Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Maleachi.

Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Maleachi.

Als Maleachi zum Volke sprach, stand der Tempel wieder und der Opferdienst war auf's neue eingerichtet. Aber die Zustände in der Gemeinde waren noch kümmerlich. Da der Prophet seine Rede häufig als Gespräch gestaltet und sich das Ziel seiner Ermahnungen durch die Antwort der Hörer geben läßt, lernen wir ihre inwendige Haltung kennen. Sie sind entmutigt und verdrossen, schlaff und matt. Von Gottes Liebe merken sie nichts; Opfer und Zehnten entrichten sie möglichst ärmlich. Vom Segen der Frömmigkeit erklären sie nichts zu spüren. Gottes Gerechtigkeit vermissen sie. Aber äußerlich ist alles fromm. Sie wollen nicht Wort haben, daß sie Gott kränken und antasten, stellen sich auch so, als wüßten sie nicht, warum sie sich zu Gott zurückwenden müßten. Wenn sie das Opfer reut, so unterlassen sie's deshalb nicht; sie suchen bloß ein möglichst geringes Tier. Äußerlich ist die Haltung der Gemeinde gottesdienstlich und bußfertig.

Die großen Verheißungen, mit denen Israel einst aus Babylon ausgezogen war, waren noch nicht zur Erfüllung gekommen. Man mußte in bescheidenen, vielfach drückenden Verhältnissen auf die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes warten. In's Warten mischte sich undankbares Murren. Der zweiten und dritten Generation erschien die Wohlthat, daß Gott sie wieder in Jerusalem gesammelt hatte, gering. Und das Gesetz überwand diese Ermattung nicht. Man wich nicht von demselben, aber man verrichtete, was es befahl, kümmerlich als einen freudlosen drückenden Dienst. Hier greift Maleachi's Wort ein und zeigt, wie das Volk mit reinem Sinn nach der Erfüllung der Verheißung verlangen und auf sie warten soll.

Das Zeugnis von der Liebe Gottes gegen die Undankbaren. 1,2-5.

Er überführt sie von der Liebe Gottes, von der sie ihrerseits nichts merken wollen, dadurch, daß er sie auf Edom hinweist, das ohne Hoffnung verwüstet liegt. Es ist Gottes Liebe, für die sie ihm danken sollen, daß Israel nicht ganz und gar vernichtet ist.

Die Verderbnis des Opfers. 1,6-2,9.

Es wird als Geringschätzung Gottes an den Priestern gerügt, daß sie Gott mit den schlechtesten Opfertieren abfinden. Besser kein Opfer als ein solches. Darum trifft sie, weil sie den hohen Beruf und besonderen Bund, den Gott dem priesterlichen Stamme gegeben hat, verachten, der Fluch, der sie zu Schanden macht.

Die Verderbnis der Ehe. 2,10-16.

Ein anderer Schaden der Gemeinde besteht darin, daß sie heidnische Frauen in ihr Haus nehmen und die Ehen willkürlich auflösen. Jenes wird mit strengem Fluch belegt und auch dieses als Treubruch gescholten, welchen Gott haßt.

Die Klage des Volks über das Ausbleiben des göttlichen Gerichts. 2,17-3,21.

Das Volk klagt, daß sein Gottesdienst vergeblich sei und Gottes Gerechtigkeit sich nicht zeige. Aber die Verheißung die Israel empfangen hat, ist nicht ungültig geworden. Der Herr wird zu seinem Tempel kommen und zwar unversehens, doch nicht so, daß er nicht seinen Boten vor sich her sendete zur Zurüstung des Volks. Aber das Volk weiß nicht, was es begehrt, wenn es die Offenbarung des göttlichen Richters herbeiwünscht. Der Tag des Herrn ist Vernichtung für die Übelthäter und Reinigung für die Priesterschaft. Dann erst wird Gott das reine Opfer dargebracht. 2,17-3,5.

Statt zu murren sollen sie zu Gott umkehren, und der Beweis für die Notwendigkeit der Umkehr ist die unredliche Art, wie sie den Zehnten darbringen. Solch betrügerischer Gewinn ist Unsegen. 3, 6-12.

Klagt das Volk, daß es umsonst sei sich vor Gott zu beugen, daß es Gott den übermütigen viel besser gelingen lasse, so verweist der Prophet auf den kommenden Tag des Herrn, der den Unterschied zwischen den Gottlosen und Gerechten aufs deutlichste offenbar machen wird. 3,13-4,3.

Das Schlußwort, 4,4-6,

zeigt, daß es dem Propheten klar vor Augen steht, daß die Zeit der Weissagung vorerst vorüber ist. Er nennt deshalb der Gemeinde die Fundamente, auf welche sie sich zu erbauen hat. Zunächst ist ihr das Gesetz zur Leitung gegeben. Wenn aber der Tag des Herrn naht, dann wird Gott ihr auch wieder die Prophetie zuwenden. Dann wird er ihnen Elia als mächtigen Erwecker zur Buße senden, damit die Erscheinung Gottes dem Volke nicht zum Verderben sei.

Dadurch ist der Gemeinde die Bahn gezeigt, auf der sie sich nunmehr zu bewegen hat. Dem Gesetz treu und unterthan, soll sie auf den kommenden Tag des Herrn warten, vor dessen Anbruch ihr nochmals das prophetische Wort verliehen werden wird.

Die ganze Schilderung der Gemeinde, ihre matte, enttäuschte Frömmigkeit, die Ehen mit fremden Frauen, die niedrige gewinnsüchtige Haltung der Priesterschaft, das alles führt uns in die Nähe Esras und Nehemia's. Über Nehemia's besserndes Eingreifen, wenigstens über dessen zweite Anwesenheit in Jerusalem wird Maleachi jedoch nicht hinabzusetzen sein. In Bezug auf die fremden Frauen machte Nehemia, was der Prophet fordert, zum Gesetz, und es scheint von jener Zeit an die Gemeinde mit Eifer auf die Bahn getreten zu sein, die ihr das Schlußwort Maleachi's zeigt.

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