Nemesius - Vom Schicksal in den Sternen

Nemesius - Vom Schicksal in den Sternen

Wer den Umlauf der Sterne zur Ursache aller Geschehnisse macht, der widerspricht nicht nur den gemeinsamen Voraussetzungen unseres Denkens, sondern er erklärt auch alle Sittlichkeit für unnütz. Dann sind die Gesetze unsinnig und überflüssig die Gerichte, die diejenigen bestrafen, die nicht die schuldige Ursache gewesen sind; Lob und Tadel sind unvernünftig, und unbedacht sind die Gebete, da doch alles so geschieht, wie es verhängt ist. Wenn der Mensch nur ein Werkzeug der am Himmel geschehenden Kreisläufe ist, dann wird die Vorsehung zusammen mit der Frömmigkeit verbannt, denn jene bewegen dann nicht nur die Glieder des Leibes zu ihren Taten, sondern veranlassen auch die Gedanken der Seele. Wer solches sagt, der hebt letzten Endes nicht nur unsere eigene Entscheidung auf, sondern auch die natürlichen Möglichkeiten und zerstört damit nichts weniger als die Weltordnung. Die Sterne sind ungerecht, daß sie die einen zu Ehebrechern, die anderen zu Mördern machen, und vor ihnen wird Gott, der sie geschaffen hat, beschuldigt, er habe das so eingerichtet, was uns notwendig zum Übeltun zwingt. Daher wird die Unmöglichkeit dieser Anschauung nicht nur durch ihre unsinnigen Ergebnisse für die Sittlichkeit bewiesen, sondern auch dadurch, daß sie Gott zur Ursache der größten Übel erklärt. Daher darf man solches auch nicht hören, da es offenbar unsinnig und lästerlich ist.

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