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2. Petrus, Kapitel 2

2. Petrus, Kapitel 2

2:1 Es waren auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die nebeneinführen werden verderbliche Sekten und verleugnen den HERRN, der sie erkauft hat, und werden über sich selbst herbeiführen eine schnelle Verdammnis.

2:2 Und viele werden nachfolgen ihrem Verderben; um welcher willen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden.

2:3 Und durch Geiz mit erdichteten Worten werden sie an euch Gewinn suchen; welchen das Urteil von lange her nicht säumig ist, und ihre Verdammnis schläft nicht.

2:4 Denn Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten werden;

2:5 und hat nicht verschont die vorige Welt, sondern bewahrte Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, selbacht und führte die Sintflut über die Welt der Gottlosen;

2:6 und hat die Städte Sodom und Gomorra zu Asche gemacht, umgekehrt und verdammt, damit ein Beispiel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden;

2:7 und hat erlöst den gerechten Lot, welchem die schändlichen Leute alles Leid taten mit ihrem unzüchtigen Wandel;

2:8 denn dieweil er gerecht war und unter ihnen wohnte, daß er's sehen und hören mußte, quälten sie die gerechte Seele von Tag zu Tage mit ihren ungerechten Werken.

2:9 Der HERR weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen, die Ungerechten aber zu behalten zum Tage des Gerichts, sie zu peinigen,
Der HErr Jesus ist selber auch im Stand Seiner Niedrigkeit versucht worden, weil Er aber eine reine Natur hatte, so konnte Er nie von Seiner eigenen Lust gereizt und gelockt werden, hingegen drangen die Versuchungen von außen her, und zwar oft mit der größten Heftigkeit auf Ihn zu: Er blieb aber dabei immer ein unschuldiges und unbeflecktes Lamm. Je heiliger eine Seele ist, desto mehr haßt sie die Sünde, und desto treuer und kräftiger widersteht sie allen Versuchungen. Auch die reizenden Bilder sind ihr eine Last; die schreckenden aber sieht sie ohne Furcht an. Uebrigens aber ist das Versuchtwerden immer ein Leiden für sie. Paulus ruft zwar den Christen, die versucht werden, muthig zu, 1 Kor. 16,13.: wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark, und Christus muntert sie Offenb. 2. und 3. durch sieben sehr herrliche Verheißungen zum Ueberwinden auf: doch ist es dabei immer erwünscht, wenn man aus der Versuchung gar erlöset, oder, ohne Schaden gelitten zu haben, davon befreiet wird. Und wer ist, der dieses kann? Petrus sagt: der HErr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen. Er weiß die rechte Weise, Mittel und Zeit dazu. Er erlöset aus vielen Versuchungen, alldieweil das irdische Leben noch währt, wenn Er den Menschen in andere Umstände versetzt, wie es dem David ergangen, da ihn Gott nach der Ueberschrift des achtzehnten Psalmen von der Hand seiner Feinde, und insonderheit von der Hand Sauls errettet hat, oder wenn Er die Seele innerlich mehr reiniget, daß eine oder die andere Versuchung aufhöret oder doch schwächer wird, oder wenn Er den bösen Geistern befiehlt, eine Zeit lang von dem Menschen abzulassen. Doch wird der Mensch nie von allen Versuchungen erlöset, bis er in den Himmel aufgenommen wird, wo eine vollendete Seele nichts mehr in und um sich haben wird, das sie versuchen könnte. Wie wohl wird sich’s da nach der Arbeit ruhen! Wie wohl wird’s thun! Wer fraget, ob es nicht besser wäre, wenn gar keine Versuchungen bei den gefallenen Menschen entstünden, der fraget nicht weislich; denn dem gefallenen und mit der Sünde angesteckten Menschen wird Alles zur Versuchung. Das Paradies wäre ihm eine Versuchung, wenn er noch drinnen wäre: nun ist’s ihm eine Versuchung, daß er mühselig außer demselben leben muß. Ueberdieß ist es Gottes Wohlgefallen, daß alle vernünftigen Geschöpfe Proben der Treue vor Ihm ablegen; weßwegen Er bald nach der Schöpfung über die Engel und Menschen Versuchungen kommen lassen, und nun, da ein Erlöser gekommen ist, alle Gottesfürchtigen in den Versuchungen zeigen heißt, daß ihr Glaube an den Erlöser und ihre Liebe zu Ihm rechtschaffen sei. Hier müssen sie nach der Lehrart Jakobi aus den Werken gerechtfertigt werden wie Abraham, da er seinen Sohn Isaak schlachten wollte. Ueberdieß gereichen denen, die Gott lieben, alle Dinge, auch die Versuchungen, zum Besten. Lasset uns also in den Versuchungen Treue beweisen und auf die Erlösung aus denselben warten.(Magnus Friedrich Roos)


Die Gottseligen werden versucht und geprüft. Das ist kein wahrer Glaube, der nie auf die Probe gestellt ist. Aber die Gottseligen werden aus ihren Versuchungen erlöset, und das nicht durch Zufall, noch durch Mittelursachen, sondern durch den Herrn selber. Er übernimmt persönlich das Amt, diejenigen zu erlösen die Ihm vertrauen. Gott liebt die Gottseligen oder Gottähnlichen, und Er weiß ganz genau, wo sie sind und wie es ihnen geht.
Zuweilen scheint ihr Weg ein Labyrinth, und sie können sich nicht vorstellen, wie sie drohender Gefahr entgehen werden. Was sie nicht wissen, weiß ihr Herr. Er weiß, wen Er zu erlösen hat und wann Er zu erlösen hat und wie Er zu erlösen hat. Er erlöst auf die Art, welche für den Gottseligen am wohlthätigsten ist, für den Versucher am zermalmendsten und für Ihn selber am glorreichsten. Wir mögen das „Wie?“ dem Herrn überlassen und es zufrieden sein, uns darüber zu freuen, daß Er auf die eine oder andre Art die Seinen durch alle Gefahren, Leiden und Versuchungen dieses sterblichen Lebens hindurch zu seiner Rechten in der Herrlichkeit bringen wird.
Heute ist es nicht meine Sache, in meines Herrn Geheimnisse hinein zu spähen, sondern geduldig auf seine Zeit zu harren und zu wissen, daß, ob ich auch nichts weiß, mein himmlischer Vater alles weiß. (Charles Haddon Spurgeon)

2:10 allermeist aber die, so da wandeln nach dem Fleisch in der unreinen Lust, und die Herrschaft verachten, frech, eigensinnig, nicht erzittern, die Majestäten zu lästern,

2:11 so doch die Engel, die größere Stärke und Macht haben, kein lästerlich Urteil wider sie fällen vor dem HERRN.

2:12 Aber sie sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren sind, daß sie gefangen und geschlachtet werden, lästern, davon sie nichts wissen, und werden in ihrem verderblichen Wissen umkommen

2:13 und den Lohn der Ungerechtigkeit davonbringen. Sie achten für Wollust das zeitliche Wohlleben, sie sind Schandflecken und Laster, prangen von euren Almosen, prassen mit dem Euren,

2:14 haben Augen voll Ehebruchs, lassen sich die Sünde nicht wehren, locken an sich die leichtfertigen Seelen, haben ein Herz, durchtrieben mit Geiz, verfluchte Leute.

2:15 Sie haben verlassen den richtigen Weg und gehen irre und folgen nach dem Wege Bileams, des Sohnes Beors, welcher liebte den Lohn der Ungerechtigkeit,

2:16 hatte aber eine Strafe seiner Übertretung: das stumme lastbare Tier redete mit Menschenstimme und wehrte des Propheten Torheit.

2:17 Das sind Brunnen ohne Wasser, und Wolken, vom Windwirbel umgetrieben, welchen behalten ist eine dunkle Finsternis in Ewigkeit.
Dabei scheint es, als ob diese Art von Scheinchristen sehr tätig sind; sie bewegen sich sehr viel und kommen doch nicht vorwärts. Sie sind in einem Dutzend Vereine tätig und melden sich am häufigsten zum Wort; besonders bei Neugründungen sind sie stets die eifrigsten, bis der Karren ohne sie läuft oder ohne sie stecken bleibt. Sie leisten dabei in Wirklichkeit nichts und kommen auch innerlich nicht vorwärts. Sie bewegen sich nur um sich selbst, wie die Tür den ganzen Tag sich bewegt und doch nicht vom Platz kommt. Niemand hält Gottes Reich so auf, innerlich wie äußerlich, als diese Sorte, und dabei halten sie sich für die wichtigsten Persönlichkeiten, ohne die es gar nicht geht, etwas Neues zu unternehmen. Bezeichnend ist für diese Menschen, daß ihre heranwachsenden Kinder sie bald durchschauen und von ihrem Christentum nichts wissen wollen. Ebenso haben sie gewöhnlich keinen einzigen wahren Freund, der in Liebe an ihnen hängt. Gefährlicher werden sie, wenn große Begabungen ihnen blendenden Einfluß verleihen oder eine bestimmte Irrlehre sie begeistert. Das wirkliche Urteil über sie kommt mit der Zeit auf Erden schon heraus, und dann haben sie nur die Wahl, sich tief zu beugen oder sich vollends zu verstocken.
Davor behüte uns, lieber Vater im Himmel. Wir wollen nicht vor den Leuten viel gelten, sondern lieber nur bei dir! Herr, bringe du unser Inneres und Äußeres in Harmonie mit dir und miteinander. Amen. (Samuel Keller)

2:18 Denn sie reden stolze Worte, dahinter nichts ist, und reizen durch Unzucht zur fleischlichen Lust diejenigen, die recht entronnen waren denen, die im Irrtum wandeln,

2:19 und verheißen ihnen Freiheit, ob sie wohl selbst Knechte des Verderbens sind. Denn von wem jemand überwunden ist, des Knecht ist er geworden.

2:20 Denn so sie entflohen sind dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis des HERRN und Heilandes Jesu Christi, werden aber wiederum in denselben verflochten und überwunden, ist mit ihnen das Letzte ärger geworden denn das Erste.
Petrus redet hier von rückfälligen Christen, welche durch die Verführung Anderer greuliche Leute worden waren, und es ist sehr wahrscheinlich, daß ihre Verführer eben dieselben gewesen seien, wider die auch der Apostel Judas in seinem Brief geeifert hat. Petrus sagt von den Verführten, daß sie einmal dem Unflath der Welt durch die Erkenntniß unsers HErrn und Heilande Jesu Christi entflohen gewesen seien. Diese Erkenntniß ist also so kräftig, daß sie die Seele treibt und stärkt, diesem Unflath zu entliehen. Man findet in Jesu Gnade und Friede. Man bekommt Licht und Leben durch Ihn. Dadurch wird dann dem Menschen der Unflath, oder das wüste sündliche Wesen der Welt entleidet. Er haßt es, er speit es gleichsam aus, er läßt sich davon reinigen und fliehet es. Ist’s möglich, daß solche Leute wieder in die unreinen Lüste der Welt eingeflochten werden? Ja, es ist möglich, weil es schon oft und auch zur Zeit der Apostel geschehen ist. Gemeiniglich geschieht es nicht plötzlich und auf einmal. Man läßt zuerst nach im Wachen über sich selbst, man wird träg zum Gebet und unterläßt es zuweilen gar, man wird leichtsinnig, und hält sich kleine Ausschweifungen in Worten und Werken zu gut, und entzieht sich durch beständige Zerstreuungen der innerlichen Bestrafung des Heiligen Geistes. Man entzieht sich dem Umgang mit frommen Christen, weil sie zu ernsthaft sind, und weil auf ihrem Umgang eine Schmach liegt, und begibt sich in einen unnöthigen und schädlichen Umgang mit eitlen Menschen. Eitle Gedanken, Reden und Bücher werden angenehmer, als das theure werthe Wort Gottes, welches man immer seltener und träger hört und liest. Nach und nach verliert man sein innerliches Licht und seine Kraft, und wird in die Unreinigkeit der Welt ganz eingeflochten, sonderlich wenn Verführer dazu kommen, welche auch als Rückfällige den Weg verlassen haben, V. 15., und hernach den albernen Menschen bereden, das genaue Christenthum sei ein gesetzliches Wesen, worein sich nur schwache Seelen einspannen lassen; Vieles sei nicht Sünde, was man für Sünde halte; der äußere Mensch könne Vieles thun, woran der innere keinen Antheil nehme, und es gebe eine geheime hohe und tiefe Weisheit, nach welcher man Niemand unterthänig sein, V. 10., seinen Gewinn wie Bileam in der Welt suchen, und fleischliche Wollüste ausüben könne, folglich als ein freier Mensch leben dürfe V. 13.14.15.19. Wer nun einer solchen falschen Beredung Gehör gibt, wird freilich ein zerrütteter, verkehrter und unseliger Mensch. Anstatt der Weisheit wandelt er im Irrthum, und anstatt der Freiheit wird er überwunden, und ein Knecht der Sünde. Sein Zustand wird schlimmer, als jener vor seiner Bekehrung gewesen war. Auch ist er jetzt ein gefährlicher Mensch für Andere, weil er dem Christenthum, das ihm bekannt ist, auf eine listigere Weise zusetzen kann, als ein Anderer, der es noch nie hat kennen lernen. Ach Gott, laß mich nicht zu Schanden werden, und bewahre mich mit Deiner Macht durch den Glauben zur Seligkeit!(Magnus Friedrich Roos)


„So sie entflohen sind dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis des HErrn und Heilandes JEsu Christi, werden aber wiederum in denselbigen geflochten und überwunden, ist mit ihnen das Letzte ärger geworden, denn das Erste.“
Hier ist uns vorerst gesagt, daß man durch die Erkenntnis des HErrn JEsu Christi dem Unflat der Welt entflohen sei. Ehe man Christum kennt, tappt man wohl in alle Pfützen hinein, und ist's einem nicht wohl, wenn man nicht alles mitmachen kann und darf. Hat man aber den HErrn JEsum kennen gelernt, Seine Hingabe und Aufopferung für die Sünden der Menschen verstanden und schätzen gelernt, dann schämt man sich des Unflats, und merkt man, daß man mit allem Ernst aus dem Unflat sich herauswinden müsse. So reinigt, befreit und heiligt die Erkenntnis JEsu Christi.
Wenn aber hintennach einer wieder ein Gelüste bekommt nach dem Unflat, und tappt nach seiner Lüsternheit wieder hinein in das wüste Zeug der sündigen Welt, so wird er wieder verflochten und überwunden trotz seiner Erkenntnis. Dann heißt es, sei das Letzte ärger geworden, als das Erste. Wie sehr das wahr ist, mögen wir erkennen, wenn wir nur auch den bessern Fall annehmen, da einer nämlich dann immer wieder gerne herauswollte und nimmer kann. Da erscheint nichts schlimmer, als wenn man Erkenntnis Christi und Weltunflat bei sich vermengt hat. Ja, ihr Lieben, da steht es schlimm, bedauerlich schlimm. Denn ein solcher Mensch ist immer fromm und immer gottlos. Er will immer heraus, und bleibt doch immer darin; er weint über sich und seine Sünden, und giebt sich doch, sogar mit einer leichtsinnigen Freude, den Sünden hin. Es ist oft rein gar nichts mit einem solchen Menschen anzufangen, wenn da Gottes Erbarmen nicht hilft. Was man ihn warnt und bittet, ermahnt und bestraft, wirkt nur auf Augenblicke; denn die Gewalt der Lust ist stärker geworden als der Wille des inneren Menschen, wie zur Strafe dafür, daß sein innerer Mensch sich hat freiwillig wieder einknechten lassen. Hat man solch Gemengsel gelernt, ja, dann steht es schlimm, - und es giebt solche Menschen. Da muß man es, wenn man anders noch hoffen darf, einer besonderen Erbarmung Gottes hingeben, welche diese zwei Dinge wieder aus einander bringt.
Doch ist das, wie gesagt, nur der bessere Fall. Wie wird's vollends mit Menschen stehen, bei welchen der Rückfall in den Unflat der Welt selbst das Verlangen nach Umkehr erstickt? - und solche Menschen giebt es auch! Hüten wir uns vor Sünden; denn schauerlich ist die Gefahr, wenn wir „die Sünde wieder herrschen lassen in unserm sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.“ (Röm.6,12). (Christoph Blumhardt)
2:21 Denn es wäre ihnen besser, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als daß sie erkennen und sich kehren von dem heiligen Gebot, das ihnen gegeben ist. 2:22 Es ist ihnen widerfahren das wahre Sprichwort: „Der Hund frißt wieder, was er gespieen hat;“ und: „Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kot.“**1)
Gott, der Du wohnest in einem Licht, da Niemand zukommen kann, unaussprechlicher Gott, höchstes Gut, zu Dir rufe ich. An Dir habe ich auch heute gesündigt und übel vor Dir gethan. Menschen scheute ich mehr, als Dich; denn ich war blind, und hatte fleischliche Augen. Ach, wo soll ich nun hingehen vor Deinem Geist, und wo soll ich hinfliehen vor Deinem Angesicht? Herr, ich habe keine Hülfe denn allein bei Dir. Erbarme Dich meiner, nicht nach Deiner geringern Barmherzigkeit, nach welcher Du in leiblichen Nöthen hilfst, sondern nach Deiner großen Barmherzigkeit, wonach Du Missethaten vergiebst, und mit der Du die Welt also überschüttet hast, daß Du Deinen eingebornen Sohn für sie in den Tod gabest. Tief sind meine Sünden, o Herr, aber tiefer ist Deine Gnade. So verschlinge denn ein Abgrund den andern, die Tiefe Deiner Barmherzigkeit verschlinge die Tiefe meiner Dürftigkeit. Eile entgegen, lieber Vater, Deinem verlornen Kinde, das sich aus fernem Lande zu Dir aufgemacht hat; komm, Du guter Samariter, und hilf mir Armen, der ich bis in den Tod verwundet bin. Tröste mich wieder, mein Gott, mit Deiner Hülfe, und Dein freudiger Geist belebe mich. Halte es mir vor, daß jede Sünde sich selber straft, daß jede Sünde ein Uebel ist, auch wenn wir ihre Strafe nicht gleich empfinden, und daß jedes Gute sich selbst belohnt durch Ruhe und Hoffnung. Bewahre mich aber namentlich vor Rückfällen; denn der Apostel sagt es ja, daß es besser ist, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, denn ihn zu kennen und sich zu kehren von dem heiligen Gebote, und es ist ja allemal eine schnödere Gewissensverletzung, von der erkannten Wahrheit abzufallen, als sie nicht erkennen wollen, und zieht deshalb schwerere Gerichte nach sich. Ewige Barmherzigkeit, die Du Niemanden verdammst, als der sich selbst in die Verdammniß stürzt, hilf mir, daß ich mich nicht selbst verdamme! Ewige Gerechtigkeit, die du schon hier deine Schrecken so mächtig in der Brust des verstockten Sünders offenbarst, hilf mir, daß ich nicht in deine ewigen Gerichte falle. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Nachdem der Apostel Petrus am Ende des vorigen Kapitels von seinem Amt und seiner Lehre nach der Wahrheit des göttlichen Wortes einen deutlichen Unterricht gegeben, so beschreibt er gegenwärtig die falschen Propheten und Lehrer - und meldet: wie es dergleichen Leute auch unter dem Volk Gottes in den vorigen Zeiten gegeben habe, ebenso würden in dem folgenden Christenthum solche aufstehen, die neben dem Wort Gottes, welches sie allerdings auch, aber nur zum Schein vorwenden, eine verdammliche, irrige und falsche Lügenlehre aufbringen, bei welcher sie nichts zu leiden gedenken, sondern vielmehr großes zeitliches Gut zu gewinnen - und eitle Ehre zu erlangen, ihre Absicht seyn lassen werden. Die malet er gleichsam mit lebendigen Farben ab, daß man fein erkennen möge, wie all ihr Thun und Wandel beschaffen sey, und was für schreckliche Gerichte Gottes und gräuliche Verdammniß zuletzt über sie und alle, die ihnen folgen und anhangen, ergehen werden.
Hieraus sehen und erkennen wir, daß die Kirche und Gemeine Gottes nicht allezeit ganz rein sey, sondern daß oftmals falsche Lehrer durch des Teufels Trieb ihr äußerstes Vermögen und alle ihre Kräfte anwenden, um dieselbe mit ihrem verdammlichen und schädlichen Gift anzustecken; wie Christus und Seine Apostel hin und wieder in heiliger göttlicher Schrift verkündigt und zuvor gesagt haben, und zwar uns zur Warnung, damit wir uns vorsehen - und in der göttlichen Wahrheit einen guten Grund legen, auf den wir bauen - und wider alle Sturmwinde solcher Anfechtung bestehen mögen. Dies ist aber nicht allein den Lehrern gesagt, damit sie vor Irrthum und Vermischung des göttlichen Wortes sich hüten - und keine reißenden Wölfe unter der Gemeinde und Heerde seyen, sondern auch den Zuhörern, auf daß sie unrechter oder falscher Lehre nicht folgen und glauben, und endlich auf beide, sowohl Lehrer als Zuhörer, die ewige Verdammniß komme. Denn so würde ein Blinder dem andern den Weg weisen, aber es würden auch beide zugleich in die Grube fallen. Es liegt also sehr viel, ja unserer Seelen Seligkeit daran, daß wir wissen, was Gottes Wort und Wahrheit, und was falsche Lehre und Irrthum sey.
Auf diesen Vortrag folgt ein bedenklicher Unterschied, der zwischen den Frommen und Gottlosen sich findet.
Da sind aber unter den Gottlosen nicht allein die Sünder zu verstehen, welche wider Gottes Gebot gegen allen Einspruch ihres Gewissens in allerhand Gräuel und Bosheit fortleben, sondern auch die falschen Propheten und irrigen Lehrer. Deren Unglück und Verdammniß erläutert der Geist Gottes durch Petrus mit einigen Exempeln der Strafgerichte Gottes aus der Schrift. Wie nämlich Gott der HErr die erste Welt um ihrer Sünde willen mit dem Wasser der Sündfluth ersäufet, Sodom und Gomorrha mit Feuer vom Himmel herab verbrannt, dem Propheten Bileam, der das Volk Israel zur Hurerei und Abgötterei verleitet hatte, die Strafe der Uebertretung über den Hals hat kommen lassen, ebenso werden gewißlich auch alle sicheren und unbußfertigen Menschen zu rechter Zeit und Stunde von Gott empfangen, was ihre Thaten werth sind.
Dagegen ist es ein sehr herrlicher und überaus großer Trost, daß Gott mitten unter dem Haufen der Ungläubigen und Gottlosen, zumal wenn Seine Gerichte und Heimsuchungen über dieselben angehen, die Auserwählten und Frommen dennoch wunderbarer Weise zu erhalten weiß; wie Noah und die Seinigen in dem Kasten erfahren haben, da die ganze übrige Welt im Wasser umkam, und Lot, der mit seinen Kindern vor dem Feuer bewahret worden ist, als Sodoma mit ihren benachbarten Städten von der Flamme verzehret ward.
Dessen sollen sich ja alle Frommen und Gläubigen herzlich trösten. Denn Gott wird gewiß die Frommen und Gläubigen aus aller Trübsal und Versuchung retten und erlösen, wenn Er nach Seinem gerechten Zorn am Tag des Gerichts die Bösen und Gottlosen heimsuchen wird.
Sehr bedenklich ist in den letzten Versen der Spruch, welcher die angehet, so durch die Erkenntniß Christi dem Koth und Unflat der Welt sich entzogen, aber durch neue Sünden sich wieder in dieselben geflochten und gestürzet haben.
Dies ist denn einestheils von den Abtrünnigen zu verstehen, die in der wahren und rechten Religion geboren und erzogen worden sind, dieselbige angenommen, erkannt und geglaubt haben, auch zugleich bei Empfang der heiligen Taufe zur Abwaschung und Reinigung ihrer Sünden gelanget sind, bald aber von solcher erkannten Wahrheit und vom Glauben wiederum abfallen - und freventlich verleugnen, auch Hernachmals das rechtgläubige Häuflein auf das grimmigste verfolgen - und die Seelen der Gerechten mit ihren gottlosen Werken täglich und ohne Aufhören quälen und ängstigen.
Anderntheils aber zielet der Apostel auch auf diejenigen, die zwar in dem Christenthum wohl angefangen - und etwa eine Zeit lang in dem Guten beharret haben, jedoch gleichwohl in die alten und vorigen Sünden wieder zurückfallen - und leider darüber in ein noch ärgeres, wüstes, ruchloses Leben und in Verachtung Gottes gerathen, da sie denn je länger je tiefer in den Sündenkoth und -schlamm sich hineinstürzen - und endlich gar zu Unmenschen, ja wohl ärger werden, als der Satan selber. Denen wäre allerdings besser, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt, als daß sie sich durch ihre Bosheit doppelte Strafe und Streiche selber zubereitet hätten. Damm vergleichet sie Petrus nicht mit Unrecht mit den Hunden und Säuen, die durchaus keinen Theil am Reich Gottes haben, sondern außen, das ist, im Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennet, ewig bleiben müssen.
Gebe doch der HErr unser Gott, der uns so theuer erkauft hat, daß wir durch Seinen heiligen Geist um Christi Jesu willen gnädiglich bewahrt und erhalten werden, damit die Sünde und der Satan uns nicht überwinden, oder wir über uns selbst eine schnelle Verdammniß führen, und daß wir, wenn wir ja in die Versuchung und Trübsal gerathen, zu Gott gewiß hoffen und trauen, Er werde auch uns schon herauszuziehen wissen - und uns stärken, daß wir an Ihm und Seiner Gnade bleiben in Zeit und Ewigkeit. Amen. (Veit Dieterich)

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