Bugenhagen, Johannes - Jeremia 9

So spricht der HERR / Ein Weiser rhüme sich nicht seiner weisheit. Ein Starcker rhüme sich nicht seiner stercke. Ein Reicher rhüme sich nicht seines Reichthumbs. Sondern der sich rhümen wil / der rhüme sich des / Das er Mich wisse und kenne / das ich der HERR bin / der Barmhertzigkeit / Recht und Gerechtigkeit ube auff Erden. Denn solchs gefellet Mir / spricht der HERR.

Hie hastu di Summa / kurtz gefast / aller predigten Jeremie. So spricht der HERR. Wil das sagen / dis Wort so ich euch bringe / ist Gottes / nicht mein wort / dadurch sich die ewige göttliche Maiestet / uns (den Kindern Israel) geoffenbart hat / Umb der ursach willen / das er ein Volck auff erden habe / das den HERRN wissen und kennen / und seinen Namen im geist und warheit anruffen solle. Davon die Welt nichts weis / weil sie das wort nicht hat noch acht / on welchs sie im finsternis wandelt.

Nu ist solche offenbarung bald angangen / nach dem fall Ade / durch dis Euangelium / Der Same des weibs / sol der Schlangen den Kopff zutretten. Darnach ist diese Verheissung / durch die Veter und Propheten jmer weiter getrieben und erkleret / bis auff Christum / Das ist sie erst recht in vollem schwang durch die Apostel und jre Nachkomen in alle Welt ausgebreitet / und wird vollend erschallen / bis ans ende der Welt. Nu spricht er weiter.

Ein Weiser rhüme sich nicht seiner weisheit. Dis ist ein Gesetz oder Bussepredigt. Wil sagen / Nichts ist in uns / des wir uns fur Gott rhümen könden / Ja mit alle unser Weisheit / Stercke und Reichthumb / können wir fur jm nicht bestehen. Denn wir sind alle kinder des zorns von Natur / und derhalb des ewigen Tods und verdamnis sschuldig. Darauff folget nu ein Trost oder Gnadenpredigt / und das rein lauter Euangelium.

Sondern wer sich rhümen wil / der rhüme sich etc.

DAs ist / wer den rechten Rhum / daran Gott gefallen / und ein gut frölich Gewissen / das fur Gottes zorn und gericht bestehen kan / haben wil / Der rhüme sich des / Das er Mich wisse und kenne / durch mein Wort / welchs der eingeborne Son / der in des Vaters schos ist / verkündiget hat. Joh. i. Solchs wissen aber und kennen / ist das ewige Leben. Joh. xvii.

DAs ich der HERR bin/ Das ist / der ware einige ewige Gott Vater / Son / heiliger Geist / der die Kirche geliebet und erwelet hat in Christo von ewigkeit / ehe der Welt grund gelegt ward / sie auch fur und fur samlet / schützet und erhelt etc.

Nu habe ich mich der massen / und ein solchen Gott / den Menschen geoffenbaret / Der barmhertzigkeit ubet / das ist / der jmerdar on auffhören / freundlich und wohlthetig ist / gegen alle Menschen / bösen und guten / gerechten und ungerechten / Matth. v. auch gegen allem Vihe / wie der xxxvi. Psalm saget / Du hilfst beide Menschen und Viehe / Ja auch gegen alle Creaturen.

Darnach auch / Recht ubet / Das ist / der den Menschen nicht allein zeitliche güte und wolthat erzeigt / sondern inen auch mein Wort und Göttliche Lere gebe / wie sie durch Christum / der Sünde und des Tods los / und gerecht und selig osllen werden. Darneben / auch warnen lasse / das sie Teufels und Menschen lere / meiden / und sich dadurch nicht verfüren lassen.

Der auch Gerechtigkeit ubet. Das ist / der die sünde / so sie noch haben / und jnen jr leben lang noch anklebet / nicht zurechnet / Sondern meine Gerechtigkeit / die sie nicht haben / durch und umb Christus willen / jnen schencke und zurechne / Rom. iii. Sie sind allzumal Sünder etc.

Joh. Bug.- Pom.

Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung