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Keller, Samuel - 2. Timotheusbrief

Keller, Samuel - 2. Timotheusbrief

Kapitel 2

„Halte im Gedächtnis Jesum Christum, der auferstanden ist von den Toten.“
2. Tim. 2, 8

Was man fest im Gedächtnis hat und behält, das ist einem jeden Augenblick gegenwärtig, bereit zum Gebrauch. Dabei braucht es keine auswendig gelernte Sache zu sein, sondern das Gedächtnis ist hier als die immer mit uns gehende Vorratskammer von Gedanken verstanden. Der Braut braucht man das nicht erst groß in die Seele zu binden: Vergiß deinen Bräutigam nicht! Wenn man es müßte, stünde es schlecht um ihre Liebe bestellt. Warum denn die Mahnung, Jesum Christum, der von den Toten auferstanden ist, immer in Gedanken behalten? Vielleicht liegt hier der Nachdruck auf dem Nachsatz: Daß er der Lebendige ist! Wenn man an einen Toten denkt, springt aus solchem Gedenken keine Kraft; höchstens treue Anhänglichkeit, ein längeres Durchwintern von Gefühlen. Aber der Lebendige! Das ist eine Kraftquelle. Bin ich in meinen Gedanken eine Stoßkraft, eine treibende, drängende Macht für mein Leben. Werde ich mit solchen Gedanken verzagt, gedrückt, untreu, jämmerlich am Boden liegen bleiben? Oder reißen sie mich empor? Spricht er dann nicht stets zu mir: Ich lebe, und du sollst auch leben mit mir und durch mich?

Seit du mich gelehrt hast, Herr Jesus, an dich als Lebendigen, Gegenwärtigen denken, wurde manches in meiner Gedankenwelt anders. Laß das noch stärker, lebendiger, wirksamer werden. Zeige mir, daß du an mich gedenkst. Sei du mit mir! Amen.

„Glauben wir nicht, so bleibt er treu; er kann sich selbst nicht verleugnen.“
2. Tim. 2, 13

Ein wunderbares Wort; beschämend und Glauben weckend zugleich. Ein reicher, edler Mann hat eine Geldsumme an einer Bank deponiert mit der Bestimmung: „Wenn Pastor Keller im Vertrauen auf meine mündliche Zusage kommt, um von diesem Guthaben einen Betrag abzuheben, soll er ihm ausbezahlt werden.“ Glaube ich nun heute und morgen seiner Zusage nicht, zieht er seine Wohltat nicht zurück: er kann von seinem edlen Unternehmen nicht zurücktreten. Es bleibt dabei, und wenn Jahre vergehen, daß seine Zusage gehalten wird. Er bleibt sich treu! - So handelt Gott mit uns seit unserer Taufe. Da wurde uns seine Gnade und der Segen seiner Gemeinschaft mitgeteilt als eine Zusage. Wie lange Zeit verging, bis wir uns getrauten, in der himmlischen Bank ein Stückchen Vergebung, Friede und Freude in bar zu erheben! Wie viel mag noch vorhanden sein! Warum soll ich nicht heute Abend noch vor dem Schlafengehen mich melden und bitten: „Hundert Mark Gnade in Gold und hundert Mark Kraft in Kleingeld!“ Die himmlischen Bankbeamten freuen sich, wenn sie was ausbezahlen können!

Herr, vergib mir all die Tage, wo ich, ohne dir etwas zuzutrauen, mich mit meiner eigenen Armut behelfen wollte. Heute will ich's wagen, all meine Sorgen wie leere Geldbeutel dir zu bringen. Fülle sie mir mit deiner Gnade, daß ich errettet gar fröhlich rühmen könnte. Amen.

Kapitel 3

„die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie.“
2. Tim. 3, 5

Fromme Formen, aber leere Formen. Frömmigkeit der Schablonen, aber es geht keine Kraft von ihnen aus. Ich will nicht an die denken, die mit Absicht den Schein eines gottseligen Wesens borgen, um andern Sand in die Augen zu streuen, ohne daß sie die Kraft kennen; das sind arme Tropfe, die früher oder später entlarvt werden; die schaden auch nur sich. Gefährlicher für ihre Umgebung sind die andern, die wohl wissen, was es um die wahre Kraft der Gottseligkeit für eine herrliche Sache ist. Aber sie mochten den Einkaufspreis nicht bezahlen: die Hingabe der eigenen Persönlichkeit an Jesus. Darum begnügten sie sich mit dem billigeren Schein, den ein aufmerksamer Kopf sich schnell angewöhnen kann. Nun aber kommt der Betrug; sie lehren mit starker Betonung: das sei das gesunde, richtige Christentum, wie sie es haben. Wer darüber hinaus noch wirkliche Kraft Christi im praktischen Leben und im Überwinden der Sünde haben will, sei ein Schwärmer oder geistlicher Revolutionär. Da ihre Art der Nachfolge Jesu spielend leicht ist, gewinnen sie schnell an Ansehen und können als geistliche Führer weithin das Reich Gottes aufhalten.

In die Kraft statt Heuchelschein führe, Herr, die Deinen selbst von Tag zu Tag besser hinein. Lautlose Kraft statt klappernder Formen gib uns, Herr Jesu. Wir leben von deiner Kraft, wir sehnen uns nach deiner Kraft; offenbare du dich in unserm Leben. Amen.

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