Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 99. Das Bett.

Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 99. Das Bett.

Als er wollte sich zur Ruhe begeben und nunmehr ins Bett treten, sagte er bei sich selbst: du mildreicher Gott! ich soll ja billig nicht vergessen, dir für dieses mein Ruhestättlein zu danken; dies ist das Räumlein, da mein ermüdeter Leib auf etliche Stunden seine sanfte Ruhe sucht und nimmt, da indessen die unsterbliche Seele in dir allein ihre Ruhe findet! Dies ist die Niederlage meiner Sorgen. Von hier hab ich manchen heimlichen Seufzer zu dir aufgeschickt. Hier habe ich oft, wenn ich nicht hab schlafen können, meine Gedanken auf dich gerichtet und dich, mein Licht, mitten in der Finsterniß gefunden. Hier hat mich oft deine Gnade umhüllt und zugedeckt; um dieses mein Bette her sind deine h. Engel manche Nacht als getreue und wachsame Hüter gestanden und haben den höllischen brüllenden Löwen von dannen getrieben. Sei gelobt, du frommer Gott! für diese und alle andere Bequemlichkeit, die du den Menschenkindern gegönnt hast! Ach, wie mancher liegt auf einem harten Lager und deckt sich mit einem Sack und andern geringen Lumpen zu, da ich dir doch, mein Gott! nichts mehr, als er gegeben habe! Ich erkenne auch hierin und preise deine Güte, mein Vater! Doch soll ich auch hiebei meines Grabes mich unerinnert nicht lassen, welches mein letztes Bett sein wird, darin mein Leib bis an den jüngsten Tag ausruhen soll. Wer weiß, ob man mich nicht morgen aus einem Bette in das andere trägt, aus den Federn in die Erde? Denn ich bin ein sterblicher Mensch und bin alle Stunden alt genug zu sterben. Wohlan, mein Gott! gefällts dir also, so will ich hiemit dir nochmals und zu guter Letzt in der Sterblichkeit Dank gesagt haben für alle deine geistlichen und leiblichen Wohlthaten, die du mir mein Leben lang erwiesen hast. Ich wiederhole auch nochmals die demüthige Abbitte aller meiner Sünden, die ich mein Leben lang wissentlich oder unwissentlich begangen, durch festes Vertrauen auf deine Gnade und Barmherzigkeit versichert, daß alle meine Sünden in Christi Jesu, meines Erlösers, theurem Blut und unschuldigem Tod gebüßt und bezahlt sind, und bin also gewiß, daß mich weder Tod, noch Leben von dir und deiner Liebe scheiden wird. Soll ich aber, mein Gott, noch länger leben und das morgende Tageslicht wieder anschauen, so gieb Gnade, daß ich mir und der Welt sterbe, dir aber allezeit lebe, auf daß ich nimmermehr sterbe.

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