Funcke, Otto - Tägliche Andachten – Montag nach Reminiscere bis Oculi

Funcke, Otto - Tägliche Andachten – Montag nach Reminiscere bis Oculi

Montag nach Reminiscere.

Und da er zu Betanien war in Simons, des Aussätzigen, Hause, und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Nardenwasser, und sie zerbrach das Glas, und goss es auf sein Haupt.
Markus 14, 3.

Dieses Wort versetzt uns in die Zeit, wo die Mächte und Gewalten der Finsternis mehr und mehr entfesselt wurden. Nicht länger sollte die Feindschaft der jüdischen Theologen und Kirchenfürsten niedergehalten werden. Schon hatte Kaiphas, ob auch in satanischem Geist, das große prophetische Wort gesprochen: „Es ist besser, dass ein Mensch sterbe für das Volk, denn dass das ganze Volk verderbe“. Die ganze Hölle war jetzt tätig, um den Fürsten des Lebens zu verschlingen. Judas, das verlorene Kind, ging, Verrat brütend, hin und her zwischen Jesu und seinen Feinden auf finsteren Pfaden. (V. 1.2.10.11) Und Jesus wusste das Alles. Aber ach! Er, der für alle Not aller Menschen das liebevollste Verständnis hatte, Er allein fand für seine Not kein Verständnis. Die Jünger waren und blieben, allen Verkündigungen Jesu zum Trotz, vollständig arglos. Ja, wenn man noch sagen dürfte „arglos“! Nein, sie wollten nicht wissen, was ihrem Sinn und Herzen widerwärtig war; alle Gedanken von Tod und Leiden schoben sie weit von sich weg. Wie schmerzlich war das für das liebebedürftige zartfühlende Herz Jesu! So aber verstehen wir auch, welche Wohltat ihm durch die verständnisvolle Liebestat des Weibes in Betanien zu Teil wurde. Sie rettete gewissermaßen die Ehre des menschlichen Geschlechts.

Die Geschichte führt uns unter die Palmen und Weinstöcke des friedlichen Betaniens, dieses Dorfes, das unserm Heiland so oft zu einem Ruhehafen diente, nach dem Kampfesleben, Gewirre und Gestürme der fanatischen Stadt. Hier finden wir eine so wunderbare Tischgesellschaft wie wohl nie auf Erden gewesen war noch auch sein wird. (Vergleiche Johannes 12, 1 ff.) Der, um dessentwillen Alle da sind, ist Jesus, aller Welt Heiland, alles Todes Tod, alles Lebens Springquell und Ziel. Da sind ferner die Zwölf Apostel, die Männer, die berufen sind, das heilige Feuer Christi in alle Lande zu tragen und der Welt das Bild Jesu also vor Augen zu stellen, dass es muss ewig unvergessen sein. Aber ach, unter ihnen ist Einer, Judas, der, zum Höchsten berufen, durch Unlauterkeit in die finstersten Tiefen gesunken ist; Einer von den - hoffentlich Wenigen - davon auch der Mund der ewigen Liebe spricht: „Besser nie geboren“, - Wir sehen da weiter den Hauswirt, den Simon, der durch Jesu Wundermacht von der entsetzlichen Plage des Aussatzes erlöst war; ja da war sogar ein Mensch, der schon einmal gestorben gewesen war und nun wieder unter seinen Freunden bei Tisch saß, der Lazarus. - Seine Schwester Martha ist glückselig, in einer solchen Gesellschaft den Tisch bedienen zu dürfen, und wie geschäftig sie auch ist, kann sie sich doch nicht genug tun. Die Stillste und Unscheinbarste des ganzen Kreises, sie, die auch wohl in ihren Augen die Geringste war, nämlich Maria, sollte bald wider ihren Willen neben Jesu die Hauptperson werden.

Bis dahin hatte sie, stille beobachtend, den Worten Jesu gelauscht und sich mit Blicken inniger, tiefsinniger Liebe in Ihn hineinversenkt. Nun erhebt sie sich; ohne ein Wort zu sagen nimmt sie ein kostbares, alabasternes Gefäß, darin ist die köstlichste Narde, die das ganze Morgenland nur liefern konnte; sie naht sich damit Jesu, und wiederum, ohne mit einem Wort zu deuten, was sie tut, gießt sie mit königlicher Freigebigkeit den ganzen Inhalt über Jesu Haupt. Noch zerbricht sie das Gefäß, damit auch kein Tröpflein drinnen bleibe. Duftend ergießt sich die kostbare Flüssigkeit über den Leib Jesu, und wunderbarer Duft erfüllt das ganze Haus. O wohl dir, du holdseliges Weib, der Duft deiner heiligen Liebe ist das Duftigste in dieser Narde, dich selbst bringst du in deiner Gabe. Darum ist sie nicht, - wie der geizige Judas ausrechnet - 60 Taler wert, nein, alle Milliarden der Erde können sie nicht aufwiegen. Wir wollen hier das Liebeswerk des Weibes noch nicht deuten, das wird Jesus selbst gleich tun, nur so viel sagen wir hier schon: Sie spricht durch ihr Geben ihr ganzes Herz aus; sie kann nicht anders, sie muss dem Herrn ihre tiefe, innige Liebe irgendwie beweisen; ihr Herz würde ihr sonst zerspringen. Tag und Nacht hat sie wohl gesonnen, wie sie ihm tun könnte, da hat sie endlich diesen Weg gefunden. Dass sie ihr Geld grade so für den Herrn verwertete und mit dieser Narde ihn salbte, damit offenbarte sie das tiefste Verständnis für das Geheimnis der Person Jesu. Worte sind ihr viel zu wenig; auch verschmäht sie es mit Worten zu deuten, was sie tut. Sie verrechnet sich nicht, wenn sie denkt, mein Heiland versteht meine Liebe, so gewiss er mein Heiland ist. Ja freilich, er versteht sie sogar besser als du selbst, du treue Marienseele!

Ist auch in uns etwas von dieser Glut der Liebe und der heiligen Dankbarkeit, die keine Ruhe findet bis sie etwas Rechtes für den Herrn getan hat; - ist in uns etwas von dem Sinn: „was Leib und Seel' vermögen, das soll ich billig legen, allzeit in deinen Dienst und Ehr'?“ - wie selten findet Jesus auf Erden diese reine, heilige Liebe, die nur liebt, weil sie lieben muss, und die weiter nichts will, weil ihr das Lieben selbst Bedürfnis ist! Und woher nehmen wir solch' beseligendes Lieben? Wahrlich nicht aus unserem so selbstsüchtigen Herzen, - wahrlich nicht aus der Welt, wo ein jeglicher auf seinen Weg sieht, - nein, aus dem Herzen des Jesus, den Maria liebt, aus der Liebe des Jesus, zu dessen Füßen sie schweigend, dürstend, anbetend saß und immer wieder saß, daher ist ihre Liebe geflossen. Eben daher muss deine und meine Liebe fließen, wenn sie des Namens wert sein soll. Ach, wenn man in stillen Stunden einmal recht zu sich selbst kommt und etwas aufrichtiger wird, nicht wahr, da möchte man sein Angesicht verhüllen, weil man erkennt, wie wenig wahre Jesusliebe in uns ist, und darum auch so wenig freudiger Opfersinn für seine großen Reichssachen, so wenig selbstlose, absichtslose Menschenliebe, Lust zu helfen, um zu helfen. Da kann auch nur auf eine Weise Wandel geschafft werden: Aus der Liebesfülle Jesu müssen wir die Liebe schöpfen, womit wir Ihn und unsere Mitmenschen wahrhaft lieben sollen.

Ach, zünde deine Liebe
In meiner Seele an,
Dass ich aus innerm Triebe
Dich ewig lieben kann;
Und dir zum Wohlgefallen
Beständig möge wallen
Auf rechter Lebensbahn.

Dienstag nach Reminiscere.

Da waren Etliche, die wurden unwillig, und sprachen: Was soll doch dieser Unrat?
Markus 14, 4.

Hier sehen wir, wie selbst die treuen Jünger Christi über die liebende Jüngerin murren und hart herfahren. Ach, ach, das böse Richten! das böse Richten! Ein holländischer Edelmann, der viel in christlichen Kreisen verkehrte, steckte einen Doppeldukaten in seine Tasche und tat das Gelübde, dieses Goldstück dem ersten, besten Armen zu schenken, wenn er aus einer Gesellschaft komme, wo nicht lieblos über Andere geurteilt worden sei. Was meint ihr aber, wie lange er das Gold in seiner Tasche herumgetragen hat? Dreizehn Jahre, sage dreizehn Jahre sind vergangen, ehe er es losgeworden ist.

Nicht wahr, bei dieser Geschichte kommen uns auch viele, nicht fremde, sondern eigne Sünden in's Gedächtnis? Das Richten über Andere hat einen absonderlichen Reiz und ist eine wahre Pest nicht nur in der ordinären weltlichen Gesellschaft, sondern auch in der Gemeinschaft der Jünger Christi. Wahrlich, wer sich Hoffnung macht auch bei den wahren Christen immer allseitige Anerkennung zu finden, wenn er tut, was ihm die Liebe gebietet, der kennt das Leben noch schlecht. Verkannt zu werden ist aber sehr schmerzlich und um so schmerzlicher, je näher uns Die stehen, die uns verkennen. Wenn Eltern oder Kinder oder nahe Verwandte sich von Einem abwenden als von einem Narren, das tut weh. Wenn aber Die, die mit dir zur Familie Christi gehören, das hart beurteilen, was du doch in der Liebe Christi getan hattest, das tut noch viel weher. Da bleibt nur der eine Trost: „Herr, du kennst mich und du wirst offenbar machen wie ich's meine“.

Woher stammt denn das böse Richten und Verdammen auch in den christlichen Kreisen? woher auch das Beißen und Fressen der christlichen Konfessionen unter einander? Es fließt aus der eitlen Eigenweisheit, aus der pharisäischen Selbstgerechtigkeit, da man sich klar gemacht hat, wo wie ich's halte, wie ich denke, glaube, rede, tue, lasse, - so ist's das einzig rechte und wer's anders treibt, der ist auf falscher Fährte. Du Narr, gibt es denn irgend ein anderes Zeichen des Christentums als die wahre Liebe zu Christo, dem Heiland, aus welcher ganz von selbst auch die demütige, geduldige Liebe der Brüder fließen muss? Merkst du nicht, dass du grade durch dein Richten und Verdammen dir selbst das Christentum absprichst? Was geht's dich an, wenn dein Bruder über diesen und jenen Punkt des Glaubens, zum Beispiel über Taufe und Abendmahl, anders denkt wie du? Was geht's dich an, wenn er in der Politik und in allerlei sozialen Fragen andere Anschauungen hat wie du? Bist du denn vielleicht unfehlbar und ist's zur wahren Gemeinschaft nicht genug, wenn ihr darin ein's seid, dass Jesus allein euer Heiland sei und ihr durch ihn die Gotteskindschaft gefunden habt und immer mehr sucht? Was geht's sich an, wenn deinem Bruder Manches erlaubt ist, was dir verboten, oder Manches verboten, was dir erlaubt ist? Lasse doch jedem seine persönliche Freiheit, seine Eigentümlichkeit und seine eigene Weise! Mannigfaltig sind die Wege des Herrn und die Alle und Die nur sind Christen, die auf die Frage: „Hast du mich lieb?“ in Wahrheit antworten können: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“

Unendlicher Schmerz und tiefe Scham müssen uns ergreifen, dass die Christen auf Erden so uneins sind. Daher ihre Ohnmacht, daher der Hohn der Welt, daher das Fernebleiben so Vieler, die doch „nicht fern sind vom Himmelreich“. Dass sie Alle „Eins seien,“ war das letzte Gebet Christi auf Erden und es muss aller wahrer Christen tägliches heißes Flehen sein.

Hier in unserer Geschichte vollends murren die Jünger des Herrn über das, was doch ihrem Heiland das Liebste und ihnen selbst das Nötigste war, nämlich über die hingebende Liebe, die sich nicht genug tun kann, weil sie ohne Grenzen ist, - über die Liebe, die aus dem kindlichsten Glauben fließt, der das Wort Jesu, auch das furchtbare Wort von seinem Leiden und Sterben, so aufgenommen hat, wie es aufgenommen sein will, ohne Mäkeln, ohne eigenwilligen Protest, ohne eigenweise Korrektur. Weil es den Aposteln an diesem einfaltsvollen Glauben fehlt, Darum erkennen sie die Liebe nicht, die dieses Glaubens Tochter ist. Ergeht es uns nicht auch oft so?

Ach, du Holder Freund, vereine
Deine Dir geweihte Schar,
Dass sie sich so herzlich meinte,
Wie's dein letzter Wille war.
Ja, verbinde in der Wahrheit,
Die du selbst im Wesen bist,
Alles, was von deiner Klarheit
In der Tat erleuchtet ist.

Mittwoch nach Reminiscere.

Man könnte das Wasser mehr denn um dreihundert Groschen verkauft haben, und dasselbe den Armen geben. Und murrten über sie.
Markus 14,5.

Der Apostel Johannes erzählt uns genauer, dass der Jünger, der schon innerlich zum Verräter geworden war, Judas, der den Beutel trug und der den Beutel mehr liebte als Jesum, - dass der angefangen habe zu murren und dass er die Anderen mit in seinen bösen Sinn hineingezogen habe. Es war seinerseits die reine Heuchelei, wenn er sich über diesen Luxus beschwerte. Er hätte das Geld nur gern in seine Kasse gehabt, um es dann, zu seinem eigenen Vorteil, entwenden zu können.

So war's nun bei seinen Mitjüngern nicht gemeint. Sie denken wirklich gutmütiger Weise an die Armen und ärgern sich über den vermeintlichen Luxus. Aber ist das nicht bemerkenswert, dass der böse Geist im Judas selbst eine so edle Natur, wie den Johannes, mit sich fortreißt? O, wir erfahren das Alle, wie das Richten über die Brüder eine furchtbar ansteckende Macht hat. Wenn so in „christlicher Gesellschaft“ Einer den Ton anschlägt, dass er über andere Brüder, die vollends nicht da sind, loszieht, o, das ist dann leicht, wie eine Epidemie. Bald ist die ganze Gesellschaft erfüllt davon. Schwer will ein anderes Gespräch aufkommen und man weiß sich aus diesem Zauberkreis nicht mehr herauszufinden. Da sollst du, Solches merkend, den Mut und die Liebe haben und sprechen: „Ihr Freunde, wir sind auf schlimmer Bahn, wir tun, was der wahren Christus- und Christenliebe widerstreitet. Lasst uns lieber vom Straßenpflaster und Wetter plaudern, als dass wir in schein-frommer Weise Andere richten.“

Aber hatte nicht Judas, abgesehen von der heuchlerischen Gesinnung, in der Sache doch eigentlich Recht? War nicht diese Salbung eine unverzeihliche Verschwendung? Wäre es nicht praktischer und nützlicher gewesen, das Geld für die Armen zu verwenden? - Ja, so sprechen Die, die nicht wissen, was Jesus, die Sonne und der König aller Himmel, wert ist! So sprechen auch heute Viele: Statt dass man das Evangelium predigt unter den fernen Heiden und dafür so kolossale Summen vergeudet, statt dass man in der Christenheit um schweres Geld immer neue Plätze für die Christuspredigt erbaut, statt dass man mit so großen Opfern Bibeln und andere christliche Bücher verbreitet, sollte man lieber für die Armen sorgen und den edlen Zwecken der Humanität nachstreben.

Aber diese „humanen Leute“ kennen weder die Herrlichkeit Christi, noch auch das Glück, an seinem Herzen zu ruhen, so wissen sie auch nicht, dass daraus grade alle Menschenliebe fließt. Man könnte darauf wetten, dass in der ganzen Gesellschaft, die in Betanien versammelt war, diese selbige Maria, die den Herrn am innigsten liebte, auch die wärmste Freundin der Armen war. Da aber diese Wette erst in der andern Welt entschieden werden kann, so wollten wir hier nur die unwiderlegliche Tatsache behaupten, dass die Pflege der Armen und Kranken, Verwahrlosten und Gefangenen, der Gefallenen und anderen Unglücklichen je und je von Denen überall angeregt und vorzugsweise betrieben wurde, die für die Verherrlichung und Ausbreitung seines Namens begeistert waren und sind. Wer also für die Humanität auf Kosten des Glaubens an Christus protestiert, der handelt in Unverstand oder gar in Heuchelei. Denn die Liebe Christi schafft ein offenes und zartfühlendes Herz für alles Leid und Wehe der Menschenkinder, sie schafft auch eine offene und milde, weiche und geschickte Hand, solches Wehe zu lindern. Das wirst du selbst erfahren, je mehr du in dieser Liebe zunimmst.

Liebe, hast du es geboten,
Dass man Liebe üben soll,
O, so mache doch die toten
Trägen Geister lebensvoll.
Zünde an die Liebesflamme,
Dass ein Jeder sehen kann.
Wir, als die von einem Stamme,
Stehen auf für einen Mann.

Donnerstag nach Reminiscere.

Jesus aber sprach: Lasst sie mit Frieden; was bekümmert ihr sie! Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
Markus 14,6.

Wie christlich weise und zugleich wie echt weiblich war es von der Maria, dass sie sich nicht selbst verteidigte! Wäre sie, dem Zug der Natur folgend, aufgefahren, um mit empörten Worten die murrenden Jünger, ihrer Unzartheit und Lieblosigkeit wegen, anzuklagen, so wäre damit die Geschichte zu einem hässlichen und unversöhnten Schluss gebracht. Maria wäre des Segens verlustig gegangen, dass Jesus selbst nun ihre Sache so herrlich führt; wahrscheinlich hätte sie sich mit ihren Worten sogar versündigt; aber auch im günstigsten Fall wäre von ihrem Werk der zauberische zarte Liebesduft verschwunden. Wie dankbar sind wir der Maria, dass sie zu schweigen wusste!

Ach, wie oft geht es uns so, wenn wir verkannt und ungerecht beurteilt werden, dass wir meinen, über solche Härte unserer Mitmenschen dürften wir nun auch scharf herfahren. Ja, so gehen wir dann nicht nur des Segens verlustig, der Denen, die für den Herrn leiden, verheißen ist, nein, wir verfallen dann gerade in denselben Fehler, den wir bekämpfen. Es gibt ja Fälle, wo man sich seines Christenwandels und seines Tuns und Lassens wegen verteidigen muss, damit nicht Missverständnisse entstehen und die Ehre des Herrn nicht leide. Aber für Diejenigen, die ein freies Gewissen haben, werden solche Gelegenheiten selten sein. Meistenteils wird man am Besten tun, wenn man, dem Beispiel der Maria folgend, Jesum seinen Anwalt sein lässt. Er wird, wie auch hier, die Herzen der Aufrichtigen schon beschämen und überführen; die Judasse und ihre unlauteren Genossen aber werden doch fortlästern und desto ärger, je mehr du dich selbst verteidigst.

Maria schweigt also und darum redet der Herr; über all ihr Hoffen weit hinaus rechtfertigt er sie. „Lasst sie mit Frieden! Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.“ Man fühlt ordentlich eine gewisse Erregung in den Worten des sanftmütigen Heilandes. Er ist entrüstet, denn man hat seinen Augapfel angetastet. Schirmend hält er seine Hand wie einen Liebesschild über dem Weib und gebietet feierlich, sie nicht zu beunruhigen. Ja, Er, der allein von allen Menschen auf Erden in vollkommener Weise unterscheiden kann, was gut und böse ist, Er nennt die Tat des Weibes „ein gutes Werk.“

„Also gibt es doch gute Werke?“ fragst du. Ja freilich gibt's welche; in der ganzen Schrift ist von guten Werken die Rede, und nicht etwa nur unter dem Gesetz, nein, grade Christus mit den Aposteln dringt allenthalben auf gute Werke; ja, sie zeigen sogar, dass wir nach unseren Werken gerichtet werden sollen. Das ist eine ungesunde Orthodoxie, die, aus Furcht, in die römische Werkheiligkeit hineinzufallen, gegen die Werke protestierte und sich gar schließlich zu dem unsinnigen Satz versteigerte, dass die Werke schädlich seien zur Seligkeit. Wer da sagt „auf den Glauben kommt's an und nicht auf die Werke,“ der versteht weder was Glauben noch was Werk ist. Die guten Werke sind nicht mehr und nicht weniger als die Erscheinung und die Verleiblichung des Glaubens und der Liebe, die in Jesu wurzeln. So viel von Glauben und Liebe, so viel von Hingebung an Christum in einem Werk ist, so viel und nicht mehr ist's ein gutes Werk. Das kann man hier sehen. Weil das Werk des Weibes die Offenbarung einer unendlichen Liebe ist, darum ist's ein vollkommenes Werk. - Also nicht, weil die Salbe 60 Taler wert war! O nein! Siehe, jene Witwe, die nur ein einziges Scherflein in den Gotteskasten legte, die aber in demselben Augenblick ihr ganzes Herz Gott zu Füßen hinlegte, sie gab nach dem Urteil Jesu mehr, wie alle die reichen Leute, die schwere Goldstücke hineinwarfen. Umgekehrt hören wir, wie jene Israeliten (Micha 6) feierlich fragen: „Womit soll ich den Herrn versöhnen?“ Pathetisch erbieten sie sich zu jedem Opfer; auf tausend Widder soll's ihnen nicht ankommen, ja, wenn es sein muss, wollen sie ihren erstgeborenen Sohn hinschlachten. Dennoch klagt Jehova: „Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beleidigt?“ Gott hält also diese ganzen so freigebigen Anerbietungen für eine pure Beleidigung, weil Herz und Liebe darin fehlen. Ach, die größten Gaben der Menschen sind verächtlich vor Gott, wenn nicht das zerschlagene, nach Gott dürstende Herz, das Herz, das geben will, weil es lieben und danken muss, darin ausgesprochen ist. Die kleinsten Gaben aber werben königlich groß, wenn sie wirklich Opfer sind, das heißt, Zeichen der liebenden Hingebung an Ihn, der uns je und je geliebt. - So empfinden wir Menschen es ja auch bei unserem gegenseitigen Geben und Nehmen. Vor Gott ist's erst recht so. Und nun prüfe deine Werke!

Schaff' in mir, Herr, den neuen Geist,
Der dir mit Lust Gehorsam leist't,
Und nichts sonst als was du willst will;
So Herr, mit ihm mein Herz erfüll'!

Freitag nach Reminiscere.

Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnet ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte.
Markus 14,7.8.

Wie müssen sich nun die lieben Apostel beschämen lassen! Dass Jesus selbst ein väterliches, liebewarmes Herz für die Armen habe und ihnen Alles gönnt, darüber braucht er nicht erst ein Wort zu verlieren. Hat er doch seinen Jüngern enthüllt, dass er am großen Tag des Gerichtes das, was man für die Elenden geopfert habe, anerkennen wolle, gleich als wenn es ihm selbst getan. Ob aber auch die Jünger, die hier so energisch für die Armen auftreten, wirklich so von Mitleiden durchdrungen sind? Nicht immer haben sie das bewiesen. Jedenfalls liegt eine feine Ironie in den Worten Jesu: „Wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun.“ Ja, wie stehts mit eurem Wollen? An Armen wird's euch niemals fehlen, da ist immer Raum und Gelegenheit für euren Edelsinn, wenn's nur an dem Edelsinn nicht fehlt. Mich aber, als den liebebedürftigen, hilfsbedürftigen, auf Erden wandelnden armen Pilger, mich in meiner Leiblichen sinnlichen Persönlichkeit habt ihr nicht allezeit. Ja, „nicht mehr manchen Tag!“ hören wir leise nachklingen. Aber das spricht der Herr nicht aus; die Jünger wollen's ja nicht wissen. Sie wollen wohl mit ihm Hütten bauen auf dem schönen Tabor, aber der Leidensweg passt ihnen nicht. Alles wie bei uns! Da müssen sie sich mit uns beschämen lassen durch das schwache Weib, durch das Weib, welches sie noch gar beschämen wollten. Die hat ein gutes Werk an Jesu getan; die hat getan, was sie konnte.

Maria hat nur getan, was sie musste, nach dem innern „Muss“ der Liebe. Es ist ihr nicht von Ferne in den Sinn gekommen, ein verdienstliches Werk, ein Werk, darauf sie ihre Seligkeit gründen möchte, tun zu wollen. Nein, daran denkt sie nicht. Sie weiß von keinem guten Werk, und grade darum ist's ein gutes Werk. Die Hoffnung ihrer Seligkeit steht einzig und allein auf der Gemeinschaft mit Christo, dem Heiland. Aus dieser Gemeinschaft fließt, was sie tut, und darum, weil die Liebe hier Alles regiert, muss sie auch tun, was sie tut, und eben darum wieder, weil das Wollen und das Müssen hier ineinander sind, eben darum hat sie auch getan was sie konnte.

O, wenn wir bei dieser Gelegenheit einmal untersuchen, in welchem Sinn wir unsere Gaben bringen für die Zwecke und Angelegenheiten des Reiches Christi, wie müssen wir uns da schämen! Ist da nicht so oft der verborgene oder auch ausgesprochene Sinn: „Ja, man muss wohl, anstandshalber, man kann sich wohl nicht entziehen, man würde für geizig oder für unfromm gelten;“ oder: „Früher hat man beigetragen, was hilft's? Es würde übel gedeutet werden, wollte man jetzt den Beutel zuhalten!“ usw. Ach, gestehen wir es nur, wie selten ist es uns Herzenslust, etwas zu opfern! Wie selten geben wir, weil es uns Herzensbedürfnis ist, dem Herrn unsern Dank zu beweisen! Wie selten vollends kann man von uns sagen: Er hat getan, was er konnte! Und doch kommt's darauf allein an, nicht, wie viel oder wenig Gaben und Fähigkeiten, geistige und materielle Mittel wir besitzen, sondern, wie sich unser Tun verhält zu unserem Rönnen. Nach dem Maß unserer Treue werden wir Alle gerichtet werden. Der wird im Himmelreich der Größte sein, der der Treueste war, selbst wenn dieser sein Leben lang nur über Pfennige, ja, nur über Tränen des Mitleids zu verfügen gehabt hätte.

Nun, Herr, verleih mir Stärke
Verleih mir Kraft und Mut,
Denn Das sind Gnadenwerte,
Die dein Geist schafft und tut;
Hingegen meine Sinnen,
Mein Lassen und Beginnen
Ist unrein und nicht gut.

Sonnabend nach Reminiscere.

Sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, das sie jetzt getan hat.
Markus 14,8.9.

Von dem Grafen Zinzendorf hören wir, dass er durch den Anblick eines Bildes, welches den gekreuzigten Christus darstellte, zur vollen Entschiedenheit seines Glaubens gekommen sei. Unter dem Gemälde standen nämlich die einfachen Worte: „Das tat ich für Dich, was tust Du für mich?“ Diese zehn Wort aber fuhren wie göttliche Flammenblick in seine Seele. Fortan war sein ganzes Leben ein Leben für den Herrn und also auch für seine Mitmenschen. Und wer wollte sie zählen, die Unzählbaren, die durch die Erkenntnis des Kreuzes Christi erst freudige und tatkräftige Christen geworden sind? So deutet nun auch Christus die Liebestat des Weibes als ein Dankopfer für seine bevorstehende Passion. Er sagt: „Sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis“. Das Weib hatte also durch ihre Liebestat nicht nur angezeigt, dass Jesus sterben werde, sondern dass gerade dieses sein Sterben der höchsten Ehre und der dankbarsten Liebe und Anbetung wert sei.

„Ja, aber,“ - so denkt wohl Mancher, „da hat doch Jesus wohl mehr in die Handlung hineingelegt, als wirklich darin lag?“ Allerdings hatte Maria keine klare Vorstellung, dass und wie der Tod Christi ein Versöhnungstod sein werde. Aber ist die Wahrheit denn an klare Vorstellungen gebunden? Zunächst fühlt sie mit dem Ahnungsvermögen und den feinen Organen, die grade dem liebenden sinnenden Weib eigentümlich sind, - sie fühlt, dass Er bald sterben wird; sie spürt unmittelbar die unheimlichen Kräfte, die gegen Jesum und um ihn her furchtbar wirksam sind; sie merkt dasselbe auch an seiner eigenen Stimmung und versteht ihn darin besser wie alle seine Apostel miteinander. Wie, wenn sie nun weiter dachte: Dieser sein Tod kann unmöglich ein bleibender Tod sein, diese himmlische Liebe in meinem Jesu kann so wenig untergeben, wie Gott selbst untergehen kann; auch sterbend noch, ja grade sterbend, muss sie das Heil und Leben der Welt sein. Das Alles versteht sie zwar nicht, sie ahnt und fühlt es aber, kraft der innigen und unmittelbaren Liebesverbindung, die zwischen ihr und Jesu besteht. Denn die Liebe ist, mehr wie aller Verstand, eine bis in die tiefsten Herzenstiefen hinein erleuchtende Himmelsmacht.

Jesus legt also in jene Tat nichts hinein, was nicht darin liegt, sondern Er deutet nur, was das Weib tut und was Er besser versteht als diese selbst. O, es ist gut, dass Jesus uns oft besser versteht, als wir selbst uns verstehen; dass er in dem armen Seufzen, Ringen, Suchen, Anbeten unseres Herzens oft mehr findet, als wir selbst darin entdecken können. Wie Er, der auf den Grund aller Dinge schaut, einerseits die innere Leere, Hohlheit, ja Unwahrheit so vieler Reden und Werke die mit heiligem Schall und geistlichem Gepränge auftreten, wie Er, jagen wir, den bösen, eitlen, selbstsüchtigen Grund entdeckt und zu seiner Zeit, auch schonungslos aufdeckt, so erkennt Er andrerseits den hohen inneren Ewigkeitswert solcher Werke, die von den Menschen, ja auch grade von Denen, die sie selbst vollbringen, für nichts geachtet werden. (Siehe Matth. 7,21 f.; Kap. 25,34 ff.) So war's bei dem Scherflein der Witwe, so war's auch in unserer Geschichte.

Und darum nun, weil diese Maria auch allen Aposteln weit voraus ist in der Verherrlichung des Todes Christi, so errichtet Er ihr nun ein Monument, wie er es keinem andern Menschen errichtet hat, - ein Monument, wogegen alle Denkmäler der Pharaonen und Weltbezwinger wie Staub und Asche sind. Er weissagt, dass, „wo in aller Welt dieses Evangelium (von seinem Versöhnungstod) gepredigt würde, da werde man auch von dieser Tat, zum ewigen Gedächtnis des Weibes, berichten“. Wir wissen, wie großartig diese Weissagung erfüllt worden und auch wir, während wir eben jetzt von dieser Geschichte uns unterhalten, tragen ja auch mit bei zu ihrer Erfüllung.

O ihr, die ihr einen unsterblichen Namen sucht, erkennt doch hier, wie Jesus zweifach unsterblich macht Die, welche ihm in Einfalt des Glaubens dienen, unsterblich auf Erden und, was mehr ist, unsterblich im Himmel, da, wo Er selbst als der Brunnquell ewigen Lebens Alle durchströmt, die seines Leibes Glieder geworden sind.

Wir scheiden von dieser wunderbaren Geschichte, wo die ahnungsvolle Liebe eindringt in die Tiefen der Gottheit, dahinein auch die Engel gelüstete zu schauen und sie vermochten es nicht. „Die Liebe ist die größte,“ so damals wie heute; die unbedingte, vertrauensvolle Hingebung unseres ganzen Ich an den persönlichen, lebendigen Christus, das ist das Christentum, das Jesus an uns sucht.

Nun, ich kann nicht viel geben
In diesem armen Leben,
Eins aber will ich tun:
Es soll dein Tod und Leiden,
Bis Leib und Seele scheiden,
Allzeit in meinem Herzen ruhn.

Am Sonntag Oculi.

Da ging hin der Zwölfen einer, mit Namen Judas Ischarioth, zu den Hohenpriestern.
Matthäi 26,14.

Dem herrlichen Lichtbild der hingebenden Liebe tritt hier eine grause Gestalt der Finsternis entgegen. Als Maria so, wie sie es getan, dem Herrn ein Lob- und Dankopfer für seine heilige Passion dargebracht, - als Jesus so, wie er getan, sich über diese heilige, hingebende verständnisvolle Liebe ausgesprochen hatte, - da ging Judas hin, da überwand er die letzten Bedenken, da gewann der böse Geist in ihm die Überhand. Es wird damit ein furchtbarer innerer Zusammenhang zwischen der Tat des Weibes und der Tat des Judas angedeutet. Grade an der Liebe des Weibes hat sich der Hass des Judas zur lodernden Höllenflamme entzündet.

Auch die andern Jünger hatten ja das, was Maria tat, nicht verstanden; auch sie waren mit Judas bestraft worden. Aber jeder Lehrer kann es erfahren, wie dieselbe Strafe, die er einer Anzahl von Schülern, die gemeinsam eine und dieselbe Untat verrichtet haben, erteilen muss, dennoch bei den Verschiedenen einen ganz verschiedenen Erfolg hat. Die Einen, die aufrichtig sind, werden sich schämen, ihr Unrecht beklagen und beweinen und sich ernstlich vornehmen, nicht wieder so zu handeln. Andere, nämlich die, die keine Zucht wollen, werden sich gegen den Lehrer erbittern, werden sich, mit geheimen Rachegedanken, in dem Bösen verfestigen und sich etwa nur vornehmen, in Zukunft schlauer und vorsichtiger zu handeln.

So war es auch hier. Dass die elf Jünger sich geschämt haben über sich selbst, dass sie sich das Weib zum Vorbild genommen haben, - das erkennen wir schon daraus, dass sie uns diese Geschichte, ihnen selbst zur Schande und der Maria zur Ehre, so einfältig und treuherzig berichtet haben. Bei dem Judas war's umgekehrt. Sein Verderben war, dass er von Vorneherein darüber aus war, seine Sünde zu verhüllen vor dem Herrn und den andern Jüngern. Während diese sich gaben wie sie waren, zu Folge dessen schwere Demütigung erfahren mussten, aber durch die strafenden Worte des Herrn nun auch über ihr eigen Herz und Wesen Licht empfingen, statt dessen hatte sich Judas immer mit seiner Sünde in's Dunkle zurückgezogen. Er hatte das mit so viel Klugheit und Geschick getan, dass seine Mitjünger von dem bösen Grund seines Herzens keine Ahnung hatten. Bei der Feier des letzten Passahmahles noch, als der Herr ausspricht, dass Einer von ihnen ihn verraten werde, denkt Jeder ebenso gut an sich wie an den Judas. So wenig haben sie ihn erkannt. Ja, er ist so geschickt gewesen seine Gesinnung zu verdecken, dass selbst Jesus ihm nie mit einem offenen Tadel beikommen konnte. Das einzige Mal aber, wo dies möglich war, (nämlich in unserer Geschichte,) hat Judas alle anderen Jünger mit in seinen bösen Sinn hereinzuziehen gewusst. Dennoch spürte Judas wohl, dass der Tadel Jesu ihn vornehmlich traf; er fühlte, dass er vor dem Herrn offenbar und enthüllt war. Das schon machte ihn grimmig. Dazu kam, dass die Worte Jesu keinen Zweifel darüber ließen, dass Leiden und Sterben eine beschlossene Sache seien; endlich, dass grade der willenlose, hingebende Liebessinn des Weibes der Herzenszustand sei, der einzig und allein Jesu gefalle und in sein Reich passe. Judas aber musste sich sagen, dass seine kalte Selbstsucht exakt das Gegenteil dieser Gesinnung sei; dass er total umkehren oder das letzte Band zwischen ihm und Jesu abschneiden müsse. Er entschloss sich zu diesem Letzteren.

Wir wollen demnächst von Judas mehr sagen und heute nur betonen, dass an der echten Christusliebe der Maria der Christushass des Judas entzündet wird. Das ist auch noch so. Wo die Jünger des Herrn in wahrhaftiger Nachfolge Christi leben und dieselbe durch ihre ganze Gesinnung, Wort und Werk beweisen, da wird Zweierlei offenbar werden: Die Aufrichtigen, (die aber den Herrn noch nicht kennen,) werden solche Werke sehen und den Vater im Himmel darüber preisen. Sie werden grade dadurch angeregt werden, Jesum ernstlich zu suchen. Die aber, die nicht aus der Wahrheit sind und ihren Lüsten leben wollen, werden: grade umgekehrt Hass, Grimm, Verachtung, Spott und, wenn sie können Verfolgung auf jene echten Bekenner Jesu wälzen. Jesus hat Beides vorausgesagt, darum muss es wahr sein. Man merkt freilich heutzutage an den meisten Orten entsetzlich wenig von Verfolgung, wo aber Hass und Verfolgung sind, da stammen sie oft mehr aus der Torheit, Engherzigkeit und Unlauterkeit Derer, die das Panier Christi äußerlich hochhalten, als aus den Werken ihrer Liebe. Andrerseits gibt es so ein Allerweltschristentum, was jedem gefällt und Niemand ärgerlich ist, weil es Niemand innerlich straft und züchtigt, was aber auch Niemand erbaut, weil ihm Licht und Salz, Liebe und Ernst fehlen. Prüfe Dich wohl, lieber Leser, ob nicht etwa auch dein Christentum so beschaffen ist. Ärgernis und Anstoß zu geben durch unlauteres Christentum ist eine schreckliche Sache; wer Aber Niemand zum Anstoß ist, dessen Christentum wird auch wohl nicht echt sein. „Alle, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden,“ wenn's auch in den verschiedenen Zeiten des Reiches Gottes mit der Art der Verfolgung feiner oder grober, offener oder versteckter ist. Das wahre Christentum hat zu aller Zeit die Menschenherzen revolutioniert; es musste und es muss die Abgrundstiefen und die geheime Gottesfeindschaft aufrühren und erwecken und andrerseits die Licht- und Wahrheits-Elemente anziehen und beleben. Dafür ist es da! Das besinne ein Jeder.

Mach', Herr, den Gedanken bange,
Ob das Herz es redlich mein',
Ob es treulich an dir hange,
ob es Wesen oder Schein.

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