Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Der Philemonbrief.

Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Der Philemonbrief.

Als Paulus an die Gemeinde von Kolossä schrieb, war noch ein anderer Mann aus jener Stadt bei ihm, Onesimus, ein Sklave Philemons, der seinem Herrn entlaufen war, Philem. 10 ff. vgl. Kol. 4,9. Derselbe war auf seiner Irrfahrt zu Paulus gelangt und von ihm bekehrt worden. Paulus betrachtete es als den selbstverständlichen Erweis für die Wahrheit seines Christenstandes, daß er in sein Dienstverhältnis zurückkehre. Er sandte ihn deshalb mit Tychikus zu seinem Herrn zurück, gab ihm aber einen Brief an Philemon mit, welcher für Onesimus um Verzeihung bittet für alles, was geschehen war, und ihm eine freundliche Aufnahme verschaffen will mit all der reichen zarten Liebe, die Paulus in allen Lebensverhältnissen forderte, wenn wir sie christlich gestalten wollen. Der Brief ist sehr lehrreich, einmal für die Weise, wie Paulus die Stellung der Sklaven seelsorgerlich behandelte, wie er gleichzeitig vom Sklaven die volle Anerkennung des Rechts, das der Herr an ihn hatte, und vom Herrn die ganze Zartheit brüderlicher Liebe und Hochschätzung verlangt hat, sodann auch als ein Beweis von der Feinheit und Gewandtheit, mit der Paulus mit den Menschen umzugehen und ihnen seinen Wunsch an's Herz zu legen verstand.

Alle drei gleichzeitigen Briefe sagen uns nur, daß Paulus gefangen war, ohne eine Angabe zu enthalten, wo er sich im Gefängnis befand. Die Briefe stammen also entweder von Cäsarea oder von Rom. Auch das Erlebnis des Onesimus gibt keinen Anhaltspunkt zur Wahl zwischen beiden Orten. Es wäre sehr wohl möglich, daß sich Onesimus nach Rom begab, dem Sammelplatz aller Abenteurer aus dem ganzen Reich. Aber auch das kann man nicht unmöglich nennen, daß er sich nach dem Orient wandte, um dort sein Glück zu versuchen, und so nach Cäsarea, dem belebten Hafen Palästinas, kam, wo er nun irgendwie Paulus zugeleitet wurde. Da die Briefe auf diese Frage keine Antwort geben, haben sich die Ausleger in die beiden möglichen Vermutungen geteilt.

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