Harms, Theodor - Der Heilsweg - Die Berufung
Die Gnade unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Lasst uns beten: Lieber HErr und Heiland Jesus Christus, der Du in Deiner großen Gnade und Barmherzigkeit Dein Abendmahl bereitet hast, dass unsere Seelen satt werden in Deiner Gnade und unsere Herzen gestillt werden durch Deine Güte und Barmherzigkeit, wir bitten Dich, lass uns recht erkennen, was Du uns armen Sündern geschenkt hast, auf dass wir in dankbarer Liebe nehmen, was Du uns gibst und Dich in Gehorsam ehren, der Du uns so teuer erkauft hast. Es ist ja Deine Güte und Treue, dass Du uns heute wieder Dein Wort lehren willst; und was Du uns nun lehrst, das lege selbst in unsere Seele und schreibe es mit Deinem Gottesfinger in unser Herz, dass keine Gewalt es uns nehmen könne. Du hast uns viel gegeben und wirst viel von uns fordern, Du hast uns viel anbefohlen und wirst viel bei uns suchen, hilf, dass wir die große Rechenschaft bestehen können und nicht als die Schalksknechte erfunden werden, die ihr Pfund in der Erde vergraben haben, wenn Du zum Gerichte kommst. Erbarme Dich über uns, lieber HErr, und sei uns gnädig, lass uns Frieden finden bei Dir unserm HErrn und volles Genüge, dass wir weiter Nichts begehren als Dich und Deine Gnade. Erhöre uns, HErr Jesu, um Deiner Liebe willen. Amen.
Text: 2. Thess. 2, 14.
Gott hat euch berufen durch unser Evangelium zum herrlichen Eigentum unsers HErrn Jesu Christi.
Wir stehen nun, meine Lieben, in der schönen Zeit, welche man die Wartezeit zu nennen pflegt, in der Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, da der HErr Christus Seine Jünger sich täglich im Tempel versammeln hieß, dass sie warten und beten möchten um den heiligen Geist. Am ersten Pfingstfeste hat der HErr Seinen heiligen Geist ausgegossen und seit der Zeit kommt Er in Seiner Kirche durch Wort und Sakrament zu allen, die Ihn aufnehmen wollen. In dem Sinne, wie die Apostel auf den heiligen Geist warteten, können wir nicht auf Ihn warten, das wäre Schwärmerei. Wir haben den heiligen Geist im Wort und Sakrament, hinfort kann es solche Ausgießung desselben wie am ersten Pfingstfeste nicht mehr geben. Wir hören so oft diese Ansicht aussprechen von denen, die nicht wissen, was sie am Wort und Sakrament haben, als ob die Christen beten müssten um die Ausgießung des Heiligen Geistes wie zu der Apostel Zeit. Wir müssen auch das nicht erwarten, dass der HErr zu Pfingsten Seinen heiligen Geist kräftiger kommen lasse als zu Weihnachten oder Ostern oder an einem andern Sonntage; sondern wenn wir diese Zeit die Wartezeit nennen, so wollen wir uns darin die Ausgießung des Heiligen Geistes, wie sie zu der Apostel Zeit geschehen ist, recht durchnehmen und den HErrn bitten, dass Er den heiligen Geist recht wirken lassen wolle an unsern Herzen. Der liebe HErr hat, indem Er Seine Kirche auf Erden gründete, angefangen das Abendmahl mit den Seinen zu halten, oder wie Er in einem andern Gleichnis sagt, die königliche Hochzeit. So müssen wir die Zeit der Kirche auf Erden als ein Hochzeitsfest ansehen, das der himmlische Vater Seinem Sohn auf Erden bereitet, daran alle Teil nehmen sollen, die in das ewige Leben eingehen wollen. Darum ist das Leben des wahren Christen ein so fröhliches, sein ganzes Leben ist ein großer Hochzeitstag. Auf der Hochzeit ziemt es sich, dass das Herz fröhlich ist. Aber nicht allein das, sondern wie es auf der Hochzeit hoch hergeht, dass man keinen Mangel spürt an Speise und Trank und auch die edle Musika sich hören lässt, so sollen wir bei der Hochzeit des HErrn Jesu das Alles in Hülle und Fülle haben und zwar im schönsten Sinn. Wir finden bei irdischen Hochzeiten den Tisch besetzt mit den schönsten Speisen, aber die Hochzeit Christi bietet schönere Speise, das ist die Himmelsspeise Seines Leibes und Blutes, welche die Seinen essen und trinken sollen, dass sie gestärkt werden zum ewigen Leben. Wie auf einer Hochzeit gar fröhliche, lehrreiche und ernste Gespräche vorkommen, so sollen wir auf dieser Hochzeit das köstlichste Zwiegespräch mit dem HErrn Jesu und in der Gemeinschaft der Gläubigen das lieblichste Gespräch über geistliche Dinge haben. So sind wir fröhlich in unserm HErrn Jesu und lassen all' die Not und Jammer der Erde uns wenig anfechten, wenn wir recht erkennen, dass wir Gäste bei der königlichen Hochzeit sind. Unser Text redet von der Berufung zu der Hochzeit des Sohnes Gottes. Von dieser Berufung wollen wir heute handeln und Gott wolle Gnade geben, dass wir nicht allein recht verstehen was Berufung sei, sondern dass wir uns alle berufen lassen. Es hat noch keinen Menschen gereut Christ geworden zu sein, wohl aber hat es Viele gereut, dass sie keine Christen geworden sind.
Wir fragen nun zuerst: Wodurch beruft uns der HErr zu Seinem Hochzeitsmahl? Unser Text antwortet: Gott hat euch berufen durch unser Evangelium; und unser Katechismus erklärt das mit den Worten: Gott beruft durch Taufe und Predigt. Getauft sind wir alle, darum sind wir auch alle berufen zur Hochzeit des Lammes. Aber ist nicht eine Berufung genug, die Berufung durch die Taufe? Es ist doch so, dass zur Hochzeit nur einmal eingeladen wird und wer dann nicht kommen will, der bleibt weg. Im Reiche Gottes ist es anders, da erschallt die Predigt gar oft, und so oft wir sie hören, schallt in unser Herz das Wort: Kommt, es ist Alles bereit. Wozu das? Es ist das so traurig, dass den Menschen nichts leichter zum Ekel wird, als das teure Wort Gottes, als die edlen Heilsgüter und Schätze, die Christus erworben hat. Anfangs ist das Christentum Vielen etwas Neues, sie wissen es nicht genug zu rühmen, dass sie Gottes Wort haben, sie wissen es nicht genug andern Menschen anzupreisen, wie herrlich es ist ein Christ zu sein; aber es dauert nicht lange, dann sprechen sie mit den Kindern Israel: Uns ekelt dieser losen Speise. Solche Menschen fallen ab vom HErrn, dienen wieder der Welt und die Hochzeit, die der Teufel mit den Ungläubigen hält, kommt ihnen viel anziehender vor, als Christi Hochzeitsmahl. Da sind es die weltlichen Lustbarkeiten und Sünden, die sie genießen und der Teufel wehrt es ihnen nicht. Der Heilige Geist lässt es sich nun nicht verdrießen, sondern Er kommt aufs Neue mit der Berufung durch die Predigt, dass sie möchten Teil nehmen an der Hochzeit Christi und eingehen in das ewige Leben zu dem großen Abendmahl des Lammes. Aber auch diejenigen Christen, welche den HErrn Jesum lieb haben, die bei Ihm bleiben und um keinen Preis von Ihm weg gehen möchten, haben immer wieder die Berufung nötig, weil sie in Gefahr sind der Welt zu dienen und ihr natürliches Wesen sie stets zieht zur Welt und Sünde. Da erschallt für sie die Stimme des Heiligen Geistes: Kommet, esst und bleibt bei Jesu! Der HErr beruft aber nie anders als durch die Taufe und Predigt; denn der Heilige Geist hat sich in Seiner Wirksamkeit gebunden an die Gnadenmittel. Es ist eitel Schwarmgeisterei, wenn man meint, der HErr berufe auch ohne die Gnadenmittel. Wir müssen sehr vorsichtig sein mit den sogenannten inneren Stimmen, die manche Menschen meinen zu hören. Man hört so oft das Wort: Eine Stimme sagt mir, du bist kein Kind Gottes, oder du bist ein Kind Gottes. Da gib Acht, wer es ist, der zu dir redet. Ist's der Teufel, der dir sagt, dass du kein Kind Gottes bist, oder ist's der Heilige Geist, der dir sagt, dass du ein Kind Gottes bist? Wir haben allein zu hören auf Gottes Wort und was wir da hören, sollen wir glauben.
Ruhen wir auf diesem Felsengrunde des Wortes Gottes und hören nicht auf die falsche Lehre, dass der Heilige Geist auch ohne die Gnadenmittel wirke, so steht es recht bei uns. Es kann nicht genug wiederholt werden, dass wir uns allein auf Gottes Wort gründen müssen und dass wir nirgends anders Gottes Stimme vernehmen als in Seinem Worte.
Wir fragen zum Zweiten: Wen beruft der Heilige Geist? Unser Katechismus antwortet: Uns, die wir nahe sind und alle, die ferne sind. Also alle Menschen ohne Unterschied, einerlei ob sie Juden, Heiden, Türken oder Christen sind, beruft der Heilige Geist. Da tut die Vernunft Einrede und sagt: Es sterben doch so viele Heiden, die nicht berufen sind, darum kann die Berufung keine allgemeine sein. Woher weißt du das? Willst du die Schrift meistern, die da sagt: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, und dass alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Was kannst du auf das geben, was du mit deinen Augen siehst und mit deinen Ohren hörst? willst du von deiner Erfahrung ausgehen und dich über Gottes Wort stellen? Wir wollen als Christen einfach bei Gottes Wort bleiben. Will der HErr, dass allen Menschen geholfen werde, so muss Er alle berufen und will Er das, so tut Er's auch. Ohne Berufung wird kein Mensch selig. Die Sünde treibt wohl weg von Gott, aber durch die Sünde kommen wir nicht zu Gott. Unsere Feindschaft gegen Gott treibt uns nicht, dass wir Gottes Freundschaft suchen. Wenn der HErr nicht gesagt hätte: Adam, wo bist du? so wäre Adam nie zu Ihm gekommen, Adam hätte Ihn nicht gesucht. Gott beruft alle Menschen, deshalb geht kein Mensch aus dieser Welt, der nicht entweder die Berufung angenommen oder ausgeschlagen hat. Mögen wir das nun mit unserer Vernunft begreifen können oder nicht, das ist einerlei. Wir dürfen nicht über Gottes Wort hinausgehen, sonst kommen wir in Gefahr, Schiffbruch zu leiden an unserm Glauben. Es geziemt sich wohl für einen Christen nüchtern zu sein d. h. nie über das offenbarte Wort Gottes hinaus zu gehen, denn in das, was Gott nicht offenbart hat, dringen wir doch nicht hinein. Es ist nichts anders als Naseweisheit, da Antwort zu suchen, wo Gott uns die Antwort versagt. Für einen Christen gilt es, alle Vernunft gefangen zu nehmen unter dem Gehorsam Christi. Weil Gott will, dass Allen geholfen werde, darum beruft Er Alle. Am jüngsten Tage wird Keiner Entschuldigung vorbringen können und zu Gott sagen: Mich hast Du nicht berufen. Gott vergisst Niemand, Er vergisst nicht das Kind im Mutterleibe, Er vergisst nicht die Heiden an den Enden der Welt, Er vergisst nicht die getauften Christen, die Ihn wieder verlassen haben; Er tut Alles was Er kann, die Sünder zu suchen und selig zu machen. Darum wird Er wohl rein bleiben, wenn Er gerichtet wird.
Wir fragen zum Dritten: Wie beruft der HErr? Unser Katechismus antwortet: Ernstlich und kräftig. Seine Berufung ist ernstlich d. h. Er meint, wie Er es sagt. Wenn Er jeden beruft, so meint Er es bei denen, die die Berufung nicht annehmen, ebenso ernstlich als bei denen, die sie annehmen. Es ist das die gräuliche Lehre der Reformirten, die von Calvin ihnen gegeben ist, dass nur die ernstlich berufen werden, die die Berufung annehmen. Daraus folgt, dass Gott die, die nicht die Berufung annehmen, nur zum Schein beruft. Beruft aber Gott nur zum Schein, so lügt Er, und Gott zum Lügner machen, das ist doch ein starkes Stück. Nein, es bleibt dabei, Gott will, dass allen Menschen geholfen werde. Nehmen die Menschen die Berufung nicht an, so ist das ihre Schuld. Nun sehen wir, dass Manche die Berufung annehmen, die Meisten aber nehmen sie nicht an, woher kommt das? Wir wissen, dass wir Menschen von Natur weder das Wollen noch das Vollbringen des Guten haben. Gott muss erst unsern verkehrten Willen und Widerstand brechen. Wer nun die Berufung annimmt, bei dem hat Gott den eignen verkehrten Willen gebrochen, wer die Berufung nicht annimmt, dessen verkehrten Willen hat Gott nicht brechen können. Woher kommt das, ist des Menschen Wille mächtiger als Gottes Wille, liegt es an Gott? An Gott liegt es nicht, denn Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, aber Er zwingt keinen Menschen, will der Mensch die Berufung nicht annehmen, so muss er es lassen. Da stoßen wir wieder auf eine dunkle Stelle und legen die Hand auf den Mund. Will ein Mensch nicht selig werden, so zwingt ihn Gott nicht dazu, sondern lässt ihn seine eigenen Wege gehen, bis er einsieht, was er versäumt hat. Das ist ein großer Trost für geängstete Seelen, die nicht darüber zur Ruhe kommen können, ob Gott es wirklich will, dass sie selig werden sollen. Sieht man auf sich, auf die Gnade, die man empfangen, auf die Sünde, die man getan, dann frägt man wohl: Ist es wirklich so, dass ich selig werden soll? Da tröstet dich die Berufung Gottes. So lange du die Predigt hörst, zweifle nicht daran, dass du selig werden sollst, du machst sonst durch deinen Zweifel Gott zum Lügner. Vielmehr siehe auf dich und prüfe dich, woher es kommt, dass du die Berufung nicht annimmst, aber nie sei so frech, Gott die Schuld zu geben. Die Berufung ist kräftig, d. h. sie verfehlt nie ihre Wirkung. Wo die Berufung geschieht, dass der Mensch sie versteht, - denn das ist nötig, sonst ist es keine rechte Berufung, da kommt dieselbe nie leer wieder zurück, sie macht immer einen Eindruck auf das Herz des Menschen. Der Eindruck ist aber ein verschiedener: Bei dem Einen macht sie den Eindruck, dass er Gottes Wort annimmt und dem ist dann weiter zu helfen, bei den meisten macht sie aber den Eindruck, dass sich die Menschen verstocken. Meine Lieben, es ist ein sehr ernster Gang, der Gang zur Predigt, denn das Wort Gottes kommt nie leer wieder zurück, es richtet immer aus, wozu es gesandt ist. Bekehrst du dich nicht durch das Wort, nimmst du die Einladung nicht an, so wirst du viel verstockter aus der Kirche weggehen, als du gekommen bist. Darum was dem Einen ein Geruch des Lebens zum Leben wird, das wird dem Andern ein Geruch des Todes zum Tode. Aber nie darfst du Gott dem HErrn die Schuld davon geben. Liegt das an der Sonne, dass sie Wachs auslöst und Mist zusammentrocknet? Die Schuld liegt am Wachs und am Mist, nicht an der Sonne. So liegt die Schuld, wenn einer sich nicht bekehrt, am Menschen, nicht an Gott. Es ist dasselbe teure Gottes Wort, das auf alle Menschen den Eindruck machen soll, dass sie sich bekehren und selig werden. Damit sollen die Prediger und Lehrer sich trösten und auch unsere Missionare, wenn sie Gottes Wort predigen und lehren und sich doch sagen müssen, die Menschen bekehren sich nicht, obgleich sie die Predigt verstehen. Die Predigt ohne Erfolg der Bekehrung kann besonders den Missionar oft mutlos machen, dass er denken möchte: Lass die Leute laufen, ich sage ihnen Gottes Wort nicht mehr. Die Predigt hat immer ihre Wirkung, und wenn du dabei den Trost nicht hast, dass sich zehn oder zwanzig bekehren, so hast du doch den Trost, dass Keiner, der sie gehört hat, sich entschuldigen kann. Es scheint fast so, als ob viele Prediger jetzt dazu gesetzt sind, dass sie Gottes Wort predigen müssen als einen Geruch des Todes zum Tode. Viel tröstlicher ist es ja freilich für den Prediger, wenn sich die Menschen durch die Predigt bekehren, dass dadurch Gottes Gnade gepriesen werde. So geht Gottes Wort gerade durch und wir sollen es damit allein halten und nicht zweifeln an seiner Kraft.
Wir fragen zum Vierten: Wozu werden wir berufen? Der HErr sagt in Seinem heiligen Worte: Zum herrlichen Eigentum des HErrn Jesu. Wir können aber gar nicht anders das herrliche Eigentum des HErrn Jesu werden, wenn wir nicht die Welt verleugnen und zu Jesu kommen. Wir müssen also vor allen Dingen von der Welt ab, es geht nicht, der Welt und Jesu zugleich angehören. Entweder du gehörst Christo an und nicht der Welt, oder du gehörst der Welt an und nicht Christo. Es ist ein großer und wichtiger Schritt, den man tut aus der Welt zu Christo hin. Eigentlich tut der Christ nur drei große Schritte, den einen tut er, wenn er aus der Welt heraustritt, den zweiten tut er, wenn er in das Reich Gottes hineintritt, und den dritten tut er, wenn er in den Himmel tritt. Die beiden letzten kann man nicht tun, wenn man den ersten nicht getan hat. Viele Menschen sind so dumm, dass sie meinen den zweiten und dritten Schritt tun zu können, ohne den ersten zuvor getan zu haben. Aber was heißt das, die Welt verleugnen? Die Welt ist der große Haufe der Ungläubigen, davon Dr. Luther sagt, dass sie alle entweder Narren oder Schurken seien, die Gottes Gaben auf die schnödeste Weise missbrauchen. Darum ist das ganze Wesen der Welt verkehrt und die Schrift braucht den starken Ausdruck: Die ganze Welt liegt im Argen, d. h. im Teufel; der hat sie umgarnt und wie aller Sündendienst vom Teufel kommt, so kommt auch aller Weltdienst vom Teufel. Wollen wir an Jesu Hochzeit Teil nehmen, so können wir nicht in der Welt bleiben, denn ab- und zugehen zu Jesu und des Teufels Hochzeit, das geht nicht. Es will vielen Christen nicht einleuchten, dass sie die Welt verleugnen müssen. Viele Prediger gibt es, die da meinen, Tanzen sei keine Sünde, die Klubgesellschaften, wo man dem Teufel dient und Gott nicht ehrt, seien keine Sünde, daran können die Christen wohl Teil nehmen, die Theater seien nicht Tempel, wo die Sünde heiliggesprochen werde, sondern Bildungsanstalten, dahin der Christ wohl gehen könne. Da hat der Christ so tausendfache Beziehungen zu seinen Freunden und Verwandten, die noch in der Welt stehen und denen zu liebe er nicht mit der Welt brechen will, er meint alle Rücksichten könne er nicht aus den Augen sehen, er dürfe noch der Welt dienen. So lange ein Christ diese Stellung einnimmt, kann er nicht als ein rechter Jünger von seinem HErrn anerkannt werden. Wir sollen die Welt verleugnen, das fordert der HErr von uns. Kommst du z. B. in die Lage, dass dein leiblicher Bruder Hochzeit macht auf weltliche Weise, so darfst du nicht denken: Es ist mein Bruder, ich möchte ihn nicht ärgern und will darum nur hingehen und mitfeiern, dann versündigst du dich sehr. Willst du als ein Christ handeln, so sag es deinem Bruder vor den Kopf: Willst du als Weltkind deine Hochzeit feiern, so kann ich nicht Teil daran nehmen, wohl will ich mit in die Kirche gehen zur Trauung und für dich beten, aber zum Fressen und Saufen, zum Spiel und Tanz kann ich nicht kommen. Willst du aber als ein Christ deine Hochzeit feiern, dann komme ich gern. Dabei darfst du nicht fragen danach, was die Welt dazu sagt, das muss dir als Christ gleich sein. Musst auch nicht der Besorgnis Raum geben, dass du, wenn du die Welt verleugnest, nicht dein Brot hast. Der HErr wäre doch ein wunderlicher HErr, wenn Er Seine Kinder, die Ihm treu dienten, verlassen wollte. Gibt Er doch das Brot Seinen Feinden und den halben Christen, sollte Er es denn den treuen Christen versagen können?
Das Andere ist: Wir müssen zu Jesu kommen. Der Welt rein ab und Christo an, so ist die Sach' getan. Wende dich zu deinem Heiland, verlass dich auf Ihn, lass Sein Wort gelten, gib Ihm dein Herz und deine Liebe. Aber du kannst zu Christo nur mit deinen Sünden kommen. Tust du das in wahrer Buße und Reue, siehe, dann nimmt dein HErr dich in Gnaden an. Bei den morgenländischen Fürsten ist es Brauch, dass Niemand zum Könige zugelassen wird, der nicht mit gefüllter Hand kommt. Das wissen auch unsere Brüder im Zululande aus eigener Erfahrung. Nun verlangt unser HErr Jesus nicht, wenn wir zu Ihm kommen, dass wir Ihm dieses oder jenes Geschenk mitbringen, ein Christ tut das doch z. B. wenn er zum heiligen Abendmahl geht, dass er dem HErrn eine Gabe für die Mission oder für die Armen bringt und das ist dem HErrn lieb und wert, aber eine Gabe müssen wir immer dem HErrn bringen, das ist unsere Sünde und Missetat, ohne dieselbe nimmt uns der HErr nicht an. Das hält aber viele Menschen zurück von Jesu, denn sie wollen ihre Sünde nicht los sein. Für den Christen ist der Gang zu Jesu der seligste Gang, denn er will gern frei sein von seinen Sünden. Macht der HErr einem Christen seine Sünden klar durch Sein Wort, so bringt derselbe sie Ihm gern. So oft du von Sünden beschwert, dein Herz im Kämmerlein vor Ihm ausschüttest, kannst du wissen, dass du zum HErrn gekommen bist. Dann streckt Er Seine Hand aus und nimmt dir die Sündenlast ab und weil Er ein königlicher HErr ist, der sich nicht lumpen lässt, so schenkt Er dir die volle Vergebung der Sünden und du hast Teil an Seinem Hochzeitsmahl, wirst so reich, dass du es nicht fassen kannst. Den Zweck hat die Berufung, oder wie unser Text sagt: Zum herrlichen Eigentum Jesu Christi. Wir sollen Jesu Eigentum sein und zwar Sein herrliches Eigentum. Aber wie kann das der Sünder sein? Freilich sollten wir mit unsern Sünden Sein Eigentum werden, dann wäre nichts Herrliches an uns. Aber das ist die große Gnade, dass Er uns rein wäscht mit Seinem teuren Blute, und dass wir, weiß und rot wie Er, gar herrlich aussehen, dass Er uns anlegt das Kleid Seiner Gerechtigkeit und dass wir in diesem Kleide würdig sind, Seine Hochzeit mitzufeiern. Ja Christi Braut ist gar köstlich geziert! Das macht der HErr aus dem armen Sünder, dazu beruft Er ihn. Dieses Wunder der göttlichen Gnade soll vorgehen nach Seinem Rat, wenn wir die Predigt hören, und wenn die Taufe eines Kindes geschieht. Müssen wir da nicht die Gnade des HErrn anstaunen, dass Er Menschenkinder zu dieser Seiner Hochzeit beruft für Zeit und Ewigkeit! Darum hat auch ein wahrer Christ Gottes Wort so lieb und wenn er sich noch des Augenblicks erinnern kann, wo zum ersten Mal der Heilige Geist ihn zog, so segnet er diese Stunde sein Leben lang und wird diese Stunde nicht vergessen, da Gottes Wort wie ein Pfeil sein Herz verwundete oder wie ein Balsam sein Herz erquickte. Es gibt viele Christen, die sich dieser Stunde noch erinnern und die das Wort nicht vergessen, wodurch sie sich haben berufen lassen. Seht, meine Lieben, das ist der Anfang des Heilswerkes; was sollten wir wohl besser betrachten können in dieser seligen Wartezeit? So möge denn der treue HErr Jesus Sein heiliges Wort an uns allen segnen, dass wir, so viele unser Sein Wort gehört haben, uns berufen lassen und unsern Mund weit auftun, dass Er ihn füllen könne mit den reichen Gütern Seines Hauses.
Lasst uns niederknien und beten: Wir danken Dir, lieber HErr Jesu, für Dein heiliges, teures, wertes Wort, welches Du uns heute gegeben hast. Wir danken Dir für die heilige Taufe, da Du durch Deinen werten heiligen Geist uns berufen hast zum ewigen Leben. Wir danken Dir für die Predigt Deines Wortes, in welcher Du durch Deinen heiligen Geist Deine Einladung wiederholst, dass wir sie nicht vergessen. Wir danken Dir, dass Du bei der Berufung keinen Unterschied machst zwischen Juden und Heiden, Männern und Weibern, Alten und Jungen, Großen und Kleinen und an jedem Herzen Alles tust, was Du kannst, um sie selig zu machen. Wir danken Dir, dass es Dein ernstlicher Wille ist, dass wir selig werden sollen und dass Deine Berufung so kräftig ist, dass wir dadurch vom Sündenschlaf aufwachen können. Wir danken Dir, dass Du uns dazu berufen hast die Welt zu verleugnen, auf dass wir nicht mit der Welt verloren gehen, sondern zu Dir kommen und teilhaftig werden Deines ewigen Lebens. Wir danken Dir, dass Du unserer Lebenszeit solch ein seliges Ziel setzt mitten in dieser bösen Welt. Lass alle Prediger, Missionare und Lehrer, indem sie Botschafter sind, an Deiner Statt nichts anders sein wollen als Hochzeitsbitter und lass alle, die Dein Wort hören, darin Deine Einladung erkennen zu der Hochzeit und gib, dass wenn allerlei Kreuz und Not zu uns kommt, sie dazu dienen, unsere Hochzeitsfreude zu erhöhen. So wollest Du uns leiten an Deiner Hand und uns einführen in den Himmelssaal zu dem großen Abendmahl, wo wir die ewige himmlische Hochzeit mit Dir feiern sollen. Erhöre uns, HErr Jesu, um Deines Namens willen. Amen.