Luther, Martin - Sermon von dem Sacrament der Tauff

Luther, Martin - Sermon von dem Sacrament der Tauff

Zum ersten. Die Tauff heyst auf krichisch Baptismus, zu latein Mersio das ist wenn man ettwas gantz ynss Wasser tauchet, das uber yhm zusamen gehet. Und wie wol an vielen Ortten der Brauch nymmer ist, die Kinder in die Tauff gar zustossen unnd tauchen, sonder sie allein mit der Hand auß der Tauff begeust, so solt es doch also sein, und were recht, dz nach Laut des Wörtleyn Tauffe, man das Kind, oder itzlichen der getaufft wirdt, gantz hynein ynss Wasser sencket und täuffet, und wider herauss zöge. Denn auch on Zweyffel, in deutscher Zungen, das Wörtleyn Tauffe, herkümpt von dem Wort, Tyeffe das man tyeff ynss Wasser sencket, was man täuffet. Das foddert auch die Bedeuttung der Tauff. Denn sie bedeutet, das der alte Mensch unnd sündtlich Gepurt vom Fleisch und Blut, sol gantz erseufft werden durch die Gnade Gottes, wie wir hören werden. Darumb solt man der Bedeutung gnug thun unnd eyn rechts volkömens Zeychen geben.

Zum andern, die Tauff ist eyn eusserlich Zeychen oder Losung, die uns absundert von allen ungetaufften Menschen, das wir darbey erkennet werden, eyn Volck Christi unsers Hertzogen, undter welchs Panyr (das ist das heylig Creutz) wir stetiglich streytten wider die Sünd, darumb müsen wir, drey Ding inn dem heyligen Sacrament ansehen, das Zeychen die Bedeutung unnd den Glauben. Das Zeychen stehet darynnen das man den Menschen, yn dem Namen, das Vaters, und des Sons, und des heyligen Geistes, stöst ynss Wasser, aber man lest yhn nit darynnen, sondern hebt ihn wider herauß. Darumb heist man es, auß der Tauff gehaben, also müsen alle beyde Stück in den Zeychen sein, das Täuffen und herauß Heben.

Zum dritten. Die Bedeuthung ist eyn seligklich Sterben der Sündt, unnd Aufferstehung in Gnaden Gottes, das der alt Mensch der in Sünden empfangen wirdt, und geporen do erseufft wirdt und eyn newer Mensch herauß gehet und auffstehet, in Gnaden geporn, also nennet S. Paulus an Tit. III. die Tauff ist ein Padt der newen Gepurt, dz man in dem selben Padt new geporen und vernewert wirdt. Als auch Christus Johannis III. sagt. Es sey denn das yr zum andern Mal geporen werdet auß dem Wasser und dem Geist (der Gnaden) so müget ir nit eingehen in das Hymelreich, denn gleich wie eyn Kindt auß Muter Leyb gehaben unnd geporn wirdt, das durch solch fleischlich Gepurt, ein sündigs Mensch ist und ein Kind des Zorns. Also wirdt auß der Tauff gehaben und geporn der Mensch geystlich und durch solch Gepurt eyn Kind der Gnaden und rechtfertiger Mensch, also ersauffen die Sünd in der Tauff und gehet auff die Gerechtigkeit fur die Sündt.

Zum vierden, die Bedeutung und Sterben oder Ersauffen der Sünd, geschicht nit volkömen in disem Leben, biss der Mensch auch leyplich sterb und gantz verwese zu Pulver. Das Sacrament oder Zeichen der Tauff ist bald geschehen, wie wir vor Augen sehen, aber die Bedeutung der geystlichen Tauff, die Erseuffung der Sünd, werdt die Weil wir leben, und wirdt aller erst ym Todt volnbracht, da wirdt der Mensch recht in die Tauff gesenckt und geschicht was die Tauff bedeut. Darumb ist diß gantz Leben nicht anders, denn ein geistlich Tauffen on Unterlaß, biß in den Tod. Und wer getaufft wirdt, der wirdt zum Todt verurteilt, als spreche der Priester wenn er tauffet, sihe du bist eyn sündigs Fleysch, darumb erseuff ich dich, in Gottes Namen, und urteil dich zum Tod in dem selben Namen, das mit dir, al dein Sünd sterben, und untergehen. Also sagt S. Paul Ro. VI. Wir sindt mit Christo begraben, durch die Tauff zum Tod. Und ihe ehr der Mensch stirbt, nach der Tauff, ihe ehr sein Tauff volnbracht wirdt. Denn die Sünd höret nit gantz auff, die Weil diser Leib lebet, der so gantz in Sünden empfangen ist, das Sündt sein Natur ist, als der Prophet saget. Sihe in Sünden bin ich empfangen, und in Untugenden hat mich meyn Muter getragen, welcher in keiner Weyse zu rathen ist, sie sterb denn und werd zu Nichte, mit yrer Sünd. Also ist eines Christen Menschen Leben nicht anders, denn eyn Anheben, seliglich zu sterben von der Tauff an biß ynss Grab, denn Gott will ihn anders machen von new auff, am Jüngsten Tag.

Zum fünfften. Des selben gleichen auß der Tauf heben geschicht auch behende. Aber die Bedeutung, die geystlich Gepurt, die Merung der Gnaden und Gerechtikeit hebt wol an in der Tauf, weret aber auch biß in den Todt, ja biß an Jüngsten Tag, da wirdt aller erst volnbracht, das die Tauffhebung bedeut, da werden wir vom Tod von Sünden, von allem Ubel, auff stehen, reyn an Leib und Seel, und denn ewigklich leben, da werden wir recht auß der Tauff gehaben, und volkömlich geporn, antzyhen das recht Westerhembd, das unsterblichen Lebens, im Hymel. Als sprechen die Gefattern wenn sie das Kind auß der Tauff heben. Sihe, dein Sünd sind nun erseufft, wir empfangen dich in Gottes Namen, in das ewig, unschuldig Leben, denn also werden die Engel am Jüngsten Tag erauß heben alle Christen getaufft frumme Menschen, und werden da erfüllen, das die Tauff und die Gefattern bedeuten, als Christus sagt Mat. XXIIII. Er wirdt aussenden seine Engel, und sie werden ym versamlen sein Außerwelten, von den vier Orttern der Wind vom Auffgang biss zum Undergang.

Zum sechsten. Dise Tauff ist vor Zeiten an getzeygt in der Sindtfluß Noe, da die gantze Welt erseufft ward, außgenömen Noe, mit dreyen Sönen, und yren Weybern, acht Menschen, die yn der Archen behalten worden. Das die Menschen der Welt erseufft worden, bedeutet, das in der Tauff die Sündt erseufft werden, das aber die achte in der Archen, mit allerley Thiren behalten worden, bedeut das durch die Tauff der Mensch selig wirdt, als S. Peter außleget in seiner andern Epistel. Nun ist die Tauff weyt eyn grössere Sindfluß, denn yhene gewesen ist. Denn yhene hat nicht mehr denn eynes Jars Menschen erseufft. Aber die Tauff erseufft noch durch die gantz Welt, von Christus Gepurt an biß an Jüngsten Tag, allerley Menschen unnd ist eyn Sindfluß der Gnaden, wie yhene eyn Sindfluß des Zorns war, wie im XXVIII. Psal. verkundet ist. Gott wirdt machen eyn bestendige newe Sindfluß, denn on Zweyffel viel mehr Menschen getaufft werden, denn in der Sindfluß ersoffen sindt.

Zum siebenden. Darauß folget, das wol war ist. Eyn Mensch, so er auß der Tauff kömpt, sei reyn und on Sünd gantz unschuldig, aber es wirdt von vilen nit recht verstanden, die meynen, es sey gar keyn Sündt mehr da, und werden faul und hinlessig, die sündlich Natur zu tödten, gleich wie auch ettlich thun, wenn sie gebeicht haben. Darumb wie oben gesagt ist, soll man es recht verstehen, und wissen, das unser Fleysch, die weil es hie lebet, natürlich böß und sündhafftig ist, dem zu helffen, hat yhm Got eynen solchen Radt erdacht, das er es gantz new anders schaffen wil, gleich wie Hiere. XVII. anzeygt. Der Häffner da yhm der Haff nicht woll geriedt den selben wider inn den Tahen zu hauffen sties und knettet, und machet darnach eynen andern Hafen, wie es ym gefiel, also (spricht Gott) seyt yhr in meinen Henden, und in der ersten Geburt sind wir nit wol geraten. Darumb so stösset er uns wider in die Erden durch den Todt, und machet uns widerumb am Jungsten Tag, das wir denn woll geraten und on Sündt sindt. Disen Radt hebt er an inn der Tauff, die den Todt unnd Aufferstehung am Jungsten Tag bedeut, wie gesagt ist. Und darumb als viel die Bedeutung, odder das Zeychen des Sacraments ist, so sind die Sünd mit dem Menschen schon todt, und er aufferstanden, unnd ist also das Sacrament geschehen. Aber das Werck des Sacraments ist noch nicht gar geschehen, das ist, der Tod unnd Aufferstehung am Jungsten Tag, ist noch verhanden.

Zum achten. Also ist der Mensch ganntz reyn und unschuldig sacramentlich, das ist nicht anders gesagt, denn er hat das Zeychen Gottes die Tauffe, damit angezeygt wird, seine Sündt sollen alle todt sein, unnd er inn Gnaden auch sterben, unnd am Jungsten Tage aufferstehen, reyn onn Sündt unschuldig, ewigklich zu leben. Also ists des Sacraments halben war, das er on Sündt unschuldig sey. Aber die Weyl nun das noch nichtt volnbracht ist, und er noch lebt im sündtlichen Fleysch, so ist er nicht on Sündt, noch reyn aller Dinge, sonder angefangen reyn und unschuldig zu werden. Darumb wenn der Mensch zu seinen Jaren kumpt, so regen sich die natürlichen sündlichen Begirden, Zorns, Unkeuscheyt, Liebe, Geytz, Hoffart, unnd der gleychen, der keynes nicht were, so die Sündt im Sacrament alle erseufft und todt weren. Nun sindt sie nur bedeutet, zu ersauffen durch den Todt und Auffersteung am Jungsten Tag. Also klaget S. Paul Ro. VII. unnd alle Heyligen mit yhm, das sie Sünder sindt und Sündt in yhrer Natur haben, ob sie woll getaufft, und heylig waren. Darumb, das sich die natürlichen sündlichen Begirden imer reggen, die weil wyr leben.

Zum neundten. So sprichstu, was hilfft mich denn die Tauff, wenn sie nicht tilget und ableget die Sündt gantz und gar? Hie kompt nun der rechte Verstandt und Erkentnus des Sacraments der Tauff. Das hilfft dir dz hochwirdig Sacrament der Tauff das sich Got da selbs mit dir verbindet und mit dir eyns wirdt, eines gnedigen tröstlichen Bunds.

Zum ersten, das du dich ergibst inn das Sacrament der Tauff unnd seiner Bedeutung, das ist, das du begerest mit den Sünden zusterben, unnd am Jungsten Tag new gemacht werden nach Anzeygung des Sacraments, wie gesagt, das nympt Got auff von dir, und last dich tauffen, und hebt von Stund an dich new zu machen, gewst dyr ein seyn Gnad und heyligen Geyst, der anfahet die Natur und Sündt zu tödten, unnd zu bereyten zum Sterben unnd zum Aufferstehen am Jungsten Tag.

Zum andern, verbindestu dich also zu bleiben und immer mehr unnd mehr zu tödten deine Sünde, die Weil du lebst, biß in den Todt so nimpt daselb Got auch auff, unnd ubett dich dein Lebenlang mit vil gutten Wercken unnd mancherley Leiden, damit er thut, das du begeret hast in der Tauff, das ist, das du wilt der Sünde loß werden, sterben und new aufferstehen am Jungsten Tag unnd also die Tauff volbringen. Darumb lesen wyr und sehen, wie er seine lieben Heylgen so hat lassen marteren und viel leiden, das sie nur baldt getödtet, dem Sacrament der Tauf gnug theten, sturben unnd new würden, denn wo das nicht gschicht, und wir nicht leiden noch Ubung haben, so uberwindet die böse Natur den Menschen, das er jm die Tauff, unnutz machet, unnd felt in Sündt, bleibt ein altter Mensch wie vor hyn.

Zum zehendten. Die Weil nun solch dein Verbinden mit Got stehet, thut dir Gott wider die Gnadt, und verbindet sich dir, er wölle dir die Sündt nicht zu rechnen, die nach der Tauff in deyner Natur sindt, will sie nicht ansehen noch dich darumb verdamnen, last yhm dran gnügen, und hat eyn Wolgefallen, das du in stetter Ubung und Begirden seyest, die Sünden zutödten, und mit deinem Sterben yhr loß zu werden. Der halben, ob sich wol böse Gedancken oder Begirden regen. Ja ob du auch zu Weilen sündigest und fellest, so du doch wider auff stehest, und wider in den Bund trittest, so sind sie in Krafft des Sacraments und Vergebung schon dahin, als S. Paulus Ro. VIII. sagt. Es verdampt die natürliche sündliche böse Neygung keinen, der in Christo glaubet, so sie nicht folgen und verwilligen den selben. Und S. Johannes der Euangelist in seiner Epistel spricht. Und ob yemant file in Sünde, so haben wir eynen Fürsprechen vor Gott Ihesum Christum, der eyn Vergebung worden ist unser Sünd. Das selb geschicht alles in der Tauffe, do wirdt uns Christus geben wie wyr hören werden im folgenden Sermon.

Zum eylfften. Wenn nu diser Bund nicht were, und Gott nicht Barmhertziglich durch die Finger sehe, so were keyn Sünd so klein sie verdamnet uns, denn Gottes Gericht mag keyn Sünd leiden. Darumb ist keyn grösser Trost auff Erden, den die Tauff, durch welche wir in der Genaden und Barmhertzickeit Urteil tretten, welche, die Sünde nicht richtet sonder mit vilen Ubungen außtreibt. Also spricht S. Augustin eynen feynen Spruch. Die Sünd wirt in der Tauff gantz vergeben nit also, das sie nit mehr da sey, sonder das sie nicht zugerechnet wirdt. Als sprech er, die Sünd bleibt wol biß in den Todt, in unserm Leib reget sich auch on Unterlaß, aber die Weyl wir nicht dareyn willigen, oder bleyben, so ist durch die Tauff also geordnet, das sie nicht verdamnet, noch schedlich ist, sonder außgetilget wirdt teglich mehr und mehr, biß in den Todt. Derhalben sol nimand erschrecken ob er empfindet böse Lust und Lieb, auch nicht verzagen, ob er schon fellet, sonder an sein Tauff gedencken, und sich der selben frölich trösten, das Gott sich da verbunden hatt, yhm sein Sünd zu tödten, unnd nicht zur Verdamnus rechnen, so er nicht dareyn williget, oder nit darynnen bleybt. Auch sol man die selben wüttenden Gedancken oder Begirden, ja auch das Fallen, nit annemen zum Verzagen, sonder als eyn Vermanung von Gott, das der Mensch an sein Tauff gedencke, was er da geredt hat, das er anruff Gottes Gnaden, und sich ube zu streyten wider die Sünd, ja auch zu sterben begere, dz er der Sund müg loß werden.

Zum zwelfften. Hie ist nun das dritte Stück des Sacraments zu handeln, das ist der Glaub, das ist, das man alles festiglich glaub, das dass Sacrament, nicht alleyn bedeut den Todt und Aufferstehung am Jüngsten Tag durch welche der Mensch new werdt ewiglich on Sünd zu leben, sonder das es auch gewißlich dasselb anheb und wircke, und uns mit Got verbindet, das wir wöllen biß inn den Todt die Sünde tödten unnd widder sie streyten, und er widerumb uns wöll zu Gutt halten und gnedig mit uns handeln, nicht richten nach der Scherpffe, das wir on Sündt nicht sindt in disem Leben, biß das wir reyn werden durch den Tod. Also verstehestu, wie ein Mensch unschuldig, reyn, on Sünd wirdt in der Tauff, und doch bleybt vol viel böser Naygung, das er nicht annders reyn heyst, denn daß er angefangen ist reyn zu werden, und der selben Reynigkeit eyn Zeichen unnd Bundt hat, unnd yhe mehr reyn werden sol, umb welches willen yhm Got sein nachstellige Unreynigkeit nicht rechnen wil, und also mehr durch Gottes gnediges Rechnen, denn seines Wesens halben reyn ist, wie der Prophet sagt Psalmo XXXI. Selig sindt die, den yhre Sünd vergeben sind. Selig sein Sünd nicht zurechnet. Diser Glaub ist der aller nöttigest, denn er der Grund ist alles Trostes, wer den nicht hat der muß vertzweyffeln in Sünden, denn die Sündt die nach der Tauff bleybt, machet, das alle gute Werck nicht reyn sindt fur Gott. Derhalben muß man gar keck und frey ann die Tauff sich halten, und sie halten gegen allen Sünden und Erschrecken des Gewissen, und sagen demütigklich, ich weyß gar wol das ich kein reyn Werck nit hab, aber ich bin yhe getauft, durch welche Got der nicht liegen kan, sich mit mir verbunden hat, meyn Sünd mir nit zurechnen, sonder zu tödten und vertilgen.

Zum dreitzehenden. Also verstehen wir nun, das unnser Unschuldt von der Tauff, gantz und gar der götlichen Barmhertzigkeit halben so heyst, die solchs angefangen, und mit der Sünd Gedult tregt, und uns achtet, als weren wir on Sundt. Daher verstehet man auch, warumb die Christen heyssen inn der Schrifft die Kinder der Barmhertzigkeit, eyn Volck der Gnaden und Menschen des gütigen Willen Gottes darumb das sie angefangen durch die Tauff reyn zu werden, und durch Gottes Barmhertzigkeit mit der ubrigen Sünde nicht verdamnet werden, biß sie durch den Tod und am Jüngsten Tag gantz reyn werden wie die Tauff mit yhren Zeychen außweyset. Darumb ist das eyn grosser Yrthumb, die do meynen, sie sind durch die Tauff gantz reyn worden, und in yrem Unverstandt gehen sie hyn, und tödten yhre Sünd nicht, wollens nit Sünd lassen sein, verharren darinne und machen also yhre Tauff gar zu Nichte, bleyben allein in etlichen eusserlichen Wercken hangen, undter welchen, die Hoffart, Hass und andere natürliche Bößheyt, die sie nicht achten, nur stercker und grösser werden. Nayn, es ist nicht also. Es muß die Sündt, böse Neygung, fur war Sünd erkant werden. Das sie aber unschedlich sey, Gottes Gnaden zuschreiben, der sie nit rechnen wil all, so doch, das man sie mit vielen Ubungen, Wercken und Leyden bestreitte, zu letzt mit Sterben tödte. Welche das nicht thun, den wirdt er sie nicht nachlassen. Darumb, das sie der Tauff unnd yhrem Verbinden, nicht Folge thun und hindern das angefangene Werck Gottes und der Tauff.

Zum viertzehenden. Der Art sindt auch die, die do meynen, yhre Sünd mit Gnugthuung zu tylgen und ablegen, kommen auch also ferne, das sie der Tauff nicht mehr achten gerade als hetten sie der Tauf nicht mehr bedurfft denn das sie herauß gehaben sind, wissen nicht, das sie durchs gantz Leben, biß in den Todt, ja an Jüngsten Tag Krafft hat, wie daroben gesagt. Darumb meinen sie etwas anders zu finden, die Sünd zu vertylgen, nemlich, die Werck, und machen also yhn selbs und allen andern, böß erschrocken, unsichers Gewissen, Vertzagung am Todt, und wissen nit, wie sie mit Gott daran sindt, achtens, die Tauff sey nun durch die Sund verloren und nicht mehr nütz. Da hüt dich vor bey Leib. Denn wie gesagt. Ist ymand in Sünd gefallen so gedenck er am stercksten an sein Tauff, wie sich Gott da selbs mit yhm verbunden hat, all Sünd zuvergeben, so er wider sie fechten wil biß in den Todt. Auff die selbige Warheyt und Verbindung Gottes, muß man sich frölich erwegen, so gehet die Tauf wider in yhrem Werck unnd Krafft, so wirdt das Hertz wider zu Frieden und frölich, nicht in seinem Werck oder Gnugthuung, sonder in Gottes Barmhertzigkeit, die yhm in der Tauff zugesagt ist, ewiglich zu halten. Unnd an dem Glauben muß man also fest halten, das, ob auch alle Creatur und alle Sünd einen uberfielen, er dennoch daran hangen, angesehen, das, wer sich da von lest dringen, der machet Gott zu einem Lügener inn seinem Verbinden an dem Sacrament der Tauff.

Zum fünfftzehenden. Den Glauben ficht der Teuffel am meysten an wenn er den umb stösset, so hat er gewonnen. Denn auch das Sacrament der Buss (davon gesagt ist) seinen Grundt in disem, Sacrament hatt. Die Weil allein denen, die Sündt vergeben werden, die getaufft sind, das ist denen Got zu gesagt hat, Sünd zu vergeben, also, das der Buss Sacrament, ernewert und wider anzeucht der Tauff Sacrament, als sprech der Priester in der Absolution. Sihe, Gott hat dir dein Sündt itzundt vergeben, wie er dir vorhyn in der Tauff zugesagt hat, und mir itzundt befollen, in Kraft der Schlüssel, und kumpst nun wider in der Tauffe Werck und Wesen. Glaubstu, so hastu. Zweeyffelstu, so bistu verloren. Also finden wir, dz die Tauff durch Sünd wirdt wol verhyndert an yhrem Werck, das ist, Vergebung und Tödtung der Sündt, aber allein durch den Unglauben yres Wercks, wirdt sie zu nichte. Und der Glaub bringet herwider die selben Hyndernus yres Werckes, also gar ligt es alles am Glauben. Und wenn ich solt klerlich sagen. So ist es eyn ander Ding, die Sündt zu vergeben, und die Sünd abtzulegen oder ausszutreyben. Die Vergebung der Sündt erlanget der Glaube, ob sie wol nicht gantz außgetryben sind. Aber die Sünd außtreyben, ist Ubung wider die Sündt, unnd zu letzt das Sterben, da gehet die Sünd gantz unter, es ist aber alles beydes der Tauffe Werck. Also schreibt der Apostel zun Ebreern, die doch getaufft waren, und yhre Sünd vergeben, sie sollen sie Sündt ablegen, die yhn anligt. Denn die Weil ich glaub, das mir Gott die Sündt nicht rechnen wil, so ist die Tauf krefftig, und sind die Sünd vergeben, ob sie wol noch da bleyben eynes grossen Teils. Darnach folget das Außtreiben durch Leyden unnd Sterben &c. Das ist der Artickel den wir bekennen. Ich glaube an den heyligen Geyst Vergebung der Sündt etc. Da wirdt die Tauff sonderlich berürt, inn welcher die Vergebung geschicht, durch Gottes Verbynden mit unns darumb muß mann nicht zweyffeln ann der selben Vergebung.

Zum sechzehenden. Also folget, das die Tauff, alle Leiden, unnd sonderlich den Todt, nützlich unnd hülfflich machet, das sie nur dienen müssen der Tauff Werck, das ist, die Sündt zu tödten, denn es mag nun nicht anders werden, wer der Tauff gnug thun wil, und der Sündt los werden, der muß sterben. Aber die Sündt stirbt nicht geren darumb machet sie den Todt so bitter, und grewlich. Also gnedig ist Got und mechtig dz die Sündt die den Todt bracht hat, wirdt mit yhrem eygen Werck (dem Todt) wider vertreiben, man findt viel Leut, die leben wöllen, das sie frum werden, und sprechen sie weren geren frum. Nun ist keyne kürtzer Weiß odder Weg, denn durch die Tauff und Tauffen Werck, das ist, leyden und sterben. Die Weil sie des nichtt wöllen, ists eyn Zeychen, das sie nicht recht wissen noch meynen frum zu werden. Darumb hat Got mancherley Stendt verordnet, inn welchen man sich uben und leyden leren sol, etlichen den eelichen, den andern den unterthenigen, den dritten den regirenden Standt, und allen befolhen Mühe und Erbeyt zu haben, das man das Fleysch tödte unnd gewene zu tödten. Denn allen denen die getaufft sindt, den hat die Tauff dises Lebens Rwe, Gemache und Genüge zu lauter Gifft gemachtt als ein Verhindernus yhres Wercks. Denn darinne lernet niemant leiden, geren sterben, der Sündt loß zu werden, unnd der Tauff Folge thun, sonder wechst nur Liebe dises Lebens, unnd Grewel des ewigen Lebens, Fürcht des Tods, und Flucht der Sünd Vertilgung.

Zum siebenzehenden. Nun sich inn der Menschen Leben, es sindt yhr viel, die fasten, beten, wallen, und der gleychen Ubung haben, mit welchen sie nur viel Verdienst zu samlen vermeynen, unnd hoch zu sitzen im Hymel, leren aber nimmer mehr yhre böse Untugent tödten. Man solt fasten, unnd alle Ubung dahin leyten, das sie den alten Adam die sündlich Natur, druckten und geweneten zu emperen alles des, das disem Leben lustig ist, und also zum Todt teglich mehr und mehr bereyt machen, das der Tauff gnug geschehe. Und aller der selben Ubungen und Mühe solt man Masse nemen nit nach der Zal noch Grösse, sonder nach der Foderung der Tauff, das ist, das eyn ydlicher die Ubung unnd so viel an sich neme, wie und so viel yhm nütz und gut were, die sündliche Natur zu drucken, und zum Todt schicken, die selben auch ablassen und mehren, darnach man befünde, die Sündt abnemen. So faren sie daher, unnd laden auff sich dis unnd das, thun ytzt also, ytzt anders, nur nach der Larven und Ansehen des Wercks, darnach gschwindt widder faren lassen, und also gantz unbestendig werden, das nimmer nichts auß ihn wirdt. Etlich drüber die Köpff zu brechen, unnd die Natur verderben, das sie noch yhn noch anderen nutz sindt. Das sindt alles Früchte der Lere, die uns besessen hat, das wir meynen, nach der Rew oder Tauff on Sündt zu sein unnd die gutten Werck und nit Sünd zu vertilgen, sonder frey für sich selbs der Menige samlen odder den gethanen Sünden gnug thun. Da helffen zu die Prediger, die der lieben Heyligen Legendt und Werck nicht weyßlich predigen, unnd gemeyn Exempel darauß machen, so fallen denn drauff, die Unverstendigen, unnd wircken yhr Verderben, auß der heyligen Exempel. Got hat eynem yedlichen Heiligen seine sondere Weyse und Gnad geben, seiner Tauff Folge zu thun. Die Tauff aber mit irer Bedeutung ist allen ein gemein mas gesetzt, das eyn yedlicher seines Standes sich prüffe, welche Weise yhm am besten forderlich sey, der Tauff gnug zu thun, das ist die Sündt zu tödten unnd sterben, auff das also leicht und senfft werde die Bürde Christi, und nicht mitt Engsten unnd Sorge zu gehe wie von den selben Salomon sagt. Die Werck der Unweisen marteret sie nur. Darumb das sie den Weg zu der Stadt nicht wissen. Denn eben wie die geengstet sindt, die zu der Stadt wöllen, und treffen den Weg nicht. Also ists mit diesen auch, das alle ihr Leben und Wircken wirdt ihn sawr, und richten doch nichts aus.

Zum achzehenden, daher gehört nun die gemeyne Frag, ob die Tauff und Gelübd die wir da Got gethan, mehr oder grösser sindt denn die Gelübd der Keuscheyt, Priesterschafft, Geystligkeyt, so doch die Tauff gemeyn ist allen Christen, und man es achtet die Geystlichen eyn besonders haben und höhers. Antwort, ist auß den vorgesagten leichtlich zu finden. Denn inn der Tauffe geloben wir alle gleych eyn Ding, die Sündt zu tödten und heylig zu werden durch Gottes Wircken und Gnad, dem wyr uns dargeben und opfern, wie eyn Tahen dem Häffner, und ist da keyner besser denn der ander. Aber der selben Tauff folge zu thun, das die Sündt ertödtet werde, mag nicht eyne Weise oder Stand sein. Darumb hab ich gesagt, ein ydlicher mus sich selbs brüffen, in welchem Standt er am besten die Sündt müge tödten, und die Natur dempffen. Also ist es war, das keyn höher, besser, grösser Gelübdt ist, denn der Tauff Gelübdt. Was kan man weyter geloben, denn alle Sündt zu vertreyben, sterben, diß Leben hassen, unnd heylig werden? Uber das Gelübde aber mag sich eyns wol verbinden in eynen Standt, der yhm füglich und füderlich sey zu seiner Tauff Volbringung. Gleych als wenn zween zu eyner Stadt wandlen, mag eyner den Fußsteig, der ander die Landtstraß gehen, wie es yhm am besten dunckt. Also wer sich an eelichen Standt bindet, der wandelt in des selben Standes Mühe und Leyden, darynne er seine Natur beladet, das sie Liebs und Leyds gewone, die Sündt meyde, und sich zum Todt desterbaß bereyte, das er nit so wol vermöcht auß dem selben Stande. Uber disen Standt ist nun noch höher, der regirende Standt, inn geystlichem Regiment, als Bischoff, Pfarrer &c. Die sollen alle Stundt gantz wol durch ubet mit Leyden und Wercken fertig sein zum Todt, nicht allein umb yren willen, sonder auch umb der willen, die ihn unterthenig sindt, zu sterben. Doch in allen disen Stenden muß man dennocht die Maß nit vergessen, wie daroben gesagt, das man die Ubung also halte, das nur die Sünd außgetryben werde, unnd nicht nach der Menige oder Grösse der Werck sich richt. Aber leyder wie wir vergessen haben der Tauff und was sie bedeut, was wir darynnen gelobet, und wie wir in yhrem Werck wandeln, und zu yhrem End kömen sollen, also haben wir auch der Wege und der Stendt vergessen und fast nicht wissen was zu solchen Stenden eyngesetzt oder wie man sich darynnen halten sol zur Tauff Erfüllung. Es ist eyn Pompa darauß worden und nur eyn weltlicher Scheyn kaumet uberblyeben, wie Isaias sagt, dein Sylber ist Schaum worden, und dein Weyn ist wesserig worden, des erbarme Got. Amen.

Zum neuntzehenden. So aber das heylige Sacrament der Tauff so eyn gross gnediges und tröstlichs Ding ist, ist mit Ernst darauff zu sehen, das man Got yhe hertzlich und frölich dafur on Unterlaß dancke, Lob und Ehre sag, denn ich besorg, der Undank hab verdienet, das wir blind worden, und nit wirdig gewesen sind, solch Gnad zu erkennen, und die gantze Welt vol Tauff und Gnade Gottes gewesen und noch ist. Wir aber, in die engstliche eygene Werck, darnach inß Ablas und der gleichen falsche Tröste verfurt sind, vermeynen, Got nicht ehr zutrawen, wir weren denn frumm, und gnug geschehen fur die Sünd, als wolten wir ihm sein Gnad abkauffen oder bezalen. Fur war wer Gottes Gnaden nit also achtet, das sie yhn als eynen Sünder dulden und selig machen werdt, und allein seinem Gericht, entgegen gehet, der wirt Gottes nymmer frölich, mag yhn auch weder lieben noch loben. Aber so wir hören, das er in der Tauffe Bund uns Sünder aufnimpt unser verschonet und machet uns rein von Tag zu Tage, und das festiglich glauben, muß das Hertz frölich werden, Got lieben und loben. Also spricht er ym Propheten. Ich wil ir schonen, wie eyn Vater seinem Kind, darumb ist not, das man der hoch gelobten Maiestet, die sich gegen uns armen, verdampten Würmlein, so gnedig und barmhertzig ertzeiget, dancksage, und dz Werck, wie es an yhm selbs ist, groß mache und erkenne.

Zum zwayntzigsten, da bey sollen wir uns aber auch fursehen, das nit eyn falsche Sicherheit bey uns einreiß und sprech bey ir selbs, ist es so gnedig und groß Ding umb die Tauff das uns Got die Sünd nit rechnen wil, und so bald wir wider kömen von der Sünd, alle Ding schlecht sind, in Krafft der Tauff, so wil ich die Weyl leben und thun meynes Willens, und hernachmals oder am Sterben an mein Tauff gedencken und Got seines Bunds vermanen und denn meyner Tauff gnug thun. Ja freylich ist es also groß umb die Tauff, das wenn du widerkömest von Sünden, und der Tauff Bund anruffest, deine Sünd vergeben sindt. Sihe aber zu, wenn du so frevel und mutwillig sündigest auff die Gnad, das dich das Gerichte nicht ergreif, und deinem Widerkömen zuvor kömm, und ob du denn schon woltest glauben oder vertrawen in die Tauff das durch Gottes verhengen dein Anfechtung so groß werde, das der Glaub nicht bestehen müge. Wenn so die schwerlich bleyben, die nit sündigen, oder yhe auß lauter Gebrechligkeit fallen, wo wil dein Frevel bleiben, der die Gnad versucht und verspottet hat? Darumb last uns mit Förchten wandeln, das wir die Reichtumb götlicher Gnaden mügen mit eynem festen Glauben behalten, und seiner Barmhertzigkeit frölichen dancken ymmer und ewiglichen. Amen.

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