Schopf, Otto - Liedessehnsucht.

Ach, könnt’ ich es in Worte zwingen,
Was ich am Abend heut empfand,
Als ich bei eurem frohen Singen
Sanglos allein am Fenster stand!

Ich lauschte eures Liedes Tönen
Und all der Wehmut, all der Glut,
All dem Erhabenen und Schönen,
Das in dem wahren Liede ruht.

Wie mir bei eurer Lieder Klingen
Das Herze voller Sehnsucht schwoll,
Daß mir’s versagt, gleich euch zu singen,
Ob mir die Brust so liedervoll!

So fühlt der Aar, der über Hügel
Und höchste Berge stolz sich schwingt,
Wenn, ach, ihn der gebroch’ne Flügel
Hernieder zu der Scholle zwingt!

Doch einst erstarkt die Schwinge wieder;
Des neuen Lebens erster Tag
Bringt mir auch Töne, Jubellieder,
Daß ich, mein Gott, dich preisen mag.