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Römer, Kapitel 3

Römer, Kapitel 3

3:1 Was haben denn die Juden für Vorteil, oder was nützt die Beschneidung?

3:2 Fürwahr sehr viel. Zum ersten: ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat.

3:3 Daß aber etliche nicht daran glauben, was liegt daran? Sollte ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben?

3:4 Das sei ferne! Es bleibe vielmehr also, daß Gott sei wahrhaftig und alle Menschen Lügner; wie geschrieben steht: „Auf daß du gerecht seist in deinen Worten und überwindest, wenn du gerichtet wirst.“

3:5 Ist's aber also, daß unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit preist, was wollen wir sagen? Ist denn Gott auch ungerecht, wenn er darüber zürnt? (Ich rede also auf Menschenweise.)

3:6 Das sei ferne! Wie könnte sonst Gott die Welt richten?

3:7 Denn so die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird zu seinem Preis, warum sollte ich denn noch als Sünder gerichtet werden

3:8 und nicht vielmehr also tun, wie wir gelästert werden und wie etliche sprechen, daß wir sagen: „Lasset uns Übles tun, auf das Gutes daraus komme “? welcher Verdammnis ist ganz recht.

3:9 Was sagen wir denn nun? Haben wir einen Vorteil? Gar keinen. Denn wir haben droben bewiesen, daß beide, Juden und Griechen, alle unter der Sünde sind,

3:10 wie denn geschrieben steht: „Da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer.

3:11 Da ist nicht, der verständig sei; da ist nicht, der nach Gott frage.

3:12 Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Da ist nicht, der Gutes tue, auch nicht einer.

3:13 Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handeln sie trüglich. Otterngift ist unter den Lippen;

3:14 ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit.

3:15 Ihre Füße sind eilend, Blut zu vergießen;

3:16 auf ihren Wegen ist eitel Schaden und Herzeleid,

3:17 und den Weg des Friedens wissen sie nicht.

3:18 Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.“

3:19 Wir wissen aber, daß, was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, auf daß aller Mund verstopft werde und alle Welt Gott schuldig sei;
Wenn ich doch schweigen lernte vor Gott! Aber es braucht einen festen Verschluss, damit mein Mund zugeschlossen und nicht wieder anfange, von mir zu reden, mich zu entschuldigen, Gott zu beschuldigen, mich zu rechtfertigen, Gott zu verklagen, mich zu loben und Gott Vorwürfe zu machen. Was klage ich nicht alles an? Die Natur, die mir versagt hat, was andere haben, die Eltern, von denen ich mein Erbe empfing und die meine Kindheit formten, die Lehrer, die mir nicht gaben, was mich gefördert hätte, die anderen, die mir nicht halfen; kurzum alles ist schuld und alles verkehrt, nur ich nicht. So dumm bin ich, so närrisch spricht mein Mund. Darum ist es ein gnädiges und herrliches Werk Gottes, dass es unseren Mund zumacht, und er hat ein Mittel, das stark genug ist, um uns stumm zu machen, das ist sein Gesetz. Wenn es zu mir spricht, hört mein Gerede auf. Von mir spricht es mit mir, nicht von den anderen, und es hat die Kraft, dass ich es hören muss, und es spricht mit mir nicht von dem, was mir fehlt, sondern von dem, was ich tue, nicht von Mängeln und Unglück und Misserfolg, sondern von meinem Willen und von meiner Tat. Diese verwirft es und sein Urteil ist deutlich und zwingt mich zur Zustimmung. Ich weiß, sowie Gottes Gesetz vor mir steht: ich bin schuldig, und wer das weiß, der schweigt. Und nun spricht Gott und ich höre und das gibt die seligen Stunden. Spricht er, es werde Licht, so wird es Licht.
Lieber Gott! Ich darf vor Dir reden, nicht um mich zu verteidigen und Dich zu beschuldigen. Das hat Deine Gnade weggetan. Reden will ich aber in der Erinnerung an meine Schuld, die ich Dir bekenne. Nun sprich Du Dein gnadenreiches Wort. Du hast es mir durch unseren Herrn gesagt. Sprich es wieder kräftig in meine Seele hinein, dass es mein Licht und meine Kraft sei Tag um Tag. Amen.(Adolf Schlatter)

3:20 darum daß kein Fleisch durch des Gesetzes Werke vor ihm gerecht sein kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.

3:21 Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart und bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.

3:22 Ich sage aber von solcher Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesum Christum zu allen und auf alle, die da glauben.1); 2); 3)
Uns, die wie Jesus kennen, sagt Paulus, ist Gottes Gerechtigkeit sichtbar geworden. Die Natur zeigt sie mir noch nicht. Denn sie spendet ihre Gaben freigebig den Guten und den Bösen und das ihr eingepflanzte Gesetz des Sterbens rafft die Gerechten und die Ungerechten weg. Auch im Verlauf der menschlichen Geschichte ist Gottes Gerechtigkeit noch nicht sichtbar. Sie zeigt nur mit erschütternder Deutlichkeit, dass Gott dem Bösen widersteht und den Menschen an seiner Bosheit verderben lässt, und zeigt ebenso deutlich Gottes Langmut und Geduld, die die Sünde übersieht und ihren Täter durch Güte zur Umkehr bewegt. Auch das Gesetz bringt die Gerechtigkeit noch nicht zustande. Es fordert sie, macht sie mir unentbehrlich und schafft den Hunger und Durst nach ihr; aber es gibt sie mir nicht. Solange Gott nur durch sein Gebot zu mir spricht, bleibt mir seine Gerechtigkeit noch verhüllt. Sie ist größer als der Zorn, an dem wir verderben, und größer als die Geduld, die die Strafe aufschiebt und auf uns wartet, und größer als das Gesetz, das sie von uns fordert. Erst dann ist sie sichtbar geworden, wenn der Bosheit das Ende bereitet ist und ich in das wahrheitsgemäße Verhältnis zu Gott gebracht bin. Gibt es das überhaupt an unserem irdischen Ort? Wo hat Gott seine Gerechtigkeit für mich und alle sichtbar gemacht in wirksamer Tat? Sieh auf Jesus, antwortet Paulus, sieh auf sein Kreuz. Dort ist das Böse beseitigt und die Schuld abgetan und du kommst an den dir gebührenden Platz, bei dem Gott Gott und du Mensch, Mensch bleibst. Nun hat das Verhältnis zwischen Gott und mir die richtige Gestalt. Gott spricht das wirksame Nein, an dem meine Sünde und Schuld vergeht, und das wirksame Ja, das aus mir das macht, was ich sein soll, einen Glaubenden. So wird das böse nicht entschuldigt, sondern gerichtet, nicht mächtig gemacht, sondern abgetan und Gott wird für mich der Gebende und ich das, was ich sein soll, der Empfangende. Nun hat Gott die Herrlichkeit und ich habe das Leben. So hat Gott seine Gerechtigkeit offenbar gemacht.
Alles bleibt an mir krumm, unwahr und ungerecht, bis Du mich zurecht bringst, und alles kommt zurecht, weil Du mich in den Glauben stellst. Nun sehe ich auf Dein Gericht und murre nicht und empfange Dein Vergeben und mache keine Erlaubnis zum Bösen daraus und empfange Deine Erkenntnis und bereite mir aus ihr keinen Ruhm und empfange Deine Leitung und tue mein Werk nach Deinem Willen. O du Geber der Gerechtigkeit, Du bist die Sonne des Heils. Amen. (Adolf Schlatter)

3:23 Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten,4)
Daß die Menschheit nicht so ist, wie sie aus der Hand des Allmächtigen hervorgegangen, daß sie durch den Ungehorsam gegen Gott, mit sich selbst zerfallen, ihre ursprüngliche Reinheit und Lauterkeit verloren und in Zerrüttung und Elend gerathen ist: davon zeugen die Widersprüche und Gegensätze, die wir in unserer Natur finden. Im Innern ist ein steter Kampf: wir schwanken zwischen der Wahl des verlockenden Bösen und des erkannten Guten; das Fleisch gelüstet wider den Geist und der Geist gelüstet wider das Fleisch, also daß wir die Werke des Geistes nicht vollbringen. Selbst ein Paulus sagt: „Das Gute, das ich will, das thue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich. Ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen, aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüthe und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz. O ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ Röm. 7, 19 f. Das Christenthum belehrt uns über den Ursprung und über die Natur unseres Verderbens, aber es bietet uns auch die Hand, um uns wieder aufzurichten von unserm Fall und uns zur ursprünglichen Schönheit und Würde wieder zu erheben. Es verlangt dazu Buße und Demuth, Glauben, Liebe und festes Vertrauen. Auch der beste Mensch, der alle seine Wege nach dem Willen Gottes zu ordnen sucht, muß die Mangelhaftigkeit seiner Tugend und die Schwäche seines vereitelten Herzen empfinden. Wie oft wird der von Fehlern übereilt und zur Uebertretung der göttlichen Gebote verleitet! Wie oft denk, wünscht, begehrt und thut er, was vor Gott nicht recht ist und was der innere Richter nicht billigt! Wir müssen immer mit David beten: „Wer kann merken, wie oft er fehlet? Vergib mir, Herr, auch die verborgenen Fehler.“ Ps. 19, 3. So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns; so wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünde vergibt und reiniget uns von aller Untugend. 1 Joh. 1, 8 und 9. Jac. 1, 14 und 7 5. Darum will ich mit jedem Morgen fromme Vorsätze und heilige Gelübde erneuen, aber ich will auch meiner Schwäche und Sündhaftigkeit eingedenk sein, will wachen und beten, damit ich nicht in Anfechtung falle, und mit Dank und Freude des Herrn Gnade zur Besserung und Erneuung des inwendigen Menschen annehmen. Gib mir Waffen in den Streit, du siegreicher Held! Amen. (Christian Wilhelm Spieker)

3:24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Jesum Christum geschehen ist,5); 6); 7); 8)
Es ist hier kein Unterschied. sie sind allzumal Sünder, und mangeln der Herrlichkeit oder des Ebenbildes Gottes. Die Schrift hat Alles beschlossen unter die Sünde, das ist, sie hat alle Menschen für Sünder erklärt, Gal. 3,2. Durch Eines Adams Sünde ist die Verurtheilung zum Tod über alle Menschen gekommen, Röm. 5,18. Hieraus folgt, daß Alle, die gerecht werden, ohne eigenes Verdienst gerecht werden, aus Gottes Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist. Es ist lieblich, wenn man sich selbst in der Gesellschaft Vieler, die ohne eigenes Verdienst gerecht werden, erblickt. Manchen schlägt der Gedanke darnieder: ich bin allein der Sünder, der nichts verdient; mir allein ist durch nichts als durch Gnade zu helfen; Andere haben sich besser verhalten; darum ist’s kein Wunder, daß sie Gunst bei Gott haben und selig werden. Dieser Gedanke entspringt daraus, daß ein Jeder sich seiner eigenen Sünde bewußt ist und die Sünden Anderer nicht weiß und fühlt. Allein Paulus und die ganze heilige Schrift macht aus allen Menschen nur Eine Klasse in Ansehung der Rechtfertigung, und sagt, sie Alle, auch die heilige Jungfrau Maria und die Apostel und Propheten nicht ausgenommen, werden ohne Verdienst und umsonst gerecht; sie bringen nichts Gutes mit, das die Rechtfertigung verdiente, weil sie von Natur nichts als Sünder seien, und in einem völligen Mangel des herrlichen Ebenbilds Gottes stehen, das allein Gott wohlgefallen könnte; nichts als Gottes Gnade helfe ihnen zur Rechtfertigung, welche Röm. 11,6. dem Verdienst der Werke entgegengesetzt ist. Uebrigens werden sie durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist, gerechtfertigt. Man darf sich also die Gnade nicht ohne die Erlösung, und die Erlösung nicht ohne die Gnade vorstellen. Wenn die Erlösung nicht wäre, so hätte die Gnade nicht Statt. Der Sünder würde alsdann vergeblich zu der Güte Gottes seine Zuflucht nehmen, denn der Fluch des Gesetzes schlüge ihn zurück. Weil ihn aber Christus vom Fluch des Gesetzes erlöst hat, so hat die Gnade Raum, und der Sünder darf zu derselben seine Zuflucht nehmen und sie ergreifen, Er kann also um Christi willen aus Gnade gerecht werden, ob er schon bisher ein Gottloser gewesen ist. Was ist aber dieses Gerechtwerden? Paulus sagt Röm. 4,6.: derjenige werde gerecht, welchem Gott die Gerechtigkeit zurechne ohne Zuthun der Werke, und erklärt seine Worte mit dem Ausspruch Davids, der Ps. 32,1.2. sagte: selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind, und welchen ihre Sünden bedeckt sind, selig ist der Mann, welchem Gott keine Sünde zurechnet. Wem also Gott alle Sünden vergibt, den macht Er durch ein gnädiges Urtheil gerecht. Und aus dieser großen Gnaden-Erweisung leitet Paulus Röm. 5. und 6. sehr große und herrliche Folgen her, die sich bis in die selige Ewigkeit hinein erstrecken. Dieses theure und klare Evangelium sollen wir täglich zu unserem Trost anwenden und bei demselben getrost und fröhlich sein, aber auch bedenken, daß Paulus, indem er es vorträgt, die zwei Fragen: sollen wir in der Sünde beharren? und sollen wir sündigen? zweimal mit einem ernstlichen Nein beantwortet, s. Röm. 6,1.15.(Magnus Friedrich Roos)

3:25 welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut, damit er die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, darbiete in dem, daß er Sünde vergibt, welche bisher geblieben war unter göttlicher Geduld;9); 10)
In dem Allerheiligsten der Stiftshütte und des Tempels war die sogenannte Bundeslade, die einen Deckel hatte, welcher der Gnadenstuhl genannt wurde, und über welcher der HErr zur Zeit Mosis in der Wolkensäule zu erscheinen, und zu reden pflegte. Dieser Gnadenstuhl nun wurde am Versühnungsfest, welches jährlich einmal gefeiert wurde, von dem Hohenpriester mit Opferblut besprengt, 3 Mos. 16. Nun sagt Paulus, Gott habe Jesum Christum zu einem Gnadenstuhl in Seinem Blut vorgestellt. Gleichwie also der Hohepriester und die geschlachteten Opferthiere Vorbilder Christi waren, also war auch der Gnadenstuhl Sein Vorbild. An Ihm selbst ist die Versühnung der Welt geschehen, und Er wurde deßwegen mit Seinem Blut benetzt. Es war nicht nur die Herrlichkeit des HErrn über Ihm, sondern es wohnte die ganze Fülle der Gottheit in Ihm, auch da Er Sein Blut vergoß. Er wurde aber nicht insgeheim, sondern öffentlich als der Gnadenstuhl mit Seinem Blut benetzt; weil es aber nicht alle Menschen sehen konnten, so ließ es Gott allen Menschen durch das Evangelium verkündigen, und schämte Sich dieser Seiner göttlichen Thorheit, wie Paulus redet, nicht, wie sie denn freilich, als die tiefste und höchste Weisheit, aller Menschen Weisheit zur wahren Thorheit macht. Doch ist der HErr Jesus Christus nur demjenigen, der an Ihn glaubt, ein wirklicher Gnadenstuhl, weil der Glaube allein den Menschen fähig macht, die durch Ihn zu Stand gebrachte Versühnung zu genießen.
Lasset uns also auf diesen mit Blut beflossenen Gnadenstuhl glaubig sehen, wenn uns die Anklage des Gesetzes und Gewissens wegen unserer Sünden bange macht. Unsere Bitten und Vorsätze, unsere Kasteiungen, und aller Zwang, den wir uns anthun, das Gethane nimmer zu thun, verschaffen uns die Vergebung der Sünden nicht: wenn wir aber unser Vertrauen auf diesen Gnadenstuhl setzen, uns glaubig darauf berufen, und zu der an demselben geschehen Versühnung Ja und Amen sagen, und zwar auch in der Absicht auf uns: so finden wir Barmherzigkeit, unsere Sünde verschwindet wie ein Nebel, das Licht der Gnade gehet uns auf, und der Zugang zu Gott steht uns offen. Der HErr Jesus hat Sein Blut unter so sonderbaren Umständen vergossen, auch war Sein ganzes Bezeugen in Seinem Leiden so sonderbar, Seine Traurigkeit und Angst so groß, Seiner Worte so wenig, daß man leichtlich erkennen kann, Er sei nicht nur wie ein Märtyrer zum Beispiel für Andere und zur Bestätigung Seiner Lehre gestorben. Durch Ihn und an Ihm selbst ist die Versühnung der Welt mit Gott, oder die Genugthuung für unsere Sünden geschehen. Die Opfer des Alten Testaments, und die Namen Versühnopfer, welche viele unter ihnen tragen, wie auch der Name Gnaden- oder Versühnungsstuhl, welchen Gott selbst dem Deckel auf der Bundeslade beigelegt hat, ja die ganze levitische Opferanstalt hätten keinen vernünftigen Grund, wenn nicht dadurch eine wahre und ewig geltende Versühnung, die durch Christi Leiden, Blut und Tod ausgerichtet werden sollte, vorbildlich angedeutet worden wäre. Christus Jesus, der auch mir als ein Gnadenstuhl in Seinem Blut vorgestellt ist, sei mein Trost in meinem Leben und Sterben. Im Aufsehen auf Ihn darf ich wie der Zöllner beten: Gott sei mir dem Sünder versühnt.(Magnus Friedrich Roos)


Wurde ein Tempel gebaut, so war die wichtigste Frage, von der die Heiligkeit des Tempels abhing: was wird in seinem innersten Raum hineingestellt, der nicht der Gemeinde und den Priestern, sondern Gott vorbehalten ist? Die anderen Völker stellten in diesen innersten, verschlossenen Raum ein Bild Gottes, dem sie ihren Tempel weihten. Das tat Mose nicht. Ihn hatte die herrliche Größe des göttlichen Gebots: du sollst dir von mir kein Bildnis machen, sich untertan gemacht. Aber ganz leer ließ er den innersten Raum des heiligen Zeltes nicht. Eine Lade stellte er hinein, in die er das Gesetz legte, und über der Lade war der Deckel, den die Cherubim beschirmen, und dorthin sandte er einmal im Jahr den Priester mit Blut, damit er die Lade besprenge und sich für sich und das Volk die Vergebung hole. Diesen Deckel der Lade nannte die jüdische Gemeinde den „Gnadenthron“. An das, was das alte Heiligtum dem Volk zeigte, hat Paulus gedacht, wenn er auf das Kreuz Christi sah. Freilich war hier ein großer Unterschied sofort sichtbar. Der alte Ort, an dem die Vergebung empfangen wurde, war verborgen und verschlossen. Niemand sah ihn als der Hohepriester allein. Nun aber hat Gott den Gnadenstuhl hervorgestellt und sichtbar für alle gemacht. Dorthin richtet sich nun der Blick eines jeden, dem das Evangelium das Auge geöffnet hat. Was aber jetzt in weltgeschichtlicher Sichtbarkeit für jedermann vorhanden ist, das ist wieder ein Gnadenstuhl wieder eine Stätte, an der die Vergebung empfangen wird, wo die Schuld endet, der Zorn schweigt, die Feindschaft beseitigt und zwischen dem heiligen Gott und dem schuldigen Menschen die Gemeinschaft gestiftet wird. Das, sagt Paulus, hat Jesus geschaffen, als er starb. Das ist die Frucht und der Segen seines Todes. Zweierlei dient Gott als Mittel, durch das er uns die Vergebung darreicht, Jesu Blut und unser Glaube. Sein Blut gibt Jesus und heiligt dadurch Gottes Recht und leidet Gottes Gericht und bringt ihm den vollendeten Gehorsam dar. Gehorsam ist nötig, damit Vergebung möglich sei. Dieser Gehorsam ist Jesu Tat. Und nun erfasst das, was er tat, auch mich und bringt mich zum Glauben. Nun ist die Vergebung mir geschenkt. Nun gibt es für mich und die ganze Welt einen Gnadenstuhl.
Dein Bote, lieber Herr, hat mir wieder das Evangelium gesagt. Ich kann nicht müde werden, es zu hören. Es ist der Grund, auf den Du mich gestellt hast, damit ich vor Dir bestehe und für Dich lebe. Ich will empfangen, was Du mir gibst, mich an deiner Gnade freuen und mit dem Psalmisten danken und sagen: Wohl dem Menschen, dem Du die Sünden vergibst. Amen. (Adolf Schlatter)

3:26 auf daß er zu diesen Zeiten darböte die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt; auf daß er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesum.11); 12)
Die Rechtfertigung oder Begnadigung eines Sünders ist eine sehr erwünschte und große Wohlthat. Wer von Natur unrein ist, wer Millionen Sünden mit Gedanken, Worten und Werken begangen, wer deßwegen Gottes gerechtes Mißfallen sich zugezogen hat, kann nicht anders als mit Bewunderung und Beugung daran denken, daß ihn Gott rechtfertigen wolle, oder schon gerechtfertigt habe. Wie geschieht aber solches? Soll Gott Seine Gerechtigkeit dabei hintansetzen oder verläugnen? Dieses kann kein vernünftiger Mensch fordern. Wie aber? Wenn Gott nur vergäbe und nicht strafte, wenn Er nur begnadigte, und Sein Recht, zu verfluchen, das Er doch in Seinem Wort geoffenbart hat, nicht ausübte; würde Er als ein gerechter Gott erkannt? Mit nichten. Niemand denkt hiebei, es sei genug, daß Gott einen Jeden, den Er begnadigt, Sein Mißfallen an der Sünde in der Buße fühlen lasse, und ihn vor und nach der Begnadigung züchtige; denn jenes Mißfallen, insoweit Er’s den Menschen fühlen läßt, und diese Züchtigung ist bei Weitem nicht der ganze Zorn, Fluch und Strafe, so der gerechte Gott in Seinem Wort den Sündern gedroht hat. Auch würde die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannt, wenn Er einen Theil des menschlichen Geschlechts verfluchte, und den Andern ohne weitere Verfügung selig machte, denn Seine Gerechtigkeit muß auch bei einem Jeden derer, die selig werden offenbar werden; auch bei einem Jeden, der gerechtfertigt wird, muß die Ehre Gottes unverletzt erhalten, und Seine Gerechtigkeit erkannt werden. Wie kann nun Solches geschehen? So daß der Sünder des Glaubens an Jesu ist, oder an Jesum Christum glaubt, der in Seinem Blut als ein Gnadenstuhl dargestellt, um unserer Missethat willen verwundet, um unserer Sünden willen zerschlagen, und am Kreuz ein Fluch für uns geworden ist. Durch den Glauben hält der Sünder diese schmerzliche Erlösung, bei welcher alle Drohungen des Gesetzes erfüllt wurden, für wahr und bezeugt vor Gott, er halte dafür, daß sie auch für ihn geschehen sei, und wolle nicht anders, als durch dieselbe selig werden. Der Glaube sagt zu Allem, was Christus für die Menschen gethan hat, ja und Amen, und hält seine Genugthuung für den einigen Grund der Vergebung der Sünden und der Hoffnung des ewigen Lebens. Hat sich Christus der Welt Sünde zugeeignet, und ist wegen derselben gerichtet und gestraft worden; so eignet sich der Sünder seine Erlösung zu, und wird wegen derselben gerechtfertigt.
Auf diese Weise bleibt Gott gerecht, indem Er den Sünder, der an Christum Jesum glaubt, rechtfertigt, denn, da Seine Gerechtigkeit sowohl eine göttliche Strenge, als auch eine göttliche Güte in sich faßt, jene aber auf die vollkommenste Art, nach dem ganzen Inhalt der Drohungen des Gesetzes, an Christo in Seinem Leiden erzeigt worden ist, so darf nun Niemand Gott einer Ungerechtigkeit beschuldigen, wenn Er den Sünder, der in Christo Jesu ist, durch die Rechtfertigung Seine Güte genießen läßt, gleichwie Er sie auf eine unermeßliche Weise an Christo dem Gerechten selber geoffenbart hat. Hallelujah. Gott ist gerecht und kann doch gerecht machen den, der da ist des Glaubens an Jesu.(Magnus Friedrich Roos)


Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott. Das Gewissen verklagt uns nicht länger. Die Gerechtigkeit entscheidet nun zugunsten des Sünders, statt gegen ihn. Das Gedächtnis schaut zurück auf die vergangenen Sünden, mit tiefem Kummer über dieselben, aber ohne jegliche Furcht vor einer künftigen Strafe; denn Christus hat die Furcht seines Volkes bis auf den letzten Heller und Pfennig bezahlt, und den göttlichen Empfangschein dafür erhalten; und es wäre denn, dass Gott könnte so ungerecht sein, und für die nämliche Schuld doppelte Bezahlung verlangen, so kann nie und nimmer eine Seele, für welche der Herr Jesus als Bürge gestorben ist, in den Höllenpfuhl geworfen werden. Es leuchtet unserem klaren Verstande als eine Grundwahrheit ein, dass wir glauben dürfen, Gott sei gerecht; wir fühlen, dass es so sein muss, und das verursacht uns zuerst großen Schrecken; aber ist‘s nicht wunderbar, dass eben dieser selbe Glaube an Gottes Gerechtigkeit hernach ein Grundpfeiler unsers Vertrauens und Friedens wird? Wenn Gott gerecht ist, so muss ich als Sünder, der ohne Beistand, ohne Bürgen dasteht, Strafe erdulden; aber Jesus vertritt mich und erleidet die Strafe der Sünde für mich; und nun kann ich als ein Sünder, der in Christo steht, nimmermehr gestraft werden, so anders Gott gerecht ist. Gott müsste seine Natur verändern, ehe eine einzige Seele, für welche der Herr Jesus als Bürge eingestanden ist, möglicherweise je die Geißel des Gesetzes an sich erfahren dürfte. Weil also Jesus an die Stelle des Gläubigen getreten ist, und ein volles Sühngeld bezahlt hat zur Abwendung des göttlichen Strafgerichts für alles, was sein Volk verschuldet hat, so darf der Gläubige in den Siegesjubel ausbrechen: „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen?“ Gott nicht, denn Er hat sie gerecht gemacht; Christus nicht, denn Er ist gestorben, „ja vielmehr, der auch auferwecket ist.“ Meine Hoffnung blüht nicht darum, weil ich etwa kein Sünder wäre, sondern weil ich ein Sünder bin, für welchen Christus gestorben ist; mein Vertrauen steht nicht darauf, dass ich heilig bin, sondern dass, ob ich schon unheilig bin, Er meine Gerechtigkeit ist. Mein Glaube ruht nicht auf dem, was ich bin oder fühle oder weiß, sondern auf dem, was Christus ist, was Er getan hat, und was Er jetzt noch für mich tut. (Charles Haddon Spurgeon)

3:27 Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch das Gesetz? Durch der Werke Gesetz? Nicht also, sondern durch des Glaubens Gesetz.
Mächtig ertönt der Ruhm in der Judenschaft: wir sind das heilige Volk und alle anderen Völker sind von Gott verworfen, und mächtig schallte es in Jerusalem: wir sind Gottes Stadt, Rom dagegen ist des Teufels Stadt, und hoch erhob sich jeder Fromme: Ich bin gerecht und nicht wie die anderen, die sündigen. Auch Paulus war, bevor er Jesus kannte, eifrig dabei, sich den denkbar größten Ruhm zu erwerben, einen größeren als den, den die anderen hatten. Nun aber jubelt er in dankbarer Freude: der Anlass zum Ruhm ist verschwunden, vertrieben und hinausgesperrt. Darin erkennt er die herrliche Wohltat Jesu. Warum ist der Ruhm in Wahrheit bitteres Elend? Er ist nicht wahr, sondern entsteht immer dadurch, dass wir uns hübsch färben. Er kann nicht ohne die Verheimlichung dessen entstehen, was an uns verwerflich ist. Darum ist der Ruhm auch immer ungerecht. Der Stolz rühmt sich und fällt damit in die Undankbarkeit und Gottlosigkeit hinab, die vergisst, dass uns das, womit wir uns rühmen, gegeben ward. Darum entsteht aus dem Rühmen immer mit lodernder Flamme der Streit. Jeder erniedrige den anderen, indem er sich erhöht, weil er nur glänzen kann, wenn die anderen verdunkelt sind. Nun aber ist all dieses Elend vergangen. Das Bedürfnis zu lügen ist von uns genommen. Wir erkennen Gottes Gnade und verleugnen seine Gabe nicht und sind miteinander in den Frieden gestellt. Ist es aber wirklich so?
Rühmt sich nicht auch die Christenheit, wenn sie sich mit den anderen Religionen vergleicht, und in der Christenheit jede Gruppe gegen die andere und jeder gegen die, die er für unfromm hält? Das kann uns aber nicht überraschen; denn Paulus hat deutlich gesagt, wie das Ende des Rühmens zustande komme, nicht durch das Gesetz der Werke, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Wenn wir uns in der Christenheit wieder unter das Gesetz der Werke stellen, zum Beispiel so, dass wir aus unserem Glauben das verdienstvolle Werk machen, mit dem wir Gott versöhnen und verehren, dann ist sofort wieder das Rühmen wach und richtet mit seinen Lügen und Bosheiten aufs neue alles Unheil an. Es ist aber in Wirklichkeit beseitigt und verschwunden, wenn uns das Gesetz des Glaubens regiert und uns mit wirksamer Macht gezeigt hat, dass unsere Gerechtigkeit und unser Leben Gottes Werk und Jesu Gabe sind.
Dich, heiliger und herrlicher Gott, rühmen alle deine Kinder. Auch ich wecke meine Seele auf zu Deinem Lob. Damit ist mein eigener Ruhm begraben und dafür preise ich Dich in froher Dankbarkeit. Amen. (Adolf Schlatter)

3:28 So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.13)

3:29 Oder ist Gott allein der Juden Gott? Ist er nicht auch der Heiden Gott? Ja freilich, auch der Heiden Gott.

3:30 Sintemal es ist ein einiger Gott, der da gerecht macht die Beschnittenen aus dem Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben.

3:31 Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! sondern wir richten das Gesetz auf. 14); 15); 16)
In diesem Kapitel wirft Paulus zuerst, wie Luther sagt, beide, Heiden und Juden in einen Haufen, und spricht, einer sei wie der andere, allzumal Sünder vor Gott, und somit ohne Gerechtigkeit. Dann zeigt er die wahre Gerechtigkeit, den rechten Weg zur Seligkeit, nämlich in Christo Jesu, ohne und außer welchem niemand gerecht noch selig werden kann. „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werk, allein durch den Glauben.“ Das Wörtchen allein ist von großer Bedeutung. So viel ich von demselben wegnehme, so viel nehme ich auch ab von Christo und seinem Verdienst, und mache ihn blos zu einem wünschenswerthen Aushelfer da, wo ich nicht gar selbst fort zu können meine; so viel nehme ich denn aber auch von der Gewißheit meiner Seligkeit hinweg. – Aber wie kann der Glaube so große Dinge thun? Die Kraft des Glaubens liegt nicht in dem, daß, sondern in dem, was ich glaube, in Christo und seinem Werke. Sodann darin, daß es unmöglich ist, solchen einzigen Erlöser von Sünden anders denn mit dem Glauben zu fassen und zu erlangen. endlich, wie bei der Heilung der Israeliten in der Wüste vom Biß der Schlangen durch das Hinsehen auf die eherne Schlange, darin, daß Gott sprach, es sollte heil sein, wer die Schlange anblickt. Ohne diese Verheißung und Zusage Gottes hätten die Israeliten tausend eherne Schlangen aufrichten können und Jahre lang hinschauen, sie würden nie gesund geworden sein. Wer der Verheißung Gottes trauend, gläubig auf Jesum schaut und Ihn als seinen Heiland annimmt, wird heil und selig von seinen Sünden; wer dagegen nicht glaubt, wird nicht geheilt, und wenn er verloren geht, so stirbt er nicht sowohl an der Wunde, an seinen Sünden, sondern allein seines Unglaubens wegen. Darum ist’s der Glaube allein, der gerecht macht. Herr, gieb und erhalte mir allezeit diesen rechtfertigenden Glauben an Dein Verdienst. Du bist ja mein Gnadenstuhl, am Stamme des Kreuzes mir vorgestellt in Deinem Blute. Als einen solchen ergreife ich Dich in aller meiner Noth, wünsche ich Dich mir auf mein Sterbebette und habe ich Dich am allernöthigsten in der Ewigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Wenn der Gläubige aufgenommen wird in die Kindschaft Gottes, so hört mit einem Male seine Verwandtschaft mit dem alten Adam und dem Gesetz auf; aber er steht dann unter einem neuen Gesetz und in einem neuen Bunde. Liebe gläubige Seele, du bist ein Kind Gottes; so ist es auch deine erste Pflicht, deinem himmlischen Vater zu gehorchen. Mit einem knechtischen Geist hast du nichts zu schaffen; du bist kein Sklave, sondern ein Kind; und darum eben, dass du nun ein liebes Kind bist, bist du auch verpflichtet, deines Vaters leisesten Wünschen nachzuleben und dem kleinsten Gebot seines Willens genüge zu tun. Wenn Er dich heißt, seine Gnadenmittel zu gebrauchen, so versäumst du dies dir zur schweren Verantwortung, denn dann bist du deinem Vater ungehorsam. Befiehlt Er dir, nachzujagen dem Vorbilde seines heiligen Kindes Jesu, sollte dir solches nicht höchste Freude und Wonne sein? Wenn Jesus zu dir spricht: „Seid vollkommen, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist,“ dann sucht nicht aus Gesetzespflicht, sondern eurem Heiland zuliebe mit allem Ernst einen Wandel der Heiligung zu führen. Wenn Er von seinen Heiligen fordert, dass sie sich untereinander lieben, dann tut es nicht, weil das Gesetz spricht: „Liebe deinen Nächsten,“ sondern weil Jesus sagt: „So ihr mich lieb habt, so haltet meine Gebote;“ und das ist das Gebot, das Er euch gegeben hat: „Liebet euch untereinander.“ Wenn ihr ermahnt werdet, den Dürftigen mitzuteilen, so tut es nicht, weil die Barmherzigkeit eine Last wäre, der ihr nicht ausweichen dürft, sondern weil der Herr Jesus lehrt: „Gib dem, der dich bittet.“ Wenn sein Wort spricht: „Liebe Gott von ganzem Herzen,“ dann schau‘ auf dies Gebot und antworte: „Ach, Gebot! Christus hat dich schon erfüllt, darum habe ich nicht mehr nötig, dich um meiner Seligkeit willen zu erfüllen; sondern ich freue mich, dass ich Dir gehorsam sein darf, weil Gott nun mein Vater ist, und Er Ansprüche an mich hat, die ich nicht zurückweisen darf noch will.“ Möge Gott, der Heilige Geist, dich gehorsam machen der allüberwindenden Macht der Liebe Christi, auf dass du ausrufen kannst: „Führe mich auf dem Steige Deiner Gebote, denn ich habe Lust dazu.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Nachdem Paulus in den beiden vorhergehenden Kapiteln die Juden sowohl als die Heiden unter die Sünde geworfen - und beiden die Gerechtigkeit durch ihre Werke abgesprochen hat, so läßt er nun in diesem Kapitel den Juden zwar einigen Vortheil, daß ihnen nämlich Gottes Wort anvertrauet worden sey, zeigt aber dabei - und erweiset aus vielen Stellen des göttlichen Wortes selbst, daß doch beide, Juden und Heiden, ja alle Menschen darinnen einander gleich seyen, daß sie allzumal Sünder vor Gott sind, und daß der einige Weg zur Gerechtigkeit und Seligkeit erstlich die erbarmende Gnade Gottes sey, zweitens Christi Verdienst, durch dessen Blut uns die Sünde vergeben, und die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, dargeboten werde, und drittens der Glaube oder das Vertrauen auf Jesum Christum, wodurch allein - ohne Werke des Gesetzes - die Gerechtigkeit ergriffen und erlangt werde. Daher sollen wir uns denn alle mit aufrichtigem Herzen vor Gott demüthigen - und Ihm allein mit Absprechung alles Ruhmes für die Menschen die Ehre geben.
Wir können hier auch den Nutzen des göttlichen Gesetzes betrachten, daß wir nämlich daraus unsere Sünden vor Gott erkennen sollen; wodurch uns abermals aller Ruhm entzogen, und die Gnade Gottes in Christo verherrlicht wird. Denn je öfter und genauer wir uns in diesem Spiegel beschauen, desto weniger werden wir uns - bei so vielen Mängeln und Sünden - gelüsten lassen, mit Gott in's Gericht zu gehen, und desto eifriger werden wir uns nach einem Fürsprecher umsehen, der uns vor Gottes Zorn schütze und vertheidige.
Und wenn uns dann das Evangelium Christum zu erkennen gibt, den uns Gott zum Gnadenstuhl vorgestellet hat, so werden wir mit desto größerem Verlangen unsere Zuflucht zu Ihm und Seinem Blute nehmen - und mit desto herzlicherem Dank diese von Gott geschenkte Gnade und Wohlthat erkennen; was uns dann zu kindlichem Gehorsam gegen unsern nun wieder versöhnten Vater - und zu brünstiger Liebe gegen Christum JEsum als unsern allergrößten Wohlthäter auf das allerkräftigste antreiben wird.
Gott gebe uns Gnade, daß wir die Kraft dieser heilsamen Lehre in unserm Herzen empfinden, in unserm Leben beweisen - und wider die Anklage des Gesetzes und unsers Gewissens zu beständigem Trost anwenden mögen. (Veit Dieterich)


Wäre ich auf der Flucht vor Gott, dann würde ich sein Gesetz von mir stoßen und mit starkem Verlangen bemühen, ihm nirgends zu begegnen. Nun aber ruft mich Gott zu sich, reicht mir seine Hand, dass sie mich halte, und zeigt mir sein Werk, damit mein Leben in ihm begründet sei. Wie könnte ich nun im Streit mit dem Gesetz verharren? Das Gesetz verwirft alle Bosheit; sie sei verworfen mit ganzer Entschlossenheit! Das Gesetz macht mir die Bosheit zur Schuld; sein Urteil ist wahr und leuchte in meiner Seele. Das Gesetz zeigt mir, wie gut und herrlich Gottes Wille ist; ich sehe dies und will gehorchen. Wie kann ich etwas anderes begehren, als dass ich Gottes Willen tue? Das Gesetz spricht nicht nur zu mir, sondern zu uns allen, vereint uns zur Gemeinde und macht aus unserem gemeinsamen leben den gemeinsamen Gottesdienst. Wie könnte ich Gottes Gnade nur an mich allein ketten, wie mir verbergen, dass sie den Brüdern wie mir gegeben ist und dass sie uns zur einträchtigen Schar verbindet, in der auch ich für meinen Dienst zum Wohl des anderen und zu Gottes Ruhm mein Plätzchen habe? Darum gebietet das Gesetz die Liebe und ich kann und will ihm nicht widersprechen. Gott gibt mir die Liebe dadurch, dass er mir den Glauben gibt. Und doch bleibt es der Glanz in Gottes Regierung, dass sie uns „ohne Zutun des Gesetzes“ die Gerechtigkeit bereitet hat, nicht so, dass Gott gebietet und wir sein Gebot erfüllen, nicht so, dass Gott richtet und wir an unserer Übeltat sterben, nicht so, dass Gott lohnt und wir durch unser Verdienst leben, sondern so, dass die Schuld getilgt ist durch sein Vergeben und der Glaube empfängt, was er erbittet, und die Liebe fruchtbar macht, was der Glaube empfing. Dass Gottes Wort nicht zu mir sagt: Du sollst! Sondern sagt: Sieh, was Gott tut, und nimm, was Gott gibt, das macht aus seinem Wort die Kraft Gottes zur Seligkeit.
Mich verlangt, Herr Gott, nach Deinen Geboten. An Deiner Gnade stirbt der Widerspruch meiner Natur, der Dein Gebot nicht gefällt. Es ist ja höher und herrlicher als unsere menschliche Art und hebt unser Verlangen zu Deinem gnädigen Willen empor. Mache mir ihn nach Deiner Barmherzigkeit sichtbar in allen Dingen, damit ich an Deiner Hand bleibe als Dein dir willig folgendes Kind. Amen. (Adolf Schlatter)

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