„Er bekehre sich zum Herrn, so wird Er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei Ihm ist viel Vergebung.“ Jes. 55,7.
Der Prophet stellt die Mission Jesu dar (V. 4. 5), und wendet sich dann sogleich den Sündern zu, denn Jesus kommt zu Sündern; Er verkündigt ihnen Vergebung, denn diese bringt Jesus. Der Ruf fordert praktisch Glauben und Buße. Der Beweggrund dazu ist die reichliche Vergebung aus freier Gnade. Es gibt keinen mächtigeren Beweggrund, um auf Sünder einzuwirken.
Die Sünde, welche nicht zu groß ist, aufgegeben zu werden, ist nicht zu groß, vergeben zu werden.
In uns ist die Barmherzigkeit nicht mehr als ein Tropfen; in Gott ist sie ein Ozean; in uns ist sie nicht mehr als ein kleines Bächlein; in Gott ist sie eine sprudelnde Quelle. Eine Quelle läuft beständig, ein Ozean ist nie zu erschöpfen. Was ist ein kleiner Feuerfunken, wenn er ins Meer fällt? So sind die Sünden eines Bußfertigen, wenn die Barmherzigkeit Gottes damit zu tun hat. Thomas Horton.
Einer von den gefangenen Nachfolgern des Herzogs von Monmuth wurde Jakob II. vorgeführt. „Du weißt, dass es in meiner Macht steht,“ sagte der König, „dich zu begnadigen.“ „Ja,“ sagte der Gefangene, der seinen grausamen Charakter wohl kannte; „aber es liegt nicht in Ihrer Natur.“ Wie unweise die Antwort auch war, ihre Wahrheit zeigte sich sehr bald. Glücklicherweise wissen wir, dass Gott nicht nur die Macht, sondern auch die Neigung hat, Barmherzigkeit zu erweisen. Vor Dir ist die Vergebung.“
Herr Fleming erzählt in seiner „Erfüllung der Heiligen Schrift“ einen Fall von einem sehr verstockten Sünder, welcher zu Ayr enthauptet wurde. Es gefiel dem Herrn, ihn während seiner Kerkerhaft zur Buße zu führen, und seine Gewissheit von der vergebenden Barmherzigkeit war so groß, dass er, als er auf der Hinrichtungsstätte ankam, es nicht lassen konnte, unter dem Bewusstsein der Vergebung dem Volk zuzurufen: „O, Er ist ein großer Begnadiger! Er ist ein großer Begnadiger!“ und er fügte hinzu: „Nun hat die vollkommenen Liebe die Furcht ausgetrieben. Ich weiß, Gott hat nichts gegen mich, denn Jesus Christus hat alles bezahlt; und welche der Sohn frei macht, die sind recht frei.' G. S. Bowes.
Herr, ehe ich eine Sünde begehe, erscheint sie mir so flach, dass ich meine, trockenen Fußes und frei von irgend welcher Schuld hindurch waten zu können; aber wenn ich sie getan habe, erscheint sie mir so tief, dass ich ihr, ohne ertränkt zu werden, nicht entrinnen kann. So bin ich stets extrem; entweder sind meine Sünden so klein, dass sie keiner Buße bedürfen, oder so groß, dass keine Vergebung dafür zu finden ist. Leihe mir, o Herr, ein Maß aus Deinem Heiligtum, damit ich den Umfang meiner Vergehungen richtig ermesse. Aber o, indem Du mir mehr von meinem Elend offenbarst, zeige mir auch mehr von Deiner Barmherzigkeit, damit nicht, wenn nach meiner Auffassung meine Wunden sich weiter ausdehnen, als Dein Pflaster reicht, meine Seele verzage. Wenn meine Schlechtigkeit nur einen Augenblick, nur um eines Haares Breite größer erscheint als Deine Güte, dann ist das genug, mich in ewige Verzweiflung zu versenken. Thomas Fuller.