Luther, Martin - Bedenken, ob man nach Mose oder kaiserlichen Rechten richten und urteilen solle.
Weil Etliche sind, die hart darauf bringen, als sollten Kaiserl. Rechte unchristlich sein, habe ich vormals auch geantwortet, und sage noch, wo Kaiserl. Rechte Etwas setzen, das wider Gott wäre, davon ich nichts weiß, soll man sich freilich nicht danach halten. Weil aber solche weltliche Rechte ein äußerliches Ding ist, wie Essen und Trinken, Kleider, Haus und Hof rc., gehen sie die Christen nicht an, welche durch Gottes Geist nach dem Evangelio regiert werden. Nun aber nicht Mose, sondern Kaiserrechte in der Welt sind angenommen und im Gebrauch, will sich's nicht gebühren, dass wir hier eine Sekte und Zwietracht anrichten, und Moses Gesetze annehmen, und Kaiserrechte fahren lassen, noch weniger, als um des Essens und Trinkens willen Sekten und Zwietracht anzurichten sind, sintemal Glaube und Liebe mir wohl bleiben kann unter Kaiserrechten; ja wir sind schuldig Kaiserl. Rechte zu halten, und nicht Moses, aus der Ursache: denn die Liebe zwingt uns, dass wir uns denen eben machen, bei welchen wir sind, weil es ohne Gefahr des Glaubens geschehen kann. Nun sind wir je bei denen, die Kaiserrechte halten und nicht Moses Rechte.
Wenn aber Kaiser und Fürsten zuführen, und einträchtig Mose Rechte annehmen, denen sollten wir auch folgen; sonst sollen wir kein eignes, noch besonderes Recht vornehmen, und die Andern damit beleidigen, sondern uns an den Spruch halten (1. Kor. 9.): „Mit den Heiden war ich heidnisch, mit den Juden war ich jüdisch.“ Das will auch Petrus (1. Petr. 2.): „Seid untertan aller menschlichen Ordnung.“ Item: „Ehrt den König!“ Und Paulus Röm. 13: „Eine jegliche Seele sei der Obrigkeit untertan“ usw. Wenn nun falsche Prediger oder Moses Treiber Kaiser werden und die Welt zu eigen kriegen, so lasse man sie denn Mose oder Elias, oder Adams Recht wählen und halten. Wir sind schuldig, die Rechte zu halten, die unsere Obrigkeit und Nachbarn haben.