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Psalm 45

Psalm 45

45:1 Ein Brautlied und Unterweisung der Kinder Korah, von den Rosen, vorzusingen. Mein Herz dichtet ein feines Lied; ich will singen von meinem König; meine Zunge ist wie der Griffel eines guten Schreibers.1)

45:2 Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, holdselig sind deine Lippen; darum segnet dich Gott ewiglich.
Das ganze Wesen und Leben des Herrn Jesu ist wie ein einziges köstliches Kleinod; und all sein Wirken und Wandeln ist ein einziger vollendeter Siegelabdruck. Er ist ganz und gar vollkommen; nicht bloß in all seinen verschiedenen Teilen, sondern als ein herrliches, alles überstrahlendes Ganzes. Sein heiliges Gemüt ist nicht eine wirre Masse von schönen Farben, nicht ein Haufen edler Steine, die ohne alle Ordnung und Sorgfalt aufeinander gelegt sind; Er ist ein Bild voller Schönheit und ein Brustschildlein voller Herrlichkeit. In Ihm ist alles, „was lieblich, was wohl lautet, was etwa ein Lob.“ am rechten Ort, und dient sich gegenseitig zum Schmuck. Nicht ein einziger Zug in seinem herrlichen Wesen tritt auf Kosten der andern hervor, sondern Er ist ganz lieblich, ganz lieblich ist Er. O Jesu! Deine Macht, Deine Gnade, Deine Gerechtigkeit, Deine Zärtlichkeit, Deine Wahrheit, Deine Hoheit und Deine Unwandelbarkeit machen einen solchen Menschen, oder vielmehr solch einen Gottmenschen aus, daß weder Himmel noch Erde je etwas Ähnliches gesehen haben. Deine Kindheit, Deine Ewigkeit, Deine Liebe, Dein Sieg, Dein Tod und Deine Unsterblichkeit sind alle zusammen in einen großen Prachtteppich verwoben, der weder Naht noch Risse hat. Du bist Wohllaut ohne Mißton; Du bist mannigfaltig und doch nicht zerteilt; Du bist alles und doch nicht uneins. Gleichwie sich die Gesamtheit aller Farben vereint zu einem herrlichen, harmonischen Regenbogen, so begegnen sich alle Schönheiten Himmels und der Erde in Dir und verschmelzen sich so wunderbar, daß überall nichts Dir gleich ist; ja, wenn alle Tugenden der Alleredelsten in ein Bündlein zusammengebunden würden, so hielte es von ferne noch nicht den Vergleich aus mit Dir, Du Spiegel aller Vollkommenheit. Du bist gesalbt mit dem heiligen Öl aus Myrrhen und Kezia, das dein Gott für Dich allein aufbewahrt hat; und Dein Duft ist wie der heilige Weihrauch; seinesgleichen kann niemand wieder mengen, mit aller Apothekerkunst; jede Spezerei ist Wohlgeruch, aber das Ganze ist ein göttliches Meisterwerk. (Charles Haddon Spurgeon)

45:3 Gürte dein Schwert an deine Seite, du Held, und schmücke dich schön!

45:4 Es müsse dir gelingen in deinem Schmuck. Zieh einher der Wahrheit zugut, und die Elenden bei Recht zu erhalten, so wird deine rechte Hand Wunder vollbringen.2)

45:5 Scharf sind deine Pfeile, daß die Völker vor dir niederfallen; sie dringen ins Herz der Feinde des Königs.

45:6 Gott, dein Stuhl bleibt immer und ewig; das Zepter deines Reiches ist ein gerades Zepter.

45:7 Du liebest die Gerechtigkeit und hassest gottlos Wesen; darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl mehr denn deine Gesellen.
Zürnet und sündiget nicht. Es kann kaum etwas Gutes in einem Menschen sein, wenn er sich nicht über die Sünde erzürnt; wer die Wahrheit lieb hat und aus der Wahrheit ist, haßt alle falschen Wege. Wie haßte doch unser Herr Jesus die Versuchung so tief, wenn sie sich Ihm nahte! Dreimal stürmte sie in jedesmal andrer Gestalt auf Ihn ein, und jedesmal trat Er ihr mit dem Wort entgegen: „Hebe dich weg von mir, Satan!“ Er haßte das gottlose Wesen in andern; und das nicht um so weniger von ganzem Herzen, wenn Er auch diesen Haß öfter in Tränen des Mitleids, als in Worten des Vorwurfs ausdrückte; und dennoch könnte keine Sprache strenger, Eliasgleicher sein, als die Worte: „Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset, und wendet lange Gebete vor.“ Er haßte die Sünde so sehr, daß Er sein Herzblut vergoß, um sie auf den Tod zu verwunden; Er litt den Tod, um sie zum Tode zu bringen; Er ward begraben, damit Er sie mit begraben möchte in seiner Gruft; und Er erstand vom Tode wieder, damit Er sie auf ewig möchte unter seine Füße treten. Christus ist uns im Evangelium geschenkt, und dies Evangelium ist dem gottlosen Wesen in jeder Gestalt abhold und widersteht demselben. Die Gottlosigkeit schmückt sich mit schönen Gewändern und redet mit heuchlerischer Zunge die Sprache der Heiligkeit; aber Jesu gewaltige Lehre treibt, seiner unsanften Geißel aus Stricken gleich, sie zum Tempel hinaus, und mag sie in seiner Gemeinde nicht dulden. Und so ist auch in einem Herzen, wo Christus wohnt, ein erbitterter Krieg zwischen Christus und Belial! Und wenn unser Heiland uns einst als Richter erscheint, dann werden die donnernden Worte: „Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer“ (die in der Tat nichts andres sind, als die Fortsetzung seiner Lehrvorträge über die Sünde), seinen Abscheu vor aller Gottlosigkeit bezeugen. So warm und innig seine Liebe zu den Sündern ist, so heiß ist sein Haß gegen die Sünde; so vollkommen seine Gerechtigkeit ist, so vollständig wird die Vernichtung jeder Art von Bosheit sein. O Du siegreicher Held im Schmuck der Heiligkeit, Du herrlicher Überwinder des Bösen, „Du liebst Gerechtigkeit und hassest gottloses Wesen, darum hat Dich Gott, Dein Gott, gesalbt, mit Freudenöl, mehr denn Deine Gesellen; Dein Stuhl bleibet immer und ewig.“ (Charles Haddon Spurgeon)

45:8 Deine Kleider sind eitel Myrrhe, Aloe und Kassia, wenn du aus den elfenbeinernen Palästen dahertrittst in deiner schönen Pracht.

45:9 In deinem Schmuck gehen der Könige Töchter; die Braut steht zu deiner Rechten in eitel köstlichem Gold.

45:10 Höre, Tochter, sieh und neige deine Ohren; vergiß deines Volkes und Vaterhauses,

45:11 so wird der König Lust an deiner Schöne haben; denn er ist dein HERR, und ihn sollst du anbeten.
Und wem wird ein so hoher Vorzug zuteil, dem Heiland solche Lust zu bereiten? Seiner Gemeinde, seinem Volk. Aber ist denn das möglich? Er macht ja uns fröhlich, wie aber können wir Ihm zur Lust und Freude sein? Durch unsre Liebe. Ach! wir wissen, daß sie so kalt, so matt ist; und wahrlich, wir müssen traurig bekennen, daß es so ist, und dennoch ist sie unserm Heiland so süß. Höret, wie Er selbst diese Liebe im Hohenlied preist: „Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut; deine Liebe ist lieblicher denn Wein!“ Sieh', liebende Seele, wie Er sich über dich freut. Wenn du mit deinem Haupt an seiner Brust liegst, so empfängst du nicht nur, sondern du gibst Ihm auch Wonne. Wenn du mit Blicken der Liebe sein glorreiches Angesicht betrachtest, dann empfängst du nicht nur Trost, sondern gewährst süßes Entzücken. Auch unser Lob und Preis verursacht Ihm Freude und Lust; nicht der Gesang der Lippen nur, sondern der Wohlklang tief gefühlter Dankbarkeit des Herzens. Auch unsre Gaben sind Ihm unvergleichlich angenehm; wie gern hat Er's, wenn wir unsre Zeit, unsre Kraft, unser Vermögen auf seinen Altar legen, nicht als ob unsre Gabe hohen Wert hätte, sondern wegen der Gemütsstimmung, aus welcher solche Gabe entspringt. Ihm sind die bescheidenen Gaben seiner Heiligen angenehmer, als Tausende von goldenen und silbernen Kostbarkeiten. Heiligkeit des Sinnes gilt Ihm als Weihrauch und Myrrhen. Vergib deinem Feinde, so erfreust du Christum, deinen Herrn; gib den Armen, so bereitest du Ihm Wonne; hilf Seelen für sein Reich gewinnen, so gibst Du Ihm die Frucht seiner Seelenarbeit zu schmecken; bezeuge sein Evangelium, so bist du Ihm eine süße Salbe; gehe unter die Unwissenden und rühme das Kreuz, so bereitest du Ihm Ehre und Preis. Und gerade auch jetzt vermagst du das köstliche Salbenglas zu zerbrechen und die Narde auf sein Haupt auszuschütten, wie vor alters jenes Weib, dessen man eingedenk ist bis auf diesen Tag überall, wo dies Evangelium gepredigt wird. Willst du denn zurückbleiben? Willst du nicht deinen teuren Herrn und Heiland salben mit köstlichem Freudenöl, mit Myrrhen und Aloe und Kezia vom Lobe deines Herzens? Ja, ihr elfenbeinernen Paläste, ihr sollt erschallen vom Lobgesang der Heiligen. (Charles Haddon Spurgeon)

45:12 Die Tochter Tyrus wird mit Geschenk dasein; die Reichen im Volk werden vor dir flehen.

45:13 Des Königs Tochter drinnen ist ganz herrlich; sie ist mit goldenen Gewändern gekleidet.3)
Viele Christen reden vom Kommen des Herrn; aber Heiligkeit ist ihres Hauses Zierde noch nicht. Sie warten nicht und sind daher auch nicht eifrig beflissen, für den Bräutigam fertig zu sein. Oft sind die einfachsten Wahrheiten noch nicht verwirklicht, noch nicht Geist und Leben in ihnen geworden. Ist die Anbetung Gottes im Geiste dein tiefes Bedürfnis? Wohnt in dir der Geist Gottes, in dem allein wir beten können, wie sich's gebührt? Ist das Wort Gottes täglich deine Nahrung? Wandelst du stets vor Gott? Ist es dir zur anderen Natur geworden, alle Anliegen vor den Gnadenthron zu bringen und auf die Entscheidung und Antwort des himmlischen Königs zu warten? Bist du gewohnt, des guten Hirten Stimme zu hören? Ist das zu viel verlangt? Willst du Christus nachfolgen, wo er hingeht, und auf Seine Erscheinung vom Himmel warten? - O vergiss die Heiligung nicht! Nur im weißen Kleide können wir erscheinen vor dem Angesicht Seiner hohen Majestät. Es gibt noch viel zu lernen, zu gewinnen, anzuziehen. Eile, eile, damit du, köstlich angetan, warten kannst auf den Herrn. - O Herr, erhöre und verkläre uns in Dein Bild, komm, in uns zu wohnen, lass uns ohne Unterlass in trautem Umgange mit Dir stehen, regiere das tägliche Leben durch die Macht Deiner Gegenwart. - „Näher, mein Gott, zu Dir, näher zu Dir!“ Das ist der Notschrei der Wartenden. Innerlich Ihm näher zu kommen, Ihm und andern selbstlos zu dienen ist ihr Gebet und Anliegen. „Ziehet an den Herrn Jesum“, heißt es fort und fort in ihrem Herzen. Sie verstehen es, dass dieses Anziehen die Hauptsache ist. Sie werden Ihm dadurch ähnlich. (Markus Hauser)

45:14 Man führt sie in gestickten Kleidern zum König; und ihre Gespielen, die Jungfrauen, die ihr nachgehen, führt man zu dir.

45:15 Man führt sie mit Freuden und Wonne, und sie gehen in des Königs Palast.

45:16 An deiner Väter Statt werden deine Söhne sein; die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt.4)

45:17 Ich will deines Namens gedenken von Kind zu Kindeskind; darum werden dir danken die Völker immer und ewiglich.
Dieser Psalm heißt ein Brautlied, und wird darin nicht allein die Herrlichkeit des himmlischen Bräutigams, sondern auch der Braut Ehre, Würde und Glück auf’s prächtigste zuvor gesagt. Er ist der Schönste unter den Menschenkindern, der Inbegriff alles Edlen, Hohen und Trefflichen, der Brau, d.h. seiner Gemeinde Ruhe und Leben, der sie zum vollkommenen Glück führt; der hoch erhöhete Held, welcher durch Seinen Tod Sünde und Tod überwunden und sich geschmückt hat mit Gerechtigkeit und Gericht. So gelingt Ihm Beides, in seinem himmlischen Waffenschmuck der Wahrheit seines Wortes den Sieg zu verschaffen über allen Lug und Trug der Welt und des Teufels, seine armen, bedrängten Gläubigen zu retten, und alle seine Feinde zu Boden zu werfen; so daß es nimmer und nirgends ein so heilig Regiment giebt, denn seines, das darum auch ein beständig und ewig Regiment ist und sein muß. Dadurch ist alle Traurigkeit in Freude, alles Weinen in Lachen verkehret, und die Braut nimmt fortan Theil an der Ehre ihres Bräutigams. Sie vergißt über Ihn Alles, sie hat nur Augen und Ohren für Ihn, Sein Schmuck ist ihr Schmuck, aus Seiner Gerechtigkeit sind die Kleider gewirkt, die sie trägt, Sein purpurrothes Blut ist das köstlichste Gold, darin sie glänzt. Sie ist sein Werk und sein Bild; darum hat Er Lust an ihrer Schöne, darum soll sie stehen zu seiner Rechten; denn alles, was Sein ist, das ist ihr, seine Ehre ihre Ehre, sein ewiger Ruhm auch ihr Ruhm. O Du Schönster unter den Menschenkindern, gelobet seist Du mit Harfen- und Saitenspiel! Kommst Du auf’s neue zu Deiner Braut? Ach, Deine Braut verlanget nach Dir und sehnet sich nach Deinem Sieg. Gürte Dein Schwerdt und schmücke Dich schön. Deine Hand möge Wunder beweisen unter meinen Feinden; errette mich durch Dein Blut, o Held, und Deine herrliche Macht. Kleide mich wie Deine Braut in das köstliche Gold Deiner Gerechtigkeit. Führe mich zu Dir mit Freude und Wonne und laß mich einst zu Deiner Rechten stehen, in goldene Stücke gekleidet. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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