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Kolosserbrief

Kolosserbrief

Kapitel 1

1:1 Paulus, ein Apostel JEsu Christi durch den Willen GOttes, und Bruder Timotheus:

1:2 Den Heiligen zu Kolossä und den gläubigen Brüdern in Christo. Gnade sei mit euch und Friede von GOtt, unserm Vater, und dem HErrn JEsu Christo!

1:3 Wir danken GOtt und dem Vater unsers HErrn JEsu Christi und beten allezeit für euch,

1:4 nachdem wir gehöret haben von eurem Glauben an Christum JEsum und von der Liebe zu allen Heiligen,

1:5 um der Hoffnung willen, die euch beigelegt ist im Himmel, von welcher ihr zuvor gehöret habt durch das Wort der Wahrheit im Evangelium,

1:6 das zu euch kommen ist wie auch in alle Welt und ist fruchtbar wie auch in euch von dem Tage an, da ihr's gehöret habt und erkannt die Gnade GOttes in der Wahrheit.

1:7 Wie ihr denn gelernet habt von Epaphras, unserm lieben Mitdiener, welcher ist ein treuer Diener Christi für euch,

1:8 der uns auch eröffnet hat eure Liebe im Geist.

1:9 Derhalben auch wir von dem Tage an, da wir's gehöret haben, hören wir nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand,

1:10 daß ihr wandelt würdiglich dem HErrn zu allem Gefallen und fruchtbar seid in allen guten Werken

1:11 und wachset in der Erkenntnis GOttes und gestärket werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht in aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden;

1:12 und danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht,

1:13 welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes,

1:14 an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden,

1:15 welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren GOttes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen.

1:16 Denn durch ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, beide, die Thronen und Herrschaften und Fürstentümer und Obrigkeiten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.

1:17 Und er ist vor allen; und es bestehet alles in ihm.

1:18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde; welcher ist der Anfang und der Erstgeborene von den Toten, auf daß, er in allen Dingen den Vorrang habe.

1:19 Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte,

1:20 und alles durch ihn versöhnet würde zu ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit, daß er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz durch sich selbst.
Ich glaube, daß Gott so heilig, rein und eifrig ist, daß es für ihn unmöglich, an irgend einer Kreatur Wohlgefallen zu haben, ob sie gleich das Werk seiner eignen Hände ist; so daß weder Engel, Mensch noch Welt, einen Augenblick in seinen Augen bestehen konnte oder bestehen kann, ohne von ihm in dem Angesichte eines Mittlers angesehen zu werden; und daß deßwegen vor ihm, bei dem alle Dinge gegenwärtig sind, das Lamm Gottes erwürgt war, ehe der Welt Grund gelegt ward; ohne diesen seinen ewigen Rathschluß wäre es für ihn unmöglich gewesen, irgend ein Werk der Schöpfung zu beginnen; und er hätte der hochheiligen und individuellen Gesellschaft von drei Personen in der Gottheit unverändert genossen. (Francis Bacon)
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Wem es beliebt hierunter nur die vernünftigen Kreaturen zu verstehen, so werden es Menschen und Engel sein. Obgleich es nichts absurdes sein wird, es auf alle ohne Ausnahme auszudehnen. Um aber nicht nöthig zu haben zu subtil zu philosophiren; so gefällt es uns, es von Engeln und Menschen gesagt seyn zu lassen. Bei diesen letzteren hat es nun gar keine Schwierigkeit, daß sie eines Friedestifters bei Gott bedürfen. Bei den Engeln aber ist die Frage nicht leicht zu entwickeln. Wozu nämlich da eine Wiedervereinigung, wo kein Gegensatz der Art war? Hiedurch veranlaßt haben viele diese Stelle so gedeutet, daß die Engel wieder zur Eintracht mit den Menschen zurück geführt seyen, und so seyen die Himmlischen mit den Irdischen in das Freundschaftsverhältniß zurückgekehrt. Aber die Worte Pauli klingen ganz anders, nämlich so: Gott habe sie zu sich versöhnt. Jene Auflösung ist also eine gezwungene. Es bleibt uns nur übrig zu sehen, wie die Versöhnung der Engel und Menschen zu verstehen sey. Ich sage, daß die Menschen zu Gott versöhnt sind, weil sie zuvor von Gott entfremdet waren durch die Sünde; weil sie ihn als Richter zu ihrem Verderben hätten empfinden müssen, wenn nicht die Gnade des Mittlers zu Hülfe gekommen wäre, um den Zorn zu stillen. Die Art der Friedemachung zwischen Gott und den Menschen war also der Art, daß durch Christum die Feindschaft vertilgt wurde, und Gott auf diese Weise aus dem Richter ein Vater wurde.
Zwischen Gott und den Engeln aber ist ein weit verschiedenes Verhältniß. Denn da ist kein Defekt 1), keine Sünde, und daher auch keine Scheidung. Aber doch mußten auch die Engel aus zwei Ursachen in den Friedensstand mit Gott gebracht werden. Denn da sie Kreaturen sind, so waren sie nicht außer der Gefahr des Falles, wenn sie nicht durch die Gnade Christi befestigt worden wären. Das ist aber kein geringes Moment in Absicht auf die Beständigkeit des Friedens mit Gott, einen festen Stand in der Gerechtigkeit zu haben, so daß sie keinen Fall oder Defekt zu fürchten brauchen. Ferner aber ist auch selbst in dem Gehorsam, den sie Gott leisten, nicht eine solche auserlesene Vollkommenheit, daß sie Gott in allen Theilen so genügen könnten, daß es keiner Vergebung bedürfte. Und hierauf zielt ohne Zweifel jene Sentenz im Buch Hiob: In seinen Engeln findet er Beflecktheit. Denn wenn das vom Teufel verstanden wird, was wäre das eben Großes?! Es spricht aber der Geist dort aus, daß die höchste Reinheit stinke, wenn sie mit der Gerechtigkeit Gottes in Vergleichung komme. Es muß also festgesetzt werden, daß in den Engeln nicht eine solche Gerechtigkeit sey, die zur völligen Gemeinschaft mit Gott genüge. Darum haben sie einen Friedemacher nöthig, durch dessen Gnade sie Gott völlig anhangen. Daher hat Paulus recht, wenn er läugnet, daß die Gnade Christi sich allein auf die Menschen beschränke, sondern sie auch den Engeln gemein macht. Auch geschieht den Engeln kein Unrecht, wenn sie zu dem Mittler gewiesen werden, um durch dessen Wohlthat den feststehenden Frieden mit Gott zu haben.
Wenn Jemand aus Vorwand der bezeichneten Allgemeinheit die Frage vorbrächte in Absicht der Teufel, ob Christus auch deren Friedestifter sei, so antworte ich: nicht einmal der Gottlosen. Doch bekenne ich, daß hier noch ein Unterschied sei; weil diesen doch die Wohlthat der Versöhnung angetragen wird, jenen aber nicht also. Doch dieß gehört nicht zu den Worten des Paulus, die gar nichts anders enthalten, als daß allein Christus es sey, durch der alle Kreaturen allein Gott anhangen, die noch irgend eine Verbindung mit ihm haben. (Jean Calvin)

1:21 Und euch, die ihr weiland Fremde und Feinde waret durch die Vernunft in bösen Werken,

1:22 nun aber hat er euch versöhnet mit dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, auf daß er euch darstellete heilig und unsträflich und ohne Tadel vor ihm selbst,

1:23 so ihr anders bleibet im Glauben gegründet und fest und unbeweglich von der Hoffnung des Evangeliums, welches ihr gehöret habt, welches geprediget ist unter aller Kreatur, die unter dem Himmel ist, welches ich, Paulus, Diener worden bin.

1:24 Nun freue ich mich in meinem Leiden, das ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was noch mangelt an Trübsalen in Christo für seinen Leib, welcher ist die Gemeinde,
Damit gibt Paulus den Grund an, weshalb er sich im Leiden freut: nämlich, weil er darin ein Genosse Christi ist. Nichts seligeres aber kann man wünschen, als diese Gemeinschaft mit Christo (vgl. Röm. 8,17f). Zugleich spricht er damit den für alle Frommen gültigen Trost aus, dass sie in allen Trübsalen, zumal wenn sie um des Evangeliums willen leiden, teilhaftig sind des Kreuzes Christi, auf dass sie auch an der seligen Auferstehung teil haben. Ja, er versichert sogar, dass auf diese Weise voll gemacht werde, was an Trübsalen Christi noch fehle. Denn so heisst es Röm 8,29: „Welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes, auf dass derselbige der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Auch wissen wir, dass zwischen dem Haupte und seinen Gliedern eine solche Einheit besteht, dass der name „Christus“ zuweilen den ganzen Leib umfasst. So beschliesst Paulus 1. Kor. 12,12 seine Rede von der Gemeinde damit, es sei bei Christus, d.h. aber in Christi Gemeinde ebenso, wie beim menschlichen Leibe. Wie also Christus einmal gelitten hat in seiner eigenen Person, so leidet er nun täglich in seinen Gliedern, und so wird das Maß der Leiden voll gemacht, welches der Vater dem Leibe Christi nach seinem Ratschluss verordnet hat.
Eine zweite Erwägung, welche unsere Herzen in den Trübsalen stärken und trösten soll, ist diese: durch Gottes Vorsehung ist es also verordnet und bestimmt, dass wir durch Erduldung des Kreuzes Christo gleichgestaltet werden und dass unsere Vereinigung mit ihm sich auch hierauf erstreckt.
Als dritten Grund seiner Freude fügt Paulus hinzu, seine Leiden seien segensreich nicht nur für wenige, sondern für die ganze Gemeinde. Vorher hatte er gesagt, er leide für die Kolosser, jetzt aber dehnt er dies weiter dahin aus: die Frucht seiner Leiden komme der ganzen Gemeinde zu gut. Welche Frucht gemeint ist, zeigt Phil. 1,12. Das ist die einfachste und nächstliegende Erklärung. Paulus ist darum in seinen Verfolgungen fröhlich, weil er dafür hält (2. Kor. 4,10): wir müssen „das Sterben des Herrn Jesu an unserem Leibe umhertragen, auf das auch das Leben Jesu an unserm sterblichen Fleische offenbar werde“. Ebenso schreibt er 2. Tim. 3,11: „dulden wir mit - mit Christo -, so werden wir mit herrschen; sterben wir mit, so werden wir mit leben.“ Der Ausgang wird also glücklich und herrlich sein. Wir dürfen uns freilich nicht der Bedingung entziehen, welche Gott seiner Gemeinde als den einzigen Weg zu diesem Ziele verordnet hat: Christi Glieder müssen innerlich mit ihrem Haupte zusammenstimmen. Darum sollen wir die Trübsale gern erdulden, weil sie allen Frommen nützlich sind und das Heil der ganzen Gemeinde fördern, indem sie die Lehre des Evangeliums verherrlichen. -
Die römische Lehre missbraucht unsere Stelle, wenn sie derselben einen Beweis für die Ablasskraft des Blutes der Heiligen entnimmt. Man legt den Finger darauf, dass Paulus in seinen Trübsalen Sühneleiden sah, welche Christi Versöhnungswerk ergänzen sollen. Aber von dergleichen genugtuenden Leistungen ist hier nicht die Rede, sondern einfach davon, dass die Trübsale der Gläubigen, welche die Glieder ihrem Haupte ähnlich machen, den ganzen Leib der Gemeinde seiner Vollendung entgegenführen müssen. Dass jemand für die Gemeinde leidet, kann man in demselben Sinne sagen, als dass jemand für seine Brüder stirbt, wobei doch der Gedanke an eine Sühne zur Vergebung der Sünden ganz fernliegt. Und dass unser Wort in keinem anderen Sinne gemeint ist, ergibt der Zusammenhang. Fährt doch Paulus alsbald fort (V. 25), dass er ein Diener der Gemeinde geworden ist nach dem göttlichen Predigtamt, also nach seinem besonderen, ihm von Gott übertragenen Beruf. Dieser Beruf war aber nicht, die Gemeinde zu erlösen, sondern sie zu erbauen. In diesem Berufe hat Paulus, wie er an Timotheus schreibt (2. Tim. 2,10), um der Auserwählen willen alles erduldet, damit sie die Seligkeit erlangen möchten. Ähnlich heisst es auch 2. Kor. 1,4, dass der Apostel alles gern erdulde zur Tröstung und zum Heil seiner Gemeinde. (Jean Calvin)

1:25 welcher ich ein Diener worden bin nach dem göttlichen Predigtamt, das mir gegeben ist unter euch, daß ich das Wort GOttes reichlich predigen soll,

1:26 nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her, nun aber offenbaret ist seinen Heiligen,

1:27 welchen GOtt gewollt hat kundtun, welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit,

1:28 den wir verkündigen, und vermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf daß wir darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo JEsu,

1:29 daran ich auch arbeite und ringe nach der Wirkung des, der in mir kräftiglich wirket.
Die Gemeinde zu Colossä, einer Stadt in Kleinasien, war durch Epaphras, einen Schüler Pauli, gegründet worden. Durch eben diesen Epaphras hatte der Apostel in seinem Gefängniß zu Rom erfahren, daß sich Irrlehrer eingeschlichen, die die Gemeinde von der erkannten Wahrheit abzubringen suchten, und mit einer gewissen morgenländischen Philosophie die strenge Beobachtung des mosaischen Ceremonialgesetzes verbanden, ihren Leib kasteiten, dadurch mit höheren Geistern in Verbindung zu treten und durch sie den Zugang zu Gott zu erlangen glaubten. Paulus dankt in diesem Briefe zuerst Gott für die Bekehrung der Colosser und bittet ihn für ihr inneres Wachsthum, indem er sie an das große Werk Christi und an sein Apostelamt erinnert. Dabei sagt er V. 24: „Ich erstatte an meinem Fleisch, was noch mangelt an Trübsalen in Christo, für seinen Leib, welcher ist die Gemeinde.“ Er unterscheidet ein doppeltes Leiden Christi, das eine, welches Er in den Tagen seines Fleisches an seinem eignen Leibe ausgestanden, da Er ein Fluch für uns ward; - von diesem versöhnenden Leiden des Herrn ist auch nicht das Geringste rückständig geblieben; das andere, welches Er an seinem geistlichen Leibe, welcher die Gemeinde ist, erduldet, nämlich die Bedrängnisse seiner Gläubigen, - dieser Leiden Maaß ist nicht voll, so lange noch Heilige übrig sind in der Welt, die um Christi willen leiden müssen; es sind Leiden, nicht der Versöhnung, sondern der Heiligung. dieses Maaß der Leiden half Paulus füllen an seinem Theil für die ganze Christenheit. Und doch immer müssen wir sagen, was wir als Christen leiden, das leiden wir als Glieder des Leibes Christi, trinken mit allen unsern Brüdern den Kelch der Gemeinde, und helfen miteinander das Gefäß der Trübsale Christi füllen, bis es voll ist und der Herr spricht: es ist geschehen, es ist vollbracht! Da werden wir selber stark und stärken auch die Brüder, und tragen so in aller Weise zur Vollendung der Gemeinde bei. Herr, segne dazu auch meine Leiden und Trübsale! Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 2

2:1 Ich lasse euch aber wissen, welch einen Kampf ich habe um euch und um die zu Laodicea und alle, die meine Person im Fleisch nicht gesehen haben,

2:2 auf daß ihre Herzen ermahnet und zusammengefasset werden in der Liebe zu allem Reichtum des gewissen Verstandes, zu erkennen das Geheimnis GOttes und des Vaters und Christi,

2:3 in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.

2:4 Ich sage aber davon, daß euch niemand betrüge mit vernünftigen Reden.

2:5 Denn ob ich wohl nach dem Fleisch nicht da bin, so bin ich aber im Geist bei euch, freue mich und sehe eure Ordnung und euren festen Glauben an Christum.

2:6 Wie ihr nun angenommen habt den HErrn Christum JEsum, so wandelt in ihm

2:7 und seid gewurzelt und erbauet in ihm und seid fest im Glauben, wie ihr gelehret seid, und seid in demselbigen reichlich dankbar.

2:8 Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo.

2:9 Denn in ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.

2:10 Und ihr seid vollkommen in ihm, welcher ist das Haupt aller Fürstentümer und Obrigkeit,

2:11 in welchem ihr auch beschnitten seid mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi,

2:12 in dem, daß ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den GOtt wirket, welcher ihn auferweckt hat von den Toten

2:13 und hat euch auch mit ihm lebendig gemacht, da ihr tot waret in den Sünden und in der Vorhaut eures Fleisches, und hat uns geschenket alle Sünden

2:14 und ausgetilget die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstund und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet.

2:15 Und hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen und sie Schau getragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst.

2:16 So lasset nun niemand euch Gewissen machen über Speise oder über Trank oder über bestimmte Feiertage oder Neumonde oder Sabbate,

2:17 welches ist der Schatten von dem, was zukünftig war; aber der Körper selbst ist in Christo.

2:18 Lasset euch niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl einhergehet in Demut und Geistlichkeit der Engel, des er nie keines gesehen hat, und ist ohne Sache aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn

2:19 und hält sich nicht an dem Haupt, aus welchem der ganze Leib durch Gelenk und Fugen Handreichung empfänget, und aneinander sich enthält und also wächset zur göttlichen Größe.

2:20 So ihr denn nun abgestorben seid mit Christo den Satzungen der Welt, was lasset ihr euch denn fangen mit Satzungen, als lebetet ihr noch in der Welt?

2:21 Die da sagen: Du sollst das nicht angreifen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren,

2:22 welches sich doch alles, unter Händen verzehret, und ist Menschengebot und - lehre;

2:23 welche haben einen Schein der Weisheit durch selbsterwählte Geistlichkeit und Demut und dadurch, daß sie des Leibes nicht verschonen und dem Fleisch nicht seine Ehre tun zu seiner Notdurft.
Paulus warnt die Colosser vor den falschen Lehrern, welche Christum nicht als Grund aller Weisheit und Seligkeit anerkannten, und er mahnt sie darauf zum Festhalten der erkannten Wahrheit und zu einem derselben gemäßen Sinn und Wandel. Er bittet sie, sich ja nicht das Ziel des himmlischen Kleinods verrücken zu lassen und den falschen Weg jener Irrlehre zu betreten, den Weg einer mit heuchlerischer Demuth verbundenen Engelverehrung und einer völlig verkehrten Enthaltsamkeit. Ohne Christum kommt Niemand zum Vater; aber Christus reicht auch aus als Mittler, und der Mensch bedarf dazu nicht noch der Engel; es ist eine Verleugnung Christi, worauf jeder Engeldienst beruht. Wie eng auch die Engel im Himmel mit uns verbunden und für uns thätig sind zu unserm Heil: unsere Mittler sind sie in keiner Weise, und unsere Kniee sollen wir nicht vor ihnen beugen. Christus ist und bleibt unser einiger Mittler, durch den wir einen freudigen Zugang zu Gott haben, den wir uns auch bewahren wollen bis an unser Ende. – Ebenso wenig vermögen die verkehrten Enthaltsamkeitsregeln, die Entziehung gewisser Speisen, die Ehelosigkeit, die Klostergelübde uns zu rechtfertigen, noch uns innerlich zu fördern; sie sind vielmehr unverträglich mit dem Stande und der Hoffnung eines gläubigen Christen, der den alttestamentlichen Satzungen abgestorben und der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes ist theilhaftig geworden. Solche Enthaltsamkeit ist nichts als eine selbsterwählte Geistlichkeit oder Dienst, befördert nur den Hochmuth, versündigt sich an dem Leibe, der ein Tempel Gottes ist, und nährt erst recht die böse Lust und das Fleisch. Wie kann die Seele noch rüstig sein zum Kampfe, wenn sie mit dem leidenden Körper leiden muß? wie kann es heißen, das Fleisch kreuzigen, wenn man durch selbsterwählte Werke den Hochmuth mehrt? Wachen und beten, mäßig und nüchtern sein, das ist die rechte Kreuzigung des Fleisches. Herr, ich danke Dir für diese Aufschlüsse; laß sie in mir Licht und Leben werden. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 3

3:1 Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der Rechten GOttes.

3:2 Trachtet nach dem, was droben ist, und nicht nach dem, was auf Erden ist!

3:3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in GOtt.

3:4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.

3:5 So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind: Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geiz, welcher ist Abgötterei,

3:6 um welcher willen kommt der Zorn GOttes über die Kinder des Unglaubens;

3:7 in welchen auch ihr weiland gewandelt habt, da ihr darin lebetet.

3:8 Nun aber leget alles ab von euch: den Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde.

3:9 Lüget nicht untereinander! Ziehet den alten Menschen mit seinen Werken aus

3:10 und ziehet den neuen an, der da erneuert wird zu der Erkenntnis nach dem Ebenbilde des, der ihn geschaffen hat,

3:11 da nicht ist Grieche, Jude, Beschneidung, Vorhaut, Ungrieche, Scythe, Knecht, Freier, sondern alles und in allen Christus.

3:12 So ziehet nun an, als die Auserwählten GOttes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld
Nach diesem Spruch dürfen denn wir, die wir auf Christum getauft sind und an Ihn glauben, und als Kinder Gottes auch Erben Gottes und Miterben Christi zu werden hoffen, uns nennen die Auserwählten, die Heiligen und Geliebten. Weil Gott uns so nennt, dürfen wir's uns nicht gar absagen. Aber wenn wir's uns gefallen lassen, so paßt doch gewiß dazu nicht das rauhborstige Wesen, das wir oft noch durchs Ganze hindurch an uns haben, und zu dem die natürliche Verderbtheit des Herzens so leicht treibt.
Die ungeduldige, derbe und hitzige Art auch, mit welcher wir je und je selbst unser Christentum als Eiferer um den HErrn beweisen zu müssen glauben, widerspricht ganz dem Begriff von Heiligen und Geliebten Gottes. Gerne findet man den Beweis des Christentums in einem schonungslosen Eifer, der eben durchführt, ob's wohl oder wehe tue, lebendig mache oder töte. Die Ehre Gottes und die Bekenntnistreue, meint man, erfordere das. Aber das ist ganz verkehrt. Denn das Wesen des Christentums an Heiligen und Geliebten Gottes liegt im herzlichen Erbarmen mit jedermann, in der Freundlichkeit, in der Demuth, in der Sanftmuth, in der Geduld auch mit den Sündern und Unwissenden, nicht in einem gleichsam verzehrenden Eifer, bei welchem man drein haut und erbarmungslos oder schonungslos urteilt, verwirft, wegschätzt, richtet und verdammt. Da muß das Kleid, wie es die Wilden an sich tragen, abgelegt, und das Kleid der Liebe, dran man die Auserwählten kennt, angezogen werden.
Auch im täglichen Leben, - ach, wie oft lassen wir's da an dem rechten Geiste, der uns beseelen sollte, fehlen! Wir müssen's besser lernen, müssen uns als die Auserwählten, Heiligen und Geliebten darstellen lernen. Es sollte jeder, sei es, wer es wolle, der Höchste wie der Niedrigste, der Kleinste wie der Größte, schon an unsrem Kleid unsern Adel sehen. Jedermann sollte es uns abfühlen zu seinem Trost, zu seiner Erquickung und zu seiner Erbauung, daß wir, sozusagen, vom Kopf bis zum Fuß, d.h. in allem, was an uns zu sehen ist, lauter herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld sind. Dann erst sind wir in vollem Sinne die Auserwählten, Heiligen und Geliebten, - eher nicht.
Der HErr gebe uns Gnade dazu, daß wir's recht merken, wie es mit uns werden soll. Lernen wir unsern Eifer vornehmlich gegen uns richten, daß alles verkehrte, lieblose Wesen bei uns abkomme. Das ist der Eifer, mit welchem wir den Argen überwinden, und daß ich so sage, in aller Stille und Unscheinbarkeit den Himmel und die Herrlichkeit Gottes erstürmen können. Oder wodurch anders hat sich unser Heiland, dessen Gesinnung wir annehmen sollen, im Kampfe für uns hindurchgerungen bis zu der Rechten der Majestät in der Höhe? (Christoph Blumhardt)

3:13 und vertrage einer den andern, und vergebet euch untereinander, so jemand Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr.

3:14 Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
Die Liebe wird hier mit einem Mantel verglichen, den man über alle Kleider, die unmittelbar am Leibe liegen, herzieht, und dieser Mantel soll, - daher das Band der Vollkommenheit genannt, - Alles zusammenhalten und die Kleidung vervollständigen. Also der alles zusammenhaltende und verbindende und beschützende Hantel soll die Liebe seyn. Er soll auch „das herzliche Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld, Vertragsamkeit, Versöhnlichkeit,“ - lauter dort bezeichnete Kleidungsstücke, überdecken und zusammenhalten, weil diese Tugenden nur durch die wirkliche Liebe dauerhaft gemacht werden können. Man kann sich oft auch äußerlich anschicken, barmherzig, freundlich, demütig, sanftmütig, geduldig, vertragsam, versöhnlich zu erscheinen; wenn's aber nicht von innen heraus in der wirklichen Liebe kommt, so hat's alles wenig Wert. Darum ist der Ausdruck so schön und wichtig, daß die besonderen Tugendübungen müssen mit dem Mantel der Liebe überdeckt seyn, indem erst diese ihnen einen vollkommenen Wert giebt.
Liebe soll den ganzen Menschen übergießen. All sein Thun und Lassen soll Liebe atmen; all sein Reden und Denken, alle seine Unternehmungen und Gänge nach rechts und links, alle seine Gespräche, Verhandlungen und Übereinkünfte mit Andern, alles sein Begegnen mit Freund und Feind, mit Hohen und Niederen, mit Armen und Reichen soll Liebe atmen. Selbst seine Belehrungen, Warnungen, und Bestrafungen sollen in der lautersten Liebe erscheinen. Nicht wahr? ihr Lieben, da haben wir noch zu lernen. Wir könnens noch nicht so ganz. Ach, wie weit sind wir oft noch davon ? Aber wenn wir's können, nur auch annähernd, dann sind wir etwas Rechtes. Wenn das in uns glimmende Glaubensfeuer zum Glanz der Liebe außer uns sich macht, dann sind wir, was wir seyn sollen für Zeit und Ewigkeit, für den HErrn und alle die, die noch Sein werden sollen. (Christoph Blumhardt)

3:15 Und der Friede GOttes regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in einem Leibe; und seid dankbar.

3:16 Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weisheit. Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern und singet dem HErrn in eurem Herzen.

3:17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des HErrn JEsu und danket GOtt und dem Vater durch ihn.

3:18 Ihr Weiber, seid untertan euren Männern in dem HErrn, wie sich's gebührt.

3:19 Ihr Männer, liebet eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie!

3:20 Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen; denn das ist dem HErrn gefällig.

3:21 Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, auf daß sie nicht scheu werden.

3:22 Ihr Knechte, seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herren, nicht mit Dienst vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern mit Einfältigkeit des Herzens und mit Gottesfurcht.

3:23 Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem HErrn und nicht den Menschen;

3:24 und wisset, daß ihr von dem HErrn empfangen werdet die Vergeltung des Erbes; denn ihr dienet dem HErrn Christo.

3:25 Wer aber unrecht tut, der wird empfangen; was er unrecht getan hat; und gilt kein Ansehen der Person.
Es sind die häuslichen Pflichten und die allgemeinen Pflichten der Nächstenliebe, zu denen Paulus die Collosser auffordert. Indem ich sie lese, muß ich flehen: Du barmherziger Vater im Himmel, ich klage Dir meines Herzens angeborne Unart, daß ich mich mit Unfreundlichkeit oft an meinem Nächsten versündigt habe, mich seines Elends nicht angenommen, kein brüderliches Mitleid mit ihm gehabt, ihn in seinem Elende verlassen, nicht besucht, nicht getröstet, ihm nicht geholfen und mich also von meinem Fleische entzogen habe. Hierin habe ich nicht gehandelt als ein Kind Gottes. Ach, vergieb mir diese schwere Sünde, und rechne mir dieselbe nicht zu. Nimm das barmherzige Herz Deines lieben Sohnes an für meine Sünde, decke zu und vergiß meine Unbarmherzigkeit um seiner Barmherzigkeit willen. Gieb mir aber ein barmherziges Herz, welches da jammert meines Nächsten Elend, und laß mich bald und leicht zu Mitleid bewegt werden, wie das Edle Gemüth meines Herrn Jesu Christi ganz mitleidig ist, welchen unser Elend bald jammert und zu Herzen geht. Gieb mir Gnade, daß ich meines Nächsten Kreuz helfe lindern und nicht größer machen; daß ich ihn tröste, gern helfe, und nicht liebe mir der Zunge, sondern mit der That und Wahrheit. Gieb mir ein solch Herz, o Vater, daß ich gleich wie Du mit Gelindigkeit richte, alles lieblose Urtheil meide und gern die strenge Gerechtigkeit durch die Liebe mildere. Denn die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht. Ach lieber Gott, Du hast Gefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer. Ach, Herr, so laß mich denn anziehen herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Geduld, daß ich gern vergebe, wie mir Christus vergeben hat. Laß mich Deine große Barmherzigkeit erkennen; denn ich bin viel zu geringer aller Barmherzigkeit, die Du von Mutterleibe an mir gethan hast. Deine Barmherzigkeit ist mir zuvorgekommen, da ich in Sünden lag; sie wartet auch mich, bis ich komme; sie umfähet mich, wenn ich komme; sie folgt mir nach, wo ich hingehe, und wird mich endlich zu sich aufnehmen in das ewige Leben. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 4

4:1 Ihr Herren, was recht und gleich ist, das beweiset den Knechten und wisset, daß ihr auch einen HErrn im Himmel habt.

4:2 Haltet an am Gebet und wachet in demselbigen mit Danksagung!

4:3 Und betet zugleich auch für uns, auf daß GOtt uns die Tür des Worts auftue, zu reden das Geheimnis Christi, darum ich auch gebunden bin,

4:4 auf daß ich dasselbige offenbare, wie ich soll reden.

4:5 Wandelt weislich gegen die, die draußen sind, und schicket euch in die Zeit!
Die draußen, das waren einst die, die noch nicht zu den gläubigen Gemeinen Gottes gehörten, die noch Heiden waren. Wir in unserer Zeit können darunter auch die verstehen, welche, obwohl Christen, doch fern vom christlichen Sinn stehen, und darum Welt genannt werden. Gegen solche nun soll man weislich verfahren, weil sie gar leicht weiter abgestoßen, oder böse und verfolgungssüchtig werden. Man muß sie daher fürchten, muß sie beachten, darf sie nicht über die Achsel ansehen, muß sich hüten, daß sie sich nicht ärgern, muß sehen, daß man sie, so viel möglich, bei guter Stimmung erhalte, damit sie sich zufrieden geben, nicht aufbegehren, nicht die Faust ballen. Damit also der Löwe liegen bleibt und nicht aufsteht und den Rachen auftut und mit dem Schwanz drein schlägt, muß man vorsichtig seyn und weislich. In vielem kann man's mit unzeitigem Eifer und mit liebloser Rücksichtslosigkeit gegen die, die draußen sind, verderben. Aber besinn' dich, da stehts: „Wandelt weislich!“ Wer unweislich wandelt, was schon geschieht, wenn er nur nicht überlegt, berechnet, Rücksichten nimmt, so fällt er denen draußen in die Klauen. Dann schreit er wohl in der Angst seines Herzens: „weh! weh!“ klagt wohl auch und räsoniert über die gottlosen Leute. Gehe aber zuerst in dein eigen Herz. Hast du nicht gehört, was die Schrift sagt: „Wandelt weislich!“ Warum hast du's nicht getan? warum hast du so ungeschickt und gedankenlos, oder gar so herrisch und frech dich hingestellt?
Sonst müssen wir uns auch in die Zeit schicken, uns auch etwas gefallen lassen, ja uns ducken, wenn wir weislich seyn wollen, statt über alles zu brutteln und zu brummen, was nicht gefällt, und es immer gegen die Leute, gegen die, die draußen sind, zu haben, sie zu schelten und zu tadeln. Lerne stille seyn. So kommst du besser durch und mit besserem Gewissen, weils weislich ist, und du dir von deinem Heiland es sagen lässest, weislich zu seyn. Ach, ihr Lieben, wie oft, wenn sich ein Sturm erhebt von denen, die draußen sind, ist man auch versucht, zu bekennen und zu sagen: „Der HErr ist gerecht in allen Seinen Wegen, und heilig in allen Seinen Werken!“ (Christoph Blumhardt)

4:6 Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzet, daß ihr wisset, wie ihr einem jeglichen antworten sollt.
Die Quelle der guten Worte ist das gute Herz. Damit wir gute Worte reden können, muß erst das Herz gut werden. Aus dem bösen Herzen kommen böse Worte hervor oder gute Worte voll Heuchelei, die gegen den Sprecher zeugen und dem Hörenden weit mehr schaden als nützen. Aber aus dem Herzen, das durch die Gnade Gottes erneuert ist, wachsen auch gute und nützliche Worte, wie Früchte aus einem guten Acker - oder es strömen Worte des Lebens, wie erquickendes Wasser aus einer lebendigen Quelle strömt.
Wenn wir das Wort Christi reichlich unter und in uns wohnen lassen, dann werden wir auch tüchtig, gesunde Worte zu reden zur Erbauung. Wenn wir selbst fleißig umgehen mit Gottes heiligen Worte, dem Salz der Wahrheit, das reinigt und vor Fäulnis bewahrt, dann wird auch unsere Rede je mehr mit Salz gewürzt werden, daß wir wissen, wie wir einem jeglichen antworten sollen. Durch das Wort Gottes lernen wir allmählich die Personen und Zeiten und Orte unterscheiden, und nicht nur überhaupt sagen, was wahr ist und nichts gegen die Wahrheit, sondern auch was paßt und frommt und was gerade denen, mit denen wir's zu tun haben, nützlich ist. Wir lernen anders reden mit den Gegnern der göttlichen Wahrheit, anders mit Wahrheitssuchenden und Heilsbegierigen, anders mit Ruchlosen, anders mit Unlauteren, anders mit aufrichtigen Zweiflern und anders mit Spöttern. Wir lernen Verantwortung geben jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in uns ist, mit Sanftmut und Furcht; lernen zurechtzuweisen die Unordentlichen, trösten die Kleinmütigen, lernen mit den Müden recht reden zur rechten Zeit (Jes. 50,4). (Hermann Heinrich Grafe)

4:7 Wie es um mich stehet, wird euch alles kundtun Tychikus, der liebe Bruder und getreue Diener und Mitknecht in dem HErrn,

4:8 welchen ich habe darum zu euch gesandt, daß er erfahre, wie es sich mit euch verhält, und daß er eure Herzen ermahne,

4:9 samt Onesimus, dem getreuen und lieben Bruder, welcher von den Euren ist. Alles, wie es hier zustehet, werden sie euch kundtun.

4:10 Es grüßet euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe Barnabas, von welchem ihr etliche Befehle empfangen habt (so er zu euch kommt, nehmet ihn auf);

4:11 Und Jesus, der da heißt Just, die aus der Beschneidung sind. Diese sind allein meine Gehilfen am Reich GOttes, die mir ein Trost worden sind.

4:12 Es grüßet euch Epaphras, der von den Euren ist, ein Knecht Christi, und allezeit ringet für euch mit Gebeten, auf daß ihr bestehet vollkommen und erfüllet mit allem Willen GOttes.

4:13 Ich gebe ihm Zeugnis, daß er großen Fleiß hat um euch und um die zu Laodicea und zu Hierapolis.

4:14 Es grüßet euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas.

4:15 Grüßet die Brüder zu Laodicea und den, Nymphas und die Gemeinde in seinem Hause.

4:16 Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so schaffet, daß er auch in der Gemeinde zu Laodicea gelesen werde, und daß ihr den von Laodicea leset.

4:17 Und saget dem Archippus: Siehe auf das Amt, das du empfangen hast in dem HErrn, daß du dasselbige ausrichtest!

4:18 Mein Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenket meiner Bande! Die Gnade sei mit euch! Amen.
Dies Kapitel enthält allgemeine Ermahnungen zum Gebet, zur Wachsamkeit, Fürbitte, Lebensweisheit und rechten Worten, und endet mit Nachrichten, Grüßen und Aufträgen. Nicht oft genüg können wir zu Gebet und Wachsamkeit ermahnt werden, damit in unserm Wandel nichts Unaufrichtiges und Unredliches aufkomme. Hören wir auf die Erinnerungen des heiligen Geistes in unserm Gewissen. Je mehr wir darauf hören, desto zarter wird unser Gewissen und desto treuer diese innere Lehre. Es giebt sehr Vieles, was nicht geradezu Sünde ist, was aber zur Sünde führen kann. Hüten wir uns zum Beispiel vor jener geistlichen Unempfindlichkeit, jener Bedürfnißlosigkeit, jenem Mangel an geistlichem Verlangen, der uns sehr oft beschleicht. Das ist ein schlimmes Zeichen. Die körperlichen Krankheiten kündigen sich gewöhnlich dadurch an, daß der Appetit sich verliert. Das Kränkeln des inneren Menschen äußert sich auf gleiche Weise. Sobald wir etwas fühlen von einem solchen Geiste, von solcher innern Mattigkeit und Schlaffheit, von solcher Trägheit zum Leben, so laßt uns vor uns selber Furcht heben, denn die Gefahr ist sehr nahe. Bekämpfen wir das Uebel in seinem Ursprunge, dann ist der Kampf nicht sehr schwer. Gehen wir fleißiger zu Jesu, überwachen wir sorgfältiger die schwachen Seiten, bei welchen uns der Feind gewöhnlich angreift. Die Schrift sagt: „Suche den Herrn und seine Kraft, behalte Ihn vor Augen auf allen deinen Wegen und Er wird sich sicher führen.“ Wenn wir nicht über uns wachen und diesen Rath des Wortes Gottes nicht befolgen, so wird jener Geist der Schlaffheit und der Gleichgültigkeit uns zu gar mancher kleinen Untreue verleiten, die das innere Leben durchnagt, wie die Raupen die Blätter der Bäume. Der Schritt zu größeren, schwereren Sünden ist nicht mehr so weit, und man begiebt sich unter eine Macht, von der es schwer fällt, wieder los zu kommen. Darum lasset uns wachen über uns selbst. Nichts ist dazu dienlicher, als die Dankbarkeit, daß wir immer danken, es mag uns gut oder übel gehen. Ach, wir bitten fast zu viel, und danken nicht genug. Und doch ist Dankbarkeit des Oel in der Lampe des Gebets. Amen. (Friedrich Arndt)

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