heilige Geist jeden von Ihnen salben und Sie reichlich segnen im Gewinnen der Seelen um unseres Herrn Jesu Christi willen. Amen.

1)
Diese Vorlesung wurde an einem Freitagnachmittag gehalten, als die Lehrer und Studenten eines andern College ihre Brüder in Spurgeons College besuchten. A. d. Herausgebers.
2)
Ein bei ungebildeten Engländern sehr gewöhnlicher Fehler. A. d. Üb.
3)
Einer der Lehrer in Spurgeons College. A. d. Üb.
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