Gehalten am Sonntagmorgen den 10. Juli 1887.
Und er segnete Joseph und sprach: Der Gott, vor dem meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang, bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, der segne die Knaben.
1. Mos. 48, 15. 16.
Joseph war einer, der für sich allein dastand. In Jakobs Familie war er wie der Schwan in einem Entennest; er schien von Kind auf von einer anderen Rasse zu sein. Er war der Sohn des Alters, d. h. ein Kind, das alt an Nachdenken und Frömmigkeit war, als es noch jung war. Er erreichte eine Frühreife, die nicht mit früher Kraftabnahme endete. Infolge dessen stand Joseph allein in der Eigentümlichkeit seiner Prüfungen. Von seiner Brüder Hass hatte er viel zu leiden, wurde zuletzt in die Sklaverei verkauft und ward in Ägypten Prüfungen der schwersten Art unterworfen. „Wiewohl ihn die Schützen erzürnen, und wider ihn kriegen und ihn verfolgen“, - aber, Brüder, seht die Belohnung, denn er hatte Segnungen, die ganz allein ihm angehörten - „so bleibt doch sein Bogen fest, und die Arme seiner Hände stark, durch die Hände des Mächtigen in Jakob.“ Er war durch die Gunst Gottes ebenso ausgezeichnet wie durch die Ungunst seiner Brüder. Als Jakob alt und dem Tode nahe war, gab er Joseph einen Segen ganz für sich allein, außer dem, welchen er mit seinen Brüdern zugleich erhielt. Im 49. Kapitel lesen wir: „Kommt zu Hauf, und hört zu, ihr Kinder Jakobs, und hört euren Vater Israel“, und sie taten dies und empfingen als Familie die Segnungen, die ihres Vaters prophetisches Auge vorhersah; aber vorher segnete Jakob durch den Glauben beide Söhne Josephs bei einer Privatzusammenkunft, die er ihnen gewährte. Hätte Joseph nicht so viel Trübsal gehabt, würde er auch nicht so viel Tröstungen empfangen haben. Scheinst du dir, mein Freund, zu besonderen Leiden ausersehen zu sein? Machen die Pfeile der Trübsal dein Leben zu ihrer Zielscheibe, und wirst du mehr als alle andern gezüchtigt? Lass es dir nicht leid sein, denn die Pfeile sind von der göttlichen Liebe beflügelt, die beabsichtigt, dich durch die Wunden derselben zu einem besonderen Werke vorzubereiten, das einen besonderen Segen deines himmlischen Vaters auf dich herabbringen wird. Der Tag wird kommen, wo du für jeden Schmerz, den du jetzt erduldest, dankbar sein wirst; ja, dankbar für jenes bittere Weh der Unfreundlichkeit deiner Brüder, obgleich es jetzt dein Herz martert. Eine reiche Offenbarung Gottes ist gewöhnlich mit einem Dorn im Fleisch verbunden, entweder vor- oder nachher. Ungeachtet deines Kummers soll dir noch wie dem Joseph ein Manasse geboren werden, denn Gott wird dich alles deines Unglücks vergessen lassen, und ein Ephraim, denn Gott wird dich wachsen lassen in dem Lande deines Elendes. Du sollst vor allen. andern gesegnet werden. „Von deines Vaters Gott ist dir geholfen, und von dem Allmächtigen bist du gesegnet, mit Segen oben vom Himmel herab, mit Segen von der Tiefe, die unten liegt, mit Segen an Brüsten und Bäuchen. Die Segen deines Vaters gehen stärker, denn die Segen meiner Voreltern, nach Wunsch der Hohen in der Welt; und sollen kommen auf das Haupt Josephs, und auf die Scheitel des Nasir unter seinen Brüdern.“ Gewiss, es ist einem Manne gut, dass er das Joch in seiner Jugend trage; seine Schultern werden besser im Stande sein, die Herrschaft zu tragen, wenn Gott sie auf dieselben legt. Durch Trübsal unterwiesen, wird er ein Vater seines Volkes werden und ein Tröster der Betrübten.
Unser Text sagt uns, dass Jakob den Joseph segnete und wir sehen, dass er ihn segnete, indem er seine Kinder segnete; dies führt uns zu der zweiten Bemerkung, dass uns keine größere Gnade zu Teil werden kann, als wenn wir unsere Kinder von Gott begnadigt sehen. Joseph wird doppelt gesegnet, indem Ephraim und Manasse gesegnet werden. Liebe, junge Leute, zu denen ich jetzt spreche, eure Väter können sagen: „Wir haben keine größere Freude, denn die, dass wir hören, unsere Kinder in der Wahrheit wandeln“. Wenn einige von euch, die unbekehrt sind, die tiefe Herzensbekümmernis eurer Eltern um euch kennten, so würdet ihr, denke ich, nicht lange sorglos und gleichgültig betreffs göttlicher Dinge sein; und wenn ihr die Strahlen himmlischer Freude verstündet, die eurer Eltern Herzen erhellen würden, wenn sie euch in dem Herrn errettet sehen, so würde euch das ein Antrieb sein, eure Wege zu bedenken und euch von ganzem Herzen zu dem Herrn zu bekehren. Gott selber kann seinen Erwählten nächst ihrer eigenen Aufnahme in den Gnadenbund keine größere Freundlichkeit auf Erden erzeigen, als die Aufnahme ihrer Kinder in denselben Bund. Wollt ihr nicht daran denken? Diejenigen unter uns, die Eltern sind, sind verpflichtet, ihr Bestes zu tun, damit ihre Kinder mit ihnen an dem göttlichen Erbe teilnehmen. Wie Joseph Ephraim und Manasse mit sich nahm, um ihren alten Großvater zu besuchen, so lasst uns unsere Kinder hinbringen, wo Segen erwartet werden kann. Lasst uns sorgfältig sein in der Wahl der Gesellschaft, in die wir unsere Söhne und Töchter mitnehmen. Lasst uns sie nie dahin führen, wo sie eher Schaden als Nutzen davontragen. Sorgfältig, liebevoll, weise, ohne ungebührliche Strenge lasst uns sie leiten zu den Orten, wo wir den göttlichen Segen hoffen können, und sie ermutigen, ihn selber zu suchen, weil ihre Eltern ihn für sie suchen. Der Vater, der nicht jede Gelegenheit ergreift, einen Segen für seinen Ephraim und Manasse zu erhalten, wird wahrscheinlich nicht erleben, dass die jungen Leute einen Segen für sich selber suchen. Besonders sollten Eltern, die reich werden, deren Kinder eben dadurch in Versuchung kommen, vornehmere Gesellschaft zu suchen, als das arme Volk Gottes ihnen gewähren kann, diese Sorge tragen. Ich zweifle nicht daran, dass diese zwei Söhne des ägyptischen Ministerpräsidenten außerordentlich großen Versuchungen ausgesetzt waren. Als Söhne eines reichen und vornehmen Vaters konnten ihre Neigungen sich leicht nach der ägyptischen Seite hinwenden. Ich glaube, dass sie nichtsdestoweniger sehr nach der rechten Seite hingezogen und zur Anbetung des Gottes Abrams, Isaaks und Jakobs geführt wurden, durch den Eifer ihres Vaters Joseph und durch die Erinnerung an den Segen ihres sterbenden Großvaters. Es ist keine Spur davon da, dass sie sich zur Religion des Königs und der Edlen von Ägypten geneigt haben, sondern sie hingen dem Glauben ihres Vaters an. O, dass alle Abkömmlinge gläubiger Väter fest bei der reinen Wahrheit Gottes in diesen bösen Tagen bleiben möchten!
Beachtet ferner, dass, wenn wir jungen Leuten zum Segen werden wollen, eines der besten Mittel dazu unser persönliches Zeugnis von der Güte Gottes ist. Junge Männer und Mädchen haben gewöhnlich großes Interesse an der Lebensgeschichte ihres Vaters -wenn sie eine würdige ist und was sie von ihm über seine persönliche Erfahrung der Güte Gottes lernen, wird in ihnen haften. Wir alle lesen Lebensgeschichten und wir schätzen die Resultate der Erfahrung, die wir darin finden, aber die Lebensgeschichten unserer eigenen Anverwandten haben besonderen Wert für uns, und wenn diese Lebensgeschichten nicht gelesen, sondern gehört werden, was für eine wunderbare Kraft haben sie dann! Ich erinnere mich, in meinen jüngeren Tagen einen vor Alter blinden Prediger gehört zu haben, der am Abendmahlstische sprach und uns jungen Leuten, die eben in die Gemeinde eingetreten waren, bezeugte, es sei gut für uns, dass wir gekommen. und unser Vertrauen auf einen treuen Gott gesetzt hätten; und als der fromme Mann in großer Schwachheit und doch mit großem Ernste uns sagte, er hätte nie bedauert, schon als Knabe Christo sein Herz gegeben zu haben, fühlte ich mein Herz vor Freuden in mir klopfen, dass ein solcher Gott mein Gott wäre. Sein Zeugnis war so, wie ein Jüngerer es nicht abzulegen vermocht hätte: er hätte fließender sprechen können, aber das Gewicht dieser achtzig Jahre hinter den Worten machte den alten Mann beredt für mein junges Herz. Wir, die wir im Dienste unseres Meisters grau werden, sollten nicht saumselig sein, gut von ihm zu sprechen. Du, mein Bruder, wirst nicht im Stande sein, im Himmel so viel Gutes zu tun, wie du es auf Erden kannst, denn droben wissen sie das alles, aber hienieden haben die Menschen unser Zeugnis nötig für den Gott, den wir geprüft und erprobt haben. Verschaffen wir uns Gelegenheiten, bei denen wir den Herrn rühmen können, als den Gott, der uns unser Leben lang ernährt und uns von allem Übel erlöst hat. Dies ist eine der besten Weisen, der Jugend zu nützen. Der Segen Jakobs war mit seiner Lebensgeschichte durchwoben; den Segen, den er selber genossen, wünschte er für sie und als er ihn herabsetzte, half er durch sein persönliches Zeugnis dazu, ihn zu sichern.
Noch eins: beachtet, bitte, dass Jakob, als er wünschte, seine Enkel zu segnen, sie auf Gott hinwies. Er spricht von Gott, vor dem meine Väter gewandelt haben, „Gott, der mich mein Leben lang gesegnet hat.“ Dies ist der große Unterschied zwischen Mensch und Mensch: es gibt zwei Rassen, die, welche Gott fürchten und die, welche ihn nicht fürchtet. Die Religion dieses gegenwärtigen Zeitalters nimmt eine falsche Richtung in ihrem Laufe. Sie sucht nach dem, was Enthusiasmus der Menschheit“ genannt wird; aber was wir brauchen, ist mehr Enthusiasmus für Gott. Wir werden niemals richtig wandeln, wenn nicht Gott zuerst, in der Mitte und zuletzt ist. Ich verzweifle an der Wohltätigkeit, wenn sie nicht auf Frömmigkeit gegründet ist. Wir werden nicht lange Liebe zu den Menschen haben, wenn wir nicht zuerst und vor allem Liebe zu Gott hegen. Was unseren Söhnen nottut, wenn sie in die Welt hinausgesandt werden, ist ein Gott; wenn wir ihnen nichts anderes zu geben haben, so haben sie genug, wenn sie Gott haben. Was unsere Töchter brauchen, wenn sie den Schutz des Vaterhauses verlassen, ist die Liebe Gottes in ihrem Herzen; ob sie Vermögen haben oder nicht, ist eine Sache von geringer Wichtigkeit. In der Gemeinschaft mit Gott liegt der Kern des wahrhaft menschlichen Lebens: Leben in Gott, Leben durch die Erkenntnis des Höchsten, Leben durch den erlösenden Engel das ist wirkliches Leben.
Jakob starb als einer, der von allem Übel befreit worden war, ja, selbst von dem Übel des hohen Alters. Seine Augen waren trübe; aber das machte nichts aus, denn sein Glaube war klar. Ich denke gern daran, dass wir dahin gehen, wo wir Gott nicht mit dem Auge, sondern durch geistliche Wahrnehmung schauen werden. Diese war bei Jakob in seinem Greisenalter heller als je zuvor. Sein Glaube und seine Liebe, welche die irdischen Formen dieser Wahrnehmung sind, nahmen Gott stärker als je wahr, und es bedeutete daher wenig, dass die Augen, die er nicht länger brauchte, ihm den Dienst versagten. Wir können nicht sagen, dass im Grunde eine Abnahme der Kräfte stattfand; denn er verlor, was er nur in dieser Welt der Schatten brauchte, und gewann, was ihn für einen höheren Stand geeignet machte. Seine geistlichen Fähigkeiten nahmen zu in dem Maße, als die leiblichen abnahmen; und deshalb fühlte er, dass sein Leben in einer solchen Fülle des Segens endete, wie er sie für die Kinder seines Lieblingssohnes wünschte.
Wie innig wünsche ich gleichen Segen für all die jungen Leute vor mir! Gott, der Allmächtige, segne euch! Wenn eure erdgeborenen Fähigkeiten euch versagen, mögen dann himmlische Gnaden ihre Stelle mehr als ersetzen!
Alles dieses ist Einleitung; deshalb müssen wir nun sogleich mitten in die Predigt hineingehen, und ich will kurz über jeden Punkt derselben reden. Jakobs Zeugnis, mit dem er die Söhne Josephs segnete, enthält viererlei.
Er spricht zuerst von dem Segen frommer Vorfahren; er beginnt mit „Gott, vor dem meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt haben.“ Wie mit einem Bleistift zeichnet er das Leben. von Abraham und Isaak. Er füllt es nicht mit Farben aus, aber der Umriss ist vollkommen: ihr seht die zwei Männer in ihrer ganzen Laufbahn in diesen wenigen Worten „Gott, vor dem meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt haben.“
Es waren Männer, die Gott anerkannten und ihn verehrten, mehr als alle andere ihrer Zeit. Gott hatte für sie ein wirkliches Dasein; sie sprachen mit Gott, und Gott sprach mit ihnen; sie waren Freunde Gottes und erfreuten sich einer genauen Bekanntschaft mit ihm. Kein „Agnostizismus“1) machte ihren Verstand blind und ihr Herz tot. Sie waren Anbeter des Einen lebendigen und wahren Gottes. Glückliche Kinder, die solche Väter haben! Glücklichere Kinder, die solchen Vätern gleichen!
Sie kannten Gott nicht nur, sondern sie erkannten ihn im täglichen Leben an. Ich halte dafür, dass mit dem Ausdruck Gott, vor dem meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt haben“, gemeint ist, er sei ihr Gott im täglichen Leben gewesen. Sie knieten nicht nur vor Gott, wenn sie beteten, sondern sie wandelten in allen Dingen vor ihm. Wenn sie aus ihren Zelten. herausgingen und wenn sie von ihren Herden heimkehrten, wandelten sie vor Gott. Sie waren nie von seinem Dienste fern oder ohne seine Gegenwart. Er war ihre Wohnstätte. Ob sie unter einer Eiche weilten oder an einem Brunnen wohnten, ob sie Fremde gastlich aufnahmen oder auf das Feld gingen, um nachzudenken, sie lebten und bewegten sich in Gott. Dies ist die Lebensweise für euch und mich: ob wir in einem großen Hause oder in einer armen Hütte wohnen, wenn wir vor Gott wandeln, so werden wir ein. glückliches und edles Leben führen, ob dies Leben ein öffentliches oder verborgenes ist. O, dass unsere jungen Leute dies fest glauben wollten!
Sie wandelten vor Gott, d. h. sie gehorchten seinen Geboten. Seinen Ruf hörten sie, seinem Geheiß folgten sie. Abraham verließ Vaterland und Freundschaft, um in ein unbekanntes Land zu gehen, das Gott ihm zeigen wollte; ja mehr noch, er nahm seinen Sohn, den er sehr lieb hatte, und stand bereit, ihn auf Gottes Befehl zu opfern. Auch Isaak ergab sich darein, geschlachtet zu werden, wenn es Gottes Wille sei. Ihnen ging der Wille des Herrn über alles; er war Gesetz und Leben für sie, denn sie liebten und fürchteten Gott. Sie hörten die Befehle Gottes sogleich und standen frühe auf, sie zu erfüllen. Sie handelten, als wenn sie in der unmittelbaren Gegenwart des Allsehenden wären. Sie vertrauten ihm völlig. In diesem Sinne sahen sie ihn beständig. Wir reden zuweilen davon, dass wir Gottes Hand in etwas sehen können. Wir können seine Hand nicht sehen, wenn wir ihm nicht vertrauen; und weil sie ihm vertrauten, so sahen sie seine Hand. Ungeachtet aller Gefahren und Beschwerden ihres Pilgerstandes, wohnten sie vollkommen sicher in Feindesland, denn der Herr hatte gesprochen: „Tastet meine Gesalbten nicht an, und tut meinen Propheten kein Leid.“ Sie waren gelassen und ruhig, weil sie vor Gott wandelten und wussten, dass er ihr Freund sei und ihr Schild und ihr sehr großer Lohn. Um zeitliche Dinge hatten sie keine ängstliche Sorge, denn sie lebten von dem allgenugsamen Gott. Deshalb führten diese zwei Männer, Abraham und Isaak, obwohl viel geprüft, doch ein friedliches Leben; sie hatten mit dem Himmel Verkehr, während sie auf Erden pilgerten.
Sie genossen die Gunst Gottes; denn dies wird auch unter dem Wandeln vor ihm verstanden. Sein Antlitz war ihnen zugewandt: sie sonnten sich in seinem Lächeln. Gottes Liebe war ihr wahrer Schatz. Wir lesen, dass Gott Abraham in allen Dingen segnete, und von Isaak hören wir sogar die Philister sprechen: „Wir sehen, dass der Herr mit dir ist.“ Gott war ihr Reichtum, ihre Stärke, ihre überaus große Freude. Ich sage wiederum: Glückliche Söhne, die solche Vorfahren haben! noch glücklicher, wenn sie ihrem Pfade nachfolgen!
So sprach Jakob von Abraham und Isaak, und so können einige von uns von den uns Vorangegangenen sprechen. Diejenigen unter uns, die auf gottesfürchtige, jetzt in den Himmel eingegangene Vorfahren zurückblicken können, müssen, fühlen, dass uns viele Bande verpflichten, denselben Lebensweg zu verfolgen. Hätten sie wider den Herrn gesündigt, so wäre es unsere Pflicht gewesen, die Wege der Verwandten zu verlassen, eben wie Abraham seine Freundschaft. verließ, die auf der andern Seite des Wassers wohnte; aber da ihr Weg der rechte war, so sind wir doppelt berufen, ihnen zu folgen, weil es der gute alte Weg ist, und der Weg, den unsere gottesfürchtigen Vorfahren wandelten. Es ist ein Reiz in dem, was unsere Väter wert hielten. Erbstücke werden geschätzt, und das beste Erbstück in einer Familie ist die Kenntnis Gottes. Als ich neulich mit einem christlichen Bruder sprach, schien er sehr froh, mir erzählen zu können, er stamme aus einer Familie, die während der Verfolgung des Herzogs Alba aus Holland herübergekommen sei, und ich fühlte eine Brüderschaft mit ihm, da ich gleiche Abstammung beanspruche. Ich denke, unsere Vorväter waren arme Weber, aber ich will lieber von einem abstammen, der um des Glaubens willen gelitten, als das Blut aller Kaiser in meinen Adern tragen. Es sollte für euch junge Leute etwas Heiliges in dem Glauben sein, für den eure Vorfahren litten. Wählt euch nicht die Gesellschaft Ägyptens und seine Reichtümer und Ehren, sondern haltet euch zu dem Stamm Israels und beansprucht das Erbe Jakobs, wie Ephraim und Manasse es taten. Lasst es nicht gesagt werden, dass eure Familie in dem Maße, als ihr Reichtum wuchs, sich von dem lebendigen Gott abwandte. Soll die Güte Gottes in einen Grund zum Abfall verkehrt werden?
Der Weg der Heiligkeit, in dem eure Väter wandelten, ist ein passender Weg für euch, und es ist geziemend, dass ihr die gottesfürchtigen Überlieferungen eures Hauses aufrecht haltet. In alten Zeiten erwartete man, dass die Söhne dem weltlichen Berufe ihrer Väter folgten; obwohl dies als ein Irrtum der Alten betrachtet werden kann, so ist es doch gut, wenn Söhne und Töchter denselben geistlichen Beruf empfangen wie ihre Eltern. Die Gnade ist nicht an die Familie gebunden, aber dennoch segnet der Herr gern bis ins tausendste Glied. Weit entfernt sind wir von dem Glauben, dass die neue Geburt von dem Geblüt, oder von dem Willen des Fleisches oder von dem Willen des Mannes ist. Der Wille Gottes herrscht hier unumschränkt und schlechthin; aber dennoch ist etwas lieblich Geziemendes darin, dass die heilige Treue vom Großvater auf den Vater und vom Vater auf den Sohn übergeht.
Ich liebe das Gefühl, dass ich Gott „von meinen Vätern her“ diene. Ich fühle, dass es recht und passend ist, dass man mich von ganzer Seele dieselbe Lehre predigen findet, die mein Großvater und mein Vater predigten und ebenso angemessen, dass man meine Söhne kein anderes Evangelium predigen hört, als das, was wir empfangen haben: „Jesus Christus gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit.“ Wiederum sage ich, wenn unsere Väter im Unrecht waren, sollten wir kühn von ihnen abweichen und Gott mehr gehorchen, denn den Menschen? aber wo sie im Rechte waren, da sind wir verpflichtet, ihnen zu folgen. Ich stand letzten Mittwoch in einer Art von Traum, als ich auf das Grab meines so sehr geliebten Großvaters blickte. Ermutigt ward ich, als ich den Bericht von seinem vierundfünfzigjährigen Dienst an einer und derselben Gemeinde las und ich freute mich, dass er, wenn er von den Toten auferstehen könnte, seinen Enkel dieselbe altmodische und sehr verachtete Calvinistische Lehre von der Gnade Gottes predigen finden. würde, die seine Freude im Leben und sein Trost im Tode war.
Gottesfürchtige Vorfahren legen den jungen Leuten Verantwortlichkeit auf. Diese Ephraims und Manasses sehen, dass ihre Väter den Herrn kannten, und die Frage entsteht: „Warum sollten wir ihn nicht kennen?“ O, meine geliebten, jungen Freunde, der Gott eurer Väter wird von euch gefunden werden und euer Gott sein. Die Gebete eurer Väter sind euch vorangegangen, lasst die euren ihnen folgen. Hoffet, dass ihr an dem Gnadenstuhl erhört werdet, wo sie in jeder Zeit der Not Gnadenhilfe fanden. Sie starben in der Hoffnung, dass ihr ihren Platz ausfüllen würdet; sollen ihre Hoffnungen nicht Tatsachen werden? Spreche ich zu einigen, die gottesfürchtige Eltern im Himmel haben und doch selber die Wege der Sünde und der Weltlichkeit wandeln? Eingetragen. in jenes Verzeichnis sind eurer Mutter Gebete. Ich hoffe, sie werden noch erhört werden. Sogar jetzt stehen sie wie ein Zaun um euch herum und machen es euch schwer, zur Hölle zu gehen. Wollt ihr euch mit Gewalt über eures Vaters Grab den Weg zur Hölle bahnen? Wollt ihr mit einer verzweifelten Anstrengung die Gestalt eurer bittenden Mutter bei Seite stoßen und eure furchtbare Straße zum Ruin verfolgen? Wenn das der Fall ist, so werdet ihr eine entsetzliche Schuld auf euch laden. Ich bitte euch, hört die zärtliche Stimme der Liebe, die euch nun einladet, gesegnet zu werden.
Gottesfürchtige Vorfahren sollten einen Menschen mit großer Hoffnung erfüllen. Darf er nicht sprechen: „Wenn Gott meine Vorfahren segnete, warum sollte er mich nicht segnen? Wenn sie Gnade suchten und fanden, warum sollte ich es nicht? Mein Vater und meine Mutter waren nicht vollkommen, so wenig wie ich es bin; aber sie hatten Glauben an Gott, und er nahm sie an und half ihnen. Wenn ich Glauben an Gott habe, will er mich annehmen und treu gegen mich sein. Sie wurden errettet als Sünder, die auf das Blut Christi vertrauten, und warum sollte ich das nicht?“ Ich bitte euch, stellt diese Beweisführung auf die Probe, dann werdet ihr sie richtig finden.
So haben wir gesehen, wie Jakob seinen Samen zu segnen suchte, indem er von den Segnungen zeugte, die Gott seinem Hause verliehen hatte. Nun geht er auf die Güter über, die er selbst persönlich empfangen. Des alten Mannes Stimme bebte, als er sprach: Der Gott, der mich mein Leben lang ernährt hat“. Die Übersetzung würde besser sein, wenn sie lautete: „Der Gott, der mich mein Leben lang gehütet hat“.
Er sprach von dem Herrn als seinem Hirten. Jakob war ein Hirte gewesen und wusste deshalb, was mit dem Hirtengeschäft verbunden ist. Das Bild ist bedeutungsvoll. Es war recht viel von Jakob an Jakob gewesen, und er hatte versucht, sich selber zu hirten. Armes Schaf, das er war, unter seiner eigenen Leitung hatte er sich in vielen Dornen verfangen und in viele Wüsten verirrt. Weil er so oft sein eigener Hirte sein wollte, war es ihm hart ergangen. Aber dennoch, trotz seiner Eigenwilligkeit, hatte der Bundesgott ihn gehirtet, und er erkannte das an. ihr lieben Heiligen Gottes, ihr, deren Jahre viele geworden sind, gebt eurem Gott die Ehre, dass er euer Hirte gewesen ist. Ihr liebt den 23. Psalm, singt ihn zuweilen mit einer Veränderung der Zeit: „Der Herr ist mein Hirte gewesen; mir hat nichts gemangelt. Er hat mich auf einer grünen Aue geweidet und hat mich zum frischen Wasser geführt. Und ob ich schon gewandert im finsteren Tal, habe ich kein Unglück gefürchtet, denn er ist bei mir gewesen; sein Stecken und Stab hat mich getröstet.“ Legt euer Zeugnis ab für die Hut Gottes, denn dies mag andere dahin führen, Schafe seiner Weide zu werden.
Diese Hut war vollkommen gewesen. Unsere Übersetzung sagt mit Recht, dass der Herr den Jakob sein Leben lang ernährt hatte. Nehmt das Wort in diesem Sinne, so werdet ihr, die ihr einen täglichen Kampf um euer Brot habt, viel Schönes darin sehen. Jakob hatte eine große Familie, und dennoch wurde sie ernährt. Einige von euch sagen: „Ihr, die ihr nur für wenige zu sorgen habt, habt gut von der Vorsehung reden“. Ich antworte, es ist noch besser, von der Vorsehung zu reden, wo ein großer Haushalt große Mittel erfordert. Denkt daran, Jakob hatte 13 Kinder, doch versorgte sein Gott sie mit Brot zum Essen und Kleidern zum Anziehen. Keiner von dieser großen Anzahl musste hungern. Ihr denkt vielleicht, Jakob war ein Mann von großem Vermögen. Er war das nicht, als er anfing. Er war nur ein Arbeiter, ein Hirte. Als er seines Vaters Haus verließ, hatte er keine Begleiter mit Kamelen und Zelten. Ich nehme an, dass er sein bisschen Vorrat in einem Tuche trug, und als er sich in jener Nacht zum Schlafe niederlegte, wo ein Stein sein Kopfkissen, der Himmel sein Obdach und die Erde sein Bett war, hatte er keine Furcht vor Räubern. Gott war mit ihm; davon abgesehen, hatte er nichts als seine eigenen Hände, womit er das Leben beginnen konnte. Was er auch später von seinem Vater Isaak empfing, zuerst musste er sich allein durchschlagen; aber er kannte keinen Mangel, weder am Anfang noch am Ende, denn er konnte von dem großen Elohim2) sprechen, als von dem Gott, der mich mein Leben lang ernährt hat“. Hunderte von uns können das Nämliche sagen. Ich erinnere mich eines reichgewordenen Mannes, der mir mit großem Vergnügen die Achse des Karrens zu zeigen pflegte, in dem er seine Waren durch die Straßen gefahren, als er sein Geschäft begann; ich sah gern, dass er seines Anfanges gedachte. Hüte dich zu sprechen: „Seht, wie ich durch meine Talente und meinen Fleiß vorwärts gekommen bin!“ Rede nicht so stolz, sondern sage: „Gott hat mich ernährt.“ Die Güter sind umso süßer, wenn man sie aus der Hand Gottes kommen sieht. Aber daneben war Jakob auch geführt worden, eben wie Schafe von dem Hirten geführt werden, der vor ihnen hergeht. Seine Reisen waren für jenes Zeitalter ungewöhnlich lang, gefährlich und häufig gewesen. Er war von seiner Heimat nach Mesopotamien geflohen; nach langen Jahren war er nach Kanaan zurückgekommen und seinem Bruder Esau begegnet; und später, in seinem Greisenalter war er nach Ägypten gereist. Nach Kalifornien oder Neuseeland in unseren Zeiten gehen, ist gar nichts im Vergleich mit jenen Reisen in Jakobs Tagen. Aber er sagt: „Gott hat mich mein Leben lang gehirtet“ und meint, dass die großen Veränderungen seines Lebens weislich geordnet gewesen. Daheim und in der Verbannung, in Kanaan und in Gosen ist Gott ihm ein Hirte gewesen. Er sieht die gute Hand Gottes über sich bei allen seinen Wanderungen bis zu dieser Stunde, wo er auf seinem Bette sitzt und Joseph in seinen Söhnen segnet. Ich freue mich, dass er mit diesen jungen Männern in die Einzelheiten hineinging, denn ihnen tat es not, in ihrer Treue gegen Gott befestigt zu werden. Sie waren in einer gefährlichen Lage, denn sie besaßen Rang und Stand in Ägypten und waren in Versuchung, sich von der armen hebräischen Familie abzuwenden. Einige von euch jungen Leuten beginnen, wo eure Väter aufhörten, und da ihr die Mittel zum Luxus habt, seid ihr geneigt, die Mode und die frivolen Vergnügungen der Zeit mitzumachen. O, möchte der Heilige Geist euch zu dem Gefühl bringen, dass ihr Gottes bedürfet, mit Reichtümern ebenso sehr, wie eure Väter ohne Reichtümer seiner bedurften! Ihr könnt an den Bettelstab kommen mit all eurem Erbe, wenn ihr die Furcht des Herrn abwerft und in Sünde fallet. Ihr, die ihr das Leben mit nichts als mit eurem Kopf und euren Händen beginnt in dem Vertrauen auf eures Vaters Gott, sollt noch singen, wie eure Väter sangen: „Der Gott, der mich ernährt hat mein Leben lang“. Junge Männer und junge Mädchen, die ihr das Leben beginnt, ich ermahne euch, erst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen. Es ist kein Leben, wenn man ohne Gott lebt; euch fehlt der Kern, der Stern, die Krone des Lebens, wenn euch die Gegenwart Gottes fehlt. Das Leben ist ohne Gott nur eine Seifenblase, aus Arbeit und Not zusammengeblasen. Das Leben endet mit einer zerstörten Hoffnung, wenn ihr keine Hoffnung auf Gott habt. Aber mit Gott seid ihr wie die Schafe mit einem Hirten versorgt, geführt, behütet, ernährt und geleitet, und euer Ende wird Friede ohne Ende sein.
Habt noch Geduld mit mir, während ich Jakob folge in dem, was er über die ihm zu Teil gewordene Erlösung sagt. Der Engel, der mich von allem Übel erlöst hat.“ Es gab für Jakob eine geheimnisvolle Person, die Gott war, und doch der Engel oder Bote Gottes. Er stellt diesen Engel mit Elohim zusammen, denn dieser Engel war Gott. Demnach war er sein Erlöser. Er sah ihn das Amt des nächsten Blutsverwandten tun, obgleich Gott, war er doch sein Goel3) und als sein Anverwandter erlöste er ihn. Jakobs Glaube setzte ihn wie Hiob in den Stand zu wissen, dass sein Erlöser lebte. Er sah, dass dieser Bundesengel ihn von allem Übel erlöst hatte, und er pries den Namen des Herrn, der sich ihm in diesem Engel geoffenbart hatte. Wenn er in der größten Not war, trat dieser erlösende Engel stets dazwischen.
Durch den Einfluss seiner Mutter geriet er auf einen bösen Weg und tat dem Esau schweres Unrecht. Er floh, um sein Leben zu retten und es war zu der Zeit eine tiefe Kluft zwischen ihm und Gott. Da trat dieser Engel dazwischen und überbrückte die Kluft mit einer Leiter, durch die er zu Gott hinaufsteigen konnte. Der Goel, Gott, trat dazwischen und zeigte ihm, wie der Abgrund überbrückt werden könne, so dass er zu seinem Gott zurückzukehren vermochte. Als er in Mesopotamien war, begann er sehr tief zu sinken, während er mit dem knauserigen Laban schacherte. Da kam wiederum der Engel und sprach: „Ziehe wieder in deiner Väter Land und zu deiner Freundschaft“. Der erlösende Engel hielt den erregten Laban zurück, und als Esau ihm in heißem Zorn entgegen zog, erschien der Engel dem Jakob in besonderer Weise. Der Engel rang als ein Mann mit Jakob, um den Jakob aus Jakob herauszubringen. und ihn zu einem Israel zu erheben. Wie wunderbar war die Erlösung, die in jener Nacht am Jabbok ihm zu Teil ward! Jakob kam hinkend aus dem Kampf, aber er wandelte vor dem Herrn weit besser als zuvor. Dasselbe geheimnisvolle Wesen hatte ihn geheißen nach Ägypten zu ziehen und versprochen, mit ihm hinabzuziehen. Es war der Engel des Angesichtes Gottes, der seinen Schild über Jakob hielt und ihn vor allem Übel bewahrte.
Brüder und Schwestern, lasst uns auch von der erlösenden Güte des Herrn Jesus gegen uns reden. Er erlöste uns an dem blutigen Kreuzesstamm; aber er hat uns auch von dem Leben in der Sünde erlöst. Erinnert ihr euch des Ortes und der Zeit, wo Jesus euch zuerst begegnete? Vielleicht nicht. Aber gelobt sei der erlösende Engel, der mich zum geistlichen Leben erweckte! Ich gedenke mit Freude des Ortes und der Zeit. Er erlöste uns auch von Verzweiflung; als wir unter dem Gefühl unserer Sünde nicht wagten zu hoffen, kam er zu uns und zeigte uns unsere Heilung in seinen Wunden und unser Leben in seinem Tode. Nachher, als unsere verderbten Neigungen sich zu erheben begannen und es uns harten Kampf kostete, zu glauben, dass solche Sünder wirklich errettet wären, befestigte der erlösende Engel unsern Glauben und gab uns Kraft ins Herz. Erinnern wir uns nicht, wie er zu uns sprach: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte!“ Ich bitte euch zurück zu blicken und der Zeiten. zu gedenken, da ihr krank wart und dieser erlösende Engel euch nahe kam in so lieblicher Weise, dass ihr halb bange wart, wieder gesund zu werden, aus Furcht seine Gegenwart zu verlieren. Euer Lager war ein Thron für euch geworden.
Ihr erinnert euch auch daran, wie jene Geschäftsverlegenheit eintrat, so dass ihr nicht sehen konntet, wie ihr euch redlich würdet ernähren können; da offenbarte Jesus seine Liebe und hieß euch an die Lilien und Raben denken, die weder spinnen noch säen und doch majestätisch gekleidet sind und vollauf zu essen haben. Manches Mal hat der Herr euch befreit, weil er Freude an euch hatte. Wenn ihr nahe daran wart, in Sünde zu fallen, wenn ihr in einen sehr verkehrten Gemütszustand hineingeraten wart, blickte er euch mit Mitleid an und half eurer Seele zur Genesung. Obwohl ihr so lau wart, dass er im Begriff war, euch auszuspeien aus seinem Munde, klopfte er dennoch an eure Tür und als ihr ihn einließet, kam er und hielt das Abendmahl mit euch und eure Seele entbrannte bald in seiner Liebe. Eure Seele genas und die Zeit der ersten Liebe kehrte wieder. Hochgelobter Erlöser, wie gnädig befreist du! O, dass wir öfter an das Dazwischentreten des liebevollen Christus dächten! Er erlöste uns nicht nur als er starb, sondern er erlöst uns noch immer durch seine lebendige Kraft. Dies ist die Summa unseres Lebens; der Engel des Bundes hat uns Tag für Tag befreit, befreit uns noch und wird uns bis ans Ende befreien. Wundert ihr euch, dass wir ihm unsere Kinder anbefehlen und wünschen, sie seiner liebevollen Sorge zu übergeben? Ihr jungen Freunde, die ihr den Heiland nicht kennt, ich möchte euch gern zu diesem Schutzengel, diesem Gott gleichen Menschen führen, der euch von allem Übel erretten wird von heute an und immerdar.
Nun kommt der letzte Punkt ich weiß nicht, ob jemand bei dieser drückenden Luft eingeschlafen ist, aber wenn das, so möge er freundlichst aufwachen, denn ich habe etwas zu sagen, was ihn interessieren wird. Jakob hat von der Gnade gesprochen, fromme Vorfahren gehabt zu haben, von persönlichen Gütern, von der erlösenden Gnade und nun beginnt er von künftigen Gütern zu reden, da er ausruft: „Segne die Knaben“. Er begann damit, Joseph zu segnen und er schließt mit dem Segnen seiner Knaben. O liebe Freunde, wenn Gott euch gesegnet hat, so weiß ich, ihr werdet wünschen, dass er andere segnet. Dort ist der Strom der Gnade, tief, breit und klar; ihr habt daraus getrunken und seid erfrischt, aber er ist so voll wie je. Er wird weiterfließen, nicht wahr? Ihr nehmet nicht an, dass wir den Strom so abgedämmt haben, dass wir ihn für uns selbst behalten. Nein, dazu ist es ein zu starker, zu voller Strom. Er wird von Jahrhundert zu Jahrhundert weiterfließen. Gott wird andere segnen, wie er uns gesegnet hat. Der Unglaube flüstert, dass die wahre Kirche aussterben wird. Glaubt es nicht. Christus wird leben, und seine Kirche wird mit ihm leben, bis die Himmel nicht mehr sind. Hat er nicht gesagt: „Weil ich lebe, sollt ihr auch leben!“ „O“, sagt ihr, „aber wir werden in der nächsten Generation nicht solche heilige Männer sehen, wie in vergangenen Zeiten.“ Warum nicht? Ich hoffe, das nächste Zeitalter wird weit bessere Männer sehen, als irgendwelche von denen, die jetzt mit uns sind. Betet, dass es so sein möge. Anstatt der Väter mögen die Kinder sein, und mögen diese Fürsten vor dem Herrn sein!
Der Strom göttlicher Gnade wird weiterfließen. O, dass er unsere Söhne und Töchter in seinem Laufe mitnehmen möchte! „Segne die Knaben.“ Sonntagsschullehrer, ist das nicht ein gutes Gebet für euch? Bittet den Herrn, die Knaben und die Mädchen zu segnen, weil er euch gesegnet hat. Dort ist der Strom, er muss irgendwo hinfließen; betet: „Herr lass ihn zu den Meinigen, zu meiner Klasse fließen“. Um deiner Barmherzigkeit willen, gnädiger Gott, „segne die Knaben“.
Wir brauchen nicht zu sagen, in welcher besonderen Art und Weise der Segen kommen soll; wir wollen ihn in seiner ganzen überschwänglichen Größe lassen. Möge der Herr unsere Jugend segnen, wie nur er segnen kann, und wenn er sie lehrt, ihn zu fürchten und ihm zu vertrauen, so wird er uns alle segnen und die künftigen Zeiten dazu. Von diesen Ephraims und Manasses wird das Werk des Herrn in künftigen Jahren abhängen. Deshalb beten wir mit Nachdruck: „Segne die Knaben“. Wir selber sind es zufrieden, fortzuarbeiten und zu sprechen: „Zeige deinen Knechten deine Werke“; aber unser sehnlicher Wunsch ist, dass unsere Kinder die Früchte unserer Arbeit ernten, und deshalb fügen wir hinzu: „und deine Ehre ihren Kindern“.
Zum Schlusse wünsche ich ein persönliches Zeugnis abzulegen, indem ich einen Vorfall aus meinem eigenen Leben erzähle. Ich habe diese Woche in Essex gepredigt und benutzte die Gelegenheit, um den Ort zu besuchen, wo mein Großvater so lange predigte und ich meine ersten Jugendtage verlebte. Der letzte Mittwoch war für mich ein Tag, wo ich wie im Traume umherging. Jedermann schien sich des einen oder anderen Ereignisses meiner Kindheit zu erinnern. Was für eine Geschichte von göttlicher Liebe und Barmherzigkeit brachte dieser Tag mir vor die Seele! Unter anderem saß ich wieder an einem Platze, der mir auf immer heilig sein muss. In meines Großvaters Garten waren zwei Lauben von zuckerhutförmig geschnittenen Eibenbäumen. Obwohl das alte Haus einem neuen Platz gemacht hat und die alte Kapelle auch nicht mehr ist, so grünten die Eibenbäume doch noch wie früher. Ich setzte mich in die Laube zur Rechten und dachte an das, was vor vielen Jahren hier sich zugetragen hatte. Als ich ein junges Kind war und mich in meines Großvaters Hause befand, kam ein Mr. Knill, der ein Missionar in St. Petersburg gewesen und ein mächtiger Prediger des Evangeliums war, um in unserem Dorfe für die Londoner Missionsgesellschaft zu predigen. Am Sonnabend langte er im Pastorat an. Er war ein großer Seelengewinner und forschte bald den Knaben aus. „Wo schläfst du? Ich will dich morgen früh rufen“, sagte er zu mir. Ich zeigte ihm mein kleines Zimmer. Um sechs Uhr weckte er mich und wir gingen in diese Laube. Dort erzählte er mir auf die freundlichste Weise von der Liebe Jesu und der Seligkeit, ihm schon in unserer Kindheit zu vertrauen und ihn zu lieben. Durch mancherlei Geschichten predigte er mir Christum und erzählte mir, wie gut Gott gegen ihn gewesen, und darauf betete er, dass ich den Herrn kennen. und ihm dienen möchte. Er kniete in dieser Laube nieder und betete und hatte dabei seine Arme um meinen Hals geschlungen. Er schien nicht zufrieden, wenn ich nicht in der Zeit zwischen den Gottesdiensten bei ihm war, und hörte mein kindisches Geschwätz mit geduldiger Liebe an. Am Montagmorgen machte er es wie am Sonntag, und am Dienstag wiederum. Dreimal unterwies er mich und betete mit mir; ehe er abreiste, war mein Großvater von dem Ort zurückgekehrt, wo er gepredigt hatte, und die ganze Familie war bei der Morgenandacht anwesend. Da nahm mich Mr. Knill in der Gegenwart aller auf sein Knie und sagte: „Dieses Kind wird eines Tags das Evangelium predigen und wird es vor großen Mengen predigen. Ich bin überzeugt, dass es in der Kapelle Rowland Hills predigen wird, wo (ich meine, er sagte dies) ich jetzt der Pastor bin.“ Er sprach sehr feierlich und rief alle Anwesenden zu Zeugen dessen auf, was er gesagt. Darauf gab er mir fünf Groschen zur Belohnung, wenn ich den Gesang lernen wollte:
„Gott wählt geheimnisvolle Wege,
Um seine Wunder zu vollbringen.“
Ich musste versprechen, dass, wenn ich in Rowland Hills Kapelle predigte, dieser Gesang gesungen werden sollte. Denkt euch dies Versprechen von einem Kinde! Sollte es je etwas anderes als ein müßiger Traum sein? Jahre vergingen. Kurze Zeit, nachdem ich begonnen in London zu predigen, sollte Dr. Fletcher die jährliche Predigt für Kinder in der Surrey-Kapelle halten, aber da er plötzlich erkrankte, ward ich eiligst gebeten, vor den Kindern zu predigen. „Ja“, sagte ich, „das will ich, wenn die Kinder singen wollen Gott wählt geheimnisvolle Wege'. Ich habe vor langer Zeit das Versprechen gegeben, dass dies geschehen sollte.“ Und so ward es; ich predigte in Rowland Hills Kapelle, und der Gesang ward gesungen. Meine Gefühle bei dieser Gelegenheit kann ich nicht beschreiben. Indes war dies nicht die Kapelle, die Mr. Knill gemeint hatte. Ganz ohne mein Zutun lud mich der Pastor in Wotton-under-Edge, Mr. Hills Sommeraufenthalt, ein dort zu predigen. Ich ging unter der Bedingung, dass die Gemeinde jenes Lied sänge, was auch geschah. Später predigte ich für Mr. Knill selber, der damals in Chester war. Was für ein Wiedersehen war das! Merkt euch dies: er predigte in dem Theater! Sein Predigen im Theater nahm mir alle Furcht vor dem Predigen in nichtkirchlichen Gebäuden und machte mich frei für die Feldzüge in Exeter Hall und Surrey-Musik-Hall. Wie viel dies mit andern Gottesdiensten in Theatern zu tun hatte, wisst ihr.
„Gott wählt geheimnisvolle Wege,
Um seine Wunder zu vollbringen.“
Nach mehr als vierzig Jahren voll der Güte des Herrn, saß ich wieder in jener Laube! Ohne Zweifel ist dies etwas Geringfügiges für Fremde, die es hören, aber für mich war es ein überwältigender Augenblick. Der jetzige Pastor dort und die Glieder seiner Familie mit Einschluss seines Sohnes und seiner Enkel waren in dem Garten, und ich konnte nicht umhin, sie um die Laube zu versammeln, während ich den Herrn für seine Güte pries. Einen unwiderstehlichen Trieb fühlte ich: den, Gott zu bitten, die Knaben zu segnen, die um mich herum standen. Seht ihr nicht, wie die Erinnerung dieses Gebet erzeugte? Ich wünschte, sie möchten, wenn sie erwachsen wären, meines Zeugnisses von der Güte Gottes gegen mich gedenken; und aus demselben Grunde erzähle ich es euch jungen Leuten, die ihr heute Morgen um mich seid. Gott hat mich mein Leben lang gesegnet und mich von allem Übel erlöst, und ich bete, dass er euer Gott sein möge. Euch, die ihr gottesfürchtige Eltern habt, möchte ich besonders anreden. Ich bitte euch, ihren Fußstapfen zu folgen, damit ihr eines Tages von dem Herrn sprechen möget, wie sie es in ihren Tagen zu tun vermochten. Gedenket an diese besondere Verheißung: „Ich liebe, die mich lieben, und die mich frühe suchen, finden mich.“ Möge der Heilige Geist euch dahin führen, ihn heute zu suchen und ihr werdet leben, um seinen Namen zu preisen, wie Jakob es tat.