Zuletzt angesehen: Offenbarung, Kapitel 22

Offenbarung, Kapitel 22

Offenbarung, Kapitel 22

22:1 Und er zeigte mir einen lautern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall; der ging aus von dem Stuhl Gottes und des Lammes.

22:2 Mitten auf ihrer Gasse auf beiden Seiten des Stroms stand Holz des Lebens, das trug zwölfmal Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dienten zu der Gesundheit der Heiden.1)

22:3 Und es wird kein Verbanntes mehr sein. Und der Stuhl Gottes und des Lammes wird darin sein; und seine Knechte werden ihm dienen

22:4 und sehen sein Angesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein.2)
Drei köstliche Segnungen werden unser im Lande der Herrlichkeit sein.
„Seine Knechte werden Ihm dienen.“ Keine anderen Herren sollen uns bedrücken, kein anderer Dienst soll uns beschweren. Wir sollen Jesu allezeit, vollkommen, ohne Müdigkeit und ohne Irrtum dienen. Dies ist der Himmel für einen Heiligen: in allen Dingen dem Herrn Christo zu dienen und von Ihm als sein Knecht anerkannt zu werden.
„Und sie werden sehen sein Angesicht.“ Dies macht den Dienst wonnevoll; in der Tat, es ist der gegenwärtige Lohn des Dienstes. Wir sollen unseren Herrn kennen, denn wir sollen Ihn sehen, wie Er ist. Das Angesicht Jesu sehen, ist die größte Gunst, um die der treueste Knecht des Herrn bitten kann. Was konnte Mose mehr erbitten, als : „Laß mich Dein Angesicht sehen!“?
„Und sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ Sie schauen ihren Herrn an, bis sein Name auf ihren Stirnen zu lesen ist. Sie sind von Ihm anerkannt, und sie erkennen Ihn an. Das geheime Zeichen der innerlichen Gnade entwickelt sich zum öffentlichen Handzeichen einer anerkannten Verbindung.
O Herr, gib mir diese drei Dinge hier in ihrem Beginn, auf daß ich sie in ihrer Fülle in Deiner eigenen Wohnstätte der Seligkeit besitzen möge! (Charles Haddon Spurgeon)


Dieser Name ist der Ausdruck des inneren Lebens. Was im Verborgenen vorging, wird jetzt offenbar. Gottes Arbeit in den Seinen vollendet sich in der Ausprägung Seines Namens auf den Stirnen. Weithin wird kenntlich des Geistes Werk. Schon von der Ferne sieht jedermann, dass der ewige Gott von diesem Menschen hat völlig Besitz nehmen können. Sein Bild ist innerlich ausgestaltet und leuchtet, Gott ist an ihm zu lesen. Ohne Zweifel wird dadurch die Gegenwart des Herrn in einer Weise kund, dass auch dadurch Sein Dasein überall verkündigt wird. Ein unbeschreiblicher Glanz verbreitet sich überall, wo sich diese Heiligen bewegen. Bei Gottbewohnten strahlt Seine Herrlichkeit von innen nach außen, sie geben den Glanz weiter, der in ihnen ist. Der Schluss der Bibel zeigt, wie weit der Herr die Geretteten zu bringen vermag. Zur innigsten Vereinigung mit Ihm führt der Gnade sanfte Macht. Wenn wir solches überdenken, fassen wir Mut, dem Licht zu folgen, das uns heute schon erfreut. Und wenn wir dann wahrnehmen dürfen, dass die Züge auf unserer Stirn sich verändern, so dass unsere Hausgenossen finden, Gottes Gnade und Gegenwart sei an uns zu sehen, so erkennen wir, dass wir jenem schönen Ziele immer näher kommen, wo Gottes Name zu lesen ist auf unserer Stirn. Wir wollen nicht viel Redens von der Sache machen, aber wir freuen uns, zu hören, dass Jesus an uns zu sehen sein kann. „Jesus“ muss auf der Stirn geschrieben stehen. Wie lautet der Name, der bei dir zu finden ist? Heißt er etwa: Unlauterkeit? sinnliche Liebe? Zorn? Eitelkeit? Diese scheiden dich von Gott. Gehe ernstlich in dich. Unter solcher Firma darfst du nicht weiterleben. (Markus Hauser)

22:5 Und wird keine Nacht da sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der HERR wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.

22:6 Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig; und der HERR, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muß.
So sagte der Engel zu Johannes, den der HErr, der Gott der Geister der Propheten, gesandt hatte, zu zeigen Seinen Knechten, was in einer Schnelle geschehen sollte. Es geschieht dieses Engels auch Kap. 1,1. und 22,16. Meldung. Kap. 17,1. wird gesagt, es sei einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, gekommen, und habe zu Johannes gesagt: komm, ich will dir zeigen das Gericht der großen Hure. Eben derselbe, oder auch ein anderer von diesen sieben kam K. 21,9. und sagte zu Johannes: komm, ich will dir zeigen die Braut, das Weib des Lämmleins, und trug ihn hin im Geist auf einen großen und hohen Berg, und zeigte ihm die heilige Stadt Jerusalem, herniederfahrend aus dem Himmel von Gott. Johannes hatte also bei der ganzen Entzückung, in welcher er die Offenbarung sahe, einen Engel zum Beistand bei sich, der nie von ihm wich und ihm Alles zeigte. Zu diesem kam aber Kap. 17,1. und 21,9. noch ein anderer, der, wie es scheint, von einer andern Ordnung war, um ihm die große Hure, und die Braut des Lämmleins, die einander entgegen gesetzt sind, zu zeigen, da dann das Zeigen des ersten Engels nicht unterbrochen wurde, sondern nur einen neuen Beistand bekam. Was dem Johannes gezeigt wurde, wurde, indem er es dachte und schrieb, zu Worten. Er hörte aber auch den HErrn selber, die vier Thiere, einen von den Aeltesten im Himmel, viele selige und unselige Geister, und mehrere Engel wirklich reden. Alle diese Worte oder Reden aber waren gewiß und wahrhaftig, wie Johannes und mit ihm auch wir am Ende des Gesichts versichert werden. Freilich ist Alles, was Gott durch Engel oder Menschen oder auch unmittelbar redet, gewiß, denn es kommt mit Seinem Sinn überein, und ist wahrhaftig, denn es kommt mit den Sachen selbst, welche sind, oder gewesen sind, oder sein werden, überein. Bei der Offenbarung, wodurch Gott dem Johannes und durch ihn auch uns neue und erstaunliche Dinge entdeckt hat, war diese Versicherung um des menschlichen Unglaubens willen besonders nöthig; denn wer hätte vorher denken sollen, daß unter der Regierung des Messias Jesu, da die Menschen alsbald den Anbruch goldener Zeiten erwarteten, noch so viele Trübsale und schwere Gerichte eine lange Zeit über die Menschen ergehen würden, als durch die sieben Siegel, durch die sieben Trompeten, und durch die sieben Zornschalen in dieser Offenbarung angezeigt worden? Wer hätte aber auch glauben sollen, daß es in dem himmlischen Tempel und hernach in dem heiligen neuen Jerusalem so herrlich aussehen und hergehen werde, als in dem Buch dieser Offenbarung beschrieben ist? Selig ist also, der da lieset, und die da hören die Worte dieser Weissagung, und behalten, was darinnen geschrieben ist, Offenb. 1,3. Niemand lasse sich diese Weissagung, die vor andern das Kennzeichen der Göttlichkeit an sich hat, entleiden; denn wer auch Vieles darin nicht versteht, wird doch die Erleuchtung des Heiligen Geistes etwas verstehen, oder die Gabe weiser und bewährter Ausleger benutzen können. Insonderheit aber wird ein jeder Christ in dieser Weissagung von dem himmlischen Vaterland und Erbe, das er hofft, die ausführlichste Nachricht finden. Wen sollte aber diese Nachricht nicht freuen? (Magnus Friedrich Roos)

22:7 Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch.

22:8 Und ich bin Johannes, der solches gehört hat. Und da ich's gehört und gesehen, fiel ich nieder, anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir solches zeigte.

22:9 Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! denn ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten, und derer, die da halten die Worte dieses Buchs. Bete Gott an!

22:10 Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe!

22:11 Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.

22:12 Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.

22:13 Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte.
Gott ist das A und das O, der Anfang und das Ende, Offenb. 21,6. Eben dieses sagt auch Jesus Kap. 22,13. von Sich, setzt aber dazwischen, was Er schon Offenb. 1,17. von Sich gesagt hatte: Ich bin der Erste und der Letzte. Wäre Christus nur ein Geschöpf, oder doch ein niedrigeres Wesen als der Vater, so könnte Er dieses Alles nicht von Sich selbst sagen, und wäre alsdann nicht der Erste, sondern der Zweite nach dem höchsten Gott. Auch wäre Er nicht der Letzte, zu dem Alles wieder zurückkehren müßte, sondern der Uneinsletzte, über den man noch hinausgehen müßte, um zu dem höchsten Wesen, zu dem uns die ganze heilige Schrift hinweist, zu gelangen. Er wäre auch nicht der Anfang, sondern der Nächste nach dem Anfang, und auch nicht das Ende, oder das Ziel aller Dinge, sondern der Nächste vor diesem Ende und Ziel. Weil Er aber Gott über Alles gelobet in Ewigkeit ist, so ist Er, wie der Vater, mit welchem Er Eins ist, das A und O, das ist der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Er ist der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Von Ihm sind alle Dinge, und wenn durch Ihn Alles wieder nach dem Wohlgefallen Seines Vaters eingerichtet ist, so kommen alle Dinge wieder zu Ihm. Es ist Alles durch Ihn und zu Ihm erschaffen, und der Zweck der durch Ihn ausgeführten Erlösung ist dieser, daß Ihm Alles unterthan werde. Durch Seinen Geist erneuert, belebt und erleuchtet Er Alles, was selig werden soll, und diejenigen, die Er so erneuert, belebt und erleuchtet, hangen Ihm als ihrem Haupt an, und sind ewiglich Sein Eigenthum. Er ist das Wort, das im Anfang bei Gott, und das Leben, das bei dem Vater war, und den Menschen erschienen ist. Wenn aber am Ende Gott Alles in Allen sein wird, so wird auch Er als das wesentliche Wort Gottes Alles in Allen, und insonderheit auf die vollkommenste Weise das Leben und das Licht der Menschen sein.
Wie hoch sollen wir also Jesum unsern Heiland schätzen! Wie demüthig sollen wir Ihn preisen! Wie begierig uns zu Ihm wenden! Er, der vor der Welt war, durch den Alles gemacht ist, was gemacht ist, und der insonderheit als der Mittler zwischen Gott und Menschen der Urheber oder die Ursache unseres Heils, Hebr. 5,9., worden ist, soll auch der Gegenstand unseres Verlangens, unseres Vertrauens, und unserer Anbetung, ja das Ziel unseres Laufes sein. Ihm sollen wir unsere Herzen opfern, Ihn sollen unsere Lippen preisen, und Ihn soll unser Wandel ehren. Er ziehe uns zu Sich, Er offenbare ich uns, Er nehme uns auf, daß wir ewiglich seien, wo Er ist, und Seine Herrlichkeit sehen. Wie thöricht sind diejenigen, die ihr Glück aus ihnen selbst und aus andern Kreaturen herleiten, und erschaffene Dinge in diesem Sinn für ihr A, für ihr Erstes, und für ihren Anfang, das ist für die Urheber ihres Wohlstandes halten. Wie thöricht sind sie auf einer andern Seite, wenn ihre Wünsche und ihr Bestreben sich im Reichthum, in der Wollust, oder in der Ehre bei den Menschen endigen, als ob diese ihr O, ihr Letztes und ihr Ende wären. Solche Leute werden freilich sich betrogen finden und darben, wenn das Wesen dieser Welt vergehen wird. (Magnus Friedrich Roos)

22:14 Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.

22:15 Denn draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge. 3)

22:16 Ich, Jesus, habe gesandt meinen Engel, solches zu bezeugen an die Gemeinden. Ich bin die Wurzel des Geschlechts David, der helle Morgenstern.

22:17 Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.4)
Es ist sehr löblich, daß in diesem Vers das Wörtlein komm gleichsam von zwei Seiten her erschallet. Der Geist und die Braut sprechen zu dem HErrn Jesu: komm; der Geist sagt es nämlich in den auserwählten Seelen, mit denen sich der HErr Jesus verlobt hat, und die Seine Braut ausmachen, und diese Seelen stimmen von Herzen mit dem Geist überein: gleichwie nach Röm. 8. der ewige Geist Gottes und der Geist der Glaubigen bei dem Zeugniß von der Kindschaft Gottes mit einander übereinstimmen und zusammen treffen. Johannes setzt aber hinzu: wer es höret, daß der Geist und die Braut so sprechen, sage auch zu dem HErrn Jesu: komm. Er wünscht, daß alle Menschen so sprechen, durch dieses Sprechen dem HErrn Jesu Seine Ehrerbietung beweisen, und zum Stehen vor Ihm bei Seiner Zukunft geschickt werden. Auf diesen Zuruf: komm, antwortet nun der HErr Jesus: wen da dürstet, der komme. Er weiß, daß alle Seelen auf Erden noch durstig seien. Keine ist mit Geistesgaben bis oben an erfüllet. Und die Hitze der Trübsal vermehrt noch bei einer jeden den Durst. Wen aber dürstet, der soll kommen. Wohin soll erkommen? Die Antwort auf diese Frage steht Joh. 7,37., wo Christus sagt: wen da dürstet, der komme zu Mir und trinke. Was bedeutet aber dieses Kommen? Christus erklärt es V. 38., wo Er sagt: wer an Mich glaubet, wird erfahren, was die Schrift von dem Messias sagt: von Seinem Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Wer ist aber dieses lebendige Wasser? Johannes sagt’s uns V. 39., da er zu der Rede Christi hinzusetzte: das sagte Er aber von dem Geist, welchen empfahen sollten, die an Ihn glaubeten. Ich soll also zu Christo kommen, das ist, glaubig mich zu Ihm wenden, und so von dem Wasser des Lebens eine Gabe nach der andern umsonst empfahen. Von Ihm fließt dieses Wasser immer reichlich aus, denn Er hat’s ohne Maß empfangen. Ob es aber gleich ausfließt, und den Kommenden gegeben wird, so entgeht Ihm doch nichts. Es bleibt immer voll. Man empfängt aber die Geistesgaben umsonst von Ihm, wie es auch Jes. 55,1. bezeugt wird, wo Er sagt: wohlan alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser, und die ihr nicht Geld habt, kommet her, kaufet und esset, kommet her und kaufet ohne Geld und umsonst beide Wein und Milch, d.i. Geistesgaben, die Stärke und Freude machen. Wann soll ich aber kommen? Ich soll heute, ich soll jetzt kommen, wie denn Christus Joh. 7,37. lebende Menschen dazu aufgerufen, und Joh. 4,10. zu einer samaritischen Sünderin gesagt hat: wenn du erkennetest die Gabe Gottes, und wer der ist, der zu dir sagt: gib Mir zu trinken, du bätest Ihn, und Er gäbe dir lebendiges Wasser. Weil ich aber doch bei Leibesleben nicht ganz mit dem Wasser des Lebens erfüllt werden kann, so will ich Ihn bitten, und bitte ihn jetzt: HErr heiß mich zu Dir kommen, wenn ich sterbe (Matth. 14,28.), und wenn Er alsdann sagen wird: komm her (V. 29.), so werde ich zu der großen Schaar gelangen, die Er weidet, und zu dem lebendigen Wasserbrunnen leitet (Offenb. 7,17.), und zuletzt werde ich satt werden, wenn ich erwache nach Seinem Bilde.(Magnus Friedrich Roos)


Jesus spricht: „Nehmet umsonst.“ Er verlangt weder Bezahlung noch Vorbereitung. Hast du auch keine guten Gefühle; wenn du dich nur willig finden lässest, so bist du eingeladen; darum komm! Du hast keinen Glauben und keine Reue: komm zu Ihm, und Er wird sie dir schenken. Komm gerade, wie du gehst und stehst, und nimm „umsonst,“ kaufe ohne Geld und umsonst. Er schenkt sich denen, die Ihn nötig haben. Die Trinkbrunnen auf den öffentlichen Straßen und Plätzen großer Städte sind eine herrliche Einrichtung; und wir können uns kaum einen solchen Toren denken, der schmachtend vor Durst vor einem solchen Brunnen stünde, und erst nach seinem Beutel griffe und dann ausriefe: „Ich darf nicht trinken und kann nicht trinken, denn ich habe keine zehn Thaler in der Tasche.“ Wie arm auch der Mensch sein mag, hier steht der Brunnen, und er darf davon trinken, wie er will. Alle Durstigen, die vorübergehen, seien sie nun in grobes Halbleinen oder in Samt und Seide gekleidet, kommen, und schauen sich nicht erst nach irgendeiner Erlaubnis um, ob sie trinken dürfen; der Brunnen steht ja dazu da, und das ist Erlaubnis genug, um das Wasser umsonst zu nehmen. Der freigebige Sinn einiger wohlwollender Freunde hat das erfrischende, kristallhelle Labsal hierher gestiftet, und wir nehmen es und brauchen keine weitere Erlaubnis. Die einzigen Personen vielleicht, die dürstend durch jene Straßen kommen, wo solche öffentliche Freibrunnen errichtet sind, sind die vornehmen Damen und Herren, die in ihren Vierspännern vorüberfahren. Sie sind vielleicht sehr durstig, aber sie dürfen‘s nicht wagen, sich so gemein zu machen, um wegen eines Labetrunks auszusteigen. Es würde sie verunehren, meinen sie, wenn sie an einem öffentlichen Brunnen trinken würden: und so fahren sie vorüber mit lechzenden Lippen.
Ach, wie viele gibt‘s, die sich reich dünken an guten Werken und die darum nicht zu Christo kommen können! „Ich will,“ sagen sie, „nicht auf gleiche Weise selig werden wie der Ehebrecher und Gotteslästerer. Wie, ich soll auf demselben Wege in den Himmel kommen, wie jeder Bettler? Gibt‘s denn nicht noch einen andren Weg zur Herrlichkeit, als den Weg, auf dem alle Diebe mitlaufen? So will ich nicht selig werden.“ Solche stolze Pocher müssen ohne das Lebenswasser bleiben; aber „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Der Inhalt der Heiligen Schrift muss zum Inhalt unseres Herzens werden. Dann lesen wir sie gern. Unser Herz trinkt Lebenswasser, so oft Gottes Wort in Ohr und Herz erklingt. Ein Lebenswasser durchfließt die goldenen Gassen des himmlischen Jerusalems; und Lebenswasser will der Herr hier schon allen Dürstenden zu trinken geben. Freundlich ruft Er allen Menschen zu: Wer unbefriedigt ist, sich unglücklich fühlt, wer sich nach wahrem Leben sehnt, der komme zu mir; Ich gebe ihm das lebendige Wasser. Unvergängliche Gaben sollen sein Teil sein. Der Herr macht keine Ausnahme; alle, alle sollen kommen und trinken. - Durchbrecht nur mutig alle Hindernisse; stützt euch auf die gnädige Einladung und trinket gleich jetzt von dem stillen, klaren, lebendigen Wasser. Man fragt sich oft, wovon es denn eigentlich abhänge, voll zu werden von dem Lebensgeiste Gottes? Folge nur deinem Herrn in dem Augenblicke, da Er dich ruft. Wenn du mit Ihm, dem Haupte, in Verbindung kommst, so durchdringt und durchgeistet Er dich mit Seinem Lebensodem. Die Rebe wird des Weinstocksaftes teilhaftig. Sollte der Herr den Kommenden abweisen, nachdem Er nur das Dürsten als Bedingung gestellt hatte?! Wie immer es in deinem Herzen aussehen mag, wäre es kalt wie ein Eisberg, hart wie ein Diamant, zornig wie ein Tiger - des Herrn Geist macht alles neu. Dieser Geist von oben macht Löwen zu Lämmern und durchglüht und schmilzt das kalte, harte Herz. Bei aller Arbeit, bei allem Ungemach, unter allen Anfechtungen und Nöten darf dein Herz auf den Herrn blicken und sprechen: „Herr, erfülle, durchdringe, belebe mich.“ Und Er tut es. (Markus Hauser)


Ist die Wiederkunft Christi unsere brennende Lebenshoffnung, so stehen wir in der Einigkeit des Geistes. Er weckt das Sehnen in uns, macht die Liebe rein und heiß; mit Ihm bitten wir, weil Er in uns ist. Als aufrichtige Jünger wollen wir voll Geistes werden. Es ist köstlich, mit dem Geiste im Bitten völlig eins zu sein! Als Glied der Brautgemeinde weist sich aus, wer mit dem Heiligen Geiste fleht: Komm, Herr Jesu! Zu Ihm hin zieht es die Braut, sie will mit Ihm vereinigt sein. Wie einfach, wie einleuchtend ist das! Und wie selig sind alle, welche schon diesen bräutlichen Sinn haben! Wer die Botschaft vom Kommen des Herrn hört, wer sie auch innerlich im Herzen vernimmt, der darf schon mitbitten, er lernt flehen um das Kommen des Herrn. Warum? Weil er einsieht, dass Jesus das Heil der Welt und das einzige Glück der Seinen ist. Und seift Bitten findet stufenweise Erhörung. Näher tritt ihm der Herr, völliger wird in solchem Gebete die Gemeinschaft mit Ihm; darum ist er auch bereit, wenn der Herr kommt. Dürstest du nun, so komme! Erkenne die Güte Jesu; da Er im Kommen begriffen ist, ruft Er dir zu: Jetzt komme! Das Wasser des Lebens sollst du haben. Er reicht es dar - umsonst. Wer könnte sich zurückgesetzt fühlen? Erkennst du es, dass alle aufrichtigen Menschen kommen dürfen? O komme eilends herbei, denn dein Heiland, dein Gott kommt. Er streckt die Hände nach dir aus, rufend: Komm, komm! Du tust vielleicht etliche Schritte und - fällst; aber ermutigend spricht Er wieder: Komm nur! und jubelnd sinkst du Ihm in die ausgebreiteten Arme. O gib alle Götzen auf und werde ein ganzer Jünger Christi. (Markus Hauser)


Der HErr Jesus und die Braut begegnen einander in diesen Worten mit einer liebevollen Ansprache. Er spricht: siehe, Ich komme bald. Ist dieses nicht ein Wort der zärtlichsten Liebe, welches die Braut trösten und erfreuen soll? Und der Geist und die Braut sprechen: komm! Ist dieses nicht ein Ausdruck des liebreichen Verlangens, welches die Braut nach ihrem Bräutigam hat? Wenn der Bräutigam spricht: siehe, Ich komme bald, so wäre es unfein, wenn die Braut dadurch in eine Furcht gesetzt würde; denn Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein; wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe, 1 Joh. 4,18. Und eben diejenigen, die völlig in der Liebe sind, stehen in dem Stand der Braut, welches hier des Johannes Augenmerk ist. Weil es aber noch Seelen gibt, bei denen die völlige Liebe die Furcht noch nicht ausgetrieben hat, so werden diese von Johannes auch zu diesem seligen Brautstand eingeladen; denn er sagt, wenn sie den HErrn Jesum sagen hören: siehe, Ich komme bald, so sollen sie auch ohne Furcht sprechen lernen: komm! Die Liebe schließt das Verlangen in sich, den Geliebten zu sehen, und mit Ihm so genau, als es möglich ist, vereinigt zu werden. Dieses Verlangen wird durch die Zukunft Jesu völlig gestillt. Durch dieselbe offenbart Sich Jesus Seiner Braut noch mehr, als er Sich vorher den Seelen im Himmel offenbaren konnte; denn der Tag Seiner Zukunft ist ein Tag der Offenbarung. An diesem Tage werden Ihn auch diejenigen Braut-Seelen das erstemal sehen, welche bis an das Ende der Welt lebendig geblieben sein werden. Alle Heiligen werden Ihm alsdann in einem fröhlichen Liebestrieb in den Wolken und der Lust entgegen gerückt werden, 1 Thess. 4,17. Wenn Er sie aber auch schon Seiner Rechten wird gestellt haben, so wird Er noch zu ihnen sagen: kommet her ihr Gesegneten Meines Vaters! und von da an werden sie bei dem HErrn sein allezeit, 1 Thess. 4,17. Denn wenn sie mit einander als die geschmückte Braut des Lammes in dem neuen Jerusalem wohnen werden, so wird er bei ihnen wohnen; das neue Jerusalem wird auch Sein und des Vaters Hütte sein; der Thron Gottes und des Lammes wird darinnen sein; Er wird ihre Leuchte und ihr Tempel sein, Offenb. 21. und 22. Welch‘ eine Liebe, Freude und Herrlichkeit wird da im Schwang gehen! Kein Menschenverstand reicht jetzt bis dahin; doch soll eine jede Seele begierig sein, die Liebe Jesu bei Leibesleben zu genießen, und etwas von demjenigen zu erfahren, was Ps. 45., im ganzen Hohenlied, Hos. 2. und Eph. 5. von denjenigen Seelen bezeugt wird, mit denen Sich der HErr Jesus verlobt hat. Man soll also in der Liebe, welche durch den Genuß der Liebe Jesu entzündet wird, immer weiter rücken, bis sie völlig wird, und man ohne Furcht den HErrn Jesum könne sagen hören: Ich komme bald, und bis der Zuruf, komm! als ein liebevolles Echo dagegen erschallen könne. (Magnus Friedrich Roos)


Es ist in der Offenbarung Johannis oft von der Zukunft Christi die Rede. Siehe, Er kommt in den Wolken, sagt Johannes Kap. 1,7., und Kap. 22,12. sagt der HErr selber: siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem Jeglichen, wie seine Werke sein werden. Es gereicht aber zum Wohlgefallen des HErrn Jesu, wenn diesen Seinen Worten entgegen schallt: kommt! gleichwie es auch V. 20. geschieht, wo der HErr Jesus spricht: Ja, Ich komme bald, Amen, und Johannes in seinem und aller Gerechten Namen antwortet: Ja komm, HErr Jesu! Gleichwie der HErr Jesus durch die Verheißung: Ich komme bald, den Glaubigen die Versicherung gibt, daß Er sie bald in den völligen Genuß der Herrlichkeit, die Er ihnen bereitet habe, einführen wolle, also zeigen diese durch den Zuruf: komm! hinwiederum an, daß sie nicht nur die verheißene Zukunft glauben, sondern auch Jesum und Seine Erscheinung lieb haben, und derselben wachend und verlangend entgegen sehen. Der Geist und die Braut werden hier besonders genannt, wie Ap. Gesch. 15,28. der Geist und die Apostel, in denen Er war, und Röm. 8,26. der Geist und die seufzenden Christen, in denen Er das Seufzen wirket. Also ist auch der Geist in der Braut, und wenn Er in derselben spricht: komm! so spricht es die Braut zugleich. Es ist ein einiges Sprechen, dessen Urheber der Heilige Geist ist, und dem der neugeschaffene menschliche Wille der Braut beistimmt. Eben so verhält es sich mit dem Ruf: Abba, Vater! welcher Gal. 4,6. dem Heiligen Geist, und Röm. 8,15. den Kindern Gottes, welche ihn durch den Heiligen Geist thun, zugeschrieben wird. Niemand kann dem HErrn Jesu mit einem willigen Herzen zurufen: komm! es sei denn, daß ihn der Heilige Geist dazu erwecke; wer Ihm aber durch die Kraft des Heiligen Geistes so zuruft, gehört zu der Gemeine Gottes, welche Eph. 5., und Off. 19. die Braut und das Weib des Lammes genannt wird, und hat also das Recht, dereinst in dem neuen Jerusalem zu wohnen, weil diese Stadt, nämlich die Einwohnerschaft dieser Stadt, Offenb. 21,9. eben diesen Namen führet. Gewißlich, wer dem HErrn Jesu zurufen kann: komm! hat ein liebreiches Verlangen nach Ihm, wie eine Braut nach ihrem Bräutigam; und wem Er die liebreiche Verheißung gibt: ja Ich komme bald, Amen, den liebt Er mit der Liebe eines Bräutigams. Doch weil die Anzahl derer, welche mit einander die Braut und das Weib des Lammes ausmachen sollen, noch nicht ganz ist, so setzt Johannes hinzu: wer höret, was der HErr Jesus von Seiner Zukunft sagt, und wer höret, was der Geist und die Braut sagen, gebe alsbald eben demselben Geist bei sich Raum, und spreche: komm! damit er auch ein Glied der Braut werde, und der HErr Jesus durch diesen Zuruf von ihm geehrt werde.
Was soll ich nun am Ende dieses Jahres thun? Die Weltzeiten fließen hurtig dahin. Hat der HErr Jesus schon zu dem Johannes gesagt: siehe, Ich komme bald, so darf ich heute mit dem größten Recht dafür halten, Er komme bald. Habe ich nun Gnade und den Heiligen Geist empfangen, bin ich los vom bösen Gewissen, ist Seine Liebe in meinem Herzen ausgegossen, stehe ich in der gewissen Hoffnung des himmlischen Erbes, so darf und soll ich Ihm entgegen rufen: komm! Ja komm, HErr Jesu, und mache dem Leid und dem Streit, der Gefahr und der Noth ein Ende. Komm und erfülle Deine Verheißungen, und lasse das Warten derer, die Dich lieben, zur Freude werden. Ja komm, HErr Jesu! Deine Gnade sei mit uns Allen. Amen. (Magnus Friedrich Roos)

22:18 Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen.

22:19 Und so jemand davontut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun sein Teil von Holz des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist.

22:20 Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald. Amen, ja komm, HERR Jesu!

22:21 Die Gnade unsers HERRN Jesu Christi sei mit euch allen! Amen.5)
Köstlicher Schluß der heiligen Offenbarung und der ganzen heiligen Schrift! Mit der Schöpfung der sichtbaren Welt hatte sie begonnen, mit der Schöpfung der unsichtbaren Welt schließt sie ihre Enthülllungen. – Köstlicher Schlußwunsch: “die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch Allen!“ Ja, Deine freie, reiche, ewige Gnade, Herr Jesu, sei mit mir, mit jedem, der dies liest und hört, ja, mit Allen, die sie bedürfen und verlangen; besonders wenn Du wieder kommst! Diese Gnade züchtige uns, zu warten auf Deine große und majestätische Erscheinung! Diese allgemeine Gnade, dieser allumfassende Erlösungsrath und Heilsplan Gottes in Christo ist der Hauptinhalt der ganzen, Ein Ganzes bildenden heiligen Schrift vom Anfange bis zum Ende. – Köstliche Schlußverheißung aus dem Munde des Herrn Jesu: “Ja, ich komme bald. Amen!“ Nichts als Liebe, Trost und Freude enthält sie, nichts als bräutliches Verlangen und immer heißere Sehnsucht will sie wecken. Sprächen wir doch immer mit dem Liede: „Dort oben im Himmel da haben wir’s gut; wer’s glaubt und beherzigt, dem wächset der Muth,“ und mit der Braut, der gläubigen und gerechten Gemeinde. “Ja komm, Herr Jesu,“ wir glauben Dein Wort und Deine darin verheißene Zukunft nicht nur, wir sehen ihr auch wachend und verlangend entgegen. Hat aber der Herr Jesus schon zu Johannes gesagt: ich komme bald, so darf ich heute mit dem größten Recht dafür halten, Er werde bald erscheinen. Und habe ich Gnade und den heiligen Geist empfangen, bin ich los vom bösen Gewissen, ist seine Liebe in meinem Herzen ausgegossen, stehe ich in der gewissen Hoffnung des himmlischen Erbes: dann darf und soll ich ihm entgegenrufen: komm! Ja komm, Herr Jesu, und mache dem Leid und Streit, der Gefahr und der Noth ein Ende. Komm und erfülle Deine Verheißungen und laß das Warten derer, die Dich lieben, zur Freude werden. Ja komm, Herr Jesu. Deine Gnade sei mit uns Allen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


In dem vorhergehenden 21. Kapitel dieser Offenbarung Joh. hat der heilige Geist das neue Jerusalem, den neuen Himmel und die neue Erde, das ist, die Herrlichkeit des ewigen und seligen Freudenlebens beschrieben. Darauf zeiget er in dem gegenwärtigen Kapitel, was für eine Nahrung und Unterhalt die Bürger und Einwohner desselben zu ihrer Speise und Trank haben werden, nämlich den Strom des lebendigen Wassers und die Früchte von dem Holz oder dem Baum des Lebens. Das dürfen wir aber nicht leiblicherweise, sondern müssen's geistlicherweise verstehen, weil das Reich Gottes nicht Essen und Trinken ist, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geist. Dieser heilige Geist mit allen Seinen Gnaden und Gaben ist der Strom des lebendigen Wassers, der vom Vater und Sohn ausgehet, und das Holz Lebens ist der HErr Jesus Christus, der auch sonst unser Brod genennet wird, das vom Himmel gekommen ist - und der Welt das Leben gibt. Dies wird denn unsere Speise und unser Trank auch in dem ewigen Leben seyn, dessen wir zwar schon hier auf Erden - in der christlichen Kirche als dem Reich der Gnaden - durch mancherlei Gaben und Wohlthaten - im Glauben empfangen und genießen; die Fülle aber und der vollkommene Genuß derselben ist von Gott in jenes ewige Freudenleben versparet, da alle Gläubigen trinken werden von den reichen Gütern des Hauses Gottes - und mit himmlischer und ewiger Wollust werden getröstet, ergötzet und überschüttet werden als wie mit einem Strom.
Was aber alsdann das Thun und Wesen der seligen Himmelsbürger ewiglich vor Gott seyn werde, sagt Johannes in folgenden Worten: „Sie werden als Knechte Gottes Ihm dienen - und Sein Angesicht sehen.“ Denn obschon sie auch hier auf Erden Gott als ihrem HErrn dienen mit Anrufung, Danksagung, Lob und Preis, so geschiehet doch alles dieses noch im Glauben; dort aber wird es im vollkommenen Schauen geschehen, da die Seligen und Gläubigen nicht mehr durch's Wort als durch einen Spiegel Gott sehen - oder nur durchs Gebet mit Ihm reden werden, sondern sie werden Ihn sehen, wie Er ist; Gottes Wesen und Wille wird ihnen ganz offenbar vor Augen seyn, so daß sie als in einem hellen Licht alle Ursachen des Raths und der Werke Gottes bei der Erschaffung, Erlösung und wunderbaren Regierung Seiner Kirche erkennen und schauen werden. Alle Geheimnisse, die man in dieser Welt nimmer hat erforschen und auslernen mögen, werden alsdann den Seligen und Auserwählten offenbar und entdeckt seyn, so daß keiner den andern wird lehren und sagen dürfen: „Erkenne den HErrn!“ weil sie alle von Gott selbst gelehret und erleuchtet seyn werden. Wofern wir aber solchen heiligen und seligen Dienst Gott dereinst freudig und vollkommen leisten wollen, müssen wir fein zeitlich hier auf Erden anfangen, aus wahrem Glauben Gott zu dienen unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die Ihm gefällig ist. Alsdann werden wir auch dort zu dem vollkommenen, ewigen Himmelsdienst aufgenommen werden; ja wir werden nicht allein Gott dienen, sondern mit Ihm selber herrschen und regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Zuletzt folget nun der Beschluß dieses Kapitels, des Buchs der Offenbarung und auch der ganzen heiligen Schrift. Da ist denn die Warnung des heiligen Geistes wohl zu merken,' daß man ja bei dem göttlichen Wort nichts dazu noch davon thue. Wir dürfen also keine Lehre außer der heiligen Schrift annehmen, wie scheinbar auch selbige vorgetragen wird, sondern müssen schnurstracks bei dem geoffenbarten, reinen und alleinseligmachenden Wort verbleiben - und demselben einfältiglich glauben und nachkommen. Alsdann werden wir bei der Zukunft Christi und des Tags des HErrn, der gewiß nimmer lang ausbleiben, sondern bald erscheinen wird, mit Ihm eingehen in die ewige Freude und Seligkeit.
Allerheiligster Gott, der Du bist das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte, Dir sey herzlich Dank und Preis gesagt für die Klarheit Deines Wortes, durch welches Du vermittelst des heiligen Geistes unsere Herzen erleuchtest, daß wir Dich erkennen und Dir dienen, auch dermaleinst mit Dir leben und regieren sollen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ach, Deine Worte sind gewiß und wahrhaftig in unsern Herzen. Laß sie uns doch allezeit von aller Sünde abhalten, welche machet, daß die unreinen Hunde ewiglich draußen, außer Deinem Reich, bleiben müssen. Laß sie uns hingegen je mehr und mehr heiligen - und zur wahren Frömmigkeit treiben, so werden wir mit Dir, wann Du kommen wirst, eingehen in Deine Herrlichkeit. Ach, Himmelsbräutigam, wie verlanget unsere Seele nach Dir! Komm doch, HErr Jesu, komm! Denn unsere Seelen dürstet nach dem Wasser des ewigen Lebens. Laß uns Deine Stimme hören, die da saget: „Ja, Ich komme!“ So komm denn bald, HErr Jesu! Laß uns Deine Süßigkeit schmecken - und Deine Klarheit schauen in alle Ewigkeit! Amen. (Veit Dieterich)


Ein Jahr ist nun verflossen, und in demselben Vieles verschwunden, was sichtbar gewesen war, Vieles gefallen, was gestanden ist, Viele sind gestorben, die gelebt haben: ja in der ganzen Welt, die so wenig als das Meer ruhig sein kann, sind unzählbare Veränderungen vorgefallen. Jesus Christus aber ist gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit, und Seine Gnade währet von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so Ihn fürchten, und Seine Gerechtigkeit auf Kindeskind, bei denen, die Seinen Bund halten, und gedenken an Seine Gebote, daß sie darnach thun, Hebr. 13,8. Ps. 103,17.18. Diese Seine Gnade, die Er weislich und in einer heiligen Ordnung erweiset, und die deßwegen auch Gerechtigkeit genannt wird, sei denn mit uns Allen. Die Gnade ist nicht nur ein Wohlwollen gegen uns, das der HErr Jesus in Seinem Herzen heimlich verschlossen behielte, sondern sie ist eine thätige Gunst, ein wirksames Wohlwollen. Der HErr Jesus ist den Menschen geneigt, weil Er ein Mensch worden ist, und weil Er’s übernommen hat, ein Mittler zwischen Gott und ihnen zu sein. Weil Er ihnen aber geneigt ist, so will Er sie aus dem Schlaf und Tod der Sünden erwecken, Buße und Glauben in ihnen wirken, sie rechtfertigen, heiligen, und endlich zur Herrlichkeit erheben. Auch will Er ihnen die Nahrung und Nothdurft des Leibes geben, und sie überhaupt spüren lassen, daß Er ihr höchster Wohlthäter sei. So sei denn die wohlthuende und segnende Gnade des HErrn Jesu mit Allen. Er hat eine Fülle, aus welcher Alle, ohne daß sie erschöpft oder nur vermindert würde, Gnade um Gnade nehmen können. Zu dieser Fülle werden Alle eingeladen, Alle haben den Zutritt dazu, ohne daß die Unwürdigkeit Jemand ausschlösse; denn die Gnade siehet nicht auf die Würdigkeit oder auf’s Verdienst der Werke. ungeachtet also alle Menschen Sünder sind, so sei doch die Gnade des HErrn Jesu mit Allen, und erweise sich so an einem Jeden, wie er’s bedarf und verlangt. Wer das Ende dieses Jahres erlebt hat, danke Gott und gewinne eine Zuversicht, wie von Paulus Ap. Gesch. 28,15. gesagt wird. Der Gnade des HErrn Jesu haben wir alle empfangenen Wohlthaten zu danken, und eben dieselbe Gnade ist der Grund der Zuversicht auf die künftige Zeit. diese Gnade züchtige uns aber auch, daß wir verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt, und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung des großen Gottes und unsers Heilandes Jesu Christi, Tit. 2,12.13. Bei dieser Erscheinung wird die Fülle Jesu recht überfließen, und der Reichthum Seiner Gnade recht offenbar werden, und alle Heiligen werden nach ihrer Verherrlichung und nach der Empfahung des himmlischen Erbes sagen: von Gottes Gnade sind wir, was wir sind, und Seine Gnade an uns ist nicht vergeblich gewesen. Es sei also die Gnade unsers HErrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns Allen. Amen. (Magnus Friedrich Roos)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/27_off/off_kapitel_22.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain