Bender, Ferdinand - Geschichte der Waldenser - Zehntes Kapitel. Die Waldenser in Kalabrien.

„Das Land der Freude wird ein Land der Klagen.“
Lenau.

Die Waldenser der Provence waren zum größten Teile von einem Tale ausgegangen, das nördlich von jenen drei Tälern Piemonts gelegen ist, welche man als die eigentlichen Stamme unserer Glaubensgenossen zu betrachten pflegt. Es ist das vom Clusone durchströmte Tal Pragelas1). Von den ältesten Zeiten her war hier der Glaube der Waldenser heimisch, und der oft genannte Perrin versichert, die ältesten Greise seiner Zeit (1618) erinnerten sich nicht, je von ihren Vorfahren gehört zu haben, dass in ihrem Tale wäre Messe gelesen worden. Zu Prajelas, Uffeaus, Fenestrelles, Mentole, Villaret und Meane befanden sich blühende Kirchen, von welchen eine jede ihren eigenen Seelsorger und mehrere Filialorte hatte. Um das Jahr 1370 war Pragelas so übervölkert, dass ein Teil der Bewohner sich zur Auswanderung entschloss. Sie zogen in die Provence, wo sie die Orte Cabrieres, Merindol, Lormarin u. a. erbauten; in die Markgrafschaft Saluzzo, wo sie die Gemeinden Paysanna, Praviglielm, Biolet, Bietonet gründeten; der Mehrzahl nach aber wandten sie sich nach Kalabrien in Unteritalien2). Sie fanden hier öde liegendes und schlecht bevölkertes Land, das jedoch fruchtbar und geeignet war, Olivenöl, Getreide, Wein und Kastanien hervorzubringen, und dessen Berge vortreffliche Weiden zur Viehzucht und hinlängliches Holz zum Häuserbau darboten. Sie wurden von den Herrn dieser Ländereien freundlich aufgenommen. Man vertrug sich gegenseitig über die Gerechtsame und die Bedingungen ihrer Ansiedlung, bestimmte die Abgaben, Zehnten und Strafansätze in Streitsachen. Als die Waldenser die angewiesenen Distrikte in Besitz genommen hatten, gingen die Meisten wieder nach Pragelas, um ihre Angehörigen von dem Erfolg ihrer Wanderung zu benachrichtigen, und ihr Vermögen in Empfang zu nehmen, damit sie sich häuslich einrichten könnten. Hierauf kehrten sie nach Kalabrien zurück und bauten daselbst einige Städtchen, z. B. Santo Christo, la Garde (Guardia), le Vicaricio, les Rousses, Argentine, St. Vincens, Montolieu, Cosenza. Die Grundherrn schätzten sich glücklich, solche tüchtige Untertanen zu besitzen, die ihre Ländereien bevölkerten, in ein reiches Ackerland umschufen, und rechtlich und gewissenhaft ihre Pflichten erfüllten3). Nur die römischen Priester beschwerten sich, dass sie in religiöser Beziehung nicht lebten, wie andere Menschen; dass sie ihre Kinder nicht in den geistlichen Stand treten ließen, die Töchter nicht in Klöster steckten, sich um Wachskerzen, selbst Totenmessen nicht kümmerten. Die Waldenser hatten zwar Kirchen bauen lassen, aber sie nicht mit Bildern geschmückt; sie zogen nicht auf Wallfahrten herum; sie ließen ihre Jugend durch fremde, unbekannte Lehrer unterrichten, verabfolgten den katholischen Priestern nur den Zehnten, so wie sie mit ihren Grundherrn übereingekommen waren; sie lebten zurückgezogen und nahmen an den öffentlichen Lustbarkeiten der katholischen Einwohner keinen Anteil. Dies Alles erweckte natürlich den Verdacht der römischen Geistlichkeit. Die Grundherrn aber fürchteten, dass die Päpste, sobald sie bemerkt hätten, wie dieses ihrer Residenz so nahe wohnende Volk die Gesetze der römischen Kirche verachte, zur Ausrottung desselben schreiten würden. Sie hielten daher ihre Geistlichen zurück, über die so rechtlichen und nützlichen Leute Klage zu führen. War doch selbst der Zehnte, welchen Jene nun von Ländereien bezogen, die ihnen ehemals nichts eintrugen, so bedeutend, dass es sich wohl der Mühe lohnte, in andern Dingen nachsichtig zu sein. Das stellten die Grundherrn den Priestern vor und bemerkten dabei, die Leute seien aus fernen Landen hergekommen, wo man weniger an den Zeremonien der römischen Kirche hänge; und da sie im Übrigen durchaus ehrenhaft, mildtätig gegen die Armen und gottesfürchtig seien, so wäre es ihr Wunsch, dass man sie ihres Gewissens wegen nicht weiter anfechte. Fast zwei Jahrhunderte lebte nun die Kolonie im Frieden, und erhielt Zuwachs durch Glaubensgenossen, welche sich bei den Verfolgungen in Frankreich und Piemont, besonders in den Jahren 1400 und 1500 zu ihnen flüchteten. Mit dem Jahre 1560 hörte aber dieser glückliche Zustand auf. Die Lehre der deutschen und schweizerischen Reformatoren war um diese Zeit auch nach Neapel gedrungen, und hatte dort nicht wenige Anhänger gefunden. Als die Waldenser Kalabriens, deren Zahl auf viertausend angewachsen war, davon Kunde erhielten, erwachte unter ihnen ein neues Leben. Sie hatten bisher teils aus Furcht, teils wegen Mangels an eigenen Predigern und Lehrern die katholischen Kirchen und Messen besucht. Nun vernahmen sie, dass, aufgeweckt durch jene Glaubenskämpfer, ihre Brüder in Piemont und Frankreich von aller Gemeinschaft mit den Gebräuchen der römischen Kirche sich losgesagt hätten, und nicht mehr in stiller Verborgenheit, sondern laut und öffentlich das Evangelium von Christo verkündigten. Alsbald schickten sie nach Pragelas und Genf, und baten um Prediger. Man sandte ihnen Stephan Negrin und Ludwig Pashal. Nach deren Ankunft wurde die Ausübung ihres Gottesdienstes neu eingerichtet. Kaum aber hatte Papst Pius IV. hiervon Nachricht erhalten, so versammelte er die Kardinäle und beschloss die Ausrottung eines Volkes, das gewagt hatte, in der Nähe des päpstlichen Stuhls die lutherische Lehre zu verbreiten. Die Ausführung dieses Prozesses wurde dem Kardinal von Alexandrien und Großinquisitor Ghislieri übertragen, welcher später den päpstlichen Stuhl, unter dem Namen Pius V., bestieg. Er wählte die Dominikanermönche Valerio Malvicino und Alphons Urbino zu Ketzerrichtern. Diese begaben sich nach St. Christo, ließen das Volk versammeln, redeten sie freundlich an und erklärten, dass sie nicht gekommen seien, sie beunruhigen, sondern nur, um sie in Güte zu ermahnen, dass sie keine anderen Lehrer anhören möchten, als jene, welche ihnen von den Bischöfen ihrer Diözese zugewiesen würden. Man wisse, dass sie Prediger von Genf bei sich hielten; würden sie dieselben zu rücksenden und künftig nach den Gesetzen der römischen Kirche leben, so hätten sie nichts zu befürchten; wollten sie aber fortfahren, gedachte Geistliche bei sich verborgen zu halten, so kamen sie in Gefahr, bei Verlust ihres Lebens und ihrer Güter, als Ketzer verurteilt zu werden. Hierauf ließen die Mönche zur Messe läuten, und luden das Volk ein, sie anzuhören. Die Waldenser aber verließen statt dessen die Stadt, und flohen mit Weibern und Kindern in die Wälder. Die Mönche taten, als ob sie die Flucht nicht bemerkten, und gingen ruhig nach La Garde. Dort ließen sie die Stadttore schließen, und sagten dem versammelten Volk ihre Brüder in Sancto Christo hätten ihre Religion abgeschworen und die Messe besucht; wenn sie dasselbe tun würden, solle ihnen kein Leid widerfahren. Die armen Leute glaubten diesen falschen Nachrichten und taten, was die Mönche verlangten. Aber als sie erfuhren, dass man sie belogen habe, dass ihre Brüder in die Wälder entflohen seien; da schämten sie sich ihrer Feigheit, entschlossen sich, mit Frauen und Kindern samt ihren Brüdern von St. Christo auszuwandern, und nur die Vorstellungen und Versprechungen ihres Lehnsherrn, Salvatore Spinello, hielten sie von der Ausführung ihres Vorhabens noch zurück.

Unterdessen hatten die Mönche gegen die Flüchtigen aus St Christo zwei Kompanien Fußvolk ausgesandt, welche die armen Leute wie wilde Tiere verfolgten. Die Waldenser, welche das Gebirge erreicht hatten, flehten ihre Dränger an, sich doch ihrer Frauen und Kinder zu erbarmen. Sie hätten ja niemals Ursache zu einer Klage gegen sie gegeben. Wenn man sie hier in ihrem Glauben nicht lassen wolle, so zögen sie vor, ihre Wohnungen zu verlassen; man möge ihnen nur gestatten, auszuwandern, wohin es Gott gefalle, sie zu geleiten. Sie wollten lieber Hab und Gut aufgeben, als ihre Religion, und versprächen, für sich und ihre Nachkommen, nie mehr in ihre alten Wohnsitze zurückzukehren. Man möge sie nicht weiter treiben; denn wenn sie keine Hoffnung auf Erbarmen hätten und zur Verzweiflung gebracht würden, könnten sie ihren Angreifern gefährlich werden. Die Soldaten achteten auf diese Bitte nicht, sondern stürzten wie Rasende auf die Waldenser. Da erwachte in diesen der Mut der Verzweiflung Sie wehrten sich mit der kühnsten Todesverachtung, erschlugen die Mehrzahl ihrer Feinde und jagten die andern in die Flucht. Die Inquisitoren erbaten sich nun von dem Herzoge von Alkala, der damals Vizekönig von Neapel war, schnell einige Kompanien gegen die siegreichen Ketzer. Dieser erschien in eigener Person an der Spitze eines Heerhaufens. In St. Christo angekommen, ließ er unter Trompetenschall verkünden, dass der Ort mit Feuer and Schwert verheert werden solle. Zugleich befahl er im ganzen Königreich Neapel bekannt zu machen, dass allen Verbannten, welche sich zum Krieg gegen die Ketzer von St. Christo stellen würden, vollkommene Verzeihung zu Teil werde. Dadurch erhielt der Vizekönig großen Zulauf. Die Geflüchteten wurden nun in den Wäldern so heftig verfolgt, dass sie sich nur in die Felshöhlen der höchsten Berge retten konnten, wo Viele vor Hunger umkamen. Die Inquisitoren stellten sich hierauf, als ob sie das grausame Verfahren missbilligten, begaben sich nach Cosenza und luden die Waldenser von la Garde, durch eine öffentliche Bekanntmachung, in welcher sie ihnen vollkommene Sicherheit versprachen, ein, sich vor ihren Richterstuhl, oder nach Folcado vor den Vizekönig zu begeben. Diese trauten den Worten der Glaubensrichter und machten sich auf den Weg. Kaum aber in Folcado angelangt, wurden siebzig von ihnen ergriffen, und gefesselt vor den Inquisitor Panza geführt, der sie sogleich auf die Folter legte. Um das Geständnis zu erzwingen, dass sie sich nächtlich versammelten und, nachdem die Lichter ausgelöscht, schändliche Unzucht trieben, ließ er einen gewissen Stephan Charlin so lange foltern, bis ihm die Eingeweide aus dem Leibe traten. Aber trotz der höllischen Martern wies derselbe standhaft diese seinen Glaubensgenossen trüglich aufgebürdeten Schandtaten zurück.

Ein gewisser Verminel versprach, um den entsetzlichen Qualen zu entgehen, die Messe zu besuchen. Da dachte der Inquisitor, weil der Schmerz den Unglücklichen zur Untreue gegen seinen Glauben bewogen, er könne ihn bei Verdoppelung der Folterqual zu einem Bekenntnis solcher Vergehungen zwingen. Er ließ ihn daher acht Stunden lang an dem Folterinstrument hängen, und dennoch gelang es ihm nicht, die Aussagen jener Verleumdungen zu erpressen.

Der Waldenser Marcon wurde entkleidet, mit eisernen Ruten gehauen, durch die Straßen geschleift und mit Feuerbränden totgeschlagen. Eines seiner Kinder wurde mit Messerstichen getötet, das andere auf einen Turm geführt, wo man ihm ein Kruzifix vorhielt mit dem Versprechen, es solle ihm das Leben geschenkt werden, wenn es das Bild küsse. „Ich will lieber sterben, als Götzendiener werden,“ erwiderte das Kind, und sogleich wurde es vom Turm hinabgestürzt.

Bernardin Conte schüttelte auf dem Weg nach dem Scheiterhaufen ein Kruzifix ab, das ihm der Scharfrichter zwischen den Händen befestigt hatte. Der Inquisitor ließ ihn ins Gefängnis zurückführen und nach Cosenza bringen, wo man ihn mit Pech überzog und dann verbrannte. Außerdem ließ der Inquisitor Panja achtzig Waldenser förmlich abschlachten, dann Jeden in vier Teile zerlegen, und jedes Viertel an einem Pfahl befestigen. Diese Pfähle wurden dann an dem Weg von Monte Alto nach Chateau Villar, einer Strecke von 30 italienischen Meilen, als Abschreckungszeichen aufgepflanzt. Ein junger Mann namens Samson verteidigte sich lange gegen seine Angreifer; schwer verwundet wurde er endlich gefangen genommen und auf einen hohen Turm gebracht. Dort sollte er einem anwesenden Priester beichten. Er weigerte sich mit den Worten: „er habe Gott gebeichtet,“ und der Inquisitor gab den Befehl, ihn hinabzuwerfen. Am andern Morgen ging der Vizekönig an diesem Turm vorüber. Er fand den armen Menschen noch lebend mit zerschmetterten Gliedern und Gottes Barmherzigkeit anflehend. Der Fürst gab ihm einen Fußtritt an den Kopf mit den Worten: „ist der Hund noch da? Lasst ihn von den Schweinen auffressen!“

Sechzig Frauen von Sancto Christo wurden so grausam gefoltert, dass ihnen die Schnüre tief in die Arme und Beine einschnitten. In den Wunden entstanden zahllose Würmer, so dass sie unter den entsetzlichsten Qualen in den Gefängnissen starben. Viele Waldenser wurden vermisst, ohne dass man je erfahren konnte, was aus ihnen geworden. Wer, von natürlichem Mitleid ergriffen, für einen der Verfolgten bat, wurde sogleich als Ketzerhehler und Ketzerfreund in den Kerker geworfen und auf die Folter gespannt.

Papst Pius IV., welcher selbst, mit mehreren Kardinälen, in Rom der Hinrichtung des waldensischen Barben, Ludwig Paschal von Piemont, beiwohnte, schickte zu gänzlicher Ausrottung der Ketzerei den Marquis von Buccianici nach Kalabrien. Über die Grausamkeiten, welche unter dessen Oberleitung zu Monte Alto, im Jahre 1560, verübt wurden, berichtet Folgendes ein römischer Katholik, welcher Augenzeuge dieser Schreckensszenen war: „Nachdem ich Ihnen von Zeit zu Zeit gemeldet habe, was hier in der Ketzerangelegenheit vorgefallen ist, habe ich Ihnen jetzt zu melden, welches fürchterliche Gericht heute früh, den 11. Juni, über die Lutheraner ergangen ist. Um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, kann ich es nur dem Abschlachten von vielen Schafen vergleichen. Sie wurden Alle in ein Haus, wie in einen Schafstall, eingesperrt. Der Nachrichter ging hinein und brachte Einen heraus, und nachdem er ihm das Gesicht mit einem Tuche verbunden hatte, führte er ihn auf einen freien Platz, nahe bei dem Hause, ließ ihn niederknien und schnitt ihm die Kehle mit einem Messer ab. Er nahm ihm hierauf das blutige Tuch ab, und holte ich einen Andern, den er auf dieselbe Weise umbrachte. Auf diese Art wurden Alle, achtundachtzig an der Zahl, hingerichtet. Sie mögen sich selbst das bejammernswürdige Schauspiel vorstellen; denn ich kann mich der Tränen kaum enthalten, indem ich dieses schreibe. Auch konnte kein Mensch, welcher der Hinrichtung von Einem beigewohnt hatte, es aushalten, diejenige eines Zweiten zu sehen. Die Hingebung und die Geduld, mit welcher sie zum Märtyrertum und zum Tode gingen, ist unglaublich. Einige von ihnen bekannten sich bei ihrem Tode zum nämlichen Glauben mit uns; allein der größere Teil starb in verruchter Halsstarrigkeit. Die alten Männer gingen ihrem Tode freudig entgegen; die jungen aber zeigten Furcht. Mich schaudert, wenn ich daran denke, wie der Henker mit dem blutigen Messer in den Zähnen und das triefende Tuch in der Hand, mit blutigen Armen nach dem Hause ging und Einen nach dem Andern herausholte, gerade wie ein Metzger die Schafe, welche er zu schlachten gedenkt. Auf Befehl sind bereits Wagen angekommen, um die Leichname wegzubringen, welche gevierteilt und von einem Ende Kalabriens bis zum andern an den öffentlichen Heerstraßen aufgehangen werden sollen. Wenn S. Heiligkeit und der Vizekönig von Neapel dem Marquis von Buccianici, Gouverneur dieser Provinz, nicht befiehlt, die Hand abzulassen, so wird er fortfahren, noch Andere auf die Tortur zu bringen, und die Hinrichtungen vermehren, bis er Alles zerstört hat. Selbst heute ist ein Dekret erschienen, nach welchem hundert erwachsene Frauen auf die Folter gelegt und sodann gerichtet werden sollen, so dass die Anzahl beider Geschlechter vollkommen gleich ist und wir in Wahrheit sagen können, dass so und so viele Individuen, teils Männer teils Weiber, bestraft worden sind.“

Die Waldenser wurden in Kalabrien gänzlich ausgerottet. Von den am Leben gebliebenen Gefangenen wurden die Männer auf die spanischen Galeeren geschickt, die Weiber und Kinder als Sklaven verkauft. Den Wenigen, die sich durch die Flucht gerettet, und allmählig zu ihren verwüsteten Wohnsitzen zurückkehrten, blieb Nichts übrig, als sich ganz in den Gehorsam der römischen Kirche zu begeben.

1)
Das Tal von Pragelas, welches vom sechzehnten bis zum achtzehnten Jahrhunderte zu Frankreich gehörte, hat zwar seine eigene Geschichte; doch sind die Schicksale der dortigen Waldenser mit denjenigen ihrer Glaubensbrüder in den Tälern Lucerna, Perousa und St. Martin so innig verbunden, dass wir sie füglich in unserer Erzählung zusammenfassen können. Dasselbe gilt in Betreff der von Pragelas ausgegangenen Kolonien in Meane und Mathias, sowie in dem Marquisate von Saluzzo. Auch die Schicksale der Waldenser in den terres neuves (an der Grenze von Piemont, Dauphiné und Provence) mit der Hauptstadt Barcelonette, werden im Zusammenhang der späteren Geschichte ihre Berührung finden.
2)
Schon im dreizehnten Jahrhunderte gab es Waldenser in Rom, und Papst Gregor IX. erließ, im Jahre 1231, eine Bulle, worin er sie aufzusuchen und der weltlichen Obrigkeit zu überliefern, desgleichen Alle, welche sie aufnehmen würden, bis in das zweite Glied für infam zu erklären befahl. Dem Bischof von Mailand wurde diese Bulle mit dem Auftrage übersandt, dieselbe in seinem Kirchsprengel, und in jenen seiner Weihbischöfe, wo die Ketzerei bereits beunruhigende Fortschritte gemacht habe, in Vollzug zu setzen. In Genua und Florenz besaßen die waldensischen Barben eigene Häuser; in Venedig sollen mehr als 6000 Waldenser gewohnt haben. Die Verbreitung derselben nach Sizilien beweist das oben erwähnte Edikt Kaiser Friedrichs II.
3)
In dem Briefe eines Katholiken (datiert Montalto den 12. Juni 1561) heißt es: „Diese Ketzer stammen vom Gebirge von Angrogne, im Herzogtum Savoyen, und werden hier Ultramontanen genannt. Ich wüsste nicht, dass sie sich übel betrügen. Es sind einfache, ununterrichtete Leute, Ochsenhirten und Tagelöhner.“ Archivio historico italiano. Bd. IX. (Narrazioni e documenti sulla storia del regno di Napoli dall' anno 1522 al 1667). S. 195.