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Hofacker, Ludwig - Predigt am Feste der Himmelfahrt Christi.

Text: Marc. 16,14-20.

Zuletzt, da die Eilfe zu Tische saßen, offenbarete Er sich und schalt ihren Unglauben, und ihres Herzens Härtigkeit, da sie nicht geglaubet hatten Denen, die Ihn gesehen hatten auferstanden; und sprach zu ihnen: „Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Creatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden: wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden Denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödtliches trinken, wird es ihnen nicht schaden, auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden.“ Und der HErr, nachdem Er mit ihnen geredet hatte, ward Er aufgehoben gen Himmel, und sitzet zur rechten Hand Gottes. Sie aber giengen aus, und predigten an allen Orten: und der HErr wirkete mit ihnen, und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.

Wir feyern heute das Himmelfahrts-Fest, das heißt das Krönungs-Fest des HErrn JEsu. Billig sollten wir uns darüber freuen; billig sollte unser Herz von nichts Anderem wissen als von einem fröhlichen Hallelujah zu unserem Gott. Freuen sollten wir uns über den Heiland, und freuen sollten wir uns über uns selber - über den Heiland, daß Er das große Werk der Erlösung, das Er ausführen sollte, vollendet hat, und mit Preis und Herrlichkeit gekrönt worden ist; - über uns selber, daß wir einen HErrn im Himmel haben, der Sich nicht schämt, uns Seine Brüder zu heißen; daß wir einen getreuen barmherzigen HErrn haben, der das gute Werk, das ER in uns angefangen hat, herrlich ausführen wird, der gesagt hat: „wo Ich bin, da soll mein Diener auch seyn.“ Sein Hingang zum Vater für uns soll uns deßwegen eine unversiegbare Quelle der Freude und des Friedens im Heiligen Geiste seyn, und werden und bleiben. Daher habe ich mir vorgenommen, zu unserer dießmaligen Erbauung Seine Himmelfahrt zum Gegenstande unserer Betrachtung zu machen, und ich will deßhalb euch vorhalten

einiges Merkwürdiges vom Heilande, JEsu Christ,

Der Heiland soll uns deßwegen merkwürdig seyn, weil Er uns mehr angeht als Vater und Mutter, Weib und Kinder, Brüder und Schwestern. Daher soll uns Alles merkwürdig seyn, was uns von Seiner allerheiligsten Person aufgeschrieben ist. Lasset uns Ihn nun um Seine Gnade bitten:

O lieber Heiland, der Du zur Rechten Deines himmlischen Vaters erhöhet bist, und große Gaben von Ihm empfangen hast, siehe, wir sind hier versammelt, um uns in unserem allerheiligsten Glauben zu erbauen. So gib uns nun auch von Deinen geistlichen Gaben; gib uns namentlich auch die Gabe, daß Du diese Stunde für uns recht gesegnet seyn lassest für Zeit und Ewigkeit. Amen!

I.

Merkwürdig ist bey der Himmelfahrt des Heilandes:

1)

Sein Betragen gegen Seine Jünger. Diese waren immer noch unverständig, hatten immer noch kein geistiges Auge, sahen immer noch zu viel auf das Sichtbare, und nicht auf das Unsichtbare; darum lag in ihnen noch sogar in der letzten Stunde, ehe Er in den Himmel aufgehoben ward, der Gedanke, daß Er nun ein irdisches Reich aufrichten werde voll Macht und Herrlichkeit; deßwegen fragten sie Ihn um die fröhliche Zeit, wo sie die ersten Räthe in Seinem Reiche zu seyn, wo sie die höchsten Ehrenstellen zu bekleiden hofften. Man hätte denken können, die Art des Lebens und des Todes Christi hätte ihnen andere Begriffe von Ihm beybringen sollen; denn da sah man ja nichts von irdischem Glanz und königlicher Herrlichkeit; alles Glänzende und Erhabene war weit entfernt bey Seiner schmählichen Kreuzigung; es hatte gar nicht das Ansehen von einem irdischen Königreich, als Er, der König, gleich einem Mörder, wie ein Sklave, mitten unter den Missethätern, zwischen zwey Schächer an's Kreuz gehänget wurde. Aber Sein Kreuz war Seinen Jüngern bis auf jene Stunde Thorheit geblieben wie allen Menschen. „Denn wer nicht von Neuem geboren ist“ - sagt der Heiland - „der kann das Reich Gottes nicht sehen;“ bedenket es, nicht einmal sehen; er hat eine ganz andere Ansicht von dem, was das Reich Gottes zum Reiche macht. So gieng es nun diesen guten Jüngern auch, darum fragten sie Ihn noch bey Seiner Himmelfahrt: „HErr! wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ Es ist wahr, liebe Zuhörer! seit der Zeit des Alten Testaments bis auf die Zeit des Neuen Bundes pflanzten sich die Weissagungen fort, daß das Reich Israel wieder aufgerichtet, daß alle Reiche der Welt Gottes und Christi, Seines Gesalbten, werden, daß die alte Erde in eine neue Erde, in einen Tempel Gottes verwandelt werde, wo der Name Jehovah's und Seines Gesalbten gepriesen werden soll; es ist dieß wahr und verheißen von Dem, dessen Worte Ja und Amen sind. Aber an das dachten die Jünger jetzt nicht; sie hatten nur an das Sinnliche, an das Aeußerliche gedacht. Wie hat Sich nun der Heiland gegen sie betragen? Drey Jahre hat Er sie unterrichtet, vierzig Tage nach Seiner Auferstehung mit ihnen vom Reiche Gottes geredet; Er hat Sich Mühe gegeben, ihre Begriffe zu berichtigen; denn dieß gehörte noch zu dem Auftrage, den Er vom Vater an die Jünger hatte, und es muß Ihm auch in Vielem gelungen seyn; denn wir sehen ja, wie sie gleich nach der Himmelfahrt die Sache des Heilandes und ihrer eigenen Seelen so ernsthaft behandelten, indem sie sich zusammenthaten, und einmüthig mit Beten und Flehen bey einander waren, auch durch das Loos nach vorhergegangenem Gebet einen neuen Apostel wählten an die Stelle des verlorenen Kindes Judas. Sie schienen also in Vielem bessere Begriffe gehabt zu haben. Aber wie traurig! Nachdem der Heiland Seinen ganzen Unterricht vollendet hatte, so kamen sie zuletzt mit der Frage: „Wann wirst Du denn das Reich Israel aufrichten?“ d.h. wirst Du um diese Zeit die Juden (welche Ihn gekreuzigt haben, welche den Fluch, nicht den Segen Seines Blutes über sich und ihre Kinder herabgerufen haben), wirst Du um diese Zeit die Juden zum ersten Volk in der Welt machen?

Liebe Zuhörer! wenn du dir alle Mühe gegeben hättest, einem Andern Dieß und Jenes begreiflich zu machen, und hättest viel Geduld, viel Arbeit, viel Nachsicht mit ihm gehabt, und wärest in deiner Belehrung ganz erschöpft, und am Ende würde er Fragen an dich machen, daraus du sehen müßtest, daß er dich gar nicht oder nur halb verstanden hat, nicht wahr, du würdest darüber ungeduldig werden? Nun denke dir den Heiland, der Seine Jünger drey Jahre im Unterricht gehabt hatte, und nun - nach dreyjähriger Lehrzeit in der letzten Stunde, die Er in ihrer Mitte zubringt, machen sie noch solche Fragen aus ihren alten, jüdischen Vorurtheilen heraus, wie wenn sie eben erst zu Ihm gekommen wären. Wären wir hier nicht ungeduldig geworden? Aber davon bemerken wir bey'm Heilande nichts. Er wies sie zwar zurecht, Er sagte ihnen die Wahrheit mit einer göttlichen Bestimmtheit; aber ein ungeduldiges, liebloses, auffahrendes Wesen war nicht dabey; das war weit entfernt; vielmehr die allergrößeste Liebe und Langmuth war es, die Ihn in keinen Affekt kommen ließ, denn wie er die Seinen geliebt hatte vom Anfange, so liebte Er sie auch bis an's Ende.

Aus was floß nun dieses Betragen, diese Lindigkeit des Heilandes heraus? Antwort: aus dem Erbarmen. Dieses göttliche Erbarmen begleitete Ihn durch Sein ganzes Leben; es war in Seinem herzen ein beständiger Jammer über Seine armen, gefallenen Brüder; dieses Erbarmen preßte Ihm die Thränen und die Worte aus: „ach, daß du es bedächtest zu dieser Zeit, was zu deinem Frieden dienst!“ Dieß Erbarmen preßte Ihm das Wort aus: „mich jammert des Volks, denn sie gehen umher wie Schafe ohne Hirten;“ ja, so jammerte Ihn auch Seiner Feinde, daß Er ausrief: „Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie thun“, und aus diesem Erbarmen heraus hatte Er auch Geduld mit Seinen Jüngern; Er war voll Geduld und Langmuth gegen sie; Er kannte ihren Unverstand, ihre Blindheit, ihre Vorurtheile, ihre Untüchtigkeit zum Reiche Gottes, und wie sie ohne das Licht Gottes von Oben nichts können. Das wußte Er, darum jammerte Ihn ihrer, darum Seine Geduld und Seine Liebe und Herablassung bis an's Ende; darum fuhr Er auch bey dieser letzten Frage sie nicht rauh an, sondern Er vertröstete sie nur auf die Verheißung des Vaters, auf jenen Tag, wo sie dann nichts mehr fragen werden.

Liebe Zuhörer! diese Geduld des HErrn mit den Jüngern darf und soll uns groß und anbetungswürdig seyn. Einen solchen Hohenpriester sollten wir haben, der Geduld hätte mit unserer Schwachheit. Sollte die arme Menschheit einen Hohenpriester haben, der für sie taugte, so mußte sie einen haben, der ein lauteres, pures, ewig brennendes Feuer des Erbarmens und der herzlichen Barmherzigkeit in Seinem Innern trug, einen Hohenpriester, der mit den Müden zu rechter Zeit zu reden vermöchte, der das zerstoßene Rohr nicht zerbricht, der das glimmende Tocht nicht auslöscht, der eine zart aufkeimende Pflanze des göttlichen Lebens, wenn sie auch noch so unscheinbar und ungestaltet ist, nicht zertritt, sondern mit göttlicher Huld und Langmuth pflegt. Sollten wir einen Hohenpriester haben, so mußten wir ein Urbild der Langmuth, des tiefsten Liebes-Erbarmens, der Lindigkeit, der Geduld haben. Ja, gebt Gott die Ehre und bekennet es Alle, die ihr es an eurem Geiste erfahren habt, daß wir einen solchen Hohenpriester wirklich haben, wie wir ihn so nöthig haben. Wir sind oft lange so ungescheut, so blind, tappen so lange im Finstern. Aber wie Er damals war, ehe Er gen Himmel fuhr, so ist Er noch jetzt.

Denn wie Er unter Schmach und Leiden,
So ist Er jetzt noch auf dem Thron der Freuden
Den Sündern liebreich zugethan,
Mein Heiland nimmt die Sünder an.

Wer Ihn zu seinem Führer, zu seinem Hirten und Bischof erwählet, der erfährt es, daß Er das barmherzigste Herz hat, das sich nur denken läßt. O welcher Trost liegt darin für ein gebeugtes Herz, das seine Schwachheit fühlt, das Ihm gerne zur Ehre leben möchte in dieser Welt, und muß doch dabey seine Ungeschicklichkeit und Blindheit täglich sehen, das in Beugung darüber vor Ihm vergehen möchte, das sich selber gestehen muß: schon so lange bin ich bey Ihm, schon so lange ist es mir kein ganzer, heiliger Ernst, Ihm nachzufolgen; Er hat bis auf diese Stunde mit dem guten Willen vorlieb nehmen müssen. Ach, das schmerzt mich, das thut mir wehe, daß ich meinem Heiland noch so wenig zur Ehre bin in dieser Welt. O liebe Seele! was hast du dennoch für einen Heiland; bey all' der Betrübniß bist du doch so gar gut geborgen bey Ihm, denn Er ist treu, ja treu ist Er.

Laßt alle Langmuth gleich
Im ganzen Gnadenreich,
Ja unter Gottes Zeug
In Einem Herzen wohnen;
O ihr lieben Leut',
Seine Lindigkeit
Uebertrifft sie weit.

Ja, liebe Zuhörer!

Das schreib' dir in dein Herze,
Du hochbetrübtes Heer!
Bey denen Gram und Schmerze
Sich häuft je mehr und mehr;
Seyd unverzagt! ihr habt die Hülfe vor der Thür;
Der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier.

2)

Merkwürdig ist auch der Ort der Himmelfahrt. Dieß war der Oelberg, wie uns in der Apostelgesch. 1,12. ausdrücklich erzählt wird. Der Oelberg ist ein merkwürdiger Berg; wir wissen, was 43 Tage vorher an diesem Oelberge geschehen war. Da hatte der Bürge unserer Schuld den großen Bußkampf gekämpft; da war Er in Seiner tiefsten Erniedrigung und Schmach auf dem Boden gelegen; da wälzte Er Sich unmächtig im Todesstaube wie ein Wurm; da drückte Ihn das Gewicht der Sünden, die Er auf Sich genommen hatte, darnieder; da mußte Er Seine tiefste Schwachheit fühlen; da hat Er gewinselt und geächzt in Seiner tiefen Seelennoth, und Sich vor Bangigkeit und innerem Seelenkampfe nicht zu fassen und zu lassen gewußt; da hatte Er das erste Mal bey Seinen Jüngern, bey Seinen unverständigen Jüngern Rath und Trost gesucht; das andere Mal Seinen himmlischen Vater angefleht, ob es etwa möglich wäre, daß der Kelch vorübergienge; da war Sein blutiger Schweiß auf die Erde niedergefallen als Versöhnung für unsere Sünden; der Schweiß, von welchem wir singen:

Der Schweiß von Deinem Angesicht
Laß' mich nicht kommen in's Gericht.

Der Oelberg und Golgatha sind die heiligsten Plätze in dieser Welt. O Oelberg, gibt's einen heiligen Berg in dieser Welt, so bist's du. Denn auf dir sehen wir das Lamm Gottes unter dem Gerichtsstabe Gottes zittern und zagen, und in Seiner tiefen Verlegenheit und Seelenangst mit großem Geschrey und Thränen Seine leidende Seele, die geängstet war und gejagt wie ein Hirsch, den ein Jäger verfolgt, als ein vollgültiges Opfer darbringen. So lange die Erde steht, ja, so lange die Welt geschaffen ist, hat es nichts Größeres, nichts Anbetungswürdigeres, nichts, was die ganze Gemeinde, was Himmel und Erde tiefer in den Staub beugen sollte, gegeben, als was hier in Gethsemane, und was auf dem andern Berge, auf Golgatha, geschah. Ach, daß der Todesschweiß, mit welchem der Oelberg benetzt wurde, hineindränge in mein innerstes Geistesleben, und mich gesund machte, mein vergiftetes Herz und Wesen zur völligen Genesung brächte!

An dem nämlichen Orte nun, wo Seine tiefste Demüthigung vor den Jüngern vorgieng: da sollte auch Seine herrliche Erhöhung vor ihren Augen geschehen; da, wo Er im blutigen Todesschweiße vor dem Vater in dem Staube gelegen hatte, da sollte Er als der geliebte Sohn, welcher alle Gewalt im Himmel und auf Erden hatte, Seine Rückreise zum Vater antreten. Warum aber gerade auf dem Oelberge? Vielleicht hatte der Engel, der Ihn in Seinem schweren Kampfe stärkte, die Erlaubniß gehabt, dem ermatteten Kämpfer Seinen Hingang zum Vater in einem Gesichte zu zeigen, und Ihm im Namen des Vaters zu sagen: der nämliche Ort, auf welchem Du kämpfest, wo Dein Blutschweiß auf die um der Sünde willen verfluchte Erde fließt, die dadurch wiederum in ein Land des Segens umgewandelt werden soll, wird auch der Ort Deiner größten Verherrlichung seyn; da wirst Du zum Vater gehen. Ich habe von dieser Behauptung „vielleicht“ gesagt; denn die Schrift meldet uns nichts hievon. Es lassen sich aber auch noch andere Gründe denken. Sehet alle die Beleidigungen, das ganze Leiden, vor Hannes und Kaiphas, im Richthause vor Pilatus und Herodes war eine Entehrung vor der Welt; aber Sein Leiden am Oelberge war eine tiefe Erniedrigung vor Seinen Jüngern. Sie hatten Ihn für den Sohn Gottes gehalten, Er hatte Sich ungescheut dafür ausgegeben; als Philippus Ihn bat, Er möchte ihnen den Vater zeigen, da antwortete Er ihm: „Wer mich siehet, der siehet den Vater.“ Er hatte die erhabensten Ausdrücke von sich gebraucht, und Petrus hatte mit den übrigen Aposteln erfahren, daß Er habe Worte des ewigen Lebens; sie hatten erkannt und geglaubt, daß Er sey Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und nun siehe da, Er fieng an zu zittern und zu zagen, und bey ihnen Hülfe und Trost zu suchen; was mußten sie denken? in welchem Lichte mußte Er ihnen erscheinen? Das war eine tiefe Erniedrigung vor Seinen Jüngern. Da sollte nun an demselben Orte Seine Ehre auf die herrlichste und genügendste Weise vor Seinen Jüngern wieder hergestellt werden; und konnte auch der letzte Funke von Mißtrauen, den sie in Ihn und in Seine Sache setzten, besser von ihnen genommen werden, als wenn Er an dem Orte Seiner tiefsten Erniedrigung auf eine so augenscheinliche, göttliche Weise vor ihren Augen zu dem Vater gieng? Zugleich war ein anderer Zweck damit verbunden. Es sollte nämlich den Jüngern die Natur und die Art des Kreuzreiches JEsu Christi recht deutlich vor Augen gelegt werden; wie es durch Leiden zur Herrlichkeit gehe, und wie gerade da, wo man um Christi willen und in Christo am meisten leide, die Verherrlichung auch am größten sey. Denn das wird sich einst in herrlichem Lichte herausstellen, wenn das Alte vergangen und Alles neu geworden ist. Diese Erde, triefend vom Blute Christi und vom Blute vieler heiligen Zeugen der Wahrheit, eine Behausung des Teufels, auf der Christus und die Seinigen verfolgt wurde, wo Sein Reich sich nur in der Gestalt eines Kreuzreiches dargestellt hat, diese Erde wird einst der Ort der Verherrlichung Christi und Seines Reiches werden; dann wird die mit Seufzen und Thränen angefüllte Erde zu einem Tempel Gottes werden, es wird heißen: „siehe da eine Hütte Gottes bey den Menschen; Er wird bey ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk seyn, und Er selbst wird ihr Gott seyn.“

3)

Merkwürdig ist auch die Gestalt, in welcher der Heiland von Seinen Jüngern schied. Wir wissen, daß Er an Händen und Füßen an's Kreuz geheftet, und Seine Seite mit einem Speere durchstochen wurde. In dieser Gestalt hatte Er Sich auch nach Seiner Auferstehung den Jüngern gezeigt, und zu Thomas gesprochen: „reiche deinen Finger her, und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her, und lege sie in meine Seite.“ In derselben Gestalt nun ist Er in dem Himmel, in das obere Heiligthum eingegangen; Seine heiligen Wunden hat Er in die Unverweslichkeit Seines verklärten Leibes aufgenommen, und so sitzt Er noch jetzt zur Rechten der Majestät Gottes. Man könnte denken: Er schämt Sich derselben; sie gehören ja zu Seiner Erniedrigung und Verachtung; das taugt nicht zu Seinem verherrlichten, verklärten Zustande, zu Seiner Herrschaft über Himmel und Erde. Aber nein! Er schämt Sich nicht; Der, welcher als Missethäter gekreuzigt wurde, trägt Seine Missethäters-Gestalt noch jetzt in der Verklärung an Sich. Warum thut Er das? Einmal zum Zeichen, daß Sein Herz das nämliche bleibe wie damals, als Er am Stamme des Kreuzes erblaßte. Was hat Ihn denn in den schrecklichen Tod getrieben? Ist's nicht die Liebe, die Ihn in unser blutarmes Menschenleben hereinzog, die Ihn auch in Noth und Tod gehen hieß? und so ist Er noch gestaltet wie am Kreuze, wie Er Sein Blut so mildiglich vergoß, und für die Uebelthäter betete; ER ist also bis auf diesen Tag dieselbe Liebe, dieselbe erbarmende Liebe. Für's Andere aber ist Er in jener Gestalt gen Himmel gefahren, zum Zeichen, daß Er eine ewige Erlösung erfunden hat. So gewiß Er Seine Wunden noch an Sich trägt, so gewiß ist eine ewige Erlösung erfunden, nicht für heute und morgen, sondern eine solche, die seit 1800 Jahren nicht geschwächt ist, und in alle Ewigkeit hinein vollgültig bleiben wird. Darum freue dich, Himmel, und jauchze, du Erde, es ist eine ewige Erlösung erfunden; durch Seine Wunden sind wir heil geworden.

Endlich, diese Gestalt gereicht Ihm nicht zur Schande, sondern zu ewigem Schmuck und unvergänglicher Ehre; denn die tiefste Erniedrigung ist Seine höchste Ehre, und wer die Ehre des Heilandes noch nicht in Seinen Wunden gefunden hat, der weiß noch nicht, was Christus ist. Darum wird auch von allen Bewohnern des Himmels, von allen Engeln und den vollendeten Gerechten Ihm als dem Lamme das geschlachtet ist, Ehre und Preis und Anbetung gegeben von Ewigkeit zu Ewigkeit.

O was haben wir für einen Heiland! Noch ist Er derselbe. Noch jetzt kannst du, Sünder, zu Seinen Wunden nahen; denn Er ist noch derselbe wie damals, als Er am Kreuze hieng; noch jetzt können wir Ihm durch Seine Seitenwunde in Sein Herz, in Sein hohepriesterliches, erbarmendes Herz hineinsehen. So ist's also kein leeres Wortspiel, wenn man sagt: du mußt zu den Wunden fliehen; es liegt etwas Göttliches, etwas ewig Wahres in diesem Ausdruck. So ist's also kein leeres Wortspiel, kein leerer Traum,. wenn eine begnadigte Seele gesungen hat:

Deine Augen, Deinen Mund,
Den Leib für mich verwund't,
Da wir so fest d'rauf bauen,
Das wird' ich Alles schauen,
und innig herzlich grüßen
Die Maal' an Händ' und Füßen;

es ist kein leerer Traum, wenn sich eine gläubige Seele darauf freut:

O wie wird's so wohl thun,
An Deinen Wunden
Von unsern jetz'gen Arbeits-Stunden
Sanft auszuruh'n.

Ja, liebe Zuhörer, wie ihr Ihn habt gesehen gen Himmel fahren, sagt der Engel zu den Jüngern, ebenso wird Er wieder kommen. Wenn die Gründe der Erde beben, wenn die Hügel wanken, wenn der Himmel wird wie ein Kleid verwandelt werden, wenn die Zeit herannaht, daß Er kommt in den Wolken des Himmels, da möchte auch den Gläubigen bange werden. Aber sie dürfen nicht erschrecken und nicht erzittern; denn an jenem Tage werden Seine Wunden, die Zeichen Seiner Erniedrigung, den Seinigen und aller Welt entgegenfunkeln, den Seinigen zum Troste, daß Er noch das liebende Herz ist, welches für Seine Schafe geduldet hat, so daß sie es sich freudig zurufen dürfen: ich darf mich nicht fürchten, da ist ja mein Heiland, da ist ja mein Erlöser, mein Hoherpriester, mein HErr und mein Gott, das ist mein guter Hirte, der es ewig gut mit mir meint. Was werden aber diejenigen denken, die Ihn gestochen haben, die Ihn noch jetzt mit ihren Sünden kreuzigen? Wie werden sie erstaunen und erbeben, wenn sie Ihn sehen werden; „denn es werden ihn sehen Alle Augen, die Ihn gestochen haben, und werden wehklagen alle Geschlechter der Erden.“

Ja! Amen!

Ach, lieber Zuhörer! siehe zu, daß du dich mit dem Heilande in Seiner Marterlamms-Gestalt bekannt machest; siehe zu, daß diese deinem Herzen eingedrückt werde; denn wer den Heiland nicht in dieser Gestalt kennen lernt, der ist ferne von Ihm.

II.

Der HErr ist in die Höhe gefahren, und hat sich gesetzet zur Rechten der Kraft Gottes. O was wird für ein heiliger Jubel durch aller Himmel Himmel entstanden seyn, als der ewige Sohn aus der Fremdlingschaft wieder kam, als der Versöhner der Menschen in Menschengestalt unter die staunenden himmlischen Heerschaaren eintrat, als der Sieger auf Golgatha, als der Ueberwinder des Todes, des Teufels und der Hölle, als der Erbarmer und Liebhaber der gefallenen Kreatur, als der Mittler zwischen Gott und den Menschen, als Der, der rufen konnte: „es ist vollbracht:“ Seinen Einzug hielt. Wie werden sie Ihn empfangen haben! Was wird in dem ganzen großen himmlischen Geisterreich unter den tausendmal Tausenden für eine ehrerbietige, tiefe, zum Staub beugende Stille geherrscht haben, als der Fürst des Lebens mit den Zeichen Seiner Schlachtung nahte, und zum Vater sprach: „siehe, hier sind die, die Du mir gegeben hast, ich habe mein Werk vollendet!“! und als nun der Vater zu dem Sohne sprach: „setze Dich zu meiner Rechte, bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße! herrsche unter Deinen Feinden! Dein Volk soll Dir nun nach Deinem Siege williglich opfern in heiligem Schmuck; Deine Kinder sollen Dir geboren werden wie der Thau aus der Morgenröthe. Ich habe geschworen, und es wird mich nicht gereuen, Du bist ein Priester ewiglich nach der Ordnung Melchisedek“; das heißt: Dein Opfer ist mir wohlgefällig; es soll gelten für die ganze sündige Menschheit. Denn

So wahr ich lebe, spricht der Mann,
Der nichts als Amen sprechen kann,
Und der unfehlbar Wort und That
Im Augenblick beisammen hat,
Und was Er will, das läßt Er sich nicht reu'n,
Mein Sohn, mein Sohn soll Hoherpriester seyn.

Ach, was wird bey dieser Erklärung des Vaters die ganze Schaar der vollendeten Geister, ein Moses, ein Abraham, ein Isaak, ein Jakob, ein David, und der Chor der heiligen Propheten, und der erste Sünder, der durch das Opfer des Heilandes zur Herrlichkeit eingieng, der Schächer, in tiefer Anbetung dem Sohne die Ehre gegeben haben; wie werden sie ihre Stimme erhoben und ihre Harfen geschlagen haben zu Seinem Lobe, zum Lobe Dessen, der würdig ist, zu nehmen Ehre und Dank, und Preis und Kraft und Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit! Ach, wir reden auf Menschenweise von diesen großen Dingen; kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in keines Menschen Herz ist es gekommen, und was mag unser schwacher Mund aussprechen, wir schauen ja hier noch durch einen Spiegel in einem dunkeln Ort. Doch gibt die Offenbarung Johannis im 5. Kapitel einen kleinen Blick hinein in die Anbetung, die dem Heilande im Himmel dargebracht wird. Ach, wenn wir da das große Hallelujah hören, das dem Lamme dargebracht wird, welches geschlachtet ist, ach, da sollten unsere Herzen auch einstimmen, und wenn auch noch gedrückt durch die Last der Sünde und des Pilgerkleides, doch auch mitsprechen:

Lamm, Du bist's werth für Deine Todesmüh',
Daß Dich jeder Blutstopf ehre;
Daß das Herz stets nach Dir glüh',
Jeder Pulsschlag Dein begehre,
Und die ganze Seele für und für
Hang' an Dir.

Nun setzte sich JEsus zur Rechten Gottes als König aller Könige, als HErr aller Herren.

Fürstenthümer und Gewalten,
Machten, die die Thronmacht halten,
Alles legt Ihm Gott zu Fuß.

Er ist nun gesetzt über Alles - Wo sind die Grenzen Seines Reiches? Alles, Alles ist Ihm in Seine allmächtigen, durchgrabenen Hände gegeben, Er trägt alle Dinge mit Seinem Kraftwort; der Rath der Ewigkeiten wird nur durch Ihn ausgeführt; Sein Stuhl währet von Ewigkeit zu Ewigkeit; Sein Scepter ist ein richtiges Scepter. Seit 1800 Jahren sitzt Er in majestätischer Ruhe auf seinem Throne; Seine Feinde toben, und suchen Ihn vom Throne zu stoßen: Er aber wartet, bis Ihm der Vater alle Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße geleget hat. Was sind aber 1800 Jahre gegen Seines Reiches Währung? Wenn längst schon diese Erde verwandelt ist wie ein Kleid, wenn die Sterne veraltet sind, und sind abgefallen, wie dürre Feigenblätter von dem Baume fallen, wenn der Wind darüber gehet; wenn Alle, die gegen Ihn gewesen sind mit Herzen, Worten oder Wandel, wenn diese Alle werden weggerafft seyn, wie dürres Gras verdorret und verfaulet; wenn, was groß war unter den Menschen, wird schon längst vergangen seyn wie ein Nebel, und wie eine Blume abfällt und verdorret; ja, wenn Millionen und Millionen Jahre hinabgeflossen sind in die ewige, in die tiefe Ewigkeit; dann wird JEsus Christus, das gemarterte Lamm Gottes, noch auf seinem Stuhle sitzen wie heute und wie vor 1800 Jahren; denn Er ist heute und gestern und derselbe in alle Ewigkeit.

JEsus Christus ist allmächtiger Gott. Man muß das der Welt sagen; sie glaubt es nicht mehr. Er ist König über Alles. Ja, zittere nur, du arme Kreatur, die du dich gegen Ihn auflehnest. Es möchte dir schlecht vergolten werden. Der im Himmel sitzet, lachet deiner. Der Gottlose beißt zwar seine Zähne über einander; aber der HErr spottet seiner. Bebe nur in den innersten Gründen, Sünder, muthwilliger Sünder, der du dich sträubest, diesem König den schuldigen Gehorsam zu beweisen, der du unter allerley Ausreden deinen Nacken Seiner Herrschaft entziehst. Meinest du, du könnest Seiner Herrschaft entfliehen? Mit nichten. Ihm kannst du nicht entfliehen; Er ist König über Alles; Er kann dich finden, du gehest hin, wohin du wollest; Seine allmächtige Hand kann dich überall erfassen und ereilen. Ach! lege dich doch noch freiwillig unter Seine Füße, und beweine da deine Sünde, auf daß du einst nicht mit Gewalt von dem Vater selbst zum Schemel Seiner Füße gelegt und niedergestreckt werdest. JEsus Christus ist König; Sein Stuhl währet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Freuet euch, ihr Gerechten; freuet euch, ihr Liebhaber des Lammes, ihr habt einen rechten Beschützer, ihr setzet euer Vertrauen auf einen rechten Mann. Denn

Mit uns'rer Macht ist nichts gethan,
Wir sind gar bald verloren;
Es streit't für uns der rechte Mann,
Den Gott hat selbst erkoren;
Fragst du, wer der ist,
Er heißet JEsus Christ,
Der HErr Zebaoth, und ist kein and'rer Gott,
Das Feld muß Er behalten.

Vertrauet Ihm nur, Er wird die Sache Seines Reiches im Großen und Kleinen, ja auch in eurem eigenen Herzen immer mehr hinausführen. O wie gut ist's, „auf den HErrn hoffen und seine Zuversicht auf den Gott Jakobs setzen; die Ihn anlaufen, deren Angesicht wird nicht zu Schanden.“

Doch, JEsus Christus ist nicht nur König; denn der Vater sprach auch zum Sohne: „Du bist Priester nach der Ordnung Melchisedek.“ Dieser war ein König zu Salem und ein Priester Gottes; und so ist auch Christus unser Hoherpriester; als solcher ist Er eingegangen in das Allerheiligste, in das Inwendige des Vorhangs, und hat dort Sein Versöhnungsblut vor dem Angesicht des Vaters niedergelegt; nun schreiet Sein Blut um Barmherzigkeit, mehr als das Blut des gerechten Abels, und übertäubt die Stimme des Gerichts; es ist mächtiger als der Zorn des heiligen Gottes, der auf allen Sünden lastet; es kommt uns ewiglich zu gut; es reinigt schon hienieden unser Gewissen von dem inwendigen Gerichte, von dem Fluche des Gesetzes. Ach, was wolltest du machen, sündige Seele, wenn dieß Blut nicht für dich redete; wie wolltest du des Fluches los werden, der in deinem Innersten als eine Hölle, als ein schreckliches Warten des Gerichts nagt? Wie wolltest du eine frohe Stunde auf dieser Welt erlangen, wenn nicht Er dein Hoherpriester wäre? Danke es Ihm, daß Er es ist; für die ewige Erlösung bringe Ihm dar zu Seinen durchgrabenen Füßen deinen ewigen brünstigen Dank; denn du bist auch mit hineingerechnet in das Verdienst dieses Blutes, das dein Hoherpriester dargebracht hat, um eine ewige Erlösung zu stiften.

Aber als Hoherpriester hat der Heiland noch ein anderes Amt. Er bittet für uns, Er ist unser Fürsprecher bei dem Vater. Er führt unsere Sache bey dem Vater. So hat Er Sich schon als Hoherpriester gezeigt in den Tagen Seines Fleisches (Joh. 17.), so am Kreuze, als Er für Seine Feinde bat; so hat Er ein Gleichniß gegeben am Feigenbaum, den der Herr auf die Bitte des Gärtners noch stehen ließ. Ach, wie groß und wichtig muß uns dieses hohepriesterliche Geschäft des Heilandes seyn! Siehe, daher kommt die Geduld und Langmuth Gottes mit dir, daher kommt's, daß du nicht schon längst weggemäht bist aus dem Garten Gottes wie ein verfaultes Gras; dein Hoherpriester hat für dich gebeten: ach, Vater, vergib ihm, habe noch Geduld mit ihm, laß ihn noch stehen, ob er etwa Früchte der Buße blicken läßt; und das hat Er für mich und dich gethan, da wir noch Feinde waren durch die Vernunft in bösen Werken. Ach, welche Treue! welches Erbarmen! Siehest du denn dem Heiland noch nicht in Sein Herz hinein, armer Sünder? bist du denn noch unverständig? bist du noch im Stande, Ihn hinfort zu beleidigen? Du fluchest, Er segnet; du sündigest, Er bittet; du hassest, Er liebet; du gehst in der Irre, Er will dich zurecht bringen und selig machen. Christus ist zur Rechten Gottes, und zwar auch, wie der Brief an die Hebräer uns belehrt, als der Pfleger der himmlischen Güter. „Er ist in die Höhe gefahren und hat Gaben empfangen“, sagt der Psalm von Ihm; o alle möglichen himmlischen und göttlichen Gaben! denn in Ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit; nur aus Seiner Hand empfängt der Mensch, was ihm zum Heile nothwendig ist, den Heiligen Geist, Vergebung der Sünden, Besprengung des Bluts, Reinigung des Gewissens, Frieden Gottes, Frieden im Leben, Leiden und Sterben. O glaubet nur nicht, daß diese Fülle von Gaben, erschöpft werden könne; nein, es ist ein unerschöpflicher ewiger Reichthum, den der Sohn vom Vater empfangen hat. Siehe, Er hat, was dein Herz bedarf: lüstet es dich nicht auch, Gaben von ihm in Empfang zu nehmen? Was bedarfst du? weißest du es nicht, so frage Ihn, denn auch diese Gabe hat Er empfangen, daß Er dir Licht geben kann über das, was du gegenwärtig bedarfst. Was wünschest du von Ihm zu erhalten? Glaube, Liebe, Hoffnung? ach, Er hat es in Fülle, Er kann es dir geben; oder Wiedergeburt, Gewißheit des Gnadenstandes, Frieden Gottes: ein seliges Leben, ein seliges Ende? ach, Er hat es, Er kann es dir geben. Der Heiland gleicht einem Kaufmanne, der uns seine Waren anbietet. Aber Er ist der allerreichste und dabey allerfreigebigste Kaufmann; man darf Ihm für Seine Gaben nichts dagegen geben; Er gibt's umsonst; ja, Er ladet noch zum Nehmen und Empfangen ein. Ja, Er hat für Alle eine Gabe; auch für die Abtrünnigen. Sollte eine solche Seele unter uns seyn; eine Seele, die bisher nichts hat von Ihm wissen wollen, die dem Teufel und der Welt gedienet hat, sollte eine solche abtrünnige Seele zugegen seyn: auch für dich hat der Heiland Gaben empfangen; Er nimmt dich wieder an; so komm nu heute. Sehet doch, was wir am Heiland haben! ach, wenn es uns zu Herzen gienge, was könnten wir bei Ihm finden! Darum lasset euch doch bekehren, ihr Sünder! wendet euch zu Ihm aller Welt Ende, so werdet ihr leben.

Gott gebe, daß Alle suchen und bitten und anklopfen, so wird Allen aufgethan; wir werden finden, was wir nöthig haben; es wird ein Licht in uns aufgehen, das uns zeigen wird die Wohlfahrts-Stege. Das gebe Er um des großen Namens JEsu willen, das gebe Er um Seines ewigen Königreiches willen, das gebe Er um Seines göttlichen Hohenpriesterthums willen, das gebe Er auch um deßwillen, weil Er Gaben empfangen hat auch für die Abtrünnigen. Amen!