Augustinus, Aurelius - Manuale - XXV. Von der Befriedigung der Seele allein in dem höchsten Gute.

Haftet das Menschenherz nicht mit sehnlichem Verlangen an der Ewigkeit, so bekommt es nie festen Bestand, ist vielmehr wankender als irgend ein andres Ding, Lauft nur von einem Ding zum andern, sucht Ruhe, wo keine Ruhe ist. In diesen hinfälligen und vergänglichen Dingen, darin seine Begierden gefesselt sind, kann es die wahre Ruhe nicht finden; denn es steht keiner in solch hoher Würde, dass irgend ein Gut ihm volle Genüge zu geben vermöge, es habe denn das höchste Gut. Es besitzt so viel Freiheit, dass es zu keinem Laster gezwungen werden kann. Darum ist der eigne Wille eines jeden Menschen die Ursache entweder seiner Verdammnis oder seiner Seligkeit und deshalb wird von GOtt nichts reichlicher angeboten als der gute Wille. Dieser gute Wille bringt GOtt den HErrn selbst zu uns und weist uns auf Ihn hin. Durch den guten Willen lieben wir Gott, erwählen wir Gott, laufen wir zu Gott, gelangen wir zu Ihm und besitzen Ihn.

O du guter Wille, durch welchen wir zum Ebenbild GOttes wiedergebracht und Ihm sogar gleich werden. So liebenswürdig erscheint der gute Wille vor GOtt, dass Er in keinem Herzen wohnen will, in welchem der gute Wille nicht gesunden wird. Der gute Wille zieht zu sich herein die Dreieinigkeit der allerhöchstens Majestät; denn die Weisheit erleuchtet ihn zur Erkenntnis der Wahrheit; die Liebe entflammt ihn zum Verlangen nach der Güte; die väterliche Natur bewahrt an ihm, was sie erschaffen hat, dass es nicht zu Grunde gehe. Amen.