Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 9. Die Heils-Ordnung unter einigen andern Bildern dargestellt.

Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 9. Die Heils-Ordnung unter einigen andern Bildern dargestellt.

Ein Verwalter, dem sein reicher Herr ein großes Gut anvertraut hatte, lebte alle Tage herrlich und in Freuden, vergaß seines Berufes und verprasste allmählig die Güter seines Herrn; dabei überhörte er lange Zeit alle an ihn von dieser und jener Seite ergehenden Warnungen. Endlich aber, als ihn der Mangel zu drücken anfing, lernte er einsehen, wie übel er gewirtschaftet habe, er überrechnete seine Schuld, und gedachte mit Angst und Zittern an die Stunde, da er seinem Herrn würde Rechenschaft ablegen müssen. Sein Herz war untröstlich, bis endlich ein Freund zu ihm kam, und ihm sagte: so groß, als Die deinige, oder noch größer war meine Schuld, ich aber warf mich vor dem Herrn nieder, bekannte alle meine Untreue, und erhielt die vollkommenste Verzeihung; ich erfuhr es: der Herr ist barmherzig, voller Güte und Treue! Versuche es nur, du wirst ihn eben so finden. Der Verwalter folgte dem Rat des Freundes, und erhielt, wie dieser, nicht allein Erlassung seiner Schulden, sondern der Herr vertraute ihm aufs neue seine Güter an, doch gab er ihm die Ermahnung: übe Barmherzigkeit an deinen Brüdern, gleich wie dir Barmherzigkeit wiederfahren ist!

Todeswürdige Verbrechen hatte ein Mensch begangen, der mit den größten Wohle taten von seinem Könige war überhäuft worden, da fiel er der Gerechtigkeit in die Hände, und fand in dem finsteren Kerker, in den er eingeschlossen wurde, Zeit und Aufforderung genug, über seine Verbrechen nachzudenken; Anfangs wollte er sie durch dies und das entschuldigen, doch als er sich genauer prüfte, fand er die allergrößte Schuld bei sich selbst, und erkannte, dass er jede Strafe verdient hätte, die man über ihn verhängen würde. Der König erfuhr von seiner Reue, und beschloss, ihn auf die Liste derjenigen zu setzen, die er, seinem Sohne zu gefallen, begnadigen wollte. Unbeschreiblich war die Freude, die der Verbrecher an den Tag legte, als man ihn von seiner Begnadigung benachrichtigte, und aufrichtig der Vorsatz, den er von der Stunde an fasste, durch ein friedsames, rechtschaffenes Betragen seinem König in Zukunft Freude zu machen; dessen ungeachtet ward ihm die Ausführung schwer, und gelang ihm bloß des wegen, weil er der beständigen Unterstützung des Königssohnes sich zu erfreuen hatte.

Schon viele Jahre hatte jener Kranke im Teiche Bethesda gelegen (Joh. 5,2-14.), tief seufzend beim schmerzlichen Gefühle seiner schweren Krankheit. Er hatte Niemand, der seiner sich annahm, und seine Bemühung, sich selbst zu helfen, war immerfort vergeblich: da kam Jesus, und ein einziges Wort aus seinem Munde gab dem Kranken die verlorene Gesundheit wieder. Ob er nun gleich gesund worden war, und man vermuten sollte, er werde in acht und dreißig Leidens-Jahren Zeit genug gehabt haben, Kraft für die stärksten Versuchungen zu sammeln, so bedurfte er doch noch der Ermahnung Jesu: „Siehe zu, Du bist gesund worden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Ärgeres widerfahre!“

Der Schuldner, der Verbrecher, der Kranke in den obigen 3 Gleichnissen, sind eine und dieselbe Person - der Sünder. Zuerst muss er zum Bewusstsein seiner Schuld, seines Verbrechens, seiner Krankheit gelangen, dann erst wird er den HErrn um Erlösung anrufen; des Hilflosen erbarmt sich der HErr, und seht ihn mit der Ermahnung wieder auf freien Fuß: bezeuge deine Dankbarkeit für die dir widerfahrene Rettung dadurch, dass du dich sorgfältig vor neuen Gefahren hütest.

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autoren/b/burk/glaubensweg/burk_johann_christian-glaubensweg_-_9.txt · Zuletzt geändert: von aj
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