Johannes vom Kreuz - Neunter Brief.
Beruhigung einer wegen der ihm (dem Johannes) widerfahrenen Zurücksetzung betrübten Schwester.
Jesus sei in deiner Seele! ich danke dir für deinen Brief, und bin dir dafür verpflichtet.
Dass die Dinge in dem Kapitel nicht nach deinem Wunsch für mich ausgefallen sind, das gereicht vielmehr dir und mir zum Trost und ist eine neue Ursache unseres Dankes an Gott; denn da es aus göttlicher Anordnung geschehen ist, ist es ohne allen Zweifel uns ersprießlicher. Unser Wille muss sich nur immer zur Wahrheit neigen, geschieht das nicht, dann sehen wir immer das als ein Übel an, was uns missfällt, obgleich es an sich selbst gut und recht ist; nun ist aber das, was geschehen ist, weder mir noch anderen eine böse Sache, für mich ist es sogar ein Glück, denn so kann ich frei und ohne die Bürde, die Seelen anderer zu tragen, wenn ich nur selbst will, unter dem Beistand Gottes der Ruhe und der Einsamkeit genießen; anderen aber wird es eben auch gut sein, wenn ich weit von ihnen entfernt bin, da meine Unerfahrenheit und Unwissenheit in dem Vorsteheramt sie vielleicht zu manchen Unvollkommenheiten gereizt hätte. Bitte Gott, meine Tochter, für mich, Er wolle mir diese Gnade ferner zu meinem Heil gewähren. .
Der Herr erhalte und vermehre Seine Liebe in dir. Amen.