Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 15. Ist mein Inneres in Harmonien mit Gott?

Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 15. Ist mein Inneres in Harmonien mit Gott?

Der Mensch ist nach dem Ebenbilde Gottes (Mos. 1, 27.) geschaffen, der ist göttlichen Geschlechtes (Apost. Gesch. 17, 29.), darum soll sein Sinn ein göttlicher (Matth. 16, 13.), und sein Leben ein göttliches (1 Tim. 5, 4.) sein. Wie anders aber ist dieses möglich, als wenn er in ununterbrochener Gemeinschaft bleibt mit Gott seinem Schöpfer und HErrn, als wenn er mit seinem Sehnen, Streben und Verlangen sich Gott zuwendet, gleich wie er durch das immerwährende Entgegenströmen der göttlichen Kräfte getragen und erhalten wird? (Apost. Gesch. 17, Ps. 104, 30. Hiob 33, 4.)

Darum frage dich: geht auch mein Sehnen, Streben und Erlangen nach Gott hin, der Urquelle meines Lebens; ist Er der Mittelpunkt aller meiner Gedanken und Wünsche; habe ich an Ihm mein allergrößtes Wohlgefallen? Ist der Umgang mit Ihm mir etwas Gewohntes, meine größte Luft und Wonne?

Oder ist es das Eitle, das Zeitliche und Vergängliche, was mein Herz fesselt? Sind es Güter und Freuden dieser Erde, denen ich nachjage? Sind es sterbliche Menschen, wie ich bin, nach deren Gunst und Liebe ich am meisten strebe, mit denen meine Gedanken am häufigsten sich beschäftigen, deren Umgang meine ganze Seele in Anspruch nimmt?

Warum suche ich Güter dieser Erde? um ihres recht viel zu haben, und dann meines großen Besitzes mich zu freuen? oder um nicht zu darben, um mein Leben noch länger mir und den Meinigen zu fristen?

Aber warum leben wir denn? Leben wir bloß darum, um uns abzumühen wegen Herbeischaffung derjenigen Dinge, die uns dieses mühsame Leben verlängern helfen? wissen wir nichts Besseres, kein schöneres Ziel unseres Lebens? wie kümmerlich, wie wahrhaft freudenleer ist selbst das genussreichste irdische Leben, wenn es kein Leben aus Gott und mit Gott ist! Und dann, wie viel ist des Jammers auf Erden, wie bekannt ist Kummer und Not in en Hütten der Armen und Niedrigen, und in den Palästen der Reichen und Vornehmen! Nehmt das äußerliche schimmernde Gepränge hinweg, womit die Menschen aller Stände das geheime Elend ihrer Häuser verhüllen, geht von Familie zu Familie, und schaut es Alles an, dann sagt: wo ist der Mensch, dessen bisherige Lebensnot ihr selbst für den Lohn der süßesten Weltfreude noch einmal durchkämpfen wolltet? Der Weltmensch ist freilich zufrieden mit dieser Lage der Dinge, weil er keine bessere kennt, aber wenn einmal die Augen ihm aufgehen über die armselige Speise, mit der er sich begnügte, da er doch Himmels Brot hätte haben können, wie schmerzlich wird er seine Torheit beweinen!

Groß genug wäre unser Elend, wenn es auch bloß in der Entfremdung von Gott, bloß in dem Entferntsein von Ihm bestände, aber es wird dadurch noch vergrößert, dass wir sogar in Feindschaft mit Gott geraten sind. Hätten wir kein Gewissen, wären uns nicht durchs Evangelium die Gebote Gottes bekannt gemacht, so könnten wir ohne Ihn dadurch zu beleidigen, den eitlen Dingen dieser Welt nachjagen, und unsern Lüsten frönen; nun aber, da wir wissen, dass Gott unser Schöpfer und HErr ist, und was Er von uns fordert (Joh. 15, 22.), und wir dienen Ihm doch nicht, da wir wissen, dass Jesus unser Heiland und Richter ist, und fragen doch nicht nach Ihm, und lieben Ihn nicht, und tun nicht nach seinen Worten, sondern vielmehr das Gegenteil, so erscheinen wir als Feinde Gottes, und als Empörer wider seine heilige Ordnung. Diese Feindschaft und Empörung unseres Herzens wird umso strafbarer, je öfter Ermahnungen zur Buße vergeblich an uns ergehen, je länger wir in mutwilliger Übertäubung unseres Gewissens beharren, je kaltsinniger wir die angebotene Gnade von uns stoßen!

Hier ist die natürliche Ordnung umgekehrt der Mensch sollte ein Freund Gottes sein, und er kennt Ihn nicht mehr, er ist sein Feind geworden; er sollte ein göttliches und gottseliges Leben führen, dagegen ist er gottlos und unselig, er steht zwar auf Gottes Erde, isst und trinkt von Gottes Vorrat, aber er lohnt die Güte des himmlischen Vaters mit Hass und Undank!

Prüfe dich, lieber Leser! Ob nicht auch in deinem Herzen diese Umkehrung der natürlichen Ordnung sich finde? Ob dein Leben sei mit und aus dem lebendigen Gotte, deinem heiligen und gerechten Richter, oder ob es los und ferne von Ihm sei? Ob das Gute, das Er will, dir das Liebere ist, oder die Sünde, die Er nicht will, die Er hasst und straft? Mit Einem Worte: Prüfe dich, ob Dein Inneres sei in Harmonie mit Gott?

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autoren/b/burk/glaubensweg/burk_johann_christian-glaubensweg_-_15.txt · Zuletzt geändert: von aj
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