Spitta, Carl Johann Philipp - Wohin der Baum fällt, da wird er liegen.

Spitta, Carl Johann Philipp - Wohin der Baum fällt, da wird er liegen.

„Alle Reden meines Mundes sind gerecht; es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darinnen.“ So ruft die selbstständige Weisheit (Spr. Sal. 9, 8.), und bezeuget damit die Wahrheit und Lauterkeit als dessen, was Gott zu uns geredet hat und noch redet durch sein Wort in der heiligen Schrift. Aber die verkehrten Menschen haben von jeher das Wort Gottes auf mancherlei Weise verkehrt und verdrehet. So straft der Prophet (Jer. 23, 36.) sein Volk: „Einem jeglichen wird sein eigen Wort eine Last sein, weil ihr also die Worte des lebendigen Gottes des Herrn Zebaoth, unseres Gottes verkehret.“ So haben sie dem Herrn Jesu, in dessen Munde kein Betrug erfunden ist, seine Worte verkehret und einen Spott und eine Lästerung daraus gemacht, wie wir in der Geschichte, besonders der Leidensgeschichte des Herrn, lesen. Und wie sie den Apostel Paulus wegen seiner Gnadenlehre gelästert haben, davon schreibt nicht nur er selbst Röm. 3, 8., sondern auch der Apostel Petrus (2 Petr. 3, 15. 16.) also: „Die Geduld unsers Herrn achtet für eure Seligkeit; als auch unser lieber Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat; wie er auch in allen Briefen davon redet, in welchen sind etliche Dinge schwer zu verstehen, welche verwirren die Ungelehrigen und Leichtfertigen, wie auch die anderen Schriften zu ihrer eigenen Verdammniß.“ Zu den Schriftsteller„, welche die Ungelehrigen und Leichtfertigen verwirren zu ihrer eignen Verdammniß, gehört auch der Spruch Pred. Sal. 11, 3: „Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf Erden; und wenn der Baum fällt, er falle gegen Mittag oder Mitternacht, auf welchen Ort er fällt, da wird er liegen.“ Leute, die den Glauben nicht lernen wollen aus der Schrift, wollen ihren Unglauben stärken und rechtfertigen aus der Schrift; denn, sagen sie, daß es mit dem Menschen, wenn er stirbt, gar aus sei, daß er weder einen Himmel zu hoffen, noch eine Hölle zu fürchten habe, das sagt das Wort: „Wohin der Baum fällt, da wird er liegen.“ Aber Salomo ist nicht ein solcher Prediger des Unglaubens. Er lehret Cap. 12, 7: „Der Staub muß wieder zu der Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.“ Darum lässet er uns Cap. 12,13.14. als die Hauptsumma aller Lehre hören: „Fürchte Gott, und halte seine Gebote; denn das gehört allen Menschen zu; denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, das verborgen ist, es sei gut oder böse.“ Im Lichte dieser hellen Wahrheitslehre betrachte nun das obige Bild und Gleichniß. Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf Erden, das heißt, wenn die Wetterwolken sich gesammelt haben, so bricht das Ungewitter los. Die vollen Wolken bedeuten aber das volle Maaß der Sünden, das sich der Gottlose häufet auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes. Wenn das Maaß der Sünden voll ist, dann geschieht, was geschrieben steht Ps. II, 6: „Der Herr wird regnen lassen über die Gottlosen Blitz, Feuer und Schwefel und wird ihnen ein Wetter zum Lohne geben!“ „Denn siehe,“ sagt der Prophet Jer. 13, 19, „es wird ein Wetter des Herrn mit Grimm kommen und ein schreckliches Ungewitter den Gottlosen auf den Kopf fallen.“ Und wenn der Baum fällt, er falle gegen Mittag oder Mitternacht, auf welchen Ort erfällt, da wird er liegen; das heißt, ein gefällter und gefallener Baum der kann sich nicht wieder aufrichten, er bleibt liegen, wohin er gefallen ist. - Der Baum, das ist der Mensch bei Leibesleben. Der fromme Mensch ist wie ein Baum, gepflanzet an den Wasserbuchen, der seine Frucht bringet zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und, was er macht, das geräth wohl. Die Frommen werden genannt Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn zum Preise; und wie man keinen fruchtbaren guten Baum abhauet, so heißt es auch nie in der heiligen Schrift, daß die Bäume der Gerechtigkeit abgehauen werden und fallen, sondern die auf den Herrn hoffen, die werden nicht fallen (Ps. 125,1.). Aber der Gottlose, der Baum, der nicht gute Früchte bringet, der wird abgehauen und fällt, und bleibt liegen, wohin er fällt, nämlich in der Hölle und als ein Höllenbrand. Welcher Gottlose daher diesen Spruch mißbraucht zur Rechtfertigung seines Unglaubens, der wird einst, wenn er in der Hölle liegt, erfahren, was das sagen will: „Wohin der Baum fällt, da wird er liegen.“

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