Gerok, Karl - Die Apostelgeschichte in Bibelstunden – IV. Das Pfingstwunder.
Kap. 2, V. 1-13. „Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und man sah an ihnen die Zungen zerteilt, als wären sie feurig. Und er legte sich auf einen jeglichen unter ihnen; und wurden alle voll des Heiligen Geistes, und fingen an zu predigen mit andern Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen. Es waren aber Juden zu Jerusalem wohnend, die waren gottesfürchtige Männer, aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist. Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen, und wurden verstürzt, denn es hörte ein jeglicher, dass sie mit seiner Sprache redeten. Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich, und sprachen unter einander: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache, darinnen wir geboren sind! Parther, und Meder, und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien, und in Judäa, und Kappadokien, Pontus und Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten, und an den Enden der Lybien bei Cyrene, und Ausländer von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie mit unsern Zungen die großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich alle, und wurden irre, und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Die andern aber hatten ihren Spott, und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.“
Wenn man die Apostelgeschichte das große Pfingstbuch, das Buch des Heiligen Geistes genannt hat, so beginnt sie eigentlich erst recht mit diesem Kapitel. Das vorige diente zur Einleitung; nun treten wir aus der Vorhalle ins Heiligtum, in welchem unter Sturmesbrausen und Feuerflammen der Geist des Herrn seinen Einzug hält, der Heilige Geist, von welchem unser Katechismus sagt, dass er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiliget. und bei Jesu Christo erhält im rechten, einigen Glauben. Wir sind gewohnt, diese Erzählung von der Ausgießung des Heiligen Geistes mitten in der Blütenpracht des Frühlings oder beginnenden Sommers als Abendlektion am Pfingstfest zu vernehmen, und sie passt allerdings recht in den Frühling hinein, denn was ist jenes erste Pfingstfest zu Jerusalem anders gewesen, als der Frühlingsanfang in der Kirche Christi, wo der Heilige Geist wie ein milder Maienregen herniederrauschte aufs durstige Ackerfeld, wo die begeisterte Predigt der Apostel wie Lerchenjubel und Nachtigallenschlag in die Welt hinaus scholl, und wo die Saaten des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung aufgrünten wie ein Fruchtfeld grünet im Frühling. - Aber wenn wir auch diese Geschichte jetzt am kalten dunkeln Winterabend vernehmen, so schadet das nichts. Die Geschichten im Reich Gottes sind an keine Jahreszeit gebunden; das milde Wehen des Pfingstfestes kann die gläubige Seele auch mitten im Winter verspüren und das sanfte Feuer des Heiligen Geistes kann auch unter Schnee und Eis die andächtigen Herzen erwärmen. Der Herr lasse uns auch jetzt von diesem milden Feuer seines Geistes etwas spüren, damit es auch bei uns heiße: Friert da draußen Alles ein, soll mein Herz doch brennend sein, leuchte, o mein Heil, in mir, o so glüht und lebt es dir. Wir betrachten
das Pfingstwunder, oder die Ausgießung des Heiligen Geistes,
und zwar
1) die Vorbereitung darauf,
2) die sichtbaren Zeichen dabei,
3) den inneren unsichtbaren Vorgang,
4) den ersten Eindruck aufs Volk.
1.
Die Vorbereitung zum Pfingstwunder wird uns angedeutet:
V. 1. „Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle einmütig beieinander.“ „Der Tag der Pfingsten.“ Das Pfingstfest des Alten Testamentes erhielt eine neue Weihe, eine höhere Bedeutung für die Christenheit durch die Ausgießung des Heiligen Geistes. Der Name Pfingsten kommt von dem griechischen „Pentekoste“, das heißt der fünfzigste Tag. Am fünfzigsten Tag nach Ostern feierten die Juden ihr Pfingsten als das Fest der Gesetzgebung auf Sinai, die fünfzig Tage nach dem Auszug aus Ägypten stattfand, und als das Fest der ersten Ernte, die im heißen Morgenland um diese Zeit schon eingetan war. Diese doppelte Bedeutung des alten jüdischen Pfingstfestes - wie schön ist sie im christlichen Pfingstfest erhöht und verklärt! Oder das erste christliche Pfingstfest zu Jerusalem, wars nicht auch ein Fest der Gesetzgebung? Was ist denn das Gesetz des Christen? Es ist nicht das Buchstabengesetz, auf steinerne Tafeln geschrieben, sondern es ist das Gesetz des Geistes, in die Herzen geschrieben durch den Heiligen Geist. Das Gesetz des Geistes, wo es nicht mehr heißt: Du sollst! sondern: „Wir könnens ja nicht lassen; die Liebe Christi dringt uns.“ Und wie einst das alte Bundesvolk zusammengehalten wurde durch das Gesetz der steinernen Tafeln, das gleichsam sein Staatsgrundgesetz, seine Verfassungsurkunde, seine Bundesakte bildete, so soll das Volk des Neuen Bundes, die Christenheit, zusammengehalten werden durch das Band des Heiligen Geistes, durch das Band Eines Glaubens, Einer Liebe, Einer Hoffnung, dass es heißt wie in der ersten Gemeinde: Die Menge der Gläubigen war Ein Herz und Eine Seele. So ist unser Pfingstfest, fünfzig Tage nach Ostern, auch ein Fest der Gesetzgebung, wie das Pfingstfest Israels fünfzig Tage nach Passah.
Ists aber nicht auch ein geistliches Erntefest? Jene drei Tausend Seelen, die dort am ersten christlichen Pfingstfest hinzugetan wurden zur Gemeinde, waren sie nicht die Erstlinge der Ernte auf dem Felde der Gnade, die ersten Garben, eingebracht von den Aposteln in die Scheunen Christi von jenem Ackerfeld, auf welches der Herr einst am Jakobsbrunnen seine Knechte hinausgewiesen hatte mit den Worten: „Seht in das Feld, es ist schon weiß zur Ernte; der erste Erntesegen aus dem Grabe unseres Heilands aufgesprosst“? Und an jedem neuen Pfingstfest, das wir feiern, dürfen wir uns nicht aufs Neue freuen der fortgehenden Ernte im Reich Gottes, dass durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes immer neue Arbeiter hinausgesendet werden in die Ernte, immer neue Garben eingetan werden in die Scheunen Jesu Christi? So ist und bleibt also das Pfingstfest auch im Neuen Testament, was es im Alten Bunde war, nur in höherem, schönerem, geistlichen Sinn, ein geistliches Gesetzesfest und ein geistliches Erntefest. Und so ist es eine bedeutsame Fügung des Herrn der Gemeinde, dass er gerade am Tage der Pfingsten seinen Geist ausgoss über die Seinen.
„Als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie Alle einmütig beieinander.“ Wer war beieinander? Die Gläubigen „alle“. Nicht nur die Zwölfe, sondern die Hundertundzwanzig, das ganze Gemeindlein der Gläubigen, davon wir im 14. und 15. Vers des 1. Kap. gelesen. Wo waren sie beisammen? V. 2 ist bloß von einem „Haus“ die Rede. Daraus aber, dass es nach V. 15 die dritte Stunde am Tage, das heißt Morgens 9 Uhr, die erste öffentliche Gebetsstunde am Festtag war, ist zu schließen, dass es in einem der dreißig Versammlungssäle war, welche den Tempel umgaben und zu ihm gehörten. Wozu waren sie beisammen? Ganz gewiss zu nichts anderem, als zum Gebet, wie alle Tage, so besonders an diesem festlichen Morgen. Wie waren sie beisammen? „Einmütig“ in herzlicher Liebe; einmütig im gemeinsamen Andenken an ihren verklärten Herrn und Meister; einmütig im gemeinsamen Gehorsam gegen seinen Befehl, dass sie nicht von Jerusalem wichen; einmütig im gemeinsamen Warten auf die Verheißung seines Geistes, von dem sie freilich nicht ahnten, dass er so nahe sei; einmütig in der Einigkeit des Geistes:
„Er das Haupt und wir die Glieder,
Er das Licht und wir der Schein,
Er der Meister, wir die Brüder,
Er ist unser, wir sind sein.“1)
Seht da, meine Lieben, die rechten Vorbereitungen. und Vorbedingungen auch heute noch um des Heiligen Geistes teilhaftig zu werden. Demütige Beugung vor Gott in Glauben und Gebet ist das Eine; wie der Heiland verheißt: So ihr, die ihr doch arg seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten? Bei den Fleischlichgesinnten, die nur im Irdischen leben, bei den Hoffärtigen, die nur auf den eigenen Geist sich verlassen, da kann er nicht wohnen, der himmlische Gast. Aber in einem demütigen und gebrochenen Herzen, da kehrt er ein und macht Wohnung. Das Andere aber ist: einmütig sich halten zur Gemeinde des Herrn. Wo man hochmütig die Kirche verachtet, separatistisch sich absondert von der Gemeinschaft der Gläubigen, grübelnd sich versenkt in seine eigenen Spekulationen, eigensinnig seine eigenen Wege geht mit selbstgewähltem Gottesdienst: da hat von jeher statt des Heiligen Geistes nur ein unheiliger Geist Wohnung gemacht, der trübe Geist der Schwärmerei, der verderbliche Geist der Sektiererei; der wilde Geist des Fanatismus, der unsaubere Geist des geistlichen Hochmuts. Aber wo man in herzlicher Liebe sich anschließt an die Gemeinde des Herrn, da fühlt man auch vom Geiste der Gemeinde sich angeweht und als ein Glied am großen Leib der Kirche sich mitgetragen und mitbeseelt von dem Lebensgeiste, der vom Haupte her durch alle Glieder strömt.
2.
Die äußeren Zeichen beim Pfingstwunder: V. 2, 3: „Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und man sah an ihnen die Zungen zerteilt, als wären sie feurig. Und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen.“ Weder der brausende Wind noch die feurigen Flammen waren der Heilige Geist selber, sondern sie waren nur seine äußeren Vorboten, vorausgesandt von dem Gott, der im Reich der Natur gebietet wie im Reiche des Geistes, und der auch Winde zu seinen Dienern und Feuerflammen zu seinen Boten macht. Wie dort auf Sinai bei der ersten Gesetzgebung unter Donner und Blitz der Berg zitterte und rauchte, so brausts auch bei der zweiten Gesetzgebung vom Himmel herab, das Haus erzittert und erhebt und Feuerflammen leuchten wie Blitzesschein über den Häuptern der Jünger. Natur und Geist, sichtbare und unsichtbare Schöpfung sind ja überhaupt durch ein geheimes Band der Sympathie verbunden, und Windesbrausen und Feuerflammen sind das treffendste Bild in der sichtbaren Natur für das, was der Heilige Geist ist in der unsichtbaren Welt.
Oder hat nicht der Heilige Geist Windesart? Ist er nicht, wie es in einem schönen Pfingstlied heißt: ein „Odem aus der ewgen Stille“, ein Hauch aus Gott? Wie der Wind bläst wo er will, man weiß nicht woher er kommt noch wohin er fährt, so ist auch das Wehen und Walten des Geistes ein geheimnisvolles und wunderbares. Er kommt wie vom Himmel herab aus einer höheren Welt, wenn man ihn am wenigsten erwartet, er weht, ohne dass man sagen kann, warum gerade jetzt. So ists mit den Regungen und Rührungen des Geistes in einer einzelnen Seele, so ists mit den geistlichen Bewegungen und Erschütterungen, die durch ganze Zeiten und Völker gehen. Unberechenbar und unfesselbar kommen sie von oben und fahren durch die Zeit.
Wie der Wind, wenn er daherfährt, alles erschüttert, nicht nur leichte Halme beugt, sondern auch mächtige Eichen oft zerreißt und Mauern darniederwirft, so hat der Heilige Geist eine erschütternde Sturmesgewalt, er beugt die Seelen, er erschüttert die Herzen, er zerbricht die Geister und wirft die Bollwerke des Hochmuts darnieder, wenn er über einen Menschen kommt und sein Gewissen durchfegt und seine Armut, Sündhaftigkeit und Nichtigkeit vor Gott unerbittlich ihm aufdeckt.
Wie der Wind aber auch einherfahren kann als ein sanftes Sausen, kühlend und erquickend, lind und lieblich, so kommt auch der Heilige Geist über das gebrochene und verzagte Herz, gleich dem milden Sausen, das Elias auf Horeb vernahm nach Sturm, Erdbeben und Feuer, er kommt als ein sanfter Tröster, der in der Sündenpein den Trost bringt vom barmherzigen Gott: deine Sünden sind dir vergeben; der in der Hitze der Anfechtung der Seele wie mit Engelsflügeln Kühlung zuweht und ihr zuspricht: Friede sei mit dir, fürchte dich nicht!
Wiederum hat er nicht auch Feuernatur, der Heilige Geist? - Wie das Feuer erleuchtet, so erleuchtet er die Seelen, dass ihnen ein neues Licht aufgeht über Gott und sich selbst, über Welt und Schrift, über Zeit und Ewigkeit. Wie ein Blitz durch die Nacht fährt, so fährt oft der Heilige Geist blitzartig in die Nacht einer sündigen Seele und deckt ihr den Abgrund auf, der zu ihren Füßen liegt. Wollte Gott, wir ließen alle von solchem Feuer uns erleuchten und in alle Wahrheit leiten! Wie das Feuer wärmt, so erwärmt der Heilige Geist ein Herz mit der sanften Glut einer heiligen Begeisterung, einer herzlichen Liebe, eines feurigen Eifers für Gott und alles Gute. Brannte nicht auch uns das Herz schon von solch heiliger Glut? Wollte Gott, wir ließen Alle von solchem Feuer unsere kalten Herzen erwärmen! Wie das Feuer brennt und frisst, so will der Heilige Geist im schmerzlichen Feuer der Buße unser Herz von Sünden reinigen, alles Harte darin zerschmelzen, alles Unreine verzehren und das Gold unseres Glaubens je mehr und mehr prüfen und läutern. Hast nicht auch du schon diesen Feuerbrand im Gewissen gespürt, dass er dir vielleicht heiß bis in die Wangen heraufflammte? Wollte Gott, wir würden Alle je mehr und mehr durchläutert und verklärt durch solch heiliges Feuer! Wie das Feuer endlich zündend sich fortpflanzt und verbreitet, und aus einem Fünklein zur mächtigen Flamme wird, so hat auch der Heilige Geist eine ansteckende und zündende Kraft, wo eine Seele recht davon ergriffen ist, da wirkt sie weiter um sich her und reißt Andere mit sich fort. Bist nicht auch du schon angesteckt worden von dieser heiligen Glut, etwa hier im Gotteshaus, dass die verglimmende Kohle deines Glaubens, deiner Liebe, deiner Hoffnung, deiner Andacht, deines Eifers für die Sache des Herrn wieder frisch entzündet ward, wieder hell aufloderte durch die brüderliche Gemeinschaft im Heiligen Geist? - Und was wollten wir lieber, als es brennte schon in allen Herzen und in allen Landen dieses himmlische Feuer des Heiligen Geistes! So deuten uns schon die äußeren Zeichen beim Pfingstwunder hin auf
3.
den inneren unsichtbaren Vorgang.
V. 4. „Und wurden alle voll des Heiligen Geistes, und fingen an zu predigen mit andern Zungen, nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen.“ „Und wurden alle voll des Heiligen Geistes“ das ist nun das innere Wunder im stillen Herzensgrund, das man mit keinem Auge sehen, mit keinem Ohre hören, mit keiner Zunge aussprechen, mit keiner Feder beschreiben kann. Sie wurden neue Menschen, nach der alten Verheißung: Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben. So ists ja heute noch, wenn der Geist Gottes einkehrt in einen Menschen, es ist das ein stilles, verborgenes Wunder, wovon die Welt wenig sieht und wenig versteht, eine Wiedergeburt und Erneuerung des inwendigen Menschen, eine Umkehr aller Bestrebungen, Wünsche und Gedanken, dass man in Wahrheit sagen kann: das Alte ist vergangen, siehe es ist Alles neu worden! Aber freilich die Wirkungen dieses inneren Herzenswunders treten dann auch ans Tageslicht hervor: die Apostel „fingen an zu predigen mit andern Zungen“; in begeisterter Rede, wie sie ihnen bisher nie von den Lippen geflossen, ja selbst in ausländischen Sprachen, die sie nicht gelernt hatten und aus denen ihnen wunderbar jetzt Worte und Ausdrücke zuströmten, sie wussten nicht woher - schütteten sie ihr volles begeistertes Herz jetzt aus. Man hat sich viel Mühe von jeher gegeben, dieses Sprachenwunder zu erklären und deutlich zu machen. Aber es lässt sich ebenso wenig erklären, als wegdeuten. Es war freilich keine bleibende Gabe, die den Aposteln da mitgeteilt wurde, sondern nur eine augenblickliche begeisterte Erhebung und Verzückung. Es war auch keine vollständige und gelehrte Kenntnis fremder Sprachen, sondern nur ein abgerissenes Reden in einzelnen Worten und Ausrufungen. Aber es war doch etwas Wunderbares und Unerklärliches, das wir heutzutage in unserer nüchternen und lauen Zeit uns weder recht vorstellen, noch viel weniger nachmachen können. Es war ein Vorzeichen davon, wie einst in den Sprachen aller Länder der Name Christi gepredigt, in den Zungen aller Völker die großen Taten Gottes gepredigt werden sollen. Was aber auch uns angeht von jenen neuen Zungen, das ist das: wer vom Geiste Gottes angefasst ist in der Gemeinde, der bekommt zum neuen Herzen auch eine neue Zunge, das heißt er gibt auch Zeugnis von seinem inneren Leben durch ein freudiges Bekenntnis dessen, der so Großes an ihm getan, denn - ich glaube, heißt es, darum rede ich, und wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Da lernt dann eine Zunge beten, die vorher nur geflucht, Gott preisen, die vorher nur gemurrt, Christum bekennen, die vorher nur geleugnet oder geschwiegen, mit dem Nächsten freundlich reden, die vorher nur gescholten und gezankt hatte. Der Herr gebe uns allen durch seinen Heiligen Geist neue Herzen und neue Zungen, seinen heiligen Namen zu preisen! - Aber nun schaut auch noch
4.
den ersten Eindruck des Pfingstwunders. V. 5-13. Der ist freilich zuerst nur Staunen, ja Entsetzen. Staunen, ja das ist das erste, was die Welt empfindet und heute noch empfinden muss bei den Wunderwirkungen des Heiligen Geistes. Konntens die Leute damals nicht begreifen, wie die Apostel, diese ungelehrten Galiläer, auf einmal zu so begeisterten Predigern geworden waren, so kanns die Welt heute noch nicht begreifen, wie durch die Kraft des Heiligen Geistes ein Mensch bekehrt, ein Herz verwandelt, aus einem Ungläubigen ein Gläubiger, aus einem Sünder ein Gotteskind wird. War es den Leuten damals ein Wunder, in den Sprachen von allerlei Völkern die großen Taten Gottes predigen zu hören, so ist es uns heute noch ein Wunder, wie von jenem kleinen Anfang am Pfingstfest an das Evangelium sich ausgebreitet hat über alle Völker und in hundertundfünfzig Sprachen nun der Name Gottes und seines Sohnes gepriesen wird. Ach wenn wir dann nur von solchem Verwundern auch weiter kämen zum Bewundern der heiligen Wege Gottes, vom ersten Staunen zum demütigen Anbeten und zum ernsten Fragen und Forschen! Aber leider heißts auch heute noch bei so Vielen: „Sie hatten's ihren Spott.“ Ja, wo der Heilige Geist sich recht spüren lässt, da gibt es immer gemeine Seelen, die haben's ihren Spott. Haben ihren Spott über einen Prediger, dem der Heilige Geist die Zunge gelöst und entflammt hat, und sprechen wie Festus zu Paulo: Paule, du rasest! Haben ihren Spott über einen ernsten Christen, dem der Geist des Herrn das Herz angefasst und umgewandelt hat, und sagen: er ist ein Schwärmer, wo nicht gar ein Heuchler! Haben ihren Spott über Gottes Wort, als wär's eine veraltete Fabel, und haben ihren Spott über Gottes Geist, als wär's ein Taumelwein, der die Leute trunken macht. Liebe Christen, wollen wir uns irre machen lassen durch solchen Spott der Welt? Das sei ferne! Selig seid ihr, so ihr geschmäht werdet über dem Namen des Herrn Christi, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit Gottes ist, ruht auf euch; bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepriesen! 1 Petri 4, 14. Das sei unser Trost. Und unsere Bitte sei:
O heil'ger Geist, kehr bei uns ein
Und lass uns Deine Wohnung sein,
O komm, Du Herzenssonne!
Du Himmelslicht, lass Deinen Schein
Bei uns und in uns kräftig sein
Zu steter Freud und Wonne.
Sonne, Wonne,
Himmlisch Leben
Willst Du geben,
Wenn wir beten;
Zu Dir kommen wir getreten. 2)
Amen.