Zuletzt angesehen: Keller, Samuel - Apostelgeschichte

Keller, Samuel - Apostelgeschichte

Keller, Samuel - Apostelgeschichte

Kapitel 1

„Ihr werdet meine Zeugen sein.“
Apg. 1, 8

Gewiß gibt es zwei wichtige Zeugnisse der Bibel und der Weltgeschichte für Jesus; aber mir kommt es schon manchmal vor, daß ich Leute mit großer Beredsamkeit über jene Zeugen sprechen hörte, während ihr Herz und Leben nichts von Jesum wußten. Offenbar ist eine Gefahr vorhanden, jene zwei äußeren Zeugen zu überschätzen und sich um das dritte Zeugnis, das persönliche Erleben Jesu, zu wenig zu kümmern. Vielleicht ließ Gott es deshalb zu, daß an jenen beiden Pfeilern im letzten Jahrhundert manches abgebröckelt und viel Staub aufgewirbelt wurde; dann tritt das Zeugnis lebendiger Persönlichkeiten wieder mehr in den Vordergrund. Und das ist die Vorbereitung auf eine neue Heilszeit, wo Gott nicht durch Bücher und Erinnerungen, sondern durch ein neues tägliches Geschehen zu seinem Volke reden und mit ihm verkehren wird. Begriffe machen nicht satt, Überlieferungen zeugen kein Leben - sondern der Geist Gottes kann dergleichen Leitungsdrähte benutzen; aber das Leben schafft immer nur der Geist. Lebendig gewordene Menschen sind dann Zeugen des Lebens und können Brennpunkte für andere werden. Hat Jesus dich und mich als seine Zeugen?

Du, Herr Jesus, brauchst uns ganz! Schlag auf die Hände, die noch Geld und Ehre und Eigenart festhalten wollen, wodurch das Zeugnis dumpf und unnütz wird. Nimm uns zum Eigentum. Bereite dir zum Ruhm deine Kinder. Amen.

„Und als sie ihm nachsahen, gen Himmel fahrend“
Apg. 1, 10

Das Nachsehen hat keinen Zweck, wenn einer sich unsichtbar machen will! Eine bloße sentimentale Himmelssehnsucht ist gar nicht nach Christi Sinn. Im Gegenteil. Er will mit starkem, entschiedenem Zuge zuerst seine Leute von der falschen Gebundenheit an die Erdensachen losmachen, und dann fahrt er sie wieder zurück und weist ihnen diese Erde an als Arbeitsfeld: Handelt, bis daß ich wiederkomme! Das bloße Himmeln mancher Christen schafft die Erde nicht um. Wenn wir wirklich himmlisch gesinnt sind, dann soll sich das nicht zeigen in mancherlei Absagen an Erdenlust, sondern in der Kraft der Liebe, die Hand anlegt zur Eroberung dieser Welt für Jesus. Jesu Reich war nicht von dieser Welt; aber für wen war es denn bestimmt, als für diese Welt? Darum treibt der rechte himmlische Sinn die Jesusleute in innerer und äußerer Mission, in sozialer Arbeit und Liebesübung vorwärts, immer mehr Gebiete dieser Welt für Jesus zu erobern. Kein Stück Erdenland, wo nicht seine Fahne weht - kein Gebiet, wo man nicht seine Gedanken aussät - kein Erdendunkel, in das nicht sein Licht fällt! Je himmlischer wir in Wirklichkeit sind, desto treuer müssen wir auf Erden sein, bis daß alle Reiche dieser Welt unseres Gottes und seines Christus werden.

Führe uns an zum Kampf, Herr Jesu! Öffne uns die Breiten der Erde und die Tiefen des Elends und die Höhen deiner Erbarmung, daß wir rechte Eroberer werden und mithelfen, dir alles zu Fuß zu legen. Amen.

„Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr hier und sehet gen Himmel?“
Apg. 1, 11

Das sieht doch so fromm aus - wie zum Malen, und ist auch oft gemalt worden! - weshalb dann der Vorwurf: Was stehet ihr und sehet gen Himmel? Damit ist nichts gewonnen! Die schönste Himmelssehnsucht ist ein unfruchtbares Gefühl, wenn sie uns nicht zur Arbeit treibt, den Himmel auf die Erde zu verpflanzen, dem Himmel Erdenwege zu bauen. - „Handelt, bis ich wiederkomme!“ hat der Herr gesagt. Der Landmann pflügt und sät, aber das Wachstum und Gedeihen muß der Herr vom Himmel geben. Nun wartet man vom Himmel her auf solche Arbeit der Christenheit. Was ist da in vielen Gebieten nicht schon alles geschehen an vorbereitender Pflege - was fehlt auf anderen Gebieten nicht noch alles an Brücken- und Wegebau! In den äußeren Nöten den einen, in seelischen Verirrungen den andern, in Handel und Wandel, in Kunst und Wissenschaft, in Gemeinde und Haus, in Fürsorge für Arme und Kinder - überall müssen unsere Vorbereitungen geschehen. Das können aber nur die Jesusleute, die innerlich ganz felsenfest überzeugt sind von seinem Wiederkommen und seiner Herrschaft und dem letzten seligen Friedensreich auf der neuen verklärten Erde. Wer jetzt mitarbeitet, der soll sich dort mitfreuen dürfen im Licht des Siegesfestes.

Hier sind wir, Herr Jesus, bereite uns, sende uns, brauche uns, wie es vor dir recht scheint. Wir möchten deinen Willen erkennen und tun, damit dein Reich bald kommen könne in Herrlichkeit. Amen.

Kapitel 2

„Und wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an zu predigen mit andern Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen.“
Apg. 2, 4

In der dunklen Felsenschlucht des Hochgebirges entspringt ein Quell. Das Wasser muß durch einen engen Spalt gepreßt mit ungeheurer Wucht herausgeschleudert werden; denn es donnert und kracht tagaus tagein mit solchem Ungestüm, daß man sein eigen Wort nicht hören kann. Zehn Kilometer weiter bildet dieses selbe Wasser noch einen rauschenden Wasserfall ins Tal hinab, und dann wird es ein stiller, starker Fluß. So ist es mit der Pfingsttatsache auch gegangen. Der Anfang des Geiststromes war eine erschütternde Explosion. Nicht nur der Geist der Jünger wurde mit Heiligem Geist gefüllt, sondern auch ihr Leib und ihre Seele zitterten und bebten. Sie sprachen mit fremden Sprachen, die sie vor- und nachher nicht verstanden; über ihren Häuptern flammten Feuerzungen und die Stätte wurde unter lautem Windsbrausen bewegt wie vom Erdbeben. Nachher brauchen sich die Quell-Erscheinungen nicht zu wiederholen. Wenn nur der Strom derselbe ist - wenn sein Wasser nur unsere Pflanzungen tränkt und unsere Seele davon lebt! Lebst du von diesem Strom? Ist die Wirkung des Geistes in deinem Leben heute zu spüren, daß deine Worte und dein Wandel von ihm durchtränkt sind? Das weißt du daran, ob du Jesus wirklich liebst und in ihm deine Freude hast!

Herr Jesu, sende Tropfen auch auf mich! Laß mich nicht am Wüstenrand des Welttreibens zugrunde gehen, sondern schaffe eine heimliche Seelenerquickung durch deinen Geist, damit mein Leben davon Zeugnis ablege! Amen.

„Petrus sprach zu ihnen: „Bekehret euch““
Apg. 2, 38

Man muß sich gegenwärtig halten, was alles vorausgegangen sein muß, bis ein Mensch dem andern solch eine Zumutung stellen darf. Die Voraussetzungen von Gottes Seite und von des Menschen Seite müssen erfüllt sein. Dann gilt solch ein Kommando der letzten kleinen Willensentscheidung, wie wenn das Gewehr geladen ist und man gezielt hat, und es nun heißt: „Gebt Feuer!“ So klein ist der menschliche Anteil bei dem geheimnisvollen Vorgang des Umdenkens. Und ähnlich wiederholt sich das nachher bei manchem Kampf und Sieg über eine bestimmte Sünde. Die Erkenntnis ist vorher gottgewirkt, die Kraft zur Überwindung reicht der erhöhte Christus dar, und jetzt kommt es auf einen kleinen Willensentschluß an, damit die Heilskräfte in der gewiesenen Richtung wirksam werden können. Aber auch, wenn Gott zum rechten Wollen mithilft, es bleibt an einem Punkt doch die Entscheidung am Menschen hängen. Will er wirklich nicht, wird alles Gottes-Wirken und -Ziehen als neue Schuld gebucht, aber gegen seinen Willen tritt weder die Bekehrung ein, noch die Lebensübergabe, noch der Sieg über die Sünde.

Darum bitte ich dich, Herr, mein Gott. mach mir die Entscheidungsstunde so klar und deutlich, daß ich mich nicht über ihren Ernst täuschen kann. Mein Herz ist schon auf deiner Seite, aber der Wille des Fleisches ist unzuverlässig. Herr, hilf mir, daß mein Wollen ganz dein eigen werde. Amen.

Kapitel 3

„Und durch den Glauben an seinen Namen hat diesen, den ihr sehet und kennet, sein Name stark gemacht.“
Apg. 3, 16

Das ist ein Wunder der modernen Zeit, das jeder Erklärung der Gelehrten spottet: Eine Heilandstat des Unsichtbaren mitten im sichtbaren Wesen, und dabei so deutlich und von solchen Wirkungen, daß man es nicht mehr fortlügen kann. Ob das ein bekehrter Kannibale ist oder ein Trunkenbold oder das Gläubigwerden eines Atheisten oder die Lebensarbeit eines Bodelschwingh - die Welt steht vor einem Rätsel. Jeder Gläubige aber hat diesen Beweis des Geistes und der Kraft an sich selbst erlebt und bedarf keiner andern Beweise weiter. Man kann uns aber, die wir manche solche Umwandlung im Laufe von dreißig Jahren zu beobachten Gelegenheit hatten, nicht übelnehmen, daß wir dergleichen für mindestens ebenso ausgemacht halten, als das Chinin Fieber bekämpft. Ebenso darf es nicht wundernehmen, daß wir an die Wiederholung solcher Erfahrungen bei den noch Ungläubigen glauben und dafür arbeiten. Was dem einen geschehen ist, kann auch an tausend andern geschehen, und Atheismus ist kein heiliges Rührmichnichtan, sondern eine gefährliche Krankheitserscheinung. Wir, die wir an Jesu Macht glauben und für seinen einstigen Sieg unser Leben einsetzen, können nicht anders, als uns strecken und recken in dieser Richtung: daß der Name der über alle Namen ist, heute noch seine Wunder tue.

Herr Jesus, mach du deinen Namen kund unter denen, die dich noch nicht kennen und haben. Brauche auch unser Leben und Zeugnis dazu, daß deine Siegeskräfte offenbar werden unter allerlei Volk. Amen.

Kapitel 7

„Moses war ein fein Kind vor Gott“
Apg. 7, 20

Was mag dazu gehören, daß man vor Gott ein feines, schönes Kind sei? Was für Vorzüge, Gaben, Eigenschaften geben uns in der großen Familie der Gotteskinder wirklich eine besondere Stufe, daß das Wohlgefallen des Vaters auf uns ruht? Es läßt sich nicht leugnen, daß in der Veranlagung mancher vor dem anderen viel voraus zu haben scheint. Daran könnten wir nichts ändern. Wenn wir aber sagen, es komme alles darauf an, wie aufrichtig, einfältig, vertrauensvoll, gehorsam wir uns gegen die Einflüsse des Geistes Gottes verhalten - so ist das keine angeborene Anmut, sondern eine gewordene. Mag das geistliche Erbe noch so groß sein - Gott kann nur diejenigen Menschen in besonderer Weise ergreifen, die früh auf ihr Gewissen achten lernten, die von ihrer Sündhaftigkeit lebhaft überzeugt, sich auch stark und treu dem Einwirken Gottes entgegensehnten. Der beste „feinste“ Zug an uns ist die Gottessehnsucht, die aus Gewissenhaftigkeit erwächst. Den Aufrichtigen läßt es der Herr im Schlaf gelingen. Im Reich Gottes wird von zwei sonst gleichbegabten, gleicherzogenen Menschen es derjenige weiterbringen, der empfindlicher auf sein Gewissen achtet.

Herr, unser Gott! Wir streiten nicht, wen du schöner findest. Unser Elend und unsere Ohnmacht ist unser Schmuck. Wir trauen dir Hilfe und Gnade zu; das soll unsere Anmut sein vor dir. Erbarme dich unser, du treuer Gott, um Jesu willen. Amen.

Kapitel 8

„Der Geist aber sprach zu Philippus: Gehe hin und halte dich zu diesem Wagen!“
Apg. 8, 29

Ohne Vollmacht und Wink des Geistes können wir manchem Wagen lange und vergeblich nachlaufen. Wenn es nämlich nur auf unser Rennen und Laufen ankäme, wäre die ganze Welt in wenig Jahren bekehrt. Wir müssen uns aber darüber klar werden, daß Gottes Wirken im Gange sei und der Insasse jenes Wagens auch gerade jetzt aufgeschlossen und reif sein muß, wenn unser Zeugnis etwas helfen soll. Wer aber weiß das so genau, ob Gottes Gnade jenen andern Menschen jetzt eben zieht und bearbeitet, als Gottes Geist! Darum müssen wir ein Geistesleben führen und selbst offen sein für jeden wirklichen Wink des Geistes, damit, wenn er kommt, wir ihn auch merken können. Fragt mich jemand, was er tun könne für die Bekehrung seines Ehegatten, so sage ich: Erst etwas werden! Sonst stehen unsere offenbaren Fehler zu sehr im Wege. Dann beten für den andern, damit man einen Auftrag an ihn bekommen kann und dann auf solchen Auftrag warten. Wenn der gesegnete Augenblick gekommen ist und der Geist dir das Signal gibt, dann mußt du bereit sein und mit dem Pfeil auf der Sehne fertig dastehen, den du in des andern Herz senden willst.

Herr, mache uns reif für solches Tun, und jenen andern auch. Wir sehnen uns nach wirklicher Geistesleitung; öffne unser Herz dafür und mach es so still, daß wir die leisesten Winke beachten, und hilf uns dann, sie stark ausrichten. Amen.

Kapitel 15

„Und sie kamen scharf aneinander, also daß sie voneinander zogen“
Apg. 15, 39

Warum stehen solche „Ärgernisse“, fragt mancher, der am liebsten alles nach seiner Meinung eingerichtet sähe - in der Natur, in der Bibel und am Leben. Um der Wahrheit willen! Weil die Großen am Reich Gottes auch schwache fehlende Menschen geblieben sind. Du brauchst ja daran kein Ärgernis zu nehmen. Ärgernis nehmen kann ebenso oft Sünde sein wie welches geben. - Mir sind solche Stellen nicht ein behagliches Polster für das Sichgehenlassen, sondern ein Trost. Der Herr warf beide darum nicht fort. Der Herr hat Geduld und möchte auch aus den Fehlern seiner Knechte noch etwas Gutes schaffen. Wenn ich also manchmal ähnlich gesündigt habe wie jene, dann beuge ich mich, wie sie es später auch getan haben (denn Markus ist einige Jahre später mit Paulus zusammen), und suche Vergebung und finde sie. Lieber wäre es mir, es käme dergleichen nie mehr bei mir vor. Denn des Menschen Zorn richtet keine Gerechtigkeit vor Gott an. - Ob aber in der Sache nicht doch Paulus recht hatte, wie die Zukunft lehrte! Aber das Rechthaben in der Sache entschuldigt das Unrecht in der Form nicht! Rechthaberei bleibt für uns eine böse Klippe, an der schon mancher Segen gescheitert ist.

Und du, Herr Jesus, hattest gewiß recht und hast doch das Widersprechen der Sünder erduldet. Sie sprachen dich sogar in den Tod hinan, und du betetest für sie und starbst für sie! Ach, Herr, gib uns nur etwas von deiner Art. Erbarme dich unser, o Jesu. Amen.

Kapitel 18

„Fürchte dich nicht!“
Apg. 18, 9

Zweiundsiebzigmal sagt Gottes Wort diese Mahnung den furchtsamen Menschenkindern! Muß das nicht von der größten Wichtigkeit für uns sein, wenn das Wort so oft unter den verschiedensten Umständen wiederholt wird? Oder ist das nur beschämend für uns, daß wir so oft dieselbe Mahnung hören müssen, ehe sie Wirkung hat? Wir fürchten uns bald vor Menschen und Dingen, wo nichts zu fürchten ist, während es an der rechten Gottesfurcht fehlt, die alle dergleichen Kobolde leicht verscheuchen könnte. Bald fürchten wir uns in falscher Weise gerade vor dem, der unsere Zuflucht in der Not ist. Das letztere ist die bedenklichste Sache, wenn wir uns fürchten, Gott zu begegnen. Dann ist das Gewissen dabei beteiligt, das uns irgend eine Schuld oder Untreue vorhält. An dieser Stelle hilft nur die Vergebung der Sünden. Bist du aber davon überzeugt, daß die Versöhnung, die durch Jesus geschehen ist, auch dir gilt, so daß du ein gutes Gewissen gegen Gott hast, dann schüttle die alberne Furcht vor allem andern ab. Dann steht dir das Recht zu mit dem größten Zutrauen dich deinem Vater in die Arme zu werfen und still zu warten, was er tun wird, um dir zu helfen.

Wir kommen zu dir, barmherziger Vater, und bergen uns bei dir. Du sollst unser Schutz und unser Trost sein. Treibe alle knechtische Furcht aus, damit wir in fröhlichem Vertrauen zu dir aufschauen dürfen. Du bist unser Trost allein. Amen.

Kapitel 20

„So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde.“
Apg. 20, 28

Ja, wie verhalten sich diese zwei Ermahnungen zueinander? Wird nicht das Interesse geteilt, wenn man auf seine eigene Seele acht haben soll und zu gleicher Zeit auf die andern, unter die uns Gott gesetzt hat? Zugeben will ich, daß ich nicht immer diese Arbeitsteilung verstanden und noch weniger diese Mahnung erfüllt habe. Acht haben auf uns selbst ist so wichtig, daß wir das ohne Schaden an unserer Seele zu nehmen, doch gar nicht aufgeben dürfen. Der Herr gibt dir Stunden und Zeiten, wo es ganz klar sein Wille ist, daß du an andern arbeiten und für andere da sein sollst. Je treuer du für deine eigene Seele sorgtest, desto mehr wirst du nun andern helfen können, und je selbstloser du Gottes Willen an andern erfüllst, desto mehr Segen wird von dorther zurückfluten auf dich. Es gibt Krankheiten und Gefahren des eifrigen Arbeitens in Gottes Reich - gewiß, aber sind die Krankheiten und Gefahren des Müßiggangs nicht zehnmal größer! Einmal segnet der Herr meine stillen Stunden, daß ich da etwas finde, womit ich andern helfen kann, und dann wieder lohnt er mir meine Arbeit an andern durch einen Fortschritt oder eine Schenkung der Kraft, die ich allein nie erfahren hätte!

Herr, unser Gott, wir bitten dich, gib uns beides: offene Augen, auf uns selbst zu sehen, und treue Liebe in der Arbeit an andern. Laß mich nicht selbstsüchtig wachsen wollen für mich und segne mich durch das, was ich in deinem Namen an andern tun soll! Amen.

Kapitel 23

„Sei getrost Paulus! Denn wie du von mir zu Jerusalem gezeugt hast, also mußt du von mir auch in Rom zeugen.“
Apg. 23, 11

Getrost soll er sein, weil sein Gott noch eine Arbeit für ihn hat. Darum kann ihm nichts geschehen! Das Muß jener Aufgabe ist sein Schutz. Was wohl der Herr mit uns vorhat? Solche Visionen und Stimmen sind doch heute nicht an der Tagesordnung in Gottes Reich. Nun, nicht jeder von uns hat in ähnlicher Weise das Wort zu verkündigen. Aber ein Zeugnis von Christo muß doch sowieso unser ganzes Leben sein; einerlei, ob in Leiden oder Ehrung, Zeugnis ist unser ganzes Leben, das wir mit Christo leben. Wie war darin der heutige Tag? War eins von deinen Zeugnissen zu schwach oder zu überstiegen oder unklar oder unecht? Das Zeugnis von Christo soll Leben wecken, andere mit anstecken und anreizen, es auch mit ihm zu versuchen. Haben wir den Herrn ins rechte Licht gestellt? Oder fiel dabei unnötig viel Licht auf uns? Der Zeuge soll ja nur sein wichtiges Zeugnis für Christum anbringen, aber nicht damit sich selbst herausstreichen. Können wir alle, wenn wir an die Art solches unseres Zeugnisses denken, uns des getrösten, daß der Herr damit zufrieden war?

Herr, du siehst bis ins innerste Mark unseres Glaubens und Liebens. Du weißt, wie schwach und schlecht oft unser Zeugnis für dich war. Vergib und hilf, daß wir noch Gelegenheit haben, es besser und treuer zu tun. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/k/keller/keller-apostelgeschichte.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain