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+ | ====== Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 13. ====== | ||
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+ | **1 Es waren aber zu Antiochien in der Gemeine Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simon, genannt Niger, und Lucius von Kyrene und Manahen, der mit Herodes dem Vierfürsten erzogen war, und Saulus. 2 Da sie aber dem Herrn dieneten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe. 3 Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie und ließen sie gehen. ** | ||
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+ | Die nun folgende Geschichte von der Verordnung des Paulus zum Lehrer der Heiden ist nicht bloß erwähnenswert, | ||
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+ | **Es waren in der Gemeinde** usw. Wodurch **Propheten und Lehrer** sich gemeinhin unterscheiden, | ||
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+ | **Manahen, der mit Herodes erzogen war**, muss eben darum aus einer vornehmen Familie stammen. Lukas erwähnt dies zum Ruhme seiner Frömmigkeit, | ||
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+ | V. 2. **Da sie aber dem Herrn dieneten** usw. Buchstäblich ließe sich übersetzen: | ||
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+ | **Sondert mir aus** usw. Gott will, dass durch die Stimme der Gemeinde Paulus und Barnabas eben dafür abgeordnet werden, wozu er selbst sie bestimmte. Daraus schließen wir, dass es bei einer Pastorenwahl nur dann richtig zugeht, wenn Gott dabei den entscheidenden Einfluss hat. Nur solche Leute dürfen also zum Lehramt berufen werden, welche Gott sich schon zuvor irgendwie erwählt hat. Dabei ist es nicht nötig, dass uns der Geist durch einen Ruf aus dem Himmel die göttliche Berufung des Betreffenden bestätige. Vielmehr nehmen wir solche Leute, die Gott mit den nötigen Gaben ausgerüstet, | ||
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+ | **Sprach der heilige Geist** usw. Hier haben wir ein deutliches Zeichen für die göttliche Wesenheit des Geistes, gegen welches keine Ausflucht aufkommen kann. Ist es doch Gottes allereigenstes Werk, durch seine Macht und seinen Befehl als einziger Herr die Gemeinde zu leiten. Und nun nimmt dieses Recht der Geist für sich in Anspruch, indem er befiehlt, dass man den Paulus und Barnabas aussondere, und bezeugt, dass sie durch seinen Wink berufen wurden. So werden wir auch später (20, 28) in einer Predigt des Paulus hören, dass die Bischöfe, welche die Gemeinde leiten sollen, vom heiligen Geist gesetzt seien; und doch darf nach dem Zeugnis desselben Paulus nur der als rechtmäßiger Hirt der Gemeinde gelten, den Gott berufen hat; und eben mit dem Kennzeichen stempelt Gott die falschen Propheten, dass er sie nicht gesandt habe. Also ziehen wir den Schluss, dass der heilige Geist wahrhaftiger Gott ist, da ja sein Ansehen hinreicht, Pastoren zu erwählen, und er die oberste Bestimmung bei ihrer Einsetzung hat. Das gleiche wird auch durch die Worte des Jesaja (48, 16) bekräftigt: | ||
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+ | V. 3. **Da fasteten sie und beteten** usw. Im Gehorsam gegen die göttliche Weisung entlässt man den Paulus und Barnabas nicht einfach, sondern setzt sie auch mit feierlicher Handlung zu Heidenaposteln ein. Mit einem öffentlich angesagten Fasten, wie es bei schwierigen und wichtigen Dingen Sitte war, stimmt man sich und andere zu ernstem Gebetseifer. Wird doch in der Schrift oft das Fasten als Hilfsmittel zum Gebet gefügt. Das Gebet zielt jetzt darauf, dass Gott die Männer, die er selbst sich bereits erwählt hatte, mit dem Geist der Klugheit und Tapferkeit rüste, dass er sie mit seiner Kraft gegen alle Anläufe des Satans und der Welt unbesieglich mache, dass er ihrer Arbeit Segen und Frucht schaffe, und der neuen Ausbreitung des Evangeliums die Tür auftue. Die Handauflegung, | ||
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+ | **4 Diese nun, wie sie ausgesandt waren vom heiligen Geist, kamen sie gen Seleucia, und von dannen schifften sie gen Cypern. 5Und da sie in die Stadt Salamis kamen, verkündigten sie das Wort Gottes in der Juden Schulen; sie hatten aber auch Johannes zum Diener. 6 Und da sie die Insel durchzogen bis zu der Stadt Paphos, fanden sie einen Zauberer und falschen Propheten, einen Juden, der hieß Bar-Jesus; 7 der war bei Sergius Paulus, dem Landvogt, einem verständigen Mann. Derselbige rief zu sich Barnabas und Saulus und begehrte, das Wort Gottes zu hören. 8 Da widerstand ihnen der Zauberer Elymas (denn also wird sein Name gedeutet) und trachtete, dass er den Landvogt vom Glauben wendete. 9 Saulus aber, der auch Paulus heißet, voll heiliges Geistes, sah ihn an 10 und sprach: O du Kind des Teufels, voll aller List und aller Schalkheit und Feind aller Gerechtigkeit, | ||
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+ | V. 4. **Wie sie ausgesandt waren vom heiligen Geist**. Hier wird an die Erwählung durch die Gemeinde nicht wieder erinnert, weil die Berufung vollkommen göttlichen Ursprungs war; die Gemeinde nahm einfach die Leute an, die Gottes Hand ihr bot. Es wird nun berichtet, dass sie zuerst nach **Seleucia** kamen, einer bedeutenden Stadt Syriens, von wo man in kurzer Zeit nach **Cypern** überfahren konnte. | ||
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+ | V. 5. Dort übten sie zuerst das Lehramt in der bekannten Stadt **Salamis**. Doch scheinen sie einen verkehrten Anfang zu machen; denn sie verkündigen den **Juden** Gottes Wort, obwohl sie doch insbesondere zu den Heiden gesandt waren. Indessen waren sie diesen nicht in einer solchen Weise verpflichtet, | ||
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+ | V. 6. **Da sie die Insel durchzogen** usw. Dies taten sie gewiss nicht ohne Frucht. Lukas würde es sicherlich nicht verschwiegen haben, wenn sie allgemeine Zurückweisung erfahren hätten. Er begnügt sich aber mit dem Hinweis, dass sie auch auf dem Wege zu lehren nicht aufhören, wendet sich dann aber schnell zu der folgenden denkwürdigen Geschichte. Da Salamis auf dem östlichen Ufer Syrien gegenüber lag, konnten Paulus und Barnabas auf das entgegengesetzte Ende, nach **Paphos**, nur gelangen, indem sie mitten über die Insel zogen. Diese Stadt lag am Meere gegen Südwesten. Sie war der Hauptsitz der Venusverehrung, | ||
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+ | **Fanden sie einen falschen Propheten** usw. Da die Religion bei den Juden völlig verderbt ward, ist es nicht zu verwundern, dass sie zu allerlei unfrommem Aberglauben herabsanken. Zu verwundern ist aber, wie **Elymas** (V. 8) mit seinen Gaukeleien einen würdigen und **verständigen Mann** fangen konnte. Indem Lukas den **Sergius** als einen solchen bezeichnet, gibt er jedenfalls zu verstehen, dass derselbe nicht aus Torheit und Leichtsinn den Betrügereien des Zauberers erlag. Wir sehen hier aber wie in einem klaren Spiegel, wie flüchtig und nichtig die Klugheit des Fleisches ist, nicht imstande, sich vor so groben Fallstricken des Satans zu hüten. Hat doch der hässlichste und wunderbarste Aberglaube unter den scharfsinnigsten Heidenvölkern, | ||
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+ | V. 7. Dass aber Sergius Paulus, indem er etwas Besseres suchte, als er von Jugend auf gelernt hatte, unglücklicherweise zu mancherlei Aberglauben gezogen ward, - diese Vermutung drängt sich mir darum auf, weil er Paulus und Barnabas aus freien Stücken als Lehrer zu sich rief. Er hatte also eine gewisse Ehrfurcht vor dem wahren, aber noch unbekannten Gott gewonnen; und da er überzeugt war, dass der Gott, den man im jüdischen Lande verehrte, der wahre sei, so wünschte er aus dessen Wort eine reine und gewisse Regel der Frömmigkeit zu empfangen; nachdem er von den Träumen des falschen Propheten gekostet, bleibt er in der Schwebe. Ohne Zweifel reizte nun Gott seinen Geist, sich bei diesen Eitelkeiten nicht völlig zu beruhigen, obwohl er es zuließ, dass der gottlose Mensch ihn eine Weile täuschte. | ||
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+ | V. 8. **Und trachtete, dass er den Landvogt vom Glauben wendete**. Es ist nicht zu verwundern, dass der Betrüger das Licht zu verscheuchen versucht, welches seine Finsternis zu zerstreuen drohte. Mit solchen Hindernissen haben auch wir zu ringen. Sind auch nicht immer und überall Zauberer vorhanden, die uns zu schaffen machen, so bringt der Satan doch viele Zerstreuungen herbei, die unsere Sinne gefangen nehmen und Christus fernhalten, welche aufzunehmen das Fleisch nur zu bereit ist. Die Lockungen der Welt und die sündhaften Neigungen unseres Fleisches sind lauter Zaubergesänge, | ||
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+ | V. 9. **Saulus aber, der auch Paulus heißet** usw. Jetzt zeigt Lukas, wie Gott den Knoten abhieb, welcher den Prokonsul fesselte. Da er dem Zauberer sich allzu sehr ergeben hatte, konnte er nicht wie ein freier und ungebundener Mann die wahre Lehre annehmen; denn der Teufel hält die Seelen, die er verstrickt hat, in unglaublicher Weise fest, so dass sie die offenkundigste Wahrheit nicht sehen. Nachdem aber der Zauberer niedergeschlagen, | ||
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+ | V. 10. **O du Kind des Teufels** usw. Darunter ist ein hoffnungslos verlorener Mensch zu verstehen, wie es ein jeder ist, der mit Bosheit und Absicht die Gerechtigkeit und Wahrheit bekämpft. Darum nennt Paulus den Zauberer auch einen **Feind aller Gerechtigkeit**. Es war nicht willkürlich, | ||
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+ | **Du hörst nicht auf, zu verkehren** usw. Als **Wege des Herrn** werden alle die Mittel und Weisen bezeichnet, durch welche Gott uns zu sich leitet. Und es wird bezeugt, dass dieselben glatt und „recht“ sind. Den Zauberer aber trifft die Anklage, dass er sie mit seinen Drohungen und Wendungen verkehrt, verdreht und verschlungen mache. Gott zeigt uns in seinem Wort einen schlichten und dornenfreien Weg. Der Satan aber schafft es durch seinen Betrug, dass wir nicht auf leichtem Wege zum Herrn gelangen. Man soll darum auch die Knechte Christi, die etwa mit heftigem Angriff gegen die erklärten Feinde der Wahrheit losfahren, welche mit ihren Dornen den Weg verzäunen oder ihn sonst ungangbar machen, nicht tadeln. Damit würden wir den heiligen Geist selbst der Maßlosigkeit bezichtigen. Freilich sollen fromme Lehrer sich auch vor fleischlichem Eifer hüten, solange noch Mäßigung am Platze ist. Auch sollen sie nicht unpassenden Schmähungen die Zügel schießen lassen, wobei sie doch unwürdige Dinge mit entsprechend gewichtigen Worten bezeichnen müssen. Solch heiliger Eifer und solche heftige Geisteskraft fanden sich bei den Propheten. Weiche und empfindliche Menschen, welche dieselben für gar zu stürmisch halten, bedenken nicht, wie teuer und wert dem Herrn seine Wahrheit ist, noch verstehen sie, was es heißt (Ps. 69, 10): „Der Eifer um dein Haus verzehrt mich.“ | ||
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+ | V. 11. **Die Hand des Herrn kommt über dich**. Gottes Hand legt die Strafe auf. Mit diesem Ausdruck gibt Paulus zu verstehen, dass Gott der Urheber der Rache ist, er selbst nur der Diener. Es scheint hier von jener Begabung die Rede zu sein, die Paulus 1. Kor. 12, 28 die Gabe der „Machttaten“ oder des Wundertuns nennt. Denn wie die Gläubigen Geisteskraft zu wunderbarer Hilfe besaßen, so hatten sie auch eine Geißel in der Hand, Aufrührer und Widerspenstige zu bändigen. Eine derartige Rache Gottes hat Petrus an Ananias und Saphira vollzogen. Weil aber die Wunder in der Regel der Art Christi entsprechen mussten, der ganz und gar menschenfreundlich, | ||
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+ | V. 12. **Als der Landvogt die Geschichte sah** usw. Jetzt wurden die Stricke zerrissen, mit welchen Elymas ihn gebunden hielt. Das Wunder leitete ihn zum Glauben an, weil ja ein ehrfürchtiges Aufmerken auf die Lehre der Anfang und die Vorbereitung des Glaubens ist. Da der Landvogt ein deutliches Zeichen göttlichen Kraftwirkens mit Augen sah, so musste er erkennen, dass Paulus von Gott gesandt war; so fing er an, seine Lehre, deren Glaubwürdigkeit ihm bis dahin zweifelhaft war, zu verehren. Wenn nun der Herr den Glauben an sein Evangelium, den man mit vielen und starken Mitteln allerseits zu erschüttern sucht, in vieler Herzen wunderbar und kräftig erhält und es in unglaublicher Weise schafft, dass der Lauf des Glaubens durch tausend Hindernisse hindurch bricht, so wollen wir mit diesem Gnadenwirken uns zufrieden geben und nicht murren noch mit Gott streiten, als wäre unsere Lage schlechter, wenn er nicht täglich neue Wunder nach unserem Begehren geschehen lässt. | ||
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+ | **13 Da aber Paulus, und die um ihn waren, von Paphos schifften, kamen sie gen Perge im Lande Pamphylien. Johannes aber wich von ihnen und zog wieder gen Jerusalem. 14 Sie aber zogen weiter von Perge und kamen gen Antiochien im Lande Pisidien und gingen in die Schule am Sabbattage und setzten sich. 15 Nach der Lektion aber des Gesetzes und der Propheten sandten die Obersten der Schule zu ihnen und ließen ihnen sagen: Lieben Brüder, ist bei euch ein Wort der Erinnerung an das Volk, so saget an.** | ||
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+ | V. 13. Hier wird von der zweiten Missionsstation des Paulus berichtet. Von Paphos begab er sich nach **Antiochien im Lande Pisidien**, wo er eine denkwürdige Predigt hielt, die Lukas zugleich mit dem Erfolg derselben mitteilen wird. Zuvor erwähnt er noch kurz den Weggang des **Johannes**, | ||
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+ | V. 14. **Und gingen in die Schule am Sabbattage**. Man pflegte am Sabbat in den Synagogen zusammenzukommen, | ||
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+ | V. 15. **Nach der Lektion aber des Gesetzes** usw. Obwohl man ohne Zweifel auch das Gebet nicht unterließ oder vernachlässigte, | ||
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+ | **Ist bei euch ein Wort der Erinnerung**. Diese Redeweise deutet an, dass alle Begabung, welche Menschen zur Erbauung der Gemeinde besitzen, als göttliche Gnade bei ihnen niedergelegt ward. Übrigens schließt die „Erinnerung“ oder Ermahnung die Belehrung nicht aus. Es scheint aber dieser Ausdruck geläufig gewesen zu sein, weil es recht eigentlich die Pflicht eines Lehrers ist, nicht aus seinem Sinn etwas Neues hervorzubringen, | ||
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+ | **16 Da stand Paulus auf und winkte mit der Hand und sprach: Ihr Männer von Israel und die ihr Gott fürchtet, höret zu! 17 Der Gott dieses Volks hat erwählet unsre Väter und erhöhet das Volk, da sie Fremdlinge waren im Lande Ägypten, und mit einem hohen Arm führte er sie aus demselbigen; | ||
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+ | V. 16. Es empfiehlt sich, zuerst einen Gesamtriss der Predigt zu geben, damit uns die Worte des Paulus nicht als zufällig anmuten. Er scheint zwar die Sache vom Anfang an zu erzählen, sagt indessen nichts, was nicht mit dem gegenwärtigen Zweck trefflich zusammenstimmte. Seine Absicht ist, Juden zum Glauben an Christus zu führen. Um dies zu erreichen, muss er ihnen zeigen, wie sie allein dadurch vor anderen Völkern einen Vorzug haben, dass ihnen der Erlöser verheißen ward, dessen Herrschaft das vollkommenste und einzige Glück bringen soll. So hebt Paulus damit an, dass sie einst erwählt wurden, Gottes Eigentumsvolk zu sein, dass sie trotz aller ihrer Unwürdigkeit in ununterbrochener Zeitfolge mit vielen Wohltaten überschüttet wurden, und dass dies alles eben von der Verheißung des Messias abhing und dem Ziel entgegenstrebte, | ||
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+ | **Ihr Männer von Israel und die ihr Gott fürchtet**. Paulus redet die Männer von Israel nicht nur im Allgemeinen an, sondern erinnert auch durch den weiteren Zusatz, dass sie wahre Israeliten nur sein werden, wenn sie Gott fürchten. Nur dann werden sie auch rechte Zuhörer sein, weil die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang ist. Obwohl viele sich der Abrahamskindschaft rühmen, die so hoher Ehre durchaus nicht würdig sind, so beweist ihr – das will Paulus sagen – dass ihr nicht ein ehebrecherischer Same seid. Es leidet also jedes Zeitalter daran, dass die rechtschaffenen und echten Gottesverehrer mit Heuchlern vermischt sind, die nun alle zusammen den Namen der Kirche tragen. Wir aber sollen ernstlich dahin streben, in Wahrheit zu sein, was wir heißen. Und dazu wird uns wahre Gottesfurcht, | ||
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+ | V. 17. **Der Gott dieses Volks hat erwählet** usw. Diese Vorrede bezeugt, dass Paulus durchaus nicht auf eine Neuerung ausgeht, welche das Volk vom Gesetz Moses abführen müsste. Gewiss ist Gott aller Völker Gott, aber er bezeichnet ihn als den Gott jenes Volkes, mit welchem er sich verbunden hatte. Dieser Gott wurde bei den Nachkommen Abrahams verehrt, bei welchen allein die wahre und unverfälschte Religion in Blüte stand. Demselben Zweck dient auch die Aussage, dass Gott die Väter erwählt habe. Paulus bezeugt mit diesen Worten, dass er nichts weniger anstrebt, als sie zum Abfall von dem wahren und lebendigen Gott zu bringen, der sie von der übrigen Welt absonderte. Außerdem will dieser Hinweis Gottes unverdiente Liebe zum Volk rühmen; denn nur darum bildeten allein Abrahams Kinder Gottes Gemeinde und Erbe, weil es dem Herrn gefiel, sie von den anderen Völkern abzusondern. Es war keine Würdigkeit vorhanden, durch die sich selbst herausgehoben hätten, sondern der Unterschied hob mit Gottes Liebe an, welche den Abraham unverdienterweise umfasste. Diese unverdiente, | ||
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+ | **Und erhöhet das Volk** usw. Dieser Ausdruck will die Juden, die einst **Fremdlinge** waren, erinnern, in wie großartiger und glänzender Weise Gott sie befreite. Dabei lehrt Paulus, dass alle späteren auf sie gehäuften Wohltaten aus jener unverdienten Gnade flossen, mit welcher Gott ihre Väter umfangen hatte. Nur sie war der Grund, dass Gott sie mit wunderbarer Kraft erlöste und sie mit seiner Hand zum Besitz des Landes Kanaan geleitete, wobei viele Völker ihnen zugute niedergeschlagen werden mussten. Unverdiente Gnade war auch der Grund, dass Gott in wunderbarer Geduld das widerspenstige Volk, welches sonst durch seine Verkehrtheit sich tausendmal zugrunde gerichtet hätte, nicht verstieß. Wenn darum die Schrift erinnern will, dass für die Sünden des Volks Vergebung bereit stand, sagt sie, dass Gott an seinen Bund gedacht habe. | ||
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+ | V. 18. **Und duldete ihre Weise** usw. Wiederum will Paulus sagen, dass Gottes Erwählung der Grund war, um dessentwillen seine Güte mit der Bosheit des Volkes rang. Indessen wollen wir uns merken, in welcher Weise sich Gott, der fest an seinem Vorsatz hielt, des auserwählten Volks erbarmte. Trotz allem hat er nämlich Aufrührer und gottlose Leute schwer gestraft. Er hat das Volk geschont und vor der völligen Vertilgung, zu der er berechtigt gewesen wäre, bewahrt, hat aber zugleich einen Weg gefunden, Verbrechen nicht ungestraft bleiben zu lassen. So wurde das Wort des Jesaja erfüllt (10, 22): „Wenn das Volk wäre wie der Sand am Meer, soll nur der Rest gerettet werden.“ | ||
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+ | V. 20. **Darnach gab er ihnen Richter**, d. h. Führer und Regierer. Es ist aber ein Zeugnis unermesslichen Erbarmens über die Juden, dass Gott ihren vielfachen Abfall immer wieder verzieh. Wahrscheinlich hat Paulus deutlicher und reicher ausgeführt, | ||
+ | **vierhundertundfünfzig Jahre** unversehrt erhalten. Man sieht daraus, wie unwert sie der immer wieder verachteten und zurückgestoßenen Gottesgnade gewesen wären, hätte nicht die Erwählung in ihrer Beständigkeit gesiegt. Nur darum hielt Gott unermüdlich dem hundertmal bundbrüchigen Volk die Treue, weil er sein Auge auf seinen Christus richtete und den in ihm begründeten Bund nicht untergehen ließ. | ||
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+ | V. 21. **Von da an baten sie um einen König**. Mit dieser Veränderung wollten sie das von Gott eingesetzte Regiment offen abschütteln, | ||
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+ | V. 22. **Ich habe gefunden David** usw. Diesen rühmlichen Spruch bringt Paulus weniger um der Person Davids willen bei, als um die Aufmerksamkeit der Juden zur Aufnahme Christi zu stimmen. Davids Person, der ein so besonderer Ruhm zuteil wird, soll die Gedanken der Gläubigen zu Christus erheben. Die Stelle ist dem 89. Psalm (V. 21) entnommen. Paulus fügt aber zur weiteren Erhöhung der Gnade Gottes ein, was dort nicht steht, dass David der **Sohn Jesses** war. Sein Vater war ein Viehzüchter, | ||
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+ | V. 23. **Wie er verheißen hat**. Auch dieses Satzglied bestätigt, was wir schon öfter sagten, dass Gott in der Sendung Christi lediglich auf seine Treue und Güte Rücksicht nahm. Er sandte ihn, weil er es versprochen hatte. Die betreffenden Verheißungen waren den Juden so geläufig, dass sie den Messias allgemein Davids Sohn nannten (Mt. 22, 42). Paulus sagt nun, dass Gott Jesus **dem Volk Israel** habe kommen lassen. Denn wenn in ihm auch Heil für die ganze Welt vorhanden ist, so war er doch in erster Linie ein Diener der Beschneidung, | ||
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+ | **24 Vor seinem Einzug aber hatte Johannes dem ganzen Volk Israel die Taufe der Buße zuvor gepredigt. 25 Da aber Johannes seinen Lauf erfüllte, sprach er: „Ich bin nicht der, dafür ihr mich haltet; aber siehe, er kommt nach mir, des ich nicht wert bin, dass ich ihm die Schuhe seiner Füße auflöse.“ 26 Ihr Männer, lieben Brüder, ihr Kinder des Geschlechtes Abraham, und die unter euch Gott fürchten, euch ist das Wort dieses Heils gesandt.** | ||
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+ | V. 24. Wir wissen, dass es des Johannes Aufgabe war, dem Herrn den Weg zu bereiten, dass er nicht einen ausgedachten, | ||
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+ | **Die Taufe der Buße**. Die Einführung dieser Taufe, die über die Gebräuche und die Sitte des Gesetzes hinausging, war ein Zeichen gewaltiger Veränderung. Solche Neuerung ziemte sich erst angesichts des Auftretens des Messias. Allerdings hatten auch die Juden im Gesetz ihre Reinigungen, | ||
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+ | V. 25. **Da aber Johannes seinen Lauf erfüllte** usw. Dies ist das zweite Glied des Zeugnisses: Johannes hat, als er sich dem Ende seiner Laufbahn näherte, seine Jünger zu Christus geschickt. Seine Worte können vielleicht noch nachdrücklicher in Frageform übersetzt werden: „Für wen haltet ihr mich? Ich bin es nicht.“ Sein Zeugnis verdient nun umso mehr Glauben, weil er die ihm angebotene Ehre, die er mit großem Beifall hätte annehmen können, verschmäht und einem anderen abtritt. Indem er erklärt, er sei nicht wert, dass er ihm **die Schuhe seiner Füße auflöse**, erniedrigt er sich in sprichwörtlicher Rede, soviel er kann, damit nicht seine Größe den Ruhm Christi verdunkle. Er wollte treulich dafür Sorge tragen, wie es ihm anbefohlen war, dass allein Christus hervorrage; trotz seiner eigenen Größe also erklärt er sich im Vergleich mit ihm für ein Nichts. So müssen alle Sterne vor dem Glanz der Sonne verschwinden. | ||
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+ | V. 26. **Ihr Männer** usw. Wiederum lockt Paulus die Juden, Christus zu ergreifen. Denn es musste nicht geringen Eifer und Aufmerksamkeit in ihrem Herzen erregen, wenn sie hörten, dass es sich um ihr Heil handle und dass die Botschaft des Heils insbesondere für sie bestimmt sei. Als **Kinder des Geschlechtes Abraham** bezeichnet sie Paulus nicht bloß um der Ehre willen, sondern auch, um anzudeuten, dass sie Erben des ewigen Lebens sind. Denn wenn auch den Heiden die Tür zum Himmelreich aufgetan war, hatten die Juden doch nicht ihre Ehrenstellung verloren, kraft deren sie als die Erstgeborenen in Gottes Familie galten. Ihnen also ist **das Wort dieses Heils** gesandt, weil sie den ersten Rang einnehmen. Wen übrigens diese ehrenvolle Bezeichnung des Evangeliums nicht anlockt, der muss von mehr als eiserner Härte sein. Obwohl aber damit die eigentliche Natur des Evangeliums beschrieben wird, hat es doch die Nebenwirkung, | ||
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+ | **27 Denn die zu Jerusalem wohnen und ihre Obersten, dieweil sie diesen nicht kannten, noch die Stimmen der Propheten (welche auf alle Sabbate gelesen werden), haben sie dieselben mit ihrem Urteilen erfüllet. 28 Und wiewohl sei keine Ursache des Todes an ihm fanden, baten sie doch Pilatus, ihn zu töten. 29 Und als sie alles vollendet hatten, was von ihm geschrieben ist, nahmen sie ihn von dem Holz und legten ihn in ein Grab. 30 Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten; 31 und er ist erschienen viel Tage denen, die mit ihm hinauf von Galiläa gen Jerusalem gegangen waren, welche sind seine Zeugen an das Volk. ** | ||
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+ | V. 27. Klüglich und zur rechten Zeit begegnet Paulus einem Anstoß, welcher den Glauben der Juden hemmen konnte. Jerusalem war Gottes Heiligtum, der königliche Sitz, der Quell der Wahrheit und das Licht der ganzen Welt; und doch war dort Christus getötet worden. So schien es nichts Ungereimtes zu geben, als dass man ihn annehmen solle, der aus dem Tempel Gottes ausgestoßen war. Sollte man die Lehre des Heils anderswo suchen als an dem Orte, von dem sie nach Gottes Zeugnis ausgehen sollte (Jes. 2, 3)? Dazu sonderte man sich von der Gemeinde, wenn man an Christus glaubte. Diesen Anstoß beseitigt nun Paulus nicht nur, sondern wendet ihn sogar nach der anderen Seite. Weil man nämlich zu Jerusalem den Urheber des Lebens verachtet und verworfen hatte, mahnt Paulus die Antiochener, | ||
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+ | **Dieweil sie diesen nicht kannten**. Ließen sich auch die Obersten durch entschlossene Bosheit zur Unterdrückung Christi treiben, so setzt Paulus dies doch mit gutem Grund auf Rechnung der Unwissenheit, | ||
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+ | **Haben sie dieselben mit ihrem Urteilen erfüllet**. So sehen wir, dass nicht bloß die empfindungslosen Kreaturen, sondern auch der Teufel und alle Gottlosen der Vorsehung Gottes unterworfen sind: er führt durch sie aus, was er bei sich beschlossen hat (vgl. auch 2, 23; 4, 28). Alle ihre Raserei hat Christi Feinde nicht erreichen lassen, dass sie ihn nach ihrer Absicht verderbten; vielmehr hat Gott durch ihre Hände verwirklicht, | ||
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+ | V. 28. **Wiewohl sie keine Ursache des Todes fanden**. Es war sehr viel daran gelegen, zu wissen, dass Christus zu Unrecht getötet ward. Mit einem Tode, den er für eigene Sünden hätte leiden müssen, hätte er uns keine Gerechtigkeit erwerben können. Er musste unschuldig sein, sollte anders sein Tod zur Sühne für die Sünden der Welt werden. Ohne Zweifel hat Paulus gründlich auseinandergesetzt, | ||
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+ | V. 29. **Und als sie alle vollendet hatten**, nämlich alles, was Gott durch sie ausrichten wollte. Denn sie haben Christus derartig behandelt, dass an den Weissagungen der Schrift nichts mehr fehlte. Dass dieselben Leute, die Christus töteten, ihn auch **in ein Grab legten**, scheint mit der evangelischen Geschichte nicht zu stimmen. Vielleicht lässt sich aber der ganze Satz allgemein mit einem „man“ übersetzen. Wenn man aber will, kann man in irgendeinem Sinne auch an die gleichen Personen denken. Denn mit des Pilatus Erlaubnis wurde Christus begraben, und nach dem Willen der Hohenpriester wurden Wächter ans Grab gestellt. So würde diese Erinnerung zum Beweis der Auferstehung Christi dienen: ihn, der ins Grab verschlossen war und den die Feinde bewachten, hat Gott von dort entfernt. Paulus will also sagen, dass Christi Leichnam nicht heimlich und verstohlen weggenommen, | ||
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+ | V. 30. **Aber Gott hat ihn auferweckt**. Gewiss war Christi Tod das Heil der Frommen, aber nur weil die Auferstehung sich ihm anschloss. Darum verweilt Paulus länger bei diesem zweiten Stück. Denn niemals hätte er seine Zuhörer überzeugt, dass man das Heil im Tode Christi suchen müsse, hätte sich nicht Gottes Macht in seiner Auferstehung sehen lassen. | ||
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+ | V. 31. Nachdem Paulus erinnert, dass Christus aus dem Grabe hervorging, welches die bezahlten Diener der Feinde bewachten, fügt er nun hinzu, dass er von vielen seiner Jünger gesehen ward, welche dem Volk ein zuverlässiges Zeugnis gaben. So folgt, dass die Sache zu Jerusalem wohl bezeugt war. Dieser Beweis war umso weniger zu verachten, als angesichts der schrecklichen Feinde, die zum Widerstand gerüstet waren und in ihrem Fanatismus nichts unterließen, | ||
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+ | **32 Und wir auch verkündigen euch die Verheißung, | ||
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+ | V. 32. **Und wir auch verkündigen euch**. Nunmehr nimmt Paulus das Amt und die Ehre eines Apostels für sich in Anspruch, damit man auf ihn als einen rechtmäßigen Diener Gottes höre. Als Hauptinhalt der ihm aufgetragenen Botschaft gibt er an, dass die von Gott einst gegebene **Verheißung** nunmehr (V. 33) **erfüllet** sei. Bemerkenswert ist dabei die Zusammenstellung des gegenwärtigen Geschlechts mit den Vätern: was den Vätern versprochen war, haben die jetzigen Zuhörer erlangt; je reicher also über sie Gottes Güte sich ergoss, desto schmählicher würde ihr Undank sein, wenn sie das unschätzbare Gut verachten oder verschmähen würden. Indessen kann man fragen, ob nicht auch schon die Väter, die unter dem Gesetz lebten, einen Anteil an den Verheißungen hatten. Sind doch alle Kinder Gottes Erben des gleichen himmlischen Reichs und Teilhaber der geistlichen Güter. Auch hat Gott schon den Alten einen Geschmack seiner Liebe im gegenwärtigen Leben gewährt, wie wir dieselbe jetzt schmecken. Indessen war Christus, in welchem alle Gottesverheißungen Ja und Amen sind (2. Kor. 1, 19 f.) und in welchem die eigentliche Kraft des ewigen Lebens und aller Güter ruht, ihnen nur verheißen, uns aber gegeben; sie erwarteten ihn als einen noch weit abwesenden, wir besitzen ihn als den gegenwärtigen. | ||
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+ | V. 33. **Uns, ihren Kindern**. Sicherlich ist es des Paulus Absicht, die Juden zu Christus zu locken; soll dies erreicht werden, so müssen sie durch einen besonderen Vorzug von der großen Masse unterschieden und über dieselbe erhoben werden. Daraus folgt doch nicht, dass Gottes Gnade sich an den fleischlichen Samen gebunden hätte; denn wenn die Verheißung des Lebens den Nachkommen Abrahams auch als ein Erbe vermacht war, so haben doch viele durch ihren Unglauben sich derselben beraubt. Der Glaube also macht es, dass aus der großen Schar nur wenige als Kinder verrechnet werden; durch den Glauben aber sondert Gott ab, die ihm gehören. Das ist die doppelte Erwählung, von der wir schon sprachen. Die eine gehört unterschiedslos dem ganzen Volk, weil die erste Annahme zur Gotteskindschaft die gesamte Familie Abrahams umspannt. Die andere erscheint durch Gottes verborgenen Rat beschränkt und wird endlich durch den Glauben bekräftigt und vor Menschen erkennbar vollzogen. Paulus behauptet also mit Recht, dass den Juden geschenkt sei, was Gott ihren Vätern versprochen hatte. Denn auch ihnen galt diese Zusage, wie Zacharias in seinem Lobgesang rühmt (Lk. 1, 73), dass Gott den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen habe, uns geben werde. Indessen schließt die Würde jenes Volks nicht aus, dass Christi Gnade sich zugleich über die ganze Welt ausbreite; behauptet auch der Erstgeborene die oberste Stelle, so lässt er doch den zweiten Platz seinen Brüdern. Es war eine neue Gelegenheit, | ||
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+ | **Dass er Jesum erweckte**. Es ist hier nicht, wie im nächsten Verse, an die Auferweckung von den Toten zu denken, sondern an die göttliche Einsetzung und Einführung in das messianische Amt. In diesem Sinne sagt die Schrift oft, dass Könige und Propheten vom Herrn erweckt werden. Darauf deutet hier nicht bloß der griechische Ausdruck, sondern auch der Gedankenzusammenhang: | ||
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+ | **Wie denn im zweiten Psalm geschrieben stehet** usw. Ich leugne nicht, dass David, als er sich auf allen Seiten von übermächtigen Feinden angegriffen sah, sich in diesem Psalm an den Schutz des Gottes klammerte, der ihn, wie er wusste, in das Königtum gesetzt hatte. Da aber David ein Vorbild des wahren Messias ist, wissen wir auch, dass an seiner Person uns abgeschattet wurde, was völlig allein auf den Messias zutrifft. Und der Zusammenhang zeigt hinlänglich, | ||
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+ | V. 34. **Dass er hinfort nicht soll verwesen**. Die Zuversicht, die man aus Christi Auferstehung gewinnen könnte, müsste sehr schwach und frostig sein, wenn noch immer ein Untergang oder eine Veränderung seiner wartete. Darum wird von Christus gesagt, dass er in Gottes Reich eingegangen sei, im in Ewigkeit zu leben und die Seinen mit ewiger Glückseligkeit zu beschenken. Indessen scheint die angeführte Stelle aus Jesaja (55, 3) mit dem Beweis der Unsterblichkeit Christi nichts zu tun zu haben: Ich will euch geben die gewissen Heilsgüter oder Gnaden Davids – wie wörtlich zu übersetzen wäre, wobei sich Paulus der seinen ungelehrten Zuhörern geläufigen griechischen Übersetzung anschließt. Da aber Jesaja von der dem David verheißenen Erlösung spricht und von ihr behauptet, dass sie beständig und fest sein werde, ergibt sich von hier aus mit gutem Grunde ein Schluss auf Christi unsterbliche Königsherrschaft, | ||
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+ | V. 35. „**Du wirst es nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe**.“ Diese Stelle aus dem 16. Psalm hat auch Petrus in seiner ersten Predigt angeführt (2, 27). Ich verweise die Leser auf die dort gegebene Auslegung. Paulus behauptet, dass die Aussage allein auf Christus wirklich zutrifft, weil er vor der Verwesung bewahrt blieb; denn obwohl sein Körper ins Grab gelegt ward, hatte doch die Verwesung kein Recht an ihn, indem er dort unversehrt wie in einem Bette bis zum Tag der Auferstehung ruhte. | ||
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+ | V. 36. **David, da er seinen Zeitgenossen gedienet hatte** usw. Dem Einwurf, dass an jener Stelle doch von David die Rede sei, begegnet Paulus von vornherein mit dem Hinweis, dass die Aussage nicht in jedem Betracht auf David passe, dessen Leichnam im Grabe von der Verwesung verzehrt ward. Da es sich hier um einen ganz einzigartigen Vorzug Christi handelt, bleibt also nur die Annahme, dass David im Geist von ihm geweissagt habe. Dabei sollen wir auf den Zusammenhang zwischen Haupt und Gliedern achten; ist die völlige und ganze Verwirklichung dieser Weissagung allein in Christus als dem Haupt vorhanden, so hat sie doch auch in jeglichem Glied nach seinem Maß und entsprechender Ordnung ihre Stelle. Da Christus zu dem Zweck auferstand, damit er unseren nichtigen Leib seinem verklärten Leibe gleichförmig mache (Phil. 3, 21), waltet auch über den Frommen, die in die Grube hinabsteigen, | ||
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+ | **Ist nach dem Willen Gottes entschlafen**. Diese Zusammenfassung der Worte ist empfehlenswerter als die andere, dass David seinen Zeitgenossen nach dem Willen Gottes gedient habe. Paulus hätte einfach sagen können, dass David entschlafen sei; der Zusatz aber, dass dies nach dem Willen Gottes geschah, will uns wissen lassen, dass in seiner, des Propheten, Person noch nicht erfüllt ward, was wir im Psalm lesen. Wir werden auch erinnert, dass Gott den Grenzpunkt unseres Lebens und Sterbens festgesetzt hat, wie es auch im 90. Psalm heißt (V. 3): „Der du die Menschen lässest zurückkehren und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder.“ Auch Plato sagt trefflich, dass billigerweise die Menschen nur nach Gottes Willen die Erde verlassen, durch dessen Hand sie in diese Station für eine Zeit gesetzt wurden. Insbesondere aber spricht Paulus bei der Erinnerung an Davids Tod ausdrücklich von Gottes Willen, um uns einzuprägen, | ||
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+ | **38 So sei es nun euch kund, lieben Brüder, dass euch verkündiget wird Vergebung der Sünden durch diesen und von dem allen, wovon ihr nicht konntet im Gesetz Moses gerecht werden. 39 Wer aber an diesen glaubet, der ist gerecht. 40 Sehet nun zu, dass nicht über euch komme, das in den Propheten gesagt ist: 41 „Sehet, ihr Verächter, und verwundert euch und werdet zunichte; denn Ich tue ein Werk zu euren Zeiten, welches ihr nicht glauben werdet, so es euch jemand erzählen wird.“** | ||
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+ | V. 38. **So sei es nun euch kund** usw. Nachdem Paulus dargelegt, in welcher Weise uns das Heil durch Christus geschafft ward, handelt er nun von dessen Amt und Kraft. Ist es doch überaus wichtig, zu wissen, welcher Güter Christi Ankunft uns brachte, und was man von ihm erhoffen darf. Obgleich nun Lukas nur mit einem Wort darauf hindeutet, dass Paulus von den Wohltaten Christi gepredigt habe, soll doch niemand zweifeln, dass der Apostel so wichtige Dinge mit dem entsprechenden Nachdruck und deutlich behandelt hat. Dass dieselben den Hörern „kund“ sein sollen, deutet an, dass nur ihre Gedankenlosigkeit es verschuldet, | ||
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+ | **Von dem allen, wovon ihr nicht** usw. Die Juden konnten einwenden: wenn allein dieser Mittler uns durch Austilgung der Sünde Gott zum Freunde macht, wozu dann die vielen Reinigungen und Sühnemittel, | ||
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+ | **Im Gesetz gerecht werden**. Diese Stelle zeigt klar, was die auch sonst oft vorkommenden Ausdrücke „gerecht werden“ oder „gerecht gesprochen werden“ bedeuten, nämlich frei und los gesprochen werden. Es war von Vergebung der Sünden die Rede; und nun erklärt Paulus, dass man dieselbe auf keine andere Weise gewinne als durch Christi Gnade. Gegen den Einwurf, dass das Gesetz allerlei Mittel biete, setzt er die Antwort, dass diese alle unwirksam seien. Er will also offenbar sagen, dass man Freispruch von den Sünden im Gesetz nicht gewinne, weil dessen Zeremonien nicht der rechte und entsprechende Preis zur Lösung der Schuld waren, weil sie an sich Gerechtigkeit nicht bringen konnten, noch der entsprechende Ausgleich waren, Gott gnädig zu stimmen. Es wäre also ein Frevel, wollte man leugnen, dass jene Gerechtsprechung aufs engste mit der Vergebung der Sünden verbunden ist, nämlich als das Mittel und der Weg, sie zu erlangen. Paulus führt den Beweis folgendermaßen: | ||
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+ | V. 39. **Wer aber an diesen glaubt** usw. Damit erläutert Paulus, in welcher Weise die Menschen in den Besitz der Gerechtigkeit Christi kommen, nämlich indem sie dieselbe durch den Glauben ergreifen. Was aber der Glaube erlangt, bekommen wir durch kein Verdienst der Werke. Darum ist es ohne Zweifel des Paulus Meinung, dass wir allein durch den Glauben gerecht werden. Freilich gibt es auch noch andere Wohltaten Christi, die wir uns durch den Glauben aneignen; denn indem er durch seinen Geist uns neu gebiert, stellt er Gottes Bild in uns her; und indem er unseren alten Menschen kreuzigt, gestaltet er uns zu einem neuen Leben um. Lukas aber begnügt sich, nur dies eine auszudrücken, | ||
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+ | V. 40. **Sehet nun zu** usw. Weil Paulus mit verstockten Menschen zu tun hatte oder wenigstens viele hartnäckige Leute sich in der Menge befanden, fügt er zur Belehrung scharfen Tadel, gleich als wollte er ihre Widerspenstigkeit mit dem Hammer zerschlagen. Denn wären die Juden lenksam und zum Gehorchen bereit gewesen, so hätte er ohne Zweifel in sanfterer Art versucht, sie zu Christus zu locken. So muss man einen jeglichen, der Christi Gnade verachtet, vor Gottes Richterstuhl zitieren. Immerhin zeigt die Ermahnung, dass noch Raum zur Buße ist. | ||
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+ | **Das in den Propheten gesagt ist**. Die zitierte Stelle ist aus Habakuk 1, 5 entnommen. Weil aber alle Weissagungen zu einem einzigen Bande gesammelt waren, sagt Paulus in der Mehrzahl, dass dieselbe in den Propheten geschrieben stehe. | ||
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+ | V. 41. Dabei zitiert er Habakuks Worte nicht buchstäblich. Sie lauten nämlich genauer: „Schauet unter den Heiden, sehet und verwundert euch, denn es wird ein Werk geschehen zu euren Zeiten, das ihr nicht glauben werdet, wenn man davon sagen wird.“ Paulus sagt: „**Sehet, ihr Verächter**.“ Er will damit die Juden wissen lassen, dass die einmal ihren Vätern auferlegte Strafe über alle Verächter seines Wortes gleicher weise gehen wird. Die Meinung ist etwa: Gott schätzt heute sein Wort, dessen Verachtung er einmal so streng gestraft hat, um nichts geringer ein. Also geht die Androhung des Propheten jedes Zeitalter an: Verächter sollen nicht hoffen, jetzt der Rache entgehen zu können, welche andere erfahren mussten. Die Juden pochten auf den Tempel, rühmten sich, Gottes Volk zu sein, verachteten in geschwollenem Übermut alle Drohungen. So ruft ihnen Paulus ins Gedächtnis zurück, was Gott durch seine Propheten den Verächtern androht. | ||
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+ | **Ich tue ein Werk zu euren Zeiten** usw. Das will besagen: Wer sich weigert, dem Worte Gottes Glauben zu schenken, wird seine Hand spüren müssen, so dass endlich die Strafe ihn überzeugt, wie ernstlich Gott geredet hat. Das gemeine Sprichwort sagt: Wer nicht hören will, muss fühlen. So überführt der Herr die Gottlosen mit der Tat, so dass das Übel sie bändigt und sie anfangen, seine Kraft zuzugestehen. Er verkündigt nun eine Strafe von unglaublicher Härte, die aller Welt Schrecken einjagen wird. Habakuks Weissagung bezieht sich auf die Niederlage, welche die Chaldäer brachten. Aber die Strafe, mit welcher der Herr die Verachtung seines Evangeliums rächte, war noch viel härter. Darum sollen wir uns zur Furcht Gottes und ehrerbietigen Annahme seines Wortes stimmen, damit nicht etwas Derartiges über uns komme. | ||
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+ | **42 Da aber die Juden aus der Schule gingen, baten die Heiden, dass sie auf den nächsten Sabbat ihnen die Worte sageten. 43 Und als die Gemeine der Schule voneinander ging, folgeten Paulus und Barnabas nach viel Juden und gottesfürchtige Judengenossen. Sie aber sagten ihnen und vermahneten sie, dass sie bleiben sollten in der Gnade Gottes. 44 Am folgenden Sabbat aber kam zusammen fast die ganze Stadt, das Wort Gottes zu hören. 45 Da aber die Juden das Volk sahen, wurden sie voll Neides und widersprachen dem, das von Paulus gesagt ward, widersprachen und lästerten. ** | ||
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+ | V. 42. **Da aber die Juden aus der Schule gingen**. Vielleicht wäre die Übersetzung noch passender: Da sie aus der Schule der Juden gingen. Denn wahrscheinlich gingen sie hinaus, ehe die Versammlung geschlossen war. Das ergibt sich aus der nachfolgenden Bemerkung, dass nach Schluss der Versammlung einige Juden dem Paulus und Barnabas folgten. Der Sinn ist also, dass, während die Juden noch in ihrer Schule waren, Paulus und Barnabas hinausgingen und nun von den **Heiden** gebeten wurden, inzwischen auch ihnen ihre Arbeit zu widmen. Später seien dann einige **Juden** und **Judengenossen**, | ||
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+ | **Dass sie ihnen die Worte sageten**, nämlich dieselben, welche sie am Sabbat bei den Juden geredet hatten. Während also die Heiden die erste Gelegenheit begierig ergreifen, vernachlässigen die Juden voll Überdrusses, | ||
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+ | V. 43. **Sie aber sagten ihnen und vermahneten sie** usw. Das kann man auf die Juden und Proselyten beziehen, welche dann den Paulus und Barnabas ermahnt hätten, nicht den Mut zu verlieren, sondern tapfer in der Gnade Gottes auszuharren. Bezieht man es auf Paulus und Barnabas, so ist der Sinn, dass sie die Leute, die zu ihnen kamen, nicht von sich stießen, sondern gütig und freundlich aufnahmen und in frommer Ermahnung ihnen bekräftigten, | ||
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+ | V. 44. **Am folgenden Sabbat aber** usw. Das Zusammenströmen des Volks ist ein Zeugnis, dass in der Zwischenzeit bis zu jenem Sabbat Paulus und Barnabas nicht müßig waren und ihre Arbeit unter den Heiden nicht fruchtlos blieb. Der Eifer des Volks war derartig vorbereitet, | ||
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+ | V. 45. **Wurden sie voll Neides**. Es ist nichts Neues, dass die Wut der Gottlosen sich entzündet, wenn das Licht des Evangeliums näher rückt; namentlich wenn sie einen Fortschritt der gesunden Lehre sehen, steigert sich ihre Wut zu heftigem Widerspruch. Unter dem Neid kann persönliche Missgunst gegen Paulus und Barnabas verstanden werden, wie denn Ehrgeiz allerlei Streit zu gebären pflegt. Als Neid könnte aber auch die Entrüstung darüber bezeichnet werden, dass die Heiden dem Volk Gottes gleichgestellt werden sollten. Denn sie hielten es für eine höchst unwürdige Sache, dass der heilige Schatz der Lehre, das Erbe der Kinder, zu jedermanns Füßen liegen sollte. | ||
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+ | **Widersprachen und lästerten**. Im Eifer des Widerspruchs lassen sie sich endlich zu Lästerungen hinreißen. Fast immer treibt Satan die Gottlosen zu solchem Wahnsinn; sie sind durch Gründe besiegt und gebrochen, verhärten sich aber mehr und speien mit Wissen und Willen Lästerungen gegen Gott und die Wahrheit aus. Umso ängstlicher sollen wir uns hüten, dass nicht die Lust des Widerspruchs gegen die uns vorgelegte, schlichte Gotteswahrheit uns in solchen Abgrund stürze. | ||
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+ | **46 Paulus aber und Barnabas sprachen frei öffentlich: | ||
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+ | V. 46. **Sprachen frei öffentlich**. Die Knechte Christi ließen sich durch den Widerspruch so wenig stören, dass sie nur umso freier und zuversichtlicher auftraten. Hatten sie auch bisher schon die Zuhörer mit scharfem Stachel getroffen, so übten sie doch eine gewissen Schonung; da sie aber jetzt sehen, dass die Juden Christus in verstockter Bosheit verwerfen, sprechen sie ihnen das Heil und die Zugehörigkeit zu Gottes Reich ab. Es lehrt uns dies Beispiel, dass man die äußerste Strenge erst gegen hoffnungslos verstockte Leute anwenden darf. Je frecher aber die Verworfenen sich wider die Wahrheit erheben, desto größere Zuversicht dürfen wir uns aneignen. Gottes Knechte müssen mit unbesieglicher Standhaftigkeit des Geistes gewappnet sein und dürfen niemals dem Teufel und seinen Dienern weichen, wie Gott den Jeremia (1, 18) mit eiserner Stirn wider die Verworfenen streiten hieß. | ||
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+ | **Euch musste zuerst das Wort Gottes gesagt werden**. Den Juden wird Undank vorgeworfen, | ||
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+ | **Nun ihr es aber von euch stoßet** usw. Paulus scheint keinen richtigen Schluss zu ziehen, indem er behauptet, dass erst die Verwerfung des Evangeliums durch die Juden dasselbe zu den Heiden kommen ließ. War er nicht schon zum Heidenapostel verordnet, ehe er solche Widerspenstigkeit erfuhr? Zum Verständnis muss man auf die nachdrückliche Erklärung achten: **so wenden wir uns** von euch ab **zu den Heiden**. Paulus will also sagen, dass er sich von Juden abkehrt, um sich völlig den Heiden zu widmen. Wären jene in ihrem ehrenvollen Stande geblieben, so wäre solche Abkehr nicht erfolgt; der Apostel hätte zu den in Gottes Herde aufgenommenen Juden in ununterbrochener Fortsetzung die Heiden gefügt und hätte beide Teile gleicher weise umspannt. Die Heiden sollten zu den Juden gefügt werden; nachdem aber diese abgefallen und ausgeschlossen waren, traten jene an ihre Stelle. So war, wie Paulus sagt (Röm. 11, 12. 15. 24), der Juden Absterben das Leben der Heiden; die natürlichen Zweige des Ölbaums wurden abgeschnitten und andere in die heilige Wurzel eingepfropft, | ||
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+ | V. 47. **Denn also hat uns der Herr geboten** usw. Die angeführte Stelle steht Jesaja 49, 6, wo aber Gott nicht die Apostel, sondern seinen Sohn anredet. Wir sollen uns indessen merken, dass vieles, was die Schrift von Christus sagt, auch für seine Diener gilt. Vieles, nicht alles; denn gewisse Ehrentitel bleiben ein persönliches Eigentum Christi, und es wäre ein frevelhafter Gottesraub, mit ihnen seine Diener zu schmücken. Christus heißt unsere Gerechtigkeit, | ||
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+ | „**Ich habe dich den Heiden zum Licht gesetzt.**“ Es muss nicht gerade die Behauptung des Paulus, dass die Heiden erst erleuchtet werden sollen, nachdem das Licht für die Juden erloschen ist, mit diesem Text gedeckt werden. Der Sinn kann auch sein: Da ihr euch des ewigen Lebens beraubt habt, dürft ihr nicht glauben, dass es eine Entweihung der Gnade Gottes sei, wenn wir über euch hinweg schreiten und die Sorge für die Heiden aufnehmen. Denn der Messias ward nicht euch allein gegeben, sondern der ganzen Welt zum Heil bestimmt, wie geschrieben steht: Ich habe dich zum Licht der Heiden gesetzt usw. Nebenher wollen wir bemerken, dass dies „Licht“ durch den nachfolgenden Ausdruck „**Heil**“ erklärt wird, entsprechend jenem Wort Christi (Joh. 17, 3): „Das ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, erkennen.“ Wenn allein die Erkenntnis Gottes uns Heil bringt, so ist es auch die einzige Auferstehung aus dem Verderben des ewigen Todes, dass die Erleuchtung zum Glauben an Christus uns aus der Finsternis der Unwissenheit reiße. | ||
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+ | V. 48. **Da es aber die Heiden höreten** usw. Ein Anlass zur Freude für die Heiden war es, wenn sie hörten, dass sie nicht unvermutet zur Heilshoffnung berufen wurden, als wäre dies nicht schon längst von Gott beschlossen, | ||
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+ | **Und wurden gläubig**. Das verstehe ich als eine Erläuterung des vorangehenden Satzgliedes; | ||
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+ | V. 49. **Das Wort des Herrn ward ausgebreitet**. Dieser Fortschritt des Evangeliums, | ||
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+ | V. 50. Dabei erwähnt er doch, dass eine solche nicht ohne Schweiß und Beschwerde erreicht ward. Bemerkenswert ist seine Notiz, dass die **andächtigen und ehrbaren Weiber und der Stadt Oberste** eine Verfolgung der Knechte Christi herbeiführten. Es war für unerfahrene Kinder in Christus kein geringer Anstoß, dass sich alle Männer und Weiber, die bei ihnen in Geltung standen und nach Menschenurteil ehrwürdig waren, wider Christus stellten. Die große Volksmasse, die Christus angenommen hatte, gehörte nur den untersten Schichten an. Auf der anderen Seite standen die Vornehmen der Stadt, die mit ihrem Glanz das gemeine und gewöhnliche Volk überstrahlten. Verdächtig, | ||
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+ | Die betreffenden Weiber werden als „andächtig“ oder religiös bezeichnet. Aber welcherlei Religiosität kann das sein, wo keine Ehrfurcht vor Gottes Wort vorhanden ist? Wir wollen uns merken, dass es vier Arten von Menschen gibt. Auf der einen Seite sind wenige, die treulich und von Herzen Gott verehren, aber auch auf der anderen wenige, die sich offen und grob zu seiner Verachtung bekennen. Damit haben wir schon zwei Gruppen. Die große Menge aber ist weder völlig ohne Religion, noch entfremdet sie sich ganz der allgemein herrschenden Gottesverehrung, | ||
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+ | V. 51. **Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen**. Dass dies bei den Juden ein Zeugnis des Fluchs war, kann man auch aus dem Befehl Christi ersehen (Mt. 10, 14; Lk. 9, 5; 10, 11). Auf diese Weise wollte er bezeugt wissen, dass die Gottlosen vor Gott abscheulich sind; wir müssen uns peinlich vor ihnen hüten, dass wir nichts mit ihnen gemein haben und nicht die Ansteckung ihrer Unreinigkeit auf uns übergehe. Gewiss heißt es, dass jeder Verbrecher die Erde, der er seine Fußspuren eindrückt, beflecke; aber nur die Verächter seines Wortes soll man nach des Herrn Befehl mit solch gewaltigem Fluch von sich stoßen. Musste man einen Ehebrecher oder Hurer, einen Meineidigen, | ||
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+ | V. 52. **Die Jünger wurden voll Freuden und heiligen Geistes**. Freude erfüllte sie, weil die Gnadenwirkung des heiligen Geistes in ihnen ihre Herrschaft übte; denn sie allein macht uns wahrhaftig und völlig froh, so dass wir uns hoch über die ganze Welt erheben. Es gilt, ins Auge zu fassen, was Lukas in diesem Zusammenhang sagen will: so wenig ließen sich die Gläubigen durch jene schweren Anstöße verwirren und erschüttern, | ||
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