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- | ======Tholuck, | ||
- | Warum sehe ich heute diese Stätte mit der Farbe des Todes überkleidet, | ||
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- | Damit wir nun recht kämpfen um den unvergänglichen Kranz, so lasset uns allzumal beherzigen, was Paulus zu den Kolossern sagt im 3. Kap. V. 3.4. **Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott, wenn aber Christus euer Leben sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbaret werden mit ihm in der Herrlichkeit.** | ||
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- | Nur wer ein in Gott verborgenes Leben geführt hat in der Zeit wird offenbar mit Gott leben in der Ewigkeit, das ist die ernste Stimme, welche uns hier entgegen tönt. Und meine heutige Rede an euch soll sich darauf beschranken, | ||
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- | Ein in Gott verborgenes Leben - ein geheimnißvoller Ausdruck. Wie viele unter euch führen ein verborgenes Leben? Ein offenbares Leben führt ihr alle. Man sieht eure Genüsse und eure Entbehrungen, | ||
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- | Und nun lasset uns den geheimnißvollen Strom des in Gott verborgenen Lebens des Menschen bis zu jenem ersten Quellpunkte verfolgen, wo er so leise fließt, daß er schon da ist, ehe der Mensch selbst es merkt. Gott hat gemacht - sagt der Apostel - daß von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat Ziel gesetzt und zuvor versehen, wie lange und weit sie wohnen sollen, daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn fühlen oder finden möchten, und zwar ist er nicht fern von einem jeglichen unter uns, denn in ihm leben, weben und sind wir. Sehet da die geheimnißvolle Stelle, wo der Born der Ewigkeit in die Zeit hineinfließt. Als der Ewige in den neugeschaffenen Erdensohn seinen Athem hineinblies und zu ihm sprach: du bist mein Bild! da entstand das Geheimniß der Menschennatur, | ||
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- | Es ist wahr, meine Andächtigen, | ||
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- | Wo faß' ich dich unendliche Natur? \\ | ||
- | Euch Brüste wo? Ihr Quellen alles Lebens, \\ | ||
- | An denen Himmel und Erde hängt. \\ | ||
- | Dahin die welke Brust sich drängt - \\ | ||
- | Ihr quellt, ihr drängt, und schmacht' | ||
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- | Das ist nicht eine einzelne Stimme, das ist die Stimme Unzähliger unseres Geschlechts. Und so lange das verborgene Leben in Gott nur diesen Charakter hat, so fehlt ihm auch die fortgehende Geschichte des innern Menschen. Diese beginnt eigentlich erst damit, wenn jene Sehnsucht nach Ruhe eine Sehnsucht nach einem reinen Herzen geworden ist. Eine solche Sehnsucht nach einem reinen Herzen flattert nämlich nicht mehr ins Unbestimmte hinaus, sondern schließt sich unmittelbar an die Person des Erlösers an, und eben darin liegt der Grund, daß ein solcher Anfang des verborgenen Lebens auch seinen Fortgang hat. Ist jene unbestimmte Sehnsucht eine Sehnsucht nach einem reinen Herzen geworden, so gehen alle Gedanken auf den Erlöser als ihren Mittelpunkt hin. Sein heiliges Opfer wird der Trost, wenn das Gewissen uns anklagt; die Gemeinschaft mit ihm durch den Glauben wird die Quelle der Lebenskraft; | ||
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- | Das ist der Fortgang des verborgenen Lebens mit Christo in Gott. Es heißt ein verborgenes Leben mit Christo in Gott das will hier sagen, wie Christus - gleichwie es Christus hat, gleichwie Christus selbst in seiner irdischen Erscheinung seinem wahren Wesen nach der Welt verborgen blieb. So wie der Apostel anderwärts sagt, daß wir mit Christo begraben sind, wenn er sagen will, daß wir geistig begraben sind wie Christus leiblich. Aber Christus soll offenbar werden. Das Kreuz soll Strahlen erhalten, daß aus ihm ein Stern werde und der Dornenkranz; | ||
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- | Ist nun aber alle jenseitige Seligkeit nichts anders als das Freiwerden und Offenbarwerden des verborgenen Lebens in Gott, was wir schon hier geführt haben, o wie wollt ihr selig werden, die ihr keinen verborgenen Strom des göttlichen Lebens in euch tragt, der, wenn des Leibes Fessel gefallen ist, sich in das Meer der Ewigkeit ergießen könnte? (Joh. 4, 14.) Ihr sehet, Geliebte, bestätigt, was ich am Anfange unsrer heutigen Betrachtung euch zurief: Nur wer hier ein verborgenes Leben mit Gott geführt hat in der Welt, kann dort mit Gott offenbar leben in der Ewigkeit. O täusche sich Keiner! Man kommt nicht durch das bloße Sterben in den Himmel. O ihr, deren Thränen am Grabe eurer Lieben stießen, ihr habt doch nur ein Recht zu weinen, wenn ihr zweifeln müßtet, ob eure dahingeschiedenen Lieben ein Leben in Gott in sich trugen, was dort mit Christo offenbar werden kann. Darüber vielmehr müßtet ihr an diesem Tage weinen, wenn euer Herz euch anklagte, daß, was ihr thun konntet, nicht alles geschehen ist, um ein verborgnes Leben in ihnen zu begründen. Ihr Aeltern, die ihr um dahingeschiedene Kinder weint, pflanztet ihr denn auch bei denen, die euch noch geblieben sind, das verborgene Leben in Gott? Du Freund, der du über den dahingeschiedenen Freund weinst, bauest du denn bei den Freunden, die dir noch geblieben sind, die Freundschaft auf das verborgene Leben in Gott? Ihr, die euer Herz anklagt, daß ihr selbst noch kein mit Christo in Gott verborgnes Leben in euch tragt, weinet ihr denn über euch selbst?- Doch wie, wenn nun auch Weinende unter euch sind, welche jene Gewißheit, daß ein in Gott verborgenes Leben in ihren Dahingeschiedenen angefangen, nicht haben können? Ihr blickt zum Ver kündiget des göttlichen Wortes hinauf und fraget: Und für uns - hast du für uns denn gar keinen Trost? Meine Geliebte, ohne allen Strahl der Hoffnung läßt das göttliche Wort euch nicht. Nur das, was mit deutlicher und unzweifelhafter Klarheit es verkündet, wollte ich am heutigen Tage euch aussprechen. Unsre nächste Betrachtung soll aber auch euch des Trostes darbringen, so viel das Wort der Wahrheit uns davon darreicht. | ||
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