Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über den Brief an die Hebräer

Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über den Brief an die Hebräer

Hebräer 3,12.13

Sehet zu, lieben Brüder! dass nicht Jemand unter euch ein arges ungläubiges Herz habe, das da abtrete vom lebendigen Gott; sondern ermahnet euch selbst alle Tage, so lange es heute heißet, dass nicht Jemand unter euch verstockt werde durch Betrug der Sünde.

Der Apostel fand diese Warnung bei den ersten Christen, die durch ihn oder andere Apostel des Herrn erweckt und geführt wurden, für notwendig; wie vielmehr wird sie für uns nötig sein? Ach, wie leicht fällt man zurück, wird wieder lau, und endlich umempfänglich für alle Gnadenrührungen - woraus nach und nach Verstockung geboren wird. Es ist nichts listiger als die Sünde, sie betrügt so leicht wieder den, der ihr abgesagt hat, aber nicht ganz, oder sich nicht beständig vor ihr fürchtet, sein Herz nicht mit Demut bewahrt und nicht kindlich an dem Herrn hängt. Es versteckt sich nach und nach etwas Arges und Schlechtes im Herzen, macht dasselbe ungläubig, und es fällt ab vom lebendigen Gott, bleibt am toten Buchstaben, an Formen und gewohnten äußern Übungen hängen. Aber der lebendige Gott, Christus und sein Geist, sein Friede und seine Nähe ist aus dem Herzen gewichen. Was kann und wird aus einem solchen Christus-leeren, gottlosen Herzen werden? Es zieht ein Anderer ein, der mit sieben Ärgern kommt. Warum sagt Paulus: vom lebendigen Gott? Darum, weil Gott für uns ein toter Gott ist, wenn er nicht in uns lebt. Gott ist in sich immer lebendig, aber für dich ist er nichts, wenn du sein Leben und Wesen, seine Gnade und Kraft nicht in dir spürst. Du hast dann nur die toten Götzen der Buchstaben ohne Geist, der leeren Worte ohne Leben. Das wirket die Täuschung der Sünde. Sie lässt dir einen toten Gott auf der Zunge, ohne Geist im Herzen, äußere Übungen ohne inneres Leben; wenn nur Gott, Christus nicht in dir lebt, damit sie ihr Wesen in deinem Herzen treiben kann. Es muss aber umgekehrt sein, die Sünde muss im Innern getötet werden, und Christus muss darin leben, sonst bist du abgetreten vom lebendigen Gott, und deine frommen Übungen werden dir zu toten Götzen, die das Herz verhärten und verstocken.

Hebräer 10,19-22

Da wir denn nun, lieben Brüder, die Freudigkeit haben zum Eingang in das Heilige durch das Blut Christi, welchen er uns zubereitet hat zum neuen und lebendigen Wege, durch den Vorhang, das ist, durch sein Fleisch; und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes, so lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen, in völligem Glauben usw. . Vergl. Hebräer 6, 19.20

Ja, wer mit dem Blute Christi besprenget ist, darf nun mit Freudigkeit, das ist, mit froher, kindlicher Zuversicht in das Allerheiligste, in Gottes Gemeinschaft im Geiste schon hier, und einst in den Himmel eingehen; dazu steht uns ein neuer, lebendiger Weg offen, den uns Christus durch sein Leiden, Sterben, Auferstehen und Himmelfahren geöffnet hat. Er hat den Weg gebahnt, er ist als Vorgänger vor uns eingegangen, und hat uns Weg und Türe nicht nur offen gelassen, sondern er will uns selbst Weg und Türe sein; will uns nach sich ziehen an dem dreifachen und haltbaren Seile der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung. Wenn wir uns daran fest halten, und das Seil nicht aus den Händen lassen, wird er uns unfehlbar nach sich ziehen auf dem neuen, lebendigen Wege. Wie schön drückt sich Paulus aus, da er den Weg lebendig nennt. - Warum doch? Ist nicht Christus selbst der Weg? Johannes 14,6. Ist der nicht lebendig? nicht der Weg und das Leben und die Wahrheit? Ist er nicht auch neu? Wo ist vor ihm und nach ihm ein Weg zum Himmel, zum Vater zu finden? - Freund, verlass die alten Wege der Welt und Sünde, und wähle dir diesen neuen, lebendigen Weg. Wie gut wandelt sichs auf einem neuen - und wie leicht auf einem lebendigen Wege, der darum lebendig heißt, weil er die Wanderer selbst belebt, stärkt, wenn sie fallen, ihnen wieder aufhilft; wenn sie müde sind; ihnen neue Kräfte gibt, wenn sie abweichen oder irre gehen, sie wieder einlenket und zurückführt - der Alles allen ist, die auf ihm wandeln. Welch ein Weg? Wo ist ein Weg, wie dieser Weg? Und so wenigen wandeln auf ihm!!!

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autoren/g/gossner/gossner_andachten/gossner-andachten_ueber_den_brief_an_die_hebraeer.txt · Zuletzt geändert: von aj
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