Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Das zweite Buch Samuel.

Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Das zweite Buch Samuel.

Der Tod Sauls schien eine geeignete Stelle, um ein erstes und zweites Buch gegen einander abzugrenzen. Aber die ursprüngliche Erzählung machte hier keine Pause, sondern erst die folgenden Geschichten bringen alles bisher erzählte zu seinem Ziel. Dabei geht eine große Gerechtigkeit durch diese Geschichten. Sie verteilen nicht nach menschlicher Parteilichkeit auf Saul Gottes Gericht und auf David lauter Gnade und Gunst. Auch David und seine Leute stehen unter der unerschütterlichen Grundregel, daß die Sünde der Leute Verderben ist. David selbst strauchelt auf dem Weg zum Throne nicht; aber die Männer um ihn her, Joab vor allen, sind in ihren Mitteln nicht wählerisch. Er lädt Blutschulden auf sich, die David nicht zu sühnen wagt, und die auf ihm lasten bis an seinen Tod. So treten schon hier die Keime zu den spätern Verwirrungen hervor.

Wie David König wird, Fortsetzung. 1,1-5,3.

Sauls Tod wird von David herzlich betrauert, und er erweist die Aufrichtigkeit seines Schmerzes dadurch, daß er den lügenhaften Boten zum Botenlohne töten läßt. Was Davids Sinn war, bezeugt sein Lied auf Saul und Jonathan. 1.

Nach Gottes Weisung zieht er nach Hebron und wird dort zum König über Juda gesalbt. 2, 1-4.

Wer Saul Treue hielt und Gutes that, soll sich nicht vor ihm fürchten. Darum bezeugt er den Männern von Jabes, die Sauls Leichnam bestatteten, ausdrücklich seinen Dank. 2,5-7.

Die übrigen Stämme schließen sich jedoch noch nicht an ihn an, sondern Abner hebt Sauls Sohn Isboseth auf den Thron, so daß David 7 1/2 Jahre in Hebron nur über Juda regiert. 2,8-11.

Bei Gibeon kommt es zur Schlacht zwischen beiden Teilen, in welcher Asahel seinen Ehrgeiz, Abner erschlagen zu wollen, mit dem Tod durch Abners Hand bezahlt. 2,12-3,1.

David vermehrt sein Haus nach königlicher Sitte und hat bereits sieben Söhne von sieben Müttern. 3, 2-5.

Isboseth und Abner verfeinden sich, und Abner tritt zu David hinüber. Die Bedingung, die ihm David stellt, die Rückgabe der Michal, wird erfüllt. Allein Abner wird von Joab seines Bruders wegen und um den Nebenbuhler nicht aufkommen zu lassen, meuchlerisch erstochen. David betrauert den Erschlagenen und verflucht den Mörder; aber er wagt es nicht, an Joab die Hand zu legen. 3, 6-39.

Zwei Verräter ermorden Isboseth, aber David rächt an ihnen den Mord. 4.

Und nun salbt ganz Israel David zum König über das gesamte Volk. 5,1-3.

David auf der Höhe seines Königtum K. 5,4-9,13.

Er erobert Jerusalem und macht es zu seiner Stadt, baut sich mit Hirams Künstlern einen Palast und erweitert sein Haus noch mehr. 5, 4-16.

Die Philister schlägt er vor Jerusalem zweimal in die Flucht. 5,17-25.

Jerusalem soll auch des Herrn Stadt werden. Drum holt er die Lade dorthin. Das erstemal wird ihre Heraufführung unterbrochen, da Gott Usa tötet, der nach der Lade greift, und David darob erschrickt. Doch drei Monate später holt er sie mit großer Freude und Festlichkeit. Und als Michal den Stolz des Hauses Sauls erneuert und dem König seinen Tanz vor Gott als Schande vorwirft, spricht es David aus, wie gerade das hohe Bewußtsein göttlicher Erwählung ihn demütig macht. 6.

Zur Lade möchte er gerne den Tempel fügen. Doch der Prophet Nathan erhält gegen seine eigene Meinung die Weisung, dies ihm zu untersagen. Dagegen wird ihm verheißen, daß Gott ihm das Haus bauen und sein Geschlecht auf dem Thron erhalten werde; sein Sohn soll den Tempelbau ausrichten, der dem Vater nicht verstattet wird. David anerkennt in demütigem und dankbarem Gebet die göttliche Gnade und bittet um die Erfüllung dieser Verheißungen. 7.

Die Nachbarvölker, Philister, Moab, Hadadeser von Zoba, Damaskus, Edom, werden unterworfen, und Hamath sendet freiwillig Geschenke. 8.

David hält den Eid, den er Jonathan geschworen, macht Mephiboseth zum Erben der Güter Sauls und zieht ihn an seinen Hof. 9.

Davids Fall und dessen Strafen. 10,1-20,22.

Was uns bisher von David erzählt wurde, ergibt ein gewaltiges Bild. Er war schon von Natur ein großer Mann. Es verleugnet sich nie, daß er als Jüngling eine Faust besaß, die einen Löwen erwürgen konnte, und daß die Steine seiner Schleuder ihr Ziel unfehlbar trafen. Dazu besitzt er auch das, was mehr als die kriegerische Kraft den Volkscharakter Israels bezeichnet, die geistige Gewandtheit, die Unerschöpflichkeit der Mittel und Wege, in hohem Maß. Er findet immer wieder einen Ausweg und weiß auch in der höchsten Not noch eine rettende List. Und nun ist diese überströmende Naturkraft vom tiefsten Ernst der Gottesfurcht gebändigt und geleitet, die in der schwersten Versuchung aufrecht blieb. Und als er am Ziele stand, Saul verschwunden und der Thron Israels ihm zugefallen war, da verstand er's, seine Krone vor Gott niederzulegen in demütigem Dank. Aber auch an David sollen wir sehen, wie er sein Haus in Verwirrung und seinen Thron in's Wanken. bringt und sich selbst die bitterste Betrübnis schafft, dadurch daß er sündiget.

Daran geht die Erzählung keineswegs vorbei; das macht sie vielmehr zu einem Hauptgegenstand, damit das Haus Davids für immer wisse, daß die Macht eine Gefahr für den ist, der sie besitzt, und damit das Volk lerne, noch über den größten König zu Gott empor zu sehen, und Gottes Recht zu heiligen, auch wenn's der König bricht.

Als die Ammoniter Davids Boten schänden, und die Syrer zur Hilfe rufen, gewinnt Joab in einer doppelten Schlacht den Sieg, und als die Syrer nochmals herbeiziehen, werden sie wieder zurückgejagt, worauf die Hauptstadt Ammons, Rabba, belagert wird. 10.

David, der inzwischen in Jerusalem blieb, mißbraucht Bathseba, und da sie schwanger wird, läßt er, um den Ehebruch zu bedecken, Uria vor Rabba wegräumen, worauf er Bathseba zu sich nimmt. Nun beugt der Prophet Nathan auch den König unter Gottes Gesetz und Gericht. David gesteht die Sünde ein; darum wird sie ihm vergeben. Aber das Kind muß sterben, und David kann es auch mit Beten und Fasten nicht retten. Doch wird ihm ein zweiter Sohn von Bathseba geboren, Salomo. 11 u. 12.

Nun beginnen die Wirren in seinem Hause. Amnon verlangt in wilder Leidenschaft nach der Thamar, der Schwester Absaloms, mißbraucht sie und treibt sie ehrlos weg. Absalom rächt sie dadurch, daß er Amnon meuchlings niederstechen läßt. Deshalb muß er flüchtig werden. Doch der König hat Absalom besonders lieb, und Joab verschafft dem Thronerben die Rückkehr. 13 u. 14.

Allein Absalom bereitet die Empörung vor und erklärt sich in Hebron zum Könige. David verläßt Jerusalem, und es werden in dieser Zeit der Not die Herzen der Menschen offenbar. 15-17.

In der Schlacht gegen Absalom bleibt Joab Sieger; aber der Wunsch Davida, Absalom zu retten, wird nicht erfüllt. 18,1-19, 8.

Der König fordert seinen eignen Stamm Juda auf, ihn zurückzuholen, und verspricht Amasa die Führerstelle über's Heer. So wird er feierlich zurückgeholt, spricht über Simei, der ihn verflucht hat, ein mildes Urteil und vergilt Barsillai die Treue, die er ihm erwiesen hat. 19,9-40.

Aber Ephraim ist gereizt durch seine Zurücksetzung hinter Juda; es beginnt sofort ein neuer Aufstand. Amasa, der ihn unterdrücken soll, wird dabei verräterisch von Joab niedergestochen, dann aber der Aufstand unterdrückt. 19, 41-20, 22.

Wie das, was jetzt noch ungerächt blieb, später geahndet wurde, wird hernach erzählt. Zunächst folgen noch einige

Nachträge zur Geschichte Davids. 20,23-24,25.

Die wichtigsten Männer in Davids Umgebung werden genannt.1) 20,23-26.

Bei einer dreijährigen Hungersnot, deren Grund im Treubruch Sauls gegen die Gibeoniten gefunden wird, werden diesen 7 Männer aus Sauls Geschlecht geopfert. Rizpa, die Mutter zweier derselben, harrt heldenmütig bei den Leichen aus, worauf David diese mit Sauls und Jonathans Gebeinen in ihr Erbbegräbnis bringen läßt. 21, 1-14.

Vier gefeierte Einzelkämpfe mit den philistäischen Riesen sind zusammengestellt. 21, 15-22.

Darauf wird der Psalm eingefügt, mit dem David von der Höhe seines Lebens dankbar auf dasselbe rückwärts schaut. Wir sollen David auf dem Throne Gott preisen hören als den Retter seines Lebens und den Geber seiner Herrschaft.2) 22.

Darauf stellt ein zweites Lied, das weniger die Art eines Psalms, als die eines Weisheitsspruches hat, den in der Furcht Gottes regierenden Herrscher dem schlechten Menschen auf dem Thron entgegen. Jener empfängt sein Bild im Licht des Morgens, das alles belebt, dieser im Dorngestrüpp. Das ist Davids Weisung an sein königliches Haus. 23, 1-7.

Nun folgt die Liste der Helden Davids, d. h. derjenigen Männer, die sich an ihn während seiner Flucht in der Wüste angeschlossen und die damaligen Kämpfe mit ihm bestanden haben, und die später den nächsten Kreis bildeten um ihn her. Zweimal drei derselben werden besonders ausgezeichnet, und ein Beweis ihres Heldenmuts erzählt, wie sie das Lager der Philister durchbrachen, um für David Wasser zu holen aus Bethlehem. 23, 8-39.

Nun folgt noch eine eigenartige Geschichte, die mit dem Tempelbau in Beziehung steht. David befiehlt die Zählung des Volks, worauf ihm der Prophet Gad eine der göttlichen Heimsuchungen ankündigt. David will nicht in der Menschen Hand fallen und wählt darum die Pest. Aber als der Engel, der das Volk sterben macht, sich Jerusalem nähert, schont Gott die Stadt, und der Prophet heißt den König an dem Ort, wo er den Engel stehen sah, Gott ein Opfer bringen, weshalb David die Tenne Arafna's kauft. 24.

1)
Es ist dies derselbe Text wie 8,16-18, nur mit Abweichungen in der Schreibung der Namen. Gerade die Eigennamen waren Verschreibungen besonders ausgesetzt.
2)
Derselbe Psalm steht im Psalter als der 18. Die Unterschiede beruhen nur auf Schwankungen in der Schreibung oder Recitation des Texts. Der Vorzug liegt bald bei der einen, bald bei der andern Niederschrift des Psalms, doch häufiger bei derjenigen, die im Psalter steht.
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