Luther, Martin - Allen meinen liben herrn und freunden / Pfarherrn und Predigern / die Christum mit trewen meinen.

Gnad und friede inn Christu Jhesu unserm Herrn.

Mein aller liebsten herrn und freunde / ihr sehet fur augen / wie der leidige Satan jtzt uns / zu allen seitten / beide mit gewalt und list / manichfeltiglich angreifft und alle plage an legt / auff das er das heilige Evangelion und Gottes reich / verstöre / odder / wo ers nicht verstoren kan / doch jnn alle wege hindere / und wehre / das ja nicht fort gehe / odder oberhand kriege / Unter welchen seinen tücken dis fast der grössesten (ists nicht gar das grössest) einer ist / da er den gemeinen man also beteubet und betreuget / das sie jhre kinder nicht zur schulen halten / noch zur lere zihen wollen / gibt jhn diese schedliche gedancken ein / weil nicht hoffnung da ist / der Moncherey / Nonnerey / Pfafferey / wie bis her gewesen / so durffe man keiner gelerten / noch viel studierens mehr / Sondern musse trachten / wie man narung und reichtumb uberkome.

Das mag mir doch ja ein recht meister stuck sein der teufflischen kunst / weil er sihet / das ers bey unsern zeiten nicht machen noch schaffen kan / wie er gern wollte / So denckt er dennoch / bey unsern nach komen seinen willen zu haben / als die er jtzt also fur unsern augen zu rüstet / das sie nichts lernen noch wissen sollen / und also / wenn wir nu tod sind / ein nacket / blos / wehrlos volck fur sich habe / mit den ers machen müge / wie er will / Denn wo die schrifft und kunst untergehet / was will da bleiben jnn deudschen landen / denn ein wüster wilder hauffen Tattern odder Turcken / ja vielleicht ein sew stall und eine rotte von eitel wilden thieren? Solchs lesset er sie aber jtzt nicht sehen / und blendet sie meisterlich / auff das / wenn es dahin keme / und sie durch erfarung solchs sehen musten / er denn aller klage und heulen möchte jnn die faust lachen / als die nu nicht mehr kundten / ob sie gern wollten / der sachen raten noch helffen / und sagen müsten / Es ist zu lange geharret / und denn gern wollten hundert gulden geben für einen halben gelerten / da sie jtzt nicht zehen gegeben hetten / fur zween gantz gelerten.

Und geschehe ihn auch kaum recht / Weil sie jtzt nicht wollen neeren noch halten / frume / ehrliche / züchtige schulmeister und lerer / von Gott dar geboten / die jhre kinder zu Gottes furcht / zucht / kunst / lere und ehre zihen / mit grosser erbeit / vleis und mühe / dazu mit geringer kost und gelt / So sollen sie da fur kriegen Locaten / Bachanten / grobe esel und tolpel / wie sie vorhin gehabt haben / die jhre kinder mit grosser kost und gellt / dennoch nichts anders leeren / denn eitel esel sein / Und da fur ihre weiber / töchter / megde zu schanden machen / und da zu herrn uber jhr haus und guter seien / wie bis her geschehen ist / Solchs sol der lohn sein / jhrer grossen schendlichen undanckbarkeit / dar ein sie der teuffel so listiglich furet.

Weil wir nu sollen widder solche und andere böse tücke / als die seel sorger wachen / aus pflicht usners ampts / mussen wir warlich hie nicht schlaffen ( an welchem so grosse macht ligt / Sondern anregen / vermanen / reitzen / hetzen / mit aller macht / vleis und sorge / das sich der gemeine man nicht so jemerlich lasse betrieben und verfuren vom teuffel / Darumb sehe ein jglicher auff sich / und neme seins ampts war / das er hie nicht schlaffe und den Teuffel lasse Gott und herre sein / Denn wo wir hie schweigen und schlaffen / das die iugent so verseumet / und usner nachkomen Tattern odder wilde thier werden / so wird es unsers schweigens und schnarckens schuld sein / und werden mussen schweere rechenschafft da fur geben.

Wie vol ich aber weis / das ewr viel / on mein vermanen / und auch sonst besser solchs treiben / denn ichs geben kan / dazu ich auch zuvor an die Rat herrn jnn Stedten ein sonderlich büchlin da von habe aus lassen gehen / Doch ob irgend ettliche solchs vergessen / odder meinem exempel nach / vleissiger wollten anhalten / hab ich diese meine predigt / die ich mehr denn ein mal / bey den unsern gethan / euch zu komen lassen / da mit jhr spüret / das ich ja auch trewlich mit euch hierin erbeite / und wir also allenthalben ddas unser thun / und fur Gott / unsers ampts halben entschuldigt seien. Es ligt warlich jtzt an uns / weil wir sehen / das auch die / so man die geistlichen heisset / sich also zur sachen stellen / als wollten sie alle Schulen / zucht und lere lassen zu grunde gehen / odder auch selbs helffen nidder stürtzen / weil sie jhren mutwillen nicht sollen frey / wie bis her / erhalten / welches auch der teuffel durch sie treibt Gott helff uns / AMEN.