Christoffel, Raget - Zeugnisse evangelischer Wahrheit - Vorbemerkung

Christoffel, Raget - Zeugnisse evangelischer Wahrheit - Vorbemerkung

Dass die Wiederbelebung des kräftigen christlichen Geistes, der das große Werk der Reformation geschaffen, in unserer Zeit Not tue, wenn wir von den vielen Übeln, an denen wir leiden, genesen wollen, wird kaum von Jemandem bezweifelt werden. Jeder, der nicht nur die Wetterzeichen, sondern auch die Zeichen der Zeit zu deuten weiß, wird bekennen müssen, dass die vielfältigen Zeitbewegungen und Stürme, in welchen wir begriffen sind, nur dann ein heilsames Ziel erreichen können, wenn der Geist des Christentums sie verklärend und läuternd durchdringt und sie leitet. Nur der Geist Christi leitet uns zur Erkenntnis der Wahrheit, nur wo der Geist des Herrn ist, da blüht auch wahre Freiheit. Der Geist aber offenbart sich uns durch das Wort, wollen wir daher den Geist Christi, wie er sich in den seligen Reformatoren betätigt, kennen lernen, so müssen wir uns mit den Schriftwerken dieser Gottesmänner vertraut machen. Um dem Schweizervolke die Bekanntschaft mit den Schriften zu ermöglichen, damit es wieder vernehme die lichtvollen Belehrungen und ernsten Ermahnungen, die in einer großen und ernsten Zeit aus dem Munde bewährter und getreuer Wahrheitszeugen an seine Väter ertönten, habe ich mich seit einer Reihe von Jahren bestrebt, die Schriftwerke unserer Reformatoren in zeitgemäßer Fassung dem Schweizervolke und seinen Lehrern in Kirche und Schule nahe zu bringen. In diesem Streben biete ich auch dem reformirten Berner Volke nachfolgende „Zeugnisse evangelischer Wahrheit“, welche beim Anlasse des Religionsgespräches, welches im Jenner 1528 in Bern gehalten wurde und die Reformation dieses Kantons entschied, von schweizerischen und auswärtigen Predigern abgelegt worden sind. Ich lebe der Hoffnung, dass diese Zeugnisse gerade im gegenwärtigen Zeitpunkte offene Ohren und geneigte Herzen finden. Durch eine würdige Festfeier zum Andenken an den fünfhundertjährigen Bestand des Kantons als Glied des eidgenössischen Bundes wurde das Berner Volk auf seine Vergangenheit hingewiesen und zur Betrachtung der Großtaten, durch welche unter Gottes Beistande die bürgerliche Freiheit errungen und behauptet worden, angeleitet; und wie sollte es da seine Teilnahme versagen für das Werk, durch welches die geistige Freiheit erkämpft worden? Wenn der Glanz der Tage von Laupen und Murten, so lange ein Kanton Bern und eine Eidgenossenschaft besteht, fortleuchten wird, so strahlt das Licht, welches mit seinem segensvollen Glanze in der Reformation wieder aufging, über alle Zeiten beseligend in die Ewigkeit hinüber. Dass dieses Licht evangelischer Wahrheit und Freiheit in die Herzen und Gemüter des ganzen Berner Volkes auch durch diese Zeugnisse hineinleuchten möge, ist der Beweggrund, aus dem ich dieselben in dieser Gestalt wieder biete.

Bei der Übertragung dieser Predigten aus dem Dialekte der damaligen Zeit in die gegenwärtige Schriftsprache habe ich mich bestrebt, die ursprüngliche Eigentümlichkeit möglichst zu bewahren, wo dieselbe dem Verständnis in der Gegenwart nicht hinderlich war. Über die Persönlichkeit der einzelnen Prediger geben kurze Notizen am Schlusse die nötige Auskunft.

Gottes Segen begleite diese Blätter und lasse sie zum Heile bei Vielen wirken.

Wintersingen, den 22. Sept. 1853.

R. Christoffel.

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autoren/c/christoffel/christoffel-zeugnisse/christoffel-zeugnisse-vorbemerkung.txt · Zuletzt geändert: von aj
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