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- | ======Brenz, | ||
- | 1542. | ||
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- | Luk. 8,4-15.\\ | ||
- | **Da nun viel Volks bei einander war, und aus den Städten zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Säemann aus zu säen seinen Samen; und indem er säte, fiel Etliches an den Weg, und ward vertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf. Und Etliches fiel auf den Fels; und da es aufging, verdorrte es, darum, dass es nicht Saft hatte. Und Etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf, und erstickten es. Und Etliches fiel auf ein gutes Land; und es ging auf, und trug hundertfältige Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Es fragten ihn aber seine Jünger, und sprachen, was dieses Gleichnis wäre? Er aber sprach: Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; den Andern aber in Gleichnissen, | ||
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- | Da Gleichnisse und Bilder beim Lehren große Anschaulichkeit hervorbringen und die Sache, von welcher die Rede ist, aufs Klarste darlegen, so bedient sich Christus bei der Lehre seines Evangeliums oft und viel der Gleichnisse. Er ist ja vom Himmel herabgekommen, | ||
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- | Die Reden Christi sind ein unerschöpfter Schatz. Wir wollen ein Weniges daraus entnehmen und, soweit die Zeit es erlaubt, behandeln. Und zwar im Anfange, wenn Christus sagt, er verstehe unter dem auf den Acker gestreuten Samen Gottes Wort oder sein Evangelium, das unter den Menschen gepredigt wird, so gibt er damit offenbar kund, welch' ein Acker der Mensch von Natur ist. | ||
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- | Denn gleichwie der Acker, so gut und fruchtbar derselbe sonst auch sein mag, durchaus keine Frucht bringt, wird nicht der Same auf ihn ausgeworfen, | ||
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- | So trägt der Mensch, wie sehr er immerhin von Natur mit Vernunft begabt ist, dennoch keine Frucht ohne den Samen des göttlichen Wortes. Denn nachdem Adam gesündigt und den Heiligen Geist verloren hatte, ist im Menschen Nichts übrig geblieben, was aus sich selbst zur wahren Gerechtigkeit und Glückseligkeit Frucht schaffen könnte. Übrig geblieben ist zwar die Vernunft, übrig geblieben ein gewisser Sinn für das Ehrbare, übrig geblieben eine Art Pflanzschule menschlicher und äußerlicher Tugenden: Nichts jedoch ist übrig geblieben, was durch sich die wahre Gerechtigkeit und das ewige Leben zu erwerben vermöchte. Von der Erde heißt es (1. Mose 3,17.18): „Verflucht sei der Acker um deinetwillen; | ||
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- | Dazu kommen die Zeugnisse der Schrift. „Die Menschen (spricht der Herr) wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen; denn sie sind Fleisch“ (1. Mose, 6,3). D. h.: Der Mensch hat Nichts vom Heiligen Geiste, sondern ist ganz Fleisch, das aus sich keine geistliche Frucht bringt. Und wiederum (1. Mose 8, | ||
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- | So wird denn die Natur und das Wesen des Menschen passend durch einen Acker dargestellt, | ||
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- | Zweitens dient die Erkenntnis unseres Elends und unserer Schulden auch dazu, dass wir lernen, wie notwendig uns das Evangelium Jesu Christi ist. Denn wie guter Same dem Acker nötig ist, auf dass derselbe Frucht trage, so ist auch, soll der Mensch zur Gerechtigkeit und zum ewigen Leben Frucht bringen, der Same des Wortes Gottes ihm nötig. Nun empfiehlt zwar der Eine diesen, der Andere jenen Samen zum Anbau des menschlichen Geistes; denn es hat Leute gegeben, die gemeint haben, die menschliche und natürliche Vernunft sei an sich so vollkommen, dass sie durch eigene Kräfte Früchte wahrer Gerechtigkeit und wahren Lebens bringen könne. Allein die menschliche Vernunft gilt wohl Etwas in den Verhältnissen dieser Welt, ist aber durchaus von keinem Belang, um die Gerechtigkeit vor Gott und wahrhaftiges Leben zu gewinnen. „Was vom Fleische (sagt Christus) geboren wird, das ist Fleisch“ (Joh. 3,6). Andere haben geglaubt, die Gesetze Mosis und die staatlichen Ordnungen und eine ehrbare Erziehung könnten bewirken, dass der Mensch wahre Früchte trüge. Die Gesetze sind zwar auch zu empfehlen, eine ehrbare Erziehung ist notwendig, allein das ist doch nicht jener Same, daraus wahre Frucht zur Gerechtigkeit und zum Leben hervorgeht. Andere haben, durch Aberglauben verblendet, gedacht, einsame Betrachtungen und mönchische Gedanken wären der Same, der wahre Frucht gäbe; allein diese haben sich selber getäuscht. Der wahrhaftige Same nämlich, der wahre Frucht zur Gerechtigkeit und zum Leben trägt, ist nach Christi Erklärung allein das Wort Gottes, d. i. das Evangelium Jesu Christi, dass nämlich Christus, Gottes Sohn, auf die Erde gekommen ist, seinen himmlischen Vater mit uns versöhnt, unsere Sünden gesühnt und erlangt hat, dass Gott uns, die wir an ihn glauben, als Kinder und Erben des Himmelreiches anerkennt. Dies Wort Gottes, dies Evangelium, diese Predigt, diese Rede ist der Same, der allein die Frucht der Gerechtigkeit und des ewigen Lebens bringt. „Wer an den Sohn glaubt (schreibt Johannes), der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“ (Joh. 3,36). Niemand aber glaubt, außer durch das Wort Gottes; und daher müssen wir dafür halten, dass, wie zum Bestellen des irdischen Ackers das Pflügen, Düngen und Bewässern nicht genügt, sondern guter Same nötig ist, also zur Bestellung des menschlichen Ackers, welcher Früchte der Gerechtigkeit und des Lebens tragen soll, nicht hinreichen die menschliche Vernunft, nicht bürgerliche Gesetze, noch ehrbare Erziehung, sondern der Same des Wortes Gottes notwendig ist, d. h. das Evangelium Jesu Christi. | ||
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- | Welche Früchte aber (wirst du sagen) trägt dieser Same? Denn ein jeglicher Same bringt Früchte nach seiner Art. Weizensaat gibt Weizen; Gerstensaat gibt Gerste; Hafersaat gibt Hafer. In den staatlichen Verhältnissen gibt der Same guter Gesetze und ehrbarer Erziehung äußerliche Ruhe und Ehrbarkeit im Leben. Der Same der menschlichen Wissenschaften trägt die Frucht der Gelehrsamkeit. Welches sind also die Früchte vom Samen des Evangeliums? | ||
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- | Doch warum (sagst du) wird nicht in Allen, die das Evangelium hören, solche Frucht hervorgebracht? | ||
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