Raymund von Sabunde - Allwissenheit und Gerechtigkeit Gottes.

Weil alle Dinge in Gott ihren Ursprung haben und von ihm getragen werden, so erkennt und sieht er auch alle in seinem eigenen Wesen, wie in einem unendlichen Spiegel. Er gewahrt und zählt den ganzen Sand des Meeres, alle Tropfen des Wassers, alle Theile der Erde und was auf und in ihr ist, alle Sterne des Himmels, alle Tage, alle Stunden, alle Augenblicke, wleche vergingen, noch sind und sein werden; er kennt alle Kräuter und ihre Kräfte, alle Bäume und ihre Blätter, alle Samenkörner, alle Vögel, Fische und vierfüßigen Thiere, alle Menschen, so viel ihrer gelebt haben, leben und noch leben werden. Er weiß ihre Gedanken, ihre Anschläge, ihre Wünsche, ihre Worte und Werke zu gleicher Zeit und nichts bleibt ihm verborgen. So ist nun das Wissen Gottes unendlich, unbegreiflich und unausdenkbar.

Theologia natualis c. 30.

Quelle: Galle, Friedrich - Geistliche Stimmen aus dem Mittelalter