Dammann, Julius - Der Feldmarschall Naeman oder Des Menschen Elend und seine Errettung - 4. Ich meinte

Dammann, Julius - Der Feldmarschall Naeman oder Des Menschen Elend und seine Errettung - 4. Ich meinte

V. 9-13. Also kam Naeman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür des Hauses Elisas1). Und Elisa sandte einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Gehe hin und bade dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder hergestellt und du wirst rein werden. 2)Da ward Naeman zornig und zog weg und sprach: Siehe, ich meinte, heraus zu mir würde er kommen und hinstehen und den Namen Jehovas, seines Gottes, anrufen, und mit seiner Hand über die Stelle fahren, und so den Aussatz wegschaffen. Sind nicht die Flüsse Amana und Pharphar zu Damaskus besser denn alle Wasser in Israel? Konnte ich nicht in ihnen baden und rein werden? Und er wandte sich und zog weg im Zorn.3)

Also kam Naeman - und hielt vor der Tür am Hause Elisas. In diesem also liegt alles, was vorher passiert ist, nämlich warum Naeman kam und wie Naeman kam. Er kam, weil er aussätzig war. Sonst wäre er wohl nicht gekommen. Ja die Not, die liebe Not hat's zuwege gebracht, dass ein Feldmarschall aus zwei Palästen kommend mit Rossen und Wagen vor dem bescheidenen Häuslein des Elisa hält. Not lehrt beten, bitten, anklopfen, suchen. Herr, wenn Trübsal da ist, so sucht man Dich, und wenn Du sie züchtigest, so rufen sie ängstlich. Jes. 26,10. Die Not, die liebe Not ist der Stadt- oder Dorfmissionar, der von Haus zu Haus geht und an die Haus-, Stuben- und Herzenstüren anklopft. Sie ist das schwere Geschütz, durch welches der Heilige Geist den letzten Angriff macht auf die zu gewinnende Seele. Sie wirft nicht allein den Arbeitsmann auf die Kniee sondern zwingt auch in den feinen Salons Herren und Damen, die Kniee zu beugen auf türkischen Teppichen. Sie ist der Adjutant des Predigers und ruft die Leute zur Kirche. Sie erschreckt den frechen Sünder, wirft den klugen Rat der gebildeten Gottlosen über den Haufen und macht den frivolen Spötter verstummen.

Wäre die Not nicht, sei es Leibes-, sei es Seelen-, sei es Gewissens-, sei es Todesnot, dem Satan würde kein Ungläubiger mehr entrinnen. Wäre die Not nicht, die Zweifelnden kämen nie aus dem Vorhof in das Heilige. Wäre die Not nicht, die Gläubigen sängen vergebens: Näher mein Gott zu Dir, näher zu Dir.

Als ein frommer Mann nach zwei schweren Stunden furchtbarer Anfechtung vom Herrn wieder erfreut und heiter wurde, schrieb er seinem Tisch gegenüber an die Wand die Worte aus dem 71. Psalm: Du lässt mich erfahren viele und große Angst und machst mich wieder lebendig und holst mich wieder aus der Tiefe der Erde herauf.

Als man ihn fragte, was das bedeuten solle, antwortete er: Dass ich diesen Spruch jetzt verstehe, während ich sonst ihn nur zu verstehen meinte.

Ja also kam Naeman vor die Tür des Hauses Elisas.

Also. Die junge Dirne aus dem Lande Israel steckt auch in diesem also. Hätte sie nicht den Mut gehabt, den Herrn und Seinen Propheten zu bekennen vor ihrer Herrschaft, so hätte Naeman nie den Weg gefunden zum Propheten Elisa. Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? Röm. 10,14. Wenn Gott eine Seele retten will, kann Er Kinder, Knechte und Mägde zu Seinen Predigern machen und hat es oft getan. Welche wunderbaren Führungen und Fügungen wird die Ewigkeit offenbaren nach dieser Seite! Bekenne, bekenne deinen Herrn, wo du kannst, wie du kannst. Nenne Seinen Namen. Die Ewigkeit wirds zeigen, dass solcher Same nicht vergebens gestreut wurde. Jedes offene Bekenntnis zu dem Herrn heftet einen Sieg an Seine Fahne. Welch selige Wonne, wenn du es hören darfst: Dich hat Gott gebraucht, mich zu retten. Also kam Naeman. Er kam mit königlichen Empfehlungsbriefen, kam mit Rossen und Wagen, mit seinem großen Namen, mit seinen Verdiensten und Ehren, kam mit 80.000 Talern und herrlichen Feierkleidern. Dass er kam, war ja gut. Viele kommen gar nicht. Oder sie kommen zur Kirche, weiter nicht. Sie haben einen Not- und Brotglauben, Not- und Brotgebete, mehr nicht. Sie beugen sich mit ihren Knieen, tiefer nicht. Naeman hält vor der Tür am Hause Elisas. Er wartet, wartet, wartet. Er eilt nicht gleich davon. Liebe Seele, komm und warte.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum die Engel Gottes auf der Jakobsleiter hinauf und herniederstiegen und nicht hernieder und hinauf?4) Sie tragen die Gebete und Seufzer hinauf vor den Thron Gottes und kommen mit Trost und Hilfe herunter. Warte du derweil. Während dieses Wartens musst du lernen, was Naeman lernte. Nämlich verlernen den letzten Rest von Selbstgerechtigkeit. In der Welt geht es nach der Stufenfolge: Reich, reicher, am reichsten. Man will immer mehr haben, wissen, vermögen. Im Reiche Gottes hier auf Erden geht es umgekehrt: Arm, ärmer, am ärmsten. Immer ärmer, tiefer, kleiner. Wenn ich schwach bin, so bin ich stark. 2. Kor. 12,10. Du sollst es lernen: alles ist lauter Gnade, lauter Erbarmung.

Naeman hat es auch lernen müssen und ist sehr selig dabei geworden. Lasst uns davon hören.

Naeman vor Elisas Hause.

  1. Die Botschaft des Elisa.
  2. Die Antwort Naemans.

I.

Das Haus des Elisa wird wohl ein bescheidenes Häuschen gewesen sein. Naeman aber kam eben aus dem Palaste des Königs von Israel. Im Palaste war er gewesen. In das des Propheten ging er nicht. Wir verstehen es. Es ist schwer, sehr schwer für den großen Feldmarschall, die Schwelle des Prophetenhauses zu übertreten. Im gewöhnlichen Leben ist es so, dass der Große den Kleinen vor sich kommen lässt. Wie könnte der große, hochangesehene, gewaltige, reiche, gebildete, treffliche Naeman in das Haus des Propheten gehen! Er will sich ja nichts schenken lassen. Er will ja alles bezahlen. Ist es nicht genug, dass er überhaupt kommt und vor dem Hause hält? Das ist über genug. Heraus zu ihm muss der Prophet kommen und den Namen Jehovahs, seines Gottes, anrufen und den Aussatz wegschaffen. So meinte es Naeman.

So meinen es die hohen, vornehmen, gebildeten, aufgeklärten, selbstgerechten Menschenkinder bis auf den heutigen Tag. Es ist für den natürlichen Menschen schwer, über die Schwelle des Evangeliums zu treten. Denn dieses Evangelium steht in der Welt wie das Haus des Elisa neben den Palästen des syrischen und jüdischen Königs. Für die Klugen und Weisen gibts nichts törichteres als die Predigt vom gekreuzigten Christus, nichts, was so sehr, wie sie meinen, allen Natur- und Denkgesetzen zuwider wäre als die Lehre des Evangeliums. Diese Lehre von der Gottheit Christi, dem ewigen Sohne des lebendigen Gottes, der Klarheit hatte, ehe diese Welt war, von Seinen Wundern, Einer Auferstehung, Seiner Himmelfahrt, Seinem Sitzen zur rechten Hand Gottes, Seiner Wiederkunft zum Gericht - sei für Kinder und alte Mütterchen gut, aber für einen denkenden, gebildeten, aufgeklärten Menschen Torheit und unannehmbar. Und für die selbstgerechten, guten und ehrbaren Menschen gibts wiederum nichts ärgerlicheres als dieses Evangelium vom Gekreuzigten. So verzweifelt schlecht sollte es um einen Menschen stehen, dass das Blut eines Gottessohnes fließen musste, ihn zu entsündigen? Von Natur alle verloren und verdammt? Und alle nur aus Gnaden selig, ohne Verdienst der Werke, allein um Jesu und Seines Blutes willen? Unmöglich. Summa, wie Paulus sagt: Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit. 1. Kor. 1,23. So bleiben sie vor dem Evangelio stehen wie Naeman vor dem Hause des Elisa. Liebe Seele, wo stehst du, wie stehst Du? Hast du den Schritt schon getan über die Schwelle des Evangeliums? Gib deinen Stolz nur daran. Nimm deine Vernunft gefangen unter dem Gehorsam des Glaubens. 2. Kor. 105. Es gefällt Gott nun einmal durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben. 1. Kor. 1,21. „Die Menschen machen Gesetze“, hat ein Prediger gesagt, „wie die Schneider Kleider machen, passend für die krummen Leiber, denen. sie dienen sollen“. Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und bekehrt die Seele. Ps. 19, 8. So wollen wir uns durch dieses Gesetz bekehren lassen und niemals versuchen, es zu verkehren. Und dies ist Sein Gesetz: Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du und dein Haus selig!

Warum kommt Elisa nicht heraus? Und wirft sich in sein bestes Kleid, eilt dem General-Feldmarschall entgegen, bückt sich tief vor ihm und bedankt sich für die große Ehre und fragt nach seinem Begehren? Ob wirs nicht so getan an Elisas Stelle? War er unhöflich, der Diener Gottes, unehrerbietig, voll geistlichen Stolzes? Dann wäre er kein rechter Diener Gottes gewesen. Hat er doch Boten nach des Königs Palast geschickt und den Naeman zu sich bestellt. Warum kommt er nicht heraus, er, der einer armen Witwe so liebreich hilft, und seinem Knecht, dem die Axt ins Wasser gefallen, so freundlich zu Diensten ist? 2. Könige Kap. 4 und 6.

Er will dem Naeman zu verstehen geben, dass sein Ehren und Reichtümer ihn nicht retten können, dass kein Mensch, auch Elisa nicht, sondern Gott allein nur helfen kann. Lasst uns, meine Lieben, diesen Mann bewundern, der sich durch nichts bestechen lässt. Er ist ein Mann, der Gott fürchtet, darum fürchtet er sich vor keinem Menschen. O, dass der Herr uns frei machte von aller elenden Menschenfurcht! Und es ist so viel davon in der Welt, weil so wenig Furcht da ist vor dem heiligen Gott. Glaubt nur, diese Sache hat ein Prediger auch in seinem Betkämmerlein zu treiben, dass er nur den Reichen, Gebildeten und Vornehmen kein anderes Evangelium predige als den armen und geringen Leuten. Dass er es nur nie vergesse, dass die Seele eines Fabrikarbeiters vor Gott gerade so viel gilt als die Seele eines Fabrikbesitzers. Wenn der Millionär oder Professor nicht Buße tut und glaubt, geht er verloren wie der Tagelöhner, der bei einem täglichen Verdienst von 2 oder 3 Mark seine zahlreiche Familie mit manchen Sorgen durchbringen muss. Denn vor Gott gilt kein Ansehn der Person. Jak. 2,1. Und wehe uns, wenn wir es nicht auch sagen, wenn wir, geblendet durch Reichtum, Wissenschaft und Ehre, stumme Hunde sind, die nicht bellen können. Jes. 56,10. Ja betet für uns, dass wir ohne Ansehn der Person und ohne Menschenfurcht unseres Amtes warten. Es gibt nur eine Predigt für alle Menschen, dieweil sie alle Sünder sind und keinen Ruhm vor Gott haben: die Predigt von Christus, dessen Blut die Versöhnung ist für die Sünden der ganzen Welt. 1, Joh. 2,2. Nur einen Weg, eine Wahrheit, ein Leben, einen Mittler, einen Fürsprecher: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Wer an den glaubt, der ist gerecht, und wer den Namen dieses Herrn anruft, soll selig werden. Röm. 10,4 u. 13.

Und nun Elisas Botschaft. Gehe hin und bade dich siebenmal im Jordan, so wirst du rein werden!

Wie einfach ist dieses Gebot! Wie leicht auszuführen! Und doch wie schwer für den Naeman! Warum untertauchen? warum siebenmal? warum im Jordan? Er hatte wirklich recht: Die Flüsse Amana und Pharphar zu Damaskus hatten besseres, reineres, frischeres Wasser als der Jordan. Damaskus ist noch heute wegen seines gesunden Wassers berühmt. Das Wasser des Jordans ist trübe und von tonhaltiger Farbe.

Aber das ists: Naeman soll sich beugen unter das Wort, glauben an das Wort. Und wie er sich bücken muss, wenn er untertaucht, so soll er sich bücken unter das Wort des Propheten, als das Wort des Gottes Jehovah. Siebenmal. So stand im Gesetz Moses geschrieben, dass der vom Aussatz Geheilte siebenmal mit fließendem Wasser besprengt werde. Der Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs, der durch Moses das Gesetz gegeben, der und kein anderer will und soll Naemans Retter sein. Und im Jordan. Am Jordan, der das gelobte Land durchströmt, hatte sich Gott früher als der allmächtige, barmherzige, helfende, rettende Gott Israels erwiesen. Der Heide soll es erfahren, dass ihn der wahre Gott Israels nur allein erretten kann.

Was sollen wir daraus lernen? Viel, ja alles das, was nötig ist, um Rettung, Trost, Hilfe, Frieden, Freude, Seligkeit zu haben.

Zum ersten. Gott lässt dir auch eine Botschaft sagen durch andere. Nicht direkt, nicht auf magische, zauberhafte Weise. So oft gepredigt wird, hörst du diese Botschaft, Menschenkind. So oft du deine Bibel aufschlägst, liest du diese Botschaft, Menschenkind. Warte nicht auf besondere Offenbarung. Hier dieses Buch ist die Offenbarung deines Gottes. Und was offenbart es? Gott war in Christo. Was verkündigt es? Christus ist gemacht von Gott zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung. Was gebietet es? Glaube an den Herrn Jesum Christum. Was verheißt es? Du wirst selig werden. Hier ist die Universal-Medizin. Nimm sie. Du wirst genesen. Das Evangelium von Christo ist der Jordan. Wo Christus gepredigt wird, wo die Sakramente nach Seiner Einsetzung verwaltet werden, da strömt dieser Jordan. Auch durch unsere Gemeinde, an deinem Hause, ja an deinen Füßen vorbei. So tauche darin unter. Siebenmal. Das ist eine heilige Zahl. Tue es mit gesteigertem Eifer, mit heiliger Energie deines Glaubens. Tue es siebenzig mal sieben Mal, fort und fort, so oft du der Kraft der heilenden Flut bedarfst. Ja

Tauchen soll ich in die Fluten
Wie Naeman siebenmal,
Bis gestillet alle Gluten,
Bis verzehret jede Qual,
Bis die Seele, frei von Schlacken,
Hohen Haupts mit hellem Nacken,
Engelrein und engelschön,
Darf aus ihrem Jordan gehn.

Also das ist die Botschaft für dich, liebe Seele, wenn du schreist nach Trost und Frieden, nach Hilfe und Errettung. Gehe hin, hinunter zum Tal, in den Jordan. Lass deinen Reisewagen zurück, der beladen ist mit eigener Gerechtigkeit. Verzweifle ganz und völlig an deiner eigenen Kraft und deinem eigenen Verdienst. Nur in ein gebrochenes Herz hinein senkt sich der Himmel. Steig immer tiefer. In das tiefe Tal deiner selbstempfundenen Schwachheit und Armut Leibes und der Seele, Gutes und der Ehre scheint warm und mild die himmlische Gnadensonne. Und nun gehe hinein in den Jordan des Evangeliums. Tauche unter in die Gnadenflut des Blutes, das vom Berge Golgatha strömt. Glaube es, dass Gott in Christo war. Glaube es, dass Gott also die Welt geliebt, dass er Seinen eingebornen Sohn dahin gegeben. Glaube es, dass Christus für dich starb, der Gerechte für die Ungerechten, der Heilige für die Gottlosen. Glaube es, dass Er deine Krankheit trug und deine Schmerzen auf sich lud. Glaube es, dass Er auch an dich gedacht, als Er rief: Es ist vollbracht. Glaube es, dass du angenehm geworden in dem Geliebten. Glaube an die Vergebung deiner Sünden, deine Erwählung, deine Rechtfertigung alles um Jesu willen. Du hast ein Recht zu glauben; denn du bist ein Mensch. Denn Jesus starb nicht für Engel, sondern für die Menschen, alle Menschen, auch für dich. Glaube, dass dein Kreuz nenne Armut, Elend, Krankheit, nenne was du willst und hast und tragen musst von einem Gott dir aufgelegt, der nur Gedanken des Friedens hat. Glaube, dass Gott dein Vater ist, der alle Haare auf deinem Haupte gezählt, der jede Träne in deinem Auge schimmern sieht. Ja, Er zählt sie und fasst sie in seinen Sack. Ps. 56,9. Glaube an das ewige Leben, zu welchem du berufen bist, sobald du glaubst.

Das ist die Botschaft. Ändere nichts daran. Ändere sie nicht nach deinem Herzen und deinem Kopfe. Ändere Kopf und Herz nach ihr. Die Vorschriften eines Arztes dürfen nicht geändert werden, weder vom Apotheker noch vom Patienten. So dürfen auch wir, die Prediger, nicht Gottes Wort ändern und ihr, ihr Hörer, dürft es ebenso wenig.

Es ist nicht unsere Sache, das Evangelium zu verbessern. Jedes Mal, wenn wir predigen, müssen wir es wiederholen und wenn ihr hört, sollt ihr ihm gehorchen. Christus, dem von Gott erwählten Osterlamm, darf kein Bein gebrochen werden. Das ganze Evangelium und nichts als das Evangelium muss unsere Religion sein, sonst sind wir verlorene Menschen.

Das ist die Botschaft Gottes an dich, du Menschenkind, in deinem Elend, an die gesamte Menschheit in ihren tausend Plagen und großer Jammerlast. Und was antworten die Menschenkinder darauf?

Lasst uns hören:

2.

Was nun kommt, ist nicht erfreulich zu hören. Naeman steht in großer Gefahr, seines Heiles verlustig zu gehen. Da ward Naeman zornig und zog weg und sprach: Siehe, ich meinte … Und zum Schluss heißt es nochmal: Und er wandte sich und zog weg in Zorn. Er ward zornig, denn es geschah nichts von dem, was er erwartet hatte. Es kam ganz anders, wie er es sich gedacht. Er wollte Hilfe, aber er wollte vorschreiben, wie ihm geholfen werden sollte. Er hatte es sich vorher zurecht gelegt. Der Prophet soll selbst herauskommen, mit feierlicher Handbewegung über die Stellen des Aussatzes fahren und mit lauter Stimme den Namen Jehovahs anrufen. Sehen will er, hören und fühlen. Und nichts von dem geschah. Er soll sich stellen unter das Wort. Er soll kindlich glauben. Er soll etwas tun, was seinem Stolz zuwider ist und was vor seinem Verstand und seiner Vernunft sehr töricht erscheint. Darum wendet er sich ab und zieht weg in Zorn.

Ich meinte, spricht er. Ich meinte. O dieses böse „ich meinte!“ Dadurch sind zahllose Seelen verloren gegangen und gehen bis auf den heutigen Tag verloren.

Es ist so viel Rufens und Schreiens nach Hilfe und Errettung, nach Trost und Frieden. Das Heilmittel ist da. Das Evangelium wird gepredigt. Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du selig. Unglücklicher, wer du bist, dir kann geholfen werden. Mühselige und Beladene, ihr sollt erquickt werden. Und wenn euch gleich Leib und Seele verschmachtet, ihr sollt völliges Genüge haben. Arme - ihr könnt reich werden. Gebundene - ihr könnt frei werden. Schwache - ihr könnt stark werden. Angefochtene - ihr könnt überwinden. - Sterbende - ihr sollt leben. Man sollte meinen, die Leute griffen alle zu. Sie kämen mit den Fülleimern des Glaubens und schöpften mit Freuden aus dem Heilsbrunnen. Aber nein, wenn sie das Evangelium hören, sprechen sie wie Naeman verächtlich: ich meinte. Ich meinte, es würde mir etwas vernünftigeres gesagt. Der ewige Gott sagt es in Seinem Worte: Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören. Er ist euer Prophet, euer Hohepriester, euer König. Er ist euer Mittler, euer Fürsprecher. Was ihr bittet in Seinem Namen, das will Ich tun. Er ist durch Sein eigenes Blut einmal in das Allerheiligste gegangen und hat eine ewige Erlösung gefunden. In Ihm habt ihr die Gotteskindschaft und einen Zugang zum Vater. Bei Ihm wirds euch nicht fehlen. an irgendeinem Gut. Durch Ihn sind euch geöffnet alle Schatzkammern des Himmels. Aber nun kommen die Menschenkinder mit ihrem „ich meinte“ und fangen an, das Evangelium zu kritisieren.

Dem einen passt dieses nicht, dem anderen das nicht. Tut Buße, bekehrt euch! „Ich meine, das gilt nur für Hurer, Mörder, Diebe und grobe Sünder, aber nicht für mich.“ Verflucht ist, wer nicht alle Worte des Gesetzes hält, dass er danach tue. „Ich meine, das ist doch zu viel verlangt, alle Worte des Gesetzes zu halten.“ Meine Sünde ist mehr, denn Haare auf meinem Haupte. Von der Fußsohle an bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an dem Menschen, sondern Wunden und Striemen und Eiterbeulen. „Ich meine, das ist mindestens eine Übertreibung.“ Die Sünde ist der Leute Verderben. „Ich meine, dass mein Elend keine Folge der Sünde sein kann.“ Ein jeglicher murre wider seine Sünde. „Ich meine, meine Krankheit, meine Armut, mein Leiden sind viel mehr des Murrens wert als meine Sünde.“ Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen ein geborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. „Ich meine, an diese Botschaft kann heutzutage kein gebildeter und denkender Mensch mehr glauben.“ Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Ich meine, so wie ich bin, müsste mich Gott auch gebrauchen können und mir Seine Herrlichkeit offenbaren.“ An welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden. Das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, macht uns rein von allen Sünden. „Ich meine, diese Blut- und Wundentheologie ist eine abgetane Sache. Mir kommt es zuerst darauf an, aus meiner äußeren Not errettet zu werden.“ Ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Ich lebe, doch nicht ich, Christus lebt in mir. „Ich meine, das streift an Muckerei und Pietismus. Ich bin ja ein achtbarer Mensch, gehe zur Kirche und zum Abendmahl. Warum wird mir nicht geholfen, wenn der Glaube überhaupt hilft?“ Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, Er hört ihr Schreien und hilft ihnen. „Ich meine, dann müsste er mir auch geben, was ich immer begehre, und helfen, wann und wie ich will, wenn ich nur schreie.“ Habe deine Lust an dem Herrn, Er wird dir geben, was dein Herz wünscht. So ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, so wird Er es euch geben. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. „Ich meine, das kann und wird wohl so nicht sein.“ Alle Trübsal dieses Lebens ist nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden. Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen. Wer Mir will nachfolgen, der nehme sein Kreuz auf sich. Diese sind es, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider helle gemacht im Blute des Lammes. „Ich meine, die Herrlichkeit des ewigen Lebens ist schon gut, aber lieber ist mir vorläufig ein Leben ohne Kreuz und Trübsal.“ So fallen die beiden Worte „ich meine, ich meinte“ wie ein Mehltau auf alle Gebote und Verheißungen der Heiligen Schrift. Habe ich dir nicht gesagt, so du glauben würdest, du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen? Wie kannst du Menschenkind erwarten, nur etwas von der Herrlichkeit Gottes zu sehen, so du deinem Gott den Glauben schuldig bleibst und hinter das Wort deines Gottes setzt dein: aber ich meine. Den Glauben, dass Gott sich in Christo geoffenbart hat; den Glauben, dass Gott diesen Christus zu deinem Heiland gemacht; den Glauben, dass dir Gott durch Christus und nur durch Ihn alles geben will; den Glauben, dass du in Christo allein dem heiligen Gott angenehm bist; den Glauben, dass Gott in Christo nur Gedanken des Friedens über dir hat; den Glauben, dass Er dir, es gehe nun, wie es gehe, das Ende des Glaubens geben will und wird, der Seelen Seligkeit. Mit diesem Glauben an das ganze Evangelium komm, komm im Namen Seines Sohnes, - als Erlöster deines Heilandes, als Kind Gottes, als Erbe des Himmels zu deinem himmlischen Vater und du wirst die Herrlichkeit Gottes sehen. Mit diesem „ich meinte“ verstopft sich der Mensch die Quelle der göttlichen Erbarmung und Hilfe. Denn Gott bindet sich an Sein Wort und nicht an das „Meinen“ der Menschen.

Mit diesem „ich meinte“ erwacht die Seele in der Ewigkeit, um ewig verloren zu sein. „Ich meinte“, wird es die Seele des Selbstmörders durchschauern, „das Wasser, die Kugel, der Strick, das Gift würden mein Ich vernichten, aber ich bin noch da.“ „Ich meinte, es sei alles Pfaffen-Lug und -Trug, was gepredigt wurde, aber nun erfahre ich, dass das Evangelium Wahrheit ist in Zeit und Ewigkeit.“ „Ich meinte, es sei genug mit dem Getauftsein und Konfirmiertsein und meinem kirchlichen Leben, aber nun habe ich kein Leben bei Gott, weil ich kein Leben in Gott hatte, da ich lebte.“ „Ich meinte, es genügte zur Seligkeit, weil ich kein grober Lasterknecht war, kein Dieb und kein Mörder, aber nun sehe ich, dass mein ganzes Leben in Sünden verloren war.“ „Ich meinte, die „Fabel“ von Christo, dem Gekreuzigten und Auferstandenen sei gut für andere, nicht für mich, aber nun bin ich verworfen von dem, den ich verworfen habe.“ „Ich meinte, ob Jude, Christ oder Hottentot, wir glauben all an einen Gott, aber nun habe ich keinen Gott, weil ich keinen Christus habe.“ „Ich meinte, das letzte heilige Abendmahl auf meinem Sterbebette würde mich selig machen, aber nun bin ich doch verloren, denn ich starb ungläubig und unbekehrt.“ „Ich meinte, das Evangelium sei nur für die Beschränkten, Armen, Niedrigen, Kinder, Knechte, Mägde, Arbeiter, alte Mütterchen, aber nicht für die Hohen, Gebildeten, Vornehmen, Reichen. Nun bin ich verloren, trotz meiner Bildung, meiner Ehre, meines Geldes, denn es ist in keinem andern Heil, als in Christus.“ Ich meinte, die Moral schließe dem Menschen die Tür zum Himmelreich auf, aber nun verstehe ich die Wahrheit, zu spät, zu spät, dass es nur der Glaube ist an den Herrn Jesum und sonst nichts.“ „Ich meinte in der alleinseligmachenden Kirche zu leben, aber nun sehe ich, dass auch Sektierer selig werden, wenn sie zu der Sekte der verachteten Nazarener gehören.“ „Ich meinte, dass nur in meiner Gemeinschaft der Herr Christus Seelen selig mache, nun sehe ich auch hunderttausend aus dem „großen Babel der Landeskirche“ vor dem Throne des Lammes stehen. „Ich meinte, dass die Predigt von dem Blute des Lammes pietistische Schwärmerei sei, nun durchdringt ein unnennbares Weh meine Seele, dass ich im sühnenden Blut von Golgatha Vergebung meiner Sünden und ewige Gerechtigkeit nicht suchte.“

Menschenkind, gib dein törichtes Meinen daran. Du meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich, was teuflisch ist. Lass die Leute meinen, was sie wollen. Glaub du deinem Gott und Seiner Botschaft von Seinem Sohne. Sie ist Torheit vor der Weisheit der Menschen. Aber die göttliche Torheit ist weiser, denn die Menschen sind. Lass dich einen Narren schelten von der Welt. Rette du deine Seele. Bade du dich im Jordan des heiligen Evangeliums siebenmal.

Du wirst, wenn deine Seele erwacht im Paradiese sagen: Ich meinte die Seligkeit müsse überwältigend sein am Throne Gottes in der Nähe Jesu keine Schmerzen, kein Leid, kein Geschrei, keine Sünde, kein Tod. Aber im Fleisch habe ich es gar nicht fassen, nicht meinen können, was der Herr denen gibt, die Ihn lieb haben, an Ihn glauben, in Ihm leben und sterben.“

Paradies, Paradies,
Wie ist deine Frucht so süß,
Unter deinen Lebensbäumen
Wird uns sein, als ob wir träumen.
Bring uns, Herr, ins Paradies!

1)
1. Endlich war Naeman da, wo er hingehörte mit seinem Leiden, bei dem Propheten Elisa. Auf Umwegen war er freilich dahin gekommen. Das Aufsuchen von zwei Königen hat ihm nichts genutzt. Elisa nimmt keine Notiz davon. Grad aus gibt die besten Renner, sagt ein Sprichwort. Und Gottes Wort sagt, dass wir durch unseren Herrn Jesum Christum einen direkten Zugang haben zu der Gnade Gottes. Röm. 5,1 u. 2. Wie einfach ist das Evangelium: Komm zu Jesu, glaube an Ihn, empfange die Kindschaft Gottes! Wie einfach sind die Gnadenmittel: Wort Gottes, Gebet, Taufe, Abendmahl. Mit wie viel Zeremonien und Kirchentum hat die römische Kirche den Weg zu Christo schwierig gemacht, ja versperrt! Es mag für die Sinne schön und herrlich sein in den römischen Kirchen, wie in der Könige Häuser. Aber was hilfts? Naeman muss heraus aus den Palästen und bettelnd stehen vor dem Häuslein des Elisa. Was helfen Weihwasser, Weihrauch, 100 Kerzen, 1000 Heilige? Monstranzen und Kruzifixe, schimmernde Messgewänder, Statuen und Glasgemälde, Reliquien und vom Papst geweihte Kreuze, wenn der Mensch nicht geängsteten Geistes, zerschlagenen Herzens vor den Füßen seines Heilandes liegt? Hüten wir uns, dass wir vor lauter Kirchentum nicht um das Christentum kommen. Es ist Tatsache, dass zu allen Zeiten unzählige im Kirchentum stecken geblieben sind und noch heute darin stecken bleiben. Die unsichtbare Kirche in der sichtbaren Kirche so sollte es sein. Aber eine tote Gemeinde unter den gewölbten Hallen einer gotischen Kirche das ist traurig. Und getauft sein, konfirmiert sein, zur Kirche gehen und zum Abendmahl, ohne von Herzen gläubig und bekehrt zu sein, ist auch traurig, denn es nutzt nichts zur Seligkeit. Schicke dich, Israel, und begegne deinem Gott. Am. 4,12.
2)
Die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geiste. 1. Petr. 1, 21. Nicht aus sich heraus spricht der Prophet das wunderschaffende Wort: „Gehe hin, bade dich siebenmal und du wirst rein werden!“ Der Geist Gottes kam über ihn, und dem Zuge des Geistes Folge leistend redet er diese Worte. Propheten waren Männer, die den Willen Gottes verkündigten, aber nur dann, wenn sie getrieben wurden von dem Geist Gottes. Sie waren Organe, deren sich der Herr bediente. Sonst waren Sie Menschen, gleich wie wir. Jak. 5,17. Jesus redete aus sich, wenn er Seine Worte redete. In Ihm war die Fülle der Gottheit leibhaftig. Über Ihn kam nicht, sondern auf Ihm ruhte der Geist Gottes. Jes. 11,2. Darum ist er der Prophet der Propheten, der oberste, der wahre Prophet. Und in seinen Worten ist Jesus mächtig und kräftig bis auf den heutigen Tag. Sie sind noch immer lebendig und lebenschaffend. Er trägt alles mit Seinem kräftigen Wort. Hebr. 1,4.
3)
Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist. Jakob. 1,20. Naemans Zorn auch nicht. Wenn man zürnt, dann sündigt man. Jedes Zürnen ist ein Geltendmachen des eigenen Ichs. Und unser Ich sollen wir kreuzigen. Ausgenommen ist der heilige Zorn, der uns erfasst, wenn der Eifer um den Herrn, gegen die Sünde und den Teufel uns erfüllt. Wie selten! O dass unser Ich weniger zürnte, sondern dass wir mehr zürnten wider unser Ich.
4)
Ebenso Joh. 1,51.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/d/dammann/naeman/dammann_-_naeman_4.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain