Der Segen des Herrn sei über euch! Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid. Der Herr behüte euren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen!
„Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt“, so sprachen die Jünger zu dem Herrn an dem Osterabend, da sie ihn in die Herberge nötigten, die er ihnen bereitet. „Bleibe bei uns, Herr“, so sprechen wir an jedem Abend, wenn der Hausvater sich und die Seinen im häuslichen Gottesdienst dem treuen Führer befiehlt; so sprechen wir heute, die wir als Genossen des Hauses Gottes zum gemeinsamen Abendsegen uns versammelt in der Herberge, die der Herr uns bereitet, da er den Tisch uns gedeckt und das Brot uns brechen will als Stärkung für den gemeinsamen Weg. Und ich, den der Herr zum Diener der Herberge bestellt, wenn ich die Schaaren der Mitpilger, der Haus- und Tischgenossen zum Altare wallen sehe, wenn ich euch ansehe; ihr Genossen einer Sünde und eines Todes, aber Gott Lob! auch Genossen einer Gnade, eines Lebens, wie ihr mühselig und beladen unter der gemeinsamen Last, hungernd und dürstend nach dem einen Trost zu dem Herrn kommt, wenn ich dessen gedenke, wie ein Jeder seine besondere Last vor den Herrn zu bringen, seine besondere Bitte vor ihm auszuschütten, seinen besonderen Dank ihm zu opfern kommt, da rufe ich aus der Tiefe zu Gott, er möge mir aus Gnaden geben, als euer Aller Mund ihm zu sagen, was einen Jeden bewegt, als des Herrn Mund und seine Hand einem Jeden zu verkündigen und zu bringen, was seiner Seele Not tut.
Als Gefäß aber für die Opfer, die wir bringen, und die Gaben, die wir empfangen, sollen uns dienen die Worte des Psalmisten
Psalm 65, 2.
Gott, man lobt dich in der Stille zu Zion und dir bezahlt man Gelübde
und des Propheten Jesaia 30, 15.
Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen werden. Durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein.
1) Wenn's in uns stille geworden, so opfern wir Dank,
2) wenn wir stille bleiben, wird uns geholfen,
3) durch Stillesein und Hoffen werden wir stark sein.
„Gott man lobt dich in der Stille zu Zion“. Was ist das für eine Stille, von der der Prophet hier redet? Stille ist's geworden am Abend des letzten Tages im Jahr. Es ist uns, als ob wir in solcher Stille das hinschwindende Jahr, Welle um Welle, hinabfluten hörten in das Meer der Vergangenheit. Stille hat sich gelagert auf die Beichtgemeinde. Es schweigen die Stimmen, die uns umtönt, es schweigt das Geräusch des Lebens, das uns umflutet. Die Seele ist stille, mit ihrem Gott allein. Da hebet an in der Tiefe ein Regen und Bewegen, ein Reden der Seele zu Gott. Und die erste Stimme, die zu ihm dringt, es ist die Stimme des Dankes.
Wohl ist's unruhig bewegt gewesen auf unserem Wege, mühsam und beladen sind wir unter des Tages Last und Hitze dahingegangen, manche Tränen sind geflossen, mancher Seufzer, manch heißes Flehen ist zu Gott emporgestiegen. Aber stille wurde es am Abend. Die Hände, die müden Hände, haben sich dankend zu Gott erhoben: „Gelobt sei der Herr täglich. Er legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch“, lautete da unser Dankgebet. Es kamen Zeiten besonderer Heimsuchung, die Hand des Herrn hatte uns mit harten Schlägen getroffen, hatte uns oder unsere Lieben aufs Krankenlager geworfen, hatte seinen Todesengel ins Haus uns gesandt. Da haben wir aus der Tiefe zu ihm gerufen, da haben wir's aber auch erkannt: Wir haben einen Gott, der da hilft, einen barmherzigen Samariter, der da pflegt, einen treuen Herrn, der uns nicht verlassen wird. Da uns um Trost sehr bange war, hat er sich herzlich unser angenommen, auf den schwersten Wegen uns mächtig getröstet und aufgerichtet. Und wenn nun aus großer Sorge uns großer Segen, und aus bitterem Herzeleid uns süße Frucht erwachsen, wenn der Herr in großer Schwachheit uns über Bitten und Verstehen gestärkt, uns da grade mächtig zu sich gezogen, uns im Bunde des Friedens befestigt, im Glauben tiefer gegründet, da sprachen wir aus tiefstem Herzensgrund: „Ich danke dir Herr, dass du mich treulich gedemütigt hast, denn wenn du mich demütigst, so machst du mich groß“.
Und schauen wir nun hin auf die täglichen Gaben, die er uns gespendet, auf den Segen und die Kraft, die er uns in unserm Beruf hat erfahren lassen, auf die Freude, mit der er uns im Hause, an unsern Lieben erquickt; gedenkst du, mein Mitchrist, des besonderen Beistandes und Segens, mit dem der Herr sich zu dir bekannt, wo er dir geholfen einen schweren Berg übersteigen, ein ersehntes Ziel erreichen, wo er neue Bande der Gemeinschaft geknüpft, mit neuem Segen bei dir eingekehrt; gedenken wir der Gemeinschaft und Freundschaft, die uns auf unserm gemeinsamen Pilgerwege erquickt, da rufen wir Alle aus freudig-bewegtem, dankerfüllten Herzen: „Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“.
So hat jeder Einzelne, so haben wir Alle, als Gesamtheit es erfahren. Schwere Wolken haben sich über uns zusammengeballt, harte Schläge haben uns getroffen. Aber auch hier hieß es: Nach Meeresbrausen und Windessausen zeigt uns die Sonne ihr erwünscht Gesicht. Wenn es stille geworden und in der Stille der Seele sich Gottes Gnadensonne spiegeln konnte, da haben wir doch dankend sprechen können: „Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind. Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß“. In Schule und Hochschule, in Gemeinde, Land und Kirche, so schwer wir betroffen, so arg wir gefährdet worden sind, haben wir doch unserm Beruf nachgehen, unser Feld bestellen können und manch' edle Frucht geerntet. Noch sind uns die höchsten Güter unseres Lebens erhalten, noch ist das Licht des Wortes nicht vom Leuchter gestoßen, der Brunnen des Heils noch nicht verschüttet.
Wir haben unsere lieben Sonntage feiern, unsere Gottesdienste halten können. Wie Lichtpunkte und Segensquellen stehen sie an unserm Wege. Da haben wir uns an der Gemeinschaft mit dem Herrn und mit einander gefreut, da hat sich unsere Seele an seiner Gnade und seinem Frieden erquickt, da hat er den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden gegeben. Und wo er dem Einem oder dem Andern mit besonderem Segen gekommen, wo er euch ein Kindlein auf die Arme gelegt, wo ihr einen Sohn oder eine Tochter zum Altar geführt, oder euch selbst den Segen des Herrn geholt für Ehe und Haus, sollten wir da nicht uns Alle im Lobopfer vereinen und sprechen: „Dankt dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“. Ja, das Erste, was wir am Sylvesterabend ihm bringen ist ein Opfer des Lobes und Dankes. Wo es stille geworden, da lobt man Gott zu Zion.
„Wo ihr stille bliebet, da würde euch geholfen“. Eine ernste und schwere Zeit ist es, die wir durchlebt, da die heimsuchende Hand des Herrn uns getroffen und noch auf uns ruht, wo schwerer Druck auf uns gelegen, und heftige Stürme über uns ergangen sind. Und wo die Stürme von außen uns umtosen, da ist auch so mancher Sturm im Innern uns erregt worden. Wie oft ist unser Herz in Zorn und Schmerz zusammengezuckt und aufgewallt, dass wir uns kaum unser mächtig fühlten. Nun es gibt ja auch einen heiligen berechtigten Zorn. Doch nur da ist es ein heiliger Zorn und ein heiliger Schmerz, mit dem wir vor den Herrn treten, den wir vor ihn bringen dürfen, wo wir nicht fleischlich zürnen, nicht gottlos murren, sondern unsern Zorn wider die Sünde richten und Schmerz über den Frevel und die Missetat empfinden, die uns betroffen und die wir begangen. Vor Allem gilt es murren wider uns selbst, Leid tragen um unsere Sünde, die der Herr mit seinen Strafgerichten züchtigt und heimsucht. Solchem Selbstgericht, solchem Schmerz der göttlichen Traurigkeit in uns Raum zu geben, gilt es stille halten dem Herrn, der gewaltig zu uns redet in den Gerichten seiner Hand, in den Worten seines Mundes.
So war's zu den Zeiten des Propheten, dessen Worte wir vernommen. Um die Sünde und den Abfall seines Volkes hatte Gott dasselbe in die Hand der Bedränger gegeben, damit unter dem Joch, das es knechtete, unter den Gefahren, die es bedrohte, sein Herz sich zu ihm kehre. Da ließ er in die Herzen hinein, die sich nicht unter seine Hände gebeugt, seine Bußpredigt gewaltig erschallen. „Wehe den abtrünnigen Kindern“, so heißt es am Anfang unseres Textkapitels, „die ohne mich ratschlagen, die ohne meinen Geist Schutz suchen, zu häufen eine Sünde über die andere“. Ja ernster noch muss er sie weiter strafen: „Es ist ein ungehorsames Volk und verlogene Kinder, die nicht hören wollen des Herrn Gesetz und sagen zu den Sehern: Ihr sollt nicht sehen, zu den Schauern: Ihr sollt nicht schauen die rechte Lehre, predigt uns aber sanft, schauet uns Täuscherei, weichet vom Wege, lenket ab von der Bahn“. Dieses ernste Wort gilt auch uns, wo wir schelten und murren, aber uns nicht beugen wollen, wo wir klagen über äußere Schädigung, aber nicht über den innern Schaden, wo wir ungebärdig um uns schlagen, aber nicht an unsere Brust schlagen um unsere Missetat, wo wir über alles Mögliche ratschlagen, nur nicht darüber ernstlich zu Rate gehen, wie wir uns von Herzen zu dem Herrn bekehren, wo wir abweichen von dem Wege und ablenken von der Bahn, die Zuchtruten Gottes nicht dahin lenken, wohin sie gerichtet sind, wo unsere wunden, kranken Stellen liegen. Ach, es ist so Vieles krank am Leibe der Gemeinde, des Volkes und unseres eignen Lebens. Es ist so Vieles, um was der Herr uns richten und strafen muss. Wieviel Sünden des Unrechts und der Härte, des Eigennutzes, der Selbstsucht und der Unbarmherzigkeit lasten auf uns, die wir nun vornehmlich von den Zuchtgerichten Gottes betroffen werden! Wie viel Sünden, die wir Kinder des Landes in Trägheit und Versäumnis, in Hochmut und Lieblosigkeit gegen einander begangen; wieviel Sünden gegen Gott den Herrn, wieviel Abfall vom Glauben, wieviel Verleugnung des lebendigen Gottes, wieviel nackter Unglaube und Verachtung seiner Gaben haben nicht grade auf der Höhe der Gesellschaft ihn erzürnt und ihm ins Angesicht geschlagen! Und haben so die höheren und gebildeten Schichten sich zu Mitschuldigen der Gesetz- und Zuchtlosigkeit gemacht, welche in den Maßen offenbar geworden, so gilt es mit ganzem Ernst die Gesamtschuld erkennen, die auf uns Allen lastet.
Sind wir ihrer inne geworden, so werden uns auch die Einzelsünden nicht verborgen bleiben. Haben wir gelernt, dem Herrn stille halten, hat er uns in die rechte Einkehr in uns selbst, in die rechte Selbstprüfung geführt, so werden Stimmen in uns laut, die uns verklagen, Stimmen des heiligen Gottes, der gewaltig wider uns zeugt ob der Übertretung seines heiligen Willens und Gebotes, Stimmen des gnädigen Gottes, der uns die Missachtung seiner Gnadengaben und unserer Gnadenzeit vorhält. Dazu kommen die Stimmen der Zeugen unter den Menschen, der Nächsten und Allernächsten, wider die wir gesündigt durch Rücksichts- und Lieblosigkeit, der Nachbarn und Freunde, an denen wir durch ungerechtes Urteil, giftiges Afterreden und Verleumden gefrevelt. Es erwacht in uns das Zeugnis des eignen Herzens, welches wider uns auftritt, uns unsern Hochmut und unsere Eitelkeit, unsern Jähzorn und Trotz, unsere Habsucht und unsern Geiz, unsere unkeuschen Begierden, unsere unreinen und schamlosen, unsere bösen und lästerlichen Worte vorhält und uns den Stachel ins Gewissen treibt. Unsere bösen Werke, unsere alten Sünden, sie steigen wieder aus dem Grabe, uns zu schrecken. Auch die guten Werke, wo sie nicht aus dem Glauben und der Liebe erwachsen, sondern in Eitelkeit und Selbstsucht getan sind, zeugen als wurmstichige, faule Früchte gegen den faulen Baum. Es zeugt wider uns unser Leben, wo wir's ohne Glauben, Gebet und Gottesfurcht dahingebracht, unsere Zeit, wo wir sie vergeudet und sie verbracht wie ein Geschwätz.
Wenn wir da stille halten, unsere Sünden nicht entschuldigen und beschönigen, wenn wir uns aufdecken lassen die innern Schäden, die eiternden Wunden, dass uns offenbar wird die Schande unserer Blöße, wenn wir uns beugen vor dem heiligen Gott, uns vor ihm als Sünder bußfertig bekennen, demütig und aufrichtig um Gnade flehen, - dann soll uns geholfen werden. Freilich nicht gleich mit äußerer Hilfe. Denn was hilft es uns, wenn wir die ganze Welt gewönnen und nähmen doch Schaden an unserer Seele. Was hilft es uns, wenn die äußere Last uns abgenommen wäre, der innere Bann und Fluch aber auf der Seele bliebe. Es können die Wellen über uns zusammenschlagen, ja, wir können mit Schmerzen in die Grube fahren, und es kann doch das Licht uns aufgehen in der Finsternis, es kann aus den Trümmern ein Neues uns zum Heil erstehen. Innerlich muss uns geholfen werden, unsere Seele muss gerettet, unser Gewissen gereinigt werden. Gottes Zorn muss sich von uns wenden, dass wir Gnade empfangen. Diese Hilfe uns zu bereiten, hat Gott sein Liebstes sich kosten lassen, den höchsten Preis gegeben, seine ganze Gottesmacht und Liebe drangesetzt, selig zu machen, was verloren ist.
Dürstet unser Herz nach dieser Hilfe, schreit unsere Seele nach Gott, dem lebendigen Gott, nach dem versöhnten, gnädigen Gott, heißt es bei uns: „Da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine; da bekannte ich dem Herrn meine Sünden und verhehlte ihm meine Missetat nicht“: - da ist Gott treu und gerecht, gnädig und barmherzig, da heißt es auch Heute: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ und: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“. In Christi Blut ist uns bereitet die Vergebung, in Christi Verdienst ist uns bereitet der Rock der Gerechtigkeit. Sein Wort bringt uns den Trost seiner Gnade, heute wiederum bringt uns dieses Wort den Frieden Gottes in unser Herz und Gewissen, spricht uns los und ledig von unserer Schuld. Heute wiederum will der Herr sich zu uns neigen und uns die Füße waschen, will er zu uns eingehen, dass unserer Seele Heil widerfahre. Heute wiederum ist uns der Tisch gedeckt wider unsere Feinde, sollen wir empfangen die Reinigung unserer Sünden. Was hier durch Gottes Gnadenwort und Sakrament geschieht, es ist nur die äußere Hülle, welche das Geheimnis der göttlichen Gnade in sich birgt. Es weist uns auf das Gnadenwerk, welches im innersten Heiligtum des Gottesherzens geschieht, durch welches er unsere blutroten Sünden schneeweiß macht, unsere eiternden Wunden verbindet, unsere tiefsten Schäden heilt. Wem Gott also hilft, dem ist recht geholfen. Wem Gott die innern Schäden heilt, dem ist das rechte Heil widerfahren. Dann können wir alle äußere Not ihm getrost befehlen, dem Allmächtigen, Gnädigen und Barmherzigen. Seine Hand reicht hinein in unsere tägliche Not, in die Not der Einzelnen, wie auch der Gesamtheit. Alle unsere Geschicke ruhen in der Hand dessen, der die Menschenherzen lenkt wie Wasserbäche. Ihm ist es ein Kleines zu sagen: „Bis hierher und nicht weiter, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen“, ein Kleines, unser Gefängnis zu wenden, wie er die Wasser wendet, ein Kleines, zu machen, dass die wüsten Äcker wieder blühen, und die Einöden lustig stehen. Wir befehlen es Alles seinen Händen, legen es ihm ans Herz, der da weiß, was wir bedürfen und was uns frommt. Nur um das Eine bitten wir ihn, dass er uns helfe das Unsere nicht zu versäumen, es mit Fleiß und Treue zu tun.
Dazu aber hat er uns seine Hilfe gewisslich zugesagt.
„Durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein“, so verheißt er uns in unserm Text.
Das Stillesein, zu dem er uns hier mahnt, ist freilich nicht ein Stillesein, hinter dem die Feigheit und Verzagtheit, die Verleugnung, die Zeugen- und Leidensscheu sich birgt. Das Hoffen, zu dem er uns ermutigt, ist nicht ein Hoffen, da man leichtfertig über den Ernst der Zeit sich hinwegtäuscht und in Vertrauensseligkeit sich einlullt. Das rechte Stillesein ist eins mit gläubiger Ergebung und demütiger Geduld, das rechte Hoffen stehet in fröhlichem Vertrauen auf Gottes Gnade, in der festen Zuversicht auf seine Treue. Dem feigen Stillesein und leichtfertigen Hoffen gilt das Wort: „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren“. Diesem demütigen Stillesein aber und gläubigen Hoffen gibt der Herr die Verheißung: „Durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein“. Ja, stark sein, das ist's was wir bedürfen; stark, fest und treu vor Allem im Festhalten an dem Glauben und der Treue gegen den Herrn. „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“, so rufen wir einander zu. „Seid fest und unbeweglich, fest im Glauben gegründet, unbeweglich in allen Stürmen und Anfechtungen stehend. Nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, selbst ein Werk und Werkzeug seiner Hand, und euer Werk wird. nicht vergeblich sein in dem Herrn“. So seien wir denn treu in dem Werk, zu dem wir berufen sind, im Namen des Herrn zu arbeiten an der eignen Seele und an denen, die er an uns gewiesen in Haus und Beruf, an Brüdern, Schwestern und Genossen. Seien wir treu im Festhalten an dem, was er uns vertraut. Lasst uns halten an dem Bekenntnis und nicht wanken, halten die Gaben, die er uns befohlen, und sie nicht preisgeben. Seien wir treu und stark in dem Zeugnis, das wir abzulegen haben, in dem Kampf, der uns verordnet ist, fest und stark in dem Leiden, das uns betroffen hat und vielleicht noch schwerer treffen wird.
Solche Stärke will uns Gott aus Gnaden geben. Niemand unter uns sage, ich bin schwach, denn das Volk des Herrn soll Vergebung der Sünden haben. Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Ist er aber für uns, da dürfen wir sprechen: „Ich vermag Alles durch den, der mich mächtig macht, Christus“. Die Knaben werden müde und matt und die Jünglinge fallen. Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie ausfahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
So gehen wir denn getrost unseres Weges, wir heben unsere Augen auf zu den Bergen, von denen uns Hilfe kommt; unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ob auch das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge mitten ins Meer fielen. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein. Gott ist bei ihr drinnen, er hilft ihr frühe. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, er behüte unsern Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.