Diedrich, Julius - Der zweite Psalm.

Diedrich, Julius - Der zweite Psalm.

In diesem Psalme, welchen man nur David als Verfasser zuschreiben kann, wird uns die über alle Welt gehende Herrlichkeit des Volkes Gottes unter seinem ihm von Gott bereiteten und gesalbten Könige vorgestellt. Abrahams Kinder sollen ja ein ewiges und über alle Völker sich ausdehnendes Reich haben, und in Davids Regierung ist ein Vorbild davon zu schauen. David hat schon der Völker Widerwillen gegen Gottes Regiment reichlich erfahren, zugleich aber auch Gottes allmächtige Hilfe: so weiß er auch im heiligen Geiste, über welchen Hass der Welt sein ewiges Gegenbild, der Messias, wird triumphieren müssen. Gott hat Israels König, Seinen ewigen Sohn selbst eingesetzt, so wird sich Ihm wohl alles unterwerfen müssen, und wohl dem, der es mit Freuden tut! Diesen König haben wir nun in Christo Jesu und unter ihm müssen wir allezeit Sieg haben.

Dieser Psalm gilt auch noch mit als Einleitung zum ganzen Psalter. Wie im ersten das Glück des Gerechten und der verlorne Zustand des Gottlosen dargestellt war, so hier das ewig feste Bestehen des messianischen Reiches, des wahren Israel, und dagegen die Vergeblichkeit in allem Kampfe der Heidenwelt d. h. der natürlichen Menschheit dagegen.

Der Psalmist sieht im Geiste die ganze Welt verschworen gegen den König des Gottesreiches. Welche Torheit und welche Bosheit! Gott erfüllt zu Aller Bestem Seine uralten Verheißungen, die Welt liebt aber Finsternis mehr als Licht, Verderben mehr als Seligkeit. Darum ruft der Dichter: Warum toben die Heiden und die Völker sinnen vergebliches? Die ganze Welt ist immer im Aufruhr durch ihre Hoffart. Krieg und alle Gräuel nehmen kein Ende. Was wollen sie denn? All ihre Hoffart geht gegen Gott und Sein Gnadenreich, doch können sie ja nichts in Wahrheit, nichts auf die Länge. Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten ratschlagen mit einander wider den HErrn und Seinen Gesalbten. Die Könige sind die größten Revolutionäre, wenn sie nicht Gottes Reiche und Christo, dem rechtmäßigen König aller Könige, untertan sein wollen. In ihrem hoffärtigen Tun kommt der Völker aufrührerisches Wesen recht zur Erscheinung, und sie ziehen auch die Empörung gegen sich selber erst recht groß. All ihr hoffärtiges und tyrannisches Gebaren hat den Sinn: Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile, damit uns das Wort von Gott und Christo binden wollte, frei wollen wir sein und keine Macht über uns erkennen, in allen Gebieten wollen wir souverän regieren. Und das können sie eine Zeit lang, weil es auch der Völker Eitelkeit schmeichelt, so unter Anführung ihrer Fürsten sich über Alles erhaben zu dünken.

Nun, der Psalmist weiß, wie solch Rebellieren, mag es in der Welt auch gewaltig aussehen, vor Gott angesehen ist. Er sagt: Aber der im Himmel thront, lacht, der HErr spottet ihrer, die so tief unter Ihm in ihrer törichten Eitelkeit gegen Sein Reich angehen. Hat er Sein Reich auch auf Erden und in niedriger Gestalt, so dass die Könige entrüstet darüber sind, dass sie dem dienen sollen, Gott ist doch ganz darin, Er, der Allerhöchste. Sein Reich wollen sie stürzen und sich selbst bringen sie nur damit um. Aber nicht bleibt es beim stillen Lachen; Gott lässt sich auch bald vernehmen. Dann redet Er mit ihnen in Seinem Zorn und in Seinem Grimme schreckt Er sie. Sie bekommen es doch mannigfach zu erfahren, gegen wen sie eigentlich mit ihrer Hoffart gekämpft haben. Gott geht nimmer zurück, Er spricht nur: Und Ich habe Meinen König, den ich der Welt zu Könige gegeben habe, den habe Ich eingesetzt auf Meinem heiligen Berge Zion und dabei bleibt es. Ich habe Mein Reich auf Erden, Israel ist und bleibt ein Volk, und der König, welchen Ich demselben gegeben, der bleibt, und was dagegen anrennt, muss sich zerschellen.

Nun redet dieser geheimnisvolle, große Zionskönig, auf den David ein bloßes Vorbild war, selbst weiter und zeugt von dem Ursprunge Seiner Macht. Er gibt die Auslegung von dem eben gesagten Gottesspruche. Ich will verkünden den Beschluss Gottes, der als Sein Gesetz unabänderlich gelten wird. Der HErr hat nämlich zu Mir gesagt: Mein Sohn bist Du! Ich habe Dich heute gezeugt! Was Gott so redet, das ist das ewige und wahrhaftige Wesen einer Person: das innerste und ewige Wesen des Zionskönigs, welches Er durch Sein Wort allen Völkern kund gibt, ist also dieses, dass Er Gottes Sohn ist und als solcher zum HErrn aller Völker gemacht ist. Solchen HErrn sollen wir uns doch wohl mit Freuden gefallen lassen, der zu innigster Gottesgemeinschaft bei uns ein wahrhaftes und ewiges Reich anrichtete. Da Ihn Gott in der Zeit zu solchem Könige gemacht hat, da hat Er Ihn auch als aller Welt Herrscher gleichsam gezeugt. Gott hat Ihn als solchen hier gleich hingestellt, dass Er über alles triumphieren muss. Dem Gottmenschen ist Sein Sieg über alles angeboren, und heute und immer wieder, so oft sich was gegen Ihn auflehnen will, ist Er eben erst vom Vater zur Beweisung der Allmacht gezeugt. Das ist das Gegenbild seiner ewigen göttlichen Zeugung, in Seiner Menschheit. Gott sprach auch: Heische von Mir, so will Ich die Heiden zu deinem Erbe geben und zu deinem Eigentum die Enden der Erde. So sind alle Länder und Völker dem Zionskönige von Gott selbst gegeben und Er nimmt sie nach göttlichem Rechte in Besitz. Es heißt ferner: Du sollst sie mit eisernem Zepter zerschmettern und wie Töpfergefäße sollst du sie zerschmeißen, wenn sie sich nämlich gegen dich setzen. Gegen das messianische Gottesreich sind alle menschlichen Gewalten wie irdene Gefäße gegen Eisen.

Nachdem Gott und Sein Gesalbter selbst gesprochen, da ermahnt nun zum Schluss der Psalmist noch selbst die Völker, sich doch Christi Reiche unterwerfen zu wollen. Und nun ihr Könige handelt weise, lasset euch lehren ihr Richter der Erde, dass ihr euch eure scheinbare große Macht nicht blenden lasst gegen Gott anzugehen in Seinem Christus.

Dient dem HErrn mit Furcht, dass ihr's alles in Seinem Dienste recht pünktlich und gehorsam ausrichten wollt, und jauchzt Ihm zu, huldigt Ihm mit Zittern, denn Er ist wahrhaftig der Mann danach, von höchster Majestät. Küsst den Sohn, wie man der Oberherren Gewand und Hand küsst, dass Er nicht ob der Ihm verweigerten Anerkennung zürne und ihr umkommt auf dem Wege dieser irdischen Wallfahrt. Nur das erhält uns auf richtigem Wege und führt zum Ziele, dass wir Christo dienen. Denn bald wird sein Zorn entbrennen: Wer es gegen Ihn wagt, der steht schon auf abschüssigem Boden und wird, je länger er fortfährt, desto schneller in Sein Verderben gerissen, so ist hier keine Zeit mit Zaudern zu verlieren. Und, o wohl allen, die auf Ihn trauen! Das sagt einer, der es in Seinem Reich versucht hat, denn Christi Reich ist ja auch schon in Israel, in Davids Reich hat es sein Vorbild. „Wohl allen, die auf Ihn trauen,“ - sollen wir nun aus noch viel vollerem Herzen mit den Aposteln und allen wahren Christen rufen, denn wir sehen, als was für ein König Er uns erstanden ist, als einer, der für uns gestorben und durch Gottes Rechte auferwecket ist. In Ihm ist alle Herrlichkeit, in Ihm aber auch alle Lieblichkeit. Zieht dich nun nicht Seine Liebe, so wird dich doch die Macht Seiner Hand und Sein Reich zermalmen. Er schreitet durch die ganze Welt hin, und Ihn nicht im Glauben mit Freuden annehmen, das heißt schon sich selbst verdammen. Wir aber sollen, wenn wir das Rebellieren der natürlichen Menschheit gegen unsern Christus zu erfahren bekommen, nur getrost mit den Aposteln (Apost. 4,25 ff.) und des Sieges gewiss sein und in der Kraft des HErrn das Liebeswerk des lauteren Bekenntnisses fortsetzen. Unser Christus siegt doch, wenn auch alle Völker und Fürsten wider Ihn toben, und wir siegen mit Ihm.

Gebet. Wir danken Deiner herrlichen Gnade, Du ewiger Gott, dass Du unter Deinem Sohne hier ein ewiges Reich aufgerichtet hast, in welchem wir alles Heil finden sollen: verleihe uns Deinen Geist, dass wir nicht vom Fleische betört jemals wider Dich streiten; sondern Deine lautre Wahrheit zu bekennen und Deinem Sohne zu dienen unsere höchste Ehre und Lust sein lassen: durch denselben Jesum Christum. Amen.

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autoren/d/diedrich/psalmen/psalm_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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