Communicanten-Büchlein

Das ist:

Christlicher Unterricht / für junge und einfältige Leute/ so zum Tisch des HERRN gehen wollen.

Beicht und Bekanntnuß eines Beicht-Kindes/ vor einem ordentlichen Kirchen-Diener.

ICh armer Sünder bekenne mich GOTT/ meinem himmlischen Vatter/ daß ich leyder schwerlich und manniglich gesündiget habe/ nicht allein mit äusserlichen groben Sünden/ sondern vielmehr mit innerlicher angebohrner Blindheit/ Unglauben/ Zweiffelung/ Kleinmüthigkeit/ Ungedult / (ungehorsam gegen meinen Eltern/ und andern Fürgesetzten/) Hoffart/ bösen Lüsten/ Geitz/ heimlichen Neyd/ Haß und Mißvergunst/ auch andern bösen Tücken/ wie das mein HErr und GOtt an mit erkennet/ und ich leyder so vollkommlich nicht erkennen kan: Also reuen sie mich/ und seynd mir leyd/ und begehre von Hertzen Gnad von GOtt/ durch seinen lieben Sohn JEsum Christum: Und bin Vorhabens/ neben andern Christen hierauff das Gnadenreiche Abendmahl unser HERRN JEsu Christi zu empfahen.

Frag eines Kirchendieners:
Was gehört darzu/ wann ein Christ das Heilige Abendmahl zu seinem Heyl/ und nicht zum Gericht oder Verderben empfahen soll?

ES gehören vier Stück darzu. Erstlich/ daß diejenige/ so das Heilige Abendmahl empfahen wollen/ ihres Glaubens Rechenschafft geben/ und nicht mit Unverstand hinzu gehen. Darum sie die Fragstück deß Catechismi fleissig mercken/ und recht verstehen lernen sollen. Das ander Stück ist wahre Erkänttnuß der Sünden. Das dritte ein lebendiger Glaub und Vertrauen auff Christum. Das vierdte/ ein ernstlicher Vorsatz/ fürohin gottseelig zu leben/ und in solchem Christlichen Wandel zu verharren.

Glaubest du/ daß du ein Sünder bist / und woraus lernest du deine Sünde erkennen? Ja ich glauben / und weiß/ und lerne solche auß den zehen Gebotten GOttes/ die ich nicht hab gehalten/ auch von wegen meiner verderbten Natur nicht vollkommentlich halten kann.

Weissest du auch was für Straffen auff die Sünd gehören/ oder was hast du mit deinen Sünden bey GOtt verdienet?

Nichts anders/ dann GOttes Ungnad und Zorn/ auch allerley zeitliche Straffen/ und darzu die ewige Verdammnuß.

Seynd dir deine Sünden auch leyd?

Ja es ist mir von Hertzen leyd/ daß ich wieder GOTT gesündiget/ und ihn meinen getreuen Vatter/ Schöpffer und Erhalter/(von dem ich Leib und Seel und alles hab/) so vielfältig und offt/ darzu manchmahl fürsetzlich und muthwillig/ beleydiget und erzürnet habe.

Hoffest du aber auch seelig zu werden oder wessen tröstest du dich/ so du doch mit deinen Sünden die ewige höllische Verdammnuß verdienet hast?

Ja ich hoffe seelig zu werden/ und tröste mich allein meines HErrn und Erlösers JEsu Christi.

Wer ist JEsus christus?

Er ist der ewige eingebohrne Sohn GOttes/ unser HErr/ der empfangen ist von dem Heiligen Geist/ gebohren auß Maria der Jungfrauen.

Was hat dieser Sohn GOttes JEsus Christus von deinetwegen gethan oder erlidten/ daß du ihn deinen Erlöser nennest.

Erstlich hat Er das gantze Gesetz für mich erfüllet. Darnach hat Er (wie ich im Christlichen Glauben bekenne/) für mich Tod und Marter am Creutz gelidten. Er ist (wie St. Paulus schreibet) für meine Sünde gestorben/ und zu meiner Gerechtigkeit von den Todten wiederum aufferstanden.

Was hat dir Christus mit seinem Gehorsam und Leyden verdienet?

Das hat Er mir verdienet/ daß mir um seinetwillen alle meine Sünden auß Gnaden verziehen werden/ und mich GOTT für fromm und gerecht/ und für sein liebes Kind will halten/ und mich ewig seelig machen.

Wordurch machest du dich eines solchen Verdiensts theilhafftig?

Durch einen wahren und lebendigen Glauben.

Was ist/ oder heist der gerechmachende Glaub?

Es ist ein hertzliches Vertrauen zu GOtt/ daß Er auß Gnaden/ und um deß Verdiensts Christi JEsu willen/ sich meiner erbarmen/ mich an Kindsstatt auffnehmen/ und mich weig seelig machen werde: Nach dem Spruch Christi/ Johannis am dritten Capitel: Also hat GOtt die Welt geliebet/ daß er seinen einge3obhrnen Sohn gab/ auff daß alle/ die an Ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben.

Worau lernest du diesen Glauben/ oder worauß lernest du/ daß du von Christo erlöset/ und ein Kind GOttes bist?

Erstlich/ weiß ich das auß dem empfangenen Tauff/ dan St. Paulus sagt/ wie viel euer getaufft seynd/ die haben Christum angezogen. Zum andern lerne ich solches auß de Wort des Heil. Evangelions/ in welchem GOtt der HErr mit eine theuren Eyd berheuret/ daß er nicht Lust habe an dem Tod deß Sünders/ sondern daß er sich bekehre/ und habe das Leben. Darum dann der HErr Christus alle angefochtene Sünder zu Ihm locket/ und ihnen Trost und Erquickung zusagt: Kommet her zu mir/ (sagt er) alle/ die ihr mühseelig und beladen seyd/ ICh will euch erquicken. Für das dritte/ werde ich dessen versichert durch das hochwürdige Abendmahl/ welches allen bußfertigen Sündern zu Trost und Gutem ist eingesetzt worden.

Was empfahest/ issest oder trinckest du im Heiligen Abendmahl?

Mit Brod und Wein/ esse und trincke ich den wahren Leib und das wahrhafftige Blut JEsu Christi.

Woher weissest du das?

Auß der Stifftung deß Heiligen Abendmahls/ in deren der HErr Christus lauter und außtrücklich von dem gesegneten Brod gesprochen: Nehmet hin / und esset / das ist mein Leib/ der für euch hingegeben wird. Und von dem gesegneten Kelch: Nehmet hin/ und trincket alle darauß/ das ist mein Blut/ welches für euch vergossen wird/ zur Vergebung der Sünden.

Worzu nützet dir das Heilige Abendmahl/ wann du es mit bußfertigem Hertzen empfahest?

Zu Stärkung meines Glaubens/ zu Trost meines Gewissens/ zu gewisser Versicherung der Vergebung meiner Sünden/ und zu Besserung meines Lebens.

Hast du dann auch einen ernstlichen Fürsatz/ dein Leben zu bessern/ und fürohin einen Christlichen und gottseeligen Wandel zu führen?

Ja/ von Hertzen hab ich diesen Fürsatz: Darzu mir der allmächtige GOtt seinen Heiligen Geist verleihen wolle.

Warum sollest du dich eines neuen Gehorsams und Christlichen Wandels befleissigen?

Das lehret mich der Catechismus: Nemlich/ darum solle ich gute Werck thun/ auff daß ich meinen Glauben damit bezeuge/ und GOtt dem HErrn für seine Gutthaten danckbar seye.

Begehrest du auff diß alles von Sünden absolvirt und ledig gesprochen zu werden?

Ja/ ich begehre es von Hertzen.

Darauff folget die Absolution:
Der Allmächtige GOtt und Vatter unsers HErrn JEsu Christi/ ec. Gehe hin im Frieden.

Quelle: Unbekannt - Württembergischer Catechismus