Quandt, Carl Wilhelm Emil - Maleachi - Zweiter Abschnitt.

Quandt, Carl Wilhelm Emil - Maleachi - Zweiter Abschnitt.

Kap. 1, 6 - 2, 9. - Göttliche Rüge über die Sünden der Priester in Wort und That.

Kap. 1, Vers 6. Ein Sohn soll seinen Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre? Bin ich Herr, wo furchtet man mich? spricht der Herr Zebaoth zu euch Priestern, die meinen Namen verachten. So sprechet ihr: Womit verachten wir Deinen Namen? Im Volke Gottes sind die Priester Gottes die hervorragendsten Personen, darum wendet sich die göttliche Rede, nachdem sie das Volk im Allgemeinen zurecht gewiesen hat, nun insbesondere an die Priester. Hatte der Herr an dem Volke im Allgemeinen Mangel an Zufriedenheit mit seinen Führungen auszusetzen, so tadelt er an den Priestern, daß sie seinen Namen verachten. Gott hatte sich Israel unter gar gnädigen Namen geoffenbart, er hatte sich Israel als Vater und Herr kund gegeben, am allermeisten als Herr, aber doch auch als Vater Ps. 89, 27, 28; 2. Sam. 7, 14; Ps. 103, 15. So kann er denn aber auch von Israel und zumal von den Priestern, die allem Volt mit gutem Beispiel vorangehen sollten, zum mindesten ein solches Verhalten erfordern, wie jeder irdische Vater von seinen Kindern, jeder irdische Herr von seinen Knechten beansprucht. Aber er muß klagen, daß seine Kinder, seine Knechte ihm das vierte Gebot nicht halten, daß sie seinen Vater- und Herrnnamen verachten. Die Priester freilich stellen sich, als ob sie solche göttliche Klage und Anklage nicht begreifen könnten, und sprechen: Womit verachten wir denn Deinen Namen? So machen es ungezogene und freche Kinder und Knechte aller Zeiten und Orten, indem sie auf die freundlichen Vorhaltungen ihrer Eltern und Vorgesetzten sehr erstaunt und entrüstet thun, daß man sie wegen ihres Betragens zur Rechenschaft ziehe; mit solcher Entrüstung wollen sie sich gegen die Gewissensbisse verschanzen.

Vers 7. Damit, daß ihr opfert auf meinem Altar unreines Brod. So sprechet ihr: „Womit opfern mir Unreines?“ Damit, daß ihr saget: Des Herrn Tisch ist verachtet. In der Rede und Gegenrede (es ist das eine Eigenthümlichkeit des Buches Maleachi) setzt sich die Verhandlung Gottes mit den Priestern fort, es ist ein ergreifender Dialog. Der Herr erklärt sich in diesem Verse naher, was er mit der Verachtung seines Namens namentlich meint, nämlich die Darbringung mangelhafter Opfer. In der ersten Zeit nach der Rückkehr Israels von Babylon wurde für alle Bedürfnisse des Tempeldienstes von Seiten des persischen Staates ausreichend gesorgt; Esra 6, 9 ff.; 7, 20-23. Später aber, unter Nehemia, verschloß sich „die Kammer des Königs“ und die Israeliten übernahmen selbst die Herbeischaffung der vom Gesetz geforderten Tempelbedürfnisse, Nehemia 10, 32 ff., wie sich das auch so gebührte, da ein alttestamentliches Opfer doch nur dann ein wirkliches Opfer war, wenn es der Mensch von seinem Eigenen darbrachte. Sobald nun aber Nehemia wieder Jerusalem verlassen hatte, wurde Israel nachlässig in Erfüllung der neu übernommenen heiligen Pflichten. Es mag ja immerhin der ärmliche Zustand der Colonie mitwirkend gewesen sein, der tiefere Grund für die mangelhafte Erfüllung der Opfergebote war doch gemeine und gottlose Gesinnung. Des Herrn Tisch ist hier, wie der ganze Zusammenhang (man vergleiche namentlich Vers 10) dieses mit den folgenden Versen ergiebt, der Brandopferaltar, und das Brod, das auf diesem Altar geopfert wird, bedeutet wie 3. Mose 21, 6 das Brod des Feuers, die Speise des Feuers, Alles, was auf dem Brandopferaltar dem heiligen Gotte zu süßem Geruch vorgelegt werden soll. Die Priester zur Zeit Maleachi's nannten den Brandopferaltar einen verachteten Tisch, einen Tisch, auf den das Volk nicht mehr viel gab und auf den sie darum selber nicht mehr viel gaben; denn statt für die Ehre des Herrn zu eifern und das Volk zu vermahnen, den Altar des Herrn in besseren Ehren zu halten und auf demselben solche Opfer niederzulegen, wie der Herr sie forderte, schwammen sie wie todte Fische mit dem Strome, nahmen auch die unreinen Opfer entgegen und scheuten sich nicht, dieselben dem Herrn zu opfern; und so verachteten sie, indem sie den Tisch des Herrn verachteten, seinen h. Namen selbst. Ach, daß es auch den Dienern am Heiligthum des neuen Bundes vielfach ähnlich geht! Ein alter, frommer Prediger hat davon gesagt: „Es hat seine eigenen Versuchungen zu solchen Zeiten, wo man sehen muß, die Leute halten nicht mehr viel auf ihre Religion, es ist in ihrem Kirchgehn und ganzen Gottesdienst der vorige Eifer nicht mehr. Da heißt's anfänglich: Man muß jetzt Vieles leiden! Aber über eine Weile ist's Einem kein eigentliches Leiden mehr, sondern man wird leichtsinnig und gleichgültig darunter, greift selbst Alles mit weniger Geist und Kraft an und hängt fleischlicher Klugheit nach. Darüber kann Einem durch Gewohnheit zuletzt das Heiligste verächtlich werden, und ein solches dummes Salz wird dann vollends unter der Leute Füßen zertreten.“

Vers 8. Denn wenn ihr ein Blindes opfert, so muß es nicht böse heißen; und wenn ihr ein Lahmes oder Krankes opfert, so muß es auch nicht böse heißen, bringe es deinem Fürsten? Was gilt's, ob du ihm gefallen werdest? oder ob er deine Person ansehen werde? spricht der Herr Zebaoth. „Alles, was einen Fehler hat, sollt ihr nicht opfern“, hatte der Herr 3. Mose 22, 20 gesagt und weiter V. 22: „Ist es blind oder gebrechlich oder geschlagen oder dürre oder räudig oder schäbig, so sollt ihr solches dem Herrn nicht opfern und davon keine Opfer geben auf den Altar des Herrn.“ Und 5. Mose 15, 21, wird unter den Fehlern ausdrücklich auch noch das Hinken, die Lahmheit, genannt. Es sollten ja eben die alttestamentlichen Opfer durch ihre völlige Tadellosigkeit den vorbilden, der sich ohne allen Wandel, d. h. ohne Makel und Fehl durch den ewigen Geist für uns Gotte geopfert hat in der Fülle der Zeit. Die Priester versündigten sich also ebenso stark gegen den Buchstaben, als gegen den Geist der mosaischen Opfervorschriften, wenn sie dem Volk, das Blindes, Krankes und Lahmes zum Tempel brachte, durch die Finger sahen. Es ist eine schneidende göttliche Ironie, wie wir sie öfters in der h. Schrift finden, wenn es weiter heißt: Bringe es deinem Fürsten! Der Fürst - im Grundtext steht ein persisches Wort Pechah, an das türkische Pascha erinnernd - ist der Statthalter des persischen Königs in Jerusalem, entweder Nehemia oder wahrscheinlicher derjenige, der während Nehemias Abwesenheit das Statthalteramt in Jerusalem versah. Im persischen Reiche waren die Unterthanen verpflichtet, wie dem Könige so auch seinen Statthaltern „den Tisch zu decken“ d. i. für seinen Tisch als Tribut herbei zu bringen, was an besten Landesproducten vorhanden war. Einem solchen irdischen Fürsten gegenüber wagte es nun so leicht kein Unterthan, schlechte Früchte oder Thiere darzubringen; denn Jeder mußte, daß der Fürst auf seinem Recht bestehen und Keinem, wer er auch war, einen mangelhaften Tribut durchgehen lassen werde. Wie konnte mm Israel und seine Priesterschaft dem großen Gotte etwas anmuthen sein, was man sich nicht einmal einem sterblichen Fürsten gegenüber erlaubt? Die göttliche Ironie ist ganz vernichtend. Ach, daß sie auch unsre lahmen, blinden und kranken Opfer vernichtete! Es ist ja wahr, wir brauchen keine Lämmer und Widder mehr nach Jerusalem zu treiben; uns hat Christus Jesus, das Lamm Gottes unschuldig, mit Einem, Seinem, Opfer auf ewig versöhnt. Doch sind wir ja damit der eignen Opfer noch nicht quitt. „Du willst ein Opfer haben, hier bring' ich meine Gaben, mein Weihrauch und mein Widder sind mein Gebet und Lieder.“ Dieses Opfer der Lippen, das Gebet, wie verkürzt, wie kümmerlich, wie fehlerhaft bringen wir es oft dem Herrn dar! Wahrhaftig wir würden es nimmer wagen, zu einem Könige dieser Erde so abgebrochen, so flüchtig, so nur gewohnheitsmäßig zu reden, wie es leider oft von wer weiß wie vielen Christen dem König der Könige, dem großen Gotte gegenüber geschieht! Ich erinnere nur an das Vaterunser, wie gedankenlos wird es von Vielen vor Gott nicht gebetet, sondern geplappert, daß Dr. Luther gar nicht Unrecht hat, wenn er das Vaterunser den größten Märtyrer nennt. Wir kennen auch das Wort der Schrift: „Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl.“ Und wie kümmerlich, wie gezwungen, wie gedankenlos wird das Opfer des Almosen oft dargebracht! Nur einen fröhlichen, willigen Geber hat Gott lieb, und nur wer reichlich sät, wird reichlich ernten. Gott vergebe uns unsre Opfersünden!

Vers 9. So bittet nun Gott, daß er uns gnädig sei. Denn solches ist geschehen von euch. Meinet ihr, er werde eure Person ansehen? spricht der Herr Zebaoth. Ein Israelit heißen das ist wenig, ein Israelit sein, das ist die Sache, worauf es ankommt. Ein Priester heißen, das thut's noch nicht, sich priesterlich betragen, das ist's, was Gott verlangt. Gott läßt in seinem Gericht nicht die Namen, nicht die Personen gelten; Gott ist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt, oder der gottlos Wesen, um irgend eines vornehmen Namens willen passiren ließe, sondern was böse ist, mag er auch Israel und Priester heißen, bleibet nicht vor ihm. Steht es aber so, was bleibt da den sündenvollen israelitischen Priestern Anderes übrig, als auf die Knie zu fallen und die Gnade der Vergebung der Sünden zu beten? Und was bleibt uns im reuevollen Hinblick auf unsre blinden, lahmen, kranken Gebets- und Almosen-Opfer übrig, als die demuthsvolle Bitte um Vergebung und Gnade? Gott vergebe uns unsre Opfersünden!

Vers 10. Wer ist unter euch, der eine Thür zuschließe? Ihr zündet auf meinem Altar Kein Feuer an umsonst. Ich habe Keinen Gefallen an euch, spricht der Herr Zebaoth; und das Speisopfer von euren Händen ist mir nicht angenehm. Der etwas schwierige Anfang dieses Verses lautet in möglichst wortgetreuer Uebersetzung also: „Wer ist auch unter euch und er schließet die Thüren, und ihr zündet nicht umsonst meinen Altar an?“ Der Sinn kann nicht gut ein andrer sein, als der: „Will nicht lieber Einer von euch die Tempelthür schließen, um dem unwürdigen Opfern ganz ein Ende zu machen?“ Besser gar kein Opfer, als ein unreines; Gott leidet kein halbstes Wesen. Brandopfer und Speisopfer sind zwar unter sich verschiedene Opfer; hier aber sind unter dem Namen der Speisopfer die Brandopfer mitbegriffen. Gott will keine Speise für das Feuer seines Brandopferaltars, welche den Anforderungen nicht entspricht, die er nach dem Gesetze an sie macht. Gott will der verächtlichen Opfer ein Ende wissen und lieber sein Haus zuschließen, als es länger bestecken lassen. Wo heutzutage ein Haus des Herrn von Predigern des Unglaubens in Beschlag genommen ist, die zu Ostern predigen, daß der Herr nicht auferstanden ist, und auf Himmelfahrt, daß der Herr nicht gen Himmel gefahren ist, da mag man auch wohl im Eifer um des Herrn Ehre rufen: Will nicht lieber Einer die Thüre zuschließen, um dem Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte ein Ende zu machen? Geschlossene Kirchen sind besser als solche offenen Kirchen, in denen die Kirchenlehre gelästert wird.

Vers 11. Aber vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang soll mein Name herrlich werden unter den Heiden; und an allen Orten soll meinem Namen geräuchert und ein reines Speisopfer geopfert werden; denn mein Name soll herrlich werden unter den Heiden, spricht der Herr Zebaoth. Dieser Vers, mit dem vorigen zusammengelesen, hat paulinischen Klang. Was Paulus erfüllt sieht und als erfüllt predigt Röm. 11, 11: „Aus der Juden Fall ist den Heiden das Heil widerfahren“, das weissagt hier Maleachi: Wenn Israel und seine Priester es so übel treiben, daß Gott wünschen muß, daß der Tempel zu Jerusalem sich schließe, so wird Gott sich unter den Heiden Altar auf Altar errichten, darauf ihm geopfert werde, was er in Israel nicht findet, ein reines Opfer. Was nun aber Paulus, da er die Erfüllung beschreibt, als göttlichen Zweck hinzusetzt: „Aus ihrem Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, auf daß sie denen nacheifern sollen“, daß ist offenbar auch hier bei der Weissagung und hier erst recht der Zweck. Gott will sein Volk reizen und gleichsam eifersüchtig machen auf die Heiden, damit es sich von denselben nicht überflügeln lasse in der Darbringung tüchtiger Opfer. Die Verheißung dieses Verses ist groß, sie verheißt die Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit auf dem ganzen Erdkreis, eine Verherrlichung Gottes weit über die Grenzen Israels hinaus; sie ist eine von denjenigen Prophetenstellen, die die Zeit des neuen Bundes nach ihrer Herrlichkeit schildern. Vollständig mißverstanden wird diese Stelle von denjenigen Katholiken, die hier ihr Meßopfer geweissagt finden, und von denjenigen katholisirenden Protestanten, die hier einen Protest gegen das allgemeine Priesterthum der Gläubigen ausgesprochen finden. Wenn das Concil von Trient behauptete, das Meßopfer der kathol. Kirche das sei das reine Opfer, von dem Maleachi weissage, daß es unter allen Völkern aller Orten Gott dargebracht werden solle, so haben darauf schon die uralten Kirchenväter Justinus und Irenäus zuvor geantwortet, daß die Weissagung Maleachis in den Liebesgaben der Gemeinde, nicht in der priesterlichen Darbringung des Leibes und Blutes Christi sich erfülle. Das Räuchern und Opfern kann und darf, nachdem mit dem Einen Opfer Christi in Ewigkeit vollendet sind, die geheiligt werden, nicht nach dem Buchstaben Mosis, sondern muß nach dem Geiste Christi verstanden werden und der Geist Christi sagt Offenb. Joh. 5, 8: Das Räuchwerk sind die Gebete der Heiligen und Röm. 12, 1: Begebet eure Leiber zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches hat euer vernünftiger Gottesdienst. Hat uns Christus, so sagt darüber ein evangelischer Zeuge, zu Königen und Priestern gemacht, so machen wir unser Räuchwerk aus den besten Spezereien, Glaube, Liebe, Hoffnung und Geduld, bringen solches Morgens und Abends, ja zu allen Zeiten, daß es aufsteige zu einem süßen Geruch zu dem, der um Christi willen thut, was wir begehren. - Wenn nun aber das Beten und die Hingabe des Herzens und Lebens das neutestamentliche Räuchern und Opfern ist, so sind im neuen Bunde eben auch alle Gläubigen Priester Gottes, da zu beten und das Herz zu opfern, nicht blos einem Stande in der Christenheit, sondern allen Christen zukommt. Es ist darum thöricht, auf unsre Stelle, wie von katholisirenden Protestanten in England (den s. g. Puseyten oder Tractarianern) geschieht, die ewige Fortdauer eines vom Laienstande scharf geschiedenen, mittlerischen Priesterstandes gründen zu wollen. Priester Gottes sind nach dem neuen Testamente alle gläubigen Christen; die unter ihnen Prediger, Pfarrer, Pastoren sind, haben nicht besondere Opfer darzubringen, sondern Gottes Wort rein und lauter zu predigen und die beiden Sacramente schriftgemäß zu verwalten.

Vers 12. Ihr aber entheiliget ihn, damit daß ihr saget: „des Herrn Tisch ist unheilig“, und sein Opfer ist verachtet summt seiner Speise. Die Priester entheiligen den Altar durch Wort und That; durch das Wort, indem sie verächtlich von dem Altar reden, durch die That, indem sie auf demselben Opfer darbringen, von denen sie selbst wissen konnten, daß sie vor Gott nicht taugten. Der Gedanke des siebenten Verses ist in diesem Verse wiederholt und verstärkt.

Vers 13. Und ihr sprechet: „Siehe, es ist nur Mühe“, und schlaget es in den Wind, spricht der Herr Zebaoth. Und ihr opfert, das geraubet, lahm und Krank ist, und opfert dann Speisopfer her. Sollte mir solches gefallen von eurer Hand? spricht der Herr. Fortsetzung der Klage des vorigen Verses. Die Priester entheiligen den Namen Gottes durch ihr Wort, denn sie sagen, das Opfer sei nicht der Mühe werth, sei so gering als eine Flaumfeder, die man wegblase; und sie entheiligen ihn durch die That, indem sie gewissenlos fehlerhafte Opfer vom Volk annehmen und für das Volk darbringen. Als eine zuvor noch nicht genannte Art fehlerhaften Opfers erscheint hier das Geraubte, so hat Luther den hebräischen Ausdruck gasul übersetzt. Nach dieser Uebersetzung wäre dann an Opfer zu denken, die durch Raub und Diebstahl erworben sind. Allein die parallelen Ausdrücke lahm und krank erfordern doch eine Übersetzung des Wortes gasul, welche nicht darauf weist, wie das Opfer erworben ist, sondern wie es, mag es erworben sein, wie es will, an sich selbst fehlerhaft ist; und diese andre Uebersetzung ist möglich, da gasul auch so viel als geschunden, räudig, schäbig heißen kann. Das aber dürste wohl durch diesen doppelsinnigen Ausdruck mit angedeutet sein, daß die Priester nicht blos von dem Volke Schlechtes annehmen, sondern obenein von dem Schlechten noch das Beste für sich behielten, so daß der liebe Gott das Allerschlechteste bekam; mit der Gewissenlosigkeit paarte sich bei ihnen die Habsucht. Darum straft sie der Herr und erklärt ihnen seinen Zorn und Ungnade.

Vers 14. Verflucht sei der Vortheilische, der in seiner Heerde ein Männlein hat, und wenn er ein Gelübde thut, opfert er dem Herrn ein Untüchtiges: Denn ich bin ein großer König, spricht der Herr Zebaoth, und mein Name ist schrecklich unter den Heiden. Vortheilisch ist Jeder, der durch Aussicht auf irdische Vortheile sich zu ungesetzlichen Handlungen verleiten läßt; Sirach sagt 14, 9 von einem solchen Menschen: „Ein vortheilischer Mensch läßt ihm nimmer genügen an seinem Theil und kann vor Geiz nicht gedeihen.“ Vortheilisch war das Volk, das das Tüchtige für sich behielt und wähnte, das Untüchtige sei für Gott genug; vortheilisch war insbesondere Jeder im Volk, der seinem Gotte ausdrücklich ein tüchtiges Opfer gelobte und dann ein untüchtiges anbrachte; vortheilisch waren die Priester einmal, weil sie durch Annahme der untüchtigen Opferthiere sich der Sünde des Volks theilhaftig machten, und sodann, weil sie von dem Untüchtigen das am wenigsten Untüchtige für sich behielten und das am meisten Untüchtige auf den Tisch des Herrn legten. Der Herr aber legt seinen Fluch auf diese Vortheilischen - nämlich wenn sie sich durch diese prophetische Strafrede nicht zur Bekehrung und Sinnesänderung reizen lassen vergl. 2, 2 - und erinnert an die Schrecken seiner Hand, von der die Heiden erfahren hatten, z. B. die Egypter und Philister, nämlich daß er, aller gläubigen Israeliten Herr und Vater, allen Widerspenstigen sei der große, mächtige, heilige, schreckliche Gott, vor dem Niemand stehen kann, wenn er zürnt und sich aufmacht zum Gericht. Die Bezeichnung: Ich bin ein großer König weist noch einmal zurück auf die Ironie von Vers 8: Bringe es deinem Fürsten, deinem Pascha. Schon 3. Mose 26, 16 hatte Gott gedroht, auch sein eignes Volk im Falle beharrlichen Ungehorsams heimzusuchen mit Schrecken. Solche Drohung sollte den Priestern und allem Volk die Knie beugen, daß sie an ihre Brust schlagend im Staube beteten mit Jeremias 17, 17: Sei Du mir nur nicht schrecklich, meine Zuversicht in der Noth.

Kap. 2, Vers 1. Und nun ihr Priester, dies Gebot gilt euch. Feierliche Aufforderung an die Priester, das Wort, das der Herr durch Maleachi zu ihnen redet, zu Herzen zu nehmen. Das Gebot, das den Priestern gilt, ist dasjenige Gebot, das an der Spitze des ganzen Abschnittes (1, 6) steht, das vierte Gebot in seiner Anwendung auf Israel als Gottes Familie: Du sollst deinen Gott als deinen Herrn und Vater ehren.

Vers 2. Wo ihr es nicht hören, noch zu Herzen nehmen werdet, daß ihr meinem Namen die Ehre gebet, spricht der Herr Zebaoth, so werde ich den Fluch unter euch schicken und euren Segen verfluchen; ja Verfluchen werde ich ihn, weil ihr es nicht wollt zu Herzen nehmen. Der göttliche Fluch ist Ausdruck der Verhängung zeitlichen und ewigen Elends, durch welches Gott als ein gerechter Richter die Ungehorsamen straft; der göttliche Segen faßt die Fülle der Gnaden in sich, mit denen er als barmherziger Heiland bußfertige Sünder umfängt. Der folgende Vers zeigt, daß hier unter dem Segen der Priester und des Volkes, den Gott im Falle ihrer Verstockung verfluchen will, zunächst der irdische Segen an Getreide und Obst zu verstehen ist, wie ja auch unter uns noch der fromme Landmann, wenn er auf sein üppiges Saatfeld schaut, sagt: das ist ein Segen Gottes. Diesen Segen will Gott verderben, wenn die also Gesegneten nicht aufhören werden, seinen Namen zu entheiligen. Es ist in die Augen springend, daß sich dieser Vers Maleachis zurückbezieht auf 5. Mose 28,15,16: „Wenn du nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, daß du haltest und thust alle seine Gebote und Rechte, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen. Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht auf dem Acker.“

Vers 3. Siehe, ich will schelten euch sammt dem Samen und den Koth eurer Feiertage euch in das Angesicht werfen und soll an euch Kleben bleiben. In genauerer Uebersetzung lautet dieser Vers: Siehe, ich werde euch die Saat schelten und euch Mist in's Angesicht werfen, den Mist eurer Feste, so daß man euch sammt ihm wegführen wird. Schelten ist die Aussprache des Unwillens; wenn Gott die Saat schelten will, so will er seinem Unwillen über sein Volk dadurch Ausdruck geben, daß er durch ein Zorngebot ihrem Wachsthum Einhalt thut. Zum Verständniß dessen, was unser Vers über den Mist der Feste sagt, ist 2. Mose 29, 14 nachzulesen: „Des Farren Fleisch, Fell und Mist sollst du außen vor dem Lager mit Feuer verbrennen; denn es ist ein Sündopfer.“ Statt des Opferantheils, den das Gesetz den Priestern zusprach, soll ihnen der Mist der Opferthiere in's Gesicht geworfen werden, und also beschmutzt sollen sie dahin geführt werden, wohin sonst nur der Schmutz allein geführt wird, vor die Stadt hinaus, in's Feuer des Gerichts. Sie haben durch Gottesverachtung und Habsucht die Altäre des Höchsten entheiligt, so behandelt sie nun der Höchste als das, was sie vor ihm sind, als Schmutz! Die Ausdrücke sind stark, aber die Sünden waren auch stark.

Vers 4. So werdet ihr dann erfahren, daß ich solches Gebot zu euch gesandt habe, daß es mein Bund sein sollte mit Levi, spricht der Herr Zebaoth. Erfahrung giebt Hoffnung, heißt es Römer 5, 4; das ist die Erfahrung des Gläubigen von Gottes Gnaden. Es giebt aber auch eine Erfahrung des Ungläubigen von Gottes Zorn, die der Anfang der Verzweiflung ist, und die ist hier gemeint. Die Priester sollen an den Strafgerichten Gottes, die im Falle ihrer Unbußfertigkeit nicht ausbleiben können, erfahren, zu ihrem Schrecken erfahren, daß der Gott Israels sich nicht spotten läßt. Wenn sie nicht hören wollen, so sollen sie fühlen. Der Bund, den Gott mit Levi und seinem priesterlichen Geschlecht geschlossen hatte, verbürgte lauter Erfahrungen der Gnade, setzte aber eben auch gläubiges Verhalten, Heiligung des Namens Gottes voraus, 5. Mose 33, 8 - 11.

Vers 5. Denn mein Bund war mit ihm zum Leben und Frieden; und ich gab ihm die Furcht, daß er mich fürchtete und meinen Namen scheute. Gottes Bund mit Levi verbürgte ihm ein Leben im Frieden; Gott sorgte für den Lebensunterhalt der Priester Israels, indem er selbst, der Herr, ihr Erbtheil wurde und ihnen den Zehnten zuwies; er sorgte auch für ein Leben der Priester in Frieden, denn die Kinder Levis wurden unter der streitbaren Mannschaft Israels nicht gezählt und in der Lagerordnung unter keines der Paniere gestellt. Im Frieden und ohne Nahrungssorgen sollten und konnten sie ausschließlich dem Dienst am Heiligthum des Herrn leben - eine göttliche Einrichtung, die für alle Zeiten die Normen angiebt für die Versorgung der Diener am Heiligthum durch die Gemeinden. Die äußere Ausrüstung des Priesterstammes war aber nur die Schaale für den edleren Kern der innerlichen Ausstattung mit der Furcht Gottes, die Alles in sich befaßt, was zum Dienste Gottes gehört und insbesondere zum priesterlichen Dienst. Die heilige Ehrfurcht vor dem Namen Gottes wurde von Gott selbst in Levi's Herz gepflanzt; für Levi und sein Geschlecht galt es nun, dies vorzüglichste Geschenk der göttlichen Gnade zu bewahren, die Gabe, die in ihm war, täglich neu zu erwecken, um auf diese Weise allezeit tüchtig zu sein zur Erfüllung der priesterlichen Pflichten. Gottesfurcht ist noch heute, wahrlich nicht nur für Prediger, sondern für das ganze priesterliche Geschlecht das Israels rechter Art, das aus dem Geist erzeuget ward, das Fundament und die Quelle des Gottesdienstes im Geist und in der Wahrheit. „Vor Dir, o Gott, sich kindlich scheuen, ist unsre allergrößte Pflicht; kein Mensch kann Deiner Huld sich freuen, scheut er Dein heilig Auge nicht. Drum wirk' in mir durch Deinen Geist die Furcht vor Dir, die kindlich heißt.“

Vers 6. Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Munde und ward Kein Böses (d. i. Kein Unrecht) in seinen Lippen gefunden. Er wandelte vor mir friedsam und aufrichtig und bekehrete Viele von Sünden. So war es einst, so wandelte einst der Priesterstand Israels in besseren Tagen. Maleachi erinnert die heruntergekommenen Priester seiner Zeit an ihre frommen Väter, ob das schöne Beispiel der Alten sie noch beschämen und von ihren Irrwegen auf den rechten Weg zurückführen möchte. Vielleicht hat dem Propheten die ehrwürdige Priestergestalt Jojadas vorgeschwebt, der in den Tagen der Atalja und des Joas lebte und, in welchem nach langen Zeiten der Erschlaffung der ursprüngliche Geist des levitischen Stammes und des priesterlichen Hauses wiederum lebendig geworden war. Wer aber auch immer dem Propheten vorgeschwebt haben mag, jedenfalls giebt er hier in wenigen und treffenden Zügen an, wie ein Priester in Israel sein soll. 1) der Priester soll das Gesetz der Wahrheit, das Gesetz Gottes, unter Israel lehren; 2) er soll die Uebertreter des Gesetzes ohne Ansehn der Person recht richten; 3) er soll allem Volk ein Vorbild in frommem, friedsamem Wandel sein; 4) er soll seelsorgerlich die Sünder bekehren. Diese vier Stücke find noch heute Hauptstücke des priesterlichen Lebens, danach sich alle Christen und die Prediger, die andre Christen lehren sollen, zumal zu richten haben. Wohl einem Prediger, an dessen Grabe Maleachi 2, 6 zum Text für die Leichenpredigt genommen werden kann. Es geschah das einmal am Grabe eines gottseligen, heimgegangenen Pfarrers. „Drei Hände voll Erde auf seinen Sarg, drei Worte des Nachrufs über seinen Lebenslauf“, so ward an seinem Grabe gesagt: 1) in seinem Munde die Wahrheit Gottes, 2) in seinem Wandel der Friede Gottes, 3) in seinem Nachlaß die Dankesthränen der durch ihn Bekehrten.

Vers 7. Denn des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, daß man aus seinem Munde das Gesetz suche; denn er ist ein Engel des Herrn Zebaoth. Denn wie die Priester weiland waren, so sollen sie immer, so sollen sie auch jetzt sein! Des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, genauer die Erkenntniß, nicht bloß den überlieferten Buchstaben der Rechtgläubigkeit, sondern das lebendige, herzliche Verständniß der Wahrheit des Gesetzes und des Gesetzes der Wahrheit. Auch bei Haggai 2, 12 lesen wir: Frage die Priester um das Gesetz! Es ging dem priesterlichen Stande in Israel grade damals zur Zeit Maleachi's ein wesentliches Stück verloren, da sich ein besonderer Stand der Schriftgelehrten bildete, der, wenn auch Priester und Leviten zu ihm gehörten, doch Keineswegs an levitische Abstammung gebunden war; dieser Stand bildete sich eben seit Esras Tagen, weil die schlaffen und verdrossenen Priester das Studium des Gesetzes vernachlässigten. Dem Priester gebührt es, Bescheid zu geben über Gesetzesfragen, denn er ist ein Engel des Herrn Zebaoth. Das hebräische Wort Nalsaoli bedeutet beides, sowohl einen Engel vom Himmel, als einen irdischen, menschlichen Boten. Ein Bote Jehovas ist der Priester, so wird er auch beim Prediger Salomo 5, 5 genannt, man vergleiche unsre Auslegung des Buches von der Eitelkeit der Eitelkeiten S. 69; so nennt sich Haggai 1, 13 auch der Prophet Haggai einen Engel, d. h. einen Boten des Herrn; so werden auch Jer. 33, 7 menschliche Lehrer, die kraft ihres Amtes den Frieden zwischen Gott und Menschen zu vermitteln suchen, Engel d. i. Boten des Friedens genannt. So heißen auch in der Offenbarung Johannis die Vorsteher der sieben Gemeinden ihre Engel, d. h. Boten, die der Herr ihnen gesandt, seine Botschaft an sie auszurichten. Adel verpflichtet, sagt ein Sprüchwort; so verpflichtet denn auch dieser geistliche Adel, da ein Diener Gottes am Wort ein Engel des Herrn genannt wird, und drängt zu den Fragen: „Sollt' ich aus Furcht vor Menschenkindern des Geistes Trieb in mir verhindern und nicht, bei so viel Heuchelschein, ein treuer Zeuge Gottes sein? Sollt' ich des Höchsten Wort verschweigen und nicht dem Hause Jacob zeigen, wie schändlich sich's vor Gott verstellt, darum, weil's Menschen nicht gefällt? Weß ist das Amt, das ich hier trage? Wer fordert's daß ich's ihnen sage? Ist's nicht des großen Gottes Mund, der sich durch mich thut ihnen kund?“

Vers 8. Ihr aber seid von dem Wege abgetreten und ärgert Viele im Gesetz und habt den Bund Levis zerbrochen, spricht der Herr Zebaoth. Rückblick von den Höhen, auf denen die Priester wandeln sollten, in das tiefe, dunkle Thal, darin sie damals wanderten. Von dem Wege, auf denen frühere levitische Geschlechter wanderten, war das damalige levitische Geschlecht abgetreten. Abtreten ist gerade so viel, als abfallen, Hebr. 3, 12; 1. Tim. 4, 1. Eine Folge ihres Abfalls war, daß die Masse des Volks geärgert wurde im Gesetz, das heißt, daß das' Gesetz, das dem Volk zur Erziehung in dm Wegen Gottes gegeben war, demselben zum Fallstrick wurde. Wenn die amtlichen Hüter des Gesetzes kein Wort der Rüge mehr hatten für den schmählichsten Bruch des Gesetzes, sondern vielmehr durch ihre eigne Handlungen dem Gesetze öffentlich Hohn sprachen, so mußte der Glanz des Gesetzes vor den Augen des Volkes erbleichen, und ein Bankerott an allem religiösen Gehalt war unvermeidlich. Der Bruch des Bundes Levis von Seiten der Leviten mußte den Bruch des Bundes Israels von Seiten Israels nach sich ziehen - und hat ihn nach sich gezogen. So ging im Mittelalter von der Verderbniß der Geistlichkeit das Verderben der Völker aus; so haben im vorigen Jahrhundert rationalistische Geistliche die s. g. natürliche Religion auch in's Volk eingeschmuggelt. Wo Priester sündigen, sündigen sie immer doppelt, denn sie ziehen, mehr als Andre, Andre hinterdrein.

Vers 9. Darum habe ich auch euch gemacht, daß ihr verachtet und unwerth seid vor dem ganzen Volk, weil ihr meine Wege nicht haltet und sehet Personen an in meinem Gesetz. Es ist das je und je die Strafe abgefallner Diener Gottes gewesen, daß sie auch die Achtung einbüßten bei denselben Leuten, denen sie bei ihren Sünden durch die Finger sahen. Jener weltliche Geistliche, der Abend für Abend mit dem Oberförster Karte spielte, wurde vom Oberförster, als dessen letztes Stündlein gekommen war, nicht gerufen, sondern sein gläubiger College; „denn“, sagte der Oberförster, „ein Prediger, der immer mit mir Karten gespielt hat, der kann nicht für mich beten.“ Priester, die dem Volk den Weg zum Himmel leicht machen, um selbst einen angenehmen Weg auf Erden zu haben, machen sich damit selbst bei der leichtsinnigen Menge verächtlich. Man behandelt sie, wie im Krieg die Spione; man benutzt und bezahlt ihnen ihre schnöden Dienste, wahrend man sie doch im Herzen gründlich verachtet. So wurde auch der Priesterstand zur Zeit Maleachis unwerth zur gerechten Strafe für die Vernachlässigung seines hohen Berufs. Aber der vollkommene und hochwürdigste Hohepriester Jesus Christus, da er der allerverachtetste und unwertheste ward, hat mit seinen stellvertretenden Leiden auch die Priestersünden gesühnt, und die in seinem Blute Vergebung suchen, sollen sie finden auch für die Sünden am Heiligthum, wenn sie nur dabei bedenken, daß bei ihm die Vergebung ist, daß man ihn fürchte.

Eine göttliche Rüge über die Sünden der Priester in Wort und That enthielt dieser zweite Abschnitt unsers prophetischen Buchs. Jeder Christ kann und soll sich seinen Theil davon nehmen und zu Herzen gehen lassen; denn jeder Christ hat in Beziehung auf seine eigne Seele und auf die Seelen seiner Umgebung priesterliche Pflichten, und welcher Christ wollte behaupten, daß er diesen Pflichten immer mit Treue nachgekommen wäre? Ach, es bleibt nichts übrig, als das brünstige Gebet: „Höchster Priester, der Du Dich selbst geopfert hast für mich; laß doch, bitt' ich, noch auf Erden auch mein Herz Dein Opfer werden. Drum so tödt' und schlachte hin meinen Willen, meinen Sinn, reiß mein Herz aus meinem Herzen, sei es auch mit tausend Schmerzen. Trage Holz auf den Altar und verbrenn' mich ganz und gar, o Du allerliebste Liebe, wenn doch nichts mehr von mir bliebe.“ Ganz vornehmlich aber ist dieser Abschnitt beherzigenswerth für die Männer des geistlichen Amts, die so oft ihr Amt zwar gewichtig treiben als Männer des Amts, aber kärglich als Menschen Gottes, die so oft noch halb mit der Welt mitlaufen und der Welt das Recht geben, sich ihnen gleichzustellen, die befleckt sind mit so vielen Amts- und Standessünden! Wie oft ist ihr Vorbild ein Unbild; wie oft hängt sich an ihren Amtsdienst das mechanische Thun und es gebricht am Geistgesalbten! Wie oft wird das geistliche Amt taxirt nach seinen Einkünften; wie oft leistet das geistliche Schablonenthum des Predigers einem tobten Schlafchristenthum der Gemeinde Vorschub! Wehe, wo eine Kirche nicht mehr als Seelenversorgung der Gemeinde, sondern als Brodanstalt für Geistliche in Betracht kommt! Der Herr vergebe seinen Dienern und salze sie, damit sie nicht von den Leuten verachtet und zertreten werden. Herr, Herr, verwirf uns nicht von Deinem Angesicht und nimm Deinen heiligen Geist nicht von uns. Amen.

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