Oehninger, Friedrich - Wahrheiten für unsere Tage - Das Heidentum.

Oehninger, Friedrich - Wahrheiten für unsere Tage - Das Heidentum.

Schnell hat sich nach dem Fall unserer Stammeltern Gottentfremdung und Sünde unter ihren Nachkommen gesteigert. Kain beantwortet das göttliche Missfallen mit Trotz und wurde ein Mörder seines Bruders. Als dann die Scheidung zwischen Gotteskindern und Töchtern der Menschen, zwischen der frömmeren Linie der Sethiten und der gottlosen der Kainiten, die noch ein Damm gegen das Überwuchern des Bösen gewesen war, aufhörte und die Menschen sich vom Geist Gottes nicht mehr strafen ließen (1. Mose 6,1-4), wuchs das Verderben so sehr, dass die Sündflut ihm Einhalt tun musste. Aber auch nachher vollzog sich rasch der Abfall und Verfall der Menschheit. Von Noahs Söhnen, Sem, Ham und Japhet, stammt die nachsündflutliche Menschheit, und der Spruch des Vaters über dieselben (1. Mose 9,25-27) war ein prophetischer Ausblick in die künftige Geschichte ihrer Nachkommen. Die Semiten wurden in der Folge das Volk der Religion, die Hamiten seufzten unter dem Fluche der Sklaverei und die Japhetiten sind die Völker der Kultur. Ein Teil der Menschheit fiel rascher und tiefer als der andere. Was für ein großer Unterschied ist zwischen den Heiden in Kamerun, wo ein Jüngling gar nicht zum Mann erklärt werden konnte, ehe er einen Mann getötet und seinen Leichnam ausgestellt hatte, und den in Wissenschaft und Kunst und Politik so hochstehenden alten Griechen und Römern! Aber auch hier herrschte neben der hochstehenden Kultur eine traurige moralische Unreinigkeit und Begriffsverwirrung, wie sie in Röm. 1 geschildert wird, sogar bei Männern wie Socrates, was den Kirchenvater Augustin gewissermaßen berechtigte, die heidnischen Tugenden glänzende Laster zu nennen. Die Kultur musste den Dienst der Feigenblätter tun und den Tatbestand verhüllen und vergessen machen. Allerdings schien, wie wir weiter unten sehen werden, auch hier das Licht in die Finsternis und sittliches Bewusstsein, Vernunft und merkwürdige, prophetische Ahnungen des Göttlichen, ja des kommenden Menschensohnes, wie bei Plato, überraschen uns in der Heidenwelt vor Christo so sehr, dass wir erkennen müssen, wie viel noch von der ursprünglichen Gotteserkenntnis des Anfangs geblieben ist und dass das ewige Wort auch in die Herzen der Heiden geleuchtet hat. Aber es ist doch nur ein Licht in der Finsternis, das die Finsternis nicht überwunden hat. Die religiöse und sittliche Nacht des Heidentums war unaussprechlich groß. Man vergleiche nur die so hochstehende Buddha-Religion, welche von Vielen sogar als die Religion der Zukunft betrachtet wird, mit dem wahren Christentum, um den wesentlichen Abstand und Unterschied gleich zu bemerken.

Im Buddhismus ist Leben notwendig Leiden. Woher dieses? Wegen der sinnlichen Begierde („Trischna“-Durst). Sie bereitet die Täuschungen und kettet an die Erde. Durchschneidung aller Erdenbande ist der Weg zur Erlösung. Dies geschieht durch Meditation, Liebe und Geduld. Was die menschliche Seele betrifft, so ist sie nichts als die Summe ihrer Elemente, wie ein Wagen nichts für sich Bestehendes ist, weder Rad, noch Deichsel. Kein Ich, keine Persönlichkeit bleibt übrig. Das erlösende Nirwana ist ein völliges Verwehen in's formlose ungeschaffene Nichts, wie die Flamme im Wind erlischt. Der Buddhismus ist im Grunde atheistisch, gottlos, wie er auch eine Verneinung des Lebens und der Welt ist. Falschen Religionen, auch dem Buddhismus, liegt das Bestreben zu Grunde, sich mit der Auflösung, mit dem Tod, dem Nirwana zu befreunden. Weil man den Feind nicht, wie in Christo geschieht, überwinden kann, so erklärt man ihn zum Freund. Die Kunst des neuen wie alten Heidentums! Dem Christentum diametral entgegengesetzt, wie Erlösung der Vernichtung! Dies hängt zusammen mit der Ignorierung des Sündenfalls und seiner Folgen, die ein Charakteristikum alles Heidentums ist.

Eine merkwürdige Illustration zu. Röm. 1,23 („Sie vertauschten die Majestät und Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit dem Bild des vergänglichen Menschen, ja der Tiere“) ist Hartman's „Philosophie des Unbewussten“, ein wissenschaftliches Produkt des neuen Heidentums. Weil keine bewusste Zielstrebigkeit in Tieren und Pflanzen ist, darf nach Hartman auch keine solche in Gott sein. Weil des Menschen Intelligenz bereut, was sein blinder Wille angerichtet, so soll dies auch bei Gott der Fall sein, dessen Intelligenz die Schöpfung zurücknimmt als Werk unvernünftigen, unbewussten Willens. Vom Menschen wird ein Schluss auf Gott gemacht, obschon das Gewissen uns bezeugt, dass wir nicht normal sind. Weil der Mensch unvernünftig ist, so muss auch Gott unvernünftig, ja unbewusst sein. So geht die „Herrlichkeit Gottes,“ ja die Gottheit, verloren! So wird der Schöpfer in das Bild des Geschöpfes verwandelt! „Da sie sich rühmten, weise zu sein, sind sie zu Narren geworden.“

Wie sehr auch der moralische Charakter des modernen Geschlechts, das sich von Gott und Christus abwendet, anfängt, dem der alten, heidnischen Welt zu gleichen, ist unter anderem einer Schrift zu entnehmen, die zwar durchaus nicht in allen Teilen stichhaltig ist, aber doch viel Wahrheit enthält. „Humanus, Ich suche einen idealen Menschen: Berlin, Verlag von Paul Edler.“ - Da wird gesagt, drei Viertel der Gesellschaft seien Durchschnittsmenschen, der irdischen Berufsarbeit ganz hingegeben, hohen Gedanken und Gefühlen ganz fremd. Ein Viertel seien krasse Materialisten, Sklaven ihrer Leidenschaften, und zwar: teils Götzendiener des Magens, Esser, Trinker, Freunde von Mahlzeiten, wandelnde Fässer, gesattelte Pferde, die der Teufel leicht reitet; teils Götzendiener der Trägheit, scheu gegen Arbeit und Anstrengung, die lieber stehlen, rauben, betrügen, morden; Götzendiener der Eitelkeit, Modenarren und -Närrinnen, die Leben, um sich zu kleiden, die scheinen, statt zu sein; - Götzendiener des goldenen Kalbes, besonders unter Geschäftsleuten, Geld ist ihnen alles, Moral nichts; sie wissen ihr Truggespinst so fein anzulegen, dass sie mit dem Strafgesetz nicht in Konflikt kommen. Gelingt's ihnen, so sehen sie sich als Ehrenmänner an, denen noch eine Anerkennung dafür gebühre, dass sie den Mitmenschen das Fell nicht ganz über die Ohren gezogen; weiter Götzendiener der Sinnlichkeit, die noch verächtlicher als Diebe und Räuber sind, ihrer Gier unschuldige und schuldige Kinder opfern und wahrer Liebe unfähig sind.

Nach „Humanus“ gibt's dann noch einige Idealisten, Idealisten des Worts, die von Tugend reden und doch Lumpen sind, und Idealisten der Tat, die das Gute wissen und tun, die man aber mit der Laterne suchen müsse. - Wie sehr erinnert diese Schilderung an Röm. 1,28-32 und 2. Tim. 3,1-5. „In den letzten Tagen werden die Menschen sein selbstsüchtig, geldgierig usw.“

Das Ende aller heidnischen, bloß natürlichen Entwicklung spricht sich in der Wort Cicero's aus: Teutatis rebus omnibus nihil invenio, in quo acquiescam - nachdem ich alles versucht, finde ich nichts, worin ich Ruhe finden könnte - und in dem andern des Alex. Severus: Omnia fui et nihil mihi prodest - alles bin ich gewesen, und es hilft mir nichts. - Das ist Nihilismus.

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