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Zwingli, Huldrych - Predigt von Ulrich Zwingli auf dem Religionsgespräche in Bern den 19. Jenner 1528.

Ulrich Zwingli, der berühmte schweizerische Reformator (geboren 1484, gestorben auf dem Schlachtfelde bei Kappel 1531) nahm auch bei diesem Religionsgespräche zu Bern die erste Stelle ein. Jakob von Münster, Geistlicher von Solothurn, ein eifriger Katholik, der dem Gespräche als Zuhörer beigewohnt, schreibt über Zwingli: „Diese Bestie ist in der Tat gelehrter als ich selbst geglaubt habe. Der naseweise Oecolampad mag die Propheten und das Hebräische besser verstehen, im Griechischen ihm vielleicht gleich kommen; aber weit steht er wahrlich hinter diesem in Fruchtbarkeit des Geistes, Kraft und Klarheit der Darstellung zurück.“ Während Zwingli diese Predigt hielt, wollte ein Priester Messe lesen, warf aber das bereits angezogene Messgewand von sich mit den Worten: „Ruht die Messe nicht auf heiterem Grunde, so will ich weder jetzt noch nimmermehr solche halten.“

Sintemal meine Widersacher mich für einen Ketzer und Verführer ausgeben; so will ich gerne, fromme Christen, in dieser Versammlung meines Glaubens Rechenschaft geben; und so erkläre ich zum Voraus, dass ich in allen Stücken, die in dem allgemeinen Glaubensbekenntnis enthalten sind, mit allen Rechtgläubigen und Verständigen einig gehe.

Demnach bekenne ich den Glauben also:

“Ich glaube an Einen Gott, den Vater, den Allmächtigen; der ein Schöpfer ist Himmels und der Erden, Und an Jesum Christum, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Maria; der gelitten hat unter Pontio Pilato, ist gekreuzigt, gestorben und begraben, ist abgefahren zu den Höllen, am dritten Tage wiederum auferstanden von den Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist. Eine heilige, allgemeine christliche Kirche, die da ist eine Gemeinde der Heiligen. Ablass der Sünde. Auferständnis des Leibes, und ewiges Leben. Amen.“

Nun will ich den Sinn dieses Glaubensbekenntnisses erläutern. Wenn ich im ersten Satz bekenne und spreche: „Ich glaube,“ so nehme ich hier „glauben“ in der Bedeutung von „Vertrauen,“ wiewohl dieses Wort in einigen späteren Sätzen des angeführten Glaubensbekenntnisses für „Glauben schenken“ zu nehmen ist, was wir in der Folge zeigen werden. Aber an dieser Stelle wird „glauben“ für „vertrauen“ genommen; denn insofern der Mensch nur glaubte, dass wohl ein Gott wäre, sich aber nicht an diesen Gott mit unbedingtem Vertrauen ließe, so täte er nichts mehr, als wenn einer unter uns glaubt, dass die Türken den Mahomet verehren, er aber selbst ihn nicht verehrt; so wäre freilich dieser Glaube auch nicht schädlich, indem er keine Zuversicht auf Mahomet setzte. Gleicherweise wäre aber auch unser Glaube unfruchtbar, wenn wir nur glaubten, dass ein Gott wäre, aber nicht auf ihn, als auf unsern Gott und Vater, vertrauten. Ebenso wenig es für uns schädlich ist, dass man Mahomet verehrt und auf ihn vertraut, insofern wir dieses nicht tun. Denn auch die Teufel glauben, das ist, wissen wohl, dass ein Gott sei, aber sie zittern; denn sie sind des inne geworden, deshalb zittern sie noch ab ihm, vertrauen aber nicht auf ihn, versehen sich nichts Gutes zu ihm, und lieben ihn auch nicht.

„An Einen Gott.“

„Einen“ setzen wir gewöhnlich im Deutschen, und zwar richtig, obgleich es im Lateinischen nicht ausdrücklich dasteht. In der Erläuterung symboli secundo conditi, das wir das Patrem nennen, ist es aber wohl und richtig hinzugefügt.

„Gott.“

Wir Deutsche haben den Namen „Gott“ von „Gut“ genommen und denselben ihm, dem höchsten Gute, beigelegt. Die Hebräer haben den höchsten Namen Gottes nur aus Atemlauten (Hauchlauten) zusammengesetzt und wollen dadurch anzeigen, dass Gott dasjenige Gut sei, in dem alle Dinge wachsen, leben und sind. Act. XVII, 28. Weil der Atem das unzweifelhafteste Zeichen des Lebens ist, haben die Hebräer dem Gute, welches das Leben und Wesen der Dinge ist, den Namen gegeben, der nur aus Hauptbuchstaben zusammengesetzt ist. Dabei halten sie diesen Namen in solcher Verehrung, dass sie ihn nicht aussprechen, weil sie dafür halten, der heilige und höchste Name Gottes dürfe nicht mit menschlichen Lippen genannt werden. Die Griechen haben den Namen Gottes, wie auch Plato es behauptet, von „beispringen,“ „helfen“ hergeleitet, in der Ansicht, dass Gott derjenige sei, der allenthalben sei, alle Dinge ordne, dass man ihn an keinem Ende entbehren könne, dass er allenthalben zu Hilfe komme und beispringe. Die Lateiner haben den gleichen Namen (Deus) wie die Griechen.

Aus diesem Allem wolle man entnehmen, dass wir diesen Glaubenssatz in dem Sinne bekennen: unser Glaube, unsere Zuversicht und unser Vertrauen stehe allein zu Dem, Der das wahre und höchste Gut sei, das Wesen und die Kraft aller Dinge, und dass wir unsere Zuversicht zu keinem andern „Guten“ haben, als zu dem, der das Gute ursprünglich also ist, so dass nichts Anderes gut sein mag, als aus Ihm und durch Ihn. Hier fällt alle Trostzuversicht zu der Kreatur weg; denn sobald wir auf die Kreatur vertrauen, misstrauen wir Gott; und es ist auch nie eine Kreatur so heilig gewesen, dass sie Vertrauen auf sich gelehrt; somit ist sie auch nicht heilig gewesen. Das Vertrauen aber, das ein Freund zum andern hat, ist nicht ein so unzweifelhaft sicheres, wie der Glaube an Gott es ist. Denn wir haben selbst viel Sprichwörter, durch welche wir einander warnen, nicht zu sehr auch auf den unzweifelhaftesten Freund sich zu verlassen. Wenn uns aber Gott durch den Nächsten Gutes zufügt, so geschieht dieses nach der von Gott festgesetzten Ordnung, denn, sintemal Gott die Liebe gegen sich also anbefohlen, dass Er nicht von uns anders geliebt sein will, wir lieben denn auch den Nächsten, umfassen wir mit Einer Liebe Gott als den Brunnen und Ursprung alles Guten, und den Menschen, durch den Er uns das Gute wie durch einen Kanal, oder durch eine Röhre zufließen lässt.

Also ist Gott, auf den wir vertrauen, das einzige Gut, das wahrhaft zuverlässig ist. Deshalb ist auch Alles, was Er ist, und was in Ihm begründet steht, untrüglich und allein sicher und unerschöpflich.

Nun kann das Gute nicht unweise sein. Ist es aber weise, so muss es eine solche Weisheit sein, dass sie alle Dinge sieht, und zwar klar und bestimmt, ohne alle Dunkelheit und ohne allen Zweifel, denn alles, was es ist, ist es aufs Allervollkommenste. Und wie es allein gut ist, so ist es auch untrüglich weise. Denn wie wir nicht gut sind, er verleihe uns denn Güte, also sind wir auch nicht weise, er verleihe uns denn Weisheit. So nun Er die Weisheit verleiht, so muss Ihm daran nicht mangeln, noch muss auch seine Weisheit durch Austeilen gemindert werden, sonst wäre sie längstens vielseitig gemindert worden, was aber keineswegs der Fall ist. Es kann auch seine Weisheit keine ruhige, untätige Tugend sein, wie wir zuweilen bei Menschen sehen, die angestrengt viele Dinge betrachten und ermessen, doch keine Übung erlangt haben, weise und treu zu handeln und zu ordnen, und die demnach in der Tat nicht weise sind. Denn wie auch Socrates behauptet, gehört ein Weiser nicht sich selbst, sondern er ist ein Gemeingut, so folgt, dass Weisheit ohne Güte nicht Weisheit, sondern eine trugvolle Arglist sei. Wenn aber Gott das vollkommenste Gut und ohne Mangel ist, so muss auch seine Weisheit ganz ohne alle Mängel sein. Ist sie ohne Mängel, so gibt es auch nichts, das sie nicht sehe; es kann nichts durch sie gewirkt werden, das nicht gut wäre; es kann auch nichts geschehen oder unterbleiben, das er nach seiner Weisheit nicht fordern oder hindern müsste, oder nach seiner Güte nicht zum Rechten und Guten vollendet würde. Solches nennen wir die Vorsehung, welche, auch nach der Behauptung der Theologen, nichts Anderes ist, als die wirkende (tätige) Weisheit Gottes, durch die er alle Dinge ordnet, schafft, fordert, hindert nach seinem Willen, das ist, zum Besten, denn er kann nichts als Gutes wollen. Hierzu wird auch die Allmacht erfordert; denn es ist nicht genug, dass Einer Etwas wisse und kenne, sondern er muss es vollbringen können. Da wir aber später von der Allmacht Gottes reden werden, wollen wir uns wieder zur Vorsehung wenden.

Die Vorsehung Gottes regiert und leitet alle Dinge so gewiss, das es ein Wunder ist, dass wir dieses nicht allgemein besser erkennen. Denn gleich wie derjenige, der ein Haus baut, alle Winkel und Gemächer zu besonderem Gebrauche und Nutzen bestimmt, so können wir von Gott nicht anders denken, als dass er nichts geschaffen habe, dessen Gebrauch er nicht bestimmt vorausgesehen. Und wie ferner ein Handwerker alle seine Werkzeuge kennt, gebraucht oder ruhen lässt, jedes nach seinem Willen, auch derer keines besitzt, dass er vergäße (sofern er ein vollkommener Handwerker ist; wie wir denn bei Gott alles in der höchsten Vollkommenheit voraussehen müssen), wenn er es gleich lange Zeit ruhen und vom Roste angreifen lässt: also kennt Gott alle seine Geschöpfe, gebraucht, übt und nützt sie, wie er es will, und es ist keins, dessen er vergessen könnte, denn er kann gar nicht vergesslich sein, weil Vergesslichkeit ein Mangel ist, er aber als das vollkommenste Gut keinen Mangel an sich haben kann, daher auch nicht vergesslich sein kann. Darum sollen wir uns seine Vorsehung viel besser vergegenwärtigen, als es gemeiniglich geschieht. Wird uns Ehre und Reichtum zu Teil, so sollen wir immerhin bedenken, das geschieht nach Gottes Ordnung. Vergiss dich nicht und handle nicht wider Gott, indem du dich überhebst wegen einer Gabe, die Gott dir verliehen hat. Siehe, Gott hat Jenen von Ehre und Reichtum verstoßen, denn er will ihn jetzt ruhen lassen, wie ein Werkzeug, das abgebraucht ist, oder das vielleicht nicht angemessen noch gut ist. Befleiße du dich nur, dass du nicht auch verdienst, verworfen zu werden. Begegnen dir aber Krankheit und Widerwärtigkeit, so gedenke immerhin, jetzt legt dich Gott auf die Seite, wie der Schlosser eine abgestumpfte Feile. Vielleicht zieht er dich wieder hervor zu seiner Zeit; wo nicht, so kannst du nicht mehr aufkommen, sondern du musst dich seinem Willen in Geduld unterwerfen. Und wenn wir solcher Weise Gottes Vorsehung recht anerkennen, würden wir mehr Gleichmut, Geduld, Freude und Gemütsruhe erlangen, es gäbe auch nicht so viel Krieg, Zwiespalt und Jammer in der Welt.

Wir lernen auch an dem Schicksal der Großen dieser Welt die Vorbestimmung und Vorsehung Gottes kennen. Da er heben sie sich zum Kriege mit aller Rüstung, mit Geld, Speise, Waffen, Werkzeugen, Büchsen, Rossen, mit Knechten, Hauptleuten und Kriegserfahrenen, mit Verräterei und gemeiner Gunst so wohl versehen, dass nicht allein die Einfältigen, sondern auch die Klugen dieser Welt sprechen, es sei nicht möglich, dass dieser oder jener nicht den Sieg davon trage. Aber bald darauf vernimmt man ein ebenso großes Geschrei, wie sie geflohen oder überwunden worden seien, als früher das Poltern und Trotzen groß war. Daraus ersehen wir wohl, dass der Erfolg nicht von unserm Vornehmen und Eilen, sondern vom Ordnen und Begnadigen Gottes abhängt. So viel in Kurzem vom Glauben an Gott, von seiner Güte, Weisheit und Vorsehung. Die Zeit erlaubt nicht, dieses mit Beweisstellen aus der Heiligen Schrift zu begründen. Uns genüge, dass wir daraus ersehen, dass kein verständiger Mensch, geschweige denn ein Gläubiger, unsern Glauben missbilligen kann. Denn wenn alle Philosophen und Weisen beisammen wären, und wir unsern Glauben bekennen würden: Wir vertrauen auf Einen Gott, der das höchste Gut, der allein vollkommen ohne Mangel, gut, weise, verständig, mächtig, stark, unwandelbar, ja allein Gott ist, so würden sie sagen müssen, dass unser Glaube der sicherste, der richtigste und einfältigste wäre von allem Glauben, der in der Welt ist, denn sie reden von dem allein Vollkommenen. Und wenn wir diesem Einigen anhangen, so kann unser Glaube auch von den Ungläubigen nicht gescholten werden. Hieraus sieht man aber, wie unchristlich die handeln, die uns vor aller Welt verketzern, wenn wir auf den einigen Gott vertrauen lehren; da doch der erste Satz in unserm Glaubensbekenntnis das fordert, und wir alle das bekennen.

Ich bekenne ein göttliches Wesen, das aber Vater, Sohn und Heiliger Geist, also drei Personen ist; nicht ist dieses aber so zu verstehen, dass eine Person auch ein besonderes Wesen sei, sondern es sind drei Namen und drei Benannte. Auf gleiche Weise hat Gott auch den Menschen erschaffen, indem er ihm Verstand, Gedächtnis und Wille verliehen, welche drei Seelenvermögen doch nur Eine Seele bilden. Der Verstand ist etwas anderes, als das Gedächtnis, und das Gedächtnis ist etwas anderes, als der Wille. Der Verstand ist das Licht in unserm Innern, das erkennt und urteilt. Das Gedächtnis ist gleichsam die Kraft oder der Diener, der das ein- oder mehrmals Gesehene und Erkannte, welches alsdann im Hintergrunde unserer Seele aufbewahrt wurde, wieder hervorbringt. Der Wille entschließt sich nach Ermessen und nach der Erkenntnis des Verstandes, das Erkannte anzunehmen oder nicht. Wie es sich nun mit diesen drei Kräften der Seele verhält, so verhält es sich nach der Ansicht aller Theologen mit den drei Personen der Gottheit, nicht zwar ganz gleich, aber ähnlich. Das ist das gewöhnliche Beispiel der Gelehrten. Wer aber sich die Sache dadurch nicht klar gemacht findet, der wähle sich ein anderes Gleichnis. Stelle dir z. B. einen dreieckigen Brunnen vor. Dieser dreieckige Brunnen ist nur Ein Brunnen, hat nur Ein Wasser, Eine erquickende und tränkende Kraft, dennoch heißt er ein dreieckiger Brunnen. Keine Ecke ist aber daran eine andere, und alle drei bilden Einen und denselben Brunnen. Diese sowie alle andern Gleichnisse davon werden allein zur Veranschaulichung gewählt, nicht als ob die Gottheit nicht aller Kreaturen Bildnis und Schöne weit überträfe, sondern damit den Einfältigen ein Bild an die Hand gegeben würde, wie man dieses auch den Kindern tut.

„Den Allmächtigen.“

Unter „Allmächtigen“ verstehe ich hier nicht nur, dass Er alle Dinge zu tun vermöge, sondern dass auch keine Kraft noch Macht außer Ihm bestehe, dass ist, nicht dass Er allein könnte, wenn Er es vielleicht wollte, gleichwie auch der Mensch zuweilen Etwas will, zuweilen nicht, sondern auch, dass Er die Macht aller Dinge also ist, dass kein Ding eine Kraft hat außer Ihm; denn Er ist die Kraft aller Dinge in dem Maße, dass kein Ding eine Kraft hat ohne Ihn, und dass überhaupt keine Kraft noch Macht besteht außer derjenigen, die von ihm ausgeht. In dem Sinne heißt er der „Allmächtige.“ Alles also, was Kraft oder Macht ist, oder solche besitzt, ist nur deswegen so beschaffen, weil Er es so gemacht hat, und die Kraft, die irgendeinem Dinge innewohnet, ist Gott selbst. Hier fällt, um kurz zu bemerken, der freie Wille dahin. Denn woher stammen wir? oder wer sind wir? oder worin bestehen wir? Hing es von uns selbst ab, uns so zu erschaffen; warum sind wir denn nicht stärker, weiser und schöner? Hing es aber von unsern Vätern oder Müttern ab; warum sind wir denn nicht holdseliger, reicher, herrlicher und größer? Da wir doch ohne Zweifel, wenn solches von uns oder unsern Eltern abhinge, im höchsten Grade weise, stark und schön rc. wären, ja wir reichten durch den Himmel hinauf und überhöben uns über Gott selbst. Wer sind wir aber? Sind wir Schöpfer oder Geschöpfe? Wir sind ohne Zweifel geschaffen und zwar nicht durch uns selbst, wie wir soeben vernommen. Warum schreiben wir denn uns etwas Gutes zu, da wir doch erkennen, dass unser Schöpfer allein es ist, der alle Dinge erschaffen hat? Worin bestehen wir? Bestehen wir in uns selbst, warum erhalten wir uns nicht, dass wir nicht altern, kränkeln und sterben? Daraus ersieht man leicht, da wir weder Sonne noch Mond, weder Luft noch Wärme, weder Feuchte noch Kälte verleihen können, wesentlich unabhängig zu bleiben, auch weder wir uns selbst, noch unsere besten Freunde uns solches geben können, dass wir auch keinen Atemzug tun können, ohne dass Gott uns die Kraft dazu erteile und unsern Atem belebe. Warum hält denn der Mensch so viel auf sich selbst? Wenn wir nach dem Ausspruche Christi auch nicht eine Elle unserer Leibeslänge zuzusetzen vermögen, wie viel weniger vermögen wir Etwas zu betrachten, zu ermessen, vorzunehmen, zu wissen, zu erwägen, zu ersinnen und zu wollen, ohne die Kraft, die unserer Seele überhaupt verleiht, dass sie sei, lebe, verstehe, erwähle und wirke.

Solches möchte jemand als eine spitzfindige Untersuchung und als eine Erfindung unseres Verstandes ansehen, was es aber nicht ist, sondern es ist eine Folge unserer Erkenntnis des höchsten Gutes und der Geschöpfe. Dazu sagt auch Paulus Röm. 1, 20, dass die ewige Kraft und Gottheit erkannt werde (nämlich zum Teil) durch nachdenkliche Betrachtung der Werke der Schöpfung. Wenn wir nun alle geschaffenen Dinge betrachten, so ersehen wir ebenfalls an ihnen, dass sie nicht aus sich selbst entstanden sind, noch aus eigenem Wesen und eigener Kraft bestehen, wie wir solches erst beim Menschen auch gefunden haben. Wir wollen zunächst die Erde betrachten. Ist das Erdreich durch sich selbst entstanden, wo ist es denn gewesen, bevor es sich selbst erschaffen hat? Ist es früher Geist gewesen, und erst später Materie geworden? Oder wie hat es, bevor es selbst war, den Entschluss fassen können, sich selbst zu erschaffen? Hat es aber sich selbst so zu erschaffen vermögen, warum hat es sich nicht zu Wasser, zu Luft, oder Fener, oder noch etwas Höherem gemacht, statt dass es sich zum allerniedrigsten Geschöpfe erschaffen hat? Ist es aber eigenen Wesens, warum verschlimmert es sich, wenn man es nicht bebaut? Warum trägt es nicht von selbst, ohne Pflege, Jahr für Jahr, Frucht genug? Ist es etwa missgünstig? Oder ist es selbst eigenen Wesens und aus sich selbst? Nun kann doch nicht dargetan werden, dass es Vernunft und Wissen besitze, wodurch es sich gestalten und erschaffen könnte; da es heutzutage weder Vernunft noch Wissen besitzt. Deshalb ist nicht zu denken, dass es sich selbst mit Vernunft erschaffen, und nun aber Vernunft und Wissen verloren habe, denn welche Vernunft könnte sich selbst vernichten? Ist es aber an sich unverständig von Natur, und doch eigenen Wesens, so müsste es ewig sein; denn wenn es sich selbst nicht erschaffen hat, noch von Jemand anderem erschaffen wäre, und doch wäre, aber unverständig, so müsste es ohne Zweifel ewig sein; denn wenn es sich selbst nicht erschaffen hat, noch von jemand anderem erschaffen wäre, und doch wäre, aber unverständig, so müsste es ohne Zweifel ewig sein. Wäre es aber ohne Anfang und ohne Ende, so müsste es unendlich sein, deshalb wären alle Dinge nichts als ein Erdreich. Ich weiß zwar hierbei wohl, was die Philosophen de infinito quanto1) sagen, lasse mich dadurch nicht beirren. Denn so die Erde ohne Anfang und ohne Ende und eigenen Wesens wäre, so müsste sie auch unendlich sein. Denn sie ist eine Materie, ja die größte Materie. Wenn sie aber nicht unendlich ist, aber doch eine Materie, so muss sie erschaffen und nicht eigenen Wesens sein. Daraus folgt, dass die Herberge oder Heimat, in welcher wir hier in dieser Zeit wohnen, von einem Andern geschaffen ist. Und das ist das Gute, der Gott und Herr, der alle Dinge geschaffen hat und der auch aller Dinge Wesen ist. Dass aber die Erde nicht aus eigener Kraft besteht, sieht man am Erdbeben; denn sie bewegt sich nicht selbst, weil sie weder Vernunft, noch Empfindung besitzt, dass sie sich entschließen könnte, sich selbst zu bewegen, oder sich gleichsam aus Schmerzempfindung kehren müsste. Daraus folgt, dass sie von etwas anderem bewegt wird. Dieses Andere, das zunächst die eingeschlossene Luft ist, tut es auch nicht von sich selbst, weil es keine Vernunft besitzt, denn besäße es Vernunft, so würde es sich nicht selbst einschließen und gefangen legen, indem es nicht wüsste, wenn es sich befreien könnte. Darum muss es ein Ding geben, welches alle Dinge schafft, ordnet, bewegt und erhält rc. Wie wir nun von der Erde geschlossen haben, so muss man auch von der Luft, vom Wasser und Feuer, auch demnach von allen Gestirnen, Lichtern und Himmeln denken; denn wir finden bei ihnen gleich, wie bei der Erde, dass sie nicht aus sich selbst dastehen, noch eigenen Wesens, noch in sich selbst begründet seien, sondern aus einem Andern. Und dieses Andere kann zum Voraus keine Kreatur sein; denn sonst müsste es noch einen Schöpfer dieses Andern geben, und so müsste man weiter so lange suchen, bis man Eins fände, das durch kein anderes dasteht, und von dem aber alle Dinge stammen. Und das ist der allmächtige Gott, den die Philosophen primum movens, das ist, die erste bewegende Kraft, oder den Urgrund aller Tätigkeit und Bewegung nennen.

Dass aber die Allmacht Gottes nicht allein alle Dinge vermöge, sondern ohne Unterlass alle Dinge ordne und erhalte, ist aus der Vollkommenheit seiner Güte und Weisheit zu er messen. Denn wie das höchste Gut ohne allen Mangel weise ist, so muss es auch ohne allen Mangel mächtig sein. Und das ist die Allmacht. So viel von dem Worte „Allmächtig,“ aus dem wir erkennen, dass der Gott, an den wir glauben, in dem Maße alle Kraft und Macht ist, dass ohne ihn keine Kraft irgend zu sein, oder zu bestehen, oder irgend Etwas zu schaffen vermag.

„Der ein Schöpfer ist.“

Indem wir dem Vater die Allmacht zuschreiben, schreiben wir ihm auch die Schöpfung zu. Nicht dass der Sohn und der Heilige Geist nicht auch allmächtig wären (doch nur mit ihm, wie er), sondern das ist in dem Sinne zu verstehen, wie wir jeder Person etwas Besonderes in Bezug auf persönliche Eigenschaften zuschreiben, so wird auch jeder Person insbesondere Etwas beigelegt, was aber zum Wesen und Substanz gehört, und deshalb auch allen drei Personen zukommt. So z. B. dass der Vater ungeboren, der Sohn geboren, der Heilige Geist von ihnen ausgehe, - das sind persönliche Eigenschaften, also dass sie nur derjenigen Person, der sie zugesprochen werden, zukommen. Der Sohn ist nicht ungeboren, sondern geboren, der Vater ist nicht geboren, sondern ungeboren; der Heilige Geist wird weder geboren noch ungeboren genannt, sondern der vom Vater und Sohn Kommende. Aber hier ist ebenfalls zu bemerken, dass wenn gleich die persönlichen Eigenschaften nicht verwechselt werden, sie doch alle der einigen, wahren Gottheit zugeschrieben werden, wie z. B. Gott ist ungeboren; Gott ist geboren und Mensch geworden; Gott kommt von Gott. Dieses geschieht aus dem Grunde, weil jede der drei Personen das einige Wesen der Gottheit ist, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aber die Dinge, die zwar dem Wesen der Gottheit zukommen, aber den einzelnen Personen besonders zugeschrieben werden, wiewohl sie allen drei Personen gemein sind, sind folgende:

Dem Vater wird Allmacht und die Schöpfung zugeschrieben, nun sind aber Sohn und Heiliger Geist mit ihm gleich allmächtig; dem Sohn wird die Weisheit zugeschrieben, nun sind aber Vater und Heiliger Geist eben dieselbe Weisheit. Dem heiligen Geist wird Tröstung und Entzündung der Liebe zugeschrieben, nun trösten aber der Vater und der Sohn gleichfalls; denn diese Dinge kommen dem einigen göttlichen Wesen zu. Solches durch Schriftstellen beweisen zu wollen, ist wohl unnötig; denn das ganze alte und neue Testament sind des voll, was hier geredet worden; ja man kann kaum einen Blick tun in die Heilige Schrift, wo von der Gottheit und den Personen derselben gehandelt wird, ohne diese Unterschiede zu finden. Also gibt es nicht drei, sondern nur Einen Schöpfer, und dieser ist der Gott des Himmels und der Erde. Unter Himmel und Erde sind aber die Geschöpfe zu verstehen, die im Himmel und auf Erden sind.

„Und an Jesum Christum.“

Jesus ist der Name des Heils; bedeutet so viel als Heiland, Gesundmacher oder Arzt, Schirmer oder Retter. Christus ist der Name seiner Herrlichkeit; denn Christus bedeutet Gesalbter. Der Gesalbte wird bei den Hebräern für König und Gewalthaber genommen, weil die Könige gesalbt wurden, und da nun der Sohn Gottes der Gewaltige ist, der mit dem Vater alle Dinge beherrscht, und unserer Menschheit Heiland und König ist, wird er der Gesalbte genannt; denn ihn um kleiden alle gute Gerüche des Wissens und der Tugenden.

„Seinen eingebornen Sohn.“

Jesus Christus ist in dem Grade Sohn Gottes, dass Gott keinen andern solchen Sohn hat; denn obgleich auch wir Söhne oder Kinder Gottes genannt werden, sind wir doch nur angenommene und nicht angeborene Kinder, aber Jesus Christus ist sein eingeborner Sohn. Daraus sehen wir, dass er nicht ein Sohn Gottes ist in dem Sinne, wie wir Kinder Gottes sind, sonst wäre er nicht der „eingeborne,“ sondern alle Kinder Gottes wären es gemeinsam mit ihm. Wenn er aber der „eingeborne“ ist, so folgt offenbar, dass er der wahre Sohn Gottes sei. Hier sollen wir arme Sünder die Liebe Gottes recht ernstlich zu Herzen fassen, da Gott seinen eingebornen Sohn hat Mensch werden lassen, ihn uns und für uns hingegeben; denn solches Wunder ist nicht umsonst vor unsern Augen geschehen. Alles, was uns Gott sonst gegeben hätte außer ihm, der sein eingeborner Sohn ist, wäre dem menschlichen Gemüte zu wenig gewesen, als dass er unbedingt seinen Trost darein hätte sehen können; denn wir sehen, dass vielen Menschen selbst Christus zu gering ist, so dass sie anderswo Trost suchen. Hätte gleich Gott den höchsten Engel, wie seinen Sohn, mit der Menschheit umkleidet, so wäre uns die väterliche Liebe, die er gegen uns hegt, damit noch nicht offenbart worden. Denn wir sehen auch bei den Menschen, dass alle Guttaten wohl ersetzt werden, die er ohne seine Person anzugreifen, spendet. Wenn aber der Mensch seine eigne Person nicht verschonet, alsdann sehen wir, dass er uns wahrhaft liebt. Da nun Gott sich selbst nicht verschonet hat, indem er nicht einen Engel oder höchstes Geschöpf sandte, unsere Natur anzunehmen, sondern seinen eingebornen Sohn, so sehen wir daraus, dass er uns aufs höchste liebt, ja mehr als sich selbst, da er sich selbst für uns hingegeben hat. O der tiefen unergründlichen Gnade Gottes! Wir sind Sünder und seine Feinde, und er gibt sich selbst für uns dahin! Dieses ist aber alles geschehen, damit wir seine Güte und Vollkommenheit kennen lernen, die Güte an der Gnade und am Erbarmen, die Vollkommenheit an der Genugtuung seiner Gerechtigkeit, die dadurch geschehen, und dass er uns auf sich selbst erbaut und begründet hat und auf kein bloßes Geschöpf. Die Genugtuung, die Gott seiner Gerechtigkeit durch keine bloße Kreatur geschehen ließ, lehrt uns, wie hoch, groß, fest und unwandelbar sie sei, auf dass wir sie immer gering schätzen. Da er selbst menschliche Schwachheit angenommen, so erlernen wir, dass wir uns auf kein Geschöpf verlassen sollen, denn hätte ein Geschöpf diese schwere Ausgabe zu lösen vermögen, so hätten wir auf die Geschöpfe zu vertrauen, wenn aber Gott allein derjenige ist, auf den man sicher vertrauen kann, hat auch derjenige, der das Opfer für unsere Sünde geworden, Gott sein müssen, denn in ihm allein werden wir sicher und unzweifelhaft. Wenn aber Gott nicht leiden kann, derjenige aber, der die göttliche Gerechtigkeit versöhnen musste, ein Opfer und eine Bezahlung werden sollte, so konnte dieses nicht mit der göttlichen Natur allein zu Stande gebracht werden; denn die Gottheit kann nicht sterben, noch leiden, noch geopfert werden; deshalb war die Menschheit, die solches kann, notwendig. Da aber der göttlichen Gerechtigkeit Genüge geschehen, und dem Menschen sichern Trost gewährt werden musste, und solches nicht nur kein Mensch, sondern auch kein anderes Geschöpf vermochte; so hat es der Gottheit nötig bedünkt, beide Naturen in einer Person zu vereinigen, damit Einer unsere Gebrechen auf sich nehmen, und durch sein Sterben uns gesund zu machen vermöchte, weil er das Leben wesentlich ist, und darum uns auch ewigen und unzweifelhaften Trost gewähren kann. Denn die zwei Naturen sind auf solche Weise in Christo, dem Sohne Gottes, eine Person, dass jedwedere nichtsdestoweniger ihre Eigenschaften beibehält. So ist auch das glühende Eisen, was die Alten als Gleichnis zur Verdeutlichung anführen, nur Ein Ding, hat aber zwei verschiedene Naturen an sich, diejenige des Feuers nämlich und die des Eisens. Durchhau Etwas mit einem glühenden Schwerte, so kannst du die Eigenschaften jedwederer Natur ersehen: das Eisen haut, das Feuer sengt und brennt. So ist auch in Christo Jesu jedwedere Natur durch besondere Eigenschaften und Wirkungen von der andern unterschieden, und doch ist es nur Ein Christus, nur Ein Sohn Gottes, nur Eine Person. Aber nach der göttlichen Natur tut er Wunderzeichen, macht Blinde sehend, Taube hörend und Tote lebendig rc., aber nach der menschlichen hungert, dürstet und friert es ihn, trauert er, fürchtet sich und begehrt nicht zu sterben und leidet große Schmerzen. Dennoch ist er, was er ist, die Eine Person des Sohnes Gottes. Gleichwie auch der Mensch, nach dem Ausspruch des Athanasius 2), aus zwei Naturen des Leibes und der verständigen Seele zusammengesetzt ist, und doch nur Ein Mensch ist, so verhält es sich auch mit der göttlichen und menschlichen Natur in Christo, davon soll jedoch später mehr folgen.

„Unsern Herrn.“

Diejenigen, welche behaupten, Paulus der Apostel, habe Christum nie oder doch selten Gott genannt, zeigen dadurch nur ihre Unwissenheit an, namentlich dass sie im alten Testamente und in der griechischen und hebräischen Sprache nicht sehr bewandert seien; denn sonst hätten sie längst gelernt, dass die Griechen den höchsten Namen Gottes der Hebräer „Jehova“ mit Κύριον3), übersetzt hätten. Es ist wohl wahr, Κύριον bedeutet im Griechischen, was bei uns „Herr.“ Wenn aber das hebräische „Jehova“ nicht allein Herr, sondern auch das Wesen und Leben Gottes bedeutet, und die Griechen dieses mit Κύριον übersetzen, auch Paulus Κύριον in dem Sinne nimmt, dass es das hebräische „Jehova“ in sich begreife, so folgt daraus, dass, so oft er Christum „Κύριον“, das ist Herrn, nennt, er ihn auch „Jehova,“ das ist, Herr Gott, lebendigen und höchsten Herrscher nennt; denn die Griechen haben auch oft „Jehova“ in Κύριον παντοκράτορα, das ist, in den Herrn Gott Allmächtigen, übersetzt, nur damit sie die Bedeutung des höchsten Namen Gottes vollständig ausdrücken. Aus diesem Allem folgt, dass Paulus Christum Jesum nicht in dem Sinne „Herrn“ genannt, als wollte er ihm dadurch die Gottheit entziehen; sondern, da die Griechen mit dem Worte Κύριον das Gleiche bezeichnen wollten, was die Hebräer mit „Jehova,“ und da Paulus griechisch geschrieben hat, dass er dadurch Christo Jesu den höchsten Namen Gottes beilegen wollte, indem er ihn als unsern Herrn und Gott erkannte.

„Der empfangen ist vom heiligen Geist.“

Der aller Welt Sünde hinwegnahm, sollte auch ohne alle Anfechtung des Fleisches und der Sünde empfangen werden, so dass er, der vom Vater von Ewigkeit her im Himmel ohne eine Mutter geboren ward, auf Erden ohne leiblichen Vater geboren wurde, wie Augustinus sagt und zum Teil auch Paulus an die Hebräer; damit die reine Jungfrau, gleichsam als eine Braut und Gemahlin Gottes, von Gott empfinge, den sie als wahren Gott nach der menschlichen Natur gebären sollte.

„Geboren von der Jungfrau Maria.“

Fromme Brüder! Wenn ich verleumdet werde, gleich als ob ich die Ehre der Jungfrau Maria schmälern wollte, so sage ich also, dass alle diejenigen, welche ausstreuen, ich behaupte, Maria habe mehr Söhne gehabt als Christum Jesum, und dergleichen unchristlich, ungöttlich, ja bübisch ersonnene Reden, mir solches unredlich und gegen die Wahrheit zur Last legen. Ich rufe dafür die fromme Kirche zu Zürich und alle meine Schriften, die ich herausgegeben habe, als Zeugen an. Ich erkenne, dass Maria eine ewig reine Jungfrau sei, nicht wie Faber 4) es tut, ohne, sondern mit der Schrift der Propheten; davon ist aber hier nicht Zeit zu reden.

„Hat gelitten unter dem Richter Pontio Pilato. Ist gekreuzigt, gestorben und begraben.“

Diese Artikel, sowie die Geschichte der Empfängnis und Geburt, sind von den Evangelisten Mathäo und Luca so ausführlich beschrieben, und allen Gläubigen so bekannt, dass nicht Not tut, der Länge nach davon zu reden.

„Ist abgefahren zu der Hölle.“

Wir müssen hier bemerken, dass bei den Lateinern „inferi“ nicht allein die peinliche Hölle oder Fremde bedeutet, sondern die jenseitige Fremde, Heimat oder Wohnung; das Gleiche bedeutet auch „Hölle“ im Deutschen, „Scheol“ im Hebräischen und άδης5) im Griechischen. Also verstehe ich diesen Artikel nicht so, als sei Christus in die ewige peinliche Hölle hin untergestiegen und habe die darin Schmachtenden erlöst, sondern die allein, welche im wahren Glauben aus dieser Welt geschieden, und die sich auf den verheißenen Heiland verlassen hatten, die aber Gott an Orten und Enden, wie es ihm gefällig war, aufbewahrt ohne Pein, außer insofern die Beraubung der Anschauung Gottes und die Sehnsucht danach ihnen solche verursacht. Ja diese hat er durch Verkündigung seiner Erscheinung erfreut und ihrer Etliche auferweckt; alle aber, die des Heils fähig waren, mit sich in den Himmel geführt. Dieses erlernt man Luc. XVI, 19 bis 26, und erste Petri III, 18 ff. und IV, 17. 18.

„Am dritten Tage auferstanden von den Toten.“

Die Auferstehung Christi ist unsere Auferstehung; denn dadurch, dass er auferstanden ist, versichert er uns, dass auch wir auferstehen werden, weil er der Erstling ist unter den Entschlafenen. Sein Sterben ist unser Leben und seine Auferstehung ist unsere Erhaltung. Denn Paulus spricht ersten Kor. XV, 16 also: Wenn die; Toten nicht auferstehen, so wäre Christus auch nicht auferstanden. Hier dünkt uns beim ersten Anblick, Paulus schließe nicht richtig: denn es sei keine notwendige Folge, dass wenn wir nicht auferstünden, Christus auch nicht auferstanden wäre; denn Gott könnte wohl Christus, der sein eigener wahrer Sohn, seines Wesens und seiner Gewalt teilhaftig ist, zur Auferstehung befähigt haben, ohne dass wir darum auferstehen müssten. Aber wenn wir die Schlussfolge recht betrachten, so baut Paulus seinen Ausspruch auf das Tröstlichste, was wir Menschen zu Gott haben, und zwar so: Christus ist unser eigen, und wir sind sein; da wir seine Glieder sind, und mit ihm als mit unserm Haupte Einen Leib bilden. Nun kann weder das Haupt ohne die Glieder, noch diese ohne das Haupt sein; sondern wenn das Haupt stirbt, so sterben auch der Leib und die Glieder; und wenn hinwieder die Glieder umkommen, so kommt auch das Haupt um. Wenn aber das Haupt lebt, so lebt auch der Leib; und so der Leib lebt, so ist es gewiss, dass auch das Haupt lebt; denn der Leib lebt nicht, wenn das Haupt nicht lebt. Daraufhin schließt nun Paulus so: Sintemal Christus unser Haupt ist, und wir sein Leib, so folgt, dass, wenn er stirbt, wir auch sterben, und so er lebt, wir auch leben. Nun ist er gestorben, darum müssen auch wir uns selber absterben. Röm. VI, 4-11. Er ist aber auch wieder lebendig auferstanden mit Leib und Seele, und so werden auch wir mit Leib und Seele auferstehen; denn dass er gestorben ist, das ist um unsertwillen geschehen, damit uns der Tod abgenommen werde; und dass er leiblich auferstanden ist, das ist unseres Leibes wegen geschehen, damit wir sehen, dass derselbe gleichwie der Seinige auferstehen und leben werde. Jetzt steht der Schluss Pauli fest: Wenn die Toten nicht auferstünden, so wäre Christus auch nicht auferstanden: und hinwieder wenn Christus auferstanden ist, so werden auch wir auferstehen. Denn er muss den Brüdern gleich sein. Da er dazu unsern Leib angenommen, so hat er denselben auch zu dieser Herrlichkeit und Würde erhoben. Hat er ihn angenommen, darin zu sterben und gen Himmel zu fahren, so hat er auch unsere Leiber dazu verordnet, dass sie in den Himmel eingehen; denn sein ist die Herrlichkeit, und er versichert uns, dass auch wir zu seiner Herrlichkeit und Ehre gelangen. Und das ist's, was Irenäus6) meint (wovon Faber und Eck 7) plaudern), dass der Leib Christi uns zur Auferstehung speise, das ist, die Auferstehung des Leibes Christi vertröstet und versichert uns, dass auch unsere Leiber auferstehen werden; denn auferstanden, nicht gegessen, versichert er uns. Und weil sie und andere, die in der Schrift nicht geübt sind, dieses nicht sehen, wüten sie so unmenschlich.

„Ist aufgefahren in den Himmel, sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters, des Allmächtigen, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.“

Das sind drei Glaubensartikel, die offen und klar der Gegenwart des Fleisches und Blutes Christi im Abendmahl widerstreiten. Denn wie vorher gesagt, behält jedwedere Natur in Christo Jesu ihre Eigenschaft bei, und da man von der Gottheit nicht sagen kann, dass sie empor oder hernieder fahre, sondern sie ist auf einmal und in Ewigkeit allenthalben, so muss von der Menschheit verstanden werden, dass sie aufgefahren sei, denn in Bezug auf die Gottheit redet Christus Joh. III, 13, er sei im Himmel, während er als Gott und Mensch hienieden auf Erden war. In Bezug auf das Sitzen zur Rechten Gottes, so beschäftigen sich zu unserer Zeit Einige vielfach mit der Untersuchung, was die Rechte Gottes bedeute. Einige sagen, es bedeute die Macht Gottes, ich lasse mir diese Ansicht gefallen; Andere, es bedeute Gott selbst, ich kann auch dieser Ansicht beistimmen. Aber die Folgerung, wenn Gott allenthalben, wenn seine Macht allenthalben, und die Rechte seine Macht bedeute; - so folge, dass auch die Menschheit Christi allenthalben sei, da seine Macht allenthalben sei diese Folgerung geben wir in keinem Falle zu. Christus ist nach seiner Menschheit im eigentlichsten Sinne ein Mensch (immerhin, was sündlich ist, ausgenommen), dass ihm alle Eigenschaften seiner Menschheit eigentümlich zukommen, die auch einem andern Menschen zukommen. Nun kommt aber keinem Menschen, und auch keiner andern Kreatur zu, dass sie allenthalben sei, und so die Menschheit Christi eine Kreatur ist, kann sie auch nicht allenthalben sein. Solches wird aber Alles in der Folge mit Zeugnissen der Schrift klar dargetan werden; damit Niemand sagen könne, wir behaupten es nur aus Vernunftgründen; denn die Unterscheidung zwischen Gott und der Kreatur ist kein Werk des Fleisches. Aber vom Leibe Christi steht in keiner Schriftstelle, dass er auf einmal an vielen Orten gewesen sei; wie Alles später noch folgt. Dabei kann aber nicht so geschlossen werden: die Menschheit Christi ist zur Rechten Gottes, und Gottes Rechte ist allenthalben; so ist auch der Leib Christi allenthalben. Denn so sind alle Kreaturen bei Gott, ohne dass sie aber darum allenthalben sind. Joh. XVII, 24, betet Christus: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast“ rc. Hier frage ich, ob dieses Sein, wo Christus ist, sich auf seine Menschheit oder auf seine Gottheit beziehe? Soll es in Bezug auf die Gottheit Christi verstanden werden, so muss Petrus, Paulus und alle Auserwählten auch hier sein; denn Gott ist hier, wo wir in seinem Namen versammelt sind. Wenn aber die Auserwählten nicht allenthalben sind, so ist klar, dass diese Worte sich nicht auf die Gottheit Christi beziehen; sonst müsste auch folgen, dass die Auserwählten da gewesen, bevor sie geboren wurden; denn es kommt niemanden Andern zu, allenthalben zu sein, als dem Gute, das nicht erschaffen worden, von dem aber alle Dinge herstammen, in dem sie bestehen, und das zugleich in allen Dingen ist. Wenn nun die Auserwählten allenthalben wären, so müssten sie von Ewigkeit her sein, ehe und bevor sie erschaffen waren; auf welche närrische Behauptungen fallen wir da! Soll aber das Sein, wo Christus ist, von der Menschheit verstanden werden, so müssten die Auserwählten auch im Brot und Weine des Abendmahls sein; denn unsere Gegner behaupten, sein Fleisch und Blut sei da.

Sind nun die Auserwählten, wo er ist, und er ist im Brot, so müssen auch die Auserwählten da sein. Da müsste sich der große Christoffel ziemlich stark zusammenschmiegen in ein so kleines Stückchen Brot. Man verzeihe mir diesen Scherz. Würde Jemand sagen, dass die Auserwählten bei Christo wären nach seiner Gottheit und Menschheit, so wäre solches für gläubige Ohren zu viel behauptet; denn in dem Falle müsste auch die heilige Gertrud zur Rechten des Vaters sitzen und nach ihrer Behauptung auch im Brot gegenwärtig sein, wie vorher gezeigt worden. Daraus erlernen wir aber, dass die Geschöpfe bei Gott sein können, ohne darum allenthalben sein zu müssen; sondern da wo sie sind, genießen sie ihre vollkommene Freude in und mit Gott. In dem Sinne ist auch die Menschheit Christi zur Rechten Gottes; und obgleich die Rechte Gottes allenthalben ist, so ist darum die menschliche Natur nicht allenthalben, denn sie ist eine Kreatur. Verstehe mich recht, dass ich nur die menschliche Natur Christi und keineswegs die göttliche, eine Kreatur nenne. Ich weiß zwar wohl, dass der Sohn Gottes und der Mensch Jesus, der von Maria geboren worden, nur Ein Christus ist. Wie aber die Auserwählten Gottes vollkommen Gott besitzen und einnehmen, ihn genießen und sich seiner freuen, wiewohl er allenthalben ist, sie aber nicht allenthalben sind, davon hat uns Gott ein schönes Bild in der Sonne gegeben. Die Sonne wird von allen Menschen in der Welt gesehen, indem sie alle Welt erleuchtet, alle Dinge zu gleicher Zeit befruchtet und erwärmt, ja sie nähret das kleinste Gräschen, sowie den größten Berg oder Baum. Dennoch gibts der Dinge keines, das darum allenthalben wäre, wo die Sonne ist, ja es begehrt keines bei ihr zu sein oder ihre Bahn zu wandeln, sondern es begnügt sich damit, von ihr erwärmt und genährt zu werden, und doch leben alle Dinge unter der Sonne in ihr, genießen sie, sehen sie, und zwar nicht nur teilweise, sondern ganz. So durchdringt Gott alle Dinge, dient allen Dingen zur Freude, Wonne und zum Nutzen; auch selbst den Ungläubigen, wenn gleich gegen ihr Wissen; und doch befindet sich kein Ge schöpf auf Einmal allenthalben, sondern jedes begnügt sich an seinem besonderen Orte zu sein. Die Auserwählten aber schauen Gott, wie wir die Sonne, von Angesicht zu Angesicht, und doch befindet sich keiner von ihnen allenthalben, wo er es ist. Gleicherweise erlernen wir, dass die Menschheit Christi nicht allenthalben sein müsse, ja es auch nicht einmal könne, wo die Gottheit hinreicht; denn diese Eigenschaft des Schöpfers kann nie und nimmer einer Kreatur eigen werden; und dennoch ist Christus zur Rechten Gottes, ja die Kraft Gottes nach seiner Gottheit. Wiewohl Alles, was der Menschheit Christi verliehen wurde, so überschwänglich und hoch ist, dass wir in unserer Kleinheit uns ihm nicht beizählen können; so lernen wir doch aus dem Kleinen das Große, aus dem Regiment eines Hauses das Regiment der Kirche kennen, wie auch Paulus diese Vergleichung anführt. Dieses habe ich um der Einfältigen willen angeführt, die von jenen Großsprechern durch die Rede betäubt und irregeführt werden: Die Rechte Gottes ist allenthalben, Christi Menschheit ist zur Rechten Gottes, darum muss sie auch allenthalben sein. Die Menschheit Christi ist aber nicht in dem Sinne zur Rechten Gottes, als diese allenthalben gegenwärtig ist; denn die Kreatur bedarf des nicht, vermag es nicht, und muss ewig also bleiben, dass sie es nicht will; sondern sie ist in dem Sinne zur Rechten Gottes, dass sie die höchste Ehre und Freude, die der Kreatur verliehen werden kann, genießt. Nun wollen wir die Kundschaften der Heiligen Schrift dafür hören. Christus spricht Joh. XVII, 22. 23: „Vater, die Ehre, die Du mir gegeben, habe ich ihnen gegeben, dass sie Eins seien, gleichwie wir Eins sind, ich in ihm, und Du in mir, damit sie vollkommen Eins seien.“ Hier sehen wir, dass obgleich Christus unser und in uns ist, wir darum noch nicht da sind, wo er ist, weder nach der göttlichen noch nach der menschlichen Natur, und dennoch ist er in uns.

Johannes spricht in seinem ersten Briefe IV, 16: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“ Nun haben wir zwei Kundschaften, die eine, dass Gott in uns sei, die andere, dass wir in Gott seien. Diese Reden würden viel eher zum Beweise dienen, dass wir allenthalben wären, wie Gott allenthalben ist, als dass wir zu seiner Rechten sitzen; denn bei einem Dinge sein ist eine geringere Gemeinschaft, als wenn wir in demselben sind und es in uns ist. Demnach folgt darum nicht, ob wir gleich in Gott sind und Gott in uns ist, dass wir darum auch allenthalben seien; und dennoch haben wir, schon dieweil wir hienieden leben, Gottes genug in uns, indem Er sich uns in dem Maße mitteilt, in welchem wir Ihn zu fassen vermögen; und wenn wir dort bei Ihm sein werden, werden wir in gleichem Maße Ihn nach unserm Vermögen genug besitzen; ohne dass wir jedoch weder hier noch dort allenthalben wären, wo Er ist, noch unendlich wie Er es ist. Also hat auch die Menschheit Jesu zur Rechten Gottes ihren Sitz, ist in Gott und Gott in ihr; und dennoch ist sie deswegen nicht allgegenwärtig. Zur Erläuterung dessen will ich ein Beispiel anführen: Die Luft ist in uns und wir in ihr, dennoch sind wir nicht allenthalben, wo die Luft ist, und dennoch sind wir nirgends, wo sie nicht ist; ja wir könnten sie auch nirgends ermangeln. Aber dieses wollen wir nun lassen, und in Kurzem den Grund anzeigen, wodurch wir zur Erkenntnis gelangt sind, dass Christi Leib und Blut nicht wesentlich oder leiblich im Abendmahl genossen werde, woraus man ebenfalls erlernen wird, wie Christus zur Rechten Gottes sitze. Solches wollen wir tun, indem wir verschiedene Schriftstellen, die den Irrtum nicht ertragen können, anführen und einander entgegensetzen; denn also muss nicht allein mit dem Worte Gottes, sondern mit allen Lehren, Schriften und Satzungen gehalten werden, dass man Schriftstellen durch Vergleichung mit andern gleichartigen und ungleichartigen Schriftstellen erläutere.

Und so vernimm denn erstlich, dass mich vor Allem der Glaube zu dieser Erkenntnis geleitet hat. Mag mir dieses Jeder auslegen, wie er es will. Nachdem ich aber endlich, nach dem Ausspruche Christi, Joh. VI, 35: „Wer zu mir kommt, den wird nicht mehr hungern, und wer an mich glaubt, den wird nicht mehr dürsten,“ - zur Einsicht gekommen, dass alle Sicherheit der Seele einzig im Glauben an Gott beruhe, habe ich kein Ding erfinden können, welches die Seele zu speisen vermöchte, sondern dass Solches nur der gütige und gnädige Geist Gottes tun müsse. Denn auch der teure Tod Jesu Christi, der unser Leben ist, ist nur für den wirksam, welchen der Vater gezogen hat, wie auch Christus spricht: „Niemand kommt zu mir, der Vater ziehe ihn denn.“ So erfahren wir täglich, wie wir Alle die Gnade Gottes, die uns durch Jesum Christum bewiesen worden, verkündigen hören; aber es nimmt das Niemand an, als diejenigen, welche im Herzen von Gott erleuchtet und zu seiner Liebe erwärmt und gezogen werden.

Ich habe auch ferner gefunden, dass uns Christus vielfältig, wie man das zumeist im Evangelio Johannes findet, vom Vertrauen auf seine leibliche Gegenwart zu entfernen gesucht, und dass er uns, so wir seinen Leib sinnlich genießen, keine Verheißung getan; dagegen klar ausgesprochen, dass uns zum Nutzen und Frommen gereiche, wenn er von uns gehe. Aber vom Geiste redet er also: „Ich will Euch einen andern Tröster senden, den Geist der Wahrheit, der bei Euch bleiben wird ewig. Siehe, was kann wohl Deutlicheres gesagt werden? Leiblich will er sich uns entziehen, aber trostlos will er uns nicht lassen. Womit verheißt er uns aber zu trösten? Nicht damit, dass er uns sein Fleisch und Blut zum leiblichen Genusse gibt, sondern mit seinem lauteren Geiste, der die Wahrheit sei und auch bei uns bleibe. So sollen wir denn nicht auf jene kindischen Tröster horchen, die da reden, der leibliche Genuss des Fleisches Christi tröste die Seele, nehme die Sünde hinweg und dergleichen unbegründete Geschwätze führen.

Zum Dritten ist wohl jener Ausspruch Christi einer der vornehmsten, der mich vom leiblichen Genusse des Fleisches und Blutes Christi abgelenkt, den Christus, Joh. VI, 63, tut, indem er spricht: „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch ist kein nütze.“ Hier darf man sich nicht auf das Gerede Einiger verlassen, welche sagen wollen, Christus rede hier von der Natur des Geistes und Fleisches überhaupt und nicht von seinem eigenen Fleische; und so übersetzen sie diese Stelle: Fleisch ist nicht nütze,“ lassen aber das Wörtlein „das“ willkürlich weg und wollen wieder nicht sehen, dass Christus auf das Gemurmel der Juden antwortete, welches sie aus dem Grunde führten, weil sie glaubten, Christus sage, dass sein Fleisch leiblich gegessen werden müsse; deswegen spricht er: Der Geist ist es, der das Leben verleiht, von dem ich rede; das Fleisch aber, wenn es gegessen würde, wie ihr es meinet, ist nichts nütze.“ Denn gleich davor steht es: „Da Jesus erkannte, dass seine Jünger deswegen murrten, sprach er.“ Nun ist aber offenbar, dass die Jünger nicht darum murrten, weil er von der bösen Art des Fleisches geredet; denn davon hatte er ihnen an dieser Stelle nichts gesprochen; wohl aber hatte er zu ihnen „vom Essen seines Fleisches“ geredet, was er anders versteht, als sie es verstanden; denn sie verfielen auf das leibliche Essen, indem sie wähnten, sie müssen sein Fleisch essen, und so sprachen sie: „Wie kann der sein Fleisch zu essen geben?“ Das war es, warum sie murrten und was auch Jesus bemerkte, und ihnen darüber antwortet. Darum ist es unwiderredlich, dass Christus von dem Essen seines leiblichen Fleisches versteht, wenn er spricht: Das Fleisch ist gar nichts nütze.“ Noch viele andere Gründe finden sich in der Schrift angezeigt, die dartun, dass Jesus an dieser Stelle nicht von fleischlichem Sinn und Art redet. Und wiewohl viele Widersacher ihren Kopf daran stoßen, müssen sie immerhin darneben vorbei und zugeben, dass das Fleisch zu essen gar nichts nütze sei. Hierbei ist aber wohl zu merken, dass wir nicht sagen wollen, der Leib Christi sei zu nichts gut oder nütze, denn wer könnte wohl so unsinnig sein, zu behaupten, seine Menschheit sei angenommen worden, ohne einen guten Zweck oder ohne allen Nutzen und Frommen? Aber leiblich zu essen ist er nichts nütze, ist auch nicht darum in die Welt gekommen. Daher widerstreitet diese Stelle aufs Kräftigste der Lehre von der Gegenwart des Fleisches Christi im Abendmahle; denn da sein Fleisch nichts nütze ist zum Essen, kann nicht zugegeben werden, dass die Worte: „das ist mein Leib, der für Euch gegeben wird“ so verstanden werden sollen, als habe er damit uns sein Fleisch zu essen gegeben.

Zum Vierten spricht Christus, Matth. XXVI, 11: „Mich aber werdet ihr nicht alle Zeit bei euch haben;“ und Matth. XXVIII, 20: „Siehe, ich werde bei euch sein alle Zeit bis zum Ende der Welt.“ Diese zwei Stellen scheinen beim ersten Anblick einander gerade zu widersprechen, insofern wir nicht die beiden Naturen in Christo bestimmt unterscheiden. Wollte man die erste Stelle also verstehen, dass wir ihn nach seiner Gottheit oder Gnade nicht immer bei uns haben, so könnte solches nicht angehen; denn nach seiner Gottheit muss er nicht allein bei uns, sondern allenthalben sein. Daraus folgt, dass wir diese Stelle allein auf die Menschheit beziehen müssen; dagegen die zweite: „Siehe, ich bin alle Zeit bei euch rc.“ allein auf die Gottheit. Sofern aber Christi Leib im Brote wäre, so hätten wir ihn auch nach seiner Menschheit bei uns. Nun kann aber Christus nicht lägen, und er verneint seine immerwährende Gegenwärtigkeit bei uns; nach seiner Gottheit aber kann er gar nicht entfernt sein; somit folgt, dass jener Ausspruch sich allein auf seine Menschheit bezieht. Wenn er nun nicht bei uns leiblich gegenwärtig sein kann, so folgt, dass die Sakramenthäuslein, Messen und andere Dinge, die zur Verehrung seines gegenwärtigen Leibes eingeführt worden und im Brauche sind, Kinderspiele seien. Der Geist macht lebendig, nicht das Fleisch.“

Zum Fünften spricht er selbst, Joh. III, 6: „Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geiste geboren wird, das ist Geist.“ Hier lassen wir alles Schreien der Widersacher fallen; denn sie sind allzu schwach wider uns. Unsere Meinung ist allein diese: genießen wir den Leib Christi in leiblicher Weise, so muss er etwas gebären in uns. Nun fragen wir, ob die Seele mit Fleisch gespeist werden könne? Darauf muss man antworten: Nein, denn es muss Geist sein, was den Geist erneuern, trösten und lebendig machen soll, Joh. VI, 63. Kann nun die Seele durch kein leibliches Essen lebendig gemacht werden, und ist hinwieder, was vom Fleisch geboren wird, Fleisch, so folgt, dass wir den Leib Christi nicht leiblich genießen, denn die Seele kann er nicht speisen und der Leib des Menschen bedarf solcher Speise nicht. Denn wenn der Genuss des Leibes Christi unsere Seele erretten könnte, so hätte es seines Sterbens nicht bedurft.

Zum Sechsten spricht Christus selbst, Matth. XXIV, 23: „Wenn man Euch alsdann sagen wird: Siehe, da oder dort ist Christus, so glaubt es nicht.“ Hier warnt er uns, nicht zu glauben, wenn man ihn uns an diesem oder jenem Orte zeigen wolle. Hier bestreiten die Widersacher diese Auslegung, doch so ungründlich, wie überall, indem sie folgende Erklärung dieser Stelle beifügen: Ja, wenn man uns lehren wolle, dass das Heil an diesem oder jenem Orte gebunden sei, so wollen wir es nicht glauben. Aber aus der Stelle, Luc. XVII, 24. 30 ersieht man wohl, dass er hier von seiner leiblichen Gegenwart redet, wie er zum Gerichte wieder kommen wird; vorher sollen wir es aber nicht glauben, wenn man ihn hier oder dort zeigen wolle. Es würde uns zu lange aufhalten, wenn wir dieses noch weiter erdauern wollten. Lassen wir auch das zu, dass auch das Heil nicht an diesem oder jenem Orte oder Orden gebunden sei.

Zum Siebenten spricht Christus selbst, Joh. XVI, 28: „Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen, und nun gehe ich zum Vater.“ Hier sehen wir wieder, dass er die Welt nur leiblich verlässt, denn nach seiner Gottheit kann er sie nicht verlassen. Und wenn die Widersacher sagen: Wir haben das Wort Gottes: „das ist mein Leib,“ und dieses Wort lügt nicht, so antworten wir: wie aber kann dieses lügen, das er spricht: „Wiederum verlass' ich die Welt?“ gleich als ob die angeführten Stellen und die noch folgenden nicht auch Worte Gottes wären. So pflegt man zu toben, wenn man sieht, dass man sich geirrt hat. Wir führen aber darum diese Worte an, weil sie klares, deutliches Wort Gottes sind, ohne alle Dunkelheit, nun widerstreiten sie dem Worte: „das ist mein Leib,“ darum muss dieser Widerspruch in unserm Verständnis gelöst und Einigkeit hergestellt werden; denn im Worte Gottes stimmt ohne Zweifel Alles überein: Wenn er nun die Welt verlassen hat, so ist er nicht mehr hier, doch ist er nur leiblich nicht mehr hier. Diese Worte sind klar und deutlich und lassen auch keine andere Deutung zu, sondern müssen einfältig so verstanden werden, dass er die Welt nach seiner menschlichen Natur verlassen habe, und gen Himmel zum Vater hinauf gefahren sei. Er spricht auch nicht: Ihr werdet mich in der Welt nicht sehen, wie die Päpstler gerne diese Worte deuten möchten. Ja, sprechen sie, er habe sich bloß unserm Anblick entzogen, dass wir ihn nicht sehen. Doch ihre Deutung kann nicht bestehen, denn es folgt: „Ich gehe zum Vater.“ Dieses folgt darum dem „verlassen,“ dass er zeige, wohin er komme, nachdem er von uns weggegangen sei. Aber daran liegt wenig, wie sie nach Deutungen suchen; denn wir sehen wohl, wie lahm ihre Deutungen sind und aus dem Worte Gottes nicht bewährt werden können; nun darf aber keine Deutung angenommen werden, die nicht im Worte Gottes begründet ist. Doch so haben wir zwei untrügliche Stellen aus dem Worte Gottes für uns: „Mich werdet ihr nicht immer bei euch haben.“ Hier spricht er deutlich: „ihr werdet mich nicht haben,“ und nicht: „ihr werdet mich nicht sehen.“ Und ich verlasse die Welt wieder, nicht: Ich werde in der Welt nicht mehr gesehen.

Zum Achten folgt das dritte Wort, das wiederum der Mund des Sohnes Gottes selbst spricht, Joh. XVIII, 11: „Fürder werde ich nicht mehr in der Welt sein; sie aber (die Jünger) werden in der Welt sein.“ Nun wohlan, was will die Widerpart zu dieser Stelle sagen? Wir haben hier ebenso bestimmt das Wort „sein,“ als sie das Wort „ist“ haben. Wenn das Wort Gottes nicht nur dann gelten soll, wann sie es wollen, so stehen wir hier auf viel festerem Grunde als sie. Denn hier haben wir ein Wort, welches keine bildliche Deutung leiden kann, denn es folgt: „und ich komme zu Dir.“ So haben sie das Wort, das ohne bildliche Deutung nicht bestehen kann, nämlich das Wort: „das ist mein Leib,“ denn es folgt: „der für euch hingegeben wird;“ denn wir können den Leib nicht also essen, wie er hingegeben worden. Also haben wir außer dem Worte „hingehen“ und „hinweggehen,“ was so oft von Christo selbst gebraucht wird, drei unbestreitbare Ansprüche: „ihn nicht immer haben,“ „er werde die Welt verlassen“ und „er werde fürder nicht mehr in der Welt sein,“ welche so fest stehen, dass keine Deutung erdacht werden kann, die durch diese Aussprüche nicht leicht umgestürzt werden könnte.

Zum Neunten haben wir wider die erdichtete Deutung, „ja wir essen den Leib Christi, wie er von den Toten auferstanden sei, wie sie sagen, nicht allein die Worte: „der für euch hingegeben wird,“ die uns lehren, dass er uns nicht, wie er auferstanden ist, sich zu essen gegeben habe, sondern wie er gekreuzigt worden, sofern dem also wäre, wie sie sagen; sondern wir haben auch Act. I, 11, wo die Engel zu den Jüngern also sagen: „Ihr Männer, was steht ihr hier und seht gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.“ Hier haben wir zuerst: „der von euch hinaufgenommen ist.“ So ist er nun da oben und sitzt zur Rechten des Vaters, Marc. XVI, 19, zum andern, dass er gleich so wieder kommen wird, wie er hinaufgefahren ist, wesentlich,“ „sichtbar.“ Da haben wir wohl den, der da kommen wird, zum Gerichte; aber von der Zukunft im Brote oder von seiner Gegenwart daselbst kann man hier nichts finden.

Zum Zehnten spricht Paulus, 2. Kor. V, 16, also: „Von nun an kennen wir Niemanden nach dem Fleische. Und ob wir gleich Christum nach dem Fleische erkannt haben, so er kennen wir ihn von nun an nicht mehr, nämlich nach dem Fleische.“ Paulus will in diesem Kapitel dartun, dass er also von allen äußerlichen Trostmitteln befreit sei und nur einzig darauf sehe, dass er Gott lebe, und nicht achte, wie er gescholten oder gerühmt werde, dass er auch Christi leiblicher Gegenwart nicht nachfrage; und ob er gleich Christum gekannt habe, dieweil er in der Welt gewesen, so erkenne er ihn doch jetzt nicht mehr leiblich, das ist so, dass er irgend Trost auf seine leibliche Gegenwart setzte; denn was Gott durch seinen Leib vorgehabt, nämlich die Erlösung durch seinen Tod am Kreuze, das sei vollendet. Solches hätte aber Paulus nicht reden können, wenn wir ihn im Abendmahle leiblich genießen sollten; denn er hätte alsdann sein Fleisch oder den leiblichen Trost nicht gering schätzen müssen. Aber der Geist, auf dessen Antrieb Paulus redet, ist überall eins mit sich selbst; derselbe hat auch früher durch den Mund Christi also geredet: „das Fleisch ist gar nichts nütze zu essen,“ und redet hier, dass Christus äußerlich oder leiblich nicht mehr von den Gläubigen erkannt werde. Nicht, dass wir nicht erkennen, dass er im Fleische gestorben und vom Tode auferstanden sei und durch seine Auferstehung uns erquickt und versichert, dass auch wir auferstehen werden, sondern da dieses vollendet ist und wir es erkannt haben und darin feststehen, so suchen wir keinen weiteren Trost mehr im Fleische Christi. Wir Menschen sind nicht gewohnt, Menschenfleisch zu essen und wir sind auch nicht von Natur so beschaffen, dass wir danach begehren. Deshalb werden wir nur getäuscht, da man uns überredet, dass unsere Seele nach dem Leibe Christi hungere; denn wenn wir den lauteren Glauben fragen, ob er den Leib Christi essen wolle, so antwortet er: „Ich habe Christum nach dem Fleische genug erkannt an Lehre, Leben, Tod und Auferstehung; von nun an kenne ich ihn nicht mehr nach dem Fleische.“

Zum Elften wollen wir die Worte des heiligen Abendmahls selbst vornehmen, die aus sich selbst überzeugend und klar den rechten Sinn, den wir in ihnen gefunden, geben. Hier merke aber, frommer Christ, dass wir uns durch das Geschrei unserer Gegner: Wir wollen nur allein die Worte des Matthäus und Marcus haben, die also lauten: „das ist mein Leib“; „das ist mein Blut“ nicht irre leiten lassen. Denn wir wollen gleich wie sie auch diese Worte haben, aber auch diejenigen des Lucas und Paulus nicht weniger. Wollen sie dieses auch, warum verharren sie so hartnäckig auf jenen, gleichsam als würden diese ihnen Nachteil bringen? Soll man auch mit Vorurteil handeln, wenn man die Wahrheit sucht? Aber dieses Alles hintangesetzt, so ist es dem also. Die zwei Evangelisten Matthäus und Marcus haben vor Lucas und Paulus die Einsetzung des heiligen Abendmahls beschrieben, aus welchem Umstande sich leicht erlernen lässt, dass die zwei Nachfolgenden alle Worte darum desto genauer und bestimmter gesetzt haben, damit nicht, was leider doch geschehen ist, Missverstand daraus erwachse. Die ersten zwei haben sich begnügt, die Worte kurz und einfach zu geben, da diese von den Hebräern leicht verstanden wurden; indem dieselben auch „das ist der Überschritt“ sprachen. Es wussten alle Hebräer wohl, dass das Lamm nicht der Überschritt sei, sondern den Überschritt bedeute und an denselben erinnere. Und da Christus, nachdem sie das Osterlamm genossen, und die Gedächtnisfeier an die Erlösung aus Ägypten begangen hatten, ein Gedächtniszeichen an seinen Tod einsetzt, und sich der nämlichen Redeweise bedient, wie früher als wahrer Gott bei der Einsetzung der Passafeier, konnten die Jünger seine Worte wohl verstehen, nämlich: „das ist mein Leib“ für „das ist ein Gedächtnis meines Leibes,“ oder, „das bedeutet meinen Leib, der für euch hingegeben wird.“ Und darum haben diese zwei auch die Worte Christi so einfach angeführt. Da aber Lucas und Paulus gesehen, dass diese Worte bei den Heiden nicht verständlich waren, haben sie alle Worte genau erzählt, damit man daraus ersehe, was Christus daraus verstanden haben wolle.

Nun spricht Christus bei Lucas XXII, 15-18.: „Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn ich leide; denn ich sage euch, dass ich hinfort nicht mehr davon essen werde, bis es im Reiche Gottes erfüllt wird. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt den selbigen und teilt ihn unter Euch; denn ich sage Euch: ich werde nicht trinken von dem Gewächse des Weinstocks, bis das Reich Gottes komme rc.“ Hier baut Lucas vor, damit man die nachfolgenden Worte nicht so verstehe, als wäre der Trank und die Speise etwas Anderes dem Stoffe nach, als Wein und Brot; wiewohl es in Bezug auf den Gebrauch, der davon gemacht wird, ein Brot des Nachtmahls und Danksagung, das Gedächtnis des Todes Christi ist. So ist auch die Blume, die den Kranz der Braut schmückt, herrlicher, als wenn sie allein für sich dasteht, obgleich sie dem Stoffe nach dieselbe ist. Und wenn Jemand den Fingerring des Königs entwendet, wird dieses ihm auch anders angerechnet, als wenn er so viel Wert an Gold genommen hätte, obgleich auch hier der Stoff derselbe bleibt. So ist auch hier der Stoff des Brotes der gleiche, wie bei allem Brote; aber die Würde und Feier des Abendmahles verleiht ihm ein Ansehen, dass es in Bezug darauf nicht wie anderes Brot ist. Deshalb hätten unsere Gegner jenes mutwillige Wort, dass wir es Bäckerbrot nennen, wohl ersparen können, da sie solches von uns durchaus erlügen. Ich habe auch diesen Namen in Wahrheit nie gehört, bis ihn Eck in Baden herplapperte.

Was aber Lucas hier, um vorzubauen, tut, das tut Paulus nach Anführung der Worte des Abendmahls durch Erklärung dessen, was darauf folgen soll. Wir wollen nun seine Worte über das Abendmahl kurz anführen. 1. Kor. XI, 23-26. redet er also: „Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach es, und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird.“ Über diese Stelle ist zuerst hinlänglich dargetan, dass die Worte „der für euch gebrochen wird“ sicher anzeigen, dass Christus mit diesen Worten nicht seinen Leib zu essen geben wollte; denn sein Leib, der für uns dahingegeben und gebrochen worden, ist wirklich und unter großen Schmerzen für uns gebrochen worden; wenn er aber so nicht genossen werden kann, so wurde er auch den Jüngern nicht dazu gereicht. Zum Zweiten hilft auch die Einrede nichts, die zum Teil auch vorher erwähnt worden: Ja wenn er auch gleich noch nicht gestorben war, so gab er ihnen doch seinen verklärten Leib, wie derselbe nach der Auferstehung war. Denn mit dieser Rede würde man ihm auf Einmal zwei Leiber geben, einen verklärten und einen wirklichen leidensfähigen, was aber durchaus nicht angehen kann; denn Joh. VII, 39. steht es also: „der Heilige Geist war ihnen noch nicht verliehen, denn Jesus war noch nicht verklärt;“ daher können wir ihm ohne Schmähung der Wahrheit vor seinem Tode keinen verklärten Leib zuschreiben. Über die Worte: „solches tut zu meinem Gedächtnis,“ folgt später die Erklärung Vers 25: „Desgleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahle, und sprach: Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blute.“ Wenn er hier den Kelch das Neue Testament nennt, so geschieht das in der Redeweise, nach welcher man das Zeichen für das Bezeichnete nennt. So bezeichnen wir auch mit dem Wappen den Herrn, der das Wappen führt, und sprechen, indem wir auf das Wappen zeigen: das ist der Herzog von Zähringen, das ist Zürich, Bern, Augsburg, Nürnberg rc. So wird auch Genesis XVII, 10. die Beschneidung der Bund genannt. Und hier beim Nachtmahl des Herrn wird der Kelch das Neue Testament genannt, nun erinnert er aber nur daran und ist ein Zeichen des Testamentes. Dieses wollen wir noch weiter berühren: Das Neue Testament ist die Vergebung und Nachlassung der Sünde, Jerem. XXXI, 34. und Hebr. VIII, 12. Weil es nun nicht zwei neue Testamente gibt, und hier die Vergebung der Sünde, dort der Kelch das Neue Testament heißt; so kann der Kelch nicht das Neue Testament sein, oder es müsste deren mehrere geben. Denn auch das Blut Christi selbst, welches am Kreuze vergossen worden, ist nicht das Testament, sondern der Preis, das Opfer, durch welches die Vergebung und Nachlassung der Sünde erworben worden. Hebr. X, 12. Auch in unserer Stelle spricht Paulus, dass das Neue Testament im Blute Christi sei, nicht aber, dass das Blut das Testament sei. Das Trinkgeschirr oder den Kelch nennt er statt des Trankes nach der gewöhnlichen bildlichen Redeweise, die wir auch im Deutschen gebrauchen, wenn wir sprechen: er trank einen Becher; nun trank er doch nur den Wein aus dem Becher und nicht. den Becher selbst. Da gehen nun die Gesellen hin und sagen, man solle nicht durch bildliche Redeweisen die Schrift erklären.

„Solches tut, so oft ihr es trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brote esst und von diesem Kelche trinkt, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis dass er kommt.“ Das ist eine so klare Stelle, durch welche Paulus erklärt, was und warum er den Leib und das Blut Christi genannt habe, dass es ein Wunder ist, wie Einige es nicht sehen wollen. Denn so er spricht: „denn so oft,“ so sehen wir, wie er die Rede wieder aufnimmt, indem er gerade vor auch „so oft“ gesagt hat. Und da er nun die Rede mit dem Worte „dann“ einleitet, so ist dies ein unzweifelhafter Beweis, dass er die Rede wieder aufnimmt, um das Vorhergesagte näher zu erklären. So spricht Paulus Röm. VIII, 24: Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht.“ Hier vernehmen wir zuerst ein gar dunkles Wort: die Hoffnung, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn der Hörende kann fragen: Warum nennst du es dann eine Hoffnung, wenn was gesehen wird, keine Hoffnung ist? Darum nimmt Paulus die Worte „sehen und hoffen“ wieder auf und spricht: denn (welches Wort den Grund angibt, warum er also rede) was einer sieht (das ist, was wahrgenommen, in unsern Händen oder in unserm Besitze ist), wie hofft er auf das? Nun sehen wir, wie Paulus sich selbst er läutert, indem er dafür hält, dass der Name Hoffnung nicht mit Recht den Dingen zukomme, die man in Händen hat. So auch hier, wenn er „denn“ spricht, zeigt er an, dass er sich erläutern will, was er mit Leib und Blut bezeichne, und wie er das Wort: „solches tut zu meinem Gedächtnis“ verstehe. Wenn er nun „so oft“ spricht, so nimmt er das vorhergehende „so oft“ wieder auf, damit man sehe, dass er die vorhergehenden Worte erklären und erläutern wolle, und so spricht er, „So oft ihr vom Brote essen und vom Kelche trinken werdet,“ gleich als ob er spräche: was ich da gesagt habe, hat den Sinn: Es ist nicht Fleisch (obgleich ich es also genannt habe), es ist nicht Blut, sondern Brot und Wein. Solches beweise ich so: Jeder, der sich selbst erläutert, redet nicht in Bildern, sondern er nennt die Dinge, wie sie in der Tat sind, und auch sonst benannt werden. Wenn aber Paulus sich jetzt in Betreff der vorhergehenden Rede erläutert, so nennt er die Dinge beim rechten Namen, was sie auch sind, nämlich Brot und Kelch. Denn das kann wohl nicht der Fall sein, dass er vorher Leib und Blut genannt habe, des Glaubens, dass der Leib Christi gegessen werde, und nachher dasselbe in der Erläuterung Wein und Brot nennt, was eine Verwirrung und nicht eine Erklärung wäre, was es aber nicht ist, sondern eine nähere Erläuterung. Daraus folgt, dass er es in Bezug auf den Stoff für Wein und Brot gibt, und nicht für Fleisch und Blut.

„Sollt ihr den Tod des Herrn verkündigen.“ Hier hören die Unverständigen, was die Worte bedeuten: „Tut es zu meinem Gedächtnis.“ Er spricht nicht: „Esset meinen Leib zu meinem Gedächtnis;“ denn was bedürften wir seiner zu gedenken, wenn er selbst da wäre; und wie könnte er auch alsdann sagen: „Bis dass er kommen wird?“ Demnach ist er nicht da, sondern der Sinn seiner Worte ist: So oft ihr das Gedächtnismahl haltet, bei welchem ihr das sinnbildliche Brot essen und den sinnbildlichen Wein trinken werdet, so saget Dank für den Tod, den der Herr selber für Euch gelitten hat. Darum wird uns dadurch nicht befohlen, Fleisch und Blut zu machen; sonst hätte Paulus also reden müssen: So oft ihr das Brot und den Kelch in die Hand nehmet, so verwandelt sie mit diesen Worten in Fleisch und Blut rc., wie solches die Widersacher vorgeben, zwar nur um die Sache zu verdunkeln und zu verfinstern, damit man ihren Irrtum nicht wahrnehme. Nun redet aber Paulus nicht also, sondern: So oft ihr das Brot essen werdet, sollt ihr den Tod preisen, den der Herr erlitten hat. Darauf bezieht sich das Wort „tut,“ und nicht auf die Verwandlung in Fleisch und Blut; denn Paulus erläutert seine und des Herrn Worte und legt sie aus. Was die übrigen zwei Sätze betrifft: „Wird schuldig an dem Leib und Blute des Herrn“ und unterscheidet nicht den Leib des Herrn,“ so ist an andern Stellen genugsam dargetan worden, dass man nicht an dem gegessenen Leib des Herrn schuldig wird, sondern an dem verachteten. Wir unterscheiden nicht den Leib des Herrn, wenn wir zu seinem Mahle gehen, wie sonst zu einer Mahlzeit, und nicht vor dem Tode des Herrn, der durch das Wort „Leib“ angedeutet wird, Achtung und Ehrfurcht empfinden, oder wenn wir sonst zur Kirche Gottes, die Christi Leib ist, uns gesellen, ohne an ihn zu glauben.

Wenn die Gegner zum Zwölften sagen, der Leib Christi sei allenthalben, wo die Gottheit sei, so halten wir dagegen Math. XXVIII, 6. Marc. XVI, 6. Als die Weiber Christum suchten, sprach der Engel zu ihnen: „Ihr sucht Jesum von Nazareth; er ist auferstanden und ist nicht hier.“ Diese Worte lehren uns auf eine untrügliche Weise, dass Christi Leib nicht allenthalben sei. Denn die Gottheit war ohne Zweifel im Herzen der suchenden Weiber, aber leiblich war er nicht da, als allein in der Vorstellung und im Gedanken. Deshalb irren die sehr, welche behaupten, die Menschheit Christi sei da, wo die Gottheit auch.

Durch diese vielen Beweisstellen der Heiligen Schrift und durch viele andere mehr bin ich dahingekommen, zu erkennen, dass die Worte Christi: „das ist mein Leib,“ keineswegs in ihrer wörtlichen Bedeutung zu nehmen seien, und dass weder das Brot der Leib Christi sei, noch dass derselbe ein Brot sei, sondern ich habe nach allseitigem Umsehen gefunden, dass Christus in dieser Danksagung sich der nämlichen Ausdrucksweise bedient habe, die in der alten Danksagung des Osterlammes in Übung war, indem Exod. XII, 11 also steht: „Ihr sollt eilends essen, denn es ist das Passa, das ist, der Überschritt.“ Hier wird das Osterlamm der Überschritt genannt; und doch war es nur ein Zeichen des Überschrittes. Aber nicht allein die Ähnlichkeit, sondern auch bestimmte Beweise, dass die Apostel dieses in nämlicher Weise verstanden, waren unsere Leiter und Zeugen, dass wir diese Worte, wie die des Alten Testamentes zu nehmen haben; denn Paulus spricht 1. Kor. V, 7: „Unser Osterlamm ist Christus, der für uns geopfert worden.“ Aus diesen Worten ersehen wir offenbar, dass auch Paulus das Osterlamm als ein Vorbild unseres Lammes Christi nimmt; darum hat Christus auch die Worte der alten Zeremonie und dem alten Testamente nachgestaltet; indem er auch dieselbe Zeit und dasselbe Fest zur Stiftung des neuen Sakramentes gewählt hat. Diese drei Dinge: das Vorbild, die Osterlammsfeier, die Christus begangen, und die Zeit seines Todes am Osterfest, zeigen hinlänglich, dass er auch die Worte der alten Feier in das neue Gedächtnismahl übertragen wollte.

Andere Stellen, wie 1. Kor. X, 16, so von unsern Gegnern uns entgegengehalten werden, hier zu erdauern, würde uns zu lange aufhalten; zudem haben wir dieses schon anderwärts in gelehrter Weise getan. Ich will hier nur anzeigen, was mich zur Erkenntnis der Wahrheit geführt hat; und dass ich nichts leichtsinnig angenommen, oder nur aus eigener Erfindung gelehrt habe, sondern dass ich allein die Schrift und die Wahrheit vor Augen gehabt habe, und auch gefunden, dass die uralten Lehrer der christlichen Kirche es nicht anders verstanden, als wie wir auch gelehrt haben. Nach solchem Fleiße in der Erforschung der Wahrheit habe ich die Worte: „das ist mein Leib,“ dem Sinne nach so verständig gemacht: „das bedeutet meinen Leib;“ denn der hebräische Sprachgebrauch bringt an unzählbaren Stellen mit sich, dass wir das Wort, welches wir mit „ist“ übersetzen, im Sinne von „bedeutet“ nehmen müssen. Zudem habe ich mit der Übersetzung „bedeutet“ Vorgänger an Ambrosius 8) und Hieronymus; indem der Eine „significamus,“ der Andere „representamus“ hat; welches so viel heißt als bedeuten (bezeichnen) den Leib Christi. Hierbei soll man aber merken, dass uns nichts daran liegt, ob man spreche: „das bedeutet meinen Leib,“ oder „das ist eine Bedeutnis meines Leibes,“ „das ist Bild meines meines Leibes,“ „das ist ein Zeichen meines Leibes,“ „das ist ein Gedächtnis meines Leibes rc.“ Es vermag auch die ganze Welt diese Wahrheit nicht mehr umzustürzen, wie sehr auch Jeder dagegen toben mag.

„Ich glaube an den heiligen Geist.“

Das ist die dritte Person der Gottheit, auf die wir in gleichem Maße vertrauen, wie auf den Vater und Sohn; denn der Heilige Geist ist Ein Gott mit ihnen.

„Eine heilige, allgemeine, christliche Kirche.“

Dieser Artikel des Glaubens lautet ursprünglich: „eine heilige, allgemeine Kirche;“ da es aber keinem Zweifel unterliegt, dass man von der „christlichen“ Kirche redet, so tut man recht daran, das Wort auch selbst hinzuzufügen; und das Wörtlein „Eine“ aus dem Anderen zur Erklärung abzuleiten: „Et unam sanctam et apostolicam ecclesiam, Eine heilige, all gemeine und apostolische Kirche.“ Dadurch haben die frommen Väter verhüten wollen, dass nicht die apostolischen Männer, welchen Namen die hohen Bischöfe anzueignen sich bestrebten, eine besondere Kirche bilden; sondern dass die Wächter, Apostel und die andern Beamten der Kirche, mit dem gemeinen Volke Eine Kirche, das ist, Eine Gemeinde verbleiben. Also glauben wir nicht eine Kirche, wie Faber und die Päpstler mir zuschreiben. Sie wollen nämlich von mir beweisen, dass ich an die Kreatur glaube, da ich zuweilen geschrieben habe, das Wort „Glauben“ heiße im Artikel „Ich glaube an einen Gott“ so viel als: „Ich vertraue auf einen Gott.“ Ich habe aber nicht gesagt, dass „glauben“ in dem Sinne durch alle Artikel hindurch genommen werden müsse; sonst müssten wir auch auf die Auferstehung des Fleisches vertrauen, was aber nicht der Fall ist, sondern wir glauben, dass eine Auferstehung des Fleisches sein werde. Darum so erklären wir hier, dass es nicht mehrere Kirchen, sondern nur Eine Kirche gebe, und dass diese Kirche nicht in einer Tyrannei der Vorsteher, als einer Sonderkirche bestehe, sondern die Lehrer, die Prediger, die Propheten, die Apostel und alles Volk bilden nur Eine Kirche, und zwar so, dass, wenn man von besonderen Kirchen redet, wie von der Kirche zu Ulm, Basel, Konstanz, Lindau rc., man darunter alle Glieder und Ämter dieser Kirche versteht, und wenn man von der allgemeinen Kirche redet, ebenso. Darum ist auch die Kirche und Sonderung der Täufer, die von uns ausgegangen sind, weil sie nicht von uns sind, keine Kirche, sondern sie sind eine zerschnittene abgetrennte Rotte. Es spricht auch das „symbolum secundo conditum“ nicht: „in unam sanctam“, das ist „in eine heilige“ rc., sondern eine heilige“ rc. So lautet auch das apostolische Glaubensbekenntnis nicht: „Ich glaube an eine heilige christliche Kirche,“ wie uns die Päpstler, um uns zu täuschen, gerne glauben machen möchten, sondern: „Ich glaube an eine heilige, allgemeine, christliche Kirche“ rc.

„Das ist eine Gemeinschaft der Heiligen.“

Dieser Satz ist nicht im Glaubensbekenntnis der alten Kirche gestanden, sondern erst später hinzugefügt worden, nachdem sich Etliche in Sekten, Etliche aber ihrer eingebildeten Hoheit wegen, entweder sich von der Kirche abgesondert oder aber sich über dieselbe erhoben haben. Darum hat man durch diese Worte zu erkennen gegeben, dass die einzige allgemeine Kirche aus der ganzen Menge aller Gläubigen bestehe. Diese werden hier „Heilige“ genannt, gleichwie auch Paulus die gläubigen Christen die Heiligen zu Korinth, Rom und anderswo nennt, denn wir sind durch Christi Blut geheiligt worden. Auch bedeutet „sanctus“ bei den Lateinern so viel als bei uns fromm“ und „unbefleckt.“ Nun lehren aber die Päpstler hier falsch, als ob der Sinn des Artikels der sei: die Seligen seien bei Gott und bitten für uns, was aber hier durchaus nicht gesagt wird. Dass die Seligen ewig bei Gott seien, ist wahr, und davon steht auch ein Artikel vom ewigen Leben, über die Fürbitte steht hier auch kein Wort.

„Ablass der Sünde.“

Dieser Artikel ist darum im öffentlichen Bekenntnis festgesetzt, weil Etliche die Worte Pauli an die Hebräer nicht recht verstanden und dem Menschen die Nachlassung der Sünde auf Einmal hier verneint haben. Also glauben und bekennen wir, dass uns Gott durch alle Zeiten hindurch unsere Sünden um Jesu Christi willen verzeihe; denn er ist die ewige Versöhnung und Erlösung. 1. Joh. II, 2. Hebr. IX, 12.

„Auferstehung des Leibes.“

Dass unser Leib auferstehen werde, so der Leib Christi auferstanden, ist vorher genug gehört worden. Aber die Täufer behaupten, unser Leib und Seele befinde sich mit einander in einem schlafähnlichen Zustande bis zum jüngsten Tage, was ein offenbarer Irrtum ist; denn Christus spricht zum Schächer: „Heute wirst du mit mir im Paradiese, das ist, in Freude und Wonne sein.“ Hier frage ich, ob denn der Schächer allein bei ihm in Freude und Wonne gewesen? Spricht man: Nicht allein, so ist schon bewiesen, dass man nicht schläft. Spricht man: ja, so schmäht man Gott, dass Er allen seinen Auserwählten die Anschauung seines Angesichts vorenthalten sollte bis zum jüngsten Tage, ja auch selbst seiner Mutter, die ihn geboren hat, und dagegen den einzigen Mörder mit sich gen Himmel geführt und im Leben erhalten hätte, während die Andern alle schliefen. Paulus aber spricht: „Ich wünsche abzuscheiden und bei Christo zu sein;“ aus welchen Worten wir sehen, dass die Auserwählten, wenn sie von hier scheiden, von Stund an dort Wohnung beziehen. Denn wir, die da glauben, kommen nicht ins Gericht, sondern gehen vom Tode ins Leben über, Joh. V, 24. Aber dieser Irrtum beschleicht die Täufer, weil sie nicht belesen sind, und nicht wissen, dass die Hebräer oft schlafen“ für leiblich gestorben sein gebrauchen; und unter Auferstehung nicht allein die Auferstehung des Leibes, sondern auch die Fortdauer der Seele nach dem Tode bei ihnen verstanden wird, was wir anderwärts ihnen gegenüber durch hinlängliche Beweisstellen dargetan haben. Doch sollen sie wissen, dass die Seele so beschaffen ist, dass sie weder schlafen noch ruhen kann, ebenso wenig als die Sonne, denn sie wird unter die „εντελεχείας9)“ gezählt, das ist, unter die Dinge, die in steter Bewegung und Übung sich befinden, und es kommt ihr daher der Schlaf von Natur nicht zu, sondern ewig zu wachen und zu wirken. Wenn aber der Leib schläft, so tut solches die Seele nicht; denn auch im Schlafe beschäftigt sie sich mit Gedanken in den Träumen, was aber kein Tier tut. Daraus folgt, dass es der Seele, nachdem sie vom zerbrechlichen Bestandteil des Körpers erlöst worden, ganz zuwider ist, zu schlafen; sondern alsdann wird sie erst kräftig aufleben und unablässig wirken. Gleichwie ein Licht viel heller leuchtet, wenn es aus der Laterne herausgenommen worden, als vorher, so lange es von derselben umgeben war; so verhält es sich auch mit dem Lichte der Seele; ihr Leben, ihre Kraft, ihre Wirksamkeit und ihr Wachen wird viel frischer und kräftiger in der Absonderung vom Leibe als in Verbindung mit demselben sein.

„Ewiges Leben. Amen.“

Hier erkennen wir, dass wir ewig leben nach dieser Zeit und nicht schlafen; denn das Gute, das keinen Mangel hat und nicht fehlen kann, muss auch alle diejenigen ewig trösten, die sich dessen in ganzer Treue zu Ihm versehen haben.

Hier verleihe uns Gott solches Vertrauen zu Ihm und solches Leben bei Ihm. Amen.

1)
von unendlicher Menge
2)
Athanasius, gebürtig von Alexandrien, bekleidete 319 die Würde eines Diakons und später diejenige eines Bischofs in seiner Vaterstadt. Er ist der Hauptverteidiger der kirchlichen Dreieinigkeitslehre, namentlich gegen Arius. Sein Ansehen und Einfluss auf die Kirche war sehr groß. Er starb nach einem kampf- und segensvollen Leben 373.
3)
Kyrios
4)
Johannes Faber ward 1498 zu Leutkirchen in Schwaben geboren. Er studierte mit Zwingli in Wien und stand damals mit demselben in freundschaftlichen Verhältnissen. Er bekleidete zuerst die Stelle eines Secretarius bei Ferdinand, Erzherzog von Österreich, ward später Kanonikus zu Konstanz, dann Generalvikarius daselbst und endlich Bischof von Wien. Beim Religionsgespräch zu Zürich 1523 wurde er von Zwingli gründlich überwunden. Von nun an verfolgte er diesen mit dem bitteren Hasse tiefverletzter Eitelkeit.
5)
Hades
6)
Irenäus, Bischof von Lyon, (177 - 202) war ein eifriger Verteidiger der reinen christlichen Lehre, wie er sie überliefert empfangen. Er starb den Märtyrertod in einer Verfolgung der Christen.
7)
Eck, Johannes, Dr., gebürtig aus Schwaben, Professor in Ingolstadt, war der Hauptgegner Luthers, mit dem er zu Leipzig 1519 mit mundfertiger Gewandtheit disputierte. Er anerbot sich auch den katholischen Kantonen der Schweiz, den Zwingli und seine Anhänger zu überwinden; kam zur Disputation nach Baden, wo er mit Oecolampad disputierte, wollte aber weder nach Zürich noch nach Bern zu einem Religionsgespräche kommen, obgleich er dazu eingeladen und ihm auch freies Geleit anerboten war. Mit Zwingli wechselte er einige Streitschriften. Er starb 1543.
8)
Ambrosius, Bischof von Mailand, lebte in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Er stammte aus einer der ersten Familien des römischen Reiches. Er war früher Statthalter von Ligurien. Sein Ansehen in der Kirche war sehr groß; auch als Schriftsteller hat er sich einen berühmten Namen erworben, namentlich hat er auch exegetische Schriften geschrieben.
9)
entelecheías, Gründlichkeit