Krummacher, Gottfried Daniel - Die Wanderungen Israels durch die Wüste nach Kanaan (37 - Makehelot).

Krummacher, Gottfried Daniel - Die Wanderungen Israels durch die Wüste nach Kanaan (37 - Makehelot).

Siebenunddreißigste Predigt - Einundzwanzigste Lagerstätte: Makehelot

4. Buch Mosis 33,25.
Endlich verlassen wir das zwar nützliche, aber ängstliche Harada. Wie lange sie hier verweilt haben mögen, lässt sich nicht bestimmen. Da aber ungefähr so viel Jahre, als Lagerstätten sind, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie etwa ein Jahr lang an einem Orte gewesen sein mögen.- Sie zogen von dem Schrecken aus, das war erwünscht. Endlich wird die Seele, auch schon in diesem Leben, aus der Angst und dem Gericht genommen. Es gibt wenigstens Erquickungsstunden. Zu seiner Zeit erhöht Gott den wieder, den er mit gewaltiger Hand gedemütigt hat.

Lasst uns zuerst den Weg betrachten, welchen Israel jetzt nach der Leitung der Wolken- und Feuersäule einschlägt. Von Sapher sind sie nach Harada gezogen und ziehen nun beinahe den nämlichen Weg zurück von Harada nach Sapher, jedoch so, dass sie dies links liegen lassen. Sie machen also einen Weg zweimal. Fällt uns dabei nicht Davids Wort Ps. 62,12 ein, wo er sagt: Gott hat ein Wort geredet, das habe ich zweimal gehört. Und was war dies für ein Wort? Dass Gott allein mächtig ist. Er stellt sich hier ja wohl als ein Kind, oder als einen einfältigen Menschen dar, dem man eine Sache etlichemal sagen muss, ehe er sie einigermaßen fasst. Man wird im Anfange wohl satt, wie Paulus an den Korinthern tadelt, und sagt: wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug in Christo. Man meint wohl, man habe alles aufs beste gefasst, will sonderlich keine Belehrung und Rat mehr annehmen, sondern hält sich für tüchtig, andere zu belehren, dünkt sich einen Meister in Israel, einen Leiter der Blinden, ein Licht derer, die in Finsternis sind, einen Zuchtmeister der Törichten und Lehrer der Einfältigen, man will andere bekehren und wohl zu Juden oder Heiden gehen. Sie gleichen den Kindern, die etwas auswendig lernen, wo man das erste mal so genau nicht darauf achtet, sondern manches übersieht, später müssen sie es noch einmal lernen, und dann hält es genauer. Anfangs werden sie wohl gelobt, um ihnen Mut zu machen, hernach aber wird ihnen ihre Arbeit ganz verworfen und sie müssen sie noch einmal machen. Wahre Christen werden dem Gold verglichen. Dasselbe muss aber mehrmals und um so öfter in den Tiegel, je reiner es werden soll, wo zugleich die Glut immer stärker wird. Zu den Korinthern sagt Paulus: es hätte sie nur menschliche Versuchung betroffen. Es gibt aber auch teuflische und göttliche.

Man kann glauben, man kenne nun das menschliche Verderben, in seiner Größe und Umfang, da man aus diesem Kelch vielleicht nur eben die Lippen genetzt hat und später noch viel anders davon wird denken und reden lernen. Man kann auch glauben, dem Evangelio wie bis auf den Grund zu sehen, und später noch viel erstaunenswürdigere Einsichten darin erlangen. Zwei können mit gleicher Aufrichtigkeit die nämliche Wahrheit bekennen, der Eine aber in einem weit tieferen Sinn, als der Andere. Hiob urteilt von seinem dermaligen und früheren Zustande so, dass er sagt: sonst hörte ich dich mit dem Gehör meines Ohrs, (als aus der Ferne,) aber nun sieht dich mein Auge. Kommen auch gerade nicht die nämlichen Erfahrungen aufs neue wieder vor, so werden doch die vorigen gründlicher gemacht, wiewohl man sich wie ein Perpendikel vorkommen kann, der sich immer bewegt, ohne doch weiter zu rücken. Gewiss aber muss der Christ Einen Weg wohl mehrmals machen und am nützlichsten ist es, wenn der Weg zwischen seinem Herzen und Christo so fleißig von ihm betreten wird, dass kein Grashalm der eigenen Gerechtigkeit oder Weltliebe darauf wachsen kann. Es gibt Wege, die man ungern zweimal macht. Hiskias sagt Jes. 38: vor solcher Betrübnis meiner Seele werde ich mich scheuen mein Leben lang; es gibt aber auch solche, wo man ausruft: hie ist gut sein, hie lass uns Hütten bauen. Gutwillig würden die Jünger gewiss nicht zum zweiten Mal auf das Schiff, oder gar in Gethsemane gegangen sein, den Thabor aber gerne öfters erstiegen haben. Man kann meinen, eine Wahrheit, sehr gründlich gefasst und gewisse geistliche Übungen, als das Gebet, das Aufsehen auf Jesum, das Steuern auf seine Bürggerechtigkeit usw. zu einer gewissen Fertigkeit, man kann meinen, es schon zu etwas Namhaftem gebracht zu haben, über diese und jene Sorgen, Missgriffe, Fehler und Anfechtungen hinaus zu sein, und sie unter die vergangenen Dinge rechnen zu können, - und siehe, man muss gewahr werden, dass man das große A noch nicht recht kennt, muss gleichsam von vorne wieder anfangen und sich in die unterste Klasse versetzen, und wird, wenn man seine Lektion aufsagen soll, gewahr, wie stümperhaft es hergeht. Es kann jemand meinen, er schreibe sehr wohl, bis ihm eine Musterschrift vorgelegt wird, wo er dann einsehen muss, dass wohl kein einziger Buchstabe recht steht. - Übrigens befiehlt Gott der Herr: gedenke all des Weges, den er dich geführt hat diese Jahre hindurch, dass er dich demütigte und dir hernach wohltäte, auf dass alles kund würde, was in deinem Herzen ist, du möchtest sonst sagen: um meiner Gerechtigkeit willen hat mich der Herr herein geführt, dies Land einzunehmen; es heißt aber auch von ihm: der Herr hat dein Reisen zu Herzen genommen, durch diese große Wüste, und ist bei dir gewesen, dass dir nichts gemangelt hat. Ist dieser Rückblick demütigend, wegen der vielen Gebrechen, so dass auch jener Dichter1) an seinem Geburtstage sagt:

Als ich war sechzig Jahr,
Und im Blick sah zurück
Aufs Verseh'n und aufs Versäumen,
Dacht ich: pfui, wir Menschen träumen;

so ist er auch erweckend zum Fleiß, wie er auch hinzusetzt:

Hab' ich in so vielen Jahren
Welt und mich nicht satt erfahren?
Übersatt! drum spei' ich aus.
Ich will mich vom fremden Leben
Ganz zum ewigen erheben,
Da nur find't mein Geist sein Haus;

erweckend zum Dank für so manche teure Probe seiner treuen Aus- und Durchhilfe, zur neuen Übergabe an seine wundervolle Gnadenleitung, und zum Vertrauen auf seinen ferneren Beistand. Jesus veranlasst seine Jünger auch kurz vor seinem Abschied, zu einem solchen Rückblick, wenn er sie fragt: habt ihr je Mangel gehabt? worauf sie gerührt und dankbar erwidern: Herr, nie keinen; so wie er den lebhaften Petrus einen Blick vorwärts tun lässt, wenn er ihm sagt: da du junger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wo du hin wolltest, wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein andrer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst. Joh. 21,18. Ezechiel wandelte nach Kap. 47. durch das Wasser, welches unter der Schwelle des Tempels entsprang, und es ging ihm erst bis an die Knöchel, darauf bis an die Knie, dann bis an die Lenden, und zuletzt musste er schwimmen, weil es nicht mehr zu gründen war.

Wie froh waren die Kinder Israel, dass sie jetzt wieder Ägypten den Rücken, und Kanaan das Angesicht zuwenden durften. Nach Ägypten hatten sie keine Lust mehr, deswegen durfte Gott es wagen, sie so nahe heran zu führen. Er weiß wohl, wessen er sich zu seinen Leuten versehen darf. Er rüstet sie zuvor, ehe er sie in Proben bringt. Er mutet nicht allen alles zu, und beobachtet selbst den Unterschied, welchen Judas empfiehlt, sich etlicher zu erbarmen, andere aber durch Furcht selig zu machen. Deswegen heißt es Jes. 28: man drischt die Wicken nicht mit Eggen, so lässt man auch nicht das Wagenrad über den Kümmel gehen, sondern die Wicken schlägt man aus mit einem Stabe und den Kümmel mit einem Stecken: also züchtigt sie auch ihr Gott durch Recht und lehrt sie. Wenn man Milch stößt, so wird Butter daraus, sagt Salomo, und was will er damit anders deuten, als dass in allen Dingen das gehörige Maß gehalten werden müsse? Jesus wählte gerade die drei zu näheren Zeugen seiner Seelenangst, welche auch seine Herrlichkeit auf dem Berge gesehen hatten. Petrus wurde am meisten gelobt und erhoben, aber auch am meisten gescholten und erniedrigt. Deb Satans Engel machte sich nicht eher an Paulum, als nachdem er bis in den dritten Himmel war entzückt worden; und der Satan selbst trat nicht eher zu Jesu, als bis er auf eine ausnehmende Weise seiner Sohnschaft war versichert worden. Kinder Gottes werden erst alsdann zur Sünde gereizt und gelockt, wenn der heilige Geist ihnen einen tiefen Abscheu dagegen, und eine innige Lust am Gesetze Gottes eingeflößt hat. Israel kommt erst alsdann Ägypten nahe, als es keine Neigung mehr zu demselben hat. Israel dachte wohl, nun wird es gerade fort in Kanaan hinein gehen, wo sie in wenigen Lagen auf eine bequeme Weise sein konnten. Aber es ging so nicht wie sie dachten, sondern ihre Straße lenkte sich rechts ab. Bei Thabat, der nächsten Lagerstätte, machen sie ein Kreuz, indem sie quer wieder über den Weg ziehen, den sie schon einmal gemacht, da sie von Hazarot nach Ritma zogen. Dieser letzten Lagerstätte kommen sie, so wie Kanaan selbst, zu Mithka ganz nahe, aber von da an entfernen sie sich wieder so weit davon, als sie noch nicht einmal gewesen, bis ganz unten ans rote Meer. - Es ist nicht gut, wenn wir uns unterstehen, die Art, Zeit und Weise der Erfüllung der göttlichen Weissagungen sowohl, als Verheißungen, im Voraus festsetzen zu wollen. Denn wir verrechnen uns das bei gemeiniglich sehr, und es kommt sich viel anders, als man dachte. Gott erfüllt Beides, aber nach seiner eigenen Weise. Er hat z. B. verheißen, sein Volk zu heiligen, und tut das auch gewiss, aber er machts meistens wunderbar, und macht, wie Hiob Kap. 12 sagt, die Obersten wohl irre auf einem Umwege, wo kein Weg ist, macht etliche zum großen Volk und bringt sie wieder um, breitet ein Volk aus und treibt es wieder weg. Selbst ein leiblicher Arzt muss wohl auf entgegengesetzten Wegen das Ziel der Genesung suchen, und ein Übel wohl erst ärger machen, um es zu heilen, Schmerz durch Schmerz vertreiben, und schwächen, um zu stärken. Unsere Natur weiß keinen andern Weg, vollkommen zu werden, sagt ein erfahrener Heiliger, als dass sie suche etwas zu werden. Gottes Weg aber geht gar anders. Er macht zunichte, was etwas ist, damit Er Alles in Allem sei. Der Glaube wird nicht selten auf Wegen gestärkt, welche ihn ganz unterdrücken zu sollen scheinen, wie wir an Jakob, dem kananäischen Weiblein, den Jüngern im Schiffe und andern sehen, und mehrenteils muss das Weizenkorn verwesen, wenn es nicht allein bleiben soll. Der Herr erfüllt sein Wort, und was er sagt, tut er auch. Es geht mit Israel nach Kanaan, mag's auch in noch so seltsamen Kreisen, bis unten ans rote Meer gehen. Es kommt ihm immer näher. Aber über der Erfüllung der göttlichen Verheißung geht mehrenteils, oder vielmehr immer, alles eigene Vermögen unter. Jakob erlangt erst nach verrenkter Hüfte, und Gideon nicht mit 30.000, sondern mit 300 Mann den Sieg. Gott teilt wohl seine Seligkeit, seine Macht, seine Weisheit, seine Heiligkeit, seine Liebe mit uns, nicht aber seine Ehre. Die behält er für sich. - Eva schrie viel zu früh: ich habe den Mann, den Herrn! Was für ein Zeitraum und was für Begebenheiten lagen noch dazwischen. Auf welcher Spitze stand es nicht oft. Mehrmals schien's unmöglich, oder höchst bedenklich. Unmöglich z. B., als alles auf die Fruchtbarkeit der Sarah ankam; bedenklich, als Isaak auf dem Altar lag, oder seine Nachkommenschaft gefangen nach Babel geführt wurde. Der Glaube ist sowohl mit einer gänzlichen Verleugnung seiner selbst und aller Kreaturen verknüpft, als mit einer gänzlichen Überlassung und Hingabe an Gott. Was etwas ist, macht er zunichte, damit Er in Allen Alles sei. Wer den Zweck will, muss auch die Mittel und Wege wollen, die dazu führen. - Mit den Weissagungen verhält es sich auf eine ähnliche Weise. Die Jünger fragten kurz vor der Himmelfahrt, ob jetzt die Zeit da sei, wo Christus das Reich Israel wieder aufrichten wolle, welches sie zugleich sehr wünschten. Sie bekamen aber die bekannte Antwort: euch gebührt nicht zu wissen Zeit und Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Damit sollte man sich billig stets begnügt, und sich, statt aller Berechnungen haben angelegen sein lassen, zu jeder Zeit wachend und mit brennenden Lampen, oder wenigstens genug Öl in den Gefäßen, erfunden zu werden. Um gegründete Rechnungen anzustellen, ist nach der ausdrücklichen Versicherung des göttlichen Wortes, Weisheit erforderlich, und die ist sicherlich bei denen nicht anzutreffen, die sie zu besitzen meinen, wie das nämliche Wort ebenfalls versichert. Habakuk sagt: ich stehe auf meiner Hut2) und trete auf meine Feste, und schaue und sehe zu. Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht außen bleiben; ob sie aber verzeucht, so harre ihrer, denn sie wird gewisslich kommen und nicht verziehen. Kap. 2,3. - Nicht nur Glaube, sondern auch Geduld wird für notwendig erklärt, die Verheißung zu empfangen, und Petrus verbindet das Warten mit dem. Eilen.

Was nun die 21ste Lagerstätte betrifft, so führt sie den Namen Makehelot. Dies Wort hat die nämliche Bedeutung wie Kehelata, und heißt: Versammlungen, wovon wir jetzt nichts besonderes mehr zu bemerken haben. Dies Wort steht auch Ps. 26, 12: Mein Fuß geht richtig. Ich will dich loben, Herr, in den Versammlungen. So auch Ps. 68,27: Lobt Gott, den Herrn, in den Versammlungen, für den Brunnen Israels; und der Messias spricht, Ps. 22 und 40: er wolle den Herrn preisen und seine Gerechtigkeit predigen vor der großen Versammlung. Wir sehen hier, was in den Versammlungen getrieben werden soll, nämlich das Lob Gottes und die Verkündigung seiner Gerechtigkeit, besonders der Gerechtigkeit, welche sich an Christo Jesu in seinem Leiden und Sterben verherrlicht, und die er uns dadurch zu Wege gebracht hat, welche kommt aus Glauben in Glauben, wie denn geschrieben steht: der Gerechte wird seines Glaubens leben. Er ist der Brunn Israels, woraus es seinen Durst stillt und alle seine Bedürfnisse schöpft, in welchem sein ganzes Heil ruht und wozu es eingeladen wird. Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Wohl haben wir Ursache, für diesen Brunnen Israels, außer welchem nichts ist als Elend und Verderben, den Herrn zu preisen, wie uns Paulus mit seinem Exempel vorgeht, wenn er sich auf seine Klage: Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? selber antwortete: ich danke Gott durch, oder wie jemand es gibt, für Christum. Und was soll ein armer Sünder anders preisen, als die Blutgerechtigkeit Christi allein, außer welchem Purpur ihm je länger je weniger auch nur ein Faden übrig bleibt, womit er seine Blöße decken könnte und womit er vor Gott zu erscheinen sich unterstände. Wo dieser Artikel nicht getrieben wird, da ist's keine Versammlung sondern eine Zerstreuung, denn wer nicht mit Christo sammelt, der zerstreut.

Obschon es im eigentlichen Sinne nur eine Versammlung und Gemeine gibt, deren Haupt Christus ist: so wird ihrer doch in der Mehrzahl gedacht, teils weil sie zwei große Abteilungen hat, wovon die eine im Himmel, die andere auf Erden ist; teils wegen der Verschiedenheit der Kinder Gottes unter sich, in Einsicht, Erfahrung und Gaben, so dass es Kinder gibt, Jünglinge und Väter, Eichenbäume, Weiden und Rohr usw. Bei der Einheit ist eine große Verschiedenheit und so sammelt es sich in einzelnen Häuflein, die sich einander am ähnlichsten sind, sich am nächsten stehen, sich untereinander am besten begreifen, und durch einen verborgenen Zug einander nahe gebracht werden. So gibts neben der allgemeinen Bruderliebe noch eine besondere, welche durch das Exempel Christi selbst geheiligt ist, da Er den Johannes besonders lieb hatte und zwischen seiner Mutter und ihm einen besonderen Bund stiftete, indem er's zugleich allen seinen Jüngern befahl, sich unter einander zu lieben. Daher kommt es auch, dass der eine in diesen, der andere in jenen Predigten und Schriften mehr Erbauung und Nahrung findet. David hatte den Jonathan, Paulus den Timotheus, und der Apostel versichert, dass keiner so gar seines Sinnes sei, wie dieser. Hiermit wird aber keineswegs den Spaltungen das Wort geredet, wo einer sagt: ich bin Paulisch; der andere: ich bin Apollisch, der dritte: ich bin Kephisch, der vierte: ich bin Christisch. Das sind keine Versammlungen, sondern Zerstreuungen.

Christus nennt in dem angeführten Psalm seine Gemeine in mehr als einem Betracht die große Versammlung. Er nennt sie so wegen der Zahl ihrer Glieder, welche endlich, wenn sie einmal alle beisammen sein wer, den, eine sehr große Menge ausmachen wird, die niemand zählen kann. Sie genießt eine große Ehre. Denn die Christum aufnehmen, bekommen Macht, Gottes Kinder zu werden. Groß sind die Güter, die ihnen zuerkannt sind und in deren Besitz sie werden gesetzt werden. Groß ihre Gerechtigkeit, denn es ist Gottes Gerechtigkeit; groß ihre Macht, denn sie sind stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Makehelot, Versammlung. Das Wort Sammeln hat in der Schrift eine angenehme Bedeutung. So heißt es Jes. 54,7: mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln, und Kap. 56,8: der Herr, der die Verstoßenen aus Israel sammelt, spricht: ich will noch mehr. zu dem Haufen, der versammelt ist, sammeln; und Christus spricht: ich habe dich versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein.

Wir sind in Harada gewesen, d. i. Schrecken. Hier, zu Makehelot ist ein Zusammenfluss heiliger Einströmungen und Mitteilungen, zur Erquickung, Stärkung und Trost. Ward das Herz dort zerrissen, hier wird es wieder geheilt; ward man dort - wie Christus von seinen Jüngern sagt in sein eigenes zerstreut, hier wird man wieder auf den einen Punkt geleitet, wo alles Gute zusammentrifft; ward man dort geängstet, hier wird man befriedigt. Wie der Sonnenschein nie lieblicher ist, als nach langwierigem, Regen, und der Regen nie willkommener und auch zweckmäßiger, als nach langer Dürre, so sind die göttlichen Gnadenzuflüsse nie wohltuender, als nach langer, schmerzlicher Entbehrung derselben. Wie schön folgt dann Makehelot auf Harada in der Reiseroute der Kinder Gottes.

Gibt es ein Harada, es gibt auch ein Makehelot. Haben wir der Trübsal in Christo viel, wir werden auch reichlich getröstet, und schätzen einen geringen Trost um so höher, je länger wir sein entbehrten. Auf die Not der Buße folgt die Annehmung zu Kindern; auf die Beklemmung der Anfechtungen ein erneuter und befestigter Friede, und zuletzt bringt dieser Zeit Leiden eine ewige, über alle Maßen wichtige Herrlichkeit. Das ist je gewisslich wahr, sterben wir mit, so werden wir auch mit leben; dulden wir mit, so werden wir mit herrschen. Verleugnen wir ihn, so wird er uns auch verleugnen. Glauben wir nicht, so bleibt er treu, er kann sich selbst nicht verleugnen. 2. Tim. 2,11. Die betrübtesten Psalmen schließen sich häufig am lieblichsten, und das süßte Lob ertönt nach der Errettung aus großer Not. Gewiss war die heilige Jungfrau in einem finsteren Harada, als sie das Kind Jesus verloren hatte, und sagt selbst: ich habe dich drei Tage mit Geburtsschmerzen gesucht. Aber wie unaussprechlich sollte ihre Freude des Wiederfindens sein. In welch ein Harada wurden die Jünger durch den Tod ihres Herrn geführt, aber welchen Jubel gab es auch, als sie sagen konnten: der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Paulus hatte sehr viele Ursache zu wünschen abzuscheiden um bei Christo zu sein. Er musste aber harren. Um so süßer war es ihm, als er endlich zu ihm aufgenommen würde.

Endlich, endlich muss es doch
Mit der Not ein Ende nehmen.
Endlich bricht das harte Joch.
Endlich schwinden Angst und Grämen.
Endlich muss der Sorgenstein
Auch in Gold verwandelt sein.

Lass dir's ja vor allen Dingen ernstlich angelegen sein, dass du nicht bloß äußerlich, sondern vielmehr innerlich und wirklich ein Glied der großen Versammlung seist, und so an ihrer Führung wie an ihren Gütern einen wirklichen Anteil hast. Verändern sich dann auch deine Lagerstätten, so ist es doch die Wolken- und Feuersäule, welche dich bald so, bald anders, aber immer heilsam leitet. Fällt dir's auch nicht immer leicht, ihre Führungen deinen Augen wohlgefallen zu lassen, so sind sie doch gut, und bringen dich Kanaan näher. Und wenn das nur ist! Was geht's dann dich an. Folge du Ihm nach.

1)
Gerhard Tersteegen
2)
Warte, Ausschau
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