Baxter, Richard – Selbstverleugnung - Das VI. Capitel.

Der Menschen grosser Widerwillen oder Unwilligkeit zu denen Christlichen Gebuehren / die ihnen hart und schwer ankommen. III

Ein ander Exempel / dabey wir sehen moegen wie seltzam die Selbst-Verlaeugnung sey / ist: Daß die Menschen so unwillig / wo nicht gar widerwillig sind zu solchen Christlichen Wercken / die ihnen nicht leicht ankommen / sondern da Ungemach / Muehe / Gefahr oder Schaden bey ist; ob selbige schon noch so nothwendig / und noch so deutlich in GOttes Wort befohlen / und allgemein von der Christlichen Kirchen vor billich erkandt: Eben als wenn Selbst ein negativum votum haette in Einsetzung der Gesetze / dadurch die Welt soll regieret werden / und kein Gesetz binden mueste ohne dessen Bewilligung. Zum Exempel:

1. Die grosse Schuldigkeit und Christen-Gebuehr / daß wir unsere Brueder in Liebe helffen in ihren Noethen / nach unserm aeussersten Vermoegen / ist insgemein in der Welt vor nichtes geachtet / und betriegen die Leute ihre Seelen in der Meynung / daß sie sind aus dem Tod zum Leben eingegangen / weil sie ihre Brueder lieben mit einer so kalten und unfruchtbaren Liebe / daß sie weder ihre Gueter noch auch ihr Leben vor ihnen wagen koenten / sondern meynen / sie sind gewißlich Christen / weil sie sagen koennen / wie jene / deren Jacob gedencket in seiner Ep. 2/ 16. GOtt berathe euch / waermet euch / saettiget euch / gibt ihme aber nichtes / was des Leibes Nothdurfft ist. Da doch Christus ihnen deutlich gesaget / daß es nicht ist eine fruchtlose und Wort-Liebe zu den Heiligen und Gottseligen / sondern eine solche / die sie bewegen kan / selbige zu speisen und zu kleiden / davon am Juengsten Gerichte soll gedacht werden / Matth. 25. Und der Apostel fraget billich / wie die Liebe Gottes bleiben koenne bey solchem / der da hat dieser Welt Gueter / und siehet seinen Bruder darben / und schliesset das Hertz gegen ihme zu? 1. Joh. 3/ 17. Und dennoch meinet man ins gemein / wann man dann und wann einen Pfennig den Armen zuwirfft / so haben sie diesem Befehl alle Genuege gethan: Und ob sie schon viel Mittel und Wege sehen / wie sie moechten das Evangelium befoerdern / und der Kirchen helffen / und GOtt dienen mit ihren Guetern / dennoch verblendet sie Selbst / daß sie nicht verstehen wollen die Meynung der deutlichsten Oerter der Schrifft / die solches von ihnen erfordern.

2. Wenn die grosse Pflicht / daß wir sollen vergeben unsern Feinden alles dasjenige / so sie wider uns gethan / und noch ueber das lieben und segnen dieselben die uns fluchen / und beten vor die / die uns hassen und verfolgen / soll ins Werck gerichtet werden / wie halsstarrig widersetzet sich alsdann Selbst: Wie viel mag man einen bereden zu diesen und dergleichen Gebuehren / und nichtes ausrichten? Nein / sie muessen ihr Recht haben / und das was ihnen von rechts wegen zukommet / und solte auch ihr Naechster darueber zu grunde gehen: Die Boßheit und Rachgierigkeit kochen gleichsam in ihnen / und wenn sie nur gedencken an das Unrecht / so ihnen moechte wiederfahren seyn / erbittern sie bey sich selbst: Und ob sie schon in Heucheley sich stellen / als ob sie es vergeben / so koennen sie es nicht vergessen; so koennen sie auch kaum lieben einen Bruder und Mit-Christen / der ihnen was zuwider thut / viel weniger einen Feind; welches alles herkommt / das Selbst die Herrschafft in ihnen hat / und erweiset / daß es mehr in ihrer Seelen vermag als Gott / und sie also noch unwidergeboren sind.

3. Wenn auch die Prediger des Evangelii selbsten sollen fleißig seyn in ihrem Werck und Amt / das so groß und hochnothwendig ist / und sollen wachen ueber die Heerde / Act. 20/ 18. Vermahnen alle Menschen / und lehren alle Menschen / mit aller Weißheit / auf daß sie darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo JEsu / Coloss. 1/ 28. auch sich herablassen zu den Allergeringsten / und lehren sie zur rechter Zeit oder zur Unzeit / was Gegen-Rede und Einwuerffe wird Selbst bringen gegen solch ein herrlich und noethig Werck / damit sie beweisen moechten / es sey nicht ihre Schuldigkeit / und daß GOtt ihnen ja werde ihr Gemacht goennen / und nicht so grosse Muehe auf sie legen: und dieses alles wegen der grossen Macht der Selbheit in ihnen.

4. Laß dieselbigen Prediger auch haben eine unordentliche Heerde / darinnen aergerliche Glieder sind / sonderlich wo selbige ansehnlich und viel sind / wie selten werden sie gegen dieselben thun was ihnen gebueret / indeme daß sie einen jeden ins geheim straffen / und vermahnen / oder wo sie doch noch in Suenden verharren / daß sie es ihnen oeffetnlich ansagen / oder sie gar von der Kirche ausschließen; Wie werden sie so ein Hauffen einzuwenden haben gegen dieses mißbehaegliche Werck der Kirchen-Zucht / ob sie schon meistentheils davon ueberzeuget sind in ihren Gewissen / daß sie selbiges nothwendig / dennoch wennn sie sollen zum Wercke selbsten schreiten / und es nicht kanwerckstellig gemachet werden ohne grossen haß / Neid und Mißgunst / den man auf sich ladet / und viel andere Ungelegenheiten / die ihnen in der Welt daraus entstehen moechten; So gebeut Selbst sie sollen ablassen / und nicht weiter fortgehen: Ob nun GOtt oder Selbst mehr Diener habe eben in dem Predig-Amt / mag ein jeder urtheilen / der unpartheyisch ist / nachdem er selbiges in allen Orten beschaffen findet. Stuende Selbst nicht im Wege / ich wolte bey den meisten Predigern mehr ausrichten / daß sie die Kirchen-Zucht und Privat Instruction ihrer Zuhoerer in Gang und Weise braechten oder erhielten / mit einem Argument / dann ich bißhero habe mit einem gantzen Buche / so ich davon geschrieben / thun koennen / und solte man alsdann bald sehen eine einmuethige Zusammenthuung in so noethigem Wercke / und folgends einen weit bessern Zustand in der Kirchen.

5. Woher kommt es / als von dieser Selbheit / daß wann man einem seine Suende deutlich vorsaget in den Predigten selbiges vor ein grosses Unrecht auffgenommen wird von demjenigen / den es angehet? So lange ein Prediger zu allen gleich redet / und sich vorsiehet / daß er eines jeden Wunden insonderheit nicht anruehret / so hoeren sie ihme noch endlich mit Gedult zu: So bald sie aber mercken / daß sie insonderheit vor andern gemeynet sind / und deutlich ihnen ihr Elend in solchem oder dergleichem Suenden-Stande vorgemahlet wird / da hat das Laestern kein Ende / da verleumbden sie ihn hinter seinen Ruecken und nehmen sich viellleicht vor / sie sollen nicht mehr in seine Predigt kommen. O / sagt ein solch ungoettlicher Mensch / ich weiß er meynete mich heute / hat er sonst nichtes zu predigen als von mir; Eben als wenn ein Krancker solte mit dem Artzt zuernen / daß er ihme insonderheit Artzneyen giebet / und sagen: Hat er sonst niemand Artzney zu geben als mir / sind da nicht mehr Krancken in der Stadt als ich? Als Christus denen Veraechtern des Evangelii ankuendigte den gewissen und erschroecklichen Untergang / deme sie nahe waren / Matth. 21/ 41. 44. 45. so saget der Text: Da die Hohenpriester und Phariseer seine Gleichnues hoereten / vernahmen sie / daß er von ihnen redete (eine grosse Sache!) und sie trachteten darnach wie sie ihn griffen / aber sie fuerchteten sich vor dem Volck.

6. Ja laß ein Prediger nur solche Lehren predigen / als die endlich gegen Selbst lauffen / und einen harten Schluß von ihme machen moechten; da werden die meisten muessen bekennen / wie dorten Ahab sagte von Micha: Ich hasse ihn / denn er weissaget mir nichts gutes / sondern uebel / 1. Reg. 22/ 8. Sagen wir ihnen wie so wenig werden wir selig werden / wie so viel Heiligkeit / Streben / Fleiß von uns erfordert werde / ob wir schon das ausdrueckliche Wort GOttes vor uns / und auf unserer Seiten haben / Hebr. 12/ 14. Matth. 7/ 13. 14. Luc. 13/ 34. 2. Petr. 2/ 10. dennoch weil sie meynen / es sey gegen ihrem fleischlichen Friede / koennen sie es nicht leiden: Die runde Warheit koennen sie nicht ertragen / weil dieselbe sie angreiffet / da es ihnen wehe thut / und ihnen solche Dinge vorsaget / die ihnen nur beschwerlich sind zu wissen / da sie doch muessen ihre Suende und Gefahr wissen / oder sie koennen selbiger nimmer entgehen / so wollen sie es doch lieber auf die Hoelle hinwagen / denn von der Gefahr hoeren; und wie ein thoerichter Patient / halten sie von dem Artzt / der ihnen saget es sey keine Gefahr vorhanden / und laesset sie hinsterben / mehr / als der ihnen saget: Euer Kranckheit ist gefaehrlich / ihr muesset Blut lassen / oder purgiren / etc. oder ihr muesset sterben. O was ein Unrecht meynen sie wiederfahre ihnen / wenn es ihnen so gesaget wird! Wo ein Prediger einen / der schon die todten Wercke der Gottlosigkeit in seinem Angesicht / Leben und Wesen hat / ermahnt: Guter Freund / ich muß auffrichtig mit euch handeln / euer Zustand ist schlecht / ihr seyd noch nicht geheiliget noch gerechtfertiget / sondern seyd noch in der Sclaverey des Teuffels / und werdet ewig verlohren seyn / wo euch der Tod uebereilet / eher ihr bekehret / und eine neue Creatur geworden seyd / und darum kehret bald um / wo ihr anderst eure eigene Sele liebet; es ist groß Wunder / wo er nicht eine spoett- und schimfpliche Antwort an statt des Danckes und Gehorsams bekommet. Welches alles beweiset / daß Selbst das Regiment hat: Ich will noch ein Exempel einfuehren aus dem Evangelio / daraus man sehen moege / wie maechtig Selbst sey / Luc. 4/ 20. etc. lesen wir von einer schoenen Predigt / die CHristus geprediget hat / und zwar so / daß sich alle verwunderten ueber seine holdselige Worte; und doch waren wenig dadurch bekehret / sondern die meisten legten es aufs Laestern gegen Ihm wegen seines schlechten Herkommens und geringen vermeynten Eltern: Darauf CHristus ihnen saget / daß Elias und Elisa / obschon vortrefliche Propheten / doch nur gesandt waren um etlicher weniger willen / und waere demnach kein Wunder / dßa aus so grosser Menge nur wenig durch Ihn solten bekehret und selig werden. Diese Lehre nun verdroß diese Buben so sehr / daß der Text saget V. 28/ 20. Sie wurden voll Zorns alle die in der Schulen waren / da sie das hoereten / und stunden auf / und stiessen Ihn zur Stadt hinaus / und fuehreten Ihn auf einen Huegel des Berges / da aihre Stadt auffgebauet war daß sie Ihn herab stuertzeten. Sihe wie solche Lehre auffgenommen wird / eben von CHristo selbst! Als wolten sie gesaget haben: Was? sind wir alle unbekehret / und alle ungoettlich / sollen keine selig werden als etliche wenig solche als ihr seyd? Selbst konte diese Lehre nicht ertragen / CHristus solte es mit seinem Leben bezahlen.

7. Wiederum: Laß nur einen Prediger oder sonsten einen Christen offenhertzig und vertraeulich umgehen mit einem Gottlosen oder Heuchler wegen ihrer sondelrichen Suenden / und siehe denn / ob Selbst nicht Herr und Koenig seyn wird in ihnen. O was Gesichter werden sie gegen euch machen? und ihr Hertz ist alsobald angefuellet gegen euch mit Bitterkeit / Mißgefallen und Haß / und sie werden euch begegnen mit Eifer und Grimm / und ihre Suende vertheidigen / oder zum wenigsten selbige entschuldigen und klein machen / oder etwas erdencken / daß sie euch eure eigene Gebrechen und Schwachheiten in die Nase reiben; oder dafern auch die Boßheit selbst nichts auf euch bringen mag / so werden sie vornehmen eure Mit-Christen / und solche die sie meynen / seyen einerley Meynung mit euch; In Summa / sie werden euch genug darthun / daß sie es uebel auffnehmen / daß ihr euch um sie bekuemmert / und lasset nicht ihre Suende zufrieden / und sehet vor euch selbst zu / obschon GOtt der HErr uns ausdruecklich befohlen hat / Lev. 19/ 17. Du solt deinen Bruder nicht hassen in deinem Hertzen / sondern solt deinen Naechsten straffen / auf daß du nicht seinethalben Schuld tragen muessest / und Hebr. 2/ 13. Ermahnet euch selbst alle Tage / weil es noch heute heisset / daß nicht jemand unter euch verstocket werde durch Betrug der Suenden: Siehe auch Matt. 18/ 15. 16. Versuche es nur ein Jahr / und handele dißfalls auffrichtig und treuhertzig mit deinem Naechsten in solcher Weißheit / Liebe und Gelindigkeit / als mueglich ist / und wenn solches geschehen / alsddann richte selber / ob GOTT oder Selbst mehr Diener in der Welt hat / und ob Selbst-Verlaeugnung nicht ein seltzam Ding sey.

8. Noch ferner: Ihr sehet / daß es ist die Christliche Gebuehr / daß einer den andern treuhertzig und in Liebe ermahne und straffe; allein weil es die meisten uebel auffnehmen / und offenhertzige Erinnerung wil uns manches Freundes und mancher Gunst verlustig machen / wie wenig auch derjenigen / die Christen seyn wollen / koennen dazu gebracht werden / dieses zu thun? Ja auch diejenigen / die doch erwarten / daß der Prediger solche Uebelthaeter ausstossen soll aus der Gemeine / da selbiges doch nicht eher geschehen kan / ehe sie heimlich und oeffentlich ermahnet sind / und in ihrer Unbußfertigkeit halsstarrig verharren. Nein / dieses ist ein allzubeschwerlich Weck / und Selbst wil es ihnen nicht zulassen zu thun.

9. Ferner: Es ist bekandt / daß das Kirchen-Regiment und Zucht ist eine ungezweiffelte Ordnung von CHristo eingesetzet / die auch die Kirche zu allen Zeiten angenommen / (ob schon in der Vollenziehung etliche nachlaeßig / etliche unrechtfertig gewesen sind) und daß oeffentliche aergerliche Suenden oeffentliche Bekaenntniß und Busse erfordern / auf daß die boesen Folgen moechten geheilet oder gehindert werden / und die Kirche sehen mag / daß diese Person ihrer Gemeinschafft wuerdig / und die Absolution oeffentlich und wol gegruendet sey: Dannoch wenn jemand (ausgenommen die wahren Gottesfuerchtigen und recht Bußfertigen) gefordert wird nach gegebenem oeffentlichen Aergerniß zu einer so nothwendigen Bekaentniß / wie schwer sind sie darzu zu bringen? Was fuer Gegen-Rede ist da gegen das Werck selber: Sie wollen nicht glauben / daß sie solches thun muessen: und warum? Hat es GOtt vielleicht nicht deutlich genug befohlen? Nein / sondern weil sie meynen / es sey ihnen schimpflich / und Selbst ist darwider / und ob man ihnen schon solche Gruende bringet / da sie nichts wider sagen koennen / so laufft es doch da endlich hin / und da bleibets ja bey / sie wollens nicht glauben / oder wo sie es ja glauben muessen / so wollen sie es doch nicht thun. Was? Solten sie sich selbsten zum Spectakel machen vor allen Leuten / daß ein jeder genug hernach ueber sie zu lachen und von ihnen zu reden haette? Nein / sie begehren es und wolles es nimmer thun / sie meynen / es geschehe ihnen vor GOtt und der Welt unrecht / wenn man ihnen solches wolte anmuthen. GOtt befiehlt es nur / Selbst aber verbietet es; GOtt gebeut ihnen: thue es / auf daß du nicht in deiner Unbußfertigkeit dahin gehest / und ewig verlohren werdest: Selbst gebeut: Thue es nicht / daß du nicht vor den Menschen zu schanden werdest. Und wessen Gebot am meisten ausrichtet / mag die Erfahrung urtheilen. Moechte nur die Obrigkeit mit einer gewissen und ansehnlichen Geld-Straffe die Halsstarrigen belegen / unter hundert wuerde man kaum einen finden / der sich widersetzen wuerde: Allein wenn GOtt sie treibet mit den Draeuungen der ewigen Hoellen-Pein / dem Lohn der Unbußfertigkeit / da wird wenig oder nichts auff geachtet; eben als wenn sie der Straffe entgehen moechten / wenn sie nur nicht glauben / daß sie kommen werde / oder sonsten auf eine und andere Weise wol mit dem Richter koenten zurecht kommen. Richte nun auch aus diesem Stuecke / ob GOtt oder Selbst die meisten Juenger habe.

10. Letzlich wollen wir noch eines ansehen: Es sey ein betrueglicher Handels- oder Handwercks-Mann / oder ein ungebuerlicher und aussaugender Haus-Herr / oder einer / der unrechtmaeßig seines Naechsten Gut an sich bringet / man sage ihme aus GOttes Wort / daß seine Schuldigkeit sey Wieder-Erstattung zu thun / entweder der Person / oder seinen Nachkommen (oder wo dieses nicht seyn kan / an GOtt und den Armen) und alles wieder heraus zu geben / was er so unrechtmaeßig bekommen / ob ers auch gleich noch so lange gehabt hat / ohne Schimpff und Schande; und sehe dann / wie solche Lehre werde angenommen werden bey dem meisten Theil. Selbst wil die Beute nicht fahren lassen / die er einmal in seine Klauen bekommen / bis daß der Tod ihme dieselbe auszwingt / und die Hoelle ihn wuenschen macht / daß er es nimmer moechte gesehen haben / oder auch sonsten in Bußfertigkeit wieder erstattet. O wie viel Einwuerffe hat Selbst dagegen / die ihme weder GOtt noch Menschen zur Genuege beantworten koennen: Unter tausend unrechtmaeßigen Besitzern ist kaum einer / der mit Zachaeo saget: Sihe / HErr / die Helffte meiner Gueter gebe ich den Armen / und so ich jemand betrogen habe / das gebe ich vielfaeltig wieder / Luc. 19/ 18.

Ja / laß uns nur ansehen ein Exempel / da weniger Selb-Verlaeugnung zugehoeret / als zu diesem grossen Wercke der Wiederstattung: wo etliche sich mit einander erzoernen / und lose Worte einer dem andern geben / oder einer seinen naechsten laestert / und ihme Unrecht thut; ob es schon unzweiffelhafftig der Wille Christi ist / daß er in wahrer Reu denselben um Verzeihung bittet / den er beleidiget hat / Luc. 17/ 34. so verachten es doch die selbstischen und auffgeblasene Stoltze: Was? solten sie sich solch einem NN. unterwerffen / und ihn um Verzeihung bitten / (sonderlich / wo er geringer ist / als sie) Nein / da halten sie sichh zu gut zu: Schweig nur da stille von: Sie begehren das nimmer zu thun: Und warum? Wil GOtt nicht / daß sie es thun sollen? hat Er nicht gesaget / der sich selbst erniedriget / der soll erhoehet werden? Ja / aber was gehet sie an / was GOtt saget / und was die Schrifft saget / so lange als Selbst / und Fleisch / und ihr Hochmut dagegen ist. Fasse diese zehen Stuecke nun alle zusammen / und siehe / ob GOTT oder Selbst Koenig sey bey den meisten.