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Cruciger, Caspar - Kommentare zu Matthäus

Kapitel 4

Der Mensch lebet nicht vom Brot alleine/ Sondern von einem iglichen Wort/ das durch den Mund Gottes gehet.

DAs Wort/ so aus und durch den mund Gottes gehet/ heisset das/ so er selbs mit gewissen zeugnissen/ durch der heiligen Propheten und Aposteln schrifft hat offenbaret.

Denn es ist nicht ein heimlich verborgen wort/ das Gott mit im selbs/ oder mit einem jeden allein und in sonderheit rede. Sondern ein ausgehend Wort/ das da allzeit offentlich in der Welt geprediget und gehöret wird.

Dadurch wil Gott wircken und krefftig sein also/ Das/ wer mit dem glauben daran hanget/ auch leiblich in nöten und mangel/ mus beim Leben erhalten werden. Und wenn dis zeitlich Leben auffhören sol/ das auch der Tod solchen Gleubigen nicht behalten kan/ sondern durch den selbigen ins ewige Leben gehet.

Denn solches hat Gott beides in seinem Wort verheissen/ wie Paulus i. Timoth. iiii. sagt/ Gottseligkeit ist zu allen dingen nütz/ Denn sie hat die verheissung dieses und des zukünfftigen Lebens etc.

Kapitel 17

Den solt ir hören.

O Selige Leute weren wir/ wenn wir mit rechtem ernst und vleis betrachten und zu hertzen nemen/ wie ummesliche grosse gnade und liebe/ Gott der HERR zum menschlichen Geschlecht tregt/ Das ers nicht allein erschaffen/ im alle Creaturen unterworffen/ dazu von anbegin sich dem selben durch sein Wort/ und mancherley gewisse zeugnisse/ geoffenbart hat/ Sondern auch seinen eingeboren Son gesand/ das er menschliche Natur anneme/ und ein Opffer fur uns würde/ Durch welchen er uns auch sünde vergibt/ Liecht/ Gerechtigkeit und ewiges Leben schencket.

Doch also/ das er gleichwol ernstlich von uns foddert/ Das wir diesen Son/ unsern HErrn Jhesum Christum/ fur uns gecreutziget und wider aufferwecket/ hören sollen/ was er uns in seinem Euangelio verkündige und anbeut.

Sol nu sein Tod und Aufferstehen/ in uns krefftig und fruchtbar sein/ So lasst uns in hören/ und aus seinem Wort/ die rechte heilsame Lere/ von Gottes gnedigem willen gegen uns Menschen/ lernen/ mercken und behalten/ Sonst ist alles vergebens und verloren/ was wir fürnemen.

Kapitel 18

SEhet zu/ das ir nicht jemand von diesen Kleinen verachtet/ Denn ich sage euch/ ire Engel im Himel/ sehen allezeit das angesicht meines Vaters im Himel.

DIeses Spruchs mögen sich die kleinen und geringen/ als Kinder und irs gleichen trösten. Denn sie hierin hören/ das sie Gott nicht wil verachten/ Sondern sie in das Reich seines Sons/ des HErrn Jhesu Christi/ zum ewigen Leben und seligkeit wil annemen/ Derhalben auch seine Engel im Himel inen zu dienen verordnet/ wil sie also durch seinen Göttlichen rat und schutz leiten und regieren.

Darumb sollen die Kleinen/ das ist/ Kinder und irs gleichen/ solche grosse gnade auch erkennen/ Gottes Wort gern hören/ vleissig lernen/ bewaren/ und sich darnach richten.

Kapitel 24

Wer beharret bis ans ende/ der wird selig.

DEr HErr Christus hat wol gesehen/ wie grosser schrecklicher abfal vom Evangelio und glauben/ sonderlich zur letzten zeit/ geschehen würde/ Da so viel fromer trefflicher Leute/ die erstlich wol im Glauben und Liebe zu Christo angefangen/ sich wider abwenden würden lassen/ durch mancherley ergernis und verfürung/ beide zur rechten und lincken seitten.

Zur Rechten mit falscher Lere/ Wunder/ und schönem schein der Heiligkeit/ und besserung der Kirchen und aller Regiment/ zu frieden und gutem eintrechtigen stillen wesen etc.

Zur Lincken/ durch Tyranney/ verfolgung der Christen/ und allerley offentlichen bösen Exempeln/ unter dem grossen hauffen der Welt/ des schendlichen Geitzes/ Stoltzes/ Gottesverachtung/ Untrew/ Falscheit etc. Item/ des glücks und wolfart der Gottlosen Widersacher/ Wie denn Christus selb solcher Ergernis viel/ hart vor diesem Spruch Matth. xxiiii. erzelet.

Welchs alles ein grosser jamer und schwere anfechtung ist/ in der Christenheit zu sehen/ und ein blöd unversucht hertz/ hart bewegt zu zweiveln/ Ob das gar kleine Heufflin der elenden/ von aller Welt verfolgeten Leute/ die rechte Christenheit sey/ oder rechte Göttliche lere und warheit habe? Und ist viel ein herter schwerer streit/ weder auff Erden keiner sein mag/ wider des Teufels und der Welt betrug oder schrecken/ und alle zeitliche wolfart oder unfall/ zu bestehen und das Feld zu behalten.

Darumb ist dieser Spruch (Wer da beharret bis ans ende/ der wird Selig) einem jeden Christen ein hochnötige vermanung/ die er an unterlas fur augen haben sol. Das er wider so gros Ergernis gerüstet sey/ und sich von Gottes wort nicht abwenden lasse/ weder mit falschem trost des guten/ noch schrecken des bösen.

Sondern imer fort fare mit Gottes wort hören/ lesen/ beten/ und sorgen wie ers behalte/ Und leide sich darob (wie S. Paulus ii. Timo. iiii. sagt) als ein guter streiter Christi/ und also das ewige LEben ergreiffe/ und fest halte. Bis er auch die Krone der gerechtigkeit empfahe/ welche der HErr/ der gerechte Richter geben wird/ allen/ die seine Erscheinung lieb haben/ und mit gedult erwarten.

Kapitel 28

Sihe/ Ich bin bey Euch alle tage/ bis an Welt ende.

ES scheinet sonderlich zu dieser letzten zeit/ am ende der Welt/ die arme Christenheit auff Erden/ so gar schwach/ elend/ gedrückt/ on allen schutz und trost/ Gleich wie Christus am Creutz (da Sonne und Tag verfinstert) hülfflos gelassen/ als sey gar kein Gott noch Christus bey ir. Wird dazu von aller Welt auffs grewlichst verfolget/ verdrückt/ verlestert und verspottet.

Und lesst sich ansehen/ das es leider in kürtzen wider dahin wil komen/ das die lere und trost des seligen Evangelii/ durch solch schreckliche verachtung und schendliche undanckbarkeit der Gottlosen verdampten Welt/ vertunckeln und fast verleschen wird/ und schwerlich etwa Gottes wort wird zu hören sein. Wie Christus Luce. xvii. spricht/ Es wird die zeit komen/ das ir werdet begeren zu sehen einen tag des Menschen Sons/ und werdet in nicht sehen.

Zu dem so treibet auch der leidige Satan/ durch seine Anfechtung in der Christen hertz/ solch schrecken und zagen/ betrübte gedancken/ trawrigkeit/ schwermut und fewerige pfeile/ Das sie nahe allen trost verlieren/ und keinen Christum bey sich fülen.

WIder solch ergerlich ansehen/ fülen und anfechtungen/ gibt uns Christus diese tröstliche verheissung/ Sihe/ Ich bin bey euch etc. und ermanet uns/ das wir uns fest daran halten/ Ungeachtet was wir anders sehen oder fülen/ Und nicht zweiveln sollen/ Das Er gewislich alle zeit und stunde bey und mitten unter dem Heufflin sey und bleibe/ dere die an seinem Wort hangen/ darob fahr oder not leiden/ und bey im trost und hülffe suchen. Und wölle sie nicht lassen/ wie gros auch die not und schrecken/ oder angst ires hertzen sey.

Und solchs sagt er eben nach seiner herrlichen Aufferstehung/ da durch er den Tod/ Teuffel/ Welt und Helle uberwunden/ und nu zur rechten Hand seines ewigen Vaters/ Gewaltiglich herrschet und regieret/ Und die selbige krafft und gewalt seiner Aufferstehung in unser schwacheit beweisen wil/ ii. Cor. xii.

Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung