MacDuff, John Ross - Die Gedanken Gottes - Wie köstlich sind vor mir, Gott! Deine Gedanken. 1. Tag: Unaussprechliche Herablassung

MacDuff, John Ross - Die Gedanken Gottes - Wie köstlich sind vor mir, Gott! Deine Gedanken. 1. Tag: Unaussprechliche Herablassung

“Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnt, dessen Name heilig ist: Der Ich in der Höhe und im Heiligtum wohne, und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass Ich erquicke den Geist der Gedemütigten, und das Herz der Zerschlagenen.“
Jes. 57,15.

Dieser Vers enthält, mit Ehrfurcht sei es gesagt, Gottes eigne Beschreibung Seiner beiden Wohnorte. Wie gewaltig ist der Unterschied und der Gegensatz: Er wohnt in dem ewigen Heiligtum, und - im menschlichen Herzen! Die Großen der Erde suchen den Umgang mit andern Vornehmen, die Könige wohnen in Palästen - einer von Seinen Palästen ist das zerschlagene Herz! Unermesslich ist die Entfernung jener Sterne, deren Licht einen Zeitraum von Millionen Jahren bedarf, um zu unserer Erde zu gelangen, und doch - was ist das anders als eine Spanne, wenn man es mit der Entfernung vergleicht, welche den Schöpfer vom Geschöpf trennt.

„Wir sind von gestern her.“ Unsere Tage sind wie eine Handbreit, wie ein Traum. Die Ewigkeit ist die eigentliche Lebenszeit. Wenn unsere Entfernung von Ihm schon so groß ist, weil wir Geschöpfe sind, wie viel größer ist sie, da wir Sünder sind. Und dennoch - dieser Hohe und Erhabene, der in der Höhe und im Heiligtum wohnt, und dessen Name heilig ist. Er lässt Sich herab, in dem demütigen, zerschlagenen Herzen einzuziehen, und dessen reuige Seufzer anzuhören. Eine unbegreifliche Herablassung! Der König, der die Hütten der Armut besucht, ist uns auf Erden das Bild größter Herablassung doch was ist es im Grunde anders, als dass ein sterblicher Mensch einen andern sterblichen Menschen besucht. Hier aber wohnt die Allmacht bei der Schwachheit, die höchste Majestät bei der Niedrigkeit, der Unendliche bei den Sterblichen, die Gottheit bei dem Staub! Dieser köstliche Gedanke muss das Menschenherz erheben, adeln, heiligen. Wo ein König einmal Aufenthalt genommen hat, das Haus ist dadurch geehrt noch für späte Zeiten. „Wer mich liebt,“ spricht Jesus, „der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen.“

Was ist der Mensch, Herr, dass Du sein gedenkest, und des Menschen Sohn, dass Du Dich seiner annimmst? Bereite Du doch selbst mein Herz, dass es Dich aufnehmen kann, erfülle es mit Deiner Gnade, lass alle seine Kräfte, mit dem Blut der Versöhnung besprengt, Deinem Dienst geweiht sein. Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängstetes Herz, einen zerschlagenen und gedemütigten Geist wird er nicht verachten. Ertöte doch alle Hoffart, mache mich demütig, erhalte mich demütig. Worauf könnte ich denn auch stolz sein? Ich lebe ja nur von Deiner Güte. Mein Leben, Gesundheit, Kräfte, Verstand alles habe ich ja nur geliehen bekommen - von Dir, dem großen Herrscher, Du kannst im nächsten Augenblick meine Kräfte mir nehmen, den Verstand umnachten, den Lebensfaden abschneiden, und auf alles, was ich habe, schreiben: Ikabod, die Herrlichkeit ist dahin!1)

Noch mehr ist das der Fall im Geistigen, von Stunde zu Stunde lebe ich allein von Deiner versöhnenden Gnade und Liebe - nur um Jesu willen nicht auf ewig verloren.

Nur wenn ich unter Seinem Kreuz liege, kann ich verstehen, wie das höchste Wesen zugleich das herablassendste sein kann. Ich kann mich über nichts in der Welt mehr wundern, nachdem ich erfahren habe, wie sehr Gott mich liebt in Christo.

Ich grüble nicht, ich glaub' allein;
Kann ich dies Meer nicht gründen,
So werf ich mich getrost hinein
Mit allen meinen Sünden.
Gott gab mir, was Sein Liebstes war,
Drum bring ich Ihm mein Herze dar,
Als Herz für Herz zum Opfer.

1)
1. Sam. 4,21
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