„Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick“ rc. Jes. 54,7-9.
Dieser Text gehört allen Gläubigen. Ihr Anrecht darauf ist aus V. 17 zu ersehen. Keiner versäume es, ihn sich anzueignen. Er folgt auf die Prophezeiung von den großen Leiden ihres Herrn. (Jes. 53.) Wir sind nie so imstande, eine große Verheißung zu glauben, als wenn wir beim Kreuz geweilt haben. Das Volk Gottes wird oft hart geprüft, und ihre Leiden sind zuweilen geistlicher Art; aber ihr mächtiger Trost liegt darin, dass in allen ihren Leiden kein strafender Zorn liegt.
Der Herr bezeichnet ihn als „ein wenig“ und spricht von der Zeit seiner Dauer als von einem kleinen Augenblick“.
Unsere Pflicht ist es, Leid darüber zu tragen, dass wir den Herrn erzürnt haben, durch seinen Zorn gedemütigt und geheiligt zu werden, aber nicht unter demselben nachzulassen oder zu verzagen.
Wie sorgfältig sollten wir sein, dass wir Ihn nicht betrüben!
Das Dunkel der Trübsal hat sich oft erwiesen als der Schatten der Flügel Gottes, der sich uns nahte, um uns zu segnen. Wir können keine befruchtenden Regenschauer auf Erden haben, es sei denn, dass der Himmel droben bewölkt ist. So ist es mit unseren Leiden. „Herr, gib mir alles andere, nur nicht Deinen Zorn, und was Du mir gibst, das gib mir mit Deinem Lächeln.“ R. Cecil.
Ein gelehrter Prediger, der einen in sehr bescheidenen Verhältnissen lebenden alten Christen, während er krank lag, besuchte, bemerkte ihm, dass die Stelle Hebr. 13,5: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen,“ im Original viel ausdrücklicher sei, als in unsrer Übersetzung, insofern sie nicht weniger als fünf Verneinungen enthalte und nicht nur zwei. Er wollte ihm mit dieser Bemerkung zeigen, dass wegen dieser vielen Verneinungen sich die Gültigkeit der göttlichen Verheißung um so kräftiger erweise. Des Kranken Antwort war eine sehr einfache und treffende: „Ich zweifle nicht daran, Herr Prediger, dass Sie vollkommen recht haben; allein ich kann Ihnen die Versicherung geben, dass, wenn Gott es nur einmal gesagt hätte, ich Ihm ebenso sehr glauben würde.“