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Psalm 64

Psalm 64

64:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. Höre, Gott, meine Stimme in meiner Klage; behüte mein Leben vor dem grausamen Feinde.

64:2 Verbirg mich vor der Versammlung der Bösen, vor dem Haufen der Übeltäter,

64:3 welche ihre Zunge schärfen wie ein Schwert, die mit giftigen Worten zielen wie mit Pfeilen,

64:4 daß sie heimlich schießen die Frommen; plötzlich schießen sie auf ihn ohne alle Scheu.

64:5 Sie sind kühn mit ihren bösen Anschlägen und sagen, wie sie Stricke legen wollen, und sprechen: Wer kann sie sehen?

64:6 Sie erdichten Schalkheit und halten's heimlich, sind verschlagen und haben geschwinde Ränke.

64:7 Aber Gott wird sie plötzlich schießen, daß es ihnen wehe tun wird.

64:8 Ihre eigene Zunge wird sie fällen, daß ihrer spotten wird, wer sie sieht.

64:9 Und alle Menschen werden sich fürchten und sagen: „Das hat Gott getan!“ und merken, daß es sein Werk sei.
Gott regiert die ganze Welt, und es geschieht in derselben nichts ohne Seinen wohlgefälligen oder zulassenden Willen; doch ist Seine Hand nicht bei allen Seinen Werken in gleichem Grad offenbar. Wenn eines Gottlosen Seele in die Hölle fährt; so sieht es Niemand, und die Sterblichen dürfen sich gemeiniglich nicht einmal erkühnen zu sagen: Gott habe sie in die Hölle verschlossen. Auch werden Viele in der Welt gestraft; weil aber ihre Sünden und der Bezug der Strafe auf dieselben nicht genug bekannt sind, so kann man die Gerechtigkeit Gottes dabei nicht mit einer klaren Einsicht preisen. Es gibt aber auch Fälle, da man es thun kann. Wenn gottlose Leute, dergleichen diejenigen waren, die David Ps. 64. beschreibt, ihre Zungen geschärft hatten, wie ein Schwert, und mit ihren giftigen Worten gezielet, wie mit Pfeilen, daß sie den Frommen heimlich schossen, und auf ihn plötzlich ohne alle Scheu schossen, V. 4.5., Gott aber hernach sie auch wieder plötzlich schießt, daß es ihnen wehe thut, und ihre eigene Zunge sie fället, V. 8.9., und wenn sie vorher kühn gewesen waren mit ihren bösen Anschlägen, und gesagt, wie sie Stricke legen wollen, und gesprochen: wer kann sie sehen? V. 6., und hernach ihr Unglück so sichtbarlich ausbricht, daß ihrer spotten kann, wer sie siehet V. 9., wenn diese oder dergleichen Begebenheiten geschehen: so können alle Menschen, die es sehen, nicht nur die Frommen und Erleuchteten, sondern Alle, die ein Gewissen und einen richtigen Verstand haben, sagen: das hat Gott gethan, und merken, daß es Sein Werk sei. Sonst glaubt man, daß Gott bei allen Seinen Werken gerecht sei: in solchen Fällen aber kann man’s deutlich merken und wahrnehmen, und Gott desto herzlicher darüber preisen. Wer eine namhafte Reihe von Jahren in der Welt durchleben muß, kann viele Beispiele von dieser Art unter vornehmen und geringen Leuten wahrnehmen. Große und kleine Tyrannen läßt Gott oft wieder in die Hände harter und unbarmherziger Menschen fallen; Blutgierige und Falsche dürfen ihr Leben nicht auf die Hälfte bringen; Hurer und Ehebrecher werden an ihren Leibern und mit einer wehthuenden und schmählichen Armuth gestraft; Leute, die unrecht Gut gesammelt haben, büßen es selber wieder ein, oder hinterlassen es solchen Erben, welche dessen nicht froh werden. Ueberhaupt nimmt man in der Regierung Gottes diese zwei Grundgesetze wahr: mit eben dem Maß, da ihr mit messet, wird man euch wieder messen Luk. 6,38., und: Ich der HErr dein Gott bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missethat an den Kindern bis in’s dritte und vierte Glied, die mich hassen, 2 Mos. 20,5.: wenn nämlich der Haß Gottes, den die Väter ausgeübt haben, von den Kindern fortgesetzt wird. Uebrigens muß man warten können, wenn man’s sehen will, und dabei an das höchste Recht Gottes gedenken, nach welchem es Ihm frei steht, die Gottlosen heimlich oder öffentlich, in dieser Welt oder nur in jener Welt zu strafen. Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes fallen, denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. Darum sollen wir Gnade suchen und haben, und durch dieselbe Ihm dienen, Ihm zu gefallen mit Zucht und Furcht, wie Paulus Hebr. 12,28. ermahnt. Auch heute führe mich der Geist Gottes auf ebener Bahn, und erhalte mein Herz bei dem Einigen, daß ich Seinen Namen fürchte. (Magnus Friedrich Roos)

64:10 Die Gerechten werden sich des HERRN freuen und auf ihn trauen, und alle frommen Herzen werden sich des rühmen.1)
Gott regiert die ganze Welt, und es geschieht in ihr nichts ohne seinen wohlgefälligen oder zulassenden Willen; doch ist seine Hand nicht bei allen seinen Werken in gleichem Grade offenbar. Wenn eines Gottlosen Seele in die Hölle fährt, so sieht es Niemand, und die Sterblichen dürfen sich gewöhnlich nicht einmal erkühnen zu sagen: Gott habe sie in die Hölle verschlossen. Auch werden viele in der Welt gestraft: weil aber ihre Sünden und der Zusammenhang der Strafe mit denselben nicht genug bekannt sind, so kann man Gottes dabei bewiesene Gerechtigkeit nicht mit klarer Einsicht preisen. Es giebt aber auch Fälle, wo man es kann, wo, wie bei den Leuten im 64. Psalm, der Zusammenhang zwischen Strafe und Sünde auf der Hand liegt. Es geht Gericht und Vergeltung durch die Geschichte, und die Weltgeschichte ist oft ein Weltgericht. Da sehen wir große und kleine Tyrannen oft wieder in die Hände harter und unbarmherziger Menschen fallen; sehen Blutgierige und Falsche ihr Leben nicht bis auf die Hälfte bringen; sehen Ausschweifende und Ehebrecher an ihren Leibern und durch die bitterste Armuth gestraft; sehen unrecht Gut nicht gedeihen und nicht bis an den dritten Erben kommen. Gott misst wieder mit dem Maaße, mit dem der Mensch gemessen hat, und ist ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missethat an den Kindern bis in’s dritte und vierte Glied, die Ihn hassen, wenn nämlich der Haß Gottes, den die Väter ausgeübt haben, von den Kindern fortgesetzt wird. Uebrigens muß man warten können, wenn man es sehen will, und dabei an das höchste Recht Gottes gedenken, nach welchem es Ihm freisteht, die Gottlosen heimlich oder öffentlich, in dieser oder nu in jener Welt zu strafen. Schrecklich aber ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen; denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. Darum will ich Gnade suchen und haben, und durch dieselbe Ihm dienen, Ihm zu Gefallen, mit Zucht und Furcht. Führe mich denn allezeit, o Gott, auf ebener Bahn, und erhalte mein Herz bei dem Einigen, dass ich Dich fürchte. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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