Landsgemeindepredigt, den 27. April 1851, von Albert Liebermeister, Pfarrer in Hundwyl.
Text: Da nahm Samuel einen Stein und setzte ihn zwischen Mizpa und Sen und hieß ihn Eben Ezer, und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen. 1. Sam. 7. 12.
„Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen; lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Ps. 103. 1, 2). Mit diesen Worten des Psalmisten begrüße ich euch, versammelte Freunde, an heiliger Stätte, da heute wieder unserem Lande der Tag angebrochen ist, den Jeder, der Jüngling wie der Greis, mit freudigem Herzen begrüßt, in dessen Brust noch Liebe zum Vaterlande lebt, das ihn geboren und groß gezogen hat. Ist uns dieser Tag, so oft er alljährlich wiederkehrt, ein ernster, wichtiger Tag, so muss er uns heute doppelt wichtig erscheinen, da es der erste Landsgemeindetag ist, den wir, an der Pforte eines neuen Zeitabschnittes von 50 Jahren stehend, durch Gottes Gnade erleben. Die erste Hälfte des Jahrhunderts liegt nun hinter uns, und wir treten mit dem heute beginnenden Amtsjahre unseres Landes in die zweite Hälfte desselben ein. Deshalb habe ich unserer Betrachtung die alttestamentlichen Worte: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen“, zu Grunde gelegt. Das Wort, das einst Samuel nach vollbrachtem Kampfe und gewonnenem Siege seinem Volke mahnend zugerufen, das gilt auch uns an dem heutigen Tage. Denn sind nicht die verflossenen fünfzig Jahre ernste, bange Jahre des Ringens und Kämpfens gewesen im Leben der Völker. Aber hat es sich nicht auch bewährt, dass noch Einer im Regimente sitzt, der allmächtige Gott, der Alles herrlich zum Ziele führt? „Bis hierher hat uns der Herr geholfen!“ so muss es daher heute in dem Herzen jedes Bürgers, jedes Eidgenossen und jedes Christen ertönen, der nicht gleichgültig ist gegen die Beweise der göttlichen Gnade, die uns in so reichem Maße aus der Vaterhand Gottes zu Teil geworden sind. So wollen wir denn in dieser Stunde mit Andacht erwägen:
Bis hierher hat uns der Herr geholfen.
Wir sehen
1) wie die helfende Hand des Herrn bis hierher über uns gewaltet;
2) was uns zu tun obliege, dass wir auch fernerhin derselben uns getrösten können.
Vater im Himmel! wir danken dir, dass du über uns und unserem Lande bis hierher so gnädig gewacht hast; o lass auch ferner deine Augen offen stehen über demselben, stehe gnädig herab auf uns in dieser Stunde der Andacht und bei den Geschäften des heutigen Tages, erfülle Regenten und Untertanen mit deiner Furcht, die aller Weisheit Anfang ist, damit wenn in den kommenden fünfzig Jahren der Tod kommt, um unter uns seine Ernte zu halten, wir scheiden können von dieser Erde mit dem Troste, dir gelebt zu haben! Amen.
Unsere Textesworte führen uns zurück in jene denkwürdige Zeit des israelitischen Volkes, da Samuel sein Richteramt über Israel verwaltete. Das Volk, bedrängt von einem feindlichen Nachbarstamme hatte in seiner Not zu ihm seine Zuflucht genommen, damit er als der Oberste des Volkes im Namen desselben Hilfe vom Herrn der Heerschaaren erflehe. Samuel entsprach ihrer Bitte, aber nur unter der Bedingung, wenn sie sich wieder bekehren zu dem Herrn ihrem Gotte, den sie verlassen. Israel, ergriffen von seinen Worten, demütigte sich unter die gewaltige Hand des Herrn, und als der entscheidende Kampf begann, erhöhte es Gott wieder zu seiner Zeit, so dass es über die vom Donner Jehovas erschreckten Feinde einen glänzenden Sieg davon trug.
„Da nahm Samuel einen Stein, setzte ihn zwischen Mispa und Sen, hieß ihn Eben Ezer und sprach: bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ Bis hierher hat uns der Herr geholfen, so muss es auch in unseren Herzen lauten, wenn wir heute, am ersten Landesgemeindetage der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, die Reihe der sturm- und drangvollen fünfzig Jahre überschauen, durch die der Herr das Schifflein des Staates und der Kirche so sicher hindurch geführt. Als vor fünfzig Jahren der ernste Glockenschlag den Beginn eines neuen Jahrhunderts den Völkern Europas verkündigte, wurde dasselbe von manchen Herzen in düsterer, trauriger Stimmung begrüßt; denn damals hatte der Herr in den furchtbaren politischen Welterschütterungen, die in das Ende des vorigen und den Anfang dieses Jahrhunderts fielen, wie einst auf Horeb einen Sturmwind gesendet, der die Berge zerriss, die Felsen zerbrach und eine neue Gestaltung der Völker und Staaten Europas hervorbrachte. Auch an unserem Lande waren jene Stürme nicht vorüber gegangen, ohne tiefe Spuren zurückzulassen. Heute vor fünfzig Jahren war es dem Appenzeller-Volke nicht mehr vergönnt gewesen, sich auf der ehrwürdigen Stätte der Väter zu versammeln und dem Herrn in feierlichem Eide Gehorsam zu geloben, keine fröhlichen Scharen konnte man damals von Fern und Nah zur Landsgemeinde heran ziehen sehen; denn im Jahre 1798, wo überall unter dem falschen Scheine der Freiheit und Gleichheit das Feuer der Revolution entbrannt und das Volk in Parteihass zerrissen war, musste sich der Kanton Appenzell fremden Gesetzen unterziehen; mit Annahme der Konstitution verschwand derselbe aus der Reihe selbstständiger Staaten, und wurde dem Kanton Sentis einverleibt, das Land mit fremden Truppen überzogen, während die Söhne des Landes in die Ferne ziehen mussten, um auf fremder Erde dem Welteroberer seine Siege erringen zu helfen. Das war eine dunkle Zeit, die unseren Vätern und Greisen noch in schwerem blutigem Andenken steht. Doch nur wenige Jahre sollten diese Wunden bluten; bald kam wieder die Zeit der Heilung, nach Wiederherstellung der alten Verfassung, den 30. August 1802, konnten, nachdem 1797 die letzte ordentliche Landsgemeinde gehalten worden war, sich die Bewohner unseres Landes wieder den 27. März 1803 zu einer ordentlichen Landsgemeinde in Hundwyl versammeln. Da hat gewiss Mancher mit Dank gegen Gott wieder diese ehrwürdige Stätte begrüßt, das Wort Samuels im Herzen: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ Geraume Zeit zwar dauerte der europäische Völkerkrieg noch fort, denn wenn ein starkes Gewitter sich verzieht, hört man noch lange den Donner grollen; doch endlich musste der gewaltige Eroberer, mitten auf seiner Siegesbahn, in Russlands Schneegefilden das Wort des Herrn, der da stößt die Gewaltigen vom Stuhl, erfahren: „Bis hierher und nicht weiter, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen“; auf eine einsame Insel des Ozeans verbannt, beschloss er seine Tage, und das Jahr 1815 schenkte den Völkern Europas den lange ersehnten Frieden. Und auch in den übrigen Ereignissen dieses Jahrhunderts ist uns die segnende Hand des Herrn nahe gewesen, der zwar Wunden schlägt, aber sie auch wieder heilt.
Ich erinnere auch an das Schreckensjahr 1817, als eine fürchterliche Hungersnot wütete und in allen Gemeinden unseres Landes der Tod seine reichliche Ernte hielt; an die sturmbewegten Dreißiger-Jahre, die der Herr zum Besten und zum Wohle unseres Landes lenkte; an die abermalige Teuerung vor vier Jahren und an die Sonne der Fruchtbarkeit, die nun seither leuchtete über Berg und Tal, so dass Handel, Verdienst und Gewerbe wieder empor blühten; an den Herbst und Winter des Jahres 1847, wo die Söhne des Landes ausziehen mussten in den Kampf, um die Ehre des Vaterlandes zu retten, und bälder, als sie es selbst ahnten, wieder heimkehren durften zu den Geschäften des Friedens; oder an den Frühling des Jahres 1848, wo alle benachbarten Staaten in ihren Grundfesten erschüttert da standen, während die Schweiz sich der Ruhe und des Friedens erfreuen durfte, und ihre Verfassung und Einheit aufs Neue befestigen konnte. Ja, wenn ihr diese Ereignisse überschaut, so müsst ihr sprechen: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen“, und einstimmen in die Worte des Liedes, mit dem einst ein Sänger unserer Kirche nach dem 30jährigen Kriege das Lob seines Gottes besungen: „Nun danket Alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden.“
Darum, Appenzeller-Volk, freue dich heute deines ersten Landsgemeindetages in diesem neuen Zeitabschnitte; ziehe mit Dank gegen Gott hinaus, um ihm aufs Neue den Eid der Treue zu leisten; freue dich deines schönen Heimatlandes und danke dem Herrn für das Land, das er dir gegeben hat! Wie im Leben der Völker, so hat auch über unserer evangelischen Kirche bis hierher die helfende Hand des Herrn gewaltet. Wie frech hat in den letzten fünfzig Jahren der Unglaube seine Stirne erhoben und im stolzen Freiheitsgefühle es jubelnd der Welt verkündet, die Kirche des Herrn hat ihr Ende erreicht; aber es hat sich an ihr bewährt des Psalmisten Wort: „Dennoch, ob auch das Meer wütete und wallte, soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihrem Brünnlein, da die Wohnungen des Höchsten sind“; noch ist der Leuchter des Evangeliums nicht ganz hinweg genommen, noch ist in jeder Gemeinde ein Häuflein Solcher übrig geblieben, die ihre Knie nicht beugen vor den Götzen der Zeit; noch haben wir uns vor acht Tagen im Gotteshause und am Tische des Heilandes versammeln dürfen zur Ehre des Herrn, der siegreich vom Grabe erstanden, und die leichten Verkehrsmittel, mit denen man jetzt blitzschnell über Länder und Völker dahin fliegt, sie haben auch dazu gedient, den Heiden das Evangelium zu bringen und des Herrn Wort seiner Erfüllung entgegen zu führen: „Es soll Ein Hirt und Eine Herde werden.“ Wenn ihr dieses Alles erwägt, so werdet ihr als Bürger, als Eidgenossen, als Christen einstimmen in die Worte Samuels: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ Ja noch mehr dürfen wir es rühmen als Samuel; denn der Gesalbte des Herrn, den Israel nur ferne gesehen, der ist uns erschienen, um uns zu grüßen mit dem Gruße seines himmlischen Osterfriedens.
Doch, liebe Freunde, nicht bloß rühmen wollen wir uns der Hilfe des Herrn bis hierher; was wäre unser eitles Menschenwerk, wenn der Herr nicht uns bauen hilft? Und darum ist es die Bitte jedes Christen, dass der Herr, der bisher uns so nahe gewesen, auch ferner uns nahe sein möge mit seinem Frieden, den er nach seiner Auferstehung seinen Jüngern und uns Allen verkündigte, und darum wollen wir 2) betrachten:
Was haben wir zu tun, dass wir auch fernerhin der Hilfe des Herrn uns getrösten können?
Hört, was Samuel dem Volke Israel für einen Rat gegeben: „Wenn ihr wegnehmt die fremden Götter, die Baalim und Astaroth und euer Herz aufs Neue wendet zu dem Herrn, so wird er euch erretten.“ Nun, diesen Rat erteile auch ich euch heute als Diener des göttlichen Wortes. Ach! es haben sich in den letzten Jahren, als die Hungersnot und Teuerung zu Ende ging und die Zeiten wieder bessere wurden, wieder so manche falsche Götter eingeschlichen in unserem Lande und den guten Samen erstickt, den der Herr in der Schule der Not in uns hat wecken wollen! Wird nicht der Sonntag, der ein Tag sein soll der heiligen Ruhe des Herrn, so vielfach im Übermute zu einem Tage der Sünde, des fleischlichen Genusses und der Arbeit missbraucht, die Gotteshäuser verlassen, die uns die Väter als Zeugnis ihres frommen Sinnes mit Selbstaufopferung gebaut und es von so Vielen am Trink- und Spieltische wieder vergessen, dass der Herr in den verflossenen Jahren in Sturm und Wetter, in Krieg und Blutvergießen, in Teuerung, Krankheit und Erdbeben zu uns geredet sein Wort: „Ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir und sei fromm.“? Hat nicht die Obrigkeit unseres Landes verflossenen Bettag in ihrem Mandate sich gedrungen gefühlt, das Volk unseres Landes aufmerksam zu machen auf die Gebrechen und Sünden, mit denen die Gaben des Herrn so schnöde missbraucht werden? Kommenden 6ten Mai werden es gerade 100 Jahre, dass die Neu- und Alträte des Kantons Appenzell den Beschluss fassten, es solle von den Kanzeln herab eine öffentliche Mahnung und Warnung an das Volk erlassen werden. Mit Bedauern, heißt es darin, werde vernommen, wie das Wort Gottes so wenig geachtet werde, ja Viele ob diesem himmlischen Manna einen rechten Ekel haben, es nicht mehr zu Hause lesen, den öffentlichen Gottesdienst gar nicht oder nur aus Gewohnheit besuchen, denselben stören durch unmäßiges Essen, Trinken und Spielen, durch leibliche Geschäfte und Sorgen die Fastnachttage missbrauchen und entweihen, daher es kein Wunder sei, dass die Liebe zu Gott und seinem Worte in so Vielen erkalte, und doch sei dieses heilige Wort unser einziger Weg zur Seligkeit, und es sei nach dem Ausspruche des Heilandes Derjenige mit dem Fluche belegt, der etwas davon oder dazu tue. Wir sehen uns deshalb veranlasst, heißt es weiter, als die Obrigkeit, die die Pflegerin der Kirche ist, die Sicheren von ihrem ärgerlichen Wesen abzumahnen, dass sie trachten, lebendige Glieder der Kirche Christi zu werden; wir bitten Gott, dass er uns und unsere Nachkommen bei der reinen Lehre und gottseligem Leben erhalte wolle. -
Bedarf es nicht auch unsere Zeit, dass diese redlich gemeinten Worte der Väter wieder hinein gerufen werden in dieselbe, damit wir uns bekehren zu dem Herrn, unserem Gott. Kehre wieder, spricht der Herr, du abtrünniges Israel, so will ich mein Antlitz nicht verstellen.“ Haltet daher fest, geliebte Freunde, an dem Worte Gottes, dass dieses der Wegweiser sei, der uns leite zum ewigen Heile, wie einst zur Zeit der Reformation eine Landsgemeinde beschlossen, es solle nichts gelehrt werden, als was mit dem Worte Gottes übereinstimme; nur ein frommes Volk ist auch ein wahrhaft glückliches Volk. Haltet fest am Gebete; Gottes Wort und Gebet, das sind die Waffen der Christenheit auf Erden, mit denen sie auslöschen kann alle feurigen Pfeile des Bösewichtes. Was hat unsere Väter beschützt in ihren Kämpfen? Nicht ihre Kraft, nicht ihre Kriegsmacht, nicht ihr Heldenmut, nicht ihre Berge allein; ohne Gott sind diese Worte nur ein leerer Schall: - das Gebet hat sie froh, hat sie fromm, hat sie frisch, hat sie glücklich gemacht, wie einst bei einer belagerten Stadt ein frommer Oberst dem Feinde sagen ließ: „Wir fürchten uns nicht vor dir, denn die betenden Hände der Gerechten in unserer Stadt, das sind unsere Wälle, unsere Laufgräben und Schanzen.“ Haltet fest an euerem Eide, den ihr heute aufs Neue dem Herrn schwöret. Wenn die kommenden fünfzig Jahre zu Ende sein werden, dann ruhen und schlummern wohl die Meisten unter uns in ihren Gräbern, und darum können der Augenblicke so manche kommen, wo das Wort deines Eides: „So wahr mir Gott helfe!“ wenn du ihn mit frommem Sinne gehalten, dir zugutekommen kann in Freude und Leid, in deinem Sterbestündlein, wenn du dein Haupt neigen sollst zum langen Schlummer im Grabe.
Herr Landammann, versammelte Väter des Landes! Sie stehen heute am Tage der ersten Landsgemeinde eines Zeitraumes von fünfzig Jahren in einem wichtigen Amte, wozu der Herr unser Gott Sie durch das Vertrauen des Volkes berufen hat. Wenn Sie nun hundert Jahre zurück schauen in die Geschichte unseres Landes, so erblicken Sie ein schönes Vorbild an einem Manne, der damals das Ruder des Staates bis in sein 80stes Jahr mit Treue und Uneigennützigkeit geführt, der in jenen Parteikämpfen der Harten und Linden, die vor hundert Jahren unser Land zerrissen hatten, vom Herrn gleichsam zu einem Boten des Friedens ersehen war, um die streitenden Parteien zu versöhnen. Es ist Gebhard Zürcher, dessen ehrwürdiges Andenken noch immer frisch fortlebt im Herzen unseres Volkes. Haben wir zwar jetzt, Gott sei Dank, keine politischen Zerwürfnisse in unserem Lande zu beklagen, so sind doch in unserem Lande noch manche geheime Wunden und Schäden offen, die nur durch treues Festhalten am Worte Gottes und dem Gesetze, durch treues Bewahren der alten Zucht und Sitte geheilt werden können. Mögen Sie daher das unserem Lande sein und bleiben, was die Oberen eines jeden Landes sein sollen, Väter, zu denen das Volk, wie ein Kind zu seinen Eltern, sich flüchten kann, um bei ihnen Schutz und Hilfe zu finden; damit, wenn Sie in den kommenden fünfzig Jahren Ihr Amt niederlegen, Sie es niederlegen mit dem Bewusstsein jenes sterbenden Regenten, dessen letzte Worte es waren: „mit Fried' und Freud' ich fahr' dahin in Gottes Willen immerhin.“ Und ihr, Männer des Appenzeller-Volkes! zieht mit Gott hinaus auf den Platz der Landsgemeinde; mögen, wenn in dem kommenden Zeitabschnitte unser letztes Stündlein schlägt, wir uns Alle wieder finden in jener großen Gemeinde des Himmels, wo alle Völker und Nationen sich versammeln am Stuhle des Lammes, um von ihm geleitet zu werden zu den lebendigen Wasserbrunnen. Die große Glocke des Gotteshauses, in dem wir uns jetzt befinden, die, als Walther Klarer im Jahre 1522 zum ersten Male die Reformation der Kirche an dieser Stätte gepredigt hat, gestiftet wurde, die uns hinein rief in dieses Gotteshaus und in einer Stunde wieder hinaus ruft zu den Geschäften des Tages, trägt die Inschrift in lateinischer Sprache: „König der Herrlichkeit, Christus, leite uns in deinem Frieden!“ Ja, auferstandener Erlöser, König der Herrlichkeit, Jesus Christus, leite die Obrigkeit, leite die Bürger unseres Landes, leite jedes Herz und jedes Haus, leite die gesamte Eidgenossenschaft, leite alle Staaten Europas, leite uns Alle in deinem Frieden! Amen.